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Beziehungsqualität in Eltern-Kind-Dyaden mit und ohne psychisch Erkrankte

6. GENERATIONENBEZIEHUNGEN PSYCHISCH KRANKER UND PSYCHISCH

6.4 E RGEBNISSE

6.4.4 Beziehungsqualität in Eltern-Kind-Dyaden mit und ohne psychisch Erkrankte

Die ambivalenzgenerierenden Effekte der diskutierten Strukturbedingungen in Familien psy-chisch Kranker wurden bereits dargestellt. Weiter wurde gezeigt, dass in Dyaden mit einem psychisch Erkrankten von den Eltern häufiger angegeben wurde, einen atomisierenden Um-gang mit Ambivalenzerfahrungen zu pflegen. Von diesen Faktoren sollte gemäß der 2. Hypo-these auch die weitere Einschätzung der Beziehung beeinflusst sein, und zwar in einer Form, welche sowohl die widersprüchlichen Strukturbedingungen als auch die quantitativ erhöhten und qualitativ veränderten Manifestationen von Ambivalenz in Dyaden mit einem psychisch Erkrankten wiederspiegelt.

(a) Geschwistervergleich innerhalb der psychiatrieerfahrenen Familien

Elternperspektive. Die Wilcoxon-Tests ergaben für alle Variablen und Gruppenvergleiche die erwarteten Ergebnisse. Für die Aussagen von Müttern und Vätern (vgl. Abbildung 7, so-wie Tabelle A 11 und Tabelle A 12 im Anhang) ergaben sich bzgl. der Wunschgemäßheit, also der Übereinstimmung der eingeschätzten Beziehungsqualität mit der Wunschvorstellung die erwarteten signifikanten Unterschiede zwischen den Aussagen von Müttern bzw. Vätern über die Beziehung zum erkrankten Kind und den Aussagen von Müttern bzw. Vätern über die Beziehung zu dessen gesunden Geschwistern: Mütter wie Väter beschrieben die Bezie-hung zu ihrem erkrankten Kind als signifikant weniger wunschgemäß als die BezieBezie-hung zu ihrem gesunden Kind. Auch für die Daten bzgl. der Erfreulichkeit der Beziehungen zum kranken vs. zum gesunden Kind ergaben sich für Mütter wie Väter signifikante Unterschiede:

die Werte von Müttern wie Vätern bzgl. der Erfreulichkeit der Beziehung zum erkrankten Kind waren signifikant niedriger als die Werte bzgl. der Erfreulichkeit der Beziehung zu des-sen gesunden Geschwistern. Wie erwartet ergab sich bzgl. der Verbundenheit in den Aussa-gen der Mütter kein signifikanter Unterschied zwischen ihren BeziehunAussa-gen zu kranken Kin-dern im Vergleich mit ihren Aussagen gegenüber deren gesunden Geschwistern. Jedoch zeig-te sich entgegen Hypothese 2 hinsichtlich der Väzeig-teraussagen eine statistische Tendenz, dass Väter sich mit ihren psychisch erkrankten Kindern weniger verbunden fühlen als mit deren gesunden Geschwistern.

Geschwistervergleich:

Beziehungseinschätzung aus der Elternperspektive

*** **

* **

T

1 2 3 4 5

Ist-Soll Erfreulichkeit Verbundenheit

Mittelwert

M-kK M-gG V-kK V-gG

Abbildung 7: Geschwistervergleich aus der Elternperspektive: Beziehungseinschätzung

M-kK/V-kK: Mütter über Beziehung zu erkrankten Kindern. M-gG/V-gG: Mütter/Väter über Beziehung zu gesunden Geschwistern der Erkrankten. Wilcoxon-Tests für zwei verbundene Stichproben: Müt-ter/Väter aus psychiatrieerfahrenen Familien vs. MütMüt-ter/Väter aus gewöhnlichen Familien. Statistische Kennwerte in Tabelle A 11 und Tabelle A 12 (Anhang). Signifikanz (einseitig, bzgl. Verbundenheit zweiseitig): ***signifikanter Unterschied zur Vergleichsgruppe, p≤.001; **signifikanter Unterschied zur Vergleichsgruppe, p≤.01; *signifikanter Unterschied zur Vergleichsgruppe, p≤..05; Tsignifikanter Unter-schied zur Vergleichsgruppe, p≤.1.

