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Paul Flemming,

Im Dokument Das Inland Eine Wochenschrift (Seite 96-101)

Der Geschäftsmann, welcher in dieser Hinsicht etwas wissen

III. Paul Flemming,

(1609—1640.)

Won Icgür v. S i v e r s .

(Vruchstück auL einem zu anderweitig« Veröffentlichung vorbereiteten Manuskript.)

Sehen wir von der nur selten an, das Poetische strei-fenden Neimchronik Ditlep von Alnpeke's und von einigen satvrischen und epigrammatischen Gedichten ab, welche aus der Ritterzeit LivlandS aufbewahrt werden, so ist Paul F l e m m i n g der erste, welcher deutsche Poesie in die Ost<

seevrovmzen Rußlands und bald darüber hinaus durch daS ganze Reich bis nach Persien ertönen ließ.

Wenn F l e w m i n g m Deutschland den verdienten Ruf semer Zeit nicht fand und alle Lorbern dem dich-terisch Minderbegabten Opitz lassen mußte, auf dessen Nuhm er neidlos, ja mit patriotischem Stolze blickte, wenn sein poetisches Genie keinen Einfluß, wie Opitzens klüger be-rechnendes Formtalent, auf die deutsche schöne Literatur üben sollte, so gehört er doch um so mehr jenem Dichter»

kreise a n , den wir vorführen, als sein Talent und Cha<

rakter auf der bekannten Reise durch Rußland, deren Be-schreibung wir seinem Gefährten Olearius verdanken, zur Ausbildung gelangle.

D e » Drange, die Welt in ihren entlegenen Thcilen kennen zu lernen, boten die Gesandtschaften des Herzogs Friedrich von Holstein 4633 an seinen Schwager, den Zaren Michael Feodorowilsch, und im Jahre 1633 an den persischen Hof des Schachs Sesi willkommene Gelegenheit.

Die wüsten Verhältnisse seines deutschen Vaterlandes, deren er mit Schamrölhe gedenkt, waren nicht geeignet, ihn an die heimatliche Scholle zu fesseln, welcher er doch aus der Ferne mit anhänglicher Liebe gedachte. „Diese Reise,"

sagt Gervinus, „gab. ihm die Weltkenntm'ß, die seine dich, nöthi/hat?"' ^""^ Schweiz erzeugt weit weniger Getreide, als sie

tenden Zeitgenossen zu wenig, nahm ihm den Gelehrten, dunkel, den sie zn viel hatten."

Sachsen, seine Heimat, folgte mit Theilnahme und Liebe dem Dichter auch in die Ferne und lauschte gerne seiner Feldschalmei, wie sein Freund Schuwarth singt.

I n Dresden wurde er neben dem dort lebenden Seußius hochgeschätzt; was Opitz in Preußen, war er in Meißen, schreibt sein Freund Timothcus Polus, Professor der Dicht-kunst in Reval, aus dessen dortigem Aufenthalt nicht mit Unrecht schon damals auf rege Theilnahme für deutsche Poesie in den Herzogthümcrn Ehst- und Livlanb sich schließen läßt, und in der Thal genossen auch Flemmings Gedichte, deren mehrere als fliegende Blätter in Reval gedruckt wurden, vielfache Verehrung.

Die persönliche Liebenswürdigkeit des Dichters trug mancherlei zu seiner Anerkennung bei. „ E r ist," sagt Ger-vinus an anderem O r t , „der schönste Charakter unter all' den weltlichen Dichtern des Jahrhunderts." Seine Lieder streifen oft an die Minnesänger, denen er durch gemäch-lichen, treuherzigen Ton und Wärme der Empfindung sich näherte, und hierdurch unterschied er sich von den übrigen gleichzeitigen Dichtern, bei denen künstliche Form und be-rechnender Verstand vorwaltet.

Zacharia, Schwab, Franz Hörn, Wilhelm Müller, Varnhagen von Ense, welche über Flemming geschrieben, stimmen sowohl in Betreff der poetischen Begabung, als seines persönlichen Charakters lobend überein.

Gelegenheitsgedichte und geistliche Lieder, von denen letzteren Mancherlei in protestantischen Kirchengesangbüchern sich frisch erhallen, bilden die größere Menge seiner Werke.

