• Keine Ergebnisse gefunden

EU SPA Vogelschutzgebiet Drömling

Berichte des Landesamtes

für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Halle, Heft 10/2013: 69 – 80

EU SPA Vogelschutzgebiet Drömling

Landesinterne Nr.: SPA0007LSA EU-Nr.: DE 3532 401 Fläche: 15.265 ha Einbezogene Schutzgebiete:

a) nach nationalem Recht NSG0387___Ohre-Drömling (*) LSG0031OK_ Drömling (*) LSG0031SAW Drömling (*) NUP0001LSA Drömling (-) b) nach internationalem Recht FFH0018LSA Drömling (+)

FFH0020LSA Grabensystem Drömling (*) FFH0022LSA Stauberg nördlich Oebisfelde (+)

+ liegt innerhalb des EU SPA; * liegt teilweise innerhalb des EU SPA; - umfasst das gesamte EU SPA und weitere außerhalb liegende Bereiche

Nahezu zwei Drittel des EU SPA wurden durch das im Jahr 2005 verordnete NSG Ohre-Drömling landesrecht-lich gesichert. Der Böckwitz-Jahrstedter und Breiten-roder-Oebisfelder Drömling sowie die Bekassinenwiese sind als Totalreservate (Schutzzone I - Kernzone) ausge-wiesen. Das EU SPA liegt außerdem nahezu vollständig innerhalb des Landschaftsschutzgebietes Drömling und des gleichnamigen, seit 1990 bestehenden, Natur-parks. Die am 18.05.2010 verabschiedete Biodiversitäts-strategie des Landes Sachsen-Anhalt sieht vor, mit der Umsetzung des Naturschutzgroßprojektes „Drömling“

die Voraussetzungen für eine Ausweisung des Natur-parks Drömling als Biosphärenreservat zu schaffen und eine UNESCO-Anerkennung anzustreben.

Naturräumlich betrachtet liegt das EU SPA im atlan-tisch geprägten Weser-Aller-Tiefland, wo es die Natur-raum- und Landschaftseinheit Drömling bildet. Sehr kleine Flächenanteile entfallen im Nordosten auf die Klötzer Heide sowie am Südrand auf das Ostbraun-schweigische Flachland. In der flachen Drömlingsniede-rung werden nur Höhen um 55-58 m über NN erreicht.

Auch die umliegenden pleistozänen Hochflächen erhe-ben sich nur 10-30 m höher aus der Landschaft. Über der beckenförmig liegenden, bis zu 30 m mächtigen Grundmoräne der Elster-Kaltzeit liegen dicke Schichten pleistozäner, in den Niederungen v. a. saale- und weich-selkaltzeitlicher Talsande (SEELIG et al. 1996). Der Dröm-ling war Teil des Breslau-Magdeburger Urstromtales.

Zum Ende der Eiszeit bildete sich hier ein See, dessen Versumpfung und Verlandung noch in der Weichsel-Kaltzeit einsetzte. Durch Torfakkumulation entstand ein bis zu 2 m mächtiges großflächiges Niedermoor.

Die durch Erosion entstanden Talsandinseln, die auch als Horste bezeichnet werden und das Gebiet zusätzlich Gebietsbeschreibung

Das EU SPA Vogelschutzgebiet Drömling, im Nordwes-ten des Landes Sachsen-Anhalt gelegen, umfasst eine Fläche von 15.265 ha. Es erstreckt sich von Calvörde entlang der Ohre und ihrer zuführenden Gräben nach Nordwesten. Bis Pieplockenburg bildet der Mittelland-kanal die südliche Grenze des EU SPA, dann setzt sich das Schutzgebiet über diesen hinaus bis zum Land-graben bzw. der Bahnlinie bei Bösdorf und weiter mit unregelmäßigem Grenzverlauf über Mannhausen, Bös-dorf, Bergfriede und Breitenrode bis zur niedersächsi-schen Landesgrenze fort, die die Westgrenze des EU SPA in Sachsen-Anhalt bildet. Auch auf niedersächsi-scher Seite ist der Drömling als EU SPA ausgewiesen.

