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Schwerpunkt: Sprachbewusstheit

Im Dokument Englisch/ Französisch (Seite 191-194)

Part 2: Test your understanding

2. Questionnaire à choix multiple

2.8.3 Didaktische Schwerpunkte der Aufgaben

2.8.3.4 Schwerpunkt: Sprachbewusstheit

Die im vorangegangenen Abschnitt vorgestellte gezielte Einbeziehung von Spie-geltexten dient ebenfalls der Ausbildung von Sprachbewusstheit. Die Lernenden werden aufgefordert, einen französischsprachigen Text gezielt nach Wörtern und Wendungen zu durchsuchen, die ihnen für die Mittlung der deutschsprachigen Ausgangstexte hilfreich sein können. Reflexionsaufgaben wie die Aufgabe 1c und 2d inOffres d’emploilenken die Aufmerksamkeit der Lernenden auf die für die Sprachmittlung zur Verfügung stehenden sprachlichen Strukturen. In der AufgabeL’amitié franco-allemande – une mésentente cordiale ?geschieht die Len-kung in der Form, dass die zu mittelnden Inhalte des Ausgangstextes auf der lin-ken Hälfte eines Blattes notiert werden sollen (Aufgabe 1), die vom französischen Spiegeltext gelieferten sprachlichen Hilfen auf der rechten Hälfte (Aufgabe 2).

In der Aufgabe The Absolutely True Diary of a Part-Time Indian (KMK 2014) werden als Teil der Mittlungsaufgabe ins Deutsche verschiedene elektronisch erzeugte Übersetzungen einer Buchkritik intensiv miteinander verglichen. Dies geschieht in folgenden Schritten: Die englischsprachige Buchkritik wird gelesen (Aufgabe 1), anschließend wählen die Schülerinnen und Schüler aus drei vom Übersetzungsprogramm erstellten deutschen Versionen diejenige aus, die ihnen am besten gefällt und begründen ihre Wahl (2). Danach wird anhand einer

vier-Funktion:

interkulturelle Unterstützung

Bsp.: Reflexion über Wendungen im deutschsprachi-gen Text und im Spiegeltext

Bsp.: Reflexion über Übersetzungs-varianten

ten Version die Aufmerksamkeit gezielt auf bestimmte schwierige, teilweise un-angemessen bzw. falsch übersetzte Wörter und Wendungen gelenkt (3), bevor in Aufgabe 4 verschiedene Strategien zum Umgang mit schwer übersetzbaren lan-deskundlichen Begriffen angewendet und diskutiert werden. Nach diesen Vor-arbeiten sind die Schülerinnen und Schüler in der Lage, eine deutschsprachige Version der Buchbesprechung zu erstellen.

Die Textvorlage enthält eine Vielzahl sprachlicher und kultureller Spezifika (Metaphorik und andere Stilmittel, Wechsel der Register, Idiomatik, Stilbrüche, Appellcharakter, Hypotaxen, kulturspezifische Phänomene), die Anlass geben, sich mit unterschiedlichen Fragen ihrer Übertragungsmöglichkeiten zu beschäf-tigen. Eingebettet in eine Sprachmittlungssituation erleben die Lernenden die Notwendigkeit, über die Bedeutung von sprachlichen Formulierungen nachzu-denken und verschiedene Varianten mit ihren Vor- und Nachteilen zu erpro-ben. Dabei lernen sie zu erkennen, dass Sprache stets sozio-kulturell geprägt ist.

Außerdem werden sie dazu angeregt, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwi-schen beiden Sprachen zu reflektieren. Die Aufgabe bietet somit ein hohes Po-tential zur Entwicklung von Sprachbewusstheit, die – zumindest auf erhöhtem Niveau – für die Bewältigung von Sprachmittlungsaufgaben unabdingbar ist.

Allerdings ist das in dieser Aufgabe angezielte Produkt innerhalb des Spektrums von verschiedenen Sprachmittlungsformen eher im Bereich der textnahen Über-setzung zu verorten.

2.8.3.5 Schwerpunkt: Interkulturelle kommunikative Kompetenz Wie in Kap. 2.1 näher erläutert wird, manifestiert sich interkulturelle kommuni-kative Kompetenz (im Folgenden IKK) in angemessenem Verstehen und Handeln in Kontexten, in denen die Fremdsprache verwendet wird. Es wird postuliert (vgl. im Folgenden KMK 2014: 19), dass der Prozess interkulturellen Verstehens auf dem Zusammenspiel der drei Komponenten Wissen (fremdkulturelles Wis-sen, Einsicht in die kulturellen Prägungen von Sprache und Sprachverwendung, strategisches Wissen), Einstellungen (insb. die Bereitschaft und Fähigkeit, ande-ren respektvoll zu begegnen und beim eigenen Sprachhandeln sprachliche und inhaltliche Risiken einzugehen) und Bewusstheit (insb. die Fähigkeit und Bereit-schaft, das eigene persönliche Verstehen und Handeln zu hinterfragen und mit dem eigenen Standpunkt Unvereinbares auszuhalten) beruht.

Vergleicht man diese, in den Standardformulierungen konkretisierten, Aspekte von IKK (vgl. KMK 2014: 19–20) mit den Anforderungen, die an einen Sprachmitt-ler bzw. eine SprachmittSprachmitt-lerin gestellt werden, so wird deutlich, dass es sehr weitge-hende Überschneidungen zwischen beiden Kompetenzbereichen gibt (vgl. Seidel 2012). Es liegt daher nahe, IKK als unabdingbare Voraussetzung für gelingende Sprachmittlung zu betrachten. Umgekehrt kann davon ausgegangen werden, dass durch Sprachmittlung zentrale Aspekte der IKK gefördert werden können.

Allerdings müssen entsprechende Sprachmittlungsaufgaben bestimmte An-forderungen erfüllen (vgl. auch Caspari/Schinschke 2010):

• Die Sprachmittlung muss in eine interkulturelle Kontakt- bzw. Mitteilungssi-tuation eingebettet sein.

• Die Personenkonstellation muss im Horizont der Schülerinnen und Schüler Überschneidungen

von Sprachmittlung und IKK

Kriterien für Sprachmittlungs-aufgaben zur Förderung von IKK

liegen, der darin enthaltene Grad an Fremdheit im Vergleich zur eigenen Le-benssituation muss für sie zu bewältigen sein.

• Die Aufgabe muss für die Schülerinnen und Schüler mit ihrem vorhandenen lebensweltlichen und landeskundlichen Wissen zu bewältigen sein. Andern-falls müssen sie in vorbereitenden Aufgaben oder durch die Sprachmittlungs-aufgabe selbst (z.B. durch Spiegeltexte) das entsprechende Wissen erwerben können.

• Die sprachlichen Anforderungen, insb. bezüglich der Übertragung von kul-turspezifischen Ausdrücken und Konventionen, müssen zu bewältigen sein.

Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass Aufgaben zur mündlichen, insbe-sondere zur dialogischen Sprachmittlung allein schon aufgrund des Zeitdrucks und der Notwendigkeit, sich abwechselnd in die Positionen der verschiedenen Gesprächspartner zu versetzen, tendenziell höhere Anforderungen an die Schü-lerinnen und Schüler stellen als Aufgaben zur schriftlichen Sprachmittlung.

Von den vorliegenden Aufgaben verlangen bzw. fördern die meisten inter-kulturelle Kompetenzen; im Folgenden werden einzelne Aspekte kommentiert.