Er zog vor, seine Gefühle in Lieder zu kleiden, und ver-schmähte den damals modernen Alexandriner. — Die man«

nigftlltigeu Reiseerlebnisse, die Strandung auf der Insel Hochland im finnischen Meerbusen, sein Nevaler Aufenthalt, die Reise durch Nußland, der Glanz großer fremder Städte, namentlich Moskaus, das kaspische Meer mit seinen Stür-men, der Kaukasus, den neuester Zeit ein anderer deutscher Dichter, Vodenstcdt, in seiner ganzen Pracht enthüllte, der Glanz der Hauptstadt Persiens, Sehnsucht in die Heimat, Liebe und Freundschaft boten seiner Muse den Stoff. Die Reise brachte seiner Neigung manchen Wechsel und ex be-sang neben der Sophia und Olympia (Weisheit und Klug, heil) auch seine Balthia, oder die ballischen Sirenen, wie er jenen Univcrsaluamcn selbst erläutert, seine Nubella und Norolane, unter denen er die Schönen von Ncval und in Nußland verstand, und die blendende Schönheit der Z i r , kafsierinnen, welche ihn zum Vade einluden.

Ein frühzeitiger T o d , dessen Keim auf der persischen Neise sich entwickelt hatte, raffte ihn in seinem 3 l . Jahre hin, nachdem er mit einer Nevalenserin, Anna N i c h u s e n , der Tochier eines Kaufmanns daselbst, verhcirathet in Hamburg sich niedergelassen hatte.

Die damalige Dichtcrweise, welche bis auf Klopstock bei den besten Dichtern in Geltung blieb, ist zu verschieden von der unsrigen, als daß wir beim Lesen Flemmingscher Gedichte ungestörtem Genüsse uns hingeben dürften. I n seinen geistlichen Liedern erinnert er ab und zu an Paul Gerhard, seinen Zeitgenossen.

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Korrespondenz.

L i v l a n d.

D o r p a t , den 23. Februar. (Schluß des in der vorigen Nummer abgebrochenen Artikels, den Dörplschen Jahrmarkt betreffend.)

Es wurden also Waaren verkauft 4884 4 8 8 3 insgesammt für Slb.'Nbl. 78,730 07.430.

Handeltreibende waren angereist 90 89.

Außerdem mit Kleinigkeiten 4 und ein Weinreisender 4

Die Zahl der Handeltreibenden, so wie derWerthder angeführten Waaren war demnach im I . 4834 nur wenig, der Werth der verkauften Waarcn dagegen nicht unbe-deutend größer als im Jahre vorher.

Von den angereisten Handeltreibenden des I . 4834 halten angebracht Waarenlager: RPernau 2 Neval 4 Niga t Niga 2Tschor. 4 Niga 4 ? 4 ? 4 Twcr Vonvcrsch.Ort.— 4. 4 3 7 4 2 46 28 38 94 Außer den Kausteuten waren während des Jahrmarkts aus der Fremde anwesend 2 Photographcn und 2' Gesell-schaften von Taschenspielern (wovon 4 nieder» Nanges aus S t . Petersburg), 4 von Seiltänzern, 4 von Kunstreitern.

Ein Schnellläufer, sogar ein Wettlauf desselben mit einem Einwohner Dorpats, war zu sehen, doch wer den Kampf-preis von 80 N b l . S . erhielt, ist nicht bekanut geworden.

— Oeffentliche Concerte fanden ungewöhnlicher Weise kein einziges während des diesjährigen Jahrmarkts statt, wohl aber einige Bälle in den beiden geschlossenen öffentlichen Gesellschaften der adlichen und drr bürgerlichen Muffe, in der dritten, der Nesourcen-Gesellschaft, keiner. — Sonstige öffentliche Vergnügungen gab es nicht.