Die West-Ost-Ausdehnung des Schutzgebietes beträgt in Sachsen-Anhalt ca. 27 km. Die Nordgrenze folgt dem Verlauf der Grabensysteme und ist daher stark aufge-gliedert. Teilweise grenzt das EU SPA Feldflur bei Kusey direkt an. Bereits außerhalb des EU SPA befinden sich Mieste, Dannefeld, Köckte, Röwitz und Kunrau. Inner-halb des Schutzgebietes befinden sich Gehöfte und mit Buchhorst, Miesterhorst und Krügerhorst auch einige Siedlungen. Das EU SPA wird von der stark befahrenen Bundesstraße B188 sowie von der ICE-Trasse Hannover - Berlin durchquert.

Als Vogelschutzgebiet an die EU-Kommission gemel-det wurden einzelne Teile des Drömlings (südlicher Drömling/Ohre sowie nördlicher/Böckwitz-Jahrstedter/

Breitenroder-Oebisfelder Drömling) bereits 1992 (DORN

-BUSCH et al. 1996). Im Jahr 2000 wurde das EU SPA auf die heutige Flächengröße erweitert und als eine kompakte Fläche abgegrenzt. Drei FFH-Gebiete, die den nordwest-lichen und südnordwest-lichen Drömling sowie große Anteile des Grabensystems im übrigen Gebiet umfassen, befinden sich ganz bzw. zum größten Teil innerhalb des EU SPA.

Allgemeine Angaben

EU SPA Vogelschutzgebiet Drömling

EU SPA Vogelschutzgebiet Drömling – Lage und Lebensraumausstattung.

Blick über eine der Kernzonen des EU SPA, den Böckwitz-Jahrstedter Drömling (Foto: S. Ellermann).

Binnengewässer Acker Grünland Feuchtgrünland Laubwald Nadelwald Gebüsch/Vorwald

Laubholz- und Gehölzkulturen anthropogen überformte Biotope

EU SPA Vogelschutzgebiet Drömling Tab. 23: Übersicht über die aktuellen Revierzahlen der wertgebenden

Arten nach o. a. Quellen im Vergleich zu den Daten aus KRATZSCH & PATZ -AK (2010) und den Daten im Standarddatenbogen. Angegeben ist ferner der Anteil am Gesamtbestand im Land Sachsen-Anhalt (ausgedrückt als Prozentsatz des geschätzten Maximalbestandes nach DORNBUSCH et al.

[2007], aktualisiert).

Art

Revier-zahl Anteil am

Schwarzstorch BZB - BZB 1-5

Weißstorch 14 2,4 14 11-50

Wespenbussard 5 1,7 5 6-10

Schreiadler 0 0 0 1-5

Wiesenweihe 2 3,6 2 1-5

Rohrweihe 4 0,3 4 11-50

Rotmilan 30 1,2 30 11-50

Schwarzmilan 12 0,8 12 11-50

Seeadler 1 2,6 1 1-5

Kranich 19 6,3 19 6-10

Wachtelkönig 9 3,3 3 6-10

Tüpfelsumpfhuhn 3 10 3 1-5

Sumpfohreule 1 25 1 1-5

Eisvogel 5 0,7 5 6-10

Grauspecht 0-1 0,2 0

-Schwarzspecht 26 0,7 26 11-50

Mittelspecht 11 0,3 11 6-10

Neuntöter 494 2,7 494 251-500

Heidelerche 21 0,2 21 11-50

Sperbergrasmücke 28 1,4 28 51-100

Ortolan 39 0,8 39 51-100

Rote-Liste-Arten (Kategorie 1 und 2)

