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Naturräumliche Grundlagen und Landschaftsgeschichte (Kap. 1.9.1)

Geologie und Geomorphologie

Die flache Plattenlandschaft der Mosigkauer Heide breitet sich auf den Grundmoränen und Schmelzwas-serablagerungen der Drenthestadiums der Saalekaltzeit aus. Unter diesen glazialen Ablagerungen la-gern großflächig frühsaalekaltzeitliche Flusskiese der Mulde, deren weite Niederung durch die saalekalt-zeitliche Inlandvereisung überdeckt wurde. Charakteristisch ist die mächtige und vielgestaltige Schich-tenfolge der elster- und saalekaltzeitlichen Ablagerung. Die tertiären Ablagerungen im Liegenden wer-den diskordant von der Unteren Elster-Grundmoräne, örtlich auch von elsterkaltzeitlichen Vorschüttsan-den und -kiesen überlagert. Weit verbreitet sind spätelsterkaltzeitliche Schmelzwassersande, die stellen-weise die älteren quartären Bildungen abschneiden und direkten Kontakt zum Tertiär haben. Die früh-saalekaltzeitliche "Hauptterrasse" der Mulde trennt die elsterglaziale von der saaleglazialen Schichtfolge, die hauptsächlich durch Schmelzwassersande vertreten ist. Eine Saale-Grundmoräne ist nur örtlich über-liefert. Im Norden greift die Mosigkauer Heide auf die weichselkaltzeitlichen Niederterrassen im Elbeur-stromtal über.

Boden

In der Landschaftseinheit dominieren Braunerden und Braunpodsole aus "Geschiebedecksand" über Schmelzwassersand. Lokal sind diese Böden im tieferen Untergrund grundwasserbeeinflusst oder leh-munterlagert. An die inselhaften Geschiebelehmvorkommen sind Pseudogleye bis Braunstaugleye aus Geschiebedecksand oder Sandlöß über Geschiebelehm gebunden. Selten kommen Braunerden aus schwach schluffigem bis lehmigem Sand über Bändersand und Braunfahlerden vor. In den Talungen sind Gleye und Sand-Braungleye verbreitet. Im Norden der Mosigkauer Heide sind die Sand-Braungleye und Gleye aus Sand bzw. in den Rinnen Gleye aus lehmigem Sand bis Lehm auf den Niederterrassensanden entstanden. Örtlich sind auf Dünen Sand-Ranker ausgebildet.

Wasser

Das abflussschwache Gebiet wird durch die Oberläufe von Taube und Ziethe sowie den Brambach ent-wässert, der mehrere, von Süden kommende kleine Gräben aufnimmt. In der flachen, fast beckenartig geformten Pleistozänplatte steht vor allem im Frühjahr das Grundwasser oberflächennah an. An den Unterläufen der entwässernden Bäche im Raum Mosigkau wurden in historischer Zeit Stauteiche ange-legt.

Klima

Die Mosigkauer Heide leitet vom niederschlagsarmen Binnentiefland in den etwas niederschlagsreiche-ren Raum der Dübener Heide über. Sie gehört zwar thermisch, ebenso wie das Elbetal, zu den begün-stigten Gebieten des Binnentief- und Hügellandes, aber die Niederschläge liegen mit 520 mm/a (Wolfen als nächstgelegene Station 526 mm/a; Dessau 560 mm/a) doch bereits deutlich höher als im westlich anschließenden Köthener Ackerland.

Potentielle Natürliche Vegetation

Die Potentielle Natürliche Vegetation der Mosigkauer Heide ist auf den nährstoffarmen bis mittleren Standorten ein Lindenreicher Traubeneichen-Hainbuchenwald, der auf den grundwassernahen Böden in den Pfeifengras-Birken-Eichenwald wechselt. In den Tälchen sind überwiegend

Lageübersicht

Inhaltsverzeichnis

Kurzcharakteristik

Eschenwälder verbreitet, die in Walzenseggen-Erlenbruchwald und Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald übergehen können.

Gegenwärtiger Zustand der Schutzgüter (Kap. 1.9.2)

Landschaftsbild

Im Süden und Nordwesten der Landschaft bestimmen weite Ackerflächen das Landschaftsbild, sie werden kaum durch belebende ökologisch wirksame Landschafts- und Flurelemente unterbrochen und in ihrer Raumwirksamkeit gegliedert. Lediglich die Ziethe durchzieht die Ebene. Der zentrale Teil der Mosigkauer Heide wird von einer geschlossenen Waldfläche bedeckt. Es dominieren Kiefernforsten, die aber durch einen reichen Laubholzverjüngung gekennzeichnet sind. Buchenhorste bereichern das Bild der Wälder.

