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Halle-Naumburger Saaletal LE 2.5

Naturräumliche Grundlagen und Landschaftsgeschichte (Kap. 2.5.1)

Geologie und Geomorphologie

Nördlich einer großen geologischen Verwerfung, der nordwest-südöstlich verlaufenden Finnestörung, tritt die Saale mit ihrem mehr als 100 m tiefeingesenkten Sohlental nach der Aufnahme des linksseitig mündenden Ilmtal in das Land Sachsen-Anhalt ein. Das Tal ist hier tief in die Schichtstufenlandschaft des Muschelkalks am Rande des Thüringer Beckens eingesenkt und zeichnet sich durch steile Hänge und speziell durch die Prallhänge der Talmäander mit ihren Felsbildungen aus. Der Kalksteinfels bricht wan-dartig zur relativ schmalen Talaue ab (Bad Kösen). In diesem Laufabschnitt hat die Saale ein erhebliches Gefälle (1 %), das durch Wehre ausgeglichen wird. Bei der Stadt Naumburg verläuft die Saale das Mu-schelkalkgebiet und tritt in die durch den Buntsandstein geprägten Landschaften zwischen Naumburg und Halle ein.

Im Buntsandsteinlaufgebiet der Saale zwischen Naumburg und Bad Dürrenberg wird die Talsohle breiter.

Die Höhenunterschiede zwischen Talaue und umgebender Hochfläche vermindern sich auf 20 bis 30 m.

Ebenfalls geringer wird das Talgefälle. Die Saale mäandrierte bis zu ihrer Laufbettbefestigung frei in der Aue. Unterhalb der Unstrutmündung setzt auch der Talabschnitt mit starken Hochwasserereignissen ein.

Die schluffigen Hochwassersedimente bedecken bis zu einer Mächtigkeit von 2 m die Aue. Unterhalb Dürrenberg tritt die Saale in die weite Halle-Leipziger Tieflandsbucht ein, in der sie ein breites und nur flach in die Moränen- und Terrassenplatten des Tieflandes eingetieftes Sohlental entwickelt hat. Ober-halb Halle mündet die Weiße Elster in die Saale. Die breiten Talauen der Saale und der Weißen Elster verbinden sich hier zu einer weiten, durch unterirdische Salzablaugung im Zechstein beeinflusste Nie-derung zwischen Halle und Leipzig.

Boden

Für die Talauen sind Auenlehm-Vega und Auenlehm-Vegagley typisch. In den z. T. mächtigen Au-enschluffen entwickelte sich eine schwarzerdeähnliche Kalklehm-Vega bzw. ein Vega-Halbgley. Eine scharfe Bodengrenze besteht zum Elstertal. Die hier abgelagerten Hochflutsedimente sind aufgrund der kalkfreien Gesteine ihres Einzugsgebietes primär kalkfrei, so dass hier Lehm-Vega und Lehm-Halbgley die typischen Bodenformen verkörpern. Aus der Vielfalt der relief- und gesteinsbedingten Böden sind die Kalkstein- und Kalkschuttrendzinen der Muschelkalksteilhänge und die Bergsand- und Berglehm-Braunerden der Talhänge im Buntsandstein zu nennen.

Wasser

Von Westen fließen der Saale in diesem Laufabschnitt die Ilm und die Unstrut sowie einige kleinere Ne-benflüsse (Geisel, Laucha) zu; von Osten kommen neben Wethau und Rippach die Weiße Elster mit der Luppe. Zwischen Naumburg und Weißenfels und weiter flussabwärts unterhalb von Leuna bis nach Halle wird die Flusslandschaft durch Altarme, Flutrinnen, aber auch durch wassergefüllte Abbauhohlformen bereichert. Besonders der Winkel zwischen Saale und Weißer Elster ist mit vielen Gewässern ausgestat-tet. Dieses weite Niederungsgebiet wird sowohl durch Winter- als auch durch Sommerhochwässer über-staut, die häufig längere Zeit stagnieren. Das führt zur Anreicherung des Grundwassers, das in diesem Bereich zur Trinkwassergewinnung der Stadt Halle genutzt wird.

