• Keine Ergebnisse gefunden

7 Qualitative Methodik 69

7.1 Methode der Datenerhebung, Aufbereitung und Erhebungsinstrument

7.1.3 Datenaufbereitung und Auswertungsmethode des Interviewmaterials

Entsprechend des Untersuchungszwecks und der Forschungsfragen wurde das digitale Interviewmaterial transkribiert. Die Transkription erfolgte mit der Software f4. Das Material wurde in Anlehnung an die Transkriptionsregeln für die computerunterstützte Auswertung von Kuckartz (2010) verschriftlicht. Dabei wurden die Aufzeichnungen in normales Schriftdeutsch übertragen, indem z. B. der sprachliche Stil und Färbungen sowie Interpunktionen leicht geglättet wurden, um somit mehr Lesbarkeit zu erreichen (Mayring 2002). Zusätzlich wurden wichtige Informationen durch eine kommentierte Transkription mit Sonderzeichen festgehalten, um sprachliche Auffälligkeiten wie Lachen oder längere Pausen zu vermerken (Mayring 2002). Folgende Transkriptionszeichen wurden dabei angewandt:

70 Das Interviewmaterial wurde in die Datenauswertung mit aufgenