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Naturräumliche Grundlagen und Landschaftsgeschichte (Kap. 1.5.1)

Geologie und Geomorphologie

Der Hochfläming ist eine im wesentlichen im Eiszeitalter geprägte Landschaft. Die Vorstöße des Inlandei-ses im Warthestadium der Saalekaltzeit schufen die Endmoränenrücken, Sander und schmelzwasserüber-sandete Grundmoränenflächen des Hohen Flämings. Auffällige Zeugen der Vergletscherung sind die als

"Findlinge" bekannten und als Naturdenkmale geschützten riesigen, mit den Moränen antransportierten nordischen Geschiebe.

Unter den Klimabedingungen der jüngsten Kaltzeit - der Weichselkaltzeit, deren Eisrandlagen den Flä-ming nicht mehr erreichten - vollzogen sich die Prozesse der periglaziären Abtragung vorrangig durch Solifluktion (Bodenfließen) und durch Zertalung durch sommerlicher Bäche über dem Dauerfrostboden, sowie durch später einsetzende Ablagerung der Flugsande und -stäube . Letztere führte zur Ablagerung der Flottsanddecken auf den Fläminghochflächen. Die so entstandenen Sandlösse bilden die standörtli-che Grundlage für die landwirtschaftlistandörtli-che Nutzung.

Der Hochfläming liegt großflächig im Land Brandenburg im Raum Raben, Wiesenburg, Belzig, Görzke und Ziesar und greift mit seinem süd- bis südwestlichen Rand auf Sachsen-Anhalt über. Hier erstreckt er sich über 70 km vom nordwestlichen Rand des Flämings bei Magdeburgerforth über Nedlitz, Grimme, Golmenglin, Stackelitz, Serno bis nördlich Zahna. Er schließt sich an den südlich gelegenen Roßlau-Wittenberger Vorfläming an. Mit einer Höhenlage von 100 bis 200 m NN (Hagelberg 201 m NN, Land Brandenburg) bildet der Hochfläming den am höchsten gelegenen Bereich des Flämings. In seinem hü-geligen bis stark hügeligem Relief treten stellenweise Hangneigungen von mehr als 20° auf. Diese For-men einschließlich der charakteristischen Rummeln sind aber weitgehend auf das Land Brandenburg beschränkt. Der morphologische Charakter der Landschaft wird durch die relativ enge Folge der sandig-kiesigen Satz- und Stauchendmoränenrücken bestimmt. Typisch für die lobenförmige Ausbildung der Inlandvorstöße weist der markante Zug der Reetz-Medewitz-Setzsteiger Endmoräne im Land Branden-burg, in der auch der Hagelberg liegt, einen bogigen Verlauf auf.

Boden

In dem weitgehend durch Wälder geprägten Bereich des Hochflämings im Land Sachsen-Anhalt haben sich mäßig nährstoffreiche bis nährstoffreiche Braunerden, Bändersand-Braunerden und auf den durch Grundmoränen gebildeten Standorten auch Lehm- und Tieflehmfahlerden und stellenweise Tieflehm-Braunstaugleye gebildet. Auf Sandstandorten sind Sand-Braunpodsole verbreitet. Die Standorte sind insgesamt in ihrer flächigen Zusammensetzung sehr heterogen. Die Hohlformen und kleinen grundwas-serbeeinflussten Tälchen werden von Sand-Braun- und Sand-Schwarzgleyen eingenommen.

Wasser

In dem niederschlagsreichen Hochfläming mit Abflusshöhen um 150 - 200 mm/a kommt es in seinen überwiegend sandigen Böden zur Grundwasserbildung. Entlang des südlichen und südwestlichen Randes des Hochflämings treten verschiedentlich Quellen aus und versorgen die hier entspringenden Bäche. Im Land Sachsen-Anhalt sind dies vor allem die Ihle, die Ehle, die Nuthen und die Rossel.

Lageübersicht

Inhaltsverzeichnis

Kurzcharakteristik

Klima

Der großflächige, sich von Nordwest nach Südost erstreckende Fläming mit seinen Höhen bis 200 m ist eine deutlich niederschlagsbegünstigte Landschaft. Die jährliche Niederschlagssumme steigt von 550 mm auf 650 mm. Mit Julitemperaturen zwischen 17° C und 18° C und Januartemperaturen um – 1° C stellt sich der Hochfläming deutlich kühler und niederschlagsreicher als seine Umgebung dar.

Potentielle Natürliche Vegetation

Die Potentielle Natürliche Vegetation des Hochflämings wird durch die Schattenblümchen-Buchenwälder geprägt. Auf nährstoffreichen Braunerden sind örtlich Waldmeister-Buchenwälder ausgebildet. Dünen mit armen Standorten werden von Heidelbeer-Traubeneichen-Buchenwald bestanden. Die Buchenwälder werden im Übergang zum Vorfläming von Straußgras-Eichenwäldern abgelöst. In den Quellmulden und auslaufenden Tälchen stocken Seggen-Erlenburch und Erlen-Eschenwälder, oft im Komplex mit Stern-mieren-Stieleichen-Hainbuchenwälder.

