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Naturräumliche Grundlagen und Landschaftsgeschichte (Kap. 3.5.1)

Geologie und Geomorphologie

Den Untergrund dieser Landschaftseinheit bilden im Südwestteil die Schichtfolgen des Muschelkalkes und im Nordosten die Bildung des Buntsandsteins. Die weitwellige flache Plateaulandschaft wird im Westen und Süden durch die 60 bis 110 m hohe Wellenkalkschichtstufe markant begrenzt. Im Osten grenzt die Querfurter Platte an das Saaletal und im Norden geht die Landschaft in das östliche Harzvorland zwi-schen Harz und Saale über. Durchaus deutlich gliedert sich diese Einheit in den höheren südwestlichen Teil (Gleinaer Muschelkalkplateau) mit Höhen um 260 m NN und den niedrigeren nordöstlichen Teil (Merseburg-Weißenfelser Buntsandsteinplatten) mit Höhen um 180/200 m NN.

Im Buntsandsteinbereich zwischen Mücheln, Großkayna und Merseburg hat sich durch Ablaugung der Zechsteinsalze im Untergrund die ausgedehnte tertiäre Braunkohlenlagerstätte im Geiseltal entwickelt, die in tiefreichenden Tagebauen abgebaut wurde.

Während Ablagerungen der saale- und elstereiszeitlichen Inlandvereisungen nur örtlich erhalten sind, prägen die flächendeckenden Lößablagerungen der Weichselkaltzeit entscheidend die Landschaft der Querfurter Platte.

Boden

Die Querfurter Platte gehört zu den geschlossenen Löß-Schwarzerde-Gebieten Sachsen-Anhalts. Auf erosionsbeeinflussten Standorten sind an ihrer Stelle Löß-Pararendzinen entstanden. Auf den niederschlagsreicheren höheren Lagen des Muschelkalksteinplateaus haben sich LößParabraunerden und -Fahlerden entwickelt. In den Bachgründen lagern Kolluviallöß-Schwarzerden und -Schwarzgleye.

Wasser

Die insgesamt abflussarme Querfurter Platte wird nach Osten durch die Laucha und Geisel mit der Stöb-nitz, nach Norden durch die Weida/Querne mit Weitzschkerbach und Gribitzschbach sowie nach Westen durch den Rainbachoberlauf entwässert. Bemerkenswert sind die Karstquellen der Geisel und die 12-Apostel-Quellen bei Mücheln (Naturdenkmal).

Klima

Mit Niederschlägen unter 500 mm/a, 8,8° C mittlerer Jahrestemperatur und rund 18° C Julimitteltem-peratur (Bad Lauchstedt 17,8 °C) gehört der untere Bereich der Querfurter Platte zu den subkontinental geprägten Bereichen des Binnenlandes. Deutlich höher sind die Jahresniederschläge im höheren süd-westlichen Teil mit Werten bis zu 550 mm (Nemsdorf 549 mm/a).

Potentielle Natürliche Vegetation

Im Gebiet der Querfurter Platte ist der Lindenreiche Traubeneichen-Hainbuchenwald die Potentielle Na-türliche Vegetation. Giersch-Stieleichen-Hainbuchenwälder und Schwarzerlen-Eschenwälder treten in den Tallagen und Talgründen auf. Sonnenseitige Muschelkalk-Oberhänge in den Kastentälern beherber-gen thermophile Elsbeerenreiche Steinsamen-Eichen-Trockenwälder und an Mittel und Unterhänbeherber-gen Wucherblumen-Eichen-Hainbuchenwälder mit einer submediterranen, erdorchideenreichen Begleitflora.

Lageübersicht

Inhaltsverzeichnis

Kurzcharakteristik

Gegenwärtiger Zustand der Schutzgüter (Kap. 3.5.2)

Landschaftsbild

Im Querfurt - Schafstedter Raum weist die Landschaft eine hohe Gleichförmigkeit auf; landschaftsglie-dernde Elemente fehlen zumeist; die Sichtbeziehungen sind durch den Mangel an Raumbildung stark gestört. Relativ besser ausgestaltet mit landschaftsprägenden Strukturelementen ist der südliche Teil.