Auf welch unterschiedliche Weise das für Sprachmittlung notwendige sozio-kulturelle Wissen durch die Aufgabe selbst vermittelt werden kann, illustrieren die Aufgaben „Wie bekomme ich ein Sportstipendium?“ (KMK 2014) undL’amitié franco-allemande – une mésentente cordiale ? (2_1_IKK_und_2_8_SM_F_Amitie_

franco-allemande). Während in ersterer der zu mittelnde Text den geforderten Vergleich zwischen Deutschland und den USA bereits enthält, benötigen die Schülerinnen und Schüler für die Mittlung des zweiten mehrere Spiegeltexte.

Sie enthalten die für das Verstehen des zu mittelnden Textes notwendigen Hin-tergrundinformationen über die deutsch-französische Freundschaft und die in Frankreich und Deutschland unterschiedliche Wahrnehmung der Intervention in Mali. Die AufgabeRevolution von oben(2_8_SM_E_Revolution_von_oben) kann dagegen nur von solchen Schülerinnen und Schülern adäquat gemittelt werden, die sich im vorangegangenen Unterricht, insbesondere im Beruflichen Gymna-sium, mit Mitbestimmungsformen in deutschen und englischen Unternehmen beschäftigt haben. Andernfalls dürfte es ihnen schwer fallen, das auf dem Hin-tergrund deutscher Betriebsstrukturen vorgestellte Konzept einerliquid democracy so für einen englischen Unternehmer zu übertragen, dass diese Spezifika deutlich werden.

Wie im vorangegangenen Kapitel bereits dargestellt wurde, fördert die Auf-gabeThe Absolutely True Diary of a Part-Time Indian(KMK 2014) Sprachbewusst-heit in Bezug auf die kulturell angemessene Übertragung von Wortbedeutungen und Formulierungen. Dazu gehört nicht nur, möglichst adäquate Übertragungen oder Umschreibungen zu finden, sondern ebenfalls zu reflektieren, welche Wir-kung Sprache in bestimmten Verwendungssituationen auf den Leser hat und welches Wissen der Leserin bzw. des Lesers man für das Verstehen von Texten ,einplanen‘ sollte. Dies stellt ein wesentliches Ziel im Bereich der interkulturellen Bewusstheit dar.

Auch in der AufgabeL’amitié franco-allemande – une mésentente cordiale ?liegt ein Schwerpunkt darauf, die Einstellungen und Erwartungen der französischen

Aspekt: Vermittlung von soziokulturel-lem Wissen

Wirkung von Sprache auf Rezipienten

Berücksichtigung der Adressaten-perspektive

Leserinnen und Leser bei der Sprachmittlung zu antizipieren. Dies verlangt de-tailliertes Wissen über die unterschiedlichen Blicke auf die deutsch-französische Geschichte und die Intervention in Mali, das durch die Spiegeltexte vermittelt wird. Zudem macht die Aufgabenstellungtout en respectant vos partenaires deut-lich, dass in dieser Aufgabe ein Perspektivenwechsel gefordert ist. Für einen er-folgreichen interkulturellen Perspektivenwechsel, der z.B. auch in den Aufgaben The absolutely True Diary of a Part-Time Indian, Offres d’emploiundRevolution von obenverlangt wird, ist das Verfügen über alle drei Bereiche der IKK, nämlich Wis-sen, Einstellungen und Bewusstheit, notwendig.

Zu erwähnen ist noch, dass Sprachmittlungsaufgaben durch die Anforde-rung, neutral zu bleiben und seine eigene Meinung herauszuhalten, auch ganz grundsätzlich den Bereich der interkulturellen Bewusstheit fördern. Es stellt für Schülerinnen und Schüler eine große Herausforderung dar, sich gerade bei emo-tional aufgeladenen oder kontroversen Inhalten tatsächlich auf das Mitteln der Inhalte und Absichten des bzw. der Kommunikationspartner(s) zu beschränken und währenddessen auch „mit dem eigenen Standpunkt Unvereinbares“ auszu-halten.

Im Dokument Englisch/ Französisch (Seite 191-194)