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Naturräumliche Grundlagen und Landschaftsgeschichte (Kap. 2.1.1.1)

Geologie und Geomorphologie

Die Landschaftseinheit Werbener Elbetal stellt den zentralen Teil des oberen Anfangs des seit der Maxi-malausdehnung der weichselkaltzeitlichen Inlandvereisung als Unterlauf des Baruther, Berliner und des Eberswalder Urstromtals genutzten weichselkaltzeitlichen Unterelbeurstromtals dar. Es ist spätweichsel-kaltzeitlich-holozän in die beiderseits des Tales erhaltenen Talsandterrassen des Urstromtals eingesenkt und wird durch die schlickreichen holozänen Auenbildungen der Elbe ausgefüllt. Relikte der alten Tal-sandfläche durchragen inselhaft die Aue. Der oberflächennahe Untergrund besteht aus den weichselkalt-zeitlichen Talsanden. Sie sind im Mittel 20 m mächtig. In diesem Talsandkomplex wurden durch Erosion bis zu 7 m tiefe frühholozäne Rinnen eingeschnitten, die erneut mit sandigen bis kiesigen Sedimenten, in Altarmen mit Gyttjen, gefüllt werden. Bedeckt wird die gesamte Fläche von einer lückenlos verbreiteten holozänen Auenlehmdecke (Elbeschlick). Die Mächtigkeit der Schlickdecke, als Stillwassersediment alter Elbearme und der Überflutung mit teilweiser Erosion älterer Ablagerungen kann von wenigen dm bis 5-6 m schwanken.

Die vom Aland und dem Unterlauf der Uchte entwässerte Niederung gehört zu den Gebieten, die durch den Rückstau ihrer Flüsse bei Elbehochwasser Überschwemmungen erfahren.

Das Relief der Aue ist insgesamt als sehr eben zu bezeichnen. Das Mikrorelief ist durch Altarme, Flutrin-nen und Kolke, besonders in der Alandniederung, sehr bewegt.

Boden

Weit hin dominierend sind Gleyböden in Auenlehmen und -tonen und Sand-Gleye. Die Schlenken und verlandete Altwasser sind mit organogenen Mudden und Detritusdecken gefüllt.

Wasser

Die hydrologischen Bedingungen werden wesentlich von der Elbe und ihrem Nebenfluss Aland bestimmt.

Die breite Elbeaue ist in diesem Abschnitt sehr gefällearm. Es konnten in der vergangenen Zeit zahlrei-che Altwasser, Flutrinnen und Kolke entstehen. Die ehemals großflächig vorhandenen Überflutungen sind durch die Deichbautätigkeiten auf die schmalen Deichvorländer begrenzt. Durch die Eindeichungen können keine Altwasser mehr neu entstehen, die bestehenden werden vom Hochwasser nicht mehr er-reicht und verlanden schneller.

Intensive Veränderungen des Wasserregimes wurden in der Wische vorgenommen. Zahlreiche im Gebiet vorhandene Gräben entwässern die Niederung. Der Eigenanteil des Gebietsabflusses ist mit 60-130 mm/a relativ gering.

Klima

Das Werbener Elbetal gehört dem subatlantisch getönten Binnentieflandklima an. Die durchschnittlichen Jahresmitteltemperaturen liegen bei 8,5° C, wobei die Januartemperaturen bei 0° C und die Julitempe-raturen bei 18° C liegen. Die recht hohen SommertempeJulitempe-raturen verdeutlichen den Übergang des Ge-bietes zum Übergangsbereich des Binnentieflandklimas. Die Niederschlagsmengen erreichen im Jahres-durchschnitt in Werben 542 mm.

Lageübersicht

Inhaltsverzeichnis

Kurzcharakteristik

Lokalklimatisch ist die breite Aue des Elbe und der Wische ein großes Kaltluftentstehungsgebiet und Kaltluftsammelbecken. Die gesamte Landschaftseinheit gehört zu den Gebieten mit erhöhter Nebelhäu-figkeit.

Potentielle Natürliche Vegetation

Die wenigen Überschwemmungsflächen würden unter potentiell natürlichen Bedingungen von Eschen-Ulmen-Auenwäldern bestockt sein. Sie stellen die typischen Hartholzauenwälder dar. Auf den häufiger überfluteten Gebieten würden sich Weichholzauenwälder entwickeln, die überwiegend von Weiden auf-gebaut werden.

Großflächig kommen im Werbener Elbetal jedoch eingedeichte Gebiete vor. Aufgrund der fehlenden Überschwemmung ist die Potentielle Natürliche Vegetation hier von Eschen-Stieleichen-Hainbuchenwäldern charakterisiert. Die grundwassernahen, häufig von Qualmwasser beeinflussten Standorten würden einen Flatterulmen-Erlen-Eschenwald tragen.