Gegenwärtiger Zustand der Schutzgüter (Kap. 1.5.2)

Landschaftsbild

Der Hochfläming ist eine von Wäldern bestimmte Landschaft. Das Landschaftsbild bietet sich dem Be-trachter als eine von kleinen Rodungsinseln um die Ortschaften durchsetzte, geschlossene Waldfläche dar. Der markante Wechsel von Vorfläming zum Hochfläming wird durch die großflächig erhalten ge-bliebenen Buchenwälder bestimmt. Dennoch prägen auch weitflächige Kiefernforsten als Ersatzgesell-schaften der Buchenwälder das Landschaftsbild.

Die Endmoränen formen sich zu flachen, langgestreckten Hügelketten, die nach Süden und Westen sanft abdachen. Die auslaufenden Täler und Flachmulden sind mit Wiesen ausgekleidet und vermitteln Blick-beziehungen in den offenen Raum.

Boden

Die Böden unter Wald erfuhren durch die großflächig wirksame Luftbelastung eine starke Stickstoffanrei-cherung, wodurch sich die Bodenvegetation auf den armen Sandstandorten erheblich verändert hat. Im Hochfläming überwog der durch schwefelhaltige Abgase der Kraftwerke und Industrie verursachte Säu-reeintrag aus der Luft gegenüber dem Eintrag basischer Stäube, die bereits über dem Vorfläming ausfie-len.

Wasser

Der sachsen-anhaltische Teil des Hochflämings weist keine nennenswerten, oberirdisch ständig wasser-führenden Gewässer, aber bedeutende Grundwasserabflüsse auf, die auf das Elbetal zuströmen. Durch Grundwassernutzung, insbesondere im Westfläming, kommt es zur Grundwasserabsenkungen.

Luft und Klima

Der Fläming wurde durch die Industriestandorte entlang der Elbe erheblich geschädigt. Infolge des Zu-sammenbruchs der Industrie und dem Aufbau neuer immissionsarmer Werke ging die Luftbelastung ent-scheidend zurück. Die früheren Belastungen verursachten aber erhebliche Waldschäden. Eine Belastung durch lokale industrielle Emittenten besteht nicht. Lokale Belastungen und Schädigungen können durch den zunehmenden Verkehr (z. B. entlang der BAB 9) erwartet werden.

Arten und ihre Lebensgemeinschaften

Die Buchenwälder des Hochflämings stellen naturnahe Waldgesellschaften dar, in denen charakteristi-sche Arten der Bodenvegetation, aber mit Hohltaube (Columba oenas), Schwarzspecht (Dryocopus mar-tius), Schwarzstorch (Ciconia nigra), Waldkauz (Strix aluco) und Zwergschnäpper (Ficedula parva) auch bemerkenswerte Vogelarten auftreten. Insbesondere die reichen Buchenwälder weisen mit Waldgerste (Hordelymus europaeus), Sanikel (Sanicula europaea), Christophskraut (Actaeaspicata), Immergrün ( Vin-ca minor) und Waldmeister (Galium odoratum) bemerkenswerte Artvorkommen auf. Die Buchenwälder sind nutzungsbedingt als Hallenwälder ausgebildet. Ihre Naturverjüngung wurde konsequent betrieben, führte aber wiederum zu gleichaltrigen Beständen. Flächig wurde auch Trauben-Eiche aufgeforstet und mit Rot-Buche unterbaut. Großflächig wurden die Buchenwälder jedoch in Kiefernforsten umgewandelt.

Die Blaubeer (Vaccinium myrtillus)-Kiefernforsten weisen dabei noch die nächsten Beziehungen zu den Buchenwäldern auf. Landwirtschaftliche Nutzflächen, Wiesen, Raine und Magerrasen sind nur auf Ro-dungsinseln um die Siedlungen vorhanden. Kleinflächig sind in auslaufenden Tälern Wiesen vorhanden.

Diese Offenräume bilden für Greifvögel, z. B. den Mäusebussard (Buteo buteo), bevorzugte Nahrungs-gebiete

Landnutzung

Im Fläming wechselten sich Perioden der Waldrodung, Besiedlung und landwirtschaftlichen Nutzung und Wüstungen mit Verwaldungsphasen ab. Verstärkt wurden aber der Vorfläming oder die Grundmoränen und Sandlößbereiche des Hohen Flämings im Land Brandenburg besiedelt. Aber auch im Bereich der Buchenwälder des Hochflämings im Land Sachsen-Anhalt gibt es Wüstungen (z. B. Schleesen bei Stacke-litz).

