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Annaburger Heide und Schwarze-Elster-Tal LE 1.11

Naturräumliche Grundlagen und Landschaftsgeschichte (Kap. 1.11.1)

Geologie und Geomorphologie

Die Annaburger Heide breitet sich auf den ausgedehnten weichselkaltzeitlichen Niederterrassenflächen der Elbe und der Schwarzen Elster aus. Flach eingesenkt sind die holozänen schmalen Bachauen und die Talaue der Schwarzen Elster. Vor allem im mittleren Teil der Annaburger Heide wurden die hoch- bis spätglazialen weichselkaltzeitlichen Binnendünen unter Kältesteppenbedingungen aus den Niederter-rassensanden aufgeweht. Die relativen Höhenunterschiede der flachen Plattenlandschaft der Annaburger Heide sind gering. Lediglich im Bereich der Dünenkomplexe erreichen sie bis 24 m, bleiben sonst aber unter 10 m.

Boden

Die Landschaft weist relativ einheitliche Bodenverhältnisse auf. Charakteristisch sind großflächig auftre-tende Sand- bzw. Decksand-Gleye, Humusgleye und Auengleye sowie tonige, grundwassernahe Schlick-böden der Aue der Schwarzen Elster. Durch die Einbrüche der Elbe in die Niederterrasse existieren in-selartige Flächen mit Altauenböden. Diese Böden sind das Ergebnis früherer und bis heute anhaltender Hochwässer, insbesondere an der Schwarzen Elster im Rückstaubereich der Elbe. Infolge Eindeichung ist die Sedimentation von Auenlehm heute flächig eingeschränkt. Die in Verlandung befindlichen Altwasser entwickeln allmählich Flachmoorböden. Die nährstoffarmen, trockenen Dünen sind mit Sand-Ranker oder mit gering entwickelten Sand-Braunerden bedeckt.

Wasser

Neben der Schwarzen Elster wird die Annaburger Heide von einer Vielzahl an Gräben und grabenähnli-chen langsam fließenden Bägrabenähnli-chen wie z. B. den Neugraben durchzogen, die das Gebiet entwässern. Die pleistozänen Sedimente bilden aber einen großen Grundwasserspeicher, da die sandigen Böden eine gute Grundwasserneubildung ermöglichen.

Klima

Mit Jahresniederschlägen bis weniger als 500 mm und Jahresmitteln der Lufttemperatur um 8,5° C und einem Julimittel von mehr als 18° C wird die Annaburger Heide zum subkontinental geprägten Binnen-landklima gerechnet. Beim Niederschlag macht sich bereits das trocken-warme Elbetalklima bemerkbar.

So weist die Messstelle Kleindröben-Mauken, unmittelbar am östlichen Elbeufer gelegen, nur einen Mit-telwert von 535 mm/a und die Messstelle Bethlau (539 mm/a) auf.

Potentielle Natürliche Vegetation

Die sandigen Gleystandorte der Annaburger Heide tragen überwiegend einen Pfeifengras-Birken-Stieleichenwald, der kleinflächig ein Mosaik mit Erlenbruchwäldern und Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwäldern bilden kann. Auf den trockenen Sanddünen sind grasreiche Linden-Eichen-Hainbuchenwälder zu erwarten. Sehr kleinflächig können auf südexponierten Dünenhängen auch Berghaarstrang-Eichen-Trockenwald stocken. Auf grundwasserbeeinflussten schlickigen Altauenböden können sich Traubenkirschen-Erlen-Eschenwald im Wechsel mit auenwaldähnlichen Beständen oder Waldziest-Stieleichen-Hainbuchenwald ausbilden. Die nicht mehr überfluteten trockener Auenböden tragen Eschen-Stieleichenwald. In der Elsteraue sind auf den Überschwemmungsflächen am Unterlauf Eichen-Ulmen-Auenwälder, auch in der feuchten Ausbildung anzutreffen.

Lageübersicht

Inhaltsverzeichnis

Kurzcharakteristik

Gegenwärtiger Zustand der Schutzgüter (Kap. 1.11.2)

Landschaftsbild

Die weitgehend von Kiefernforsten bestandenen Niederterrassen und Dünen öffnen sich nach Nordwe-sten zum gemeinsamen Tal der Elbe und Schwarzen Elster. Hier treten kaum Reliefunterschiede zwischen der Heide und der Aue auf. Das Schwarze-Elster-Tal ist deutlich in die Terrasse eingetieft. Sehr markant setzt sich die Elsteraue gegenüber der Stauchendmoräne der Schweinitzer Berge am Rande des Südli-chen Fläming-Hügellandes ab. Das typische Landschaftsbild wird aber durch die mächtigen Dünenzüge auf den Niederterrassen bestimmt. Innerhalb dieser Dünenzüge befinden sich Dünentäler, die bis hin zur Vermoorung eingetieft sein können.

