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Zweck-Mittel-Rationalität als Analyseheuristik, kulturtheoretisches Rahmenmodell des Handelns

4.7 Begriffliche Erläuterung der Untersuchungskategorien

4.7.1 Zweck-Mittel-Schema

4.7.1.2 Mittel und Methoden

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Tabelle 16: Kategorien Zwecke/Ziele

Zwecke und Ziele

Erläuterungen/

Definitionen

- wünschenswerte, gegenwärtig noch nicht realisierte Zustände in der Zu-kunft, die im und durch das Handeln herbeigeführt werden sollen

- Bestimmungsgründe des Handelns (‚Worum-Willen‘)

- Zweck als Endbestimmung des Tuns (Endzweck), Ziele als sich aus den Zwe-cken ableitende Teilziele

Zentrale Definitionen aus der Literatur

- die „erstrebten Resultate von Handlungen, Prozessen oder Objekten“ sowie das „Worum willen ihrer Ingangsetzung, Ausführung oder Existenz“ (Engels, 2011, S. 2646)

- Sachverhalte, deren „Eintreten durch Handlungen herbeigeführt werden“

soll (Schwemmer, 1996a, S. 849)

Einzelne

Bestimmungsmerkmale

- wünschenswerte Zustände bzw. Sachverhalte, die gegenwärtig noch nicht realisiert sind

- Resultate oder Wirkungen des menschlichen Handelns (Wirkhypothese des Handelns), welche ohne das Handeln nicht eingetreten wären (verbunden mit der Annahme einer prinzipiellen Wirksamkeit des Handelns)

- Beweggrund oder Motiv des Handelns

- im teleologischen Ordnungszusammenhang Teil- und Endziele unterscheid-bar, wobei jedes Ziel – bis auf das Endziel bzw. den Endzweck – auch Mittel sein kann

- als Bestandteile von Ziel- bzw. Zweck-Mittel-Ketten relativ im Hinblick auf andere Ziele und Zwecke sowie Mittel

Formen/Unterarten (Beispiele)

- z. B. Herbeiführung, Aufrechterhalten, Veränderung, Vermeiden von Sach-verhalten

- Unterscheidung von Poiesis/Praxis im Hinblick auf zwei Arten von Zie-len/der Relation zwischen den Zielen und dem Tun: Werke und Produkte jenseits des Tuns als beabsichtigte Folgen/Wirkungen (→ Poie-sis)/Realisierung des Ziels in der Ausführung der Tätigkeit selbst (→ Praxis) (in Anschluss an Aristoteles, vgl. Prechtl)

Beispiele im Problemzusammenhang

Im Kontext pädagogischer Professionalität

- Teilnehmerorientierte Bildungspraxis, Bildung von Individuen (Tietgens) Im Kontext des Qualitätsmanagements

- Lernerorientierte Organisation von Einrichtungen, Lebenslanges Lernen von Individuen befördern (LQW)

Fragestellungen

- Welche Zwecke und Ziele werden von den Ansätzen vorgegeben bzw.

sollen erreicht werden?

Ggf. – je nach Ergebnis der Auseinandersetzung mit dem ‚Material‘ bzw. der

‚Befundlage‘ – für eine weiterführende Analyse und Einordnung:

- Welche Ergebnisse sollen durch das Handeln erzielt werden?

- Welche Wirkungen sollen sich als Folge des Handelns einstellen?

- Inwiefern handelt es sich um Ziele, die sich im Handlungsvollzug realisieren (entsprechend einer Praxis), oder um solche, die sich als Ergebnis des Handelns einstellen (entsprechend einer Poiesis)?

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Zwecken und Zielen, also den erstrebenswerten, durch das Handeln herbeizuführenden Zuständen dient (vgl. Mittel (1998). In A. Regenbogen […], S. 416).

„Methode“ leitet sich ab vom griechischen Wort ‚methodos‘ (Weg, drückt eine Bewegung hin zu etwas aus) und bedeutet sinngemäß ein nicht beliebiges, ungerichtetes, sondern zielführendes Gehen oder Bewegen entlang eines Weges, es impliziert dabei eine Vorwärtsbewegung entlang von Richtlinien (vgl. z. B. Krings, 1985, S. 1128).75

Entsprechend dieser sowie anderer einschlägiger Definitionen (vgl. hierzu die weiteren Ausführungen) dienen sowohl Mittel als auch Methoden gleichermaßen im Rahmen von Handeln und Handlungsstrategien der Erreichung von Zwecken und Zielen, zu denen sie in einer instrumentellen ‚Um-zu‘-Beziehung stehen, womit ihnen im Handlungszusammenhang eine funktionale Bedeutung zukommt.