Das ursprüngliche Waldland des Flämings wurde im größeren Stil erstmals unter Erzbischof Wichmann von Seeburg (Regierungszeit 1152 - 1192) von Magdeburg aus vor allem mit Hilfe der Zisterzienser-Klöster erschlossen. Von den Zisterzienser-Klöstern wurde für die Meliorations- und Rodungsarbeiten vorzugsweise angesiedelte Flamen eingesetzt, worauf die Bezeichnung Fläming und zahlreiche Orts- und Flurnamen zurückgehen.

Die durch Waldweide und übermäßige Holzentnahme degradierten Laubwälder sind zum Ende des 18. Jahrhunderts, großflächig aber im 19. Jahrhundert, mit Kiefer aufgeforstet worden. Aber auch die Kiefernforsten wurden z. B. durch Streunutzung belastet, was zur Degradierung der Böden führte.

Im sachsen-anhaltischen Anteil des Hochflämings nimmt die Waldfläche einen Anteil von ca. 49 % der Gesamtfläche ein. Der Hochfläming zählt mit einer Einwohnerdichte, die weit unter dem deutschen Mit-telwert (bis 99 EW/km²) liegt, zu den dünn besiedelten und ausgeprägt waldreichen ländlichen Regionen.

Leitbild (Kap. 1.5.3)

Die heutige Verteilung der Waldflächen und Offenländer ist im wesentlichen erhaltenswert. Auch die Ackerflächen sollen auf den sandigen Böden weitgehend erhalten werden, da diese Offenflächen für das reizvolle Landschaftsbild des Hochflämings besonders wichtig sind. Ein begrenzter Nutzungsartenwechsel auf Grenzertragsflächen von Ackerland zu Wald soll aber bei Beachtung der räumlichen Einordnung der Flächen und mit der Zielstellung der Entwicklung naturnaher Wälder möglich sein.

Insgesamt ist eine ökologisch orientierte Landwirtschaft in Zusammenhang mit einem landschaftsverträg-lichen Tourismus anzustreben. Durch die Umstrukturierung der Nutzungsverhältnisse zu extensiven For-men soll zur Erhaltung der Landschaftsstruktur, der Sanierung der Böden einschließlich des Schutzes vor Wind- und Wassererosion und der Grundwasserneubildung beigetragen werden.

Die naturnahen Traubeneichen- und Buchenwälder sind durch naturnahe Bewirtschaftung zu erhalten.

Kiefernforsten sollen durch Voranbau von Rot-Buche in naturnahe Wälder umgewandelt werden. In den auslaufenden Talungen und Senken sind die Erlenbruch-, Erlen-Eschen- und Stieleichen-Hainbuchenwälder zu sichern.

Grünland, auch kleiner Waldwiesen, Magerrasen und Heiden, sowie als wegbegleitende Ausbildungen sind zu sichern und zu pflegen.

Durch Maßnahmen der Luftreinhaltung in benachbarten Industrieregionen muss gewährleistet werden, dass sich die Wälder weiter revitalisieren können. Gegen die Verlärmung und die Luftverunreinigung entlang der BAB 9 sind geeignete Maßnahmen einzuleiten.

Die Landschaft des Hochflämings kann, da sie frei von größeren Siedlungen ist und über ein überaus reizvolles Landschaftsbild verfügt, für den landschaftsverträglichen Tourismus stärker als bisher erschlos-sen werden. Im Rahmen der Planungen zur Ausweisung eines Naturparks Fläming sind unter Berücksich-tigung des Vorflämings und in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Fläming im Land Brandenburg ganz-heitliche Nutzungs- und Entwicklungskonzeptionen auszuarbeiten und umzusetzen.

Schutz- und Entwicklungsbedürftige Ökosysteme des Hochflämings (Kap. 1.5.4)

Biotoptyp vorrangig schutz- und entwicklungsbedürftig

besonders schutz- und entwicklungsbedürftig

schutzbedürftig z. T. auch entwicklungsbedürftig

Wälder und Gebüsche Schattenblümchen-Buchenwälder auf ba-senarmen Standorten

Waldmeister-Buchenwälder nähr-stoffreicher Standorte

Blaubeer-Traubeneichen-Buchenwälder und Nie-derungswälder

Moore Waldmoore und offene

Torfmoos-Moore

Trocken- und Magerra-sen, Heiden

Sandtrockenrasen, Be-senheide-Heiden

Schaftriften

Sonstige Biotope Grünland, Waldwiesen, Feldraine

Kleingewässer arme Sandäcker

Im Hochfläming sind folgende, nach § 30 NatSchG LSA unter besonderen Schutz gestellte Biotope be-merkenswert:

- Moore, Kleingewässer,

- Zwergstrauchheiden, Sandtrockenrasen, Halbtrockenrasen (Magerrasen), - Bruch- und Sumpfwälder,

- Hecken und Feldgehölze.