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Naturräumliche Grundlagen und Landschaftsgeschichte (Kap. 2.9.1)

Geologie und Geomorphologie

Im Gebiet des Rhin-Havel-Luchs mündete das Warschau-Berliner Urstromtal des Frankfurter Stadium der weichselkaltzeitlichen Inlandvereisung in das Urstromtal an der unteren Elbe. Der Unterlauf des Berliner Urstromtal wurde auch durch die aus dem Eberswalder Urstromtal kommenden Schmelzwasserabflüsse des Pommerschen Stadiums der Weichselkaltzeit wieder genutzt. Während die Talsande dieser Urstrom-täler nur östlich der Havel großflächig erhalten sind, wurden sie bei der Herausbildung der holozänen Auen der Havel und Elbe erodiert und sind nur in schmalen Randstreifen erhalten. Der größte Teil des Rhin-Havel-Luchs am Unterlauf der Havel wird von holozänen Auenbildungen eingenommen. Die durch den eustatischen Meeresspiegelanstieg besonders im Atlantikum bedingte starke Sedimentationstätigkeit der Elbe führte in Verbindung mit dem Rückstau der Havel bei Elbehochwässern zu einem beträchtlichen Grundwasseranstieg auch im Rhin-Havel-Luch und damit zur Vermoorung im Rhin-Havel-Luch. Östlich der Havel im Land Brandenburg werden die Niederungen und Teilsandflächen durch inselartig erhaltene

”Moräneninseln” wie das Rhinower Ländchen überragt. Das Rhinower Ländchen weist einen Endmorä-nenrest aus einer der Rückzugsphasen des Brandenburger Stadium auf (Gollenberg 110 m NN).

Boden

Das typische, großflächig verbreitete Bodenformenmosaik setzt sich aus Auenton- und Auenlehmtiefton-Vegaamphigley in den Auen begleitet durch Auenton-Gleye und -Humusgleye, Sand-Anmoorgleye und Niedermoore zusammen.

Wasser

Der Hauptvorfluter für den Rhin-Havel-Luch ist die Havel. In der unteren Havelniederung hängt das hy-drologische Regime mit der Wasserführung der Elbe eng zusammen. Der Rückstau der Elbehochwässer wirkte sich bis in die Havelniederung aus und schuf so in der oft langanhaltenden Überschwemmungs-phase ausgedehnte amphibische Bereiche. Die Havel wird von einigen Altarmen (Alte Havel, Stremel u. a.) und von Seen und Schlenken (Lütow-See, Kapitel-See, Domherrlöcher) begleitet.

Die Fließgewässer sind mit einem geringen Gefälle (Havel 0,2 %) ausgestattet. Sie fließen ohne erkenn-bare Wasserscheide zwischen Elbe und Havel meist längere Strecken zu einem der beiden Flüsse parallel oder in spitzem Winkel (Hauptgraben, Königsgraben, Stremme, Jäglitz).

Die Grundwasserstände stehen in enger Abhängigkeit zu den Wasserständen in Elbe und Havel.

Klima

Die großklimatischen Verhältnisse der Luchlandschaft weichen kaum von denen der weiteren Umgebung ab. Die Jahresmittelwerte der Lufttemperatur erreichen 8,5° C; die mittleren Julitemperaturen >18° C.

Auch die Niederschläge zeigen mit 540 bis 570 mm/a keine landschaftsbedingte Besonderheit. In den Niederungen kommt es jedoch zu einer geländeklimatischen Ungunst durch Spät- und Frühfröste sowie eine erhöhte Nebelhäufigkeit mit mehr als 70 Nebeltagen im Jahr.

Lageübersicht

Inhaltsverzeichnis

Kurzcharakteristik

Potentielle Natürliche Vegetation

Im Rhin-Havel-Luch wird die Potentielle Natürliche Vegetation in den Niederungen auf Niedermooren von Verlandungsvegetation, Schwarzerlenbruchwäldern und Schwarzerlen-Eschenwäldern gebildet. Auf den Auenböden werden diese Niederungswälder von auenwaldartigen Eschen-Eichen-Hainbuchenwälder der trockeneren und Flatterulmenreiche Erlen-Eschenwälder der nassen Standorte abgelöst. Auf den Grundmoränen siedeln im standörtlichen Wechsel mit Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwäldern und Pfeifengras-Stieleichenwäldern der Randlagen zu höher gelegenem Waldziest-Stieleichen-Hainbuchenwald bis hin zu kleinflächigem Eichen-Trockenwald auf dem Gollenberg.

Gegenwärtiger Zustand der Schutzgüter (Kap. 2.9.2)

Landschaftsbild

Die schwach reliefierte Landschaft, in der durch Ackerbau intensiv landwirtschaftlich genutzte und mit kanalisierten Vorflutern durchzogene Niederungen und Altauen liegen, wird nur in einigen Landschafts-teilen durch Restwälder und Gehölze sowie Reste extensiv genutzter Grünlandflächen visuell-ästhetisch aufgewertet. Der Gollenberg setzt sich aufgrund seiner geomorpholgischen Gestalt und vielfältigen Ve-getationsstruktur deutlich von den umgebenden Landschaften ab.

Boden

Die für die intensive landwirtschaftliche Nutzung vorgenommenen Meliorationen haben zu einer weitge-henden Veränderung der verschlickten Niederungsböden geführt. Grundwasserabsenkung und schneller Wasserabzug durch Vorflutbegradigung legten vor allem die Bodenflächen an den Niederungsrändern trocken. Die Talsand-Gleye, die dadurch auch teilweise in Ackernutzung genommen wurden, neigen zur oberflächigen Austrocknung und sind anfällig gegen Winderosion. Die früher in Abhängigkeit von der Elbewasserführung oft ganzjährig hohen Wasserstände wechseln im Laufe des Jahres, so dass das Grundwasserregime heute als wechselfeucht mit starker sommerlicher Austrocknung zu beschreiben ist.

Gefördert durch die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung, haben sich auf den landwirtschaft-lich genutzten Anmoor- und Niedermoorböden die Mineralisierungsprozesse verstärkt. In der Folge da-von setzten Sackungen der Moorböden ein, die bis zum völligen Abbau der Torflager führen. Die land-wirtschaftlich genutzten Niederungsböden sind großflächig überdüngt.

Wasser

Die Flüsse Havel, Dosse, Jäglitz und Rhin wurden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begradigt, verlegt und ausgebaut, so dass der Abfluss beschleunigt wurde. Der Bau des Gnevsdorfer Vorfluters ver-legte die Havelmündung 7,7 km weiter elbeabwärts, wodurch das Jäglitzgebiet nördlich Damerow hoch-wasserfrei wurde. Melioration und Vorflutbegradigung haben zu einer Absenkung des Grundwasserspie-gels und einer Veränderung des Jahresregimes geführt. In der unteren Havelniederung wird das hydro-logische Regime durch die Wasserführung der Elbe bestimmt. Obwohl der direkte Rückstau der Elbe-hochwässer sich nur noch in den ausgedeichten Bereichen der Havelniederung auswirkt, tritt, trotz um-fangreicher Deichbauten, Schöpfwerke und Umflutbecken, das Drängewässer in der Niederung großflä-chig zutage. Andererseits sinken die Grundwasserstände in Trockenperioden bis zu 2 m unter Flur ab.

Es kommt trotz der umfangreichen Maßnahmen zur Abflussbeschleunigung vor allem im nördlichen Elbe-Havel-Winkel zu langanhaltenden, stagnierenden Hochwässern und Druckwasserüberflutungen. Durch eine in den Wintermonaten höhere Stauhaltung der Havel sowie durch gezielte Flutung ausgewählter Polderflächen lassen sich unabhängig vom Elbehochwasser hohe Grundwasserstände und flache Über-flutungen erreichen. Solche Maßnahmen werden regelmäßig in Abstimmung zwischen Landwirtschaft, Wasserwirtschaft und Naturschutz durchgeführt.

Luft und Klima

Die Landschaft gehört ähnlich wie die westlich anschließenden Gebiete zu den in Sachsen-Anhalt am geringsten mit Schadstoffen belasteten. Die Niederungen tendieren bei austauscharmen Wetterlagen im Winterhalbjahr häufig zur Nebelbildung.

Arten und ihre Lebensgemeinschaften

Von der ursprünglichen Waldvegetation der sumpfigen Niederungen und Auen sind allenfalls noch klei-ne Reste und Weidengebüsche erhalten. Entlang einzelklei-ner Gewässerstrecken stehen Kopfbäume.

Das Intensivgrünland ist artenarm. Die wenigen kleinflächigen Reste der ehemals verbreiteten Feucht-und Nasswiesen weisen eine Reihe bemerkenswerter Arten auf. In den noch regelmäßig überfluteten Bereichen der Havelniederung, aber auch innerhalb eingedeichter Flächen und Polder, ist eine stark reliefierte Bodenoberfläche mit einer Vielzahl von Auskolkungen und Flutrinnen anzutreffen. Vereinzelt ragen flache Sand- und Kiesrücken aus der Auenlandschaft. Diese unterschiedlichen Standortbedingun-gen ermöglichen auch innerhalb der intensiv Standortbedingun-genutzten Grünländereien ein deutlich differenziertes Ve-getationsmosaik, das vom Wasserschwadenröhricht und Rohrglanzgrasried über Ansaat-Knaulgrasbestände bis hin zu Sandmagerrasen reicht. Die Niederungswiesen und Weiden stellen wert-volle Rast- und Nahrungshabitate für Gänse, Kraniche und Schwäne dar. Auf überstauten Bereichen halten sich vom Herbst bis zum Frühjahr Tausende nordische Gänse, Enten, Säger und Taucher auf.