Knäkente 2 1,3 2 6-10

Rebhuhn 23 0,9 23

-Kiebitz 63 4,5 63 51-100

Großer Brachvogel 20 28,6 15 11-50

Bekassine 110 31,4 110 101-250

Wiedehopf 1 1,1 1

-Schilfrohrsänger 133 16,6 133 11-50

Drosselrohrsänger 39 1,6 39

-Weitere bemerkenswerte Arten

Graugans 5 0,2 5

-Schnatterente - - - 1-5

Krickente 3 6,7 3

-Wachtel 17 0,4 17 11-50

Zwergtaucher 10 1 10

-Graureiher 37 3,1 - 51-100

Habicht 3 0,4 3

-Sperber 1 0,1 1

-Mäusebussard 90 1,3 90

-Baumfalke 5 1,2 5 1-5

Turmfalke 8 0,2 8

-Wasserralle 12 1,2 12

-Schleiereule 4 0,2 4

-Wendehals 5 0,2 5 51-100

Pirol 159 1,6 159

-Raubwürger 10 1,2 10

-Beutelmeise 20 2,9 20

-Schlagschwirl 67 9,6 67 51-100

Rohrschwirl 8 1,8 8 6-10

Teichrohrsänger 284 1,9 284

-Braunkehlchen 100 1,4 100 501-1000

Wiesenpieper 299 8,5 299 501-1000

Schafstelze - - - 501-1000

Karmingimpel 7 70 7

-Grauammer 4 0,08 4

-strukturieren, waren von der Torfbildung aus-genommen (SEELIG et al. 1996). Die Drömlings-niederung ist durch ganzjährigen Wasserzu-fluss aus den Endmoränen der Altmarkheiden mit starken saisonalen Abflussschwankungen charakterisiert. Es herrschen daher grundwas-serbeeinflusste Böden, wie Niedermoorböden, Gleye und Anmoorgleye vor. Im Drömling befin-det sich eine Wasserscheide zwischen dem Ein-zugsgebiet der Elbe, in das die durchfließende Ohre und ihre Zuflüsse entwässern, und dem Einzugsgebiet der Weser, das im Gebiet durch die Aller und ihre Zuflüsse gespeist wird.

Bis ins 18. Jahrhundert war die Drömlings-niederung ein unzugängliches Sumpfgebiet.

Infolge des geringen Gefälles der Region waren die Flüsse weit verzweigt und Hochwasser lief nur langsam ab. Auf den vernässten Böden entwickelten sich ausgedehnte Versumpfungs-moore mit Erlen- und Birkenbruchwäldern. Ab 1782 wurde auf Anweisung Friedrichs II. begon-nen, das Gebiet zu entwässern und für die Land-wirtschaft urbar zu machen. Nach diesen ersten Meliorationsmaßnahmen konnte Weide- und Grünlandnutzung betrieben werden. Durch den Ausbau und die Erweiterung bestehender Gräben, Wehre und Schleusen im 19. Jahrhun-dert sowie das Verbessern der Moordamm-kulturen erhielt der Drömling sein heutiges Aussehen mit dem engmaschigen System aus unzähligen Gräben, die das Wasser den größe-ren Gräben wie Friedrichskanal, Wilhelmskanal, Wallgraben, Flötgraben oder den Flüssen direkt zuführen. Entsprechend wird das Gebiet auch als „Land der 1.000 Gräben“ bezeichnet. Beim Bau des Mittellandkanals südlich des EU SPA in den 1930er Jahren wurden zahlreiche Ein-lassbauwerke integriert, damit Hochwasser aus dem Gebiet schneller abgeführt werden kann.

Zudem wurden in der 2. Hälfte des 20. Jahr-hunderts im Zuge der Intensivierung der Land-wirtschaft die Vorfluter ausgebaut, Pumpwerke errichtet und breite Teichgräben angelegt. Das immer weiter ausgebaute Entwässerungssys-tem führte zufließendes Wasser schneller aus dem Gebiet ab, so dass es zum Ausgleich des Wasserdefizits im Sommerhalbjahr nicht mehr verfügbar war. In Verbindung mit Waldrodun-gen und intensiver Weide- und Ackernutzung führte die Melioration in den letzten 200 Jah-ren zum Austrocknen und Schrumpfen des Moorkörpers in weiten Teilen des Drömlings, weshalb die Niedermoordecke heute meist nur noch Mächtigkeiten von 30–80 cm aufweist (BRAUMANN 1993). Derzeit werden etwa 27 % der Fläche des EU SPA, vor allem auf den randlich gelegenen Niederterrassen, als Ackerflächen genutzt, während in den zentralen Bereichen Grünlandnutzung dominiert. Neben intensiv genutzten, artenarmen Wiesen kommen auf den moorigen und anmoorigen Standorten Hochstaudenfluren, Seggenriede, Röhrichte