Während in betriebswirtschaftlich-ökonomischen Fachdebatten sowohl dem Methodenbegriff als auch dem des Mittels eine zentrale Bedeutung zukommt, gilt dies im pädagogischen sowie erziehungswissenschaftlichen Kontext nur für den Methodenbegriff, welcher zum festen Kanon pädagogischen Denkens gehört: So wird fachliches pädagogisches Handeln wesentlich zumindest auch – unabhängig davon, ob dieses über die Professionalitätskategorie bestimmt wird – über seinen methodischen Charakter sowie den Einsatz von Methoden definiert (vgl. exemplarisch für die Soziale Arbeit Spiegel, von 2011, zur Methodenkategorie im pädagogischen und erwachsenenpädagogischen Kontext exemplarisch Osterwalder, 2004; Schaub & Zenke, 2004; Siebert, 2010; Knoll, 2010), während die Passung der Kategorie des Mittels sowie des Zweck-Mittel-Schemas in vielen Bereichen strittig ist: Ihre Tauglichkeit zur Beschreibung derjenigen pädagogischen Handlungen, welche den Kern ausmachen – etwa die pädagogische Lehr-Lern-Interaktion – werden in der erziehungswissenschaftlichen Fachdebatte im Hinblick auf ihre Nützlichkeit für den pädagogischen Kontext in unterschiedlichen Hinsichten problematisiert, insofern (…] (vgl. dazu und zu unterschiedlichen Perspektiven auf das Zweck-Mittel-Schema innerhalb der Pädagogik Danner, 2007).

Wenngleich auch nicht jeder pädagogische Handlungszusammenhang ohne Weiteres mit der Kategorie des Mittels und dem Zweck-Mittel-Schema angemessen beschrieben werden kann, wird auch die Kategorie des Mittels im Rahmen der Arbeit genutzt, insofern diese zur Aufklärung der Strukturtypik professionell pädagogischen Handelns zumindest im Hinblick auf bestimmte Handlungszusammenhänge beitragen kann.

Begriffserläuterungen Mittel

Ein ‚Mittel‘ wird als Kategorie zunächst nicht inhaltlich substanziell, sondern sachlogisch durch seinen Bezug zu Zwecken und Zielen und seine ‚Dienstfunktion‘ definiert (vgl. Mittel (1998). In A.

Regenbogen […], S. 416; Mittel (1976). In G. Klaus […]). Sie umschließt entsprechend dieser weiteren Definition also all jenes, welches absichtsvoll und intentional im Handlungszusammenhang zur

75 Insofern ein wesentliches Merkmal von Methoden ihre Zielgerichtetheit ist und diese Zweckcharakter besitzen, lassen sie sich in einem weiten Begriffsverständnis auch als eine spezielle Unterform von Mitteln verstehen. Diese Übereinstimmung mit Mitteln spiegelt sich auch in Begriffsverwendungen in einschlägigen Definitionen wieder, in denen Methoden ohne eine entsprechende Differenzierungsschärfe als Mittel (vgl. z. B.

Mittel (1976). In G. Klaus […]) oder als Instrumente (vgl. Knoll, 2010) bezeichnet werden.

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Erreichung eines Ziels genutzt wird und sich somit gleichsam ver-zwecken lässt. Es handelt es sich insofern um eine formale Platzhalterkategorie, welche funktional über ihre Relation im Handlungszusammenhang bestimmt wird.

In Anschluss an Kambartel kann ‚Mittel‘ im Handlungszusammenhang dreierlei heißen: Zum einen umfasst die Kategorie „Handlungen oder Handlungsweisen, die geeignet sind, die verfolgten Zwecke herbeizuführen“; zum anderen werden darunter auch „Situationen“ verstanden, „die Schritte auf dem Wege zur Erreichung von (letztlich) bezweckten weiteren Situationen darstellen“, und schließlich sind „diese Gegenstände selbst Mittel für die ins Auge gefaßten Zwecke“ (Kambartel, 1996, S. 903). Im Dienste differenzierender Beschreibungsmöglichkeiten wird ‚Mittel‘ entsprechend dieser Begriffsdefinition im Weiteren zur Bezeichnung einzelner Handlungen und Handlungszusammenhänge, der Handlungssituationen – verstanden als Etappen zur Erreichung nachgelagerter, größerer Ziele – sowie der vielfältigen in Handlungszusammenhängen zur Zielerreichung eingesetzten mannigfaltigen ‚Objekte‘ – d. h. Sach- und Personenmittel – eingesetzt.

Zur Abgrenzung werden die als Mittel fungierenden Handlungen im Weiteren als ‚Mittel-Handlungen‘

(vgl. zu einem solchen Begriffsgebrauch Aebli, 2006, S. 179), die ‚Objekte‘ als ‚Handlungsmittel‘ sowie die Etappenziele als ‚Mittlerziele‘ bezeichnet.

