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Zur multiplen Verwendung von Reiseliteratur in Gustav Freytags Soll und Haben

4. Kontextualisierung in Vorlauf und Nachspiel

Die Beschäftigung mit fremden Landen hat in Gotha Tradition: Die fürstliche Bi-bliothek, heute Teil der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha, verfügt nicht nur über einen beträchtlichen Bestand an Reisebeschreibungen, sondern auch über eine über 3.500 Titel große Sammlung orientalischer Handschriften.

Zudem war mit dem 1785 gegründeten Verlag Justus Perthes einer der wichtigsten geographischen Fachverlage in Gotha angesiedelt; in ihm erschienen seit 1855 (bis 2004) Petermanns Geographische Mitteilungen, die weit über die Disziplin hinaus rezipiert wurden.62

Freytags Mentor, Ernst II. Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha, wiederum war Hans Dampf in allen Gassen (und Betten, wie kolportiert wurde): Politisch ambitioniert, versuchte er nach 1848 die Gründung eines deutschen Nationalstaats voranzutreiben und sich als Hoff nung der konstitutionell gesinnten deutschen Li-beralen zu präsentieren; daneben dilettierte er in den Künsten, vor allem in der Musik.63 Ernst war Mitglied im Mainzer Adelsverein, dem Veranstalter eines

62 Vgl. die Beiträge in: Sebastian Lentz, Ferjan Ormeling (Hg.), Die Verräumlichung des Welt-Bildes.

Petermanns Geographische Mitteilungen zwischen »explorativer Geographie« und »Vermessenheit« eu-ropäischer Raumphantasien, Beiträge der Internationalen Konferenz auf Schloss Friedenstein Gotha, 9. –11. Oktober 2005, Stuttgart 2008.

63 Vgl. Edmund Frey, »›Ich werde immer nur ein Dilettant bleiben‹. Herzog Ernst II (1818–1893) und die Künste«, in: ders., Reinhard Heinritz (Hg.), Coburg aus dem ›Dintenfaß‹. Literarische Streif-züge durch vier Jahrhunderte, Jena 2005, S. 182–193.

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gehend gescheiterten Siedlungsprojekts in Texas.64 Er liebte auch klassische adlige Amüsements wie Jagden und – wie sich zeigen wird – exotische Abenteuer, was Freytag sicherlich weniger gefallen haben dürfte.

Soll und Haben ist Ernst II. gewidmet. Freytag war seit den frühen fünfziger Jah-ren mit dem Herzog persönlich bekannt, bald – soweit dies das beiderseitige Stan-desbewusstsein zuließ – auch befreundet und in Vielem dessen Helfer und Berater.

Jener Besuch auf Schloss Kallenberg in Mai 1853, auf den die Widmung von Soll und Haben anspielt, ist sein erster dokumentierter Gastbesuch an der Herzoglichen Sommerresidenz.65 Freytag beschreibt eine Szene, in der Herzog und Dichter in der Abendsonne vor dem Schloss stehen, über das Land blicken und der Fürst seinem Poeten dabei den Auftrag gibt, »gerade in solchen Zeiten dem Volke einen Spiegel seiner Tüchtigkeit vor[zu]halten [...] zur Freude und Erhebung«.66

1855 meldet Freytag Vollzug. Aber Freytag ist kein Lohnschreiber und kein Mann, der Befehle einfach befolgte: Man kann Soll und Haben zwar so lesen, dass darin die Möglichkeit einer Koexistenz von Bürgertum und Adel postuliert wird, aber doch unter der Voraussetzung einer grundlegend bürgerlichen Ethik und Epi-steme. Als exemplarischer Lebenslauf in dieser allgemeinen Hinsicht steht die Ent-wicklung des Herrn von Fink vom privilegierten Abenteurer zum produktiven Mit-glied der Gesellschaft. Aber noch in einer zweiten, sehr viel persönlicheren Perspektive erscheint Soll und Haben als Fürstenspiegel: Denn mag der Herzog auch von seinem Dichter vaterländische Erbauung eingefordert haben, war er doch selbst sehr empfänglich für die Attraktion des Exotischen.

