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Leistungsindikatoren in den analysierten Betrieben

5 Empirische Analyse zur leistungsorientierten Entlohnung in der Landwirtschaft110

5.4 Lohngestaltung in den untersuchten Betrieben

5.4.2 Leistungsindikatoren in den analysierten Betrieben

Die befragten Betriebsleiter verwenden verschiedene Leistungsindikatoren zur Bemessung von Leistungszulagen oder Prämien. Die folgenden Tabellen (vgl. Tabelle 22 bis Tabelle 24) zeigen, welche Indikatoren im Ackerbau, in der Milchproduktion und in der Schweineproduktion eingesetzt werden. Eine ausführliche Diskussion der Leistungskennzahlen und Handlungsempfehlungen für die Praxis finden sich jedoch in Kapitel 6. Die Prozentangaben beziehen sich immer auf die Betriebsleiter, die leistungsorientierte Entlohnungssysteme im jeweiligen Betriebszweig anwenden.

LANDWIRTSCHAFT

TABELLE 22:LEISTUNGSINDIKATOREN IM ACKERBAU

Arbeitsleistung (z.B. Druschleistung, gepflügte Fläche/h) 48,4 %

Sorgfältiger Umgang mit Maschinen 35,5 %

Reparaturkosten 29 %

Deckungsbeitrag des Betriebszweigs 25,8 %

Maschinenkosten 22,6 %

Hektarerträge 21 %

Sparsamer Einsatz von Pflanzenschutzmitteln 1,6 % Quelle: Eigene Erhebung, Betriebsleiterbefragung, Mehrfachantworten möglich, N=62

48,4 % der Betriebsleiter machen die leistungsorientierte Entlohnung an der Quantität der Arbeitsleistung, wie z.B. der Druschleistung in t/h oder der gepflügten Fläche/h fest.

Eine besondere Rolle spielen in den untersuchten Betrieben Ersparnisprämien. So orientieren sich bei der Bemessung von Prämien 22,6 % der Betriebsleiter an den Maschinen- und 29 % an den Reparaturkosten. D.h., wenn ein gewisses Budget an Maschinenunterhaltungskosten pro Jahr unterschritten wird, erhalten die Mitarbeiter einen Teil davon.

Auch der sparsame Einsatz von Diesel, gemessen in Litern, wird in einigen Betrieben zusätzlich belohnt. Ausführungen zu den Anwendungsvoraussetzungen dieses Leistungsindikators finden sich in Kapitel 6.2.1. In einigen Betrieben erhalten die Mitarbeiter ein so genanntes Werkzeuggeld. Beispielsweise erhalten die Mitarbeiter 40 € Werkzeuggeld bei vorhandener Grundausstattung. Wenn nichts verloren geht, dürfen sie das Werkzeuggeld behalten. Die Gewährung von Werkzeuggeld wird von einem mündlich befragten Betriebsleiter einer Agrargenossenschaft sehr kritisch gesehen. Seiner Meinung nach ist diese Art der Ersparnisprämie noch zu kompliziert zu berechnen und würde den Betriebserfolg nicht wesentlich beeinflussen. Es sei wichtig, auf die Stellen vor und nicht nach dem Komma zu achten (Betriebsleiter A). Dies verdeutlicht das nachfolgende Zitat:

„Wenn mein Angestellter im Milchviehstall sehr gute Leistung bringt, ist es mir egal, ob er dafür zwei Schippen und drei Besen verbraucht hat.“ (Betriebsleiter A).

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Zur Vermeidung von durch Nachlässigkeit entstandene Schäden erhalten die Mitarbeiter in einem Betrieb eine Prämie von 1.000 €/Jahr. Arbeiten sie nachlässig, so wird der daraus resultierende Schaden von dieser Summe abgezogen.

Qualitätsprämien werden in den untersuchten Betrieben zum Beispiel für die Silagequalität oder die Anerkennung von Vermehrungskartoffeln gewährt. Das erste Beispiel verdeutlicht die Problematik der innerbetrieblichen Wechselbeziehungen zwischen verschiedenen Betriebszweigen. Durch die Berücksichtigung der Silagequalität wird im oben genannten Beispiel das Verantwortungsbewusstsein der Mitarbeiter in der Grundfutterbergung und –bereitung und das Bewusstsein für die Konsequenzen einer guten Futterqualität in der Milchviehhaltung gestärkt.

In einem Teil der analysierten Betriebe werden bei der Entlohnung von Führungskräften im Ackerbau der sparsame Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und die Einhaltung agrotechnischer Termine26 zusätzlich honoriert.

Die befragten Betriebsleiter beteiligen ihre Mitarbeiter darüber hinaus am Erfolg des Betriebszweiges. Sei es durch Prämien, die sich am Hektar-, am Reinertrag oder Deckungsbeitrag des Betriebszweigs orientieren, oder durch zusätzliche Beiträge zur Altersversorgung, die vom Betriebsergebnis abhängen.

