• Keine Ergebnisse gefunden

Großes Bruch und Bodeniederung LE 2.3

Naturräumliche Grundlagen und Landschaftsgeschichte (Kap. 2.3.1)

Geologie und Geomorphologie

Das Große Bruch und das untere Bodetal mit der Bodeniederung werden als Teil einer urstromartig nach Westen orientierten saalekaltzeitlichen Entwässerungsbahn betrachtet. Die etwa 2 km breite Niederung trennt das nördliche Harzvorland vom Börde-Hügelland. Nach Einmündung der Bode bei Oschersleben verbreitert sich das Tal auf 3 bis 10 km. Bis zu einer Tiefe von 38 m wird der Talboden von Sanden, Schluffen und Tonen ausgefüllt, die eine glazifluviale Genese anzeigen. Darüber folgen eine holozäne Auelehmdecke und bis 1,5 m mächtige Flachmoortorfe mit Moormergeln. Im Talabschnitt der Bode un-terhalb Oschersleben spielt für die Talbildung wahrscheinlich auch der Einfluss der Salzauslaugung im Untergrund eine Rolle. Hier lagerte sich eine mehrere Meter mächtige Auelehmdecke ab. Bei äußerst geringer Vorflut hat das Bruch eine Höhenlage von etwa 85 m NN im Westen und fällt auf 79 m Höhe bei Oschersleben. Bis zur Mündung bei Nienburg in die Saale sinkt das Tal bis auf etwa 70 m NN ab.

Mit einer Eintiefung von 40 bis 50 m hebt sich das Große Bruch in die umgebenden Hochflächen mar-kant von seiner Umgebung ab. Geringer ist die Eintiefung der Bodeniederung weiter im Osten (20 bis 30 m) in die benachbarten Platten.

Boden

Die verbreitet auftretenden Kalkschwarzgley-Böden haben den Charakter von Wiesenschwarzerden, da sie tiefgründig humos sind. Im Großen Bruch herrschen Auenlehm- und Kolluviallöß-Schwarzgleye und in den tiefsten Lagen Niedermoorböden vor. Die Flachmoortorfe erreichen eine Mächtigkeit von bis zu 1,5 m. Die Torfe sind mit dem durch Hochwässer eingeschwemmten erodierten Lößsubstraten vermischt und neigen dadurch besonders zur Vererdung.

Wasser

Durch den Großen Bruch bei Hessen verläuft die Talwasserscheide zwischen der Weser und der Elbe, d. h. der westliche Teil des Großen Bruches wird über die Ohre zur Weser entwässert. Ursprünglich wur-de die Landschaft besonwur-ders im westlichen Teil von zahlreichen Rinnsalen und Bachläufen durchzogen.

Die Bode führt aus dem Harz im Frühjahr beträchtliche Hochwässer heran, die früher auf Grund des geringen Gefälles lange in der Niederung stagnierten. Heute wird die Hochwasserführung durch die ausgleichende Wirkung der Harztalsperren geregelt.

Klima

Die Landschaft liegt mit ihren Januartemperaturen um 0° C und einem Julimittel von 18,0° C sowie mit Niederschlagsmengen zwischen 460 mm/a (Staßfurt 464 mm/a) im östlichen Bodetal und 530 mm/a (Aderstedt 535 mm/a) im westlichen Großen Bruch im Übergangsklima des Binnentieflandes.

Potentielle Natürliche Vegetation

Im Gebiet des Großen Bruchs ist die Potentielle Natürliche Vegetation gekennzeichnet durch Schwarzer-lenbruchwälder, Schwarzerlen-Eschenwälder und die begleitende Vegetation der Niedermoorstandorte.

Sie geht im Osten vor allem im Bereich der Bodeniederung in ein Mosaik aus Stieleichen-Ulmen-Auwäldern und Verlandungsvegetation der Altwasserarme über.

Lageübersicht

Inhaltsverzeichnis

Kurzcharakteristik

Gegenwärtiger Zustand der Schutzgüter (Kap. 2.3.2)

Landschaftsbild

Das Bild wird heute durch intensive Landwirtschaft und zwischen Westeregeln und Staßfurt auch durch Kalibergbau und Braunkohlentagebaue geprägt. Die Meliorationen haben die ursprüngliche Feuchtland-schaft bereits weitgehend ausgetrocknet. Die noch am besten den naturnahen Zustand verkörpernden Teile liegen im Westen der Landschaft von Oschersleben bis zur Grenze Sachsen-Anhalts ("Das Große Bruch") und im Osten zwischen Staßfurt und der Bodemündung in die Saale. Die Bodeniederung wird hier von Ufergehölzen eingerahmt und die Wiesen und Weiden sind mit Baumgruppen und Einzelbäu-men durchsetzt. Der westliche Teil mit dem Großen Graben weist teilweise noch das Bild einer gewäs-serreichen Landschaft auf.

Auch die Bodeniederung zwischen Quedlinburg und Oschersleben stellt in ihrer Gesamtheit eine vielsei-tige, hochsensible und weitgehend naturbelassene Landschaft dar. Das Gebiet, insbesondere im Mün-dungsbereich der Selke in die Bode, wird durch niederungstypisches Dauergrünland, naturnahe Altarme der Bode, Auwaldreste und durch die im Gebiet auch morphologisch deutlich sichtbare pleistozäne Schotterterrasse der Bode charakterisiert.

Boden

Wiesenmelioration, Gewässerbegradigung und -tieferlegung sowie Umwidmung der Flächen in Acker-nutzung haben eine Austrocknung der Gleyböden und vor allem der Niedermoore nach sich gezogen.

Durch diese Trockenlegung kam es zur Vererdung (Mineralisierung) des Niedermoortorfes und zum Hu-musabbau in den oberen Bodenhorizonten der Gleye. Die Böden sind großflächig außerdem vor allem infolge Begüllung ökologisch beeinträchtigt.

Wasser

Das Einzugsgebiet des Großen Grabens mit seinen zahlreichen Zuflüssen ist hydrologisch vielgestaltig.

Neben der Vernachlässigung notwendiger Sanierungsmaßnahmen und Gleichgültigkeit gegenüber öko-logischen Problemen kam es im Sperrgebiet an der innerdeutschen Grenze zu kanalisierten, sogar beto-nierten Gräben (u. a. Herzogsgraben und Zieselbach), Abwasserrinnsalen mit starken Schlammablage-rungen, eintönigen Meliorationsgräben und zu Verunreinigungen durch Hausmüll, Schutt und anderen Unrat. Meist fehlen die Ufergehölze.

Der Große Graben ist ein langsam fließendes, stark ausgebautes und durch landwirtschaftliche, industri-elle und kommunale Abwässer belastetes Gewässer und wird in die Güteklassen II bis III eingestuft.

Die Bode ist bis oberhalb Staßfurt durch Einleitungen kommunaler und industrieller Abwässer kritisch belastet (Güteklasse II-III). Der negative Einfluss der Stadt Staßfurt durch Einleitungen der Kommune und der Kali- und Sodaindustrie wird in einer Verschiebung zur LAWA-Güteklasse III-IV deutlich. Es kommt zur Artenverarmung, die durch die veränderte Ufermorphologie (Steilheit, Kies- und Steinarmut) der Bo-de in diesem Bereich begünstigt wird. In Bo-der unteren BoBo-de wird die geogene Salzbelastung durch an-thropogene Salzeinleitungen deutlich überprägt.

Luft und Klima

Stärkere Luftbelastungen treten im Raum Staßfurt auf und haben an anderen Orten nur lokalen Cha-rakter. Insgesamt ist die Niederung von erhöhter Nebelhäufigkeit betroffen.

Arten und ihre Lebensgemeinschaften

Die ursprüngliche Waldvegetation (Erlenbrüche und Erlen-Eschenwälder auf den Niedermoorstandorten;

Stieleichen-Ulmen-Auwälder in der Bodeniederung) ist bis auf kleinflächige Reste praktisch völlig durch Grünland und Ackerflächen abgelöst worden. Nur im Großen Bruch sind artenreiche Kohldistelwiesen, Kalkbinsenwiesen und Seggenröhrichte erhalten geblieben, die wiederum die Voraussetzung für die Exi-stenz seltener Feuchtwiesenbrüter sind. Ansonsten herrscht monotones, artenarmes Grünland vor.

Landnutzung

Seit Mitte des 16. Jahrhunderts erfolgten die Entwässerungsarbeiten. Sie führen das Wasser über den

"Schiffgraben"-Kanal nach Westen zur Oker und auch nach Osten zur Bode ab. Allerdings kommt es durch das geringe Gefälle bei hohem Grundwasserstand nur zu einem langsamen Abfluss der Frühjahrs-hochwässer. Daher wird die Landschaft ausschließlich als Grünland genutzt. Dagegen wurde der Bode-lauf in der Bodeniederung um das Jahr 1900 noch einmal begradigt und eingedeicht. Die erhebliche Absenkung des Grundwasserspiegels und die Beseitigung der Überschwemmungsgefahr ermöglichten es, große Auenbereiche zu beackern. Mit Flächenanteilen Wald 2 %, Grünland um 27 %, Ackerland um 66 % sind Grünland- und Ackernutzung die heute vorherrschenden Formen der Landnutzung.

Leitbild (Kap. 2.3.3)

Die von zahlreichen Fließgewässern durchzogene Landschaft soll das Bild einer sanft eingetalten Niede-rungslandschaft verkörpern, die durch Gehölzgruppen und Kopfbaumreihen vielfältig gegliedert ist.

Die Bode soll mit ihren ökologisch durchlässigen Stauen und einer reich strukturierten Ufervegetation eine wichtige Lebensader der Landschaft werden. Alte Bodearme und Bodealtwasser sollen renaturiert werden, das Grundwasser soll wieder steigen. Der Abbau der Torf- und Anmoorböden soll zum Stillstand kommen.

Das Große Bruch soll seine frühere Bedeutung als Rast-, Durchzugs- und Brutgebiet für Limikolen zurük-kerhalten. Auch die Wiesenweihe (Circus pygargus), der Große Brachvogel (Numenius arquata) und die Uferschnepfe (Limosa limosa) sollen z. B. wieder als Brutvögel vertreten sein.

Das Bodewasser und das der kleineren Fließgewässer soll wieder eine hohe Qualität aufweisen.

Schutz- und entwicklungsbedürftige Ökosysteme im Großen Bruch und in der Bodeniederung (Kap. 2.3.4)

Biotoptyp vorrangig schutz- und entwicklungsbedürftig

besonders schutz- und entwicklungsbedürftig

schutzbedürftig, z.T. auch entwicklungsbedürftig

Wälder und Gebüsche Erlenbruchwälder

Erlen-Eschenwälder

Stieleichen-Ulmen-Auwälder

Moore (Niedermoore)

Gewässer Altwässer Fließgewässer

Feuchtgrünland und Sümpfe

Röhrichte

seggenreiche Nasswie-sen

Salzwiesen

Feuchtwiesen

sonstige Biotope dörfliche Ruderalfluren

Im Großen Bruch und in der Bodeniederung sind folgende, im § 30 NatSchG LSA unter besonderen Schutz gestellte Biotope bemerkenswert:

- seggen-, binsen- und hochstaudenreiche Nasswiesen, - Röhrichte,

- Kopfbaumgruppen,

- Salzstellen und Salzwiesen.