Gegenwärtiger Zustand der Schutzgüter (Kap. 2.1.1.2)

Landschaftsbild

Die flache Elbeaue wird durch große Grünlandflächen geprägt, die als Rinderweide und durch Mahd genutzt werden. Darüber hinaus bestimmen zahlreiche Flutmulden und Altwasser, aber auch Feuchtge-büsche, Baumgruppen und Einzelbäume das Landschaftsbild. Waldgebiete sind bis auf wenige Restflä-chen weit gehend verschwunden. Ein größerer Auenwaldkomplex befindet sich bei Beuster.

Die schmale Eindeichung der Elbe- und Alandaue bewirkt, dass ästhetisch wertvolle Bereiche, die sich durch eine große Vielfalt und Eigenart im Landschaftsbild hervorheben, oftmals nur auf sehr schmale Gebiete begrenzt sind. Der Aland zeichnet sich streckenweise durch naturnahe Fluss- und Auengliede-rung aus. Prall- und Gleithangbildung tragen dort zur weiteren Strukturvielfalt bei.

Im Gegensatz dazu gehören die eingedeichten Flächen zu den ästhetisch weniger wertvollen Gebiete.

Hier dominieren Ackerflächen, die häufig bis an die Siedlungen heranreichen. Inselartig treten Kiefern-forste auf.

Boden

Die eingedeichten Auenböden sind aufgrund fehlender Überschwemmungen in ihrer natürlichen Ent-wicklung gestört. Es können sich keine neuen Sedimente und Nährstoffe auf den Böden akkumulieren, es setzen Verbraunungsprozesse ein. Durch die ackerbauliche Bewirtschaftung der Böden und die Zufüh-rung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln führt zur Degradation der Böden.

Demgegenüber besitzen die Böden außerdeichs hohe ökologische Bedeutung. Sie sind in die Dynamik der Flusslandschaft integriert. In der Wische sind die Böden durch die Entwässerung der Niederung ver-ändert.

Wasser

Die ehemals großen Überflutungsflächen des Werbener Elbetals sind durch die Deichbauaktivitäten ver-schwunden. Allein Qualmwasserbildungen können die innerdeichs gelegenen Flächen beeinflussen. So wurde beispielsweise die gesamt "Garbeniederung" im Elbeknie ausgedeicht. Größere Staubauwerke verhindern auch den gegenseitigen Rückstau der beiden Flüsse im Mündungsbereich des Aland. Verän-derungen wurden auch an der Elbe vorgenommen. Stromteilungen und Inseln verschwanden, Altwasser wurden abgetrennt und durch den Buhnenbau die Mäandrierung des Flusses verhindert. Die Tiefenerosi-on nahm zu. Zahlreiche Altwasser sind in der Aue zwar noch vorhanden, aber diese verschlammen

zu-nehmend und verlanden. Wiesengräben wurden zur schnellen Entwässerung im Interesse der Bewirt-schaftung angelegt.

Luft und Klima

Belastungen der lufthygienischen Situation durch Immissionen treten in der Landschaftseinheit nicht auf.

Mikroklimatisch ist das breite Auengebiet des Werbener Elbetals hervorzuheben, da es großflächig als Kaltluftentstehungs- und Kaltluftsammelgebiet fungiert.

Arten und ihre Lebensgemeinschaften

Die typischen Hartholzauenwälder sind großflächig nicht mehr im Landschaftsraum vorhanden. Auf ein-zelne Restflächen, wie beispielsweise im NSG Garbe-Alandniederung, stocken noch naturnahe Hart-holzauenwälder. Die ufernahe Weichholzaue ist ebenfalls nicht flächenhaft entwickelt, sondern auf verin-selte Einzelflächen begrenzt. Sie kommt vorwiegend als Silberweiden-Gruppen oder Mandel- und Pur-purweidengebüsche, vermische mit Korb- und Fahl-Weide vor.

Das Elbeufer wird von Staudenfluren und anuellen Uferfluren, z. B. Spitzkletten Uferflur gesäumt. Die Alandufer sind mit Wasserschwaden- und Rohrglanz-Röhricht gesäumt. Die flachen Ufer der Altwasser sind mit verschiedenen Röhricht- und Seggengesellschaften bestanden.

Das Grünland der Landschaftseinheit ist aufgrund der intensiven Bewirtschaftung stark verarmt. In feuchten Senken finden sich aber auch Rasenschmielenwiesen, in den Flutrinnen Knickfuchsschwanz-Flutrasen.

Das Artenspektrum der vorkommenden Tiere im Werbener Elbetal ist aufgrund der reich strukturierten Habitatausstattung außerdeichs wertvoll. Neben Elbebiber und Fischotter, der sich wieder in diesem El-beabschnitt ansiedeln konnte, charakterisiert eine reichartige Vogelwelt die Aue. Dabei besitzt das Ge-biet nicht nur für Brutvögel eine wichtige Bedeutung, sondern stellt auch ein wichtige Rast- und Über-winterungsgebiet dar. Zahlreiche Nahrungsgäste sind über das Jahr verteilt im Elbetal zu beobachten.

Aufgrund der verbesserten Wasserqualität der Elbe kommen auch wieder mehrere Fischarten vor, so Rapfen, Zope, Quappe, Hasel und Döbel. Schlammpeitzger und Steinbeißer sind im Aland nachgewiesen worden.