L i v l a u d . N i g a . Der H a n d e l mit Noga.cn war i n der letzten Zeit ziemlich lebhaft, eine Lebhaftigkeit indessen, die auf geschwundenes Vertrauen hindeutet, indem Verlaufe aus zweiter Hand gewissermaßen erzwungen wurden; a n , fang erließ man ^ z Und z5? Pfd. zu 80 N . , später ^ y Pfd. » 79 und 78 N . und znlctzt » 73 N . Es gingen im Ganzen an 9N0 Last u m ; Käufer waren meist Erport-häuscr, wir sahen aber auch ein paar hundert Last in die Hände eines inländischen Lieferanten übergehen, der gleich-zeitig auch für bierliegenden alten russischen ^ ß P f d . 92 N . bewilligt haben soll und dazu noch kaufen w i l l ; Forde-rungen sind indessen höher. Mai-Noga.cn bleibt ver«

gebcns ausgcboten; zu ? l N . , wozu adcr keine Abgcbcr, wäre noch zu placiren gewesen. I n den übrigen Getreide-gammgen ist nichts umgegangen. Obgleich so der Handel darnieder liegt, unterläßt doch Nlssa's klmstflmn'ge Einwohnerschaft nicht, Gemüth und Börse freudig den Eindrücken der Kunst zu öffnen. Die Ausstellung und Auction von K u n s t g e g e n s t ä n d e n a u s M a r m o r u n d b u n t e n S t e i n e n im Saale der S t . Iohanuis-Gilde erfreut sich der lebhaftesten Theilnahme, die etrusci-schen Pasen, Farncsischcn und anderen Schalen, die Gruppen und Einzelsiguren von grünem Marmor, Canovas Meisterwerke, die Löwen nach dem Grabmale der Erzhcrz.

Christina in Wien, der Wolf und Eber nach der Gruppe im ?al2220 1'iul zu Florenz, die Mosaik,Tische bilden den Hauplgegcnstand der gesellschaftlichen Gespräche. H r r r n M a r c u s ' l l o n c c r t hat auch gewiß wenige Zuhörer un-berührt gelassen, und mit dem aufrichtigsten Dante »m Herzen folgten am 43. Febr. die Freunde, wie d,e Jünger drr Schauspielkunst dem Sarge unseres nimmer zu hoch zu schätzenden I o h . N c i n h . ^ . L e n z , von dem Fr. v . Niekhoff^im Nig. Z . 3 t . E. M'il. mit gewandter Feder ein Lebens- und Charakterbild entwirft.

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G h s i l a n d . D a q ö . Auf den Gütern Dago-Putkas und Emmast ist eine.bedeutende Anzapl.Ochsen bis zum 58. März käuflich zu erstehen.

K u r l a n d . Die W i n d ausche Statt-Kämmerei giebt in der Kurl. G.«Z. Nr. 49 ihre Einnahmen pro 5833 auf 42!8,44 N . , ihre Ausgaben für dass. I . auf ^3Uss,,« N . an; in der Specisication figurirt das Stadthospital mit resp. H270,?4 und 1 2 4 3 ^ , N .

Die aneinander glänzenden Güter Lossendeck mit dem Vollwerk Dünhof, G r o ß - L o s s e n mit dem Vollwert Steinfeld u n d T a b o r im Illurtschen Kreise werden zusam, wen oder auch einzeln zum Verkauf ausgeboten; die Hofs«

felder haben zusammen 332 Lofst. Ackerland in jedem der 3 Felder, liegen in einer Breite von 3 Werst an der Düna und gegenüber der projectirten Niga-Dünaburger Eisenbahn.

M i t a u . Wir haben schon in der vor. Nr. des I n l . bemerkt, wie kriegöfrcutig man hier ist: aus allen Stän<

den treten Jünglinge hervor, das Schwert zu ergreifen;

die M i t . I t g . Nr. 26 gicbt einen guten Nach, aus dem wir die prägnanteste Stelle hervorheben:

„Fasse Herz und greif zum Echwerte, - Schmettre Heidenschädel ein!

Nur auf dieser Lebenofährte Kann Dir Dank gespendet sein."

T a g e s eh L V l3 i k.

Ein Allerhöchster Befehl vom 23. Febr. e. bestätigt die Verordnung über Pensionen und einmalige Unterstützun-gen an P r i v a t - E r z i e h e r und H a u s l e h r e r , deren Wittwcn und nachgelassene Kinder, an Hauslehrerinnen und deren Waisen.

