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6 Handlungsempfehlungen für die landwirtschaftliche Praxis

6.2 Indikatoren für Leistungslöhne in der Landwirtschaft

6.2.1 Leistungsindikatoren für den Ackerbau

Die Tabelle 31 zeigt mögliche Leistungsindikatoren im Ackerbau entlang des Produktionsprozesses auf. Produktionsverfahren im Ackerbau beginnen mit der Aussaat und enden in der Regel mit der Bodenbearbeitung. Es ist zu diskutieren, ob die Bodenbearbeitung am Anfang des Produktionsprozesses oder am Ende steht. Aufgrund der zunehmenden Bedeutung von Direktsaatverfahren wird sie im zeitlichen Ablauf als letzter Verfahrensschritt aufgeführt, da die Bodenbearbeitung gegebenenfalls auch entfallen kann. Die Tabelle ist wie folgt gegliedert. Für jeden Arbeitsschritt ist ein Indikator aufgeführt, der als Basis für ein Leistungslohnsystem verwendet werden könnte. Es werden dann die für die Verwendung des Indikators notwendigen Kontrollen, betrieblichen Voraussetzungen und potentiellen Fehlanreize aufgeführt.

Eine Einschätzung der zur Kontrolle der Leistungsindikatoren notwendigen Transaktionskosten und die Störanfälligkeit der Arbeitsqualität erfolgt im Anschluss.

Die Leistungsindikatoren werden dann nach ihrer Vorzüglichkeit rangiert.

TABELLE 31:LEISTUNGSINDIKATOREN FÜR DEN ACKERBAU NACH ARBEITSSCHRITTEN

Bewertung von

Arbeits-schritt Indikator Notwendige Kontrollen Betriebliche

Voraussetzungen Mögliche Fehlanreize

(exemplarisch) Höhe der

Aussaat ha/Zeiteinheit bei vorgesehener Qualität

falsche Maschineneinstellung ↑ 6

Düngung Verteilung der Menge auf dem Schlag über erzielbare t/h in Abhängigkeit vom

Transport Kopplung an Tonnage/h Zuordnung der

transportierten Tonnage Wiegen der Anhänger Schnelles Fahren (höherer

Verschleiß), Überladung → 2

Im Produktionsschritt der Aussaat wäre es in der Praxis denkbar, eine Prämie für die erreichten „ha/Zeiteinheit“ zu gewähren. Diese Entlohnung würde sogar einem Zeitakkord entsprechen, wenn man den Mitarbeiter nur nach der Menge der geleisteten Hektar im Abrechnungszeitraum (Woche oder Monat) entlohnen würde.

Dieses System wurde in der ehemaligen DDR in den landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften angewendet. Dort gab es umfangreiche Normenkataloge, mit Richtwerten zur Bestimmung der Normleistung bei der Arbeit mit einer bestimmten Maschinenausstattung (GABLER 1995: 159 ff.). Von diesem System wurde aufgrund der Notwendigkeit der ständigen Normanpassung und der Berücksichtigung unterschiedlicher Bodenverhältnisse in einigen Betrieben nach der Wende wieder Abstand genommen (TANNEBERGER 1997: 18). Schon in der DDR-Zeit war diese Form der Entlohnung in der Pflanzenproduktion wegen der oben aufgeführten Schwierigkeiten auch bei den Arbeitgebern nicht sehr beliebt (GABLER 1995: 160).

