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Textbegriff und Medienbegriff

Im Dokument Englisch/ Französisch (Seite 59-62)

2.2 Text- und

2.2.3 Textbegriff und Medienbegriff

Will man den Begriff des Textes aus seiner alltäglichen Bedeutung herauslösen, um ihn so zu verstehen, wie er in den neuen Bildungsstandards angelegt ist, so muss man ihn mit einer relativ abstrakten Definition erfassen. Allen Textformen gemeinsam ist die übergeordnete Funktion der Kommunikation und die Quali-tät der Kohärenz, die den Text „zusammenhält“. Eine solch abstrakte Definition ermöglicht es

[…] mündliche und schriftliche Äußerungen aller Art sowie originale fremdsprachige Texte ebenso wie Schüler- und Schülerinnenäußerungen als Texte zu klassifizieren;

darüber hinaus aber trägt sie der Tatsache Rechnung, dass die Digitalisierung und der mediale Wandel dazu geführt haben, dass der vom geschlossenen Schrifttext gepräg-te Textbegriff abgelöst wurde durch ein Textkonzept, das auch offene, multimodale

Förderung der Teilhabe der Lernenden an der fremden Kultur

vernetzendes Lernen als Ziel

ein offener und abstrakter Text-begriff als Grund-lage der TMK

Formen nach Art des multimedialen Hypertextes umfasst, ‚ein‘ Text, der seinerseits aus einer prinzipiell unendlich großen Zahl von elektronisch verknüpften Texten besteht. (Hallet/Königs 2010: 173–174)

Bereits vor etwa fünfzehn Jahren hatte die New London Group einen solch ab-strakten und offenen Textbegriff sowie – eng damit verbunden – eine neue Päda-gogik für den Unterricht eingefordert, um die Schülerinnen und Schüler auf die Anforderungen in der modernen Welt vorzubereiten.

A pedagogy of multiliteracies, by contrast, focuses on modes of representation much broader than language alone. These differ according to culture and context, and have specific cognitive, cultural, and social effects. In some cultural contexts – in an Aboriginal community or in a multimedia environment, for instance, – the visual mode of representation may be much more powerful and closely related to language than ‘mere literacy‘ would ever be able to allow. Multiliteracies also create a different kind of pedagogy, one in which language and other modes of meaning are dynamic representational resources, constantly being remade by their users as they work to achieve their various cultural purposes. (New London Group 1996: 10)

Der Einfluss der medialen Welt auf die Kommunikation und damit auf die mög-lichen Formen der Texte ist in beiden Zitaten unverkennbar. Medien, damit sind hier vor allem auditive, visuelle sowie audiovisuelle Medien gemeint (vgl. Tabelle S. 61), müssen in einen zukunftweisenden Fremdsprachenunterricht einbezo-gen werden, wenn Schülerinnen und Schüler auf die Lebens- und Berufswelt der Erwachsenen angemessen vorbereitet werden sollen. Eine medienkritische und gleichzeitig auch auf Kreativität im Umgang mit den Medien ausgerichtete Erziehung ist ein ernstzunehmendes Bildungsziel, das sorgfältig durch Standards beschrieben und operationalisiert werden muss. Dabei müssen sich die Kom-petenzbeschreibungen sowohl auf den rezeptiven wie auch den produktiven Umgang mit den Medien beziehen. Bereits im ersten Absatz der Kompetenz-beschreibung wird deutlich gesagt, dass „alle mündlich, schriftlich und medial vermittelten Produkte, die Schülerinnen und Schüler rezipieren, produzieren oder austauschen“ als Text verstanden werden (KMK 2014: 20). Später wird aus-geführt, dass die TMK auch das „Verstehen und Deuten von kontinuierlichen und diskontinuierlichen – auch audio- und audio-visuellen Texten“ (KMK 2014:

20) umfassen soll; mehrfach ist vom Einbezug inhaltlich komplexer, literarischer und nicht-literarischer Texte die Rede (ibid.).