Klima

Die Landschaft liegt im subkontinental getönten Klima des Binnenbecken- und Binnenhügellandes unter-halb der Mittelgebirge und ist neben dem Dresdener Elbetal eine der thermisch am meisten begünstigten

Lageübersicht

Inhaltsverzeichnis

Kurzcharakteristik

Landschaften des ostmitteldeutschen Raumes. Der relativ frühe Eintritt des Frühjahrs und die lange Ve-getationsperiode lassen bereits bei Weißenfels den Weinbau an südexponierten Hängen zu. Im Saaletal zwischen Bad Kösen und Bad Dürrenberg liegen die Julitemperaturen um >18 °C und die Jahresmittel-temperatur um 9 °C (Weißenfels 9,3 °C). Dieser Saaletalabschnitt zeichnet sich klimatisch außerdem durch eine relativ hohe Sonnenscheindauer von etwa 1.600 Stunden pro Jahr aus. Die Niederschläge liegen im Mittel der Stationen der Landschaftseinheit zwischen 550 und <500 mm/a. Sie nehmen all-mählich von Norden nach Süden zu (Merseburg 485 mm/a; Weißenfels 513 mm/a; Bad Kösen 563 mm/a).

Potentielle Natürliche Vegetation

Die Potentielle Natürliche Vegetation der Aue des Halle-Naumburger Saaletales stellt der an Frühjahrs-geophyten reiche Stieleichen-Ulmen-Auwald dar, der in den Hanglagen bis zum Plateau in einen Lin-denreichen Traubeneichen-Hainbuchenwald übergeht.

Wärmeliebende Gehölze entwickeln sich bevorzugt auf sonnenseitigen Oberhängen und an Plateaurän-dern insbesondere auf den flachgründigen Kalkböden. Hier treten auch Eichen-Trockenwälder und na-türlich offene Felsfluren an orographisch exponierten Standorten auf. Auf den steilen Mittelhängen stok-ken Hainbuchen-Feldulmen-Hangwälder.

Gegenwärtiger Zustand der Schutzgüter (Kap. 2.5.2)

Landschaftsbild

Häufig besungen in der Zeit der Romantik, ist dieser Saalelaufabschnitt einer der landschaftlich reizvoll-sten. Der Durchbruch durch den Muschelkalk und den Buntsandstein hat streckenweise felsartige Wände und Steilhänge entstehen lassen, die von Burgen gekrönt werden. Doch unterhalb von Leißling erweitert sich die Aue und die Talhänge verlieren rasch an Höhe und Prägung.

Die südexponierten Hänge tragen im Gebiet von der Landesgrenze bis Goseck, stellenweise bis Wei-ßenfels, kleinparzellierte Weingärten. Dazwischen streuen sich Gebüsche, Hangrestwälder und Trocken-rasenhänge.

Die grünlandgenutzte Aue ist im südlichen Teil fast gänzlich waldfrei; zusammenhängende, größere Auewälder begegnen dem Betrachter erst in der weiten Niederung des Saale-Elster-Winkels.

Boden

Die Wasserqualität und damit auch die Qualität der Hochflutsedimente wird neben den kommunalen Komponenten vor allem durch die jahrzehntelange Einleitung von Abwässern der chemischen Großindu-strie sowie durch die Kaliablaugeneinleitung aus dem Salzbergbau des Unstrutgebietes geprägt. Damit trat eine Fluss- und Auenversalzung ein. Hinzu kommen die stark mit Chemikalien (Phenolen) und Koh-leschlämmen beladenen Wässer der Weißen Elster. Wenn auch diese Industrien größtenteils stillgelegt sind und dadurch die aktuelle Einleitung unterbunden wurde, kam es doch zu einer Schadstoffakkumula-tion in den Auensedimenten und Böden. Die salz- und phenolhaltigen Wässer haben das Gefüge des Bodens zerstört.

Wasser

Die Saale tritt bereits organisch stark vorbelastet, aus Thüringen kommend, in das Gebiet von Sachsen-Anhalt ein.

Das Einzugsgebiet wird hinsichtlich der Wasserbeschaffenheit durch das industrielle Ballungsgebiet im Raum Halle-Merseburg, den Braunkohlen-, Kupferschiefer- und Kalibergbau und eine Vielzahl kommu-naler Nutzer geprägt. Ab 1990 führten die Produktionsein- und -umstellungen zu einer erheblichen

Ver-besserung der Gewässergüte. So entspricht die Saale überwiegend der Güteklasse II-III. Ausgenommen ist der Flussabschnitt Schkopau-Halle/Trotha mit der LAWA-Güteklasse III. Aus der Vergangenheit erge-ben sich hohe Belastungen der Saale mit Schwermetallen und spezifischen organischen Verbindungen, die eine weiterbestehende Umweltbelastung (Anreicherung im Sediment, Möglichkeit der Reaktivierung) darstellen. Die Saale erhält durch die Ableitung magnesiumchloridhaltiger Endlaugen der Kaliindustrie und der salzhaltigen Bergbausümpfungswässer über die Unstrut eine deutliche Erhöhung der minerali-schen Belastung. Durch eine operative Salzlaststeuerung wird die Einhaltung vorgegebener Werte für Chlorid und Gesamthärte an einem definierten Saalequerschnitt gewährleistet.