Eine Sonderstellung nimmt der Gollenberg ein, dessen südexponierte Oberhänge durch einen xerother-men Vegetationskomplex eingenomxerother-men werden

Landnutzung

Die Besiedlung und Kultivierung der Landschaft war mit der Melioration und landwirtschaftlichen Nut-zungsmöglichkeit der Niederungen eng verbunden. Vor allem im 18. und 19. Jahrhundert machten die Entwässerung, die Eindeichung großer Flächen und der Vorfluterausbau - insbesondere die Begradigung der Havel - rasche Fortschritte. Die Großflächenwirtschaft und Intensivierung der Tierproduktion trugen zur Artenverarmung bei. Bis auf kleine Reste von Erlenbrüchern sind die Wälder in Grünland umgewan-delt (gegenwärtig 37 % Grünlandflächenanteil, Waldflächenanteil 11,5 %). Auf den Talsanden erfolgt Ackernutzung.

Leitbild (Kap. 2.9.3)

Das Landschaftsbild soll zukünftig wieder durch weitflächige Niederungen und durch stärker ausgeprägte Überschwemmungen charakterisiert sein. Weidengebüsche und Erlenbrücher sollen den ökologischen Typus der Landschaft unterstreichen. Die Fließgewässer sollen sich wieder in viele Läufe, Altarme und Schlenken aufteilen und damit Lebensräume schaffen, die stabile Brutvorkommen gefährdeter Wasser-, Wat- und Wiesenvogelarten ermöglichen.

Durch Anhebung der Grundwasserstände und das zukünftig wieder weitgehend ursprüngliche Grund-wasserregime soll einer weiteren Moorschrumpfung entgegengewirkt werden. Die überhöhten Nähr-stoffgehalte sind abgebaut worden, da die Begüllung und die mineralische Düngung auf das Minimal-maß reduziert wurden.

Das extensiv genutzte Überschwemmungsgrünland wird durch die wieder naturnahen Grundwasserstän-de bis weit in Grundwasserstän-den Sommer hinein in großen Bereichen von Nassstellen und Schlenken durchzogen sein.

Damit sind gute Voraussetzungen für eine artenreiche Flora und Fauna geschaffen.

In den weiten Niederungen sollen sich an den feuchtesten Stellen wieder kleine Erlenbrücher ausbilden.

Entlang der Fließgewässer sollen häufiger als gegenwärtig gepflegte Kopfbäume und kleine Gehölz-gruppen das Landschaftsbild verbessern.

In dem Europäischen Vogelschutzgebiet (IBA) werden alle Nutzungen dem Erhalt und der Entwicklung der Lebensräume für Wat- und Wasservögel untergeordnet.

Schutz- und entwicklungsbedürftige Ökosysteme des Rhin-Havel-Luchs (Kap. 2.9.4)

Biotoptyp vorrangig schutz- und entwicklungsbedürftig

besonders schutz- und entwicklungsbedürftig

schutzbedürftig, z.T. auch entwicklungsbedürftig

Wälder und Gebüsche Erlenbruchwälder Erlen-Eschenwälder Sternmieren- Stieleichen-Hainbuchenwälder Eichen-Trockenwälder

Ziest-Stieleichen-Hainbuchenwälder

Moore Niedermoore

Gewässer Seen

Schollener See

Fließgewässer Verlandungsbereiche stehen-der Gewässer

Feuchtgrünland und Sümpfe

Röhrichte Seggenrieder

Nasswiesen Feuchtwiesen

Im Rhin-Havel-Luch sind folgende, im § 30 NatSchG LSA unter besonderen Schutz gestellte Biotope be-merkenswert:

- Moore, Sümpfe, Röhrichte,

- seggen-, binsen- und hochstaudenreiche Nasswiesen, - Verlandungsbereiche stehender Gewässer,

- temporäre Flutrinnen, - Magerrasen,

- Wälder und Gebüsche trocken-warmer Standorte, - Bruch- und Sumpfwälder,

- Auwälder,

- Kopfbaumgruppen, - Hecken und Feldgehölze.