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russischer Gigenuamen

Im Dokument Das Inland Eine Wochenschrift (Seite 161-168)

Russische Eigennamen mit deutschen Buchstaben richtig zu schreiben, erfordert ein getreues Wiedergeben der russi-schen Buchstaben mit deutrussi-schen. Es gilt als Regel, daß man diese Eigennamen so schreibe, wie man sie im Nussi.

schen buchstabirt und schreibt. Es muß darin einem be-stimmten Gesetz gefolgt und alle Willkür und Unbestimmt-heit vermieden werden. M r so wird dem Lesenden die Möglichkeit geboten, das zu Lesende, so weit es angeht, lichlig auszusprechen. Für alle Laute einer Sprache, wie der russischen, vollkommen entsprechende deutsche aufzufin-den, ist freilich unmöglich, ja vielleicht sind als solche

nur s, u, r, a, ?, lr, H, U, II, n, x, 5, ir, «, q, ?, m, anzuführen. Und fände sich deren eine noch größere Zahl, so würde es, selbst beider bestgewähltcn Schreibweise, dennoch unerreichbar sein, die eigentliche Aussprache der russischen Wörter wiederzugeben. Die vielen Vorschläge und Ver-suche, die in dieser Hinsicht gemacht sind, beweisen die Schwierigkeit eines solchen Unternehmens; die meisten der-selben sind unwiderruflich verschollen. Oldekop hat sich um diese Angelegenheit ein Verdienst erworben und hat in seinen Ueberseyungen und als Herausgeber der S t . Peters-burger Zeitung eine Schreibart russ. Eigennamen angeregt Und befolgt, die noch gegenwärtig musterhaft zu nennen ist.

Verfasser Dieses ist weit entfernt zu glauben, daß gegenwärtig schon der vorliegende Gegenstand so behandelt werden könne, daß er die Ansichten Aller zufrieden stelle.

Es fehlt dazu namentlich noch die nochige Verständigung über die' sog. weichen Selbst- und M'tlauter, ohnt welche Verständigung eine allgemein befriedigende und conscquent durchgeführte Rechtschreibung nicht erzielt werden kann.

Es soll daher durch das Vorliegende der Gegenstand nur von Neuem in Anregung gebracht werden, um etwas

Gelungenerem die Entstehung zu geben.

Diejenigen russischen Buchstaben und Laute, die im Deutschen am häufigsten fehlerhaft wiedergegeben werden, sind N, « , 2, n und i n . c, 5, u und u » , b, H, «».

N hat außer seiner alphabetischen Geltung noch die von ,1«: diese zu Anfang einer Eplbe oder nach einem Selbst, lauter, jene am Ende einer Sylbe nach einem Millauter.

M a n schreibt daher unrichtig ^arsIcoL statt Llgrskojo, Llca»

terinoslaw st. ^katLrinosIilW. Mkolaov st. Nikalajsn ll. f. w.

Die Aussprache läßt das N häusig wie 0 und li», und statt ^0 wie ^a hören. Diese Nuancen sind aber wol in der deutschen Schreibweise nicht zu berücksichtigen, und man schreibe daher lieber I'etr als l m t r , lieber d e i n e n und 88omenmv als 8semiön und 886luii>no>v, lieber ^elkin als Holkin.

M . Einige bezeichnen es durch ein Lateinisches 6 oder 5, Andre durch «1,. «'!,, ke!,, «'cl» u. s. w. Am un»

passendsten ist wol die Bezeichnung mit einem 6 oder 5 , da sie bei lateinischer Druckschrift beständige Verwechselun-gen zuläßt. Läse man ^itomir wie Lelntomir, so könnte man «lissako« und ^i88»jL>v auch 8o!,i882ko>v und

8elng-«ajon lesen. — Wählt man 8cn, so wird dadurch ein Un, terschieb zwischen N und m nicht angedeutet, und wählt man 5» oder 8'l», so ist es doch garzu undeutsch. — Wenn man übereingekommen sein wird, die Weichheit eines Mitlauters mit einem nach links hin offenen Häkchen über demselben anzudeuten, so wird man auf die natürlichste und^gefälligste Weise das » durch s'ok wiedergeben. Ich schreibe daher L'cliukowLlch, 8'cl»itam!r. statt 8elntomir, 8l»itomir, 3'Iütomlr, ^itomir ete., und VVoroneg'«!»

statt Worono»Il, >V«r»nL3'Il, ^Voronozeli, ^Vorone^, VVoronöge etc. ,

3. W i r thun unrecht, diesen unscrm 8 vollkommen entsprechenden Buchstaben durch das französische 2 wieder-zugeben, wie das nicht selten geschieht. M a n schreibe also

8260N8K, 8mijLw, 8e1esnöv, und nicht

U. s. w.

I I lautet theils wie i, lheils wie 55.

53bor8k; N e c a ^ o N ^ ^ » 5 2 ^ 0 ^ . — Die Endung i n drückt man am Besten aus durch i und j . volgorulll^,

8'cku-c. Z)as russ. c ist ein einfacher Millauter, welcher

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dem. scharfen 8 der Franzosen oder unserm ß in außer, Aeußerung, Buße entspricht, nicht aber unsrem Säufellaute S , und ebensowenig unscrm ff. welches ein doppelter Mit-lauter ist. Nie hat es, wie das beim französischen 8 der F a l l , auch die Geltung von unserm S oder dem französi»

fchen 2 . Man fehlt daher sehr, wenn man dasselbe, wie es fast durchweg geschieht, mit dem deutschen S wiedergiebt.

W i r lesen noch ganz gewöhnlich Emolensk, Simbirsk, Zarskoje Selo, Saltükow, Suworow, da man doch schrei»

ben müßte Ssmolcnsf, Ssimbirsk, Sselo, Ssallükow, Ssu<

worow. Wir lesen noch ganz gewöhnlich Korssakow, Was-siljew, Ielissawetgrad, da wir doch schreiben müßten Korßakow, Waßiljew, Ielißawctgrad. Bei einer Svlbentrennung am Ende einer Zeile müssen wir aus eben den Gründen «hei-len Kor-ßakow, Wa-ßiljew, I c l i - ßawctgrad, und nicht Kors-sakow, Was-siljew, Ielis-sawetgrad, wie das ss ver«

langen würde. I m Anfange eines Wortes müssen wir uns des Ss bedienen, da wir für das ß kein großes Buch, stabenzeichen besitzen.

Benutzen wir statt der gewöhnlichen Buchstaben latei-nische, so thun wir am Besten denjenigen Sprachlehrern zu folgen, welche den Säusellaut s durch 8, das ß durch l s , und das ss durch 88 wiedergeben. Wir würden also schreiben korlsakmv, ^VglsHen, 5eIil8»>v6tFr2l1, und bei einer Svlbentrennung kor.lsnktnv, ^v».lsi!ie>v, ^eli-lsa-netgraö. I m Anfange eines Wortes ein 8s, z. V . 88al-tükov, Zsuvorov l-tc. Das 88 entspricht nicht dem russ.

v, und 82 (;. B . ÜU826) könnte Verwechselung mit dem russ. eil veranlassen.

Das russ. C kann nur in 2 Fällen durch unser s wie-dergegeben werden. Erstlich da wo es mit i zu e i (unser st) verschmolzen ist. Man schreibe daher Konstantin, Stcpanow, Mstißlaw, oder mit lateinischen Buchstaben Konstantin, 8tep2no^, IVlßtisIlg^v. — Sodann vor einem X u, «., X, I,. D a diese Buchstaben das vorhergehende S immer scharf sprechen lassen, so kann füglich ein einfaches s oder « statt eines ß oder ls gesetzt werden, da auf solche Weise die unnöthige Häufung von Buchstaben vermieden wird. Man schreibe also Skalen, Speranslij, Spizün, Ssmolensk, Ssimbirsk,c- Das z» crfoldert vor sich ein ß, oder im Anfang eines Wortes ein Ss oder 8s, z. B . Ssresnewskij, und nicht Sresncwskij.

