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II. Perspektivische Klärung von Gender (Eva Schirmetz & Magdalena

3. Entwicklung zur Geschlechtsidentität (Eva Schirmetz)

3.4. Identität durch Sozialisation, Erziehung und Bildung

3.4.2. Sekundäre Sozialisation

Nicht nur innerhalb der Familie, sondern auch außerhalb, in institutionalisierten Kontexten, findet Sozialisation statt. Diese sind laut Peter L. Berger und Thomas Luckmann (1994) für die Entwicklungsprozesse der sekundären Sozialisation verantwortlich (vgl. Jobst 2008, S. 190). In dieser Sozialisationsphase „sozialisiert“

sich das Kind ab dem 3. Lebensjahr bis hin zum frühen Erwachsenenalter in außerfamiliäre soziale Systeme hinein. Das Kind sozialisiert sich zunächst in Organisationen wie Kindergarten, Schule, Berufsausbildung oder berufsbezogenen Einrichtungen. In diesen sozialen Systemen kann der heranwachsende Mensch seine Fähigkeiten entfalten, sodass er sich in der Gesellschaft als selbstständiges und nützliches Mitglied der Gesellschaft fühlt (vgl. Rieländer 2000, S. 9).

104 3.4.2.1. Schule und Bildung – als Sozialisationsinstanz

Ein zentraler Aspekt der institutionalisierten Sozialisation ist die Schule, die als Bildungs- und Erziehungsinstanz gilt. Die Schule hat einen besonderen Stellenwert, da aufgrund der Schulpflicht keiner der Schule entgehen kann. Seit den 70er Jahren gibt es die Koedukationsschulen, die die Gleichberechtigung der Geschlechter vollenden sollte (vgl. Thuma-Lobenstein 1999, S. 47f.). Doch es gibt immer noch Ungleichheiten. So findet in der Volksschule und der Unterstufe der Turnunterricht häufig gemischt statt, während in der Oberstufe meist immer noch nach Geschlechtern getrennt wird. Grund dafür kann sein, dass beispielsweise von einem Kräfteunterschied zwischen den beiden Geschlechtern ausgegangen wird. Dieses Schulsystem macht also immer noch einen Unterschied zwischen Mädchen und Buben, was wiederum Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen nehmen kann. Den Jugendlichen wird so immer ein Unterschied zwischen Buben und Mädchen vermittelt. Aber nicht nur die offiziellen Lehrpläne und Schulziele wirken auf die SchülerInnenpersönlichkeit, sondern es gibt auch implizite Einwirkungen. Diese versteckten Prozesse werden auch als heimliche Lehrpläne bezeichnet. Dieser heimliche Lehrplan prägt die Interaktion zwischen LehrerInnen und SchülerInnen. Dadurch wird die Schule noch stärker zu einer zentralen Sozialisationsinstanz. Die schulische Sozialisation, die durch diesen Lehrplan konkretisiert wird, wird durch zwei unterschiedliche Ansätze thematisiert (vgl. Jobst 2008, S. 192). Solvejg Jobst (2008) bezieht sich auf das von Talcott Parson (1997) begründete strukturfunktionalistische Konzept, das die schulische Sozialisation „als Entwicklung von Werten, Fähigkeiten und Einstellungen, die den Heranwachsenden auf die Erfordernisse der Erwachsenengesellschaft vorbereitet“ betrachtet (Jobst 2008, S. 192). Der zweite Ansatz von Pierre Bourdieu und Jean-Claude Passeron (1973) ist der konflikttheoretische Ansatz, „der zur Reproduktion sozialer Ungleichheiten bestehender Hierarchien und Herrschaftsverhältnisse beiträgt“ (Jobst 2008, S. 192). Im strukturfunktionalistischen Konzept sieht Parson das Verbindungsglied in der Unterscheidung der SchülerInnen und deren Schul-leistungen. Der/die LehrerIn orientiert sich hier an den allgemeinen Klassifikationskriterien. Die SchülerInnen lernen, dass ihre Schulleistung nach allgemein gültigen Maßstäben bewertet werden, dass der/die LehrerIn austauschbar ist und dass zu ihm/ihr keine partikularistische Bindung möglich ist. Die SchülerInnen

105 lernen, die in der Gesellschaft geltenden Normen und Werte der Unabhängigkeit, Leistungsorientierung, Universalität und Spezifität kennen (vgl. Jobst 2008, S. 192f.).