In einem Brief, den Freytag am 11. August 1853 an Ernst II. richtet, triff t er Dispositionen bezüglich eines Gastes, den er auf Wunsch des Herzogs eingeladen hat, und schlägt einen weiteren zur Einladung vor.67 Beide sind berühmte Verfasser von Reiseliteratur, wenngleich gänzlich unterschiedlichen Charakters. Es gibt nun eine Reihe von Argumenten, die zeigen, dass sie in vielen Aspekten für Fink und Ehrenthal vorbildlich geworden sind:

Erster Gast war Friedrich Gerstäcker, der in den vierziger Jahren mit Reiseerzäh-lungen aus den USA bekannt geworden war, die die Zeitgenossen weniger durch ihre literarische Qualität als durch eine vermutete – und später bestätigte –

64 Vgl. Stefan von Senger, Etterlin, Neu-Deutschland in Nordamerika. Massenauswanderung, nationa-le Gruppenansiedlungen und liberanationa-le Kolonialbewegung, 1815–1860, Baden-Baden 1991, S. 221.

65 Vgl. Eduard Tempeltey (Hg.), Gustav Freytag und Herzog Ernst von Coburg im Briefwechsel. 1853 bis 1893, Leipzig 1904, S. VI.

66 SuH 1, Widmung. Zu berücksichtigen ist dabei die große Auswanderungswelle nach der geschei-terten Revolution 1848.

67 Vgl. »Freytag an den Herzog, Siebleben, 11. August 1853«, in: Tempeltey (Hg.), Briefwechsel, S. 9 f. Der Einladungsbrief Freytags an Gerstäcker vom 5. August 1853 ist abgedruckt in: Th omas Ost-wald, Friedrich Gerstäcker – Leben und Werk, Braunschweig 1977, S. 73 f. Beide Briefe fi nden sich im Anhang.

Reiseliteratur in Gustav Freytags Soll und Haben 171 thentizität beeindruckt hatten.68 Gerstäcker hatte sich zwischen 1837 und 1843 in Amerika aufgehalten und auf vielfache Weise durchgeschlagen. Seine Erlebnisse hatte er zunächst seiner Mutter briefl ich mitgeteilt und waren von dieser zur Pub-likation weitergereicht worden. Nach seiner Rückkehr gestaltete er sie zu erfolgrei-chen Romanen aus. 1849 brach er zu einer zweiten Reise auf, die ihn über Südame-rika und Kalifornien nach Ozeanien und Australien führte; 1852 betrat er wieder deutschen Boden und nahm zunächst in Plagwitz bei Leipzig Wohnung. Die Be-kanntschaft Gerstäckers zu machen, war ein ausdrücklicher Wunsch des Herzogs gewesen – Freytag spricht etwas ironisch sogar von »Ew. Hohheit Befehl«69 –, doch Ernst scheint sich dabei nicht sicher gewesen zu sein, ob dieser ›Naturbursche‹ den Ansprüchen höfi scher Etikette würde genügen können, weshalb Freytag ihn zu-nächst zu sich bat, um so einen zwangloseren Kontakt zur Welt des Adels herstellen zu können.70 Die Vermittlung war erfolgreich: Im August 1854 zog die Familie Gerstäcker in ein Haus, das der Herzog im Park des Schlosses Rosenau bei Coburg zur Verfügung gestellt hatte.

Während sich Freytags Brief an den Herzog durch einen humoristischen Ton auszeichnet, indem sich der Verfasser selbst zum Untertan und den geworbenen Gast zum naiven Wilden stilisiert, so zeigt ein Einladungsbrief, den Freytag sechs Tage zuvor an Gerstäcker gerichtet hatte, eher eine etwas kondeszendente Joviali-tät. Er endet mit der Auff orderung: »Sehr ungeniert! Kein Genie und Hofceremio-niell, mein teurer Comanche!«71 Ernst muss ein interessierter Leser Gerstäckers ge-wesen sein; für Freytag scheint dies nicht zu gelten. Zumindest hat er sich nur einmal – und zwar etwas früher im gleichen Jahr – in einer kurzen Rezension pu-blizistisch zu Gerstäcker geäußert und dabei zwar die »Unparteilichkeit und ehrli-che Integrität seines Gemüths« unterstriehrli-chen, ihm andererseits aber zugleich »in Beziehung auf die Form etwas mehr Kritik« angeraten.72