Indem Tafeln, Schaubilder und komplexe digitale Grafiken einbezogen werden, hält der Alltag mit einer Fülle von Text-Bild-Kompositionen Einzug ins Klassen-zimmer. So wird eine alte Forderung der Fremdsprachen- und der Kulturdidaktik eingelöst, die bereits seit Jahrzehnten anmahnt, dass die Schule sich einer größe-ren Text- und Medienvielfalt öffnen solle, um die Schülerinnen und Schüler im Unterricht an die gesellschaftliche Teilhabe und an gesellschaftliche Praktiken im Umgang mit Medien und Texten heranzuführen. Fachdidaktiker und Lehrkräfte müssen sich bei dieser Öffnung hin zu einer größeren Text- und Medienvielfalt im Unterricht darüber im Klaren sein, dass die Standards damit hohe Maßstäbe setzen, die nicht leicht umzusetzen sein werden im Unterricht, werden doch die unterschiedlichsten Medien nun gleichberechtigt nebeneinander gesetzt, ohne explizit die bisher stets als favorisiert vorausgesetzten Printmedien zu bevorzugen.

Vorbereitung auf Berufs- und Lebenswelt der Erwachsenen

ein adressaten-gerechter Lebens-weltbezug

Der Fremdsprachenunterricht, der diese Forderungen einlösen will, muss sich damit mehr und ganz anders als bisher um die visuellen Medien und das In-ternet bemühen, er muss eine visuelle Kompetenz entwickeln helfen und neue Aufgabenformate erstellen, die eine Gleichberechtigung der Texte und Medien einlöst und den souveränen Umgang mit ihnen auch einüben und überprüfen kann. Um einen kleinen Überblick über die angestrebte Medienvielfalt zu bieten, sei hier eine Tabelle angefügt, die die Bandbreite der Medien, also alle jene Trä-ger von Informationen nennt, die im Fremdsprachenunterricht genutzt werden können. Darüber hinaus werden auch einige Charakteristika dieser Medien ge-nannt sowie besondere Schwerpunkte der geforderten Kompetenzen.1

Medium Charakeristika Beipiele

Bild als Medium semantisierende Funktion von Bildern, visuelle Kompetenz erfor-derlich, kulturelle und historische Dimension wichtig. Leseverstehen, Bildern, kulturelle und historische Dimension wichtig, visuelle Kompetenz erforderlich; Doppel-kodierung von Text und Bild muss verstanden werden. Leseverstehen,

auditive Medien Hörverstehen, Schreiben,

Sprechen, IKK, evtl. Leseverstehen Features, Reportagen, Hörspiele/Hörbücher, Chansons/Songs, Musik audiovisuelle

Medien

Verknüpfung von Bild und Ton.

Filmkompetenz, Leseverstehen,

Internet Verbindung von Information, Recherche und Selbstlernen sowie Kommunikation mit anderen (CALL); electronic literacy, Lese-verstehen, Schreiben, Sprechen, Hörverstehen, IKK

Internetauftritte, Podcasts, Wikis, Plattformen, Foren, Blogs, soziale Netzwerke

1 Diese Tabelle ist nicht erschöpfend, sondern fasst nur die wichtigsten Informationsträger zu-sammen. Sie ist auf der Grundlage des Eintrags „Visuelle Kompetenz“ von Carola Hecke im Metzler Lexikon Fremdsprachendidaktik entstanden (Surkamp 2010: 325 f.). Hier sind Textsor-ten nach ihrer Textfunktion in Bezug auf Sender oder Empfänger der Nachricht erfasst. Auch diese Tabelle ist nicht erschöpfend, sie greift aber wichtige Beispiele von einfach und doppelt kodierten Texten, also Texten die Schrift- und Bildelemente enthalten, auf.

Entwicklung einer visuellen Kompetenz

Die mit der Konzeption der Text- und Medienkompetenz angestrebte Offenheit im fremdsprachlichen Unterricht der gymnasialen Oberstufe stellt auch eine Ver-pflichtung dar, neue Wege bei der Lehreraus- und -weiterbildung zu beschreiten, die in Zukunft die neuen wie die alten Textformate gleichermaßen berücksichti-gen. Dies wird zwar keine ganz neue Pädagogik erfordern, aber doch eine spür-bare Änderung in den Curricula an den Universitäten und Studienseminaren.

Im Dokument Englisch/ Französisch (Seite 59-62)