L i v l a u d . Bei der gegenwärtigen X I . theilweisen R e k r u t e n A u s h e b u n g in 5!ivland werden für den M i -litärdienst in nlltura gestellt: von der Stadt Riga 104, der Nigaschen Ebräer-Gemeinde 2, dem Nigaschen Stadt-Pa-trimonialgebiet 23, dem Gerlchtöfü'cken Schlock < l . den Städten Wolmar 3, i!emsal 3, Wenden 3, W a l l 7, Dor-pat 26, Werro 10, Pernau 7, Fcllin 8 und Arensburg 3, von den Gütern und Pastoraten des festen Landes 2784, denselben der Insel Oesel.598, zusammen 3202 Rekruten.

N i g a . Die erbl. Ehrenbürger»'« R e i m e r s geb.

Thonn hiesclbst hat 1000 N . , die Nigaschen l o t s e n haben 230 N . zum Besten., unserer verwundeten Krieger dargebracht. Se. Kaiser!. Majestät hat hierüber Allerh.

zu befehlen geruht: zu danken. Für P l e s k o d a h l sind im Februar 83 N . S . als Geschenk eingegangen.

Feuerschädcnr am 6. J a n . ein Gesinde unter dem G u t e N o d e n p o i s , Schaden an <!190 N . ; 23. Jan. 2Häuser des T i l . - N . Graßmann unter N e u - V i l d e r l i n g s h o f im Nigaschen Kreise, Schaden 2000 N.

G h s t l a n d . Se. Majestät der Kaiser haben Allerh.

Zu befehlen geruht: daß das Ver Stadt N e v a l im Jahre 4886 auf 6 Jahre verliehene und später bis zum t . J a n . H83H hinausgedehnte Nechl 1 0 L von der Nevalschen Z o l l - E i n n a h m e zu beziehen noch auf 6 Jahre mit der früheren Bedingung des mimm. von 4571,42 und des

. von 8,37l,42 N. S . verlängert werde.

K u r l a n d . Die Libausche N h e d e r e i besaß Ende 5832 28 Schiffe von 2292 Noggenlast; dazu kamen durch Kauf 3, durch Neubau 3 ; Mieden aus durch Verkauf 3 d c h S V l s t « ( „ C l a f P

f ch Neuba durch See- Verlust «.

Nieder Sörensen H

f ,

laudine Marquife Paulucci,"

180

der Nordsee nach dem 24. Aug. spurlos verloren gegan-gen) ; blieben für 1834 30 Schiffe von 3270 N. L. Ge»

baut sind in Nbau im I . 1833 7 Schiffe (4 für Riga, 3 für eigne Nechnungi von 770 N . i?. Von jenen 30 Schissen Libaus gehören den Herren Sörensen H V" 9 von 1 l l 2 , Friedr. Hagedorn 4 von 863, I . E. Gampcr 8 von 860, Alerdr. Vuchhoss 3 von 263, Jens Koch 2 von 170, I o h . Seebccks Erben 1 von 230, H. I . Nobe 1. von 200, I o h . Schnöbet 1 von 70, U. F. Heimberg 1 von 60, Hei^r. Vruschat 1 von 40 N. L.

Zu den V c r s a n d u n g s - A r b e i t e n bei W i n d a u sollen auf einen Tag 7000 Arbeiter mit Schaufeln und Beilen gestellt und 200,000 Ellcrn-Setzlinge angeführt werden.

Literarisches.

A d o l f V ö t t g er, der bekannte Dichter und Ueberse, tzcr der sämmtlichcn Werke B y r o n s , hat sein neuestes in öeipzig erschienenes episches Gedicht „ H a b a n a " unserem Landsmann, Iegur v. Sivers, gewidmet. Die vorgcdruckte Dedicalion lautet:

Die Wintersonne warf dnnkelroth Auf's Schneefeld den letzten Schimmer — Ich saß am Kamin von Flammen umloht Still sinnend im einsamen Zimmer.

Da klopft es plötzlich — D u tratest herein, Ein Fremder aus nordischen Landen — Ich snh Dir ms Auge — sein offener Schein,

Er löste die fesselnden Banden.

Wir plauderten bald uns nahe verwandt Beim Flackern traulicher Kerzen, Wir schüttelten uns treuherzig die Hand Und warm ward's Beiden im Herzen.

D u kehrtest zurück in drn deutschen Schnee Aus tropischen Lenzparadiefen,

Noch rauschten im Ohr Dir die Wogen der See Und des Urwald'S blühende Niesen.

