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Naturräumliche Grundlagen und Landschaftsgeschichte (Kap. 3.1.1)

Geologie und Geomorphologie

Insgesamt zum glazial geprägten Fläming gehörend, gliedert sich das Zerbster Ackerland in den zentra-len, endmoränenartigen saalezeitlichen Moränenkomplex bei Leitzkau die flach zertalten Moränenplatten zwischen der Ehle und dem Elbetal und die auf den sanderartigen Schmelzwassersandflächen östlich Leitzkau, sich ausbreitende, von der Nuthe und ihren Zuflüssen entwässerte Platten-Flachtal-Landschaft im Raum Zerbst-Lindau. Während die Sandergebiete den warthestadialen Eisrandlagen im Fläming zu-zurechnen sind, ist die zeitliche Stellung der Leitzkauer Stauchendmoränen innerhalb der Saalekaltzeit nicht eindeutig geklärt. In die Bildung der Stauchendmoränen bei Leitzkau wurden oligozäne Tertiärzone des Untergrundes einbezogen. In der Wechselkaltzeit führten periglaziäre äolische Prozesse zur Sedi-mentation geringmächtiger Decken aus schluffigen Treibsanden und Sandlöß. Die ursprüngliche Kalk-haltigkeit dieser Substrate blieb über dem undurchlässigen Untergrund erhalten, so dass sich Schwarz-staugleyböden entwickelt konnten.

Im Flachhügelland der Leitzkauer Moränen werden Höhen bis mehr als 80 m NN und Hangneigungen zwischen 1 - 7° erreicht. Die beiden anderen Teillandschaften sind durch ihre tiefe Lage um 40 m NN, Hangneigungen zwischen 1 - 3° und geringe relative Höhenunterschiede geprägt.

Boden

Im westlichen und mittleren Teil des Raumes dominieren Salmtieflehm-Braunerden/Fahlerden und in der Ehleniederung Salmtieflehm/Fahlstaugleye und Lehm-Schwarzstaugleye im Wechsel mit den Böden der Bachauen (Niedermoore u. a.). Im Sandergebiet östlich der Nuthe herrschen Braunpodsole. Sand-tieflehm-Rosterde/Fahlerde und Salmtieflehm-Braunerden/Fahlerden vor. Auch in der Aue der Nuthe sind Niedermoore typisch.

Wasser

Die Entwässerung des Zerbster Ackerlandes erfolgt vor allem durch die Nuthe mit ihren Quellbächen Hagendorfer, Grimmer und Boner Nuthe, deren Einzugsgebiete bis in den wasserlaufarmen Fläming reichen, und die sich unterhalb der Stadt Zerbst vereinigen, sowie durch die Ehle, welche den Raum nördlich der Leitzkauer Höhen dränt. Beide entwässern in die Elbe.

Die wesentlichen stehenden Gewässer sind der Stausee Ladeburg und der Deetzer Teich.

Klima

Das Klima des Zerbster Ackerlandes gehört zum mitteldeutschen Binnenlandklima, das noch vom Elbetal und den benachbarten Niederungen geprägt wird. Die Temperaturen entsprechen diesem mit 8,7 °C Jahresmitteltemperatur (Messstation Zerbst) und Julitemperaturen um 18 °C. Die Niederschlagsmenge schwankt im Gebiet zwischen 506 mm/a (Gommern) im Nordwesten, 536 mm/a in Leitzkau und 569 mm/a (Zerbst) im Osten.

Potentielle Natürliche Vegetation

Die Potentielle Natürliche Vegetation des Zerbster Ackerlandes ist ein subkontinentaler Lindenreicher Ziest-Traubeneichen-Hainbuchenwald, der auf trockeneren Standorten von grasreichen

Lageübersicht

Inhaltsverzeichnis

Kurzcharakteristik

Hainbuchenwäldern abgelöst wird. In den Niederung geht dieser in einen Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald über. In den Niederungen und Auen der Bachtäler befinden sich Nassstandorte der Schwarzerlenbruchwälder und Schwarzerlen-Eschenwälder sowie der Pfeifengras-Stieleichenwälder.