I n neuester Zeit, hat man hier und da das russ.

«: durch.ein franz. cedillirtcs« wiedergegeben und geschrieben Xonxtantm, » I x U ? ! ^ , VorxUn, ^moie^fll, yimlilrflc, yal-tullo^, XorxÄlcow, ^ n o r o ^ . Diese auffallende Neuerung hat wenig Anklang gefunden und wird wol bald vergessen sein.

Das doppelte russ. c (<:<:) in der Milte mancher russ. Wörter giebt man durch ss oder «» wieder.

b . Bekanntlich ist dieses in der jetzigen russ. Sprache, so oft auch das Gegenlheil behauptet ist, nur ein Schrift-zeichen. I m Innern eines Wortes ist es, ebenso wie ^, nur ein Sylbencheiler. I n manchen solchen Fällen muß es im Deutschen durch einen Apostroph angedeutet werden, z.V. <?aHb2nll, schreib' Ssal'janü, weil man'es sonst wie OH^/llliH lesen könnte; ^LUb»nc«aÄ schreib Dem'jansfaja, dagegen H e u a u « : ^ schreib Demjansk.

303 Außerdem zeigt es die Weichheit (die sogenannte Er-weichung, Mouillirung) des vorhergehenden MitlauterS an.

Das Letzlere hat man gewöhnlich mit unserm j wicderge«

geben, z. V . Oljwiovolj. Dies verursacht theils unnöthige und ungefällige Häufung von Buchstaben und dadurch un, ziemliche Verlängerung des Wortes, theils allerlei Verwech«

selungen und Ungenauigkeiten. Man lhut daher am besten, die weiche Eigenschaft des MitlauterS durch ein Zeichen an«

zudeuten, und zwar, entweder wie im Polnischen, durch ein schräges Strichelchen, oder durch ein nach links geöffnetes Häkchen über dem Mitlauter. Ich ziehe das Letztere vor, da es schon mehrfach in Vorschlag gebracht ist, und schreibe Ol'wiopol', L'wow, Ssusdal', Ssewastovol', Ssimferopol', Tobol'sk, Pobol'ek, Wol'sk, und würde auch Waßil'jcw, Waßil'low u. s. w. schreiben, wenn nicht allgemein bisher Waßiljew geschrieben würde.

Bei manchen Schriftstellern liest man Ssewastopol', Ssuödal', Ol'wiopol' einerseits, anderseits aber, mit offen-barer Inconsequnz, Tobolsk, Podolsk, Archangelsk, Lgow, Lwow, Wolsk, Miasma u. s. w., statt Tobol'sk, Podol'sh Archangelsk, L'gow, L'wow, Wol'sk, Wjas'Ma.

N . Diesen viel besprochenen Buchstaben hat man lheils durch ü, thcils durch ^ wiedergegeben. Ich ziehe dem undeutschen 7 — welches in unserer Sprache den reinen i^Laut besitzt, unser ü vor, da dieses dem « mehr, vielleicht ganz entspricht. Daß das « anders tönt als ü , mögte in der Natur der russ. Sprache liegen, in welcher alle reinen und unreinen SelblUauter voller und dumpfer aus, gesprochen werden, als im Deutschen. Wer sollte nicht den Unterschied wahrnehmen, der zwischen einem russ. a und einem deutschen 2 stattfindet, zwischen russ. und deutschen e, i, 0, u? Die Einstellung der Sprachwerkzeuge ist bei den Selbftlautern (und auch Mitlautern) der verschiedenen Sprachen in der Hauptsache zwar dieselbe, erleidet aber doch bei jeder besondern Sprache und jeder besondern Mundart die verschiedenartigsten Abweichungen.

Die Endung w« bezeichnet man wol am besten mit Üi, z. B . A s o i n l i i l , schreib' vsogwül, nonkm ^Lenb schreib' Nuwüi Dsen'.