26 Die Einhaltung „agrotechnischer“ Termine wurde von einem Betriebsleiter als weiterer Leistungsindikator genannt. Unter dem Begriff ist die termingerechte Durchführung pflanzenbaulicher Maßnahmen zu verstehen.

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TABELLE 23:LEISTUNGSKRITERIEN IN DER MILCHPRODUKTION

Milchqualität 77,6 %

Milchleistung 65,7 %

Reproduktionsrate 20,9 %

Zellzahlen 47 %

Tierarztkosten 14,9 %

Kälberverluste 43,3 %

Zwischenkalbezeit 11,9 %

Deckungsbeitrag des Betriebszweigs 9 %

Grundfutterleistung 1,5 %

Quelle: Eigene Erhebung, Betriebsleiterbefragung, Mehrfachantworten möglich, N=67

In der Milchproduktion ist die Milchqualität das häufigste Leistungskriterium (77,6 %), gefolgt von der Milchleistung (65,7 %) und den Zellzahlen (47 %).

Neben Milchqualität und –leistung ist die Höhe der Kälberverluste ein häufiges Kriterium zur Bemessung von Prämien, sie wurde von 43,3 % der Betriebsleiter genannt.

Außerdem werden Fruchtbarkeitsparameter wie die Reproduktionsrate (20,9 % der Betriebsleiter), die Zwischenkalbezeit (11,9 %), der Besamungsindex, die Trächtigkeitsrate und die Brunstbeobachtung zur Bemessung von Prämien herangezogen. Die letzten drei Parameter nannten die Betriebsleiter unter der Antwortmöglichkeit „Sonstiges“

Als Leistungsindikator für die Tiergesundheit, der in die Bezahlung einfließt, wird die Höhe der Tierarztkosten von 14,9 % der Betriebsleiter genannt.

Die Grundfutterleistung der Tiere spielt als Bemessungsgrundlage für Leistungslöhne keine bedeutende Rolle (1,5 %). Unter der Antwortkategorie „Sonstiges“ nannten die Betriebsleiter die Qualität der Fütterung gemessen am Harnstoffwert, Ordnung und Sauberkeit und saubere Siloanschnittsflächen.

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In einem Betrieb wird die Höhe der Prämie genauer spezifiziert: Die Mitarbeiter erhalten zum Grundlohn einen Zuschlag von einem Euro, der sich in Abhängigkeit von Totgeburten, Milchmenge, -qualität und Tierarztkosten ergibt.

9 % der Betriebsleiter nehmen den Deckungsbeitrag des Betriebszweiges als Grundlage einer zusätzlichen Entlohnung und einige Mitarbeiter werden auch am Betriebsergebnis beteiligt.

Wie auch im Ackerbau werden für die Mitarbeiter der Milchproduktion zum Teil Beiträge zur Altersversorgung in Abhängigkeit vom Betriebsergebnis geleistet.

TABELLE 24:LEISTUNGSKRITERIEN IN DER SCHWEINEPRODUKTION

Aufgezogene Ferkel/Sau/Jahr 83,3 %

Ferkelverluste 30,4 %

Futterkosten 13,0 %

Tägliche Zunahmen 8,7 %

Magerfleischanteil 4,3 %

Quelle: Eigene Erhebung, Betriebsleiterbefragung, Mehrfachantworten möglich, N=24

In der Sauenhaltung ist die Anzahl der aufgezogenen Ferkel pro Sau und Jahr das häufigste Kriterium zur Bemessung von Leistungslöhnen. Dies nannten 83,3 % der Betriebsleiter. Als weiterer Bezugszeitraum für die Anzahl der abgesetzten Ferkel wird noch der Monat oder das Quartal verwendet. Kürzere Zeiträume als Bemessungsgrundlage haben den Vorteil, dass Handlung und Ergebnis für die Mitarbeiter besser abzusehen sind, so dass Verhaltensveränderungen schneller vorgenommen werden können. Ein möglicher Nachteil ist, dass Schwankungen in der Leistung der Tiere sich zwar im Mittel des Jahres nivellieren, sie aber im betreffenden Monat bzw. dem Quartal direkt auf den Mitarbeiter wirken, auch wenn sie nicht durch eine schlechte Arbeitsleistung begründet sein müssen. Ein weiterer Parameter ist die Anzahl der verkauften Ferkel pro Sau und Jahr. Mit 30,4 % der Nennungen folgen die Ferkelverluste als wichtiges Leistungskriterium. Als Kriterium für die Güte des Herdenmanagements werden die Umrauscher pro Sau und Quartal herangezogen.

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In der Mastschweinehaltung sind außerdem die Futterkosten von Bedeutung (13 % der befragten Schweinehalter) sowie der Magerfleischanteil und die Zunahmen pro Tag nach ausgestallten Abteilungen.

Die Anzahl der verkauften Schweine und die Erfüllung von QS sind ein weiteres Leistungskriterium in den untersuchten Betrieben.

Wie auch im Ackerbau und in der Milchproduktion wird ein Teil der Mitarbeiter am Betriebszweig- oder Gesamtbetriebsergebnis beteiligt.