Jobst bezieht sich hier auf Parson, der die Gleichaltrigengruppe als „ein Übungsfeld der Unabhängigkeit von der Erwachsenenkontrolle“ sowie als „Quelle von Anerkennung und Zustimmung“ bezeichnet. Die Freundschaften, die innerhalb dieser peer-group entstehen, senken die Spannung, die aus den Leistungsbewertungen entsteht. Die Rolle, die der/die SchülerIn einnimmt, sorgt für die Verinnerlichung gesellschaftlicher Normen und Werte auf Grund der Reaktionen der anderen SchülerInnen darauf. Gleichzeitig führt dies zu späteren beruflichen Positionen (Allokation). Ohne die Begriffe der Sozialisation und Allokation kann der soziale Prozess in der Schule nicht ausreichend verstanden werden (vgl. Jobst 2008, S.

193). Helmut Fend (2006) hat das strukturfunktionalistische Konzept weiterentwickelt, indem er vier gesellschaftliche Funktionen des Bildungssystems identifizierte (vgl.

Fend 2006 zit. n. Jobst 2008, S. 194):

1. Die Entkulturationsfunktion ist „die Reproduktion grundlegender kultureller Fertigkeiten und kultureller Verständnisformen der Welt und Person“

2. Durch die Allokationsfunktion ist die Aufgabe in der Schule durch Prüfungen

„die Verteilung auf zukünftige Berufslaufbahnen und Berufe vorzunehmen“

3. Die Qualifikationsfunktion ist die „Vermittlung von Fertigkeiten und Kenntnissen …, die zur Ausübung „konkreter“ Arbeit erforderlich sind“

4. Die Integrationsfunktion trägt durch politische Bildung zur „Zustimmung zum politischen Regelsystem“ und zur „Stärkung des Vertrauens in seine Träger“

bei

(Fend 2006 zit. n. Jobst 2008, S. 194)

Diese vier Funktionen bieten den Menschen die Chance auf Autonomie im Denken und Handeln und die selbstständige berufliche Lebensführung. Weiters bieten sie den Menschen die Möglichkeit, durch eigene Anstrengung in der Schule, ihr weiteres Leben selbst zu gestalten und die Funktionen gestatten die eigene Identitätsbildung (vgl. Jobst 2008, S. 194). Bei Bourdieu und Passeron wird die Sozialisation in der Schule als Prozess, der zur Reproduktion sozialer Ungleichheiten und bestehender Herrschaftsverhältnisse führt, gesehen. In diesem Ansatz können unterschiedliche Leistungserfolge der SchülerInnen nicht, wie im strukturfunktionalistischen Ansatz,

106 auf die einzelnen Leistungsanstrengungen oder auf Begabung zurückgeführt werden.

Als entscheidend für den Erfolg wird das klassenspezifisch verteilte kulturelle Kapital der Familien der jeweiligen SchülerInnen angesehen. Die Überlegung von Bourdieu und Passeron ist in der heutigen Zeit immer noch aktuell, denn es gibt immer noch zahlreiche Studien zum Thema Schulerfolg und Bildungsverlauf im Zusammenhang mit dem sozialen und familiären Hintergrund der SchülerInnen (vgl. Jobst 2008, S.

197).

3.4.2.2. Peer-group als Sozialisationsinstanz

Eine Form informeller Bildung bildet die Gruppe der Gleichaltrigen, die sogenannte peer-group. Die peer-group gewinnt an besonderer Bedeutung, wenn es um den Übergang von der Kindheit zum Erwachsenenalter geht (vgl. Rossmann 2010, S.

