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Verzekchniß der Rittergüter in Ghstland nebst einigen statistischen Angaben von

Im Dokument Das Inland Eine Wochenschrift (Seite 36-41)

und Kurlands Gefthictztez Geographie, Statistik und Nteratur

II. Verzekchniß der Rittergüter in Ghstland nebst einigen statistischen Angaben von

Reinhold B a r o n U e r t ü l l . Reval bei C a r l S t r ö h m 1 8 6 3 , m i t einem V o r w o r t und I n h a l t s -verzeichniß nebst 2 lithographirten T a f e l n . 10^l S . gr. 4 . P r e i s 2 R b l . 6 0 K o p . S . - M .

Cc. Erccllenz der Herr General-Major und Ritter V a r o n . R . v. UeMll'Giildenband, dessen Name manchen gediegenen Aufsatz von seinem früher« Gute K m aus in der russischen landwirtschaftlichen Zeitung zierte und dessen Probe sehr glücklicher metrischer Nachbildung von Puschkin's gefeierten Dichtungen in diesen Blättern den Wunsch ihrer vollständigen Mittheilung rechtfertigten, hat in dem vorliegenden Werke seinen Landsleuten eine reiche Gabe zum Feste bescheert. Denn da seit dem Jahre 1840, als die letzte gedruckte cMändische Landrollc angefertigt wurde, von 384 Gütern bereits 3 3 4 , also vicl mehr als die Hälfte in die Hände anderer Besitzer übergegangen sind, ganz abgesehen von den mancherlei Veränderungen, welche durch Abteilung von Dörfern, Hoflagen, Mühlen, Waldstücken, besetzten und unbesetzten Landstellcn und durch deren Veräußerungen mit dem Bestand und Umfang mehrerer Güter vorgegangen, so war die Anfertigung eines neuen Verzeichnisses des gegenwärtigen Land, und Gülerbesitzes in Ehstland bereits ein dringendes Vedürfniß geworden, dem die sorgfältige Arbeit des Hrn. Verf. in erfreulicher Weise abgeholfen hat. Aber nicht allein dadurch, sondern auch durch seine dazu gelieferten historischen Beilagen und die nicht minder jedem rationellen Landwirth in Ehstland wich-tigen, im Anhange hinzugefügten verschiedenen statistischen Nachrichten hat der geehrte Verf. sich den aufrichtigsten Dank unseres mehrfach dabei bctheiligten Publikums in reichem Maaße verdient. Es kann indessen das Verdienst dieser mühevollen Arbeit keinesweges schmälern, wenn wir bei genauerer Beleuchtung aller einzelnen dazu gehörigen Ve-stanbtheile, noch einzelne Bemerkungen und Wünsche hin»

zuzufügen uns erlauben.

So erwarteten wir namentlich unter der Rubrik R i t t e r g ü t e r nur solche ausschließlich verzeichnet zu finden, doch sind in deren Zahl auch die verschiedenen Kirchenlän, dercien und Pfarrdörfer, Hospital- und Stadt-Güter, Kais.

Avvanagc- und Domainen- oder Güter der hohen Krone,

und selbst manche Hoflagen und abgelheilte Landstellcn mit aufgenommen, letztere aber dennoch nicht vollständig, son«

der« nur die, von welchen sich bereits Angaben ihrer Ha-kengröße u. Seelenzahl vorfanden, während alle andere Land-stellen , deren öffentliche Abgaben sich weder nach Haken-noch Seelcnzahl berechnen lassen, ganz ausgeschlossen wor-den sind, daher man auch keinen vollständigen Ueberblick über die gegenwärtige Verlheilung alles Landbesitzes in Ehst«

land erlangen kann, was freilich dieWeglassung derNamen der gegenwärtigen Inhaber nicht bloß an Kirchen- u. Pfarrlände-reien sondern auch allerLandstellen ohnehin unmöglich gemacht haben würde. Bedauern müssen wir dies aber schon aus dem Grunde, weil uns dadurch, der gehoffte Nachweis über den tO bis t 2 Jahre bedeutend zugenommenen Grundbesitz der unlern Stände u. besonders betriebsamer freigelassener Bauern in Ehstland entgangen ist. Auch über den Begriff der nicht in die Zahl der Rittergüter mit aufgenommenen s. g. Vcigüter werden schwerlich Alle mit dem Verfasser einverstanden sein. Denn wenn er sclbstständige Güter eines und desselben Besitzers nach dessen zufälliger Be-nutzung des einen von ihm in der Regel selbst bewohnten Guts als Hauptgüter und die andern nebenbei gelegenen Güter als Veigüter bezeichnet und deshalb diese letzteren (47) aus der Zahl der Rittergüter ausscheidet und nur ihre und des Hauvtguts vereinigte Hakenzahl angiebl, so kann dies die Besitzer doch nicht hindern, sobald sie es angemessen finden, ihre Veigüter als selbstständige Ritter-güter wieder abzutheilen und zu veräußern, da sie durch die Art ihrer zeitweiligen Benutzung an sich ihre ursprüng-liche Natur nicht einbüßen können, so lange sie ein Areal von mindestens 30 Tschetwert Aussaat in jedem Felde für den Hof behalten, wie das Allerh. bestätigte Gutachten des Neichsraths v. 2. Aug. «829 vorschreibt. D a manche Güter theilweise zu verschiedenen Kirchspielen gehören, so gewinnt man durch «her Verzeichnung mit der ganzen Hakcnzahl nur zu einem Kirchspiele häufig keine richtige Uebersicht über die Zahl der Güter und Haken der ver-schiedenen Kirchspiele und über die Rechte und Pflichten solcher Güter in Beziehung auf die nächstgelegenen Kirchen, zu deren Sprengel sie mitgehören. Auch die hierauf bezüg-liche Unterscheidung der beim Consistorio aufgegebenen Hakenzahl jedes einzelnen Kirchspiels, welche von der in der Ritterfchafts, Canzellei zur Berechnung der Landes, abgaben, Laden, und Bewilligungsgelder angezeigten H a , kenzahl häufig sehr differirt, ist eben so wie die Unterfchei, düng der verschieden zu berechnenden Land- und Strandha-ken vieler an der See gelegenen Güter in dem neuen Güter - Verzeichniß nicht berücksschtigt und zugleich die Rubrik der Hakenzahl zur Schwedenzeit weggeblieben, welche die früher gedruckten Landrollen und namentlich auch die letzte vom Jahre 4840 zur Verglrichung der früher«

mit der gegenwärtigen Größe der Oü<er mit enthielten.

Hiedurch und durch die in der letzterwähnten Landrolle beigefügten Stationen, über welche Briefe nach den einzel-nen Gütern zu befördern sind, in Anmerkungen aber an-gegebenen Stationen, nach welchen die einzelnen Güter ihre Postfourage zu liefern haben, was in der neuen Land-rolle so wenig berücksichtigt ist, als hie neue Repartition

der Pflicht zur Besserung der Heerstraßen auf die einzelnen dazu mit verpflichteten, wenn auch weit davon entfernten Güter, so wie auch durch Weglassung des Rechtstitels und der Besitzzeit der gegenwärtigen Inhaber, läßt die neue Landrolle bei allen sonstigen Vorzügen, doch noch manche Ergänzung zu wünschen übrig. B i s solche erfolgt, bleibt aber die Landrolle von 5840 in ihrer bisherigen praktischen Anwendung nvch unentbehrlich. Dagegen ist in dem neuen Güter - Verzeichniß die genaue Angabe der wenigen ( 14 ) in Chstlanb noch vorhandenen alten Pfandgüter und der Zeit, wann die sich darauf beziehenden Pfand , Contracte ablaufen, sehr zweckmäßig und gewiß Vielen erwünscht. Die kürzeste Dauer eines solchen Contracts erstreckt sich bis zum Jahre 1862, die längste aber noch bis zum Jahre 4890. Nur das nicht mit berücksichtigte, den Richlerschen Erben bei der Restitu-tion des Gutes Neucnhoss bei Hapsal am 16. M a i 1734 Allerhöchst consirmirte und auf deren Nachfolger im Besiß, zuletzt am 1 . I u l . 4822, unverändert übergegangene E r b , Pfandrecht möchte kaum anders, als mit Allerhöchster Ge-nehmigung wieder in Eigenthum zu verwandeln sein, wenn den Besitzern daran gelegen wäre. Sehr praktisch hat der Herr Verfasser die neue Landrolle mit Blättern zum Ein»

tragen künftigen" Besitzwechsels der Güter durchschießen lassen, wozu schon das verflossene Jahr «833 (bei mehr als 44 Gütern) vielfache Gelegenheit gegeben hat, wobei zugleich sowohl der neue Bcsitzlitel, als auch der von den

Contrahenten festgesetzte Werlh der Güter mit oder ohne ein Inventarium gerechte Berücksichtigung gefunden hat.

Während die Hakenzahl von Ehstland sich nach der Land, rolle von 1840 auf 6909 W H. bclicf, giebt die neue Landrolle solche ohne Zweifel auf den Grund genauerer Vermessung und Taxation einzelner Güter nunmehr zu 6 9 i l 3 ^ y H . an. — Eine neu hinzugefügte Rubrik giebt in erfreulicher Weise, nach den vorhandenen Guts<Charten, auch Aufschluß über den Flächenraum der einzelnen Güter nach Quadrat-Wersten; doch hat hierin noch keine völlige Genauigkeit erzielt weiden können, die nun nach neuer Vermessung vielcr Güter zu erwarten steht, weshalb auch der H r . Verf. um Mittheilung der Ergebnisse solcher genaueren Vermessungen der Güter bittet, um sein Wert durch deren nachträgliche Mitteilung möglichst z„ vervoll-ständigen. Bei Mittheilung der Zahl der nach der letzten Umschreibung vom Jahre 1832 zu jedem Gute gehörigen lanbpflichtigen männlichen Seelen, ist auch die Keelenzahl nach den Nevisionslisten von 18l6 und <834 zur Verglci-chung in besonder« Rubriken mit angeführt. Es crgiebt sich daraus, daß die chstnische Bevölkerung des Landes, welcher auch die schwedische Bevölkerung einzelner kleiner Inseln und der Halbinsel Nuckö beizuzählen ist, in 36 Jahren von 99,143 auf 126,970 m. S . , trotz wiederholter Verheerungen durch Ruhr - und Cholera, Epidemiecn und

reichlich wiederholter Nekrutenaushcbungen, gestiegen und nach den Berechnungen des H r n . Verf. um 28,2 pCt.

gewachsen ist. Merkwürdig aber ist, daß während die Zahl männlicher Seelen von l 8 l 6 bis 183t um 23 pCt., d. h. um 22,839 zugenommen, sie sich von 1834 bis

t832 nur um 4971 Köpfe, also bloß um etwas über 4 pCt.

vermehrt hat. Es ist daher noch nicht, wie 1834 zu erwar-ten w a r , wenn die Population sich in den folgenden eben so wie in den vorhergehenden 18 Jahren vermehrte, die Bedingung des rhsil. Vauergesetzbuchs von 1 8 l 6 § 383 eingetreten, nach welchem dem ehstl. landvflichtigen Bauer erlaubt sein sollte, außer den Grenzen des Landes zu weilen, Pacht- und Dienstverlräge einzugehrn, sobald die Zahl männlicher Nevisions - Seelen in Ehstland 140,000 über«

sieige. Und wiewohl die Bedingung des §887 ebend. längst eingetrcttn, daß, sofern die Gesammtzahl landpflichtiger Bauern die Zahl von 120,000 m. S . überstiegen, die überschießende MengeBauern sich auch in denStädten u. Flecken des Gouvts.

lmit Pässen der Gouvts-Negierung und des jedesmaligen Rilterschaftshauptmanns) ansiedeln und selbst anbauen können, so ist diese Bestimmung des Gesetzes doch keines, weges bisher in 3lnwt»>dung gekommen, vermutlich weil die Bauern es vorziehen, sich von ihren Gemeinden Jahres-Pässe zum Aufenthalt in den Städten zu erkaufen und einen ansehnlichen Theil ihres Erwerbs daselbst auf die Vermehrung der Deposita ihrer heimischen GebietSladen zu verwenden. (Schluß folgt.)

III Offener V r i e f .

An die Mitglieder des Ehstländischen literarischen Vereins zu Reval.

(Schluß.)

Der Zweck, weshalb man ,'n drr Steppe Waldbäume

! anpflanzt, ist bis dahin noch je nach der Bildungsstufe der Bevölkerung eine verschiedene. Der tujsifche Bauer pflanzt , sich einen Baum vors Haus, um sich dereinst seines , Schaltens zu freuen; geschieht das Pflanzen auf

Anord-^ nung der Vcrwaltungs'Behörde, so ist der Zweck dabei Ver-l fchönerung der öffentVer-lichen PVer-lätze, der Kirchhöfe und der

^ Dorfs-Aemter. Reellen Nutzen erzielte man bisher nur j durch Anpflanzung der Sandweide, um den Flugsand (im

Dnjeprowschen Kreise) zu binden und zugleich Nutzholz zu allerlei Flcchtwerk zu erhalten. Anders bei den deutschen Ansiedlern,, die der Schatten gebenden Bäume schon die Fülle in den Dörfern haben. Ihre Waldanlagen gaben ihnen schon jährlich Nutzholz und Brennmaterial. I m Laufe von 3 Jahren, zwischen 1814 uud 48, hatte ich Gelegen, aus der Krvm gebrachte Sämereien verschiedener Baum-und Straucharteu an die Steppenbewohner des taun'fchen Gouv. zu vertheilen. Auf meiner Reise durch /ene Gegend hatte ich diesmal das Vergnügen, einige kleine Haine, ent-standen aus jenen Sämereien, anzutreffen, in welchen eine Baumart (Ll8>wnia I»t»!p3) mit den riesenhaften Blättern besondere Aufmerksamkeit verdient, da sich nicht voraussetzen ließ, daß dieser zarte Baum die rauhen Winter der Steppe vertragen würde.

Weniger gedeihlich, als dem Obst, und Waldbau, ist das trockene Klima der Steppe dem Gemüsebau, der des-senungeachtet in den letzten Jahren Fortschritte gemacht hat. M i t ungleich mehr Erfolg wird der Gemüsebau im gebirgigen Theil der Krym betrieben, wo künstliche Bewäs, ferung leichter ist. Bei den Talaren daselbst hat die Kar, toffel seit 1831 die Gränzc des Gartens überschritten und sich auf dem Felde heimisch gemacht.

Bekannt ist, daß nirgend in Nußland der S e i d e n b a u

im letzteren Iahrzehent raschere Fortschritte gemacht hat, als in der Kolonie an der Molotschnaja, wo das Jahr

! L 3 l bisher den größten Ertrag an gehaspelter Seide gab, namentlich 200 P u d ; weniger günstig war diesem Cullur-zweige der Jahrgang l 8 8 2 , in welchem 140 Pud Seide gewonnen wurde, und im laufenden Jahre fiel der Ertrag noch geringer aus, da durch die späten Frühlingsftöste ein großer Theil der Maulbeerbäume ihr Laub einbüßte. Durch Vervollkommnung der Haspel.Maschinen gewinnen die Co-lonisten jetzt ein besseres Produkt, dessen Preis in 8 Jahren von 3z Nbl. auf 3 Rbl. <3 Kop. pr. Pfund gestiegen ist.

Die Seide der Munnoniten gewann auf der Londoner Ausstellung eine Preis-Medaille. Außer der Colonie hat im Taurischeu Gouv. der Seidenbau nur wenig Eingang gefunden unter den Domainen-Bauern, namentlich bei einigen Tataren und Klcinrusscn. Während der Seidenbau im Iekatherinosl. Gouv. nur als Rarität bei einzelnen Gutsbesitzern erscheint, wie z. V . bei der Baronesse Korff, hat er bei den freien Bauern imCherßonschcn Gouv. eine weit größere Vc rbreitung gefunden, wobei aber bemerkt werden muß, daß wegen Unvollkommenheit der Abhaspelung das Pro-dukt noch sehr roh ist, wie die Cherßonsche Ausstellung erwies.

M i t gutem Erfolge wird die Bienenzucht

betrieben in der Krym und in der Nähe der größeren Flüsse Süd-Rußlands. Auf der hohen Steppe ist der Ertrag von derselben geringer da, wo die Felder beständig unter dem Pflüg gehalten «erden, wie bei den Colonisten. Dessen-ungeachtet haben die Mennoniten neuerdings einen Ge»

meinde» Bienen-Garten angelegt und die Aufsicht über denselben einem Zögling aus der Schule des bekannten Bienenzüchters Prokopowitsch anvertraut.

Zum Zweck der Wcinbcreitung wird im europäischen Nußland der W e i n b a u

betrieben in der Umgegend von Astrachan, im Lande der Don»

schen Kasaken, im westlichen Thcil desChechonschen Gouver-nements, vorzüglich aber in terKrvm und Beßarabien; in den übrigen Gegenden, wo die Nebe noch gedeiht, hat man es bisher nur bis zu Tafeltrauben gebracht. Seit 1830 hat die Nebe bei den Colonisten mehr Eingang ge-funden und ist, wie die Cherßonsche Ausstellung erwies, neuerdings auch in die Salzsteppe der Nogaper gedrungen.

I n der Krvm gewinnt derWeinbau jährlich an Ausdehnung;

vor und während der diesjährigen Weinlese fand sich lei-der auch dort in mehreren Weinbergen, vorzugsweise auf dem weißen Muskat, die so sehr gefürchtete Traubcnkrank-heit ein, welche den Wein, Ertrag dieses Jahres nicht wenig beeinträchtigt hat.

D e r T a b a k s b a u

wird in der Krvm in grcßem Maaßstabc betrieben, scheint mir aber im Verlauf der legten 3 Jahre keinen Zuwachs erhalten zu haben; die Producentcn klagen über schwachen Absatz und niedrige Preise. Dagegen hat dieser Cultur-zwcig in der Steppe bedeutend zugenommen, namentlich bei den Menuom'ten, welche im I . l849 nur 44 Pud, 1832 dagegen 9 7 l Pud ernteten.

Die Cullur roher Länder beginnt mit Viehzucht und

Ackerbau; erst wenn bei dichter werdender Bevölkerung die nothwendigsten Bedürfnisse befriedigt worden, wenn bei Anhäufung größerer Capitalien verfeinerte Bedürfnisse bei der Bevölkerung erwachen und sich mehren, erst dann wen-den sich Capitalien und Kräfte dem

Fabrikweseu

zu. Seit etwa 20 Jahren besteht bei den Mennoniten eine Tuchfabrik, an welcher gerügt werden muß, daß die Vortheile der neuesten Erfindungen im Fabrikwesen daselbst noch nicht in Anwendung gebracht worden sind. Das glänzendste Resultat der letzten Jahre in dieser Sphäre finden wir in Odessa, wo die Gebrüder Hrn. Gomme eine Dampfmühle in colossalen Dimensionen erbaut haben, welche mit solchem Erfolg arbeitet, daß sie im Verlauf von 2 Jahren die bedeutenden Kosten der Er-bauung schon ersetzt hat. Weniger Aufsehen machen, aber auch geringeres Capital verlangen die Tretmühlen, welche die Coloniste» in den letzten Jahren, auch außerhalb des Bereichs der Colonieen, in Städten und Dörfern angelegt haben, — dir Nutzen aber ist verhältnißmäßig nicht minder groß, denn beide Arten von Mühlen erfüllen dieselbe Be-stimmung: den Menschen zu befreien von der oft lastigen und kostspieligen Abhängigkeit von der Natur, indem sie die unzuverlässigen Wasser- und Windmühlen ersetzen.

Es ist in der That sehr auffallend, daß das an Vieh, zucht aller Art so gesegnete Süd-Nußland bisher noch keine Lederfabrik hatte; die rohen Felle werden meist in andere Gouvts. ausgeführt, um in bearbeitetem und ver-ardeitetem Zustande wieder zurückzukehren. Erst t832 wurde diesem lange schon gefühlten Mangel in etwas ab-geholfen, indem Hr. Pascal bei Cherßon eine Fabrik an-legte zur Anfertigung verschiedener Arten von Leder. I n demselben Jahre wurde von den Mennoniten eine Eisen-gießcrei in kleinem Maaßstabe errichtet, welche bisher wenn auch nicht viel gearbeitet, so doch insofern sehr wohlthälig gewirkt hat, als in derselben die bei der Feld-Arbeit zer-brochenen gußeisernen Theile der landwirthschaftlichen Ge-räthe und Maschinen an Ort und Stelle abgegossen den können, wodurch viel Zeit und Geldmittel erspart wer-den, welche ehemals notwendig waren bei Sendungen zu den entfernten großen Gießereien. — Auf dem Vorwerk des bekannten (nunmehr verst.) I o h . Cornies hat dessen Schwiegersohn, H. Wiebe, stit 2 Jahren eine Kachelfabrik in Gang gebracht, deren Produkt in keiner Weise dem aus Charkow bezogenen Fabrikat nachsteht.

Indem ich, meine H H . , hier die von mir gemachten Neisenotizen abbreche und Sie mit dem verschone, was zum richtigen Verständniß eine genaue Kenntniß der Ocrllichkeit voraussetzt, schließe ich in der Hoffnung, daß ich Manchem minder ehemaligen Genossen durch die über den Süden Nußlands gegebenen Nachrichten eine Lücke gefüllt, Man-chem vielleicht eine Stunde unterhaltender Lectüre bereitet, bei Mehreren aber ein gegebenes Versprechen eingelöst habe. Sollte Jemand von Ihnen über irgend einen Ge-genstand nähere Auskunft wünschen, so bin ich gern bereit, in wie weil es mir die Zeit erlauben wird, dieselbe zu geben und füge zu dem Zwecke hier meine Adresse bei.

Iekatherinoslawsche Farm, W. V a u m a n n . den 6. Dec. 1853.

K i e w , am 9. December beging unser Hochverehrter Herr Pastor A b e l (vgl. ä l d . ä « ^ . Nr. 1838) sein 23-jähriges Amlsjubiläum. Schon früh am Morgen brachte ihm der hiesige, Singvercin cin Ständchen. Dem 70. Liede erster Folge ln der unter dem Namen Orpheus bekannten Liedersammlung hatte ein mit Dichlertalent begabtes M i t , glicd des Singvereins folgende einfachen und passenden Worte untergelegt:

', Klinge

Lied, vom Herzenshauch durchweht, Durch die Morgenlüfte schwinge Dich als Glöcklein zum Gebet;

Rufe mit den Engelschaaren:

Heil dem Manne allezeit, Der seit fünfundzwanzig Jahren Sich dem Dienst des Herrn geweiht!

Töne

Unser Glückwunsch dann hinein:

Mög' der Himmel alles Schöne Auf den LebenZpfad ihm streun';

Ihm, der auch in uusrem Kreise Schou so manches Jahr gelehrt, Wie nach Martin Luther's Weise Man den lieben Gott verehrt.

Schalle

Kleines Lied, zum Gottesthrou, Durch die weiten Himmel Halle Wie ein Vaterunserton:

Schenk dem Diener Deiner Wahrheit, Herr, noch lauge, was uns frommt, Daß durch ihn Dein Wort in Klarheit Dann in unsre Herzen kommt."

Eine Stunde später ttberreichlen die Kirchenvorsteher mit dem Kirchenhaupte an ihrer Spitze dem J u -bilar cin aus S t . Petersburg vom Geueralconsistorium eingegangenes Beglüclwünschungsschreiben und im Na»

men der Gemeinde einen äußerst geschmackvoll gearbeite-ten silbernen Pokal. Daß nun dieses unsrem Herrn Pastor gelungen ist, dafür zeugen die vielen ihm an diesem seinem Ehrentage von Einzelnen dargebrachten Freund-schaftsbeweise, die gewiß noch zahlreicher gewesen sein und sich massenhafter kundgegeben haben würden, wenn sie ein offizielles Organ gefunden hätten. Bis zum späten Nach«

Mittage wurde das Pastorat nicht leer von Glückwünschen«

den, unter denen sich sogar angesehene Männer anderer Confessionen befanden. Und in der T h a l , mag immerhin grade in der evangelischen Kirche die Lehre ein Hauptmo-ment der religiösen Erziehung sein, nicht minder wichtig ist ohne Zweifel das Beispiel eines unbescholtenen Wandels, wie es unser verehrter Herr Pastor der ihm anvertrauten Heerde gibt, wenn diese nur darauf achten wollte. Um 3 Uhr hatten sich 58 Gemeindeglieder, welche alle der gebildeten Elasse angehörten und unter denen sich namenl, lich fast alle bei der hiesigen Universität angestellten Luthe-raner befanden, in einem Pn'vallokale zu einem für den Jubilar, veranstalteten Festessen versammelt. Leider hatten die Anordner dieses Mahles erst zu spät die Ueberzeugung gewonnen, daß dasselbe bei sorgfältigerer Nachfrage eine weit größere Theilnahme gefunden haben würde, denn es meldeten sich unaufgefordert Viele zu demselben, denen jedoch nicht mehr gewillfahrt werden konnte, weil sowohl das Lo-kal, wie auch die übrigen Veranstaltungen sich nicht mehr ändern ließen. Um so rücthaltsloser war der Jubel der wenigen genaueren Freunde des Gefeierten. Nachdem der Herr Rector der Universität, Staatsrat!) und Nitter v r .

den, unter denen sich sogar angesehene Männer anderer Confessionen befanden. Und in der T h a l , mag immerhin grade in der evangelischen Kirche die Lehre ein Hauptmo-ment der religiösen Erziehung sein, nicht minder wichtig ist ohne Zweifel das Beispiel eines unbescholtenen Wandels, wie es unser verehrter Herr Pastor der ihm anvertrauten Heerde gibt, wenn diese nur darauf achten wollte. Um 3 Uhr hatten sich 58 Gemeindeglieder, welche alle der gebildeten Elasse angehörten und unter denen sich namenl, lich fast alle bei der hiesigen Universität angestellten Luthe-raner befanden, in einem Pn'vallokale zu einem für den Jubilar, veranstalteten Festessen versammelt. Leider hatten die Anordner dieses Mahles erst zu spät die Ueberzeugung gewonnen, daß dasselbe bei sorgfältigerer Nachfrage eine weit größere Theilnahme gefunden haben würde, denn es meldeten sich unaufgefordert Viele zu demselben, denen jedoch nicht mehr gewillfahrt werden konnte, weil sowohl das Lo-kal, wie auch die übrigen Veranstaltungen sich nicht mehr ändern ließen. Um so rücthaltsloser war der Jubel der wenigen genaueren Freunde des Gefeierten. Nachdem der Herr Rector der Universität, Staatsrat!) und Nitter v r .

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