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Naturräumliche Grundlagen und Landschaftsgeschichte (Kap. 2.1.2.1)

Geologie und Geomorphologie

Das Tangermünder Elbetal reicht von der Ohremündung im Süden bis zum Werbener Elbetal. Ab Tan-germünde talabwärts ist die Elbeaue hier in den Unterlauf des Baruther Urstromtals eingetieft. Oberhalb Tangermünde stellt das Tal den Durchbruch der Elbe vom Lausitzer (Magdeburger) Urstromtal durch den warthestadialen Hauptendmoränenzug Fläming-Altmarkheiden zum weichselkaltzeitlichen Urstromtalsy-stem dar. Das in diesem Abschnitt deutlich schmalere Elbetal ist in die zentralen Bereiche der holozänen Auenbildungen (Auenlehm, Elbeschlicke) und dem vorrangig rechtsseitig erhaltenen Saum der weichsel-kaltzeitlichen Niederterrassen der Elbe gegliedert. Linksseitig zur Altmark hin weist das Tal über längere Strecken hin markant ausgebildete steile Talränder auf.

Boden

Für diesen Talabschnitt kennzeichnend sind die Vega- und Vegagleyböden, Gley- und Humusgleyböden der Aue und die Sand-Gleye der Niederterrassenstandorte. Auf östlich ausgebildeten Binnendünen treten Sand-Ranker auf.

Wasser

Innerhalb der Aue ist die Elbe mit Ausnahme weniger Teilabschnitte, wo höheres Land dicht an die Ufer treten, wie beispielsweise bei Arneburg und Tangermünde, von Deichen begleitet. Diese schließen zahl-reiche Altwasser, Nebenarme, Kolke und Flutrinnen ein. Mit 0,9 ‰ ist das Flussgefälle der Elbe hier deutlich höher als im Dessauer und Werbener Elbetal.

Klima

Klimatisch zeichnet sich dieser mittlere Teil des Elbetals durch geringere Niederschlagsmengen (550 – 500 mm/a) und geringfügig höheren Julilufttemperaturen (>18° C) aus und liegt im subatlantisch-subkontinentalen Übergangsbereich des Klimas des Binnentieflandes.

Insgesamt ist das Elbetal infolge seines Wasserreichtums und des hohen Grünlandanteils ein wichtiges Kaltluftentstehungsgebiet mit hoher Nebelbildung.

Potentielle Natürliche Vegetation

Die Potentielle Natürliche Vegetation der überfluteten Aue ist der Eschen-Ulmen-Auenwald, die Stand-orte der Weichholzaue werden von einem Weiden-Weichholzauenwald gekennzeichnet. Die einge-deichten Gebiete würden eine Eschen-Stieleichen-Hainbuchenwald tragen. Auf den tiefer gelegenen, grundwasserbeeinflussten eingedeichten Böden wachsen Flatterulmen-Erlen-Eschenwälder. Die Nieder-terrassen und Dünenstandorte wären von einem Pfeifengras-Eichen-Hainbuchenwald bestockt.

Lageübersicht

Inhaltsverzeichnis

Kurzcharakteristik

Gegenwärtiger Zustand der Schutzgüter (Kap. 2.1.2.2)

Landschaftsbild

Das Landschaftsbild ist sehr vielgestaltig und abwechslungsreich. Im Westen bestimmt das bewaldete Steilufer mit artenreichen Laubwäldern die Landschaft. Das Steilufer bildet eine deutliche Geländestufe in die mehrere tiefe Erosionsschluchten eingeschnitten sind. Unmittelbar am Hangfuß grenzt die über-wiegend aus Grünland bestehende Elbeaue an, die von Altwassern mit Feuchtgebüschen gegliedert wird.

Östlich grenzen ausgedehnte Grünlandbereiche an die Elbe, die ebenfalls mit Gehölzen durchsetzt sind.

Hochstaudenfluren befinden sich unmittelbar an der Elbe. Wälder kommen im Tangermünder Elbetal nur auf kleinen Flächen vor.

Boden

Veränderungen der natürlich gewachsenen Böden treten bei eingedeichten Böden auf. Sie sind hinsicht-lich ihrer Funktionen verändert, da Verbraunungsprozesse einsetzen und Belastungen durch Dünge- und Pflanzenschutzmittel vorkommen. Die außerdeichs gelegenen Böden werden vom Hochwasser erreicht, können jedoch durch die Wasserverschmutzung der Elbe schadstoffbelastet sein.

Wasser

Die Elbe ist in der Vergangenheit durch industrielles Abwasser stark verschmutzt worden. Deutlich konnte sich die Wasserqualität in den letzten Jahren verbessern. Durch die Errichtung der Deiche wurde die Elbe auf ihren jetzigen Verlauf festgesetzt. Durch die Festlegung der Ufer, insbesondere durch Buhnenbau-werke, verstärkte sich die Tiefenerosion.

Luft und Klima

Beeinträchtigungen der klimatischen und lufthygienischen Potentials des Tangermünder Elbetals treten nicht auf.

Arten und ihre Lebensgemeinschaften

Die Grünlandgesellschaften der frischen und wechselfeuchten Auenwiesen sind aufgrund der intensiven Bewirtschaftung an Pflanzenarten verarmt. Die ursprünglichen Fuchsschwanz-Wiesen wurden durch Düngung und Bewirtschaftung verdrängt. In den Flutrinnen kommen Knick-Fuchsschwanz und Kriech-Hahnenfuß vor.

Die Auengewässer sind oftmals steilscharig und weisen demzufolge nur geringmächtige Röhrichte aus Schilfrohr und Breitblättrigem Rohrkolben auf. Schwimmblatt- und Wasserschwebervegetation findet sich nur zerstreut.