148). Mit dem Begriff „peer“ werden Personen bezeichnet, die beispielsweise der gleichen sozialen Gruppe angehören. Die peer-group umfasst neben den Freunden und Bekannten auch weitere Personen und Gruppen, zu denen man engen Kontakt hat (vgl. Rauschenbach/Leu/Lingenauber u.a. 2004, S. 317). Die peer-group dient nicht nur als Gemeinschaft, in der gemeinsame Interessen, Vorstellungen und Vorlieben geteilt werden oder als Clique, der man angehören möchte, sondern sie bietet auch Freundschaften, die zwischen den Personen entstehen können, die spezifische Bindungserfahrungen ermöglichen (vgl. Rossmann 2010, S. 148f.). Die Gruppe der Peers nimmt auch eine zentrale Rolle ein, wenn es um das Heranwachsen der Kinder und Jugendlichen geht. Durch die gemeinsamen Unternehmungen in der Freizeit und die Wechselbeziehungen werden viele verschie-dene Bildungs- und Lernprozesse ausgelöst. Diese Prozesse finden nicht nur in der Schule, sondern auch beim informellen Lernen in der Freizeit statt (vgl.

Rauschenbach et al. 2004, S. 317). Nach diesen Überlegungen werden folgende Funktionen der peer-group als sehr wichtig erachtet: „Ihre besondere Rolle bei der Erlangung von Unabhängigkeit vom Elternhaus, die emotionale Unterstützung, eine Art ‚sozialen Trainings‘ durch Interaktionsmöglichkeiten mit sehr unterschiedlichen SozialpartnerInnen, Hilfe bei der Selbst-Definition und Rollenfindung und Entwicklung persönlicher Bindungen/Freundschaftsbeziehungen“ (Rauschenbach et al. 2004, S.

317). Daher ist die peer-group, neben der Familie, die wichtigste Instanz bei der Erlernung sozialen Verhaltens. Freundschaften und Peerkontakte entstehen, wenn

107 es ähnliches Auftreten, ähnliches Aussehen und ähnliche Umgangsformen in Bezug auf Normen und Werten gibt. Innerhalb dieser Jugendsubkulturen gibt es wieder weitere Unterschiede zwischen den Gruppenstilen, wie beispielsweise die Discofans oder die Skinheads. Die Peerkontakte haben natürlich auch einen Einfluss auf die Heranwachsenden, bei dem zwischen Oberflächenstruktur und Tiefenstruktur unterschieden wird. Die Oberflächenstruktur bezieht sich auf das Aussehen, bestimmte Kleidungsgewohnheiten, bestimmte Frisuren, bestimmte Umgangsformen, die sich meist schnell ändern können und nicht viel Bedeutung haben. Konkrete Beispiele dieser Oberflächenstruktur werden in weiterer Folge in unserem empirischen Teil auch bei den Jugendlichen beobachtet. Diese Merkmale sehen die Jugendlichen als Abgrenzung zur Welt der Erwachsenen. Und genau hier, wenn es um diese Oberflächlichkeit geht, entstehen die meisten Meinungsverschiedenheiten zwischen Jugendlichen und Erwachsenen. Die Tiefenstruktur hingegen hat bleibende Bedeutung für das Leben der Heranwachsenden. Es spielt nämlich die Beziehungs-ebene zwischen den Jugendlichen eine zentrale Rolle. Diese Entwicklungsphase bietet ein Experimentierfeld und Übung für soziale Fertigkeiten, die für das weiter Leben von großer Bedeutung sind. Dieser Einfluss, der durch die peer-group entsteht, ist für die menschliche Entwicklung sehr wichtig, da er beim Aufbau von Kompetenzen in Bezug auf die Vermittlung sozialer Unterstützung oder bei der Orientierung hilft. Der Kontakt mit dem anderen Geschlecht ist hier auch ein zentraler Faktor, denn er bietet den Jugendlichen die Möglichkeit, sich dem anderen Geschlecht „zu präsentieren“, um die eigene Attraktivität einschätzen zu können.