(b) Psychiatrieerfahrene Familien vs. gewöhnliche Familien

Elternperspektive. In den Mann-Whitney-U-Tests über die Aussagen von Eltern aus psychi-atrieerfahrenen Familien zur Beziehung mit ihrem erkrankten Kind und die Aussagen von Eltern aus gewöhnlichen Familien zur Beziehung mit ihrem nicht erkrankten Kind ergaben sich bzgl. der Variablen Erfreulichkeit und Verbundenheit die gemäß Hypothese 2 erwarteten Gruppeneffekte (vgl. Abbildung 8, sowie Tabelle A 13 im Anhang). Eltern psychisch er-krankter Kinder schätzen die Beziehung zu diesen signifikant als weniger erfreulich ein als Eltern gesunder Kinder ihre Beziehung zum Kind. Auch ergab sich wie erwartet kein signifi-kanter Unterschied bzgl. der Verbundenheit zwischen diesen Gruppen. Allerdings zeigt sich wider Erwarten kein signifikanter Gruppeneffekt bzgl. der Wunschgemäßheit.

krankter Kinder schätzen die Beziehung zu diesen signifikant als weniger erfreulich ein als Eltern gesunder Kinder ihre Beziehung zum Kind. Auch ergab sich wie erwartet kein signifi-kanter Unterschied bzgl. der Verbundenheit zwischen diesen Gruppen. Allerdings zeigt sich wider Erwarten kein signifikanter Gruppeneffekt bzgl. der Wunschgemäßheit.

Vergleich mit gewöhnlichen Familien:

Abbildung 8: Vergleich mit gewöhnlichen Familien aus der Elternperspektive: Beziehungseinschät-zung

pE-kK: Eltern aus psychiatrieerfahrenen Familien gegenüber kranken Kindern. SchE-kK: Eltern schi-zophren Erkrankter gegenüber kranken Kindern. SuE-kK: Eltern Substanzabhängiger gegenüber kranken Kindern. pE-gG: Eltern aus psychiatrieerfahrenen Familien gegenüber Geschwistern psy-chisch kranker Kinder. gE-gK: Eltern aus gewöhnlichen Familien gegenüber gesunden Kindern. Mann-Whitney-U-Tests: Gruppen aus psychiatrieerfahrenen Familien vs. Gruppe aus gewöhnlichen Famili-en. Statistische Kennwerte in Tabelle A 13, Tabelle A 14, Tabelle A 15 und Tabelle A 16 (Anhang).

Signifikanz (einseitig, bzgl. Verbundenheit zweiseitig): ***signifikanter Unterschied zur Vergleichs-gruppe, p≤.001; **signifikanter Unterschied zur VergleichsVergleichs-gruppe, p≤.01; *signifikanter Unterschied zur Vergleichsgruppe, p≤..05; Tsignifikanter Unterschied zur Vergleichsgruppe, p≤.1.

Weiter wurde überprüft, ob sich entsprechende Ergebnisse auch finden lassen, wenn dieser Vergleich für die Teilstichprobe der schizophren Erkrankten bzw. die Teilstichprobe der Suchtkranken separat durchgeführt wird (vgl. Abbildung 8, sowie Tabelle A 14 und Tabelle A 15 im Anhang). In den Mann-Whitney-U-Tests über die Aussagen der Eltern schizophren Erkrankter über diese im Vergleich mit Aussagen gewöhnlicher Eltern über ihre Kinder fand sich, wie schon im Vergleich unter Verwendung der Gesamtstichprobe der Eltern psychisch Kranker, kein signifikanter Unterschied darin, wie wunschgemäß diese Beziehungen einge-schätzt werden. Bzgl. der Bewertung der Erfreulichkeit der Beziehung zeigt sich im Vergleich der Aussagen von Eltern über ihre schizophren erkrankten Kinder mit den Aussagen von El-tern aus gewöhnlichen Familien über ihre Kinder kein Unterschied, wie er sich unter Verwen-dung aller Eltern psychisch Kranker finden lässt. Wider Erwarten zeigte sich in diesem Grup-penvergleich jedoch eine statistische Tendenz zu einem Unterschied bzgl. der Verbundenheit:

Eltern schizophren erkrankter Kinder fühlten sich mit diesen tendenziell enger verbunden als Eltern gewöhnlicher Kinder.

Die Mann-Whitney-U-Tests über die Aussagen von Eltern Suchtkranker und die Aussagen von Eltern aus gewöhnlichen Familien über die Beziehung zu ihrem Kind zeigten wie der Vergleich unter Verwendung aller Elternaussagen gegenüber psychisch kranken Kindern kei-nen signifikanten Unterschied bzgl. der Wunschgemäßheit der Beziehung. Dagegen ergab sich ein signifikanter Unterschied bzgl. der Erfreulichkeit: Eltern Substanzabhängiger schätzten die Beziehung zu diesem Kind hochsignifikant weniger erfreulich ein als Eltern gewöhnlicher Kinder. Im Gefühl der Verbundenheit der Eltern mit ihrem Kind ergab sich wie erwartet kein Unterschied zwischen den Gruppen.