Boden

Die grundwassernahen Sandböden sind wie im angrenzenden Fläming und in der Dübener Heide durch eine übermäßige Stickstoffzufuhr belastet, die im wesentlichen aus Luftverunreinigungen stammt. Die Auenböden der Elsterniederung werden wegen der Eindeichung des Flusses auf weiten Bereichen nicht mehr überflutet. Eine rezente pedologische Besonderheit der überfluteten Aue der Schwarzen Elster stellt die Einlagerung von Braunkohlendetritus aus der flussaufwärts gelegenen Braunkohlenindustrie dar.

Auch die Auenböden im Übergang zum Elbetal werden als flussferne Bereiche kaum noch überflutet und sind heute durch die Eindeichung des Flusses von der Überschwemmung ausgeschlossen.

Die Substrate und Böden des Truppenübungsgeländes sind durch die mechanische Einwirkung von schweren Fahrzeugen im Oberboden profilzerstört. Die armen Sandböden sind bei Vegetationsentblö-ßung stark winderosionsgefährdet.

Wasser

Die Abflusshöhen sind generell gering (20-80 mm/a). Inwieweit durch die Grundwasserbildung in der Annaburger Heide durch die großflächige militärische Nutzung belastende Stoffe in das Grundwasser gelangen, ist nicht bekannt. Das hochanstehende Grundwasser im Dreieck zwischen Schwarzer Elster und Elbe weist aber eine sehr geringe Geschütztheit auf.

Die Gewässer der Annaburger Heide sind im nordwestlichen Teil der Landschaft durch die Landwirtschaft belastet. Die langsam fließenden Vorfluter neigen durch die Nährstoffzufuhr zur Verkrautung. Uferbe-gleitende Gehölze, welche durch Beschattung diesen Prozess vermindern, sind nur stellenweise vorhan-den. Der Neugraben weist die Güteklasse II-III auf.

Die Schwarze Elster war durch die rückstauenden Wässer der Elbe und durch die Abwässer aus der braunkohleveredelnden Industrie des Lausitzer Braunkohlenreviers beeinflusst (Kolmation durch Braun-kohlentrübe und Industrieschlämme). Durch die Aufgabe industrieller Produktionsstätten ist diese Bela-stung stark zurückgegangen. Der Fluss wurde in der Vergangenheit weiterhin durch hohen Lasteintrag aus der Zellstoffindustrie übermäßig stark belastet. Durch die Produktionseinstellung sind sprunghafte Verbesserungen eingetreten, die ab 1991 zu der Einstufung in die LAWA-Güteklasse II-III führten.

Luft und Klima

Bei Wind aus westlichen Richtungen gelangten die Emissionen der Dessau-Bitterfelder Industrieregion bis in den Raum der Annaburger Heide, was in den Kiefernforsten zu Waldschäden führte. Diese Belastun-gen entfielen mit dem starken Rückgang der industriellen Produktion und dem Aufbau neuer emissi-onsarmer Betriebe.

Arten und ihre Lebensgemeinschaften

Die naturnahen Wälder der Annaburger Heide wurden großflächig im Kiefernforste umgewandelt. In den Niederungen erfolgte eine Überführung der früheren Wälder in Acker und Grünland.

Die Kiefernforsten weisen durch fehlende Laubbaumverjüngung deutlich die Zeichen eines sehr hohen Wildbestandes, hier insbesondere von Rotwild, auf. Andererseits wurden die Bestände des Truppen-übungsgeländes vor allem stärker mechanisch geschädigt. Die ständige Bodenverletzung dort ließ auf weiten Flächen keinen Baumwuchs mehr aufkommen.

Als Ersatzvegetation auf den Dünen entwickelten sich Trockenrasen und Heiden, die sich aber durch die Immissionen sich großflächig in Reitgrasfluren umwandelten. Dennoch treten hier bemerkenswerte Pflan-zen- und Tierarten der offenen Heidegebiete, wie beispielsweise Brachpieper (Anthus campestris) oder Heidelerche (Lullula arborea) auf. Insbesondere am Unterlauf der Schwarzen Elster konnten sich arten-reiche Vegetationskomplexe aus Stromtalwiesen, Altwasser mit Wasservegetation, Röhrichten und Seg-genriedern sowie Schlammvegetation erhalten. Der Biber siedelt im Flusstal. Die Schwarze Elster ist ein Wanderweg für den Fischotter, auf dem er aus den Siedlungsgebieten in der Lausitz in das Elbetal ein-dringt.

