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Vergleichende Betrachtungen und integrative Handlungsmodelle .1 Vergleichende Betrachtung .1 Vergleichende Betrachtung

3.4.2.2 (Beschränkte) Einfluss- und Zugänglichkeitszonen von Qualitätsmanagement mit Blick auf die professionellen

4 Theoretische Rahmung: Handlungstheoretische Grundlagen zur Untersuchung des Verhältnisses von Professionalität und Untersuchung des Verhältnisses von Professionalität und

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4.5 Vergleichende Betrachtungen und integrative Handlungsmodelle

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dell des regelgeleiteten Handelns und der auf Regeln bezogenen Erklärungsstrategie soziale Nor-men bzw. kulturell vermittelte Sprachregeln oder im narrativen Handlungsmodell bzw. dem Mo-dell der narrationstheoretischen Erklärung Narrationen – auch methodologisch jeweils andere Forschungsstrategien und Methoden zu verwenden sind, um die jeweiligen Ordnungselemente rekonstruieren zu können.

- So setzt die Analyse von kulturellen, diskursiv vermittelten Regeln wie z. B. Sprach- und Wissens-ordnungen methodologisch tiefenstrukturelle Verfahren voraus, während Zweck- bzw. Ziel- bzw.

Mittel-Strukturen in Handlungszusammenhängen, welche eher oberflächlich angesiedelt sind, in stärkerem Maße deskriptiv-analytisch erfasst werden können.

- Weiterhin spiegelt sich in beiden Darstellungen der Wandel in der handlungstheoretischen De-batte von einem verhältnismäßig ‚einfachen‘ Handlungsmodell der Zweck-Mittel-Rationalität hin zu einer kulturtheoretischen Betrachtungsweise des menschlichen Handelns wider, in dem der linguistic oder cultural turn innerhalb der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften zum Aus-druck kommt. So drängt Straubs Arbeit auf eine Erweiterung der klassischen psychologischen Perspektive auf das Handeln und ihre Zweck-Mittel-Struktur, wobei er in seinem kultur- und textwissenschaftlichen Verständnis insbesondere die soziokulturelle, sprachlich-symbolische Di-mension des Handelns hervorhebt; bei Reckwitz zeigt sich der cultural turn als Bruch innerhalb der Entwicklungsgeschichte des handlungstheoretischen Feldes zunächst hin zu einer mentalisti-schen sowie sodann zu einer praxeologimentalisti-schen Konzeption vom Handeln. Deutlich wird in beiden Modellen, dass die Kultur sowie auch die mit ihr verbundenen symbolischen Regeln als eigen-ständige Dimension des Handelns in die Vorstellungen, Begriffe und Modelle der Theoriebildung vom Handeln mitberücksichtigt werden muss.

- Insbesondere Straub verweist dabei darüber hinaus auf die Notwendigkeit der Berücksichtigung einer Hineinannahme auch der kreativen sowie geschichtlichen Dimension des Handelns.

- Insgesamt wird daher eine Erweiterung des rationalistischen Zweck-Mittel-Modells um die insti-tutionelle, normative und soziokulturelle Gerahmtheit des Handelns, insbesondere die Prägung durch sprachlich vermittelte Regeln sowie seine schöpferische Kraft und Kontingenz, nahegelegt.

- Zusammengenommen verweisen beide Ansätze somit auf die Komplexität des Handelns, welche sich einerseits daraus ergibt, dass Handlungsformen feld- und bereichsspezifisch in ihren Ord-nungsmerkmalen variieren können, sowie andererseits aus der Vielschichtigkeit und Verwoben-heit der Bedeutungsstrukturen des Handelns, in denen verschiedene Ordnungsmomente zu-sammenkommen und intervenieren.

4.5.2 Handlungstheoretischer Konsens und integrative Handlungsmodelle

Während sowohl Straub als auch Reckwitz mit ihren Systematisierungen auf die Pluralität und Heterogenität der Theorielandschaft und Handlungserklärungen verweisen sowie die Komplexität des Handlungsbegriffs herausarbeiten, heben andere handlungstheoretische Auseinandersetzungen sowohl in der sozialwissenschaftlichen als auch in der philosophischen Debatte einen handlungstheoretischen Konsens hervor, der die Pluralität relativiert. Diese verweisen auf ein allgemeines Rahmenmodell des Handelns aus immer gleich bleibenden Ordnungselementen, über das lediglich im Hinblick auf die Stärke des Einflusses der einzelnen Elemente sowie ihr Zusammenspiel Uneinigkeit besteht:

So bemerkt Waldenfels auf Basis einer breiten, historisch-systematischen Betrachtung der handlungstheoretischen Debatte innerhalb der Philosophie, dass bei aller Differenz zwischen den ideengeschichtlichen Traditionslinien „der Grundriß der Handlungstheorie dabei erstaunlich