Naturnäherer Laubwaldkomplexe sowohl auf den trockenen und feuchten Hochflächen aber vor allem in den Tälern lockern die Waldflächen auf. Der Rößling bildet einen weit nach Nordwesten gegen das an-grenzende Ackerland vorgeschobenen Waldkomplex, der eine prägende Wirkung für das Landschaftsbild besitzt.

Boden

Bodenveränderungen ergeben sich, wie generell im mitteldeutschen Raum, aus der weitflächigen Stick-stoffimmission durch die sich südlich befindende Großindustrie. Erhöhter Umsatz der organischen Sub-stanz führt zum Abbau der sauren Nadelstreu unter den Kiefernforsten und zur schnelleren Mineralisie-rung auch auf Feuchthumusstandorten. Diese Prozesse wirken um so gravierender, als sie mit einer Ver-änderung der Bodenreaktion einhergehen, die durch die in der Vergangenheit enormen Immissions-mengen an karbonatischer Flugasche aus den umliegenden Kraftwerken zustande kam. Die auf den basenarmen Sandböden vorhandene saure Bodenreaktion veränderte sich bis in den basischen Bereich mit allen Konsequenzen für die Bodenflora und -fauna. Dieser Umwandlungsprozess ist gegenwärtig noch nicht abgeschlossen, so dass sich Naturschutz und Landschaftspflege auf nachhaltige weitere Ver-änderungen in den Ökosystemen einstellen müssen.

Wasser

Aus dem abflussschwachen Gebiet (Abflusshöhen 100-200 mm/a) mit stellenweise jahreszeitlich hoch anstehendem Grundwasser fließt das Oberflächenwasser, abgesehen vom Brambach und der Ziethe, meistens nur episodisch ab. Die Wasserqualität der im Wald gelegenen Bachläufe ist gut. Die ehemali-gen Teiche im Ziethetal wurden teilweise saniert. Ein am Oberlauf geleehemali-gener Teich ist durch Eintrag von Sedimentationsmassen, die in den Ackergebieten erodiert wurden, aufgefüllt. In die Mosigkauer Heide wirkte die Grundwasserabsenkung aus der Bitterfelder Tagebauregion hinein.

Luft und Klima

Die Mosigkauer Heide gehört administrativ und wirtschaftsgeographisch zur Industrieregion Sachsen-Anhalts. Die gesamte Landschaft wurde durch Luftschadstoffe aus den Industriegebieten von Bitter-feld/Wolfen und Dessau, u. a. SO2 und Staub, beeinflusst. Die Belastungen schadeten den Waldbestän-den durch die stark sauren Niederschläge und die Abgase direkt und indirekt über die Staubimmissionen auf den Boden. Durch den Industriestillegungen und verbesserte Schadstoffrückhaltung konnte die Situa-tion wesentlich verbessert werden. Lokal stark wirkende Luftbelastungen gehen von der Autobahn BAB 9 und der durch das Gebiet verlaufenden Bundesstraße B 184 aus.

Arten und ihre Lebensgemeinschaften

Die ursprünglichen Waldgesellschaften sind großflächig von Kiefernforsten verdrängt worden. Die für trockene und nährstoffarme Sandböden typischen Eichen-Hainbuchenwälder, die armen Birken-Stieleichenwälder grundwasserbeeinflusster Standorte und die bei hochanstehendem Grundwasser auf-tretenden Seggen-Erlenbruchwälder blieben aber auf größeren Standorten erhalten. Die Kiefernforsten zeigen z. Z. eine deutliche Entwicklung hin zu den naturnahen Laubwäldern.

Im Bereich von Auflichtungen auf wechseltrockenen Standorten treten Nordisches Labkraut (Galium bo-reale), Busch-Nelke (Dianthus seguieri), Pracht-Nelke (Dianthus superbus), Berg-Haarstrang ( Peuceda-num oreoseliPeuceda-num), Weißes Fingerkraut (Potentilla alba) und Kleines Mädesüß (Filipendula vulgaris) auf.

In den grundwasserbeeinflussten Waldbereichen und auf den kleinen Feuchtwiesen kommen Breitblättri-ge Sumpfwurz (Epipactis helleborine), Grünliche Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha), Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica) und Hartmanns-Segge (Carex hartmanii) vor.

Die im Wald liegenden Bäche sind noch recht naturnah. Das Vorkommen der Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) scheint erloschen zu sein.