EU SPA Vogelschutzgebiet Drömling

und Feuchtwiesen vor. Die strukturierten Wiesenflä-chen mit Gräben, begleitenden Gehölzreihen und Wegen bieten vielen Tier- und Pflanzenarten Lebens-raum. Diese Strukturierung ist sehr charakteristisch und prägend für das EU SPA. Die begleitenden Gehölzreihen sind dominiert von Erle, Pappel und Grauweide. Erlen-Bruchwälder sind nur noch kleinflächig zu finden, häu-figer sind dagegen Traubenkirschen-Eschenwälder. Die Talsandinseln, welche aus den feuchteren Böden aufra-gen, sind mit Honiggras-Eichenwäldern oder seltener mit Schmielen-Rotbuchenwäldern bestockt. Auf Grund der großflächigen Rodungen im Zuge der Meliorations-maßnahmen in den letzten Jahrhunderten sind jedoch nur noch wenige Gehölzkomplexe vorhanden.

Bedeutung als Vogelschutzgebiet

Charakteristisch für die Landschaft im Drömling sind die stark durch Grundwassereinflüsse geprägten Wälder sowie die von vielen Gräben durchzogenen Wiesen und Niederungen. Diese ausgesprochen abwechslungsrei-che Landschaft zeichnet sich durch eine enorme tieri-sche und pflanzliche Artenvielfalt aus.

Brutvögel: Eine systematische Ersterfassung der wert-gebenden Brutvögel erfolgte im Drömling im Jahr 2009 durch KRATZSCH & PATZAK (2010). Die dabei gewonnenen Ergebnisse wurden um Daten zum Großen Brachvogel aus FISCHER & DORNBUSCH (2005) und Daten der

Wach-Auch der Bestand des Schilfrohrsängers im EU SPA Vogelschutz gebiet Drömling hat landesweite Bedeutung (Foto: E. Greiner).

Das EU SPA Vogelschutzgebiet Drömling beherbergt landesweit bedeutende Brutbestände unter anderem von Bekassine, Großem Brachvogel, Kranich und Kiebitz (Erfassungsjahr 2009).

EU SPA Vogelschutzgebiet Drömling Sehr charakteristisch für das Gebiet sind die Gräben und Weidensäume der um die Mitte des 19. Jahrhunderts begonnenen

Moordammkultur (Foto: U. Patzak).

Brutvorkommen von Karmingimpel, Raubwürger, Sperbergrasmücke und Weißstorch im EU SPA (Erfassungsjahr 2009).

EU SPA Vogelschutzgebiet Drömling telkönig-Landeserfassung (SCHULZE 2010a) ergänzt und sind in Tab. 23 dargestellt.

Der Drömling stellt für viele Vogelarten ein bedeu-tendes Brutgebiet dar und ist für 8 Brutvogelarten nach Anhang I der EU-VSchRL sogar eines der Top-5-Gebiete in Sachsen-Anhalt. Insgesamt 18 Arten des Anhang I der EU-VSchRL sowie 8 Arten der Rote-Liste-Kategorien

1 und 2 sind hier als Brutvögel vertreten. Viele wertge-bende Arten treten im Drömling mit weitaus höheren Beständen auf als in anderen Gebieten des Landes. Die Ausweisung von Kernzonen als Totalreservat kommt dem Schutz vieler Vogelarten zugute. Auf die von menschlichen Eingriffen unberührten Bereiche des Totalreservates konzentrieren sich daher bedeutende

Für den Weißstorch ist der Drömling mit den umliegenden Orten das mittlerweile einzige kompakte Brutgebiet westlich der Elbe.

Im Herbst sind hier auch Ansammlungen rastender Störche zu beobachten (Foto: E. Greiner).