Im Übergang zum Elbetal ist der Ackerplatte die Niederterrasse mit aufgesetzten Dünen vorgelagert, die auf feuchteren Standorten Komplexe aus Pfeifengras-Eichenwald und Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald und im nördlichen Raum auf den großflächigen Dünenfeldern Berghaarstrang-Eichen-Trockenwald tragen.

Gegenwärtiger Zustand der Schutzgüter (Kap. 3.1.2)

Landschaftsbild

Die Landschaft tritt dem Betrachter als ein intensiv genutztes Ackerland entgegen, dem sich alle Land-schaftselemente zuordnen. Der Waldflächenanteil liegt bei 12 % und der Grünflächenanteil von 2,7 % ist ebenfalls sehr gering. Damit zählt das Zerbster Ackerland zu den waldärmsten Landschaften Sachsen-Anhalts. Größere Waldinseln konnten sich lediglich bei Lindau erhalten. Kleinflächigere Wälder bestehen ebenfalls im Osten der Landschaftseinheit im Übergang zu den Fläminglandschaften und auf den dem Elbetal vorgelagerten Niederterrassen. Auch in den Bachtälchen und den Quellgebieten ist ebenfalls eine Bewaldung anzutreffen.

Boden

Die vor allem im südlichen Landschaftsteil um Zerbst ausgebildeten Böden sind von großer natürlicher Fruchtbarkeit und wurden bereits früh in Nutzung genommen. Die Kultur hat diese Böden überformt und umgestaltet. Die Ackerkrume wurde in den vergangenen Jahren stark vertieft, durch den Einsatz schwe-rer Landtechnik mit einem hohen Bodendruck der Geräte und Zugmaschinen aber auch extrem verdich-tet. Teilweise leiden daher die schluff- und tonreicheren Böden unter einer technisch verursachten Staun-ässe. Der Daueranbau von Zuckerrüben hat die Böden an Humus verarmen lassen.

Wasser

Die meisten Fließgewässer sind vor allem in den unteren Laufabschnitten weitgehend ausgebaut. Die Oberläufe haben dagegen noch einen naturnahen Charakter, ausgenommen den der Ehle. Obwohl die begradigte Ehle vielerorts naturfernen Charakter hat, bietet ihre weithin kiesig-steinige Sohle zusammen mit größeren Fließgeschwindigkeiten im Gegensatz zu den verschlammtem Wehrstauen gute Besied-lungsmöglichkeiten für die Fauna.

Die Oberläufe der Nedlitzer und der Zerbster Nuthe weisen die Güteklasse II auf (Salmonidengewässer).

Unterhalb Lindau ist die Nuthe kritisch belastet (II-III). Die Gewässergüte der Ehle schwankt flussab-schnittsweise zwischen den Güteklassen II und II-III. Der erhöhte Eisengehalt, vor allem unterhalb Lo-burg, ist geogen bedingt.

Luft und Klima

Mit einer Einwohnerdichte von bis zu 75 EW/km² und dem Mangel an bedeutenderer Industrie zählt das Zerbster Ackerland zu den ländlichen Regionen. Das Gebiet der Stadt Zerbst selbst ist jedoch überwie-gend durch den Verkehr stärker belastet.

Arten und ihre Lebensgemeinschaften

Von den natürlich vorkommenden Ziest-Traubeneichen-Hainbuchenwäldern mit Winter-Linde ist bis auf Reste bei Lindau alles verschwunden. Der größte Teil der Waldinseln des Zerbster Ackerlandes wird von

Kiefernforsten gebildet. Die ursprünglich vorhandenen Erlen-Eschenwälder und Erlenbruchwälder der Niederungen und Auen der Bäche sind auf kleine Gehölze geschrumpft.

Die großflächigen Äcker mit Luzerne- und Rapsanbau in einer ausgeräumten Landschaft sind die letzten Reviere der vom Aussterben bedrohten Großtrappe (Otis tarda). Der Bestand ist auf wenige Brutpaare reduziert. Die betreffenden Gebiete sind in ein als Europäisches Vogelschutzgebiet (IBA) ausgewiesenes Großtrappenschongebiet integriert.

