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Naturräumliche Grundlagen und Landschaftsgeschichte (Kap. 4.2.1)

Geologie und Geomorphologie

Nördlich des Harzes kommt im Ohre-Aller-Hügelland im Flechtinger Höhenzug mit der Calvörder Scholle noch einmal das paläozoische Grundgebirge mit Quarzporphyren des Rotliegenden in die Nähe der Oberfläche. Zwischen den Allertalgraben im Südwesten und das Paläozoikum des Flechtinger Höhenzu-ges im Nordosten schiebt sich die Weferlinger Muschelkalkplatte. Im Allertal und im benachbarten Lapp-wald bilden sandig-schluffige Gesteine des Keupers und der Jura das Strukturrelief. Nördlich der Niede-rung der Spetze markiert ein niedriger Rückenzug mit dem 146 m hohen Rabenberg den Verlauf eines saaleglazialen Endmoränenzuges. Diese Endmoränen erheben sich als Hügelzüge deutlich mit 70 bis 80 m relativer Höhe über das allgemeine Höhenniveau (Rabenberg - 146 m NN, Flechtinger Berg bei Behnsdorf - 154 m NN).

Boden

Im Endmoränenbereich treten vor allem Sand-Braunpodsole und -Rosterden sowie Sand-Rostgleye und in der Spetzeniederung Decksalm-Gleye auf. Südlich der Spetzeniederung wechseln gesteins- und re-liefabhängig Salmtieflehm-Braunerde/Fahlstaugley und Decksalm-Braunerde mit Fahlerden, Braunerden oder Rankern auf Bergsandlöß und Bergsalm. Auf exponierten Muschelkalkstandorten treten Kalk- und Kalkschuttrendzinen auf.

Wasser

Die zahlreichen kleinen Bäche entwässern die Landschaft direkt zur Aller und unterhalb Weferlingen zur in die Aller mündenden Spetze. Durch die Landschaftseinheit zieht sich die Wasserscheide zwischen We-ser und Elbe, die dazu führt, dass der westliche Teil zur Aller und der östliche Teil des Gebietes über Bül-stringer Bäck, Bullengraben und Beber in die Ohre und damit zur Elbe entwässert wird.

Der relativ dichte, tonige Untergrund verhindert eine Versickerung des Wassers und die entstehende Staunässe verstärkt den Abfluss an der Erdoberfläche. Die Erdfälle des Allertalgrabens sind zum Teil epi-sodisch oder gar ganzjährig mit Wasser gefüllt.

Klima

Mit Januartemperaturen um 0° C, erhöhten Jahrestemperaturmitteln um 9° C und Jahresniederschlägen von 550 bis mehr als 600 mm gehört der Raum zum subaltlantisch getönten Bereich des Binnentieflan-des an.

Potentielle Natürliche Vegetation

Die Potentielle Natürliche Vegetation des Ohre-Aller-Hügellandes wird durch Flattergras-Rotbuchenwälder und Rotbuchenreiche Stieleichen-Hainbuchenwälder gebildet. Auf sehr armen Stand-orten tritt kleinflächig Drahtschmielen-Rotbuchenwald auf. Auf den KalkstandStand-orten entwickeln sich groß-flächig anspruchsvolle Platterbsen-Rotbuchenwälder. Vernässte Böden tragen Pfeifengras-Stieleichenwälder und Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwälder. Feuchte Talgründe beherbergen Er-len-Eschenwald und Bergahorn-Eschenwald. Der Linden-Traubeneichen-Hainbuchenwald ist weitgehend auf den Ostteil des Gebietes konzentriert.

Lageübersicht

Inhaltsverzeichnis

Kurzcharakteristik

Gegenwärtiger Zustand der Schutzgüter (Kap. 4.2.2)

Landschaftsbild

Die im Südosten und Süden nur von Rodungsinseln durchbrochene Landschaft verliert nach Nordwesten allmählich diesen Charakter. Die lediglich im Süden von der Autobahn und im Norden von einer Bahnli-nie tangierte Landschaft weist noch ländliche Ruhe und Idylle auf.