In den Kastentälchen und an ihren Hängen breiten sich Wiesen, Gebüsche und wertvolle Streuobstanla-gen aus, südlich Mücheln bereichern naturnahe Laubwaldbestände die Landschaft.

Boden

Die Landschaft ist in beträchtlichem Ausmaß sowohl durch die am Ostrand gelegenen Chemiewerke als auch durch das am Westrand gelegene Zementwerk Karsdorf beeinträchtigt worden.

Im östlichen Landschaftsteil hat der Braunkohlenabbau im Geiseltal zwischen Mücheln und Großkayna der Landschaft tiefe Wunden geschlagen. Die bis zu 150 m tiefen Tagebaurestlöcher füllen sich natürlich nur sehr langsam mit Wasser. Sie wurden lange Zeit von der nachfolgenden karbochemischen Industrie als Deponien in verschiedenster Form genutzt. Tagebaurestlöcher mit vergleichsweise geringen bzw.

ohne Altlasten erfüllen jedoch bereits heute wertvolle Biotopfunktionen in dem vor allem durch intensive Landwirtschaft und Industrie geprägten Raum.

Weitere Umwelt- bzw. Landschaftsschäden ergaben sich aus der Großflächenlandwirtschaft und der da-mit verbundenen Beseitigung natürlicher Strukturelemente. Ein zu hoher Hackfruchtanteil führte zu Hu-musverarmung und zu starker Bodenerosion auch auf Flachhängen. Auf den tondurchschlämmten Schwarzerden und auf den Parabraunerden wurde der Boden bis zur Staunässeneigung verdichtet.

Wasser

Die ohnehin geringe Gewässernetzdichte dieser Landschaft ging durch die aus meliorativen Gründen der Wiesennutzung vorgenommene Laufverkürzung und in einzelnen Fällen sogar Verrohrung der Bachläufe weiter zurück. Fließgewässer in naturnahem Zustand sind kaum mehr vorhanden. Die untersuchten Fließgewässer werden in folgende Güteklassen eingestuft: Geisel - II-III; Laucha-Oberlauf - III-IV (kom-munale und landwirtschaftliche Abwässer) und vor Einmündung in die Saale - III; Querne/ Weida - III (bis Querfurt) weiterhin - IV.

Bei den hier im mitteldeutschen Binnenklima auftretenden sommerlichen Stark- und Gewitternieder-schlägen kommt es nicht selten zu katastophenartigen Abflussereignissen (Hochwasserentstehungsge-biet). Zum Schutz der Braunkohlentagebaue im Geiseltal wurden in den 60er Jahren die Hochwasser-rückhaltebecken Stöbnitz und Gleinaer Grund errichtet, die auch die Sedimentmengen abfangen sollen.

Zwischen Mücheln und Frankleben wurde das Geiseltal beim Braunkohlenabbau völlig abgebaggert. Der neue Geisellauf wurde in den 50er Jahren als Betongerinne auf die Oberkante des südlichen Talhanges verlegt bzw. auf einer "Dammkippe" über das Tagebaurestloch hinweggeführt. Diese Geisel entspringt gewissermaßen einer Druckrohrleitung, in die aus dem Tagebaurestloch "Pauline" und Folgebecken das zusickernde bzw. aus der Stöbnitz und dem Geiseloberlauf zufließende Wasser gepumpt wird. Weitere Zuläufe sind verrohrt.

Das Restloch West des ausgelaufenen Braunkohlentagebaus hat ein Volumen von rund 700 Mill. m3; es soll zum Geiselsee werden. Das geringe Eigenwasserdargebot der Geisel würde ihn aber erst nach mehr als 100 Jahren aufgefüllt haben, deshalb ist insbesondere aus Gründen der Böschungsstandsicherheit eine Flutung mit Fremdwasser erforderlich, dessen Beschaffenheit für eine landschaftsgerechte Nachnut-zung dieses Kunstsees geeignet sein muss.

Luft und Klima

Die Landschaft ist in beträchtlichem Ausmaß sowohl durch die am Ostrand gelegenen Chemiewerke als auch durch das am Westrand gelegene Zementwerk Karsdorf beeinträchtigt worden. Auch weitere indu-strielle und sonstige Schadstoffquellen im und unmittelbar in der Umgebung des Gebietes sind von Be-deutung. Die Belastung hat sich allerdings in der 90er Jahren drastisch vermindert. Die Landschaft ist nahezu vollständig zum Untersuchungsgebiet erklärt worden.