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homogen“ bleibe. Unabhängig davon, ob man sich nun „der Tradition von Aristoteles, Hume oder Kant“ (Waldenfels, 1987, S. 42) anschließe, gebe es eine „handlungstheoretische sententia communis“, die sich „durchweg an folgende Gesichtspunkte“ halte: „der Handelnde setzt, findet oder verfolgt ein Ziel, verwendet dazu Werkzeuge und Materialien, stellt sich ein auf Umstände und Gelegenheiten, berücksichtigt besondere Bedürfnisse und Interessen und tut dies im Rahmen allgemeiner Normen, und insofern das Handeln ein soziales ist, erhalten Zielbestimmungen, Arbeit, Bedürfnisse und Normen einen Bezug auf wirkliche oder mögliche Andere, sei es in Form eines strategischen Kalküls, der andere als Konkurrenten und Gegner berücksichtigt, sei es im Hinblick auf eine Konsensbildung, die den anderen mir im Konfliktfall gleichstellt“ (Waldenfels, 1987, S. 42).

„Uneinigkeit“ herrsche „fast nur dort, wo es um die Gewichtung und Abgrenzung der Einzelmomente geht, das Gesamtinstrumentarium aus Zielen, Tatsachen und Normen scheint kaum umstritten“

(ebd., vgl. auch Waldenfels, 1985, S. 132).68

Ein Beispiel für eine integrative und homogenisierende Betrachtung innerhalb der sozialwissenschaftlichen Debatte liefert Kelle (vgl. Kelle, 2006), der ein formales dreigliedriges generisches Erklärungsschema des Handelns vorschlägt, das die zentralen, in den verschiedenen Einzeltheorien herausgearbeiteten Ordnungsmomente des Handelns in ein allgemeines Handlungsmodell integriert.

In Anknüpfung an klassische Unterscheidungen von Collingwood und von Schütz (vgl. Kelle, 2006, S.

117) benennt er drei Faktoren, die ein jedes Handeln ursächlich erklären:

- die „Ziele des Handelnden“ bzw. seine Motive und Absichten. Diese stellen die ‚causa ut‘, d. h.

die in die Zukunft verweisenden, finalen Gründe des Handelns dar (in Anschluss an eine Unter-scheidung von Collingwood, in der Terminologie Schützes die „‚Um-zu‘-Motive),

- die spezifischen „externe Bedingungen“ der Situation als ‚causa quod‘, d. h. die dem Handelnden äußerlichen Ursachen, weswegen gehandelt wird (in Anschluss an Collingwood bzw. das „‚Weil‘-Motiv“ in Anschluss an eine Unterscheidung von Schütz), sowie schließlich

- die „kulturell bedeutsame Handlungsregeln, durch welche Handlungsziele und Handlungsbedin-gungen zu sinnvollen Handlungsstrategien verknüpft werden“ (ebd., S. 121 f.).

Mit diesen drei Grundkomponenten ist auch der Minimalkonsens aller Rational-Choice-Modelle erfasst, insofern man diese nicht ökonomisch verengt (vgl. Diekmann, 1999): Dem Rational-Choice-Modell zufolge verfolgt ein Akteur im Kontext einer Situation in seinem Handeln Zwecke und Ziele, die er vor dem Hintergrund spezifischer, entweder ermöglichender oder begrenzender Bedingungen durch bestimmte Handlungen zu erreichen sucht. In dieser allgemeinen Konzeption erfasst und systematisiert das Rational-Choice-Modell dann auch in Teilen ‚lediglich‘ wesentliche Momente des Alltagsverständnisses des Handelns69, so dass auch im Alltag ein Grundkonsens über das Handeln vorausgesetzt werden kann.

Insofern kann allen wissenschaftsdisziplinären, theoretischen und methodischen Differenzen zum Trotz disziplinen- und fachübergreifend von folgendem allgemeinen Rahmenmodell des Handelns ausgegangen werden: Das Handeln und seine Ordnungen werden diesem zufolge bestimmt durch Ziele, spezifische Situationsbedingungen sowie durch soziokulturelle Regeln, die die

68 Waldenfels stellt in seinen Arbeiten dann diesem Grundmodell die phänomenologisch grundierte Konzepti-on vom Handeln als einer leiblichen Auseinandersetzung mit der Welt entgegen; diese widerspräche „den er-wähnten Charakteristika nicht völlig“, rücke diese aber „in ein anderes Licht“ (Waldenfels, 1985, S. 132).

69 So die Einschätzung von Reckwitz zur Rational-Choice-Theorie (vgl. Reckwitz, 2004, S. 308).

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Handlungsstrategie bestimmen und regulieren, mit der Bedingungen für die Erreichung von Zielen genutzt werden.

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