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Fragebogenkonstruktion und Kategorienbildung

Ausgaben von studierenden Müttern und Vätern im Vergleich

II. Empirischer Teil

5 METHODISCHES VORGEHEN

5.3.1.1 Fragebogenkonstruktion und Kategorienbildung

Der von uns erstellte Fragebogen zur Vereinbarkeit von Kind und Studium besteht aus 72 Fragen, die sechs Hauptkategorien zugeordnet wurden. Während unserer eingehen-den Beschäftigung mit der Thematik kristallisierten sich fünf Themenbereiche heraus, die wir als relevant für unsere Forschung erachteten und somit als Kategorien in unseren Fragebogen übernahmen. Nachdem zu Beginn unseres Fragebogens demografische An-gaben erhoben wurden, umfasst der erste Teil Fragen zur Lebens- und Wohnsituation und zur Vereinbarkeit von Kind und Studium. Der zweite Teil befasst sich mit der Kin-derbetreuungssituation und der Vereinbarkeit von Kind und Studium. Danach folgen Fragen zur Studiensituation, zur Universität und zur Vereinbarkeit von Kind und um sowie Fragen zur finanziellen Situation und zur Vereinbarkeit von Kind und Studi-um. Abschließend werden Fragen zur individuellen Situation der TeilnehmerInnen ge-stellt. Nachdem wir eine Gliederung für den Fragebogen geschaffen hatten, mussten in einem weiteren Schritt die zum jeweiligen Themenbereich passenden Fragen gebildet werden.

Zur Erstellung unseres Fragebogens haben wir folglich zum einen selbst Fragen gene-riert und zum anderen wurden einige Fragen aus Studien wie Familienleben vereinba-ren vom Land Steiermark (2012), einer Befragung von Studievereinba-renden in den Bachelor-studiengängen an der freien Universität Berlin (2008) übernommen oder in

abgeänder-ter Form herangezogen. Die Fragen zur Wohnqualität und den Wohnraumbedürfnissen wurden angelehnt an den Artikel: Welche Ansprüche hat die Bevölkerung an ihre Woh-numgebung? Inhaltliche und prozedurale Voraussetzungen für eine bedürfnisgerechte Planung (2008) aus der Zeitschrift Forum für Wissen generiert.43

5.3.1.2 Fragetypen

Prinzipiell können Fragen nach inhaltlichen oder formbezogenen Aspekten differenziert werden.

Die Unterscheidung nach inhaltlichen Gesichtspunkten ist für den Fragebogenentwick-ler (relativ) beliebig; eine einfache Unterteilung ergibt sich z.B. in Fragen nach Einstel-lungen oder Meinungen, Fragen nach Überzeugungen oder Wertorientierungen, Fragen nach Wissen und Verhalten und Fragen nach Merkmalen der Befragungsperson (z. B.

soziodemografische Fragen)“ (Porst 2009, S. 51).

Die Unterscheidung nach der Form der Frage ist jedoch wichtiger. Hierbei lassen sich drei Arten von Fragen identifizieren. Das sind, offene Fragen, halboffene Fragen und geschlossene Fragen (vgl. Porst 2009, S. 51). Innerhalb unseres Fragebogens variiert die Art der Fragen zwischen ebendiesen drei Fragetypen.

Die offenen Fragen ermöglichen es den Befragten frei zu antworten. Damit wir einen tieferen Einblick in die Realität der Vereinbarkeit von Kind und Studium erhalten, sol-len die Studierenden mit Kind nicht durch vorgegebene Antwortmöglichkeiten in ihren Ansichten und Meinungen eingeschränkt werden.

Die halboffenen Fragen bieten den Befragten die Möglichkeit eine alternative Antwort zu geben, falls sie sich in den Antwortkategorien nicht wiederfinden. Diese Alternative wird durch das Hinzufügen der Antwortkategorie Sonstiges ermöglicht. Ein Vorteil halboffener Fragen ist es, dass dadurch die Motivation der ProbandInnen aufrechterhal-ten werden kann, sofern keine der vorgegebenen Antwortkategorien für diese zutreffend ist (vgl. ebd., S. 55ff.). Porst (2009, S. 57) schreibt dazu: „Eine halboffene Frage bietet sich immer dann an, wenn das tatsächliche Universum möglicher Antworten auf eine

43 Siehe Anhang 11.1 Tabellen zur Fragengenerierung

Frage zwar gut abgeschätzt (geschlossen Frage), aber nicht definitiv bestimmt werden kann (offene Frage).“

