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Naturräumliche Grundlagen und Landschaftsgeschichte (Kap. 2.10.1)

Geologie und Geomorphologie

Die Landschaftseinheit liegt an der Einmündung des Baruther Urstromtals in das Elbeurstromtal, über dessen Abflussbahn die Schmelzwässer der Eisrandlage des Brandenburger Stadiums der Weichselkalt-zeit abgeführt wurden. Diese ursprünglich nach Westen gerichtete Entwässerung besteht heute nicht mehr. Im Zusammenhang mit der Entwicklung des Entwässerungsnetzes nach den Vereisungen hat sich die Entwässerung des Fiener Bruchs nach Norden entwickelt. In den grundwassernahen Niederungen der Talsandflächen entstanden in der Nacheiszeit großflächige Niedermoore. Die Niederung liegt in einer Höhenlage von etwa 35 m NN. Scharfe Landschaftsgrenzen ergeben sich nur im Norden zum Genthiner Land bzw. zur Karower Platte und nach Süden mit einem meist markanten Anstieg zum Fläming.

Boden

Die Niederungslandschaft wird von ausgedehnten Nieder- und Sand-Anmoorgleyflächen eingenommen.

In stellenweise etwas höheren Lagen sind Sand-Podsolgleye verbreitet. An den Rändern und auf Inseln, die nicht mehr von Grundwasser beeinflusst werden, haben sich auf den sandigen Niederterrassen und übersandeten Grundmoränen Sand-Braunpodsole und -Braunerden entwickelt.

Wasser

Die Landschaft weist sehr komplizierte Abflussverhältnisse auf. Die zur Dränung angelegten Gräben ent-wässern wegen einer flachen Talwasserscheide in zwei Richtungen: nach Osten über die Buckau in den Breitling, einen mit dem Plauer See verbundenen See bei Brandenburg; nach Westen über den Parche-ner Bach in den Elbe-Havel-Kanal bei Genthin, der den vorhergehenden Abfluss über die Stremme zur Havel unterbricht. Das äußerst geringe Gefälle und die dadurch bewirkte geringe Fließgeschwindigkeit führen zu einem weitgehenden Ausgleich der Wasserstände von oberirdischen Gewässern und Grund-wasser. Grundwasserblänken bedecken nicht selten weite Niederungsteile.

Klima

Die regionalklimatischen Verhältnisse des Fiener Bruchs weichen kaum von denen der weiteren Umge-bung ab. Die Jahresmittelwerte der Lufttemperatur erreichen 8,5° C; die mittleren Julitemperaturen 18° C. Auch die Niederschläge zeigen mit 500 bis 520 mm/a keine landschaftsbedingte Besonderheit im Bereich des Binnenlandklimas des Tieflandes. In den Niederungen kommt es jedoch zu einer gelände-klimatischen Ungunst durch Spät- und Frühfröste sowie eine erhöhte Nebelhäufigkeit.

Potentielle Natürliche Vegetation

Die Potentielle Natürliche Vegetation umfasst ausgedehnte Schwarzerlen-, Moorbirkenbruchwälder der Nassstandorte sowie Pfeifengras-Stieleichenwälder auf den weniger durchnässten Böden und auf klein-flächigen trockenen Kuppen Straußgras-Eichenwald.

Lageübersicht

Inhaltsverzeichnis

Kurzcharakteristik

Gegenwärtiger Zustand der Schutzgüter (Kap. 2.10.2)

Landschaftsbild

Das Fiener Bruch stellt eine deutlich in die umgebenden Landschaften eingesenkte Niederung dar. Die-ser landschaftliche Wechsel tritt sehr markant im Landschaftsbild zu tage und prägt die von Grünland bestimmte Niederung.

Abgesehen von wenigen Erlengehölzen, die zur Grundwasserabsenkung z. T. auch forstlich angelegt wurden, ist das Baruther Urstromtal im sachsen-anhaltischen Teil nahezu waldfrei. Die weiten Ebenen werden von Graslandflächen beherrscht, die mehr oder weniger regelmäßig mit Entwässerungsgräben durchzogen sind. Solitärbäume und Gehölzgruppen sind selten; oft werden die Gräben von Pappelan-pflanzungen begleitet, die eine raumbildende Funktion ausüben.

Kleinflächig treten eng durch Gräben und Gehölze gekammerte Bereiche auf, die an die ursprüngliche Struktur der entwässerten Niederung erinnern.