Diese Information ist im späteren Leben wichtig bei der Partnerwahl, da es bei Unsicherheiten zu Frustration kommen kann. Peerkontakte haben auch eine Unterstützungs- und Bindungsfunktion, da sie Lernerfahrungen und die Bewältigung von Belastungssituationen ermöglicht. Weiters helfen die Peerkontakte auch bei der Emanzipation vom Elternhaus. Die Jugendlichen geben sich in diesem Fall gegenseitig Rückhalt (vgl. Rossmann 2010, S. 149). Innerhalb der peer-group ent-stehen auch weitere zentrale Lern- und Bildungsprozesse. Zu diesen gehören die Lösung der Entwicklungsaufgaben, die die Persönlichkeitsentwicklung und die Einbindung in und die Teilhabe an der Gesellschaft beinhalten und die Entwicklung von Kompetenzen der Selbstorganisation (vgl. Rauschbach et al. 2004, S. 319). Um einen Zugang zu den Freunden oder den Gleichaltrigen zu bekommen und gemeinsame Vorstellungen und Interessen zu teilen, ist es erforderlich, dass ein

108 gewisser Entwicklungsprozess stattfindet. Die Entwicklung des Menschen oder dieser Prozess beinhaltet innere und äußere Formen der Ablösung. Diese entwicklungspsychologischen Ansätze wurden bereits im Kapitel 3.3.3. beschrieben.

In diesen Gruppen kann es daher zu Konkurrenzdruck kommen, die Persönlichkeit der Individuen kann zurückgehalten (blockiert) werden und Gewalt zwischen den und innerhalb der Gruppen kann entstehen. Die peer-group kann also auch negative Auswirkungen auf den Menschen haben. Der ständige Gruppen- und Anpassungsdruck in Bezug auf Konsum und Stil kann sich negativ auf die Heranwachsenden auswirken. Kinder und Jugendliche können sich gegenseitig unterstützen und fördern, aber sich auch gegenseitig negativ beeinflussen. Kinder und Jugendliche lernen auch in der Freizeit durch die Gleichaltrigen sich selbst zu organisieren. Sie lernen, sich Ziele zu setzen und auch allein oder gemeinsam projektartige Aktivitäten zu verfolgen. Sie eignen sich Wissen und Können an, um diese Aktivitäten auch realisieren zu können. Durch diese gemeinsame Aktivität lernen Kinder und Jugendliche sich zu konzentrieren, Regeln einzuhalten, durchzuhalten und sich mit anderen Gruppenmitgliedern zu einigen (vgl. ebd., S.

320).

Wie man sieht, ist die peer-group im Jugendalter eine zentrale Sozialisationsinstanz, die das Verhalten und die soziale Entwicklung unterstützt und fördert, aber auch negativ beeinflussen kann. Trotzdem wirken sich noch viele andere Instanzen, wie beispielsweise die Medien, auf das soziale System eines Jugendlichen aus.

3.4.2.3. Medien als Sozialisationsinstanz

Die neuen Medien bieten den Heranwachsenden die „Ablösung von den Eltern, Aufbau und Aufrechterhaltung von peer- (Gleichaltrigen-) Beziehungen, Entwicklung ihrer Sexualität, Identitätsbildung und Bildung von Geschlechtsidentität“ (Bilden 2007, S. 3). Bilden orientiert sich in Anlehnung an José Garcia-Montes, Domingo Caballero-Munoz und Marino Pérez-Alvarez (2006) am Handy. Jugendliche, aber auch schon Kinder, lernen durch neue Medien sich von den Eltern abzulösen. Das Internet bietet sehr viele Informationen, die über die Informationen von der Schule und der Familie hinausführen. Jugendlichen gelingt es durch die neuen Medien (dem Handy) leichter, sich von den Eltern abzulösen und unabhängiger zu sein. Durch das Handy erlangen die Jugendlichen Freiheit. Das Handy und das Internet ermöglicht es

109 Jugendlichen niederschwellige Kontakte zu knüpfen, Unterhaltungen zu führen, ohne Kontrolle der Eltern. Wie bereits erwähnt, spielen die Peerkontakte eine zentrale Rolle in der Sozialisation eines Menschen. Durch die neuen Medien und Technologien nimmt die Bedeutung der Peerkontakte zu. Heranwachsende nutzen die Medien, um persönliche Beziehungen zu pflegen. Zur Aufrechterhaltung des eigenen persönlichen sozialen Netzes nutzen sie ihr Handy, Chats und E-Mails.

Zwischen den Beziehungen von Individuen entwickeln sich Jugendkulturen, die ein immer wichtigeres Sozialisationsfeld werden. Die Heranwachsenden erlangen ihre Orientierungen und Handlungsstrategien durch Kleidung, Musik oder durch Religion.

