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Roßlau-Wittenberger Vorfläming LE 1.7

Naturräumliche Grundlagen und Landschaftsgeschichte (Kap. 1.7.1)

Geologie und Geomorphologie

Wie der Hochfläming wird auch der diesem südlich vorgelagerte Roßlau-Wittenberger Vorfläming durch die Inlandvereisung der Saalekaltzeit geprägt. Der zentrale Bereich ist ein Grundmoränenhügelland. Die westliche Begrenzung der Landschaftseinheit wird durch eine Stauchmoräne gegeben, die als Höhenrük-ken westlich von Thießen bis an die Nuthe heranragt (Schlossberg westlich Streetz - 111 m NN, Möllel-Berg - 109,2 m NN). Das Rosseltal - eine im Pleistozän angelegte Schmelzwasserrinne - durchbricht den Endmoränenverlauf, der seine Fortsetzung nach Südosten in der Endmoränenkette 1,5 km südöstlich Hundeluft findet (Mühlberg - 97,5 m NN, Mandelsberge – 120 m NN, Scheibenberg - 122,6 m NN und Quasterberge bei Buko - 125,3 m NN). Die trichterförmige Richtungsänderung des Endmoränenverlaufs zeigt die Veränderung von zwei Teilgletschern (Loben) an, zwischen denen sich ein Gletschertor befand.

Typisch für den Endmoränenverlauf sind die nach Norden bzw. Nordosten offenen Bögen. Die relativ breitsohligen Sohlentäler der zum Elbetal entwässernden Bäche sind stellenweise durch Terrassen abge-stuft. Wahrscheinlich handelt es sich bei den Bachtälchen um bereits im Pleistozän angelegte Schmelz-wasserrinnen der abtauenden Gletscherrandlagen des Hochflämings, die auch anschließend als perigla-ziäre Täler weiterentwickelt wurden.

Boden

Der Vorfläming ist großflächig mit Tieflehm-Fahlerden auf den Grundmoränenstandorten und mit Sand-Braunerden und -Braunpodsolen auf den trockenen Sanderflächen bedeckt. Nördlich Wittenberg ist eine größere Tieflehm-Staugley-Insel ausgebildet. Eine Besonderheit dieses Raumes stellen die auf Grund-moränen (Geschiebemergel) bei Coswig - Roßlau anzutreffenden Lehm-Parabraunerden und sogar Lehm-Griserden dar. Letztere verkörpern den Übergang zu den Schwarzerden der Lößgebiete.

In den Kastentälern haben sich unter dem unterschiedlich tiefen Grundwassereinfluss Braungleye, Podsolgleye und schließlich beträchtlich mächtige Niedermoorböden entwickelt.

Wasser

Gemäß der allgemeinen Gefällsverhältnisse ist die Gebietsentwässerung nach Süden bzw. nach Südwe-sten zur Elbe hin gerichtet (Rossel, Olbitzbach sowie Ziekoer, Wörpener und Grieboer Bach, Nuthe, Rie-schebach und Zahna). Die heutigen hydrologischen Verhältnisse in den Auen der Elbezuflüsse werden weitgehend durch technische Veränderungen charakterisiert. Vor allem der Aufstau für den Betrieb von Wassermühlen hat den Abfluss verlangsamt und das Grundwasser ansteigen lassen, wodurch die Talbö-den stellenweise mit einer Mächtigkeit bis zu 2 m vermoorten.

Klima

Der Anstieg vom Elbetal zum Hochfläming verbindet sich mit einem Übergang vom mehr subkontinental getönten Klima des Elbetals zum mehr subatlantisch getönten Klima des Hochflämings.

Der mittlere Jahresniederschlag in der Landschaftseinheit erreicht 580 mm mit einem schwach ausge-prägten Niederschlagsmaximum im Sommer (57 - 60 %). In den höchsten Bereichen steigen die Nieder-schläge auf 569 bzw. 574 mm im Jahresdurchschnitt an (Stationen Thießen, Zahna).

Die Jahresmitteltemperaturen um 8,5° C entsprechen den großklimatischen Verhältnissen dieses Raumes und weisen zusammen mit dem Sommermaximum im Juli um 18 °C auf eine regionale thermische Gunst hin.

Lageübersicht

Inhaltsverzeichnis

Kurzcharakteristik

Potentielle Natürliche Vegetation

Die Potentielle Natürliche Vegetation der Lehm-Fahlerden und Braunerden sind im Roßlau-Wittenberger Vorfläming lindenreiche Eichen-Hainbuchenwälder mit unterschiedlichen Mischholzanteilen. Im Über-gang zum Hohen Fläming wechseln diese in Straußgras-Eichenwälder. Auf durch Staunässe beeinfluss-ten Lehmböden können sich inselartig Giersch-Stieleichen-Hainbuchenwälder entwickeln. Als Besonder-heit tritt auf dem Spitzberg nordwestlich Roßlau ein Vorposten des Waldmeister-Rotbuchenwaldes auf.