Beispiele für den hier vorliegenden Problemzusammenhang

Für den vorliegenden Problemzusammenhang lassen sich exemplarisch differenziert nach den verschiedenen erwachsenenpädagogischen Handlungsebenen folgende Beispiele für Mittel nennen, die der Erreichung erwachsenenpädagogischer oder einzelwirtschaftlich-ökonomischer Zwecke und Zielsetzungen dienen:

- Mittel-Handlungen

o Tätigkeitskomplexe wie Planung, Koordination und Steuerung von Arbeitsprozessen auf der Managementebene,

o der Programm- und Angebotsplanung zugehörige Tätigkeitskomplexe wie die der Bedarfsermittlung, der didaktischen Planung, der Evaluation oder aber der verwaltungstechnischen oder betriebswirtschaftlichen Kostenkalkulation,

o Tätigkeiten, die die Lehr- und Unterrichtssituation vor- und nachbereiten, z. B. die Gestaltung von Arbeitsmaterialien und Räumlichkeiten für die Lehre, die bewertende Evaluation von Arbeitsergebnissen, Resultaten oder Vollzügen etc.,

- Mittlerziele und -situationen wie

o geklärte Adressaten- und Zielgruppenerwartungen, Teilnehmervoraussetzungen etc. oder o speziell im Kontext der Qualitätsdebatte das Vorliegen geklärter und definierter Qualitätsziele, geklärte und transparente Ablaufstrukturen etc. als Teilziele mit Mittelcharakter,

- Handlungsmittel wie o Personal,

o Arbeitsmaterialien, o Zeit- und Geldressourcen.

Entsprechend dem klassischen Begriffsverständnis ist mit der Einordnung von etwas als Mittel und der Einordnung in eine Zweck-Mittel-Beziehung gleichzeitig eine spezifische werthierarchische Ordnung der Elemente im Handlungszusammenhang angesprochen: So wird beispielsweise im Eintrag in Regenbogen/Meyer konstatiert, dass ein „Gegenstand eines Denkens“ als Mittel „immer

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als Sein für etwas anders, d. h. als Nützlichkeit und nicht als Wert in sich reflektiert“ (Mittel (1998). In A. Regenbogen […], S. 416; rekurrierend auf die Unterscheidung von Aristoteles; Mittel (1976). In G.

Klaus […]) wird. Dieser Aspekt der logischen Unterordnung des Mittels gegenüber Zielen und Zwecken findet sich auch in der Begriffsbestimmung bei Zimmer, der dieses „per definitionem […]

dem Zweck subordiniert“ sieht. Das Mittel werde „zur Erreichung des Zwecks eingesetzt und ggf.

geopfert“ (Zimmer, 1990, S. 997). Als Mittel eingesetzte Handlungen, Mittlerziele und Handlungsmittel stehen damit im Ordnungszusammenhang des Handelns intermediär zwischen Intentionen, also vorausgenommenen wünschenswerten Zuständen, die im Handeln erreicht werden sollen, und realisierten Zielen und Zwecken: Dem ‚Mittel‘ kommt in dieser Bestimmung „eine Vermittlungsfunktion zu „zwischen der Antizipation einer intendierten Wirkung und deren Realisation, dem Zweck. Es steht als Ding, Handlung oder Prozess in der Mitte zwischen dem es einsetzenden Menschen und seinem Zweck“ (ebd.).

Mit dem Denken in Zweck-Mittel-Zusammenhängen ist zudem auch eine spezifische chronologische Ordnung verbunden, insofern der Einsatz von Mitteln dem Ziel zeitlich vorgelagert ist.

Methoden

Der Begriffssinn von Methode als einem Weg zu einem Ziel hin spiegelt sich auch in einschlägigen Definitionen und Begriffsbestimmungen in der Literatur: Eine Methode wird allgemein als ein planmäßiges Verfahren oder Arrangement zur Bewältigung von Aufgaben bzw. zum Erreichen von Zielen theoretischer und praktischer Art definiert, das einzelne Handlungsschritte, -vorgehensweisen oder dazu einzusetzende Mittel festlegt (vgl. Lorenz, 1984, S. 877; für die Pädagogik Reinhold et al., 1999, S. 374; Knoll & Rätsel, 2001; S. 223f.; Geißler, 2011, S. 1046): Lorenz definiert sie beispielsweise als „ein nach Mittel und Zweck planmäßiges (= methodisches) Verfahren, das zu technischer Fertigkeit bei der Lösung theoretischer und praktischer Aufgaben führt“ (Lorenz, 1984, S. 877).

Allgemein beantworten Methoden im Kontext des Handelns damit das ‚Wie?‘ bzw. ‚In welcher Weise?‘ der Ziel- und Zweckerreichung, wodurch sie zur Bewältigung einer Handlungsaufgabenstellung beitragen.