Reste von Weichholzaue sind als einzelne Baumweiden oder Weidengebüsche, vorwiegend aus Fahl- und Mandelweide, vorhanden.

Zu den vorkommenden Tierarten gehören Feldlerche und vereinzelt die Schafstelze, die die Wiesen be-wohnen. Die Gewässer sind Lebensräume von Stockente, Blessralle, Haubentaucher und Rohrammer.

In den Restwäldern, z. B. am Werder, brütet der Eisvogel in den vorhandenen Steilwänden, Neuntöter, Ortolan und Grauammer besiedeln die angrenzenden Ackerflächen. Für Rast- und Zugvögel besitzt das Tangermünder Elbetal als Nahrungsgebiet große Bedeutung.

Landnutzung

Die Besiedlung der Landschaft führte zur Rodung der Auenwälder, so dass heute Acker und Grünland-nutzung gegenwärtig mit 81 % Flächenanteil dominieren. Die Waldanteile sind auf 8,5 % zurückge-drängt. Es kam bereits frühzeitig zur Errichtung von Deichbauten. Diese wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jh. intensiviert und abgeschlossen. Die Elbe wurde durch die Buhnenbauwerke in ihrem Verlauf fest-gelegt. Neue Altwasser, Kolke und Flusslaufveränderungen werden nicht mehr gebildet.

Die Auenwiesen wurden nach Möglichkeit entwässert, wozu kleinere Gräben angelegt wurden. Die In-tensität der Bewirtschaftung ermöglichte eine leistungsfähige Rinderzucht. Der Fischreichtum der Elbe bildete die wirtschaftliche Grundlage der Fischereiinnung Arneburg, die bis zu Beginn der großen Schad-stofffracht der Elbe in der Mitte dieses Jahrhunderts ihre Fischereierträge vermarktete.

Leitbild (Kap. 2.1.2.3)

Die Erhaltung und Entwicklung der natürlichen Flußauenlandschaft mit ihrer typischen Dynamik soll auch in diesem Elbeabschnitt grundsätzliches Ziel sein. Hier bestehen - vor allem im Bucher Brack und an der Ohremündung - Möglichkeiten der Wiederanbindung eingedeichter Gebiete, so dass größere Flächen wieder der Überflutung auszusetzen werden können. Die hydrologische Situation sollte insgesamt ver-bessert werden, um der flussauentypischen Pflanzen- und Tierwelt Lebensraum zu bieten.

Die Auenwiesen sollen sich wieder zu arten- und blütenreichen Wiesen entwickeln. Auf einen Düngung soll innerhalb des Überschwemmungsgebietes generell verzichtet werden. Die Erhaltung und die Schaf-fung von Gewässerschonstreifen dient dem Schutz der Gewässer vor Nährstoffeinträgen.

Der Waldflächenanteil im Gebiet ist zu erhöhen.

Stark verlandete Altwasser sollen durch Entschlammung so rekonstruiert werden, dass sie in ihrem Nähr-stoffstatus meso-eutrophe Verhältnisse erreichen und damit die natürliche Verlandungsserie sich erneut hinsichtlich der Zonierung ausbilden und der zeitlichen Dynamik ablaufen kann.

Der Ablauf der natürlichen bodenbildenden Prozesse ist weiterhin zu gewährleisten. Das Grundwasser-regime soll fortwährend durch den Elbestrom geprägt werden und den dynamischen Verhältnissen von lateral dem Fluss zuströmendem Grundwassers unterliegen. Der Einfluss von Brunnengalerien auf den Grundwasserstand muss lokal begrenzt bleiben. Die Schadstoffbelastung der Elbe ist minimiert. Die Bela-stung der Elbe mit kommunalen und industriellen Abwässern wird durch den weiteren Ausbau von Klär-anlagen reduziert. Unzulässige Abwassereinleitungen sind zu verhindern. Durch den Elbeseitenkanal reduziert sich das Schifffahrtserfordernis auf der Elbe. Es sollten nur solche Schiffe verkehren, die den Bedingungen des Flusses angepasst sind. Strombaumaßnahmen sollen sich auf die Erhaltung des schiff-baren Zustandes beschränken, um dabei die auentypischen Grundwasserstände sowie die Dynamik des Flusses zu gewährleisten.

Insgesamt soll sich das Tangermünder Elbetal zu einer reich strukturierten Auenlandschaft entwickeln.

Die vorhandenen Gewässer sollten vor weiterer Verlandung geschützt werden. Der Gebüschanteil und die Entwicklung von Auengehölzen soll der stärkeren Gliederung der Aue dienen und gleichzeitig die Lebensraumqualität der Pflanzen- und Tierarten erhöhen.

Schutz- und entwicklungsbedürftige Ökosysteme des Tangermünder Elbetals (Kap. 2.1.2.4)

Biotoptyp vorrangig schutz- und entwicklungsbedürftig

besonders schutz- und entwicklungsbedürftig

schutzbedürftig, z. T.

auch entwicklungsbe-dürftig

Wälder und Gebüsche Weichholzauenwälder Weidengebüsche an

Fließ- und Standgewäs-sern

Gewässer Altarme der Elbe,

Flutrinnen

Fließe

Feuchtgrünland und Sümpfe

Röhrichte und Seggen-rieder

seggen- und binsen-reiche Nasswiesen Feuchtwiesen

Sonstige Biotope ackerwildkrautreiche

Auenäcker

dörfliche Ruderalfluren

Im Tangermünder Elbetal sind folgende, nach § 30 NatSchG LSA unter besonderen Schutz gestellte Bio-tope bemerkenswert:

- Röhrichte,

- seggenreiche Nasswiesen, - Kleingewässer,

- temporäre Flutrinnen, - Kopfbaumgruppen.