Bilden verwendet hier den Begriff „hypercoordination“ von Richard Ling und Brigitte Yuri (2002). Denn Jugendliche sind im ständigen Kontakt mit den neuen Medien. Das Handy spielt eine zentrale Rolle im Jugendalter, wie wir in späterer Folge noch beobachten werden. Denn das Handy ist sehr wichtig, wenn man in der peer-group integriert sein möchte, denn es ist Teil der Jugendkultur. Der ständige Kontakt und das ständige erreichbar sein dient dem Vertrauen und der Zugehörigkeit, da an den Beziehungen gearbeitet werden sollte und so das soziale Netzwerk hält. Viele Anrufe und Nachrichten bedeuten, dass man beliebt ist und man dazugehört – das Handy vermittelt sozialen Status (vgl. Bilden 2007, S. 4). Laut Bilden „vermittelt das Handy Zugehörigkeit, ein Gefühl vom eigenen Platz in der Gesellschaft: Identität“ (ebd.

2007, S. 4). Mit den neuen Medien gelingt es den Heranwachsenden, sich der Kontrolle der Eltern zu entziehen. Es entsteht eine sogenannte „Selbstsozialisation“, wie Jürgen Zinnecker (2000) dieses Phänomen nannte. Die eigene Präsentation wird bei der Kommunikation mit anderen zu etwas ganz Bewusstem. Heranwachsende fühlen sich meist unwohl, unsicher oder unvollständig, wenn sie ohne Handy unterwegs sind und nicht mit anderen kommunizieren können. Das Handy wird zum Teil des Körpers. So entsteht ein Selbst (eine Identität), das abhängig ist vom ständigen Kontakt mit anderen Menschen. Das gilt nicht nur für Mädchen, sondern auch für die Jungs. Bei den Mädchen steht der kommunikative Gebrauch des Handys im Vordergrund, während Jungs das Handy eher instrumentell nutzen und somit auch mit anderen kommunizieren. Auf der anderen Seite zeigt die Handynutzung auch Schattenseiten, indem das Handy für das Mobben, Ausschließen, das Inszenieren und Fotografieren und das Ins-Netz-Stellen von verschiedenen Szenen benutzt wird, ohne dass die Jugendlichen eventuelle negative Folgen abschätzen können. Auch dies ist sozialisationsrelevant, wenn auch auf eine

110 schmerzliche, isolierende und demütigende Art und Weise. Diese ständige Mediennutzung kann auch zu Identitätsproblemen führen, wenn man sich im Internet verliert und onlinesüchtig wird. Indem Heranwachsende die neuen Medien und Technologien nutzen, haben sie die Möglichkeit sich weiterzuentwickeln, sich selbst kennenzulernen oder sich eine erweiterte oder zusätzliche Identität zu erschaffen.

Dies zeigt wiederum auf, dass Medien einen Identitätsraum bieten und als Experimentierfeld dienen und genutzt werden können (vgl. Bilden 2007, S. 4f.).

Die sekundäre Sozialisation beinhaltet also viele verschiedene Entwicklungs-prozesse, die hier noch mal kurz zusammengefasst werden. Es entstehen vielfältige soziale Lernprozesse im Fühlen, Denken und Handeln, um sich in soziale Systeme und letztlich in das System der Gesellschaft integrieren zu können. Weiters wird durch den erfolgreichen Abschluss einer schulischen und berufsspezifischen Ausbildung und durch den Start eigenständiger Berufstätigkeit, die gesellschaftsbezogene Kooperations- und Arbeitsfähigkeit entwickelt. Zu guter Letzt gelingt es im Prozess der sekundären Sozialisation, die Entwicklung einer inneren Selbständigkeit, die durch ein emotionales Unabhängigwerden von der Familie sowie durch ein positives gefühlsmäßiges und geistiges Bewusstsein einer eigenen geschlechtsspezifischen Identität gekennzeichnet ist (vgl. Rieländer 2000, S. 9). In weiterer Folge werden wir nur kurz auf die tertiäre Sozialisation eingehen, die sich im Erwachsenenalter bis hin zum Tod vollzieht.