Die Nebenflüsse der Saale in diesem Gewässerabschnitt sind bezüglich ihrer Wasserbeschaffenheit im jeweiligen Mündungsbereich folgendermaßen nach LAWA charakterisiert: Ilm - II-III; Unstrut - II; Wethau - II-III; Rippach - IV; Ellerbach - III-IV; Geisel - II-III; Luppe - II-III; Laucha - III; Weiße Elster - II-III.

Luft und Klima

Große Teile der Landschaft waren lange Zeit extremen Schadstoffbelastungen ausgesetzt, die auch heute noch eine Rolle spielen. Aus diesem Grunde wurden Teile der Landschaft zum Untersuchungsgebiet er-klärt. Die Schadstoffe setzten sich auch in den Wiesenniederungen der Saale-Elster-Aue ab, kontami-nierten Boden und Pflanzen oder wurden mit dem Hochwasser abgeführt.

Die Aue neigt zur Nebelbildung.

Arten und ihre Lebensgemeinschaften

Die naturnahe Vegetation der Stieleichen-Ulmen-Auwälder ist, abgesehen von Restbeständen (Burgholz, Collenbeyer Holz, Rabeninsel, Peißnitz, Tafelwerder) weitgehend beseitigt. Die Altbaumbestände des Collenbeyer Holzes und der Raben-Insel bei Goseck sind die Horstgrundlage für eine Graureiherkolonie.

Typische Vertreter der Avifauna sind Rot- und Schwarzmilan (Milvus milvus, M. migrans). Offenbar wurde auch im Saaletal in den vergangenen Jahrhunderten die Stiel-Eiche selektiv gefördert; den überalterten Beständen droht ohne forstliche Unterstützung in den nächsten Jahren ein Zusammenbruch, wie er im Burgholz bereits eingetreten ist.

In den tiefsten Auenbereichen und um die Altwasserarme sowie im unmittelbaren Uferbereich hat sich eine Weichholzaue erhalten, die sich aus verschiedenen Weiden- und Pappelarten zusammensetzt. Be-sonders hervorzuheben ist das ausgedehnte Schilfgebiet bei Döllnitz sowie die naturnahen Altarme Huf-eisen bei Leißling und Tebnitz bei Großkorbetha/Wengelsdorf. Die Aue wird von Weide- und Mähwie-senflächen geprägt, die zum größten Teil durch Intensivierung artenverarmt sind.

An einigen Stellen in der Aue treten Salzpflanzen auf, deren Vorhandensein auf Quellen mit salzhaltigem Wasser aus der im Untergrund hoch anstehenden Zechsteinformation zurückzuführen ist (in der Elster-Luppe-Aue).

Auf den Hochflächen und Talhängen sind von den ursprünglichen Winterlinden-Eichen-Hainbuchenwäldern bzw. den feldahornreichen Eichen-Winterlinden-Eichen-Hainbuchenwäldern in sonnenexponierten Lagen ebenfalls nur Reste vorhanden. Als Ersatzvegetation auf nicht ackerfähigen Extremstandorten findet sich eine standörtlich stark differenzierte Xerothermvegetation mit zahlreichen seltenen Pflanzenarten, u. a.

mehreren Orchideenarten.

In Weißenfels, Goseck und Storkau bildet die Saatkrähe noch bedeutende Brutkolonien, deren Bestand jedoch in den letzten Jahren der allgemeinen negativen Bestandsentwicklung dieser Vogelart folgt und die deshalb besonders schützenswert sind.

Landnutzung

Ebenso wie der flussabwärts folgende Laufabschnitt der Saale liegt auch der beschriebene Abschnitt im mitteldeutschen Altsiedelland und wurde schon früh in Nutzung genommen. Die an den Talhängen und Felsen aufgereihten Burgen sind die Erinnerungen an die einstige Grenze. Zum Zweck der Flößerei für

Salinen und Bergbau sowie der Flussschifffahrt wurden seit dem 18. Jahrhundert bis in die neueste Zeit hinein immer wieder Korrekturen am Verlauf der einst stark mäandrierenden Saale vorgenommen.

Von Bedeutung für die Mönche des Zisterzienserklosters Pforte war die Flößerei auf der Saale. In Kösen war die Hauptflößstation. Zweimal jährlich fanden dort Holzmessen statt, bei denen bis zu 800 Flöße verkauft wurden. Für die Flößerei auf der Saale wurde dem Kloster Zollfreiheit gewährt.