Gegenstandsbereiche, Zielsetzungen und Formen von Methoden sind entsprechend der Vielzahl gesellschaftlicher Praxisfelder und Aufgabenstellungen heterogen. Mit Klaus und Buhr kann als „das allgemeine Ziel, auf das alle Methoden gerichtet sind“ (Methode (1976). In G. Klaus […], S, 792), die Veränderung und/oder die Erkenntnis der Wirklichkeit verstanden werden, wobei sich z. B.

„technische Methoden, Arbeitsmethoden, Werbemethoden, Erziehungsmethoden, Methoden der Wissenschaft“ (ebd.) unterscheiden lassen.

Ein weiteres in den Begriffsbestimmungen vielfach aufgeführtes Kennzeichen von Methoden, das ihren strukturellen Kern ausmacht, ist das Befolgen von Regeln bei einem methodischen Vorgehen (z.

B. Methode (1976). In Klaus, G. […]), so dass sich Methoden neben der Kategorie des Mittels auch der der Regel zuordnen lassen.

Zusammengefasst stellt ein methodisches Vorgehen ein Handeln dar, welches Ziele im Sinne des Erkennens und Veränderns von Wirklichkeit in planvoller Weise durch eine Einhaltung eines Sets von Verfahrensregeln im Handeln zu erreichen sucht.

Leitfragen für die Analyse

Entsprechend der erfolgten Begriffsbestimmungen soll in der Untersuchung danach gefragt werden,

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- welche Mittel – Mittel-Handlungen und Handlungsmittel – von den Akteuren in der Weiterbildung zur Erreichung von Zwecken und Zielen eingesetzt werden sollen und, welche Handlungssituationen – Mittlerziele – dazu zu erreichen sind sowie

- welche Methoden – methodische Strategien und Verfahrensschritte, methodische Regeln usw. – die Akteure jeweils entsprechend der Vorgaben verwenden sollen.

Begriffsverständnis und Fragestellungen für die Untersuchung

Für die weitere Untersuchung wird entsprechend den ausgewerteten Definitionen und Erläuterungen das in Tabelle 17 dargestellte Begriffsverständnis zugrunde gelegt.

Tabelle 17: Kategorien Mittel und Methoden Mittel und Methoden

Erläuterungen/

Definition

Mittel

- all dasjenige, das zur Erreichung von Zielen und Zwecken eingesetzt wird Methoden

- planmäßige, regelgeleitete Verfahrensweisen des Herangehens zur Bearbeitung prakti-scher und theoretiprakti-scher Aufgaben

Erläuternde

Bestimmungs-merkmale

Mittel

- im Falle des klassischen Mittelbegriffs ‚Um-zu‘-Charakter: als Mittel dem Zweck sachlich zu- und untergeordnet, in zeitlicher Hinsicht vorgelagert

- intermediäre Stellung zwischen Subjekt und Ziel/Zweck (in Anschluss an Brezinka, 1995, S. 222)

- im Falle eines technischen Handelns Annahme von (kausalen) Wirkbeziehungen zwi-schen der Erreichung eines Ziels/Zwecks und dem eingesetzten Mittel

3-fach differenzierter Mittelbegriff:

- Mittel-Handlungen: der Zielerreichung dienende Einzelhandlungen und Tätigkeiten - Handlungsmittel und -ressourcen: z. B. Werkzeuge, Instrumente, Maschinen,

allgemei-ner: Sach- und Personenmittel - Mittlerziele: Situationen, Zwischenziele Methoden

- Regelung des „Wie?“ der Aufgaben- und Problembearbeitung - Aufgaben des Erkennens

- zielorientierte, planvolle und regelgeleitete Verfahrens- und Vorgehensweisen - Modell eines reflektieren Vorgehens

Beispiele im Problem-zusammenhang

Im Kontext pädagogischer Professionalität: z. B.

- Wissensbestände und Planungshandlungen - ‚Stellvertretende Deutung‘

- je nach Handlungsebene z. B. Methoden der Bedarfsermittlung, der Unterrichtsmetho-den, Evaluationsmethoden

Im Kontext des Qualitätsmanagements: z. B.

- Produktionsfaktoren, Qualitätsmanagementhandbücher - PDCA-Zyklus

- Je nach Handlungsebene z. B. Methoden der Bedarfsermittlung, Unterrichtsmethoden, Evaluationsmethoden

Fragestellungen

- Welche Mittel (Mittelhandlungen, Handlungsmittel, Mittlerziele) und Methoden sehen die Ansätze zur Erreichung der vorgegebenen Ziele und Zwecke vor bzw. sollen zur Zielerreichung eingesetzt werden?

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