Der zweite im erwähnten Brief avisierte Gast, Friedrich Bodenstedt, war mehr nach Freytags Geschmack, zumindest empfahl er ihn dem Herzog als

68 Für manche Gegenden lieferte Gerstäcker Erstbeschreibungen, die sich als so exakt erwiesen, dass er in Anerkennung dieser Verdienste 1857 in Arkansas zum Ehrenbürger ernannt wurde.

69 »Freytag an den Herzog, Siebleben, 11. August 1853«, S. 9.

70 Vgl. ebd.

71 »Freytag an Gerstäcker«, S. 74.

72 Beide in: [Gustav Freytag]: »[Rez.] Gerstäcker: Nach Amerika«, in: Die Grenzboten 2 (1855), Nr.

22, S. 359 f., hier S. 359. Der kurzen Anzeige des Werks folgt eine längere Verteidigung Gerstä-ckers gegen Plagiatsvorwürfe, so dass die Betonung des Gerstäcker’schen Charakters auch durchaus funktionale Züge besitzt. Nach Amerika war – wie Soll und Haben – 1855 erschienen. In der Re-zension lobt Freytag zudem »die Gewissenhaftigkeit, mit der er seinen Landsleuten guten Rath er-teilt« (ebd.) und verweist damit auf den Ratgeber für Auswanderungswillige, den Gerstäcker reits 1849 veröff entlicht hatte. Vgl. Gerstäcker, Wie ist es denn nun eigentlich in Amerika? 1869 be-zog er in der Erzählung Ein Parcerievertrag nochmals gegen Menschhandel und Knebelverträge Stellung. Vgl. Friedrich Gerstäcker, Ein Parcerievertrag. Erzählung zur Belehrung für Auswanderer und ihre Freunde, Volksbuch, Leipzig 1869.

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ten Gegensatz zu dem Amerikaner Gerstäcker«.73 Bodenstedt hatte den Orient be-reist und 1850 seine Erlebnisse unter dem Titel Tausend und ein Tag im Orient ver-öff entlicht; zu Ruhm gekommen war er jedoch durch die vermeintlich übertragenen, tatsächlich aber größtenteils von ihm selbst verfassten Lieder des Mirza Schaff y.74 Auch an Bodenstedts Reisedarstellung vermisste Freytag einiges an »poetische[m]

Talent«, fand aber zugleich viel Sprachbegabung und ein »schöne[s] Talent, das po-etische Leben fremder Völker lebhaft zu erfassen und in Nachahmungen schön wiederzugeben«.75 Auch in diesem Fall gestaltete sich die Bekanntschaft zunächst positiv, denn Bodenstedt, der seit Juli 1853 in Friedrichsroda wohnt und im No-vember des gleichen Jahres nach Gotha übersiedeln wird, zeigt sich schon am 27.

August sehr erfreut über die neu gewonnene Verbindungen:

Der Herzog und die Herzogin von Gotha, [...] interessieren sich sehr für meine Arbei-ten; ich habe ihnen in den letzten Wochen alles neue, und auch manches Alte, was sie noch nicht kannten, vorgelesen, so gestern noch die heutige Puschkin-Sendung, von welcher sie ganz entzückt waren, wie ich denn überhaupt bei Allem die aufmerksams-ten Zuhörer an ihnen gefunden. [...] Gustav Freytag, der mit Gerstäcker eine Woche lang beim Herzoge von Gotha zum Besuch war, ist augenblicklich auch mit einer län-geren Besprechung all meiner Schriften für die ›Grenzboten‹ beschäftigt [...]76

Weitergehende Hoff nungen realisierten sich jedoch nicht und so verließ Boden-stedt im folgenden Jahr die herzogliche Residenzstadt in Richtung München.