Da bei der Aussaat jedoch nicht nur die Mengenleistung von Bedeutung ist, sondern die Qualität der Aussaat einen starken Einfluss auf den Ertrag hat, ist es dringend notwendig, auch die vorgesehene Qualität zu bestimmen. Hierzu gehört die Festlegung der Fahrgeschwindigkeit, die bei mechanischen Standarddrillmaschinen einer Maximalgeschwindigkeit entsprechen würde. Bei Mulch- oder Direktsaatdrillmaschinen ist hingegen häufig auch eine Minimalgeschwindigkeit für die Saatqualität von Bedeutung. Gibt man die Fahrgeschwindigkeit vor und berücksichtigt Wende-, Weg-, Befüll- und Kontrollzeiten, so ist der Spielraum des Mitarbeiters sehr eng. Der Parameter ist außerdem störanfällig gegenüber Flüchtigkeitsfehlern. Auch ist es möglich, dass die Mitarbeiter auf Kontrollen an der Drillmaschine oder eine zwischenzeitliche Anpassung der Maschineneinstellung an die Bodengegebenheiten verzichten, um die Hektarleistung zu steigern. Der Einsatz dieses Parameters ist unter den angeführten Schwierigkeiten überhaupt nur möglich, wenn durch einen Bordcomputer wichtige Parameter wie die Erfassung der tatsächlichen Fahrgeschwindigkeit, die geleisteten ha pro Zeiteinheit und die Ausbringung der geplanten Saatmenge pro ha automatisch festgehalten werden. Anderenfalls müssten diese entscheidenden Daten vom Betriebleiter zusätzlich ermittelt werden. Dies würde zu hohen Transaktionskosten führen, die die Anwendung eines Leistungslohnsystems in diesem Fall nicht sinnvoll erscheinen lassen. Auch beim Einsatz einer modernen Datenerfassung kommt der Betriebsleiter hingegen nicht umhin, die Aussaatqualität

anhand einer Feldbegehung zu prüfen. Dabei wird jedoch noch nicht deutlich, ob ein Särohr nicht einmal verschlossen war, denn der Betriebsleiter wird kaum jede Reihe prüfen können. Ähnliche Prämien für die geleistete Arbeit pro Zeiteinheit wären für Bodenbearbeitung, Düngung und Pflanzenschutz denkbar, sofern die in Tabelle 31 aufgeführten Kontrollen und Voraussetzungen gegeben sind.

Die Datenerfassung über moderne Bordcomputer ermöglicht die Dokumentation sämtlicher Tätigkeiten auf dem Schlag und verringert damit den Kontrollaufwand für die oben genannten Kriterien. Die schlagbezogene Datenerfassung registriert auch Unterbrechungen sowie Fahrten zwischen den einzelnen Schlägen und Transporte.

Schlagbezogene Daten wie die ausgebrachte Menge (z.B. ausgebrachte Düngermenge pro ha) und die benötigte Zeit werden ebenfalls erfasst (AGROCOM 2006). Diese technischen Möglichkeiten bieten dem Betriebsleiter deutliche Erleichterungen bei der Kontrolle der oben genannten Arbeitsschritte. So kann zum Beispiel festgestellt werden, ob der Fahrer während der Ausbringung zwischenzeitlich abgestiegen ist, was bei der Kontrolle der Saattiefe wünschenswert ist. Ob er dabei tatsächlich Kontrollen durchgeführt hat, ist hingegen nicht überprüfbar. Praxiserfahrungen zeigen, dass die Dokumentation sämtlicher Arbeitsvorgänge zwar betriebswirtschaftliche Analysen erleichtern, jedoch ein hoher Datenerfassungsaufwand und eine permanente Pflege des Datenbestandes notwendig sind (KÜBLER 2007). Auch wenn der technische Fortschritt bei modernstem EDV-Einsatz in der Landwirtschaft die Kontrollen verringert, verbleibt für Aussaat und Pflanzenschutz immer noch die Notwendigkeit der Vorortkontrolle der tatsächlichen Arbeitsqualität. Bei der Düngung ist der Kontrollaufwand hingegen geringer, da vom Bordcomputer die wesentlichen Kennziffern, nämlich die

„ausgebrachte Menge pro ha“ mit der hierfür benötigten Zeit, automatisch geliefert werden. Überschneidungen, z.B. am Vorgewende, können die Aussagefähigkeit des Parameters jedoch verzerren. Es ist außerdem fraglich, wie sinnvoll ein solches Kriterium ist, wenn es wesentlich durch die Maschineneinstellung vorgegeben ist und sich der Handlungsspielraum des Fahrers im Wesentlichen auf die Schnelligkeit bei der Befüllung des Düngerstreuers und der Dauer des Übersetzens zwischen verschiedenen Schlägen beschränkt.

In Bezug auf die Störanfälligkeit der beschriebenen Kriterien lässt sich festhalten, dass Aussaat und Pflanzenschutz wesentlich störanfälliger hinsichtlich der Arbeitsqualität sind als die Düngerausbringung. Die Saatqualität kann durch das Leistungskriterium