Gegenwärtig wird die Talaue intensiv landwirtschaftlich genutzt. Die Hänge sind z. T. aus der Nutzung entlassen. Die südexponierten Hänge werden schon ab Weißenfels südwärts für den Weinanbau kulti-viert. In Ortsnähe spielt die Erholungsnutzung eine Rolle. Zur Wochenenderholung wurden Bungalow-und Gartensiedlungen errichtet. Stellenweise ist die Landschaft stark zersiedelt.

Zusammenfassend sind die Bodennutzungsverhältnisse mit den Flächenanteilswerten Wald 3 %, Grün-land um 19 %, AckerGrün-land um 67 % beschrieben.

Im Saaletal befinden sich mehrere großflächige Trinkwassergewinnungsgebiete. In der Saale-Elster-Aue bei Halle-Ammendorf erfolgt eine Grundwasseranreicherung in Sickerbecken.

Das Saaletal steht unter Landschaftsschutz und zählt zu den Gebieten, die auf Grund ihrer Naturaus-stattung von herausragender Bedeutung für den Naturschutz sind.

Leitbild (Kap. 2.5.3)

In der alten Kulturlandschaft des Saaletals soll das Bild einer vielgestaltigen, offenen Landschaft mit Hangwäldern, Trockenrasen und den dazwischenliegenden mannigfachen Übergängen durch umfang-reiche Pflegemaßnahmen erhalten. Die Weingärten und Altobsthänge sollen das ästhetisch wertvolle Landschaftsbild mit den am Talrand liegenden Gärten und Siedlungen ergänzen. Die Talaue soll weitest-gehend von extensiv bewirtschafteten, artenreichen Auenwiesen und -weiden eingenommen werden, wodurch immer wieder der Blick auf den Fluss mit reichstrukturierter Ufervegetation und naturnaher Uferverbauung freigegeben wird.

Die Wasserqualität der Saale ist im Zusammenwirken mit den flussaufwärts liegenden Bundesländern weiter zu verbessern. Der weitere Ausbau ist zu verhindern.

Die Auwälder sind durch Unterbau von Hainbuche und Winter-Linde sowie durch das selektive Einbrin-gen der Stiel-Eiche auf Kahlflächen zu stabilisieren. In den Auwäldern soll keine Nutzholzproduktion mehr erfolgen.

In Anbindung an bestehende Auwälder sollen neue Hartholzauenwälder begründet werden. Die Auwald-strukturen in den übrigen Wäldern sollen durch eine naturnahe Waldwirtschaft gefördert und entwickelt werden.

In den Herbst- und Wintermonaten soll die Aue vor allem bei Hochwasser zahlreichen Limikolen und Wasservogelarten als Rast- und Nahrungsgebiet dienen.

Das zukünftig saubere Wasser der Saale soll sowohl das Grundwasser als auch bei größeren Abflüssen die Altarme und Flutrinnen speisen. Die Flutrinnen und auch einige der Altarme sollten wieder an die Saale angeschlossen werden. Besonders im Saale-Elster-Winkel kann dadurch eine amphibische Land-schaft mit hoher Selbstreinigungskraft entstehen.

Neben der Belastung der Gewässer muss auch die Schadstoffbelastung der Luft weiter zurückgehen.

Schutz- und entwicklungsbedürftige Ökosysteme des Halle-Naumburger Saaletales (Kap. 2.5.4)

Biotoptyp vorrangig schutz- und entwicklungsbedürftig

besonders schutz- und entwicklungsbedürftig

schutzbedürftig, z.T. auch entwicklungsbedürftig

Wälder und Gebüsche Stieleichen-Ulmen-Auwälder

Traubeneichen-Hainbuchenwälder

Gewässer Altwässer

Flutrinnen

Feuchtgrünland und Sümpfe

Salzwiesen Röhrichte

Seggenrieder Nasswiesen

Trocken- und Magerbiotope

Trockenrasen Halbtrockenrasen

Gebüsche trocken-warmer Standorte

Sonstige Biotope extensiv genutzte Weinberge

Streuobstwiesen dörfliche Ruderalfluren

Im Halle-Naumburger Saaletal sind folgende, im § 30 des NatSchG LSA unter besonderen Schutz ge-stellte Biotope bemerkenswert:

- seggen-, binsen- und hochstaudenreiche Nasswiesen, - Röhrichte,

- Verlandungsbereiche stehender Gewässer, - Kleingewässer,

- temporäre Flutrinnen, - Streuobstwiesen, - Weinberge,

- Trocken- und Halbtrockenrasen, - Gebüsche trockenwarmer Standorte, - salzbeeinflusstes Grünland,

- Auwälder,

- Kopfbaumgruppen, - Hecken und Feldgehölze.