Grundwassernahe Tallagen lassen die Ausbildung von Schwarzerlen-Eschenwäldern und Erlen-Eschenwäldern zu, die im Komplex mit ärmeren und reicheren Stieleichen-Hainbuchenwäldern wachsen.

Quellsenken beherbergen kleinflächig Schwarzerlenbruchwälder. Im Nordteil des Gebietes sind Über-gänge zu den Eichen-Rotbuchenwäldern klimatisch und standörtlich nicht auszuschließen.

Gegenwärtiger Zustand der Schutzgüter (Kap. 1.7.2)

Landschaftsbild

Trotz größerer Rodungsinseln, z. B. bei Zahna, Cobbelsdorf oder Thießen, wird das Landschaftsbild we-sentlich durch die ausgedehnten Kiefernforsten bestimmt, die die sanft nach Norden ansteigenden San-derflächen bedecken. Bei auftretender Reliefierung bereichert sich das Landschaftsbild. Markant sind auch breite Heidewege mit begleitenden Magerrasen oder Heiden, die innerhalb der Kiefernforsten das Landschaftsbild beleben.

In das trockene, einförmige, sanft hügelige Gelände sind die Täler scharf eingetieft. Sie prägen den sonst wenig markanten Charakter dieser Landschaft mit ihren Talwiesen und kleinen Bruchwäldern. Hinsicht-lich der landschaftHinsicht-lich-ästhetischen Situation ist das Rosseltal hervorzuheben. Hier treten mit historischen Mühlen sehr einprägsame landschaftliche Bereiche auf. In Randlage zum Rosseltal liegen Siedlungen, die i.d.R. harmonisch in die Landschaft eingebettet sind.

Die Flämingdörfer weisen oft einen historischen Charakter auf. Ihre Kirchen setzen deutliche Akzente im Landschaftsbild.

Boden

Wenn auch nicht so extrem wie in der Dübener Heide, so sind doch auch hier die Böden durch die Im-missionen der mitteldeutschen Großindustrie, vorrangig durch die Stickstoffzufuhr aus der Luft, geschä-digt. Vielfach wurden in der Vergangenheit zusätzliche Stickstoffgaben seitens der Forstbetriebe zur Min-derung der Waldschäden verabreicht. Die Überdüngung wird vor allem im Wald nur nach sehr langen Wirkungszeiträumen durch Holzentnahme abgebaut. Die Veränderungen in der Bodenvegetation und in der Bodenfauna sind erheblich.

Wasser

Die wasserreichen Bäche haben einen unterschiedlichen Ausbaugrad. Zur intensiven landwirtschaftlichen Nutzung der Auen und zum Mühlenantrieb sind die Gewässer bereits seit dem Mittelalter in ihrem Lauf z. T. stark verändert und durch Mühlenstaue in ihrer ökologischen Durchgängigkeit beeinträchtigt. Wäh-rend die Rossel im Unterlaufbereich begradigt wurde aber in ihrem Mittel- und Oberlauf sehr naturnahe Gewässerabschnitt hat, weisen der Olbitz- und der Grieboer Bach einen naturnahen Bachlauf mit ausge-prägter Mäanderbildung auf. Der Olbitzbach wurde aber im Oberlauf abschnittsweise begradigt und sogar verrohrt.

An den Talrändern der Bachniederungen kommt es zu Quellaustritten. Besonders ausgeprägte Quellzo-nen befanden sich an der Rossel bei Grochewitz, die aber meliorativ beeinträchtigt wurden.

Ein Gefahrenpotential für die Wasserführung und den Grundwasserstand in den Niederungen entsteht durch stellenweise erhebliche Grundwasserentnahmen.

Die Gewässergüte der Nuthe entspricht weitgehend den Anforderungen an Salmonidengewässer. Die Rossel ist überwiegend in die Güteklasse II-III einzuordnen. Der Rieschebach wird durch die Einleitung ungenügend behandelter Abwässer aus der Stadt Wittenberg übermäßig verschmutzt. Die Zahna weist aufgrund einer Versauerung gleich an der Quelle einen Abschnitt der Gewässergüte IV auf. Im weiteren Verlauf treten durch Abwassereinleitungen (Köpnick, Zahna) und Selbstreinigungsstrecken Schwankun-gen zwischen den Güteklassen II-III und IV auf.