Landnutzung

Die im östlichen Teil konzentrierten zusammenhängenden, undurchschnittenen Waldflächen verdanken ihren Erhalt nicht nur der geringen Bodenqualität, sondern auch ihrer Nutzung als geschlossenes großes Jagdrevier der Fürstenhäuser Anhalt-Dessau und Anhalt-Köthen. Etwa 29 % der Landschaftsfläche der Mosigkauer Heide werden forstlich genutzt, der übrige Teil wird landwirtschaftlich bearbeitet. Dabei herrscht der Ackerbau vor; nennenswerte Grünlandanteile sind vorrangig an die Bachniederungen ge-bunden. Durch Kiesabbau sind Teilflächen beansprucht worden. Die BAB 9 zerschneidet das Gebietes.

Leitbild (Kap. 1.9.3)

Die unmittelbare Nähe der Mosigkauer Heide zu den intensiv genutzten Lößackerlandschaften im westli-chen Winkel zwiswestli-chen Elbe und Mulde und zu den Industriegebieten von Wolfen-Bitterfeld und zur Stadt Dessau unterstreichen ihre landeskulturelle Bedeutung für die Erholung und den Klimaschutz im Raum Dessau-Bitterfeld.

Die Reduzierung der Stickstoff-, SO2- und Staubimmissionen in dieser Industrieregion sind auch zum Erhalt dieses Waldgebietes unbedingt erforderlich. Die dadurch positiv beeinflussten bodengenetischen Prozesse werden aber nur allmählich wieder zu standorttypischen Bedingungen führen.

Eichen-Hainbuchenwälder, arme Birken-Eichenwälder und bei hochanstehendem Grundwasser auftre-tende Erlen-Bruch- und Erlen-Eschenwälder sollen in Zukunft das Bild der Waldvegetation noch stärker prägen. Die Wälder müssen reich strukturiert sein und sich durch eine größere Zahl Überhälter auszeich-nen, die als Brutbäume für Greifvögel und Höhlenbrüter fungieren können. Waldmäntel sollen das Waldgebiet insbesondere gegenüber Ackerflächen abschirmen. Deshalb sind die Kiefernforste in natur-nahe Laubmischwälder und Mischwälder umzuwandeln; Altholzinseln und Überhälter sind als Brutbäume zu erhalten. Alleen, insbesondere im Bereich des Schlosses Mosigkau und entlang der B 184, sind durch regelmäßige Pflege und streckenweise Erneuerung zu erhalten.

Die gegenwärtige Flächennutzungsverteilung muss sich weiter zugunsten der Waldbedeckung verändern.

Die für die Landwirtschaft zu leistungsschwachen Sandböden sollen zukünftig zur Arrondierung der Waldfläche naturnah mit Wald bestockt sein. Die Ackerflächen sollen aber flächig zur Gliederung des Landschaftsbildes und für die Erhaltung von Ackerwildkräutern erhalten bleiben. In den ackerwirtschaft-lich genutzten Bereichen sind Windschutzgehölze mit standortgerechten Arten und aus heimischen Her-künften entlang von Landstraßen und Feldwegen anzulegen und an vorhandene Gehölze anzuschließen.

Infolge seiner landeskulturellen Schutzbedeutung als Erholungslandschaft und als Pufferzone für das Biosphärenreservat Mittlere Elbe müssen große Teile der Landschaft unter Landschaftsschutz gestellt

wer-den. Die Entwicklung des Gebietes ist im engen Zusammenhang zur Geschichte und Entwicklung der Dessau-Wörlitzer Kulturlandschaft zu planen.

Schutz- und entwicklungsbedürftige Ökosysteme der Mosigkauer Heide (Kap. 1.9.4)

Biotoptyp vorrangig schutz- und entwicklungsbedürftig

besonders schutz- und entwicklungsbedürftig

schutzbedürftig, z. T. auch entwicklungsbedürftig

Wälder und Gebüsche Pfeifengras-Birken-Eichenwälder

Erlenbruchwälder Erlen-Eschenwälder

Traubeneichen-Hainbuchenwälder Stieleichen-Hainbuchenwälder

Gewässer obere Bachläufe im Waldgebiet

Teiche Kleingewässer

Feuchtgrünland und Sümpfe

Feuchtwiesen

Magerrasen Wechseltrockene Ma-gerrasen

Sand-Trockenrasen

In der Mosigkauer Heide sind folgende, im § 30 NatSchG LSA unter besonderen Schutz gestellte Biotope bemerkenswert:

- seggen-, binsen- oder hochstaudenreiche Nasswiesen, - Quellbereiche,

- Verlandungsbereiche stehender Gewässer, - naturnahe Bachläufe,

- Kleingewässer, - offene Binnendünen,

- Halbtrockenrasen (Magerrasen), - Bruch- und Sumpfwälder, - Hecken und Feldgehölze.