Die Bekassine brütet fast ausschließlich in der als Totalreservat ausgewiesenen Kernzone im Nordwesten des EU SPA (Foto:

E. Greiner).

EU SPA Vogelschutzgebiet Drömling Brutbestände vieler gefährdeter Arten,

wie Seeadler, Kranich, Wachtelkönig, Tüp-felsumpfhuhn, Wasserralle, Bekassine, Graugans, Krickente, Knäkente, Rohr-schwirl, SchlagRohr-schwirl, Schilfrohrsänger und Karmingimpel (KRATZSCH & PATZAK

2010). Besonders die störungsempfindli-chen Großvogelarten profitieren von der Kernzone. Insgesamt 11 Greifvogelarten konnten im Erfassungsjahr 2009 nach-gewiesen werden, darunter mit Wespen-bussard, Wiesenweihe, Rohrweihe, Rot-milan, Schwarzmilan und Seeadler sechs Arten des Anhang I der EU-VSchRL. Der Drömling stellt damit eines der bedeu-tendsten Brutgebiete für Greifvogelarten in Sachsen-Anhalt dar. Hervorzuheben sind dabei die hohen Bestände von Rot- und Schwarzmilan sowie das Vorkom-men der Wiesenweihe, die ihren Verbrei-tungsschwerpunkt innerhalb des Landes Sachsen-Anhalt im Altmarkkreis Salzwe-del hat (FONGER 2007). Im Jahr 2009 brü-teten 14 Paare des Weißstorchs im Vogel-schutzgebiet Drömling. Zusammen mit den Brutpaaren in den Randorten, die überwiegend im Drömling ihre Nahrung suchen, wird dieses Brutvorkommen als der letzte kompakte Brutbestand west-lich der Elbe bezeichnet. Mit 46 BP im Jahr 2011 umfasst es knapp 10 % des Landesbestands. Vom Schwarzstorch, der früher regelmäßig im Gebiet brütete, gelangen in neuerer Zeit nur Brutzeitbe-obachtungen (SEELIG et al. 1996, GNIELKA

2005). Auch ist der Drömling eines der wenigen Brutgebiete in Sachsen-Anhalt für die Sumpfohreule (SEELIG et al. 1996, KRATZSCH & PATZAK 2010). Der Kranich kommt aktuell mit mehr Brutpaaren vor, als im Standarddatenbogen aufgeführt sind. Bereits ARGE (2007) geben einen Bestand von 10 bis 14 BP an und 2009 konnten sogar 19 BP erfasst werden (KRATZSCH & PATZAK 2010). Die vernässten Wiesen der Niederungslandschaft sind Lebensraum zahlreicher Wiesenvogelar-ten wie Wachtelkönig, Bekassine, Großer Brachvogel, Kiebitz, Braunkehlchen und Wiesenpieper. Im Vergleich zum Landes-bestand treten Bekassine und Großer Brachvogel hier mit bedeutenden Bestän-den auf. Die Bestände des Wachtelkönigs unterliegen starken Schwankungen und liegen zwischen 0 und 9 Revieren (DORN

-BUSCH et al. 1996, WEBER et al. 2003, ARGE 2007, KRATZSCH & PATZAK 2010, SCHULZE

2010a). Viele Vogelarten siedeln auch im Bereich der Schilfröhrichte. Der Schilf-rohrsänger kommt hier mit sehr hohen Beständen vor, womit der Drömling auch für diese Art eines der wichtigsten

Brut-Tab. 24: Übersicht über die Rastbestände der wertgebenden Arten nach o. a.

Quellen im Vergleich zu den Daten aus WEBER et al. (2003), DORNBUSCH et al.

(1996) und den Daten im Standarddatenbogen, getrennt nach Arten des An-hang I und des Art. 4.2 der EU-Vogelschutzrichtlinie. *Tageshöchstzahlen