Wahrscheinlich war ihm auch die erhoff te Rezension eine Enttäuschung: Freytag war eingangs auf die schon älteren Völker des Kaukasus eingegangen und hatte dabei vorsichtig Zweifel an der Authentizität einiger Passagen angemeldet;77 am neuen

73 »Freytag an den Herzog, Siebleben, 11. August 1853«, S. 10.

74 Vgl. Friedrich von Bodenstedt, Tausend und ein Tag im Orient, Berlin 1850; ders., Die Lieder des Mirza-Schaff y, mit einem Prolog von Friedrich Bodenstedt, Berlin 1851. Auf Bodenstedt deutet zusätzlich die Tatsache, dass er wie Bernhard Ehrenthal sich neben den orientalischen Sprachen und Literatur auch mit altenglischer Literatur und mit Shakespeare beschäftigte.

75 »Vgl. Freytag an den Herzog, Siebleben, 11. August 1853«, S. 9.

76 »Friedrichsroda, Sonnabend, den 27. August 1853«, in: Gustav Schenk (Hg.), Friedrich von Boden-stedt. Ein Dichterleben in seinen Briefen 1850–1892, Berlin 1893, S. 39 f. Bodenstedt übersetzt die Werke Puschkins.

Freytag rezensierte Bodenstedt zweimal: zunächst dessen Reisebuch Tausend und ein Tag im Orient, dann, im erwähnten Artikel, seine Gedichte und das Epos Ada, die Lesghierin. Vgl. Gustav Freytag, [Rez.] »Bodenstedt: Tausend und ein Tag«, in: Die Grenzboten 1 (1850), Nr. 7, S. 251–259; ders.,

»Friedrich Bodenstedt«, in: Die Grenzboten 4 (1853), Nr. 49, S. 209–220.

77 Freytag notiert »kleine poetische Zuthaten, welche von dem Leser als Erfi ndung des Berichterstat-ters empfunden werden und ihn auch unsicher machen über die historische Treue dessen, was der Wirklichkeit entnommen ist« und beschwichtigt: »Doch ist es für jeden, der wirkliches Interesse an der ethnographischen Darstellung hat, allerdings nicht schwer, die mit Bescheidenheit vorgetra-gene Erfi ndung abzulösen.« Beide in: Freytag, »Bodenstedt«, S. 362. Freytag referiert dabei jedoch

Reiseliteratur in Gustav Freytags Soll und Haben 173 Epos Ada, die Lesghierin hingegen bemängelte er das mangelhafte Kompositions-vermögen des Autors und formulierte schließlich jenen Exotismus-Vorwurf, den – wie gezeigt – zwei Jahre später auch Anton gegen Bernhard Ehrenthals Orient-Schwärmerei erheben wird und der im Chor der Post-Colonial Studies bis heute kräftig widerhallt:

Wenn aber ein gebildeter Mann unseres Volkes solche Zustände [des Wunderlichen und Originellen seiner Weltanschauung, L.S.] eines fremden Volkslebens vor uns auf-zurollen bemüht ist, so wird er von vornherein in der Versuchung sein, uns grade das Fremdartige, Eigenthümliche, Merkwürdige, von unserer Empfi ndungsweise Abwei-chende in den Vordergrund zu stellen. Dadurch entsteht eine Malerei der Staff age, welche leicht mächtiger wird, als die eigentliche Begebenheit.78

Gerstäcker hingegen blieb bis 1862 in der Nähe des Herzogs, ging regelmäßig mit ihm auf die Pirsch und leistete ihm auf Gamsjagden in Tirol Gesellschaft. 1862 be-gleitete er ihn schließlich auf seiner Afrika-Expedition. Sie führte in die nordafrika-nischen Länder am Rande des roten Meeres, in das Gebiet der sogenannten Bogos-Stämme, war relativ kurz (21.2.–30.5.1862) und, obwohl mit Alfred Brehm, dem späteren Verfasser des Tierleben, zumindest ein kompetenter Zoologe zugegen war, wissenschaftlich nur mäßig ertragreich.79 Über die Veröff entlichung des Expeditions-berichts kam es zu einem tiefgreifenden Zerwürfnis: Gerstäcker, der gehoff t hatte, im Titel erwähnt zu werden,80 publizierte lediglich einen Aufsatz in der Illustrierten Zei-tung unter seinem Namen;81 Brehm, dessen nüchterne Prosa Freytag bemängelte, veröff entlichte schließlich 1863 separat die Ergebnisse seiner Reise nach Habesch;82 als Letzter folgte 1864 der Herzog selbst mit der großzügig ausgestatteten, sehr teuren und nur schwer verkäufl ichen Reise des Herzogs Ernst von Sachsen-Coburg-Gotha nach Aegypten und den Ländern der Habab, Mensa und Bogos. Mit zwanzig Zeichnungen nach der Natur aufgenommen und chromographiert von Robert Kretschmer, vier