Außerdem wurden die Einschätzungen der Qualität der Beziehung mit dem Kind zwischen weiteren zwei Gruppen an Aussagen verglichen: Eltern aus psychiatrieerfahrenen Familien gaben Auskunft über die Beziehung zu den gesunden Geschwistern ihres erkrankten Kindes und Eltern aus gewöhnlichen Familien äußerten sich über die Beziehung zu ihrem Kind (vgl.

Tabelle A 16 im Anhang). Bzgl. der Einschätzung der Wunschgemäßheit unterschieden sich die Eltern in diesem Gruppenvergleich im Mann-Whitney-U-Test wider Erwarten signifikant:

Eltern aus psychiatrieerfahrenen Familien schätzten die Beziehung zu den Geschwistern ihrer psychisch erkrankten Kinder als ihren Wünschen entsprechender ein als dies Eltern aus ge-wöhnlichen Familien bzgl. der Beziehung zu ihren Kindern taten. In Bezug auf die Erfreu-lichkeit zeigt sich im zweiseitigen Test jedoch kein signifikanter Unterschied. Auch fühlen sich Eltern mit Geschwistern psychisch erkrankter Kinder und Eltern mit gewöhnlichen Kin-dern gleichermaßen eng verbunden.

Kinderperspektive. Psychisch kranke und psychisch gesunde Kinder unterschieden sich in der Einschätzung ihrer Beziehung zu den Eltern nicht wie erwartet in zwei, sondern lediglich in einer erhobenen Variablen (vgl. Abbildung 9 sowie Tabelle A 17 und Tabelle A 18 im An-hang). Psychisch Erkrankte bewerteten diese Beziehung zwar als signifikant weniger wunsch-gemäß, unterschieden sich aber nicht wie erwartet auch bzgl. ihrer Einschätzung der Erfreu-lichkeit von psychisch Gesunden. Entsprechend der in Hypothese 2 postulierten Annahme gaben psychisch Kranke und psychisch Gesunde gleich hohe Werte bzgl. der Verbundenheit mit ihren Eltern an.

Auch für die Aussagen über die Qualität der Eltern-Kind-Beziehung aus der Kinderper-spektive wurden für schizophren erkrankte und Substanzabhängige separate Vergleiche mit nicht psychisch erkrankten Kindern gerechnet. Schizophren erkrankte und gesunde Erwach-sene unterschieden sich nicht signifikant darin, wie wunschgemäß sie die Beziehung zu den

Eltern einschätzten. Bzgl. ihrer Einschätzung der Erfreulichkeit der Beziehung zu den Eltern ergab sich ebenfalls kein signifikanter Unterschied zwischen schizophren Erkrankten und gewöhnlichen Erwachsenen. Schizophren erkrankte und Gesunde unterscheiden sich wie er-wartet nicht im Ausmaß ihrer Verbundenheit mit den Eltern.

Substanzabhängige empfanden die Beziehung zu ihren Eltern signifikant als weniger wunsch-gemäß als Kinder aus der Vergleichsgruppe. Auch bewerteten sie diese Beziehung als signifi-kant weniger erfreulich. Keinen Unterschied zwischen den Aussagen Substanzabhängiger und den Aussagen gesunder Vergleichspersonen ergab sich bzgl. des Ausmaßes der Verbunden-heit mit den Eltern.

Vergleich mit gewöhnlichen Familien:

Beziehungseinschätzung aus der Kinderperspektive

* **

***

1 2 3 4 5

Ist-Soll Erfreulichkeit Verbundenheit

Mittelwert

kK-E SchK-E SuK-E gK-E

Abbildung 9: Vergleich mit gewöhnlichen Familien aus der Kinderperspektive: Beziehungsein-schätzung

kK-E: Psychisch erkrankte Kinder (gesamt) gegenüber ihren Eltern. SchK-E: Schizophren erkrankte Kinder gegenüber ihren Eltern. SuK-E: Substanzabhängige Kinder gegenüber ihren Eltern. gK-E:

Gesunde Kinder gegenüber ihren Eltern. Mann-Whitney-U-Tests: psychisch erkrankte Kinder (ge-samt), schizophren erkrankte Kinder und substanzabhängige Kinder vs. gesunde Kinder. Statistische Kennwerte in Tabelle A 17, Tabelle A 18 und Tabelle A 19 (Anhang). Signifikanz (einseitig, bzgl. Ver-bundenheit zweiseitig):***signifikanter Unterschied zur Vergleichsgruppe, p≤.001; **signifikanter Un-terschied zur Vergleichsgruppe, p≤.01; *signifikanter UnUn-terschied zur Vergleichsgruppe, p≤.05; T signi-fikanter Unterschied zur Vergleichsgruppe, p≤.1.

7. UNTERSCHIEDE ZWISCHEN GENERATIONENBEZIEHUNGEN