Dünendurchragungen werden von Magerrasen eingenommen, die teilweise rechtartenreiche Bestände mit Knorpellattich u. a. Arten bilden.

Auf den Niederterrassen stocken flächig Kiefernforsten. Einzelne waldfreie Dünen tragen artenreiche Sand-Magerrasen, in denen z. B. die Einfache Graslilie oder die Silber-Scharte auftreten.

Landnutzung

Die Flächennutzung wird von der Landwirtschaft dominiert, die hier mit hoher Intensität die guten Böden bearbeitet. Die Intensivierungsprozesse und die Verminderung des Rapsanbaus haben den starken Rück-gang der Großtrappenpopulation seit den 60er Jahren wesentlich beschleunigt.

Die Waldgebiete befinden sich unter forstwirtschaftlicher Nutzung. Im Steckbyer Forst befindet sich ein großflächiges Naturschutzgebiet.

Leitbild (Kap. 3.1.3)

Das Zerbster Ackerland soll das Bild einer offenen Ackerlandschaft, das jedoch durch strukturierte Täler und einzelne Waldflächen gegliedert ist, vermitteln.

Nur in den Niederungen sollen kleinere Flächen von Erlen-Eschenwäldern, Baumgruppen und Kopf-baumreihen eingenommen werden. Artenreiche Kohlkratzdistelwiesen herrschen vor.

Die Waldfläche soll konstant gehalten werden. Die vorhandenen Kiefernforsten sind in naturnahe Ei-chen-Mischwälder umzuwandeln.

In den Einstandsgebieten der Großtrappe müssen sich die Landschaftsgestaltung und Landnutzung dem Ziel der Erhaltung und Vergrößerung der Großtrappenpopulation unterordnen. Diesem Ziel steht eine ackerbauliche Nutzung ohne jeglichen Herbizideinsatz auf mäßig großen Ackerschlägen nicht im Wege.

Spezifische, auf den Trappenschutz orientierte Fruchtfolgen sollen eingeführt werden. Es muss eine raps-und luzernereiche Fruchtfolge mit regelmäßigen kurzzeitigen Bracheperioden vorherrschen. Es sind Ak-kerrandstreifen und kräuterreiche Feldraine anzulegen, die mit ihrem Insektenreichtum wesentlich zur Nahrungsgrundlage der Großtrappen beitragen. Eine Vergrößerung des Waldanteils soll hier nicht statt-finden und das Flurgehölzsystem nur wenig erweitert werden. Dabei dominieren Streuobstreihen. In den Trappeneinstandsgebieten besteht strenges Wegegebot und Verbot von Tourismus und Sportveranstal-tungen.

Die Unterhaltung der wenigen kleinen Bäche und Vorfluter soll die Eigenentwicklung naturnaher Was-serläufe unterstützen. Die Gewässergüte von Nuthe und Ehle soll durch umfassende kommunale Abwas-serbehandlung und extensive Landwirtschaft verbessert werden.

Schutz- und entwicklungsbedürftige Ökosysteme des Zerbster Ackerlandes (Kap. 3.1.4)

Biotoptyp vorrangig schutz- und entwicklungsbedürftig

besonders schutz- und entwicklungsbedürftig

schutzbedürftig, z. T. auch entwicklungsbedürftig

Wälder und Gebüsche Erlenbruchwälder

Erlen-Eschenwälder Stieleichen-Birkenwald im Forst Lindau

Gewässer naturnahe Bachläufe

Feuchtgrünland seggen-, binsen- und

hochstaudenreiche Nasswiesen Sonstige Biotope Ackerlandschaft (für

Großtrappenschutz)

dörfliche Ruderalfluren städtische Ruderalfluren

Im Zerbster Ackerland sind folgende, im § 30 NatSchG LSA unter besonderen Schutz gestellte Biotope bemerkenswert:

- seggen-, binsen- und hochstaudenreiche Nasswiesen, - naturnahe Bachabschnitte,

- Kleingewässer, - offene Binnendünen, - Magerrasen,

- Bruchwälder und Erlen-Eschenwälder, - Hecken und Flurgehölze.