Photo-nicht auf Tausend und ein Tag im Orient, sondern auf die zuvor veröff entlichten Völker des Kauka-sus. Vgl. Friedrich Bodenstedt, Die Völker des Kaukasus und ihre Freiheitskämpfe gegen die Russen.

Ein Beitrag zur neuesten Geschichte des Orients, Frankfurt 1848.

78 Freytag, »Bodenstedt«, S. 367 f.

79 Vgl. J. Erdmann, »Die Reise des Herzogs Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha nach Ägypten und Abessinien im Jahre 1862«, in: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Frankfurter Ausgabe, Nr.

32, 21. April 1970, S. 3–6; Ostwald, Gerstäcker, S. 107–111.

80 Vgl. »Gerstäcker an Costenoble; Rosenau 27. 6. 62«, in: William H. McClain, Lieselotte E. Kurth-Voigt, Friedrich Gerstäckers Briefe an Hermann Costenoble. Separatdruck aus dem Archiv für Ge-schichte des Buchwesens, Band XIV (1974), hier Sp. 1109.

81 Friedrich Gerstäcker, »Die Reise des Herzogs von Coburg in Afrika«, in: Illustrierte Zeitung Nr. 982 (26. April 1862), S. 275–278 u. Nr. 989 (14. Juni 1862), S. 408–410. Gerstäcker hatte also schon während der Reise mit publizistischer Verwertung begonnen!

82 Alfred E. Brehm, Ergebnisse einer Reise nach Habesch im Gefolge Seiner Hohheit des regierenden Her-zogs von Sachsen-Koburg-Gotha Ernst II. Hamburg 1863.

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graphien nach Handzeichnungen und zwei Karten.83 Dabei hatte der Herzog auf sach-kundige Hilfe nicht verzichten wollen: Gerstäcker und Brehm hatten noch Manu-skripte geliefert; zur Überarbeitung hatte Freytag Moritz Busch, den Redakteur der Grenzboten, empfohlen, hatte auch selbst kräftig Hand angelegt und schließlich den gesamten Produktionsprozess des Werkes überwacht.84 Im Reich der Kunst aber kehrten sich die Herrschaftsverhältnisse um und so mahnte der Untertan den Herr-scher:

Geben sich Ew. Hoheit nur echt hübsch Mühe mit Ihrem Th eil, denn HöchstSie ha-ben sich zum Mitarbeiten hochmütige und stolze Stilisten und Kritikusse gewählt und das Ganze soll[te], ein wunderliches Mosaik von verschiedenen Händen, doch recht würdig und stattlich werden.85

Und so gibt es dann, zumindest in poetologischer Hinsicht, doch ein wenig Reise-beschreibung von Freytag.

83 Reise des Herzogs Ernst von Sachsen-Coburg-Gotha nach Aegypten und den Ländern der Habab, Men-sa und Bogos. Mit zwanzig Zeichnungen nach der Natur aufgenommen und chromographiert von Ro-bert Kretschmer, vier Photographien nach Handzeichnungen und zwei Karten, Leipzig 1864.

84 Vgl. Gustav Freytag und Herzog Ernst im Briefwechsel, S. 166–183, insbes. S. 166–168: »Freytag an den Herzog, Siebleben, 5. Oktober 1862«.

85 »Freytag an den Herzog, Siebleben, 5. Oktober 1862«, in: Gustav Freytag und Herzog Ernst im Briefwechsel, S. 166–168, hier S. 166.