Die alten Buchenbestockungen um Flechtingen bieten schöne Waldbilder. Infolge des oft stärker beweg-ten Reliefs entstehen innerhalb der Waldgebiete sehr abwechslungsreiche Landschaftsbilder. Das hügeli-ge Waldland mit den durch Äcker begünstigten Blicköffnunhügeli-gen vermittelt Überschaubarkeit und Besinn-lichkeit.

In den Niederungen öffnet sich die Landschaft. Von besonderer landschaftlicher Bedeutung ist die Spet-zeniederung, die parallel zum Ohretal verläuft. In ihre wechseln Acker- und Grünlandschaften mit klei-neren Waldflächen.

Boden

Die Böden auf den tonreichen Substraten leiden durch die Nutzung als großflächige Kiefernforsten unter einer zunehmenden Verdichtung und auch Staunässe. Die Versauerung der Kiefernstandorte wird durch die Umweltbelastung beschleunigt.

Wasser

Die Aller erreicht das Ohre-Aller-Hügelland mit der Güteklasse III. Aufgrund des sehr guten Selbstreini-gungsvermögens erfolgt eine Verbesserung der Gewässergüte bis zur Landesgrenze zu Niedersachsen (II). Die untersuchten Fließgewässer (z. B. Spetze, Schölecke, Bäck, Beber) sind in die Güteklassen II bis II-III eingestuft. In den größeren Waldbereichen sind die Bäche relativ naturnah und kaum ausgebaut. Auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen wurden vor allem die kleineren Gräben zu Vorflutern ohne jegliche Bachaue umgestaltet.

Luft und Klima

Die Landschaft ist als gering schadstoffbelastet anzusehen; Emissionen von Hausbrand und Verkehr ha-ben lokale Bedeutung.

Arten und ihre Lebensgemeinschaften

Fast alle Wälder und Forsten sind gegenwärtig zumindest stellenweise mit Lärche, Waldkiefer und Fichte durchsetzt. Auf den pleistozänen, sandigen Standorten wurden großflächig Nadelgehölze angebaut.

Auf den Muschelkalkrendzinen wachsen noch naturnahe Rotbuchen- und Hainbuchenwälder. In den Muldentälchen werden die genannten Baumarten verstärkt von Eschen (Fraxinus excelsior) und Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) abgelöst, während auf den Kuppen Übergänge zum xerothermen Eichen-Hainbuchenwald deutlich werden.

Die wasserstauenden Tonsteine des Röt werden von reichen Stieleichen-Hainbuchenwäldern eingenom-men, bei denen in der Strauchschicht der Feld-Ahorn (Acer campestre) dominiert. Auf den anderen Bunt-sandsteinstandorten haben sich hainbuchenreiche Eichen-Rotbuchenwälder ausgebildet.

Im Ohre-Aller-Hügelland erreichen viele Pflanzenarten ihre Verbreitungsgrenze. Dazu gehören z. B.

Märzenbecher (Leucojum vernum) in den Waldgebieten, Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis), Pur-pur-Königskerze (Verbascum phoenicium) und Felsen-Goldstern (Gagea bohemica) an den Hängen von Beber und Olbe sowie auf Kalktrockenrasen Fransen-Enzian (Gentianella ciliata), Bienen-Ragwurz

(Ophrys apifera) und Weiße Braunelle (Prunella laciniata). Neben diesen östlich und südlich verbreiteten Arten erreichen auch westlich verbreitete hier ihre Arealgrenze. Dazu gehört der Ranken-Lerchensporn (Corydalis claviculata), der in der Spetzeniederung verbreitet auftritt.