Ich lauschte begeistert jeglichem W o r t , Als tönten mir heilige Psalmen, Du trugst mich über den Ocean fort Zur Küste mit wogenden Palmen.

Dir folgt' ich durch der Savannen Glut, Durch stürzende Wolkenbrüche,

Ich taucht' in des Blütenwalds würzige Flut, I n berauschende WonneZ/rüche.

Der lichtblaue Himmel — wie lockt er mich I m Vananenschatten zu liegen,

Wo auf wundersam schillernden Blumen sich Smargdene Kolibri'S wiegen.

Wo Cacao und Indigo schießt empor.

Wo der Kasse röthcr die Beere,

Du führtest mich in die Cabancn von Rohr Zu den Insulanern am Meere. >

— Da brachst du ab — 's war Mitternacht — Ich aber blieb schwelgend in Träumen. — Frost schüttelte mich, — als ich erwacht, War's deutsch in den heimischen Räumen.

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Seit jener Stunde durchzuckte mich licht Der Zauber der Tropengesilde —

Die Liebe Habana's, sie ward zum Gedicht, Dir sind' ich „die liebende W i l d e ! "

A. V o r i g e r . Mittheilungen u. Nachrichten für die evangelische Geist, lichseit Rußlands, 50. Vds. t . Heft. Herausgegeben durch Consist.-Assessor v r . C- 3l. Verkbolz. Riga 1 8 ^ . 102 S . 8.

Dieses Heft euihä'lt unter der Rubrik: Abhandlungen und Aufsätze: t ) Die Berufung Mose's, von Prof. Dr. Kurtz.

Der geistvolle ltiichenhistvnker dehandclt seinen Gegenstand auf eine'Weise, daß man sich bis zum Schluß auf das lcb-haflesie angezogen fühlt und mit behaglicher Vesnediguna.

das Vuch aus der Hand legt. Die Charalterzeichnung Möft's, die Beleuchtung der ihn umgebenden Verhältnisse, die Hinweisung auf die unmittelbare Einwirkung Gottes, der alle Umstände zur Ausführung seines Planes zur Ret-tung Israels aus Ägyptischer Knechtschaft sichtbar lenkt, die eingestreuten Bemerkungen über die Wunder und deren symbolische Bedeutung, Alles ist mit festen, kräftigen Zügen ausgeführt und stellt ein sprechendes Pilb jener Zeit dar, in der die Keime zu der großen Zukunft vorbereitet werden. 2 ) Das letzte Mahl unseres Herrn Jesu Christi von Prof. Dr. M . G . v. Paucker. Dieser kurze Aufsatz stellt die Uebereinstimmung der vier Evangelien in Bezie-hung auf die Leidensgeschichte des Herrn ««'s-hellste i.'lcht und weist durch eine sehr scharfsinnige Combination nach, daß das letzte Mahl des Erlösers und das Fußwaschen an einem und demselben Donnerstag Abend stattgefunden habe und Echteres, veranlaßt durch den Streit der Jünger über den Vorrang, dcm Erslcrcn gefolgt sei. Beigegeben ist eine übeisichtliche Harmonie der Synoptiker unter einander und mit Johannes. Aledann unter der Rubrik: Lilcväusches H) Zwei neue Predigten des Hrn. Prof. Crdmann zu Halle, besprochen von P. Seeberg, Pastor zu Schlock. Die be-sprochenen Predigten sind beide vom Jahre 4833, die eine in.Verlin herausgekommen: „Die Wunder sonst und jetzt,"

hie andere in Halle: „Der Glaube an den dreieim'gen Gott."

Herr P. Secberg erklärt diese Predigten für verfehlt, weil sie streitige Punkte im Glauben zu vermitteln versuchen u.

durch geistreiche Betrachtungen den Gcist unterhalten und spannen, ohne ihn zu eibauen und zur Andacht zu stimmen.

2) Karl Hessclberg's, eines jungen Theologen, nachgelassene Schriften, nebst seiner Biographie, herauegcgrbcn von P.

Eeeberg, Pastor zu Scßlock. Mitau 5883, angrzeigt von Pastor 3l. Döbntr zu Kalzenau. Karl Hesselberg halte/von 4842 — 46 in Dorpat studirt und war am Schlüsse seines Um'versitatostudiums Kandidat der Theologie geworden.