Luft und Klima

Der südliche Teil der Landschaftseinheit war durch Immissionen der angrenzenden Industriegebiete be-sonders belastet. Infolge der Betriebsstillegungen und von Umweltschutzmaßnahmen sind diese Bela-stungen ganz erheblich zurückgegangen. Darüber hinaus spielen auch in dieser Landschaft lokale Be-einträchtigungen durch Hausbrand und Verkehr eine Rolle.

Arten und ihre Lebensgemeinschaften

Die naturnahen Eichenmischwälder der trockenen Sanderstandorte sind nahezu vollständig durch einen auf weiter Fläche einheitlichen Kiefernforst ersetzt worden.

Die Wälder sind vor allem von den Emissionen der Industrie am Rande des Elbetals zwischen Dessau und Wittenberg betroffen. Die am Südrand dieser Landschaft gelegene industrielle Ballungsregion führte namentlich in den älteren Forstbeständen zu bedeutenden Waldschäden, die sich auch nachhaltig auf den Boden und den Nährstoffhaushalt auswirken.

Von den naturnahen Waldgesellschaften der vermoorten Bachtäler (Erlenbruchwälder) des westlichen und südlichen Flämings sind nur noch Reste vorhanden. Im Bereich von Mühlteichen haben sich kleinflä-chig sekundär vergleichbare Waldbestände, z. T. mit Märzenbechervorkommen (Leucojum vernum), ent-wickeln können. Dennoch weisen insbesondere die Täler und ihre Flanken sehr bedeutsame naturnahe Waldkomplexe aus Erlenbruchwald, Erlen-Eschenwald, Pfeifengras-Eichenwald und Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwald auf. Inselartig sind im Übergang zum Hohen Fläming auch Straußgras-Eichenwälder erhalten.

Der subatlantischen Klimatönung entspricht das Auftreten typischer Florenelemente, wie Glockenheide (Erica tetralix), Rippenfarn (Blechnum spicant), Königsfarn (Osmunda regalis), Deutsches Geissblatt (Lo-nicera periclymenum), Wald-Rispengras (Poa chaixii) und dem oben schon erwähnten Märzenbecher (Leucojum vernum).

Von den vorkommenden geschützten Tierarten sind z. B. die Waldschnepfe (Scolopax rusticola), mehrere Spechtarten und der Wendehals (Jynx torquilla) zu nennen.

In den Niederungen sind die naturnahen Wälder (Erlen-Eschenwälder oder Pfeifengras-Stieleichenwälder) größtenteils der Wiesennutzung gewichen. Auf dem größten Teil der Fläche wurden sie intensiviert. Weniger stark gedüngte Bereiche sind als Kohldistelwiese ausgebildet. Auf solchen Feuchtwiesen stehen noch wenige Bestände der Trollblume (Trollius europaeus).

Das Gebiet beherbergt Reliktvorkommen seltener Libellenarten und ist deshalb von überregionaler Be-deutung.

Die Bäche besitzen im Ober- und Mittellauf noch ihren naturnahen, mäandrierenden Verlauf (Olbitz-bach, Grieboer Bach, Nedlitzer Nuthe). Die Wasserqualität der Rossel ermöglicht bis in den mittleren Laufbereich das Vorkommen von Bachneunauge (Lampreta planeri), Groppe (Cottus gobio) und Elritze (Phoxinus phoxinus). Auch die Gebirgsstelze (Motacilla cinerea) und der Eisvogel (Alcedo atthis) finden hier Lebensmöglichkeiten. Als regelmäßiger Durchzügler hält sich der Fischadler (Pandion haliaetus) im Nordwesten des Gebietes auf. Der Kranich (Grus grus) besiedelt die obere Nedlitzer Nuthe. Der Biber (Castor fiber albicus) dringt infolge Bestandszunahme im Mittelelbegebiet bis weit in die Mittelläufe der Flämingbäche vor.

Landnutzung

Im Fläming wechselten sich Perioden der Waldrodung, Landwirtschaft, Besiedelung und Wüstungen ab.

So gilt als gesichert, dass insbesondere in der Bronzezeit eine Landnutzung in den Sanderbereichen er-folgte und damit eine Verringerung des Waldanteiles vonstatten ging.

Die Wälder und Sümpfe des Gebietes wurden in größerem Stil erstmals unter Erzbischof Wichmann von Seeburg (Regierungszeit 1152 - 1192) von Magdeburg aus vor allem mit Hilfe von Zisterzienserklöstern erschlossen. Von den Klöstern wurden für die Meliorationsarbeiten vorzugsweise Flamen als Arbeitskräfte angesiedel, daher der Name Fläming.