Art

Singschwan 209 60 50 51-100

Zwergschwan 62 42 20 11-50

Rothalsgans 2 - -

-Weißwangengans 24 2 - 1-5

Zwerggans 2 - -

-Schwarzstorch 3 13 - 11-50

Weißstorch 72 - -

-Fischadler 4 1 - 1-5

Kornweihe 15 15 - 11-50

Wiesenweihe 6 2 -

-Rohrweihe 8 - -

-Schreiadler 1 2 -

-Seeadler 11 0 -

-Merlin 1 1 2 1-5

Wanderfalke 1 1 - 1-5

Kranich 18.000 10.200 1.000 > 10.000

Großtrappe 1 - -

-Tüpfelsumpfhuhn mind. 6 1 -

-Goldregenpfeifer 6.400 12.660 800 > 10.000

Pfuhlschnepfe 16 - -

-Bruchwasserläufer 41 128 130 101-250

Kampfläufer 30 36 40 11-50

Schwarzkopfmöwe 1 - -

-Raubseeschwalbe 5 - -

-Weißbart-Seeschwalbe 15 - -

-Trauerseeschwalbe 22 1 - 1-5

Flussseeschwalbe 30 - -

-Küstenseeschwalbe 2 - -

-Raufußkauz 1 - -

-Sumpfohreule mind. 2 5 - 1-5

Grauspecht - 1 - 1-5

Blaukehlchen 2 - -

-Art. 4.2-Arten

Höckerschwan 209 - -

-Ringelgans 4 - -

-Saatgans 22.000 - 15.000 1.001-10.000

Blässgans 6.000 - 5.000 1.001-10.000

Graugans 1.200 - - 501-1.000

Kurzschnabelgans 5 - -

-Schnatterente 35 - - 51-100

Pfeifente 500 - 100 51-100

Krickente 450 - -

-Stockente 3.100 - -

-Spießente 200 - 50 11-50

Knäkente 25 - - 101-250

Löffelente 59 - 80 51-100

Tafelente 182 - -

-Kolbenente 10 - -

-Reiherente 100 - -

-Schellente 20 - -

-Gänsesäger 36 - 40 11-50

Zwergtaucher 20 - -

-Haubentaucher 22 - -

-EU SPA Vogelschutzgebiet Drömling

Schwarzhalstaucher 4 - -

-Kormoran 563 - -

-Graureiher 110 - -

-Raufußbussard mind. 1 - 10 11-50

Rotfußfalke 1 - -

-Blässhuhn 400 - -

-Teichhuhn 11 - -

-Austernfischer 3 - -

-Kiebitz 25.000 - 20.000 1.001-10.000

Flussregenpfeifer 12 - -

-Regenbrachvogel 17 - -

-Großer Brachvogel 30 - - 51-100

Uferschnepfe 3 - -

-Waldschnepfe 15 - -

-Zwergschnepfe 1 - -

-Bekassine 220 - -

-Flussuferläufer 7 - -

-Dunkler Wasserläufer 6 - -

-Rotschenkel 30 - - 11-50

Grünschenkel 18 - -

-Waldwasserläufer 6 - -

-Temminckstrandläufer 4 - -

-Alpenstrandläufer 8 - -

-Lachmöwe 237 - -

-Sturmmöwe 100 - -

-Silbermöwe 70 - -

-Weißflügel-Seeschwalbe 15 - -

-Ringeltaube 4.000 - -

-Star 21.000 - -

-Misteldrossel 100 - -

-Wacholderdrossel 10.000 - -

-Singdrossel 300 - -

-Rotdrossel 1.500 - -

-Seidenschwanz 140 - -

-Berghänfling 200 - -

-Tab. 25: Übersicht über die Erfüllung der IBA-Kriterien im EU SPA Vogelschutzgebiet Drömling.

Art IBA-Kriterien

Saatgans A4i, B1i, C3

Weißstorch C6

Wiesenweihe C6

Rotmilan C6

Kranich A4i, B1i, B1iv, C2, C5, C6

Tüpfelsumpfhuhn C6

Kiebitz A4i, B1i, C3

Sumpfohreule C6

Neuntöter C6

Ortolan C6

Allgemeingültige Kriterien A4iii, C4, C7

gebiete Sachsen-Anhalts darstellt. Drosselrohrsänger, Rohrschwirl und Schlagschwirl treten hier ebenfalls in hoher Dichte auf. Im Totalreservat Böckwitz-Jahr-städter Drömling konnte 2009 das Tüpfelsumpfhuhn mit 3 Revieren festgestellt werden. Diese Art ist ein unregelmäßiger Brutvogel im Drömling (KRATZSCH &