Arten und ihre Lebensgemeinschaften

Die naturnahe Vegetation, der Lindenreiche Traubeneichen-Hainbuchenwald, ist nur noch in wenigen Restvorkommen vorhanden (Müchelholz, Lohholz, Grochholz, Merschelholz, Neue Göhle). Nur etwa 8 % der Fläche sind waldbedeckt. Die Waldinseln konzentrieren sich auf den südlichen Teil der Querfurter Platte. Der gegenwärtige Waldzustand ist umweltbedingt sehr schlecht. Unter den Immissionen des Ze-mentwerkes Karsdorf litten vor allem die auf den Schichtstufen der Platte gelegenen Restwäldchen sowie das Müchelholz und die Neue Göhle oberhalb Freyburg. Diese wertvollen Restwälder des herzynischen Trockengebiets weisen starke Gehölzschäden bis hin zum völligen Absterben (Lohholz) auf.

Die naturnahen Wälder des Müchelholzes und der Neuen Göhle wurden frühzeitig als Schlagwald be-wirtschaftet und weisen seit dem 16. Jahrhundert eine gleichartige Zusammensetzung auf. Auch ihre Mittelwaldstruktur besteht seit langem und ist heute noch deutlich erkennbar. In den Winterlinden-Traubeneichen-Hainbuchenwald sind einzelne Rot-Buchen eingestreut.

Zum Plateaurand der Muschelkalkplatte hin erfolgt der Übergang zu einem xerothermen Buschwald mit Stiel-Eiche (Quercus robur), Feld-Ahorn (Acer campestre), Wolligem Schneeball (Viburnum lantana) und Kornelkirsche (Cornus mas). Artenreiche Gebüsche bilden den Waldmantel und die Vorwaldstadien.

Thermophile Säume füllen die lichten Stellen zwischen den Büschen. An den Trockenhängen der Tälchen sind wertvolle Streuobstwiesen und Obstplantagen verbreitet. Die kleinen Weinberge sind trotz individu-eller Bewirtschaftung intensiv gehackt; spezifische Weinbergswildkräuter beschränken sich auf randliche Bereiche (z. B. Allium rotundum).

Lediglich in den Gründchen und den kleinen, z. T. steilhängigen Kastentälchen haben sich kleinflächige, aber trotzdem meist intensiv bewirtschaftete Grünlandbereiche erhalten können. An den Hängen treten kleinflächige Trockenrasen und Halbtrockenrasen auf.

An den Bachufern wird oftmals bis zur Böschungskante geackert. Von ehemaligen Gehölzstreifen sind meist nur noch Reste vorhanden.

Landnutzung

Wie die anderen Lößlandschaften auch, ist die Querfurter Platte sehr früh entwaldet und in Ackernutzung genommen worden (Waldflächenanteil heute insgesamt rund 3 %). An der Nordostgrenze Thüringens (Neuenburg bei Freyburg) sind die Wälder offenbar Reste alter Grenzwälder. Mehr als 78 % der Fläche der Querfurter Platte unterliegen der Ackernutzung, die sich lange Zeit auf intensive Weise vollzog. Die Querfurter Platte ist vor allem als Weizen- und Zuckerrübenanbaugebiet bekannt.

Leitbild (Kap. 3.5.3)

Die Querfurter Platte ist eine Kulturlandschaft, die vorrangig der ökologisch orientierten intensiven Landwirtschaft dienen soll. Ihre Ackerlandschaften sind Offenlandschaften mit dominierendem Ackerbau.

Die Lößböden sollen durch zweckmäßige Schlaggestaltung und in die Nutzung integrierte Schutzmaß-nahmen, wie möglichst lang andauernde Vegetationsbedeckung der Kulturen, gegen die Wasser- und Winderosionsanfälligkeit geschützt werden. Der überhöhte Hackfruchtanteil muss eingeschränkt werden.

Grünlandstandorte sind auch zukünftig in den Bachtälchen charakteristisch, Gewässerschonstreifen un-umgänglich.