Landnutzung

Die ersten Versuche der Kultivierung des Gebietes sollen auf flämische Siedler im 12. Jahrhundert zu-rückgehen. Die grundwassernahen Niederterrassen mit einer nur geringen Bodenfruchtbarkeit wurden aber dennoch erst relativ spät und zögerlich in Nutzung genommen. Damit im Zusammenhang began-nen im 18. Jahrhundert die Bemühungen um die Entwässerung durch das Ziehen von Gräben (Neugra-ben) und die Begradigung und Tieferlegung der Bäche. Der Südostteil der Heide wurde im 19. Jahrhun-dert mit Kiefern aufgeforstet, nachdem er infolge von Übernutzung und Walddevastierung verheidet war.

Das große und wildreiche Waldgebiet war historisch wegen Jagd und Holznutzung von Bedeutung. Die Wittenberger Askanier legten deshalb im 13. Jahrhundert in Lochau ein Jagdschloss an, welches 1422 einem Brand zum Opfer fiel.

Bei insgesamt 45 % Waldflächenanteil differenzieren die Grundwasserverhältnisse die Landschaft in zwei Teile, den nordwestlichen grundwasserbestimmten Niederungsbereich mit untergeordneten Anteilen von der Grünlandnutzung und das südöstlich anschließende trockene, kiefernforstbedeckte Land. Letzteres ist zu ca. 85 % der Fläche mit Wald bestanden.

Die Schwarze Elster wurde zur Abführung des Grubenhaltungswassers der Lausitzer Braunkohlentage-baue stark ausgebaut.

Lediglich auf den höheren Flächen der Niederterrassen lohnte sich die Anlage von Ackerflächen, die nur mit Kartoffeln, Roggen oder anderen anspruchslosen Feldfrüchten bestellt werden konnten.

Seit langem werden weite Bereiche der Annaburger Heide für militärische Übungszwecke genutzt.

Leitbild (Kap. 1.11.3)

Das Landschaftsbild lebt von dem Gegensatz zwischen den fruchtbaren, reich mit amphibischen Lebens-räumen ausgestatteten Elsteraue und den trockenen und sandigen, waldbestandenen Niederterrassen.

Episodische Überschwemmungen, die jedoch durch die Deiche begrenzt werden, lassen diesen Gegen-satz noch deutlicher hervortreten. Priorität genießt deshalb der Schutz der Gewässer und ihrer Flora und Fauna sowie der Überschwemmungsflächen der Elsteraue; die Retentionsflächen der Aue sind zu vergrö-ßern. Die stark ausgebaute Schwarze Elster soll in einem naturnahen Fluss umstrukturiert werden. Mit einer reich strukturierten Verlandungsvegetation ausgestattete Elsteraltwasser und naturnahe, langsam strömende Niederungsbäche mit aufgelockerten Gehölzsäumen sollen das Landschaftsbild der Aue aber auch der grundwassernahen Niederterrasse prägen. Reichhaltige Vegetationsausstattung soll zahlreichen

gefährdeten und seltenen Feuchtgebietsarten Lebensmöglichkeiten bieten, u. a. auch dem Biber und dem Fischotter.

Das produktive Auen- und Niederungsgrünland darf nur einer mäßig intensiven, die ökologischen Erfor-dernisse berücksichtigenden Nutzung unterliegen und soll sich durch einen hohen Artenreichtum aus-zeichnen. Die Brutzeiten in den Wiesen lebender Vogelarten sind bei der Nutzung zu berücksichtigen.

Die Kiefernforsten sind in naturnahe Eichen-Hainbuchen- und Birken-Eichenwälder zu überführen. Auf dem Truppenübungsflächen sollen durch Schafhutung oder andere geeignete Maßnahmen Calluna-Heideflächen erhalten bleiben.

Die Bewirtschaftung der Sandäcker soll unter ökologischen Zielstellungen erfolgen, so dass auch kon-kurrenzschwache Ackerwildkräuter erhalten werden können.

Die Schutzmaßnahmen sollen sich auf eine komplexe Sicherung der Schwarzen Elster und Fließgewässer und Gräben der Annaburger Heide als Lebensraum z. B. für Biber und Fischotter konzentrieren.

Schutz- und entwicklungsbedürftige Ökosysteme der Annaburger Heide (Kap. 1.11.4)

Biotoptyp vorrangig schutz- und

Wälder und Gebüsche Erlenbruchwälder Stieleichen-Ulmen-Auenwälder

Im Gebiet der Annaburger Heide sind folgende, nach § 30 NatSchG LSA unter besonderen Schutz ge-stellte Biotope bemerkenswert:

- Niedermoore, Sümpfe, Röhrichte,

- seggen-, binsen oder hochstaudenreiche Nasswiesen,

- Verlandungsbereiche stehender Gewässer, Kleingewässer, temporäre Flutrinnen, - offene Binnendünen,

- Zwergstrauchheiden,

- Trockenrasen, Halbtrockenrasen (Magerrasen), - Bruch- und Sumpfwälder,

- Auenwälder,

- Hecken und Feldgehölze.