Kleinere Kiefernforste stocken auf den kuppigen trockenen Durchragungen oder stellen den Übergang zu den angrenzenden höher gelegenen Landschaftseinheiten dar

Boden

Mit Hilfe der Dränung wurde, flächenweise allerdings erfolglos, versucht, den Grundwasserstand abzu-senken. Die organische Substanz der Anmoor- und Niedermoorböden mineralisierte, was mit beträchtli-chen Volumenverlusten verbunden war. Die mineralisierte organische Substanz zerfiel staubförmig, sie vermullte. Bei Umbruch der Flächen kam es zu Windauswehungen. Überdüngung mit Gülle und minera-lischen Düngern gefährdet hier das oberflächennahe Grundwasser.

Wasser

Die zumeist kanalartig ausgebauten, zum Teil voll belichteten Gräben führen langsam fließendes, mäßig organisch belastetes nährstoffreiches Wasser mit hoher geogener Eisenbelastung. Die hohe Gewässer-netzdichte und an einigen Stellen noch auftretende Niedermoore weisen auf die Renaturierungsmöglich-keiten dieser Landschaft hin.

Luft und Klima

Aufgrund der geringen Einwohnerdichte (max. 75 EW/km²) und der Zugehörigkeit zur ländlichen Region Sachsen-Anhalts ist der größte Teil der Landschaft relativ gering belastet. Der Raum Genthin allerdings ist stärker beeinträchtigt.

Arten und ihre Lebensgemeinschaften

Von den ursprünglich großflächig vorhandenen Erlenbrüchern sind heute nur noch kleine Reste existent.

Die Kiefern- und Mischwälder um Parchen stocken auf durchragenden sandigen Niederterrassen. Baum-gruppen und kleine Gehölze sowie Uferbestockungen bestehen meist aus Pappeln oder Erlen und Eschen.

Die meliorierten Grünlandbestände werden meist intensiv genutzt und sind auch durch Neuansaaten ersetzt worden. Dementsprechend sind sie sehr artenarm. Das Spektrum der noch vorhandenen kleinen Feuchtwiesenreste reicht von Kohldistelwiesen bis zu Seggenriedern.

Die langsam fließenden Abzugsgräben und anderen Gewässer tendieren sehr stark zur Sohlverkrautung und werden regelmäßig technisch entkrautet. Die Ufer wurden lange Zeit gemäht oder auch durch che-mische Mittel von der Verkrautung freigehalten.

Die Gewässer des Gebietes sind Lebensraum des Fischotters. Von besonderer Bedeutung ist das als Be-sonderes Schutzgebiet nach Vogelschutz-Richtlinie ausgewiesene Fiener Bruch als Lebensraum für die Großtrappe. Weitere Bemerkenswerte Arten der Niederung sind Weißstorch, Kranich, Rohrweihe, Wie-senweihe und Kornweihe, Großer Brachvogel, Wachtelkönig, Kampfläufer, Sumpfohreule, Eisvogel, Neuntöter und Ortholan.

Landnutzung

In mittelalterlicher Zeit entzog sich das Gebiet weitgehend, trotz eines Versuches Erzbischofs Wichmanns von Magdeburg im Jahre 1178, dem kolonisatorischen Zugriff.

Noch im 17. Jahrhundert war das Fiener Bruch ein großes Sumpfwaldgebiet, welches für den Holzein-schlag genutzt wurde. 1624 beschlossen Adel und Gemeindedeputierte eine Fiener Ordnung zur Rege-lung des Holzeinschlags (1654 erneuert).

Die Entwässerungsarbeiten und die Bodenkultivierung der Niedermoore begannen im nennenswerten Umfang in der Zeit der Preußenkönige, die hier landwirtschaftliche Nutzflächen erschließen wollten.

Friederich der Große beauftragte den Landrat Karl von Werder mit der Trockenlegung. Zunächst wurden die in den Fiener Bruch fließenden Bäche abgeleitet, Randgräben und Stauwehre angelegt. Ein Haupt-und Nebengrabensystem besorgte später die Entwässerung des Bruches.

Im 18. Jahrhundert wurde im Bruch Raubbau betrieben. Die Stremmemelioration und die Notwendigkeit, dem Plauer Kanal Wasser aus dem Fiener Bruch zuzuführen, führten zur Entwässerung des Gebietes.

Der Wald wurde weitgehend gerodet (Waldflächenanteil heute 17 %) und Holländereien (Hollandshof, Hollandswall, Königsrode) wurden angelegt. 13.176 Morgen Land wurden dadurch landwirtschaftlich besser nutzbar, 16.631 Morgen Bruchland konnten urbar gemacht werden.

In den 50er Jahren unseres Jahrhunderts bis in die 70er Jahre dehnte sich die landwirtschaftlich genutzte Fläche weiter aus. Die Landschaft wurde dabei weitgehend ihrer Gehölze beraubt und zu einem Grün-landgebiet (gegenwärtiger Grünflächenanteil um 63 %) umgestaltet. Die hohen Grundwasserstände er-laubte nur begrenzt Ackernutzung (Ackerflächenanteil 19 %).