PATZAK 2010). Neben den Greifvogelarten bieten die Waldgebiete im Drömling auch einen Lebensraum für Grauspecht, Schwarzspecht und Mittelspecht sowie in

den Randlagen für die Heidelerche. Der Bestand des Neuntöters hat im Dröm-ling eine Dichte, die viermal so hoch wie der Landesdurchschnitt ist (KRATZSCH &

PATZAK 2010). Von den seltenen weniger gefährdeten Arten ist der Karmingimpel hervorzuheben, für den der Drömling das wichtigste Brutgebiet Sachsen-Anhalts darstellt. Laut FISCHER & DORNBUSCH (2008) ist der Drömling stetiger durch den Kar-mingimpel besiedelt als alle anderen Gebiete des Landes. Mit 7 BP, allesamt im Totalreservat, wird hier außerdem der landesweit höchste Bestand dieser Art erreicht (KRATZSCH & PATZAK 2010).

Rastvögel: Zur Ermittlung der Zug- und Rastvogelbestände wurden vorhandene Daten der Wasservogelzählung, aus orni-thologischen Jahresberichten (WELK &

BRAUMANN 2003, BRAUMANN & BRAUMANN

2004, 2005, BRAUMANN et al. 2006, NIEBEL &

BRAUMANN 2007, NIEBEL 2008), der Landes-erfassung der Schwäne (SCHULZE 2012b) und der Rastbestände des Kranichs (PSCHORN & SCHEIL 2011) sowie der laufen-den Rastvogelerfassungen im Naturpark Drömling ausgewertet und zusammenge-fasst. Die maximal erfassten Rastbestände der Jahre 2003 bis 2011 sind in Tab. 24 dargestellt.

Die weite Niederungslandschaft im Drömling hat als Rast- und Überwinte-rungsgebiet für eine Vielzahl von Watvö-geln, Gänsen, Enten sowie für den Kranich eine große Bedeutung (SEELIG et al. 1996).

Hier rasten alljährlich weit mehr als 20.000 Wasservögel. Für Saatgans, Kranich und Kiebitz stellt der Drömling ein Schlüsselgebiet dar, in dem zur Zugzeit mehr als 1 % der Flyway-Population rasten. Die maximal festgestellte Tageshöchstzahl von 22.000 Individuen der Saatgans liegt deutlich über der im Standarddatenbogen und bei WEBER et al. (2003) genannten Zahl. Auch für den Kiebitz sind mit maximal 25.000 Individuen aktuell höhere Rastbestände zu ver-zeichnen, als in den oben genannten Quellen angege-ben. Bemerkenswert ist auch das Rastvorkommen des Goldregenpfeifers mit bis zu 6.400 Individuen. Im Stan-darddatenbogen wird sogar ein Rastbestand von mehr als 10.000 Individuen genannt. Der Rastbestand an Sil-berreihern ist ebenfalls erwähnenswert, zumal die Art im Standarddatenbogen bisher nicht aufgeführt war.

In Tab. 25 ist eine Übersicht über die Erfüllung der IBA-Kriterien im Drömling dargestellt, an Hand derer die herausragende Bedeutung des EU SPA als Vogelschutz-gebiet, sowohl für Brutvögel als auch für Zug- und Rast-vögel, zu erkennen ist.

Schutz- und Erhaltungsziele

Das EU SPA Vogelschutzgebiet Drömling ist laut Stan-darddatenbogen als Lebensraum für Vogelarten nach

EU SPA Vogelschutzgebiet Drömling Anhang I und nach Artikel 4.2 der EU-VSchRL zu

erhal-ten. Als vorläufige Schutz- und Erhaltungsziele für das Gesamtgebiet wurden definiert (LANDESAMTFÜR UMWELT

-SCHUTZ, Stand 11/2009):

Erhaltung des Gebietes, insbesondere der Habitat-

und Strukturfunktionen der Lebensräume der im Gebiet vorkommenden Vogelarten (Anhang I-Arten und Arten nach Art. 4.2 EU-VSchRL).

Erhaltung und Entwicklung unterschiedlich intensiv

genutzter Grünlandstandorte zur Gewährleistung einer ausreichenden Nahrungsgrundlage für beson-ders geschützte Vogelarten, insbesondere Greifvögel und Weißstorch.