Landnutzung

Die neolithische und mittelalterliche Rodungen in den Einzugsgebieten der Flüsse förderten in ihnen die Erosionsprozesse und damit die Auenlehmbildung.

Maßnahmen der Eindeichung, Begradigung, Uferbefestigung und Schiffbarmachung der Elbe lassen sich bis in das Jahr 1180 zurückverfolgen. In den 70er und 80er Jahren des 19. Jh. fand ein weiterer Ausbau zur Verbesserung der Schiffbarmachung und des Hochwasserschutzes statt. Neben den natürlichen Al-tarmen wurden weitere Elbschlingen abgetrennt.

Verstärkte Tiefenerosion setzte mit der Festlegung der Uferbereiche durch Buhnen ein, da Seitenerosion und Akkumulation verhindert wurden. Flusslaufverlagerungen und die Entstehung neuer Altwasser wur-den damit unterbunwur-den.

Die Niederung der Wische wurde durch meliorative Maßnahmen entwässert, um ihre landwirtschaftliche Nutzbarkeit zu erhöhen. Die Absenkung des Grundwasserspiegels und die intensive landwirtschaftliche Nutzung führten zur Artenverarmung im Gebiet.

Das Gebiet ist extrem waldarm (Waldflächenanteil 3 %). Der überwiegende Teil des Auengrünlandes (Grünflächenanteil 23 %) wird intensiv genutzt. Einträge von Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln sind die Folge.

Leitbild (Kap. 2.1.1.3)

Die Erhaltung und Entwicklung der natürlichen Flußauenlandschaft mit ihrer typischen Dynamik soll grundsätzliches Ziel sein. Die Möglichkeiten der Wiederanbindung eingedeichter Gebiete sollten geprüft werden, um bestimmte Flächen wieder der Überflutung auszusetzen. Die hydrologische Situation sollte insgesamt verbessert werden, um der flussauentypischen Pflanzen- und Tierwelt Lebensraum zu bieten.

Der Waldflächenanteil im Gebiet ist zu erhöhen.

Die Verbesserung der Gewässerstruktur des Aland sowie seiner Zuflüsse sollte angestrebt werden. Dazu gehört die naturnähere Gestaltung der Ufer- und Sohlenstruktur, die Pflanzung von Ufergehölzen und vor allem die Schaffung von durchgängigen Gewässerschonstreifen.

Eine extensivere Bewirtschaftung des Grünlandes, insbesondere des Überflutungsgrünlandes, ist im In-teresse des Artenschutzes erforderlich. Ziel sollte die Erhöhung des Anteils blühender Kräuter und der Schutz der Bodenbrüter sein.

Der Ablauf der natürlichen bodenbildenden Prozesse ist weiterhin zu gewährleisten. Das Grundwasser-regime soll fortwährend durch den Elbestrom geprägt werden und den dynamischen Verhältnissen von lateral dem Fluss zuströmendem Grundwassers unterliegen. Der Einfluss von Brunnengalerien auf den Grundwasserstand muss lokal begrenzt bleiben. Die Schadstoffbelastung der Elbe ist minimiert. Die Bela-stung der Elbe mit kommunalen und industriellen Abwässern wird durch den weiteren Ausbau von Klär-anlagen reduziert. Unzulässige Abwassereinleitungen sind zu verhindern. Durch den Elbeseitenkanal reduziert sich das Schifffahrtserfordernis auf der Elbe. Es sollten nur solche Schiffe verkehren, die den Bedingungen des Flusses angepasst sind. Strombaumaßnahmen sollen sich auf die Erhaltung des schiff-baren Zustandes beschränken, um dabei die auentypischen Grundwasserstände sowie die Dynamik des Flusses zu gewährleisten.

Die durch ackerbaulich genutzte Flächen bestimmte Wische soll bei Sicherung des Grünlandanteils mit landschaftsgliedernden Strukturen, wie Gehölzflächen, Flurgehölze, Baumreihen, Alleen sowie vorgela-gerten Staudenfluren angereichert werden.

Schutz- und entwicklungsbedürftige Ökosysteme des Werbener Elbetals (Kap. 2.1.1.4)

Biotoptyp vorrangig schutz- und entwicklungsbedürftig

besonders schutz- und entwicklungsbedürftig

schutzbedürftig z. T. auch entwicklungsbedürftig

Wälder und Gebüsche Weichholzauenwälder Stieleichen-Ulmen-Auenwälder

Weidengebüsche an Fließ-und Standgewässern

Gewässer Altarme der Elbe, Flutrinnen

Fließe

Feuchtgrünland und Sümpfe

Röhrichte und Seggen-rieder

seggen- und binsen-reiche Nasswiesen Feuchtwiesen

Sonstige Biotope ackerwildkrautreiche

Auenäcker

dörfliche Ruderalfluren

Im Werbener Elbetal sind folgende, nach § 30 NatSchG LSA unter besonderen Schutz gestellte Biotope bemerkenswert:

- Röhrichte,

- seggenreiche Nasswiesen, - Kleingewässer,

- temporäre Flutrinnen, - Kopfbaumgruppen.