Durch ausgezeichnete Geistcsgaben u. liebenswürdige Eigen-schaften des Charakters war tr^ bald t er Aebling seiner 5!eh, rcr und man kann wohl sagen desgäiizen Dorrfischen P u -blikums geworden, Welches sehr oft Gelegenheit palte, ihn predigen zu hören. Seine Predigten zeichneten sich in der That durch Innigkeit des Olaubeus, Wärme r?r Empfin-dung und Einfachheit und Klarheit der Darstellung aus u.

vern'clhen eine so vertraute Bekanntschaft mit den Gefüh-len und Vctürsnissen des Herzens, daß jeder Zuhörer be-lehrt und erdaut wurde und vollkommen befriedigt von

dan-«en ging. Dieser hoffnungsvolle junge Manu wurde im Jahre t848 auf einer Ferienreise ein Opfer der Cholera.

Hr. Pastor Döbncr sagt in seiner Anzeige, daß dieses Band-chen der nachgelassenen Schriften des Verewigten mit einem bazu gegebenen biographischen Abriß dem Leier cincn

Ein-blick in ein reiches, jugendlich fnsches und geistig reges Lc-bcn eröffne, ein Leben, das einem F'ühIilMgartcn gleiche,

»vorm Tauscnde tcr verschiedenartigsten Pflanzen fröhlich aussprossen, getragen von fruchtbarem Bodcn, angeweht von milder Himmcloluft, gelockt von einer reinen Sonne, und wo,in tausend Kelche sich emporrichten, den Thau des

Mor-182 gens, die zauberische Luft der ersten Frühlingstage zu trin-ken, und tauseud Augen sich öffnen, um zu schauen, wie freundlich der Herr ist. 'Er findet es angemessen, baß der Herausgeber eine Reihe von Briefen des Verf. aus den I . 4842 bis 5846 an Verwandte und Freunde mit aufgenom-men hat, bedauert aber, daß er in. dem Buche auch die Skizze des Trauerspiels Stüssi zugleich der Oeffemlichkeit übergeben, „eines dichterischen Ergusses, dem man cs an-sieht, daß er tiner frühern Zeit angehört und nicht in das vollendete Bild paßt." Als Vorwort sei ein classischer Trostbn'ef des frühem Professors zu Dorpat, v r . F. A . Philipp«, an Hcsselbergs Mutter nach dem plötzlichen Hin-scheiden ihres Gatten und ihres Sohnes vorangestellt. — Das Heft der Mitteilungen schließt unter der Rubrik Nach-richten mit einem „Rückblick auf die t 3 Jahre des Beste-hens der „Mittheilungen," nebst Hinblick auf die Zukunft derselben" von C. A. Vcrkbolz. Das zweite Heft dieses Jahrganges verspricht der Hr. Herausgeber wo möglich am 10. März d. I . erscheinen zu lassen.

Universitäts' und

Cchulchvonik-Der Oberlehrer der historischen Wissenschaften am Gymnasium zu Dorpat, Kollegienrath Nustav Moritz S a n t o , ist von dem Herrn Dirigirenden des Ministeriums dir Volks-Aufklärung zum Präsidenten der gelehrten Ehstnischen Gesellschaft für das laufende Jahr bestätigt worden. - 1/

Gelehrte Gesellschaften.

Sitzung des Naturforschenden Vereins zu Riga, am H3. Februar iL84.

Herr Apotheker H e u g e l fuhr in seiner Auseinandersetzung „der einheimischen Flechten (I^ici,ene« I ^ i n . ) " fort und behandelte insbe-sondere die Gattung Parunclia, von welcher er tle von ihm in der Umgegend Riga's beobachteten Arten und Abarten ln charakteristischen Eremplaren vorlegte. Herr 11r. B u h f e verlas einen von Herrn Pastor K a w a l l eingesandten Aufsatz «über die Dünasischwchre bei Linden in Kurland," a!S Beitrag zu den verschiedenen Arten dlL

Fisch-fanges in den Ostseeprovinzen. — Derselbe referirte über rie Druck-schrift: U n t e r s u c h u n g e n ü b e r die B r a n d p i l z e u n d d i e d u r c h sie v e r u r s a c h t e n K r a n k h e i t e n d e r P f l a n z e n m i t Rücksicht a u f d a s G e t r e i d e u n d a n d e r e N u t z p f l a n z e n , von A. de V a r y , Berlin, 1853. Indem er durch Vorzeigung der hier behandelten, dem Landwirth so lästigen und seine E r n t m gefährdenden kleinen Pilze, in nulur2 und in bildlichen Darstellungen, die schönen und wichtigen Untersuchungen in jenem Werte zu erläutern suchte, hob er die B e -deutung desselben zur Aufhellung der vielen nech unerledigten Fragen in Bezug auf die B r a n d , und Rofikrankhciten der OewHchse und die Möglichkeit ihrer Verhütung hervor.