Wenn auch weiträumige Grundwasseranstiege über Flur nur noch selten auftreten, so ist doch die Dau-ergrünlandnutzung beherrschend. Die weitgehend uniformen Standortverhältnisse haben im Fiener Bruch die Entstehung und Nutzung von intensiv nutzbarem Grünland begünstigt. 95 % der Fläche wer-den von Grünland eingenommen. Die Rinderhaltung steht im Vordergrund. Die siedlungsfreie Niederung verfügt über größere unzerschnittene Gebiete.

Leitbild (Kap. 2.10.3)

Der Charakter einer weiten Grünlandniederung mit vorrangiger Weidenutzung soll erhalten bleiben.

Einige der tiefgelegenen Flächen unter Grundwassereinfluss sollen wieder von Erlenbrüchern einge-nommen werden, die das Landschaftsbild gliedern und beleben. Eine ähnliche Funktion sollen die Fließ-gewässer und die sie begleitenden Gehölze erfüllen. Durch Maßnahmen der Landschaftsgestaltung soll ein Netz aus Feldgehölzen entstehen, dass sich für die Landschaft charakteristisch aus Stiel-Eichen, Eschen und Erlen aufbaut.

Die Entwicklung von Flurgehölzen muss aber auf die weiten offenen Lebensräume der Großtrappe Rück-sicht nehmen.

Durch Stauregulierung soll der Grundwasserstand erhöht werden. Die Niedermoore sollen sich regene-rieren, und die Gleydynamik kommt wieder den ursprünglichen Verhältnissen nahe. Damit wurden auch die aus der Landwirtschaft stammenden Wasserbelastungen abgebaut. Die Nutzung der Grünlandflä-chen soll durch eine umweltfreundliche Bewirtschaftung nicht mehr zu einer Gefährdung für das Grund-wasser und die oberirdischen Gewässer führen. Starke Beschattung aller Wasserläufe durch dichte Ufer-gehölze schränkt die Verkrautung weiter ein.

Aufstau und Renaturierung der Fließgewässer tragen zu einer Erhöhung und einem jahreszeitlichen Aus-gleich des Grundwasserspiegels bei. Die Grundwasseranstiege über Flur sollen so gesteuert werden, dass sie regelmäßig die am tiefsten gelegenen Landschaftsteile erfassen. Durch geeignete Renaturie-rungsmaßnahmen soll erreicht werden, dass Erlenbrücher und vor allem Erlen-Eschenwälder auf den feuchten Standorten wieder größere Teile dieser Flächen bedecken. Die höheren, wechseltrockenen Teile sollen von Pfeifengras- Stieleichen- oder, bei besseren Nährstoffversorgung von Stieleichen-Hainbuchen-Waldinseln eingenommen werden. Die durchragenden trocken Talsandflächen tragen Straußgras-Eichenwälder.

Den größten Flächenanteil an den Wiesen und Weiden sollen die zweischürig extensiv genutzten Wiesen einnehmen, die eine hohe Artenvielfalt aufweisen. Die feuchteren Standorte sollen nicht mehr beweidet werden, sondern sind einschürig zu mähen. Die Nassstellen sollen von Riedern und Röhrichten einge-nommen werden. Dieses Mosaik an Wiesen bietet Lebensräume für Weißstorch (Ciconia ciconia), Wei-hen und eine Reihe von Wiesenbrütern, darunter dem Großen Brachvogel (Numenius arquata).

Schutz- und entwicklungsbedürftige Ökosysteme des Fiener Bruches (Kap. 2.10.4)

Biotoptyp vorrangig schutz- und entwicklungsbedürftig

besonders schutz- und entwicklungsbedürftig

schutzbedürftig, z.T. auch entwicklungsbedürftig

Wälder und Gebüsche Erlenbruchwälder

Stieleichen-Hainbuchenwälder

Gewässer Fließgewässer

Feuchtgrünland und Sümpfe

Röhrichte Seggenrieder Nasswiesen

Feuchtwiesen

Trocken- und Magerbiotope

Binnendünen

Im Baruther Urstromtal/Fiener Bruch sind folgende, im § 30 NatSchG LSA unter besonderen Schutz ge-stellte Biotope bemerkenswert:

- Moore, Sümpfe, Röhrichte,

- seggen-, binsen- und hochstaudenreiche Nasswiesen, - Magerrasen,

- Bruchwälder, - Kopfbaumgruppen, - Hecken und Flurgehölze.