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Die Vereinbarkeit von Familie, Studium und Beruf

Staatliche Studienförderung des Bundes

4.4 Die Vereinbarkeit von Familie, Studium und Beruf

Um für den Lebensunterhalt der Familie aufkommen zu können, stellt es für viele Stu-dierende eine Notwendigkeit dar, neben Studium und Familie einer Erwerbstätigkeit nachzugehen (vgl. Wejwar et al. 2012, S. 70). Laut Studierenden-Sozialerhebung (2012) sind knapp 80% der Studierenden mit Kind/ern neben dem Studium das ganze Semester (vordergründig in einem Vollzeitausmaß) berufstätig (vgl. BMWF 2012, S. 39).

Fragt man Studierende danach, wie sie ihre Vereinbarkeitssituation beurteilen, geben sie an, dass es für sie schwer ist drei Lebensbereiche miteinander zu vereinen. Sogar 67%

der Studierenden mit Kind/ern nehmen die Vereinbarkeit von Studium, Kind und

fall-weise Erwerbstätigkeit sogar als eine Mehrfachbelastung wahr (vgl. Wejwar et al. 2012, S. 70). Speziell die Kinderbetreuung spielt in diesem Zusammenhang eine Rolle. Stu-dierende Mütter geben bei der Befragung Studierende mit Kindern der Studierenden-Sozialerhebung 2011 an, dass sie aufgrund der hohen Kosten und einem Mangel an au-ßerfamiliären Kinderbetreuungsangeboten keine geeignete Betreuung für ihre Kinder haben. Oft unterbrechen studierende Mütter ihr Studium aus diesen Gründen (vgl. ebd., S. 48ff.). Aber auch die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit ist bei 50% der studierenden Mütter Grund für eine Unterbrechung des Studiums. Neun von zehn studierenden Müt-tern, würden ohne ihre Erwerbstätigkeit nicht für den Lebensunterhalt ihrer Familie auf-kommen können (vgl. ebd., S. 42f.) Bei drei Viertel der studierenden Väter ist der häu-figste Grund einer Unterbrechung ihrer Studienzeit weniger die Kinderbetreuung, son-dern eher ein erhöhtes Erwerbsausmaß, finanzielle Schwierigkeiten oder ebenfalls die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit (vgl. ebd., S. 49f.). Aber auch neun von zehn studie-renden Müttern, die erwerbstätig sind, würden ohne ihre Erwerbstätigkeit nicht für den Lebensunterhalt ihrer Familie aufkommen können. Vor allem bei Müttern mit einem älteren Kind kommt der Erwerbstätigkeit dabei eine hohe Bedeutung zu. So unterbre-chen fast 50% der studierenden Mütter aus diesem Grund ihr Studium (vgl. ebd., S.

42f.).

4.4.1 Finanzielle Situation von Studierenden mit Kind/ern

Nach eigenen Angaben von Studierenden mit Kind/ern, entstehen ihre finanziellen Schwierigkeiten zum größten Teil durch ungeplant hohe Ausgaben, die Beendigung oder das Fehlen einer Erwerbstätigkeit, ausgelaufene Studienförderungen aber auch durch gesundheitliche Probleme. Diese finanziellen Schwierigkeiten stehen zudem meist in Verbindung mit dem eigenen Erwerbsausmaß. Studierende mit Kind/ern, die neben dem Studium wenig arbeiten, haben mehr finanzielle Schwierigkeiten (vgl.

Wejwar et al. 2012, S. 65). In diesem Zusammenhang ist auch anzumerken, dass Studie-rende mit Kind/ern im Vergleich zu StudieStudie-renden ohne Kind/er häufiger erwerbstätig sind. Trotz dieser Tatsache haben Studierende mit Kind/ern im Allgemeinen häufiger mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen als Studierende ohne Kind/er (vgl. BMWF 2012, S. 39). Als Grund dafür wird unter anderem das durchschnittlich höhere Alter von Studierenden mit Kind/ern angegeben, welches mit der Altershöchstgrenze für

be-stimmte Beihilfen oder Stipendien für Studierende kollidiert (vgl. Wejwar et al. 2012, S.

73).

Aufgrund ihres Alters34 werden ihnen einige staatliche Förderung, wie die eigene Fami-lienbeihilfe oder Studienbeihilfe, während des Studiums verweigert 35 (vgl. Wejwar et al. 2012, S. 73).