Die vorherrschenden Nutzungsformen des Roßlau-Wittenberger Vorflämings sind heute eine intensiv betriebene Land- und Forstwirtschaft (Waldflächenanteil um 37 %, Ackerflächenanteil 50 %, Grünflä-chenanteil um 6 %). Die Wasserwirtschaft gewinnt Trinkwasser in diesem Raum. Zunehmende Bedeutung erlangt der Tourismus.

Leitbild (Kap. 1.7.3)

Während die Hochflächen nahezu vollständig mit Wald bestanden sind, wird das Landschaftsbild vor allem durch die Täler gegliedert. Sie schneiden sich in das Waldland ein und sind das belebende Ele-ment. Die Oberläufe und die Quellgebiete sind in den Wald eingebettet und vermitteln den Eindruck einer noch weitgehend naturnahen Altmoränenlandschaft.

Die Ortsverbindungsstraßen in und außerhalb der kleinen Ortschaften sollen in verstärktem Maße Bau-malleen aufweisen; besonders typisch für diesen Landschaftsraum sind Lindenalleen. Vorhandene Alleen sind in jedem Fall zu erhalten.

Die Umstellung auf ökologisch orientierte, pflegliche Bodenbewirtschaftung, Maßnahmen gegen Wind-und Wassererosion auf den Ackerstandorten Wind-und naturnahe Waldbewirtschaftung sollen für eine nach-haltige Sicherung des Schutzgutes Boden sorgen. In den ackerwirtschaftlich genutzten Bereichen sind dazu Windschutzgehölze mit heimischen Arten und Herkünften anzulegen und an vorhandene Gehölze anzuschließen.

Entsprechend den Standortbedingungen sollen die Forste entweder in standortsgemäße Eichen-Hainbuchenwälder oder in Straußgras- bzw. Pfeifengras-Stieleichenwälder überführt werden. Bachauen in Waldgebieten sollen Erlen- und Erlen-Eschenwälder im Komplex mit Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenwälder tragen.

Vor allem die noch weitgehend natürlichen Fließgewässerabschnitte in geschlossenen Waldgebieten und die artenreichen Feuchtwiesenkomplexe müssen für zahlreiche bestandsgefährdete Tier- und Pflanzen-arten als Reproduktionsgebiete erhalten und entwickelt werden.

Prägende Elemente der Täler in den Ackergebieten und in Siedlungsnähe sollen artenreiche Feucht-, Frisch- und Magerwiesenkomplexe und renaturierte Bachläufe sein. Einzelne Erlengruppen sollen dabei den hohen landschaftsästhetischem Wert dieser Landschaft hervorheben. Der Grünlandanteil muss des-halb auf Kosten des Ackerlandes erhöht werden; die Grünlandbewirtschaftung darf nur extensiv erfolgen.

Kommunale Abwasserbehandlung und extensive Landbewirtschaftung sollen wesentlich zu einer guten Wasserqualität beitragen. Die Trinkwassergewinnung darf keinesfalls zu großflächigen negativen Beein-flussungen der grundwasserbestimmten Standorte führen.

Der Roßlau-Wittenberger Vorfläming soll ein durch extensive Land- und Forstwirtschaft geprägtes Gebiet darstellen. Der Schutz und die Wiederherstellung der ökologischen Werte dieser größtenteils als LSG gesicherten Landschaft stehen im Vordergrund auch des Nutzungsinteresses. Der sanfte Tourismus (Na-turbeobachtung, Wandern, Sammeln von Beeren und Pilzen) wird ausgebaut und durch zweckentspre-chende Landnutzung unterstützt.

Schutz- und entwicklungsbedürftige Ökosysteme des Roßlau-Wittenberger Vorflämings (Kap. 1.7.4)

Biotoptyp vorrangig schutz- und entwicklungsbedürftig

besonders schutz- und entwicklungsbedürftig

schutzbedürftig, z.T. auch entwicklungsbedürftig

Wälder und Gebüsche Erlenbruchwälder Erlen-Eschenwälder Eichen-Hainbuchenwälder Kiefern-Eichenwälder

Gewässer obere Bachläufe Quellbereiche

Feuchtgrünland und Sümpfe

nährstoffarme Feuchtwiesen

Im Roßlau-Wittenberger Vorfläming sind folgende, im § 30 NatSchG LSA unter besonderen Schutz ge-stellte Biotope bemerkenswert:

- Moore, Sümpfe und Röhrichte,

- binsen- und hochstaudenreiche Nasswiesen, - Quellbereiche,

- naturnahe Bachabschnitte, - Kleingewässer,

- Erlenbruchwälder und Erlen-Eschenwälder, - Streuobstwiesen,

- Hecken und Feldgehölze.