Insbesondere im Gebiet des Flechtinger Höhenzuges sind die zahlreichen Waldwiesen ein wichtiges Landschaftselement. Hier kann man noch Reste einer früher reichen Flora finden (Iris sibirica, Trollius europaeus). Außerdem brüten Kranich (Grus grus) und Schwarzstorch (Ciconia nigra) im Gebiet. Bedeu-tende Vorkommen des Springfrosches (Rana dalmatina) und des Feuersalamanders (Salamandra sala-mandra) unterstreichen den Wert dieser Landschaft.

Auf den Porphyrithängen im Bebertal ist bei unterschiedlicher Lößdecke ein Komplex von Trockenrasen, Halbtrockenrasen und Zwergstrauchheiden ausgebildet.

Landnutzung

Hauptnutzer der Landschaft sind Forst- und Landwirtschaft. Die zu ca. 37 % der Fläche mit Wald be-deckte Landschaftseinheit trägt überwiegend Nadelforsten oder nur bedingt naturnahe Wälder. Die Landwirtschaft wird als intensiver Ackerbau (52 % Flächenanteil Ackerland) betrieben. Grünlandflächen (Grünflächenanteil 6 %) sind auf die kleinen Talauen von Aller und Spetze beschränkt.

Außerdem wird die Landschaft durch den Bergbau (Abbau von Kalkgestein, Porphyrit sowie Sand und Kies) genutzt.

Leitbild (Kap. 4.2.3)

Das Landschaftsbild soll das eines weitgehend geschlossenen Waldlandes sein, das zwar nur wenig Raumöffnung, aber durch naturnahe Wald- und Waldrandgestaltung, Waldwiesen, Buchenhallenbestok-kungen und Eichen-Hainbuchen-Mittelwälder vielfältige Abwechselung bietet.

Die Waldrandgestaltung hat durch Saumentwicklung und Schaffung abwechslungsreicher Waldbilder durch kleinflächige Waldstrukturen zu erfolgen.

Im Übergang zum Drömling und in den Tälern sollen die Wiesen den geschlossenen Wald auflösen. Ins-gesamt ist in den Tälern und Niederungen der Flächenanteil des Grünlandes zu erhöhen. Diese offenen Landschaften sind mit Flurgehölzen zu gliedern.

Die Umwandlung der Nadelholzforsten soll in naturnahe Laubwälder erfolgen.

Aller, Spetze und Schölecke sollen wieder sauberes Wasser führen und ihre Talauen und Flussbetten sind auf einen naturnahen Zustand hin zu entwickeln. Die Gewässerschonstreifen sollen durch Galeriewälder bestockt sein.

Die Trockenrasen auf Kalk an den Hängen von Beber und Olbe sowie auf den Porphyritkuppen des Flechtinger Höhenzuges sollen durch regelmäßige Pflege (Beweidung) erhalten werden.

In den renaturierten Talauen sollen sich durch die Renaturierung der Standortverhältnisse die natürlichen Erlen-Eschenwälder und Erlenbrücher mit ihrer charakteristischen Flora wieder ausdehnen. Die Fließge-wässer selbst sollen wieder wertvolle Lebensräume darstellen.

Die vielen wassergefüllten Erdfälle mit unterschiedlichen Vermoorungsstadien sind vor Eutrophierung und anderen Beeinträchtigungen zu schützen.

Schutz- und entwicklungsbedürftige Ökosysteme des Ohre-Aller-Hügellandes (Kap. 4.2.4)

Im Ohre-Aller-Hügelland sind folgende, im § 30 NatSchG LSA unter besonderen Schutz gestellte Biotope bemerkenswert:

- Moore, Sümpfe, Röhrichte,

- seggen-, binsen- und hochstaudenreiche Nasswiesen, - Quellbereiche,

- naturnahe Bach- und Flussabschnitte, - Kleingewässer,

- Auenwälder,

- Trocken- und Halbtrockenrasen, - Zwergstrauchheiden,

- Steinbrüche,

- Hecken und Feldgehölze.