Finanzielle Schwierigkeiten aufgrund von Vereinbarkeitsproblemen haben außerdem meist Eltern, vermehrt Frauen, mit jüngeren Kindern (vgl. ebd., S. 47f.). Somit spielt auch das Alter der Kinder im Rahmen der finanziellen Situation eine bedeutende Rolle.

Denn grundsätzlich kommt es im Laufe des Alters der Kinder von Studierenden zu Ver-änderungen der finanziellen Lage ihrer Eltern (vgl. ebd., S. 66; S. 50ff.). Vor allem für Mütter von Kindern unter drei Jahren erweist sich die Kinderbetreuung, wie schon im oberen Abschnitt erwähnt, als sehr zeitaufwendig und liegt durchschnittlich bei 64 h pro Woche. Hier bleibt nicht viel Zeit für ein hohes Erwerbsausmaß (vgl. ebd., S. 45). Viele Mütter beenden sogar ihre Erwerbstätigkeit, um sich der Kinderbetreuung zu widmen und haben in Folge mehr finanzielle Probleme als zuvor (vgl. ebd., S. 76). Bei Vätern, die im Vergleich ca. 29 h in der Woche für Betreuungstätigkeiten aufwenden, bleibt mehr Zeit für eine Berufstätigkeit (vgl. Wejwar et al. 2012, S. 45). Studentinnen mit Kleinkindern arbeiten im Schnitt 23 h pro Woche und Studenten mit Kindern gleichen Alters im Vergleich dazu meist auf Vollzeitbasis (vgl. ebd., S. 41). In der Regel bedeu-tet aber der Anstieg des Kindesalters eine Abnahme des Betreuungsaufwands und eine Reduktion finanzieller Schwierigkeiten durch den Anstieg des Erwerbsausmaßes bei Studierenden mit Kind/ern (vgl. ebd.; S. 50ff.). Befinden sich ihre Kinder im schul-pflichtigen Alter, nimmt somit auch bei studierenden Müttern das Erwerbsausmaß zu und finanzielle Schwierigkeiten ab (vgl. ebd., S. 43).

34 Siehe Kapitel 4.3 Familienpolitische und rechtliche Rahmenbedingungen)

35 Nennenswert ist in diesem Zusammenhang jedoch, dass die Voraussetzungen für Studierende mit Kind/ern hinsichtlich des Bezuges von Studienbeihilfe bereits aufgelockert wurden. Studierende mit Kind/er bekommen demnach mehr als ein Toleranzsemester für den Bezug der Beihilfe zugesprochen. So können Studienverzögerung aufgrund familiärer Pflichten ausgeglichen werden (vgl. Wejwar et al. 2012, S. 73; Studienbeihilfenstelle Graz (2011b), o.S.).

4.4.2 Einkommenszusammensetzung

Wirft man einen genaueren Blick auf die Zusammensetzung des Gesamtbudgets von studierenden Müttern (in der Studierenden-Sozialerhebung 2011) lässt sich erkennen, dass für diese, Gelder wie das eigene Gehalt, Naturalleistungen von PartnerInnen und staatliche Förderungen (Familienbeihilfe für das Kind, Kinderbetreuungsgeld, Studien-förderung) die größten Einnahmequellen ausmachen. Das eigene Gehalt macht durch-schnittlich ein Fünftel ihres Gesamteinkommens aus. Mütter profitieren aber auch von unregelmäßigen, aber freiwilligen Geldgaben ihrer PartnerInnen (vgl. Wejwar et al.

2012, S. 50ff.).

Abbildung 3: Budget von studierenden Müttern36 (vgl. Wejwar et al. 2012, S. 51f.)

Die Einnahmen von Vätern hingegen setzen sich, laut Studierenden-Sozialerhebung 2011, kaum bis gar nicht aus Naturalleistungen, Geldgaben von PartnerInnen und Ande-ren oder staatlichen Förderungen zusammen (vgl. Wejwar et al. 2012, S. 51). Das Über-schreiten der Zuverdienstgrenze (Voraussetzung für den Bezug vieler staatlicher

36 Bei diesen Zahlen ist zu bedenken, dass die Angaben der Studierenden-Sozialerhebung 2011von studie-renden Müttern unterschiedlichen Alters, mit Kind/ern in einem unterschiedlichen Alter und von allen öffentlichen Hochschulen Österreichs stammen. Daher sind die Angaben als Durchschnittswerte anzuse-hen.