Erhaltung und Entwicklung großflächiger,

insbeson-•

dere für den Vogelschutz bedeutende Feuchtgebiets-komplexe, Wiesen und Weiden, die als Weißstorch-Nahrungshabitat und Wiesenvogel-Lebensraum, unter anderem für Wiesenweihe, Sumpfohreule, Wachtelkönig (Anhang I) sowie Großen Brachvogel, Uferschnepfe, Bekassine, Kiebitz (Art. 4.2) oder andere schutzbedürftige Arten bedeutend sind.

Erhaltung und Entwicklung von Brutplätzen für

Bodenbrüter.

Erhaltung und Entwicklung von feuchten

Laubwäl-•

dern als Lebensraum für Schwarzstorch, Kranich, Wes-penbussard, Schreiadler und Seeadler (Anhang I).

Erhaltung und Entwicklung der Lebensräume für

Gebüsch und Baumhöhlen bewohnende Vögel.

In der Verordnung über das NSG Ohre-Drömling (LVWA 2005) wird der Schutzzweck für das ca. zwei Drittel der Fläche des EU SPA umfassende NSG festgesetzt. In der NSG-Verordnung ist im Hinblick auf die beabsichtig-ten Schutzziele auch die Zonierung des NSG in vier räumlich klar abgegrenzte Schutzzonen (Kernzone, Nässe-, Erhaltungs- und Verbindungszone) festge-schrieben. Im NSG als ökologisch und landschaftsäs-thetisch besonders wertvollem Ausschnitt des sach-sen-anhaltischen Drömlings sind die Eigenart, Vielfalt und Schönheit der Ausprägung von Natur und Land-schaft zu erhalten und in der Schutzzone I (Kernzone) einer natürlichen Entwicklung zu überlassen. Die Fest-setzung des NSG, das zentraler Bestandteil des Groß-schutzgebietes Drömling ist, erfolgt insbesondere zur Erhaltung, Wiederherstellung und Entwicklung der Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes im gesamten Drömling. Dazu werden in den Schutzzonen I und II die Erhaltung des Niedermoorkörpers (einschließlich der Einstellung der dafür notwendigen Wasserstände) sowie allgemein die Erhaltung der offenen Wiesen und Weiden durch standortangepasste Landwirt-schaft angestrebt. Zudem ist das NSG eines der

euro-Die weite Niederungslandschaft des EU SPA Vogelschutzgebiet Drömling hat als Rast- und Überwinterungsgebiet einer Vielzahl von Zugvogelarten eine sehr hohe Bedeutung. Dargestellt sind die Rastvorkommen der Jahre 2003-2011.

EU SPA Vogelschutzgebiet Drömling

paweit bedeutendsten Durchzugs- und Rastgebiete für Vogelarten und als wichtiger Besiedlungsschwer-punkt der Ostzieher-Population des Weißstorches von besonderem Wert.

Der gebietsspezifische Schutzzweck zielt auf groß-flächige Renaturierung von Niederungswäldern und Mooren, Erhaltung der durch grundwasserbeeinflusste Standorte geprägten Kulturlandschaft sowie der natur-nahen Ökosysteme der Nass- und Feuchtstandorte und Gewässerstrukturen, Erhöhung der Wasserrückhaltung, Vermeidung von Nährstoffüberschüssen, Erhaltung bzw. Verbesserung der Gewässergüte und der ökolo-gischen Durchgängigkeit der Fließgewässer, Erhaltung naturnaher Böden und von Moordammkulturen,

Der gebietsspezifische Schutzzweck zielt auf groß-flächige Renaturierung von Niederungswäldern und Mooren, Erhaltung der durch grundwasserbeeinflusste Standorte geprägten Kulturlandschaft sowie der natur-nahen Ökosysteme der Nass- und Feuchtstandorte und Gewässerstrukturen, Erhöhung der Wasserrückhaltung, Vermeidung von Nährstoffüberschüssen, Erhaltung bzw. Verbesserung der Gewässergüte und der ökolo-gischen Durchgängigkeit der Fließgewässer, Erhaltung naturnaher Böden und von Moordammkulturen,