Sitzung der gelehrten Estnischen Gesellschaft zu

D o r p a t , am 4 0 . M ä r z d. I .

An Geschenken und Zuschriften waren im verflossenen Monat eingegangen von der GrselUchafl für Geschichte und Alterlhumök. zu Riga des siebenten Bandes erstes Heft der „ Mittheilungcn," von oer Redaktion des Journals des Ministerium« der Volks-Aufkl. z u ' S t . Petersburg das Ianuarhcst, von der Kaiser!, russischen geographischen Gesellschaft ebendaselbst daü sechste Heft vom „ L^o'rii»»^," von dem Herrn Prof. Dr. Wich. Schott in, Berlin feine in dcr Akademie'der Wissenschaften daselbst gelesene Abhandlung „das ZülMort^in der Tschuoischcn Sprachcnclasse, wie auch im Türkischen, Tunausi/chen uno Mongolischen," Berlin 1853. 4., von dem Herrn Lehrer Ecke m Arcnö-burg eine wohlgclungene Abzeichnung eines messingenen alten ^auf-decken« zu Karmel auf Pesel, welches viel Ähnlichkeit m,t v,m m CchwNdm'tz aufbewahrten Becken hat und von einem F. v. Berg l5L8 der Kirche zu Karmel verehrt worden ist, von dem o. z. Präsi-denten 12 Urkunden Carl Gustav's, der Hedwig Eleonore u. Carl'e X l . , enthaltend Aistructionrn für dm Schwedischen Grenzcommissarius Wallwyk zur näheren Bestimmung der Grenzen nach dem Frieden zu Kardis von 1659—lU?9. Nach Mittheilung eines Schreibens der Smithsonian Institution zu Washington legte die Redaction der .Verhandlungen" den refp. Herren Mitgliedern das erste Heft del 3.

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«Lande« als die Presse verlassend zur nähern Anficht vor. Icgör v.

Sivers zu Heimthal ühersandte 12 in der Umgegend von Hnmthal bei Fellin gesammelte estnische Vollllieder mit jedesmaliger Angabe de« Namens des Mitlheilers; KronLlandmesser Lagos dagegen drei est-nische alte 3auberformeln, sowie die hochpoetifche Sag« von „ K o i t "

und „ Ä m m a r i k , " niedergeschrieben estnisch nach der Erzählung des Tarwastschen Bauern Andre« Rennest im Dorf« Nlleutse; ein schla-gender Beweis gegen die, welche die Genuinitüt solcher Vollspoesieen in neuester Zelt angestritten haben wegen der angeblichen Schwie-rigkeit, solche Mittheilungen aus dem, Munde eines Nationalen zu erhalten. Staatsrath Prof. emerit. Di». Kruse hielt einen Vor-trag über die Güter des S t . Michaelis »Klosters in Reval, nach den im Rivalschen Ritterschaft«,Archive befindlichen altdänischen Urkunden,

und „ Ä m m a r i k , " niedergeschrieben estnisch nach der Erzählung des Tarwastschen Bauern Andre« Rennest im Dorf« Nlleutse; ein schla-gender Beweis gegen die, welche die Genuinitüt solcher Vollspoesieen in neuester Zelt angestritten haben wegen der angeblichen Schwie-rigkeit, solche Mittheilungen aus dem, Munde eines Nationalen zu erhalten. Staatsrath Prof. emerit. Di». Kruse hielt einen Vor-trag über die Güter des S t . Michaelis »Klosters in Reval, nach den im Rivalschen Ritterschaft«,Archive befindlichen altdänischen Urkunden,

Im Dokument Das Inland Eine Wochenschrift (Seite 96-101)