Geschlossene Fragen lassen Einfach- und Mehrfachantworten zu und zeichnen sich dadurch aus, dass sie einen Antwortrahmen vorgeben. Bei Einfachnennungen wird eine Antwort gewählt und bei Mehrfachnennungen sind mehr Antworten möglich (vgl. Porst 2009, S. 51-58). In unserem Fragebogen wurden Mehrfachnennungen beispielsweise dafür verwendet, um die Haushaltszusammensetzung der Studierenden und ihre Netz-werke, konkrete Herausforderungen und Wünsche zu speziellen Themenbereichen wie Kinderbetreuungszeiten oder universitäre Rahmenbedingungen oder die Zusammenset-zung des Einkommens sowie finanzielle Belastungen abzufragen. Eine weitere Mög-lichkeit der Einfachnennung ist das dichotome Antwortformat, welches wir auch bei unseren Fragen angewandt haben. Bei den dichotomen Antwortformaten handelt es sich um zwei gegensätzlich, vorgegebene Antwortmöglichkeiten von denen eine auszuwäh-len ist, wie zum Beispiel bei Ja oder Nein und männlich oder weiblich (vgl. Stigler 2012, S. 157). Auch Reihungen nach Schweregrad und Prozentangaben waren als Ant-wortschema bei wenigen Fragen44 möglich.

Damit wir Einstellungen, Beurteilungen sowie Positionierungen der Personen besser herausfinden können, verwendeten wir für unsere Fragen Skalierungen. Skalierungsver-fahren ermöglichen es bei der Auswertung die Ausprägungen eines Merkmals zu be-stimmen und aufzuzeigen (vgl. Pallas 2006, S. 339). Für die Skalierungen unserer Fra-gen verwendeten wir verbale Ranking- bzw. Ratingskalen. Stigler verweist bezüglich des Antwortmusters von Fragen auf eine mögliche Unterscheidung in Häufigkeitsska-len, Bewertungsskalen und Wahrscheinlichkeitsskalen (vgl. Stigler 2012, S. 158). Wir haben in unserem Fragebogen verbale Skalen in Bezug auf Häufigkeiten, Bewertungen und Zufriedenheit verwendet.

44 Siehe Anhang 11.3 Fragebogen Fr.Nr. 64 und 67, 69

Verbale Skalen unseres Fragebogens

Häufigkeiten Täglich - 1x pro Woche - 2x pro Woche - 3x pro Woche - 4x pro Woche - am Wochenende - 1-2x pro Monat - nie

Immer- häufig- manchmal- selten – nie Bewertungen

Sehr leicht – leicht - eher leicht - eher schwierig – schwierig - sehr schwierig

Sehr gut – Gut - eher gut - eher schlecht - schlecht - sehr schlecht Völlig ausreichend – ausreichend - wenig ausreichend - nicht aus-reichend

Zufriedenheit Sehr zufrieden- zufrieden- wenig zufrieden- nicht zufrieden Tabelle 8: Verbale Skalen unseres Fragebogens

Bei der Verwendung der mehrstufigen Verbalskalen haben wir uns dafür entschieden, hauptsächlich mit geraden Kategorienzahlen zu arbeiten. Dies bietet den Vorteil keine Mittelkategorien verwenden zu müssen, die zu unkonkreten Angaben aufgrund von Un-sicherheiten, Sich-nicht-zuordnen wollen etc. führen können (vgl. Trattner 2013, S. 25).

Um diese unkonkreten Angaben und Ausweichtendenzen zu vermeiden, ließen wir die Mittelkategorie bei den meisten Fragen weg und gaben die Möglichkeit sich für eine von zwei Ausprägungsrichtungen zu entscheiden (eher gut, eher schlecht). Lediglich in zwei Fällen45 existiert eine mittlere Antwortkategorie, weil auch die Mittelkategorie in diesen Fragen für uns eine konkrete Antwortkategorie darstellte.

Eine letzte Fragenart neben den offenen, halboffenen und geschlossenen Fragen, welche in unseren Fragebogen Einzug gefunden hat, ist die der Hybridfragen. Dabei treten ge-schlossene und offene Fragen zusammenhängend in einer Kombination auf. Haben sich die Befragten zunächst für eine bestimmte Antwort entschieden, fragt die darauffolgen-de Frage nach darauffolgen-der Begründung für diese Entscheidung (vgl. Schnell/Hill/Esser 1992, S.

340 zit.n. Trattner 2013, S. 10).