In den Ackerlandschaften bilden sie neben den Flurgehölzen und Straßenbegleitgrün das ökologische Rückgrat der Landschaft. Von besonderer Bedeutung sind auch wegbegleitende Obstbaumpflanzungen.

Die nordexponierten Hangflächen zeichnen sich durch einen frischeren Boden aus, auf dem kleinere Laubwaldinseln stocken sollen. Dieses Netz an Gehölzen soll durch die Flurgehölze ergänzt werden, die in der Regel mehrreihig aus einheimischen Laubbäumen aufgebaut sind.

Die karsthydrologisch geprägten Gewässer sollen besonders sorgfältig saniert werden. Die Sanierung der Einzugsgebiete soll nicht nur zu einer Verminderung der Nährstoffbelastung beitragen, sondern vor al-lem auch die Bodenerosion und die Sedimentfracht verringern helfen. Wichtig sind dabei die baldige Realisierung von Gewässerschonstreifen und die konsequente Abwassererfassung und -behandlung.

Die Emissionen des Zementwerkes Karsdorf, aber auch die der Industrie im Raum Merseburg, sollen weiter reduziert werden.

Die Restwälder sollen als wichtige Refugien erhalten und ausgedehnt werden; sie stellen wieder natur-nahe Mittelwälder mit Überhältern dar. Vor allem die naturnatur-nahen Eichenmischwälder, die xerothermen Hangwälder und die wenigen Reste der feuchteren Gründchenwälder müssen bewahrt werden.

Durch entsprechende Pflege sollen die Altobstwiesen im Bestand erhalten bleiben.

Die Flurgehölze und Obstbaumreihen untergliedern die Ackerlandschaft und sollen eine Dichte von 2,5 ha/100 ha LN aufweisen. Vorwiegend stehen sie an den Grenzen der Ackerschläge, an den Grenzen der Grünlandtälchen zur Ackerfläche sowie an den landwirtschaftlichen Wirtschaftswegen.

Kastentäler und Gründchen in den westlichen Randbereichen der Querfurter Platte mit ihren steileren Hanglagen, Trockengebüschen, altobstbestandenen Wiesenhängen sowie Halbtrockenrasen sind durch extensive Bewirtschaftung, am besten Schafhütung, zu erhalten. Die Wiesenauen dieser Tälchen sollen in extensives Frisch- und Feuchtgrünland umgewandelt werden.

Auf den kalkschuttreichen Randstandorten der Querfurter Platte sollen einige Äcker für Naturschutzzwek-ke extensiv bewirtschaftet werden. Sie stehen als Standorte stark gefährdeter AcNaturschutzzwek-kerwildkräuter unter Schutz (Feldflorareservate).

Wegen der geringen und nur sporadischen Grundwasserneubildung in den tiefgründigen Lößböden muss im Interesse der Trinkwasserversorgung jedweder Nährstoffaustrag aus den landwirtschaftlich ge-nutzten Böden vermieden werden. Im Zuge der Bergbaulandschaftsgestaltung müssen die Geisel und ihre Zuflüsse naturnahe Betten bekommen.

Schutz- und entwicklungsbedürftige Ökosysteme der Querfurter Platte (Kap. 3.5.4)

Biotoptyp vorrangig schutz- und entwicklungsbedürftig

besonders schutz- und entwicklungsbedürftig

schutzbedürftig, z.T. auch entwicklungsbedürftig

Wälder und Gebüsche

Traubeneichen-Hainbuchenwälder mit Winterlinden-Anteil Elsbeeren-Eichen-Trockenwälder Trockengebüsche

Gewässer Karstquellen

Feuchtgrünland und Sümpfe

Feuchtwiesen der Bachtälchen

Trocken- und Magerbiotope

Kalk-Trockenrasen Kalk-Halbtrockenrasen

Sonstige Biotope dörfliche Ruderalfluren

Auf der Querfurter Platte sind folgende, im § 30 NatSchG LSA unter besonderen Schutz gestellte Biotope bemerkenswert:

- seggen-, binsen- und hochstaudenreiche Nasswiesen, - Quellbereiche,

- Trockenrasen, - Halbtrockenrasen,

- Wälder und Gebüsche trockenwarmer Standorte, - Streuobstwiesen,

- Kopfbäume,

- Hecken und Feldgehölze.