D. Man hat es da, wo es hinter einem Mitlauter steht, theils durch 0, theils durch He wiedergegeben; am Anfang einer Svlbe durch ^0. I n gewissen Fällen hat man die Bezsichnung von ö nöthig befunden ( N o p k ^ o , geschrieben

?oi-«t8ol»^o); in noch andern die von 'ä, von 'e. Alle diese verschiedenen Schreibarten sind wol unnöthig, da es erstlich unmöglich und nur verwirrend ist, alle Schattirun-gen der Aussprache dieses wie auch andrer Buchstaben mit Deutschen auszudrücken, und weil zweitens in der jetzi-gen russischen Sprache H und e als Laute ganz zusammen-fallen. Daher setze man für ^ ein einfaches 0 , wenn es nach einem Mitlaulcr steht, und 5o, wenn es eine Svlbe anfängt. Also Dnepr st. Dnjcpr, Dnestr st. Dnjcjtr, Lol'8lch st. He!'«Ich, Poretschje st. Port-tschje u. s. w. W i l l man aber die weiche Eigenschaft des vorhergehenden Mitlau-lers anzeigen, so schreibe man Dn'epr, Dn'estr, Lel'LlH, M'etschjc u. s. w.

10. I m Anfang eines Wortes oder nach einem Selbst«

lauter lautet es wie I u , nach einem Mitlauter aber wie

303 310 i ü , wobei der Ton ganz auf das u fällt und das i nur

als vorschlagend gehört wird. M a n bezeichnet es am besten mit j u , Ljubimow, M i l j u t i n , Nch'ubin. Bei einer Silbentrennung am Ende einer Zeile muß der vorherge-hende Millauter nicht vom ju getrennt werden. M a n theile also Mi-ljutin, Ne.ljubin, und nicht Mil-jutin u. s. w.

H . gebe man wieder durch j a . S o Numjanzow, Beljajew. Auch hier wird bei der Theilüng der Sylben der vorhergehende Mitlauter nicht vom ja gelrennt werden dürfen. Man theile also nicht Vel-jajew, sondern Be-lja, jew, nicht Num-janzow, sondern Nu«mjanzow. Es scheint dies selbstverständlich, und doch wird so häusig dagegen verstoßen. — Wenn man die weichen Mitlauter durch das erwähnte Häkchen andeuten wollte, so würde für ju und ja (w, a) u und a zu setzen sein, Num'anzow, Vel'ajew, Mil'utm, Nel'ubm. Diese Art zu schreiben ist zu neu und auffallend, um vielseitigen Anklang zu finden. M a n kann ihr aber die beste Zukunft versprechen.

Seit einiger Zeit ist es Mode geworden, verschiedene russ. Eigennamen anders auszusprechen als sie geschrieben werden. M a n schrcjbt z. B . immer häusiger statt Moskau Moskwa, (spricht dies aber statt Moskwa Müskwa^ a u s ! ) ; statt PleSkau fast durchweg Pskow, statt Schaulen, dieser bekannten Stadt Lillhauens, LckanLh, obgleich es polnisch L ^ v l e und russ. IHan^n heißt u- s. w.

Weshalb schreiben und sprechen wir denn noch immer Ko-penhagen, Neapel, Florenz, Warschau, Krakau? und werden die Franzosen nicht mehr kötersdoul-F, Hlozoou, Varsovio, I^onllreL schreiben und sprechen wollen? Es ist sicher kein Grund vorhanden, solche allgemein angenommene Benennungen zu ändern. Schreiben und sprechen wir da-her fernerhin, wie bisda-her: Moskau, Pleskau, Schaulen, Kasan, Astrachan, Perm, Twcr, Archangel, Wilna, S l a -ven, Serben, Sibirien, statt Moskwa, Pskow, S h a w l i , Kasän' oder Kasans, Astrachan', Perm', Twer', Ar-changel'sk, I a r o ß l a w l ' , W i l ' n o , Sslawen, Eserben, Ssibiricn.

II. Literarische Anzeige.

r e i u m I^ivoniogrum. Sammlung der wich»

tigsten Chroniken,und Geschichtsdenkmale von ipiv,, Epst- und Kurland, in genauem Wietlcrabdrucke der besten bereits gedruckten, aber selten gewordenen Aus-gaben. Riga und Leipzig in Ed. Franyen's 33er-lags-Comptoir. B d . l . l833. X I ! u. 906 S . B d . II. <848. X X V I u. 80H S . gr. 8. nebst angehäng-tem Subscribenten'Verzeichnfh.

S o vorübergehend und zuletzt nur nebenher der vor-malige Hofgenchts-Advocat, gegenwärtige Rechts'Consulent in Handelssachen und Schiffs - Dispacheur in Riga, Herr Nicolaus Eduard Frantzen aus Pernau, das Buchhändler-Geschäft in Riga, Dorpat u. Leipzig betrieben, so großes u.

bleibendes Verdienst hat derselbe sich in diesem Geschäfte nicht allein um die Literatur in den Ostseeprovinzen über-haupt, sondern ganz vornehmlich auch um die Liieratur

der vaterländischen Geschichte Hieselbst erworben. Sei-nem Eifer für die Wissenschaft und Literatur und deren raschere und weitere Verbreitung in unfern Provinzen verdankten wir zuerst die Herausgabe der nur zu früh unterbrochenen, auch im Auslande noch unver-gessenen .. Dorpater Jahrbücher für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst, besonders Nußlands" von «832 bis 4833. Seine Liebe' zu der vaterländischen Geschichte wußte, alle Schwierigkeiten zu überwinden, welche bis dahin sich der vollständigen Sammlung u. Veröffentlichung der wich, tigsten einheimischen Gcschichlsquellen fast unüberstciglich ent, gcgcngestellt halten, und in 8 stattlichen Quartbänden tre-ten die Uonumenta Iilvoui»«: »nti^ugo von 483!5 bis 1847 ans Licht, eine Fundgrube von historischen Nachrichten aus zum Theil früher nur unvollständig bekannt gemachten, größlentheils aber noch ungedruckten Chroniken, Berichten, Nechlsbüchern, Urkunden, Nccesscn und andern schriftlichen Aufzeichnungen, Gedcnkbüchern und Aufsätzen, welche zur Erläuterung der Geschichte Lt>, Ehst» u. Curlands dienen.

Zu seinem ursprünglichen juristischen Lebensberufe zurückkeh-rend bcharrte Frantzen doch in der Vorliebe für die Ge-schichte und Merth um stunde des Vaterlandes und. deren Literatur. Denn mit gewohnter Beharrlichkeit förderte er nun die mit großer Umsicht, nach dem Ralhe des bewähr-testen Kenners unserer heimischen Geschichte und Literatur, auserwählten wichtigsten und seltensten einheimischen Ge-schichtsquellen und Denkmale aufs Neue zum Druck, ohne die bedeutenden Kosten zu scheuen, welche nicht allein deren correcter und höchst sauberer Wiederabdruck bei Fröbel in Nudolstadt, sondern mehr noch die neue kritische Bearbei-tung und wissenschaftliche AusstatBearbei-tung jener seltenen Werke durch die ausgezeichnetsten Forscher Und Kenner unserer ältesten Geschichte begreiflich veranlassen mußten. So liegen denn nun vor uns die oben näher bezeichneten zwei starken Bände in gr. 8. d'er von l847 bis 1833 in typographi-scher Vollendung neu edl'rten 8criptore8 rerum Iiivoniearum, von denen manche selbst unfern eifriger» Gcschichlsfreunden, weil unzugänglich, auch kaum mehr als demNamcn nilch bekannt waren. Ihre erneuerte Vervielfältigung ist daher auch ein neues Verdienst um die Förderung vollständigerer Kenntniß unserer älteren und ältesten livl. Geschichte und deren Lite-ratur, welches dankbar anzuerkennen vornehmlich unserm Inland eine angenehme Pflicht ist, dessen Spalten böMgs-weise -den heimischen Interessen und zunächst insbesondere der Geschichte, Statistik und Literatur unserer Ostseeländer gewidmet sind, welche durch solchen Umdruck mehrfach wahr-haft bereichert worden sind. Denn im Verein nlit dem würdigen Verleger haben die trefflichen Bearbeiter der neu erschienenen alten Gcschichlsdenkmale weder Fleiß noch Mühe gespart, diese mit dem ganzen Apparat neuester um«

fassendster gelehrter Forschung auszustatten. Nicht allein das Eindrittgen in den Geist und in das Verständnlß der alten Autoren ist dadurch wesentlich erleichtert, sondern zugleich die richtige ErkeNntniß des wahren Zusammenhangs der historischen Begebenheiten, wie ihrt Ursachen und Wirlun, gen ungemein gefördert und somit einer künftigen kritisch-genauen Darstellung unserer ältesten Geschichte sehr gründ-lich vorgearbeitet worden. Dies gilt ganz insbesondere

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von dem ersten B a n d e der livl. Geschlchtschreiber, der die wichtigsten historischen Denkmale und geradezu die Grundlage aller livl. Geschichlschreibung uns in neuester Bearbeitung dar-stellt, reich ausgestattet mit literarischen Einleitungen, erläu-ternden Urkunden und Anmerkungen, Sach« und Wort-Ne-gistern und sprachlichen Worterklälungen, deren Ausarbei-tung begreiflich sehr viel mehr Zeit erforderte, als der Wie-derabdruck der minder umfassender gelehrter Erklärung bedürfenden zahlreichen kleineren Schriften des z w e i t e n B a n -des, welcher daher auch schon vor bald sechs Jahren voll«

ständig in die Hände der Abonnenten gelangt war, w a >

rend der erste Band ihnen nur in 2 Abtheilungen von 3 zu 2 Jahren nachgeliefert werden konnte. Die erste Stelle in diesem 4. Bande nehmen mit Recht als die ersten und wichtigsten historischen Denkmale desAlterchums in Livland ein: I. O r i ß i n y s I^ivonlÄv oder dllranicnn I^ivonicum V6tu3 LvntlNLNH 5L8 ss68l23 tnum nrimorum 6M8eOPOruM, denen die wortgetreue deutsche Übersetzung dieser Chronik H e i n r i c h ' s des Letten von dem verst. Oberlehrer u. P r i -vat-Docenlcn Hofrath v r . Aug. H a n s e n zur Seite steht, welcher derselbe ein Vorwort auf X!l S . vorausgeschickt u.

die velttcatio u. rraelgtio des ersten Herausgebers I . D . G r u b er mit einleitenden zwei Abhandlungen über den Ver-fasser der alten Chronik und über deren von dem ersten Herausgeber nicht ganz richtig bestimmten Zeitrechnung, welche letztere schon aus dem Inland und den Verhand-lungen der gel. ehstn. Gefellsch. bekannt ist, hier aber ihrer Wichtigkeit wegen nicht fehlen dürfte. Es folgen G r u , ber's Hlgumenw lidri poliora und nach dem Urtert und der Übersetzung, die mit vielen Anmerkungen erläutert sind und einzelne Varianten anderer Handschriften berücksichti-gen, auch des früher« gelehrten Herausgebers 8ilv» «!ocu-mentorum, ergänzt mit Nachträgen von Dr. H a n s e n , nebst Zusätzen und gelehrten Bemerkungen von v r . C. E. N a -viersky, endlich ein dreifacher Inder: t ) »uetorum, 8) vovlldulorum U8U3 rarioris und 3) der denkwürdigen Ge-genstände aus dem Tcrte der OriZines, den Urkunden und Anmerkungen, welcher mit großem Fleiß und vieler Umsicht und Sachkenntniß zusammengestellt und für die Benutzung des ganzen Werks und zur Übersicht der einzelnen hie und da zerstreut darin verhandelten historischen Materien von der größten Brauchbarkeit und Wichtigkeit ist.

Nur den zweien Urkunden von l 2 3 7 u. <26«, i n der 8llva äuoumontorum, S . 384 u. 383 entnommenen l^iseo-pu8 Virononsls I'lleoäorieus, der vielleicht Lpiscopus Ver.

üenüig heißen sollte, können wir als einen andern ehstl.

Bischof von Wierland, wie er S . 478 bezeichnet wird, nicht anerkennen, da unsere einheimische Geschichte von ihm durch-aus nichts weiß und jene Urkunden sich nicht im mindesten auf sein Bisthum in Chstland beziehen, vielmehr darthun, daß er in Hannover, Hildesheim, Goslar. Frankenbcrg :c..

zu Hause war und wohl nur dort, nicht bei uns etwas zu sagen hatte. Sonst aber dienen die mit'gelheilten Urkunden eben sowohl zur Erläuterung der von Heinrich d. Letten rr-zähUey Ereignisse, als zur Beglaubigung seiner Zeitangaben und ist deren Beifügung hier ganz erwünscht, obwohl sie

später allerdings auch in v. B u n g e ' s Urkundenbuch unse-rer Provinzen vom 13. I a h r h . wieder abgedruckt worden

sind, wo sie der Vollständigkeit wegen hingehören. Die von Hrn. H a n s e n wiederhergestellte Chronologie H e i n r i c h s d. L. und deren Übereinstimmung mit den Urkunden ver-leiht der gegenwärtigen Ausgabe der Origine« einen wesent-lichen und bleibenden Vorzug vor ihrer ersten Bekanntma-chung im lateinischen Urtert, wie vor ihrer ersten Veröffenl-lichung in deutscher Sprache durch den weil. Conreclor I . G . A r n d t , dessen Übersetzung überdies schon ziemlich ver>

altet ist und eine neue nöthig machte. Seine gelehrten An-merkungen und die des ersten Herausgebers sind hier noch von dem zweiten Herausgeber bedeutend vermehrt worden.

Dagegen aber hat, wegen Mangel an Zeit u. Gelegenheit, eine Vergleichung des Grubcrschen Tertes mit den in Ne<

val bewahrten Handschriften jener alten Chronik nicht un-ternommen werden können, sondern nur mit dem Manu-script in dem Nachlaß des sel. General-Superintendenten A.

K n ü p f f e r , wozu Hr. Qberl. Pabst noch einige Varianten aus der Nevalschen Handschrift mitgetheilt hatte. Er hat die Absicht, eine neue kritische Ausgabe des Tertes mit neuer sorgfältiger Übersetzung unsers Autors erscheinen zu lassen, wobei er den Vortheil gehabt, auch den ganzen gelehrten Apparat der gegenwärtigen Ausgabe' mit zu benutzen, und durch seine sonstige Ausstattung und ein bequemes Format des Buchs, demselben auch in weiteren Kreisen noch Ein«

gang verschassen wird, als es bisher gefunden hat. Schon seine kritischen Forschungen über Meinhard, der Liven Apo-stel, zeigten die Zuverlässigkeit der Nachrichten Heinrich's des Letten vor denen aller seiner Zeitgenossen u. Nachfolger, die sich über Livland verbreitet. Nach ihm hat auch Herr B onn ell in Weißenstein durch sorgfältige Verglcichung der Chronologie Heinrich's d. L. mit den Zeitangaben einiger russischer Chroniken die Genauigkeit und Glaubwürdigkeit unsers Chronisten aufs Glänzendste dargethan und seine auf ihn gegründeten Forschungen und Mitteilungen über

gang verschassen wird, als es bisher gefunden hat. Schon seine kritischen Forschungen über Meinhard, der Liven Apo-stel, zeigten die Zuverlässigkeit der Nachrichten Heinrich's des Letten vor denen aller seiner Zeitgenossen u. Nachfolger, die sich über Livland verbreitet. Nach ihm hat auch Herr B onn ell in Weißenstein durch sorgfältige Verglcichung der Chronologie Heinrich's d. L. mit den Zeitangaben einiger russischer Chroniken die Genauigkeit und Glaubwürdigkeit unsers Chronisten aufs Glänzendste dargethan und seine auf ihn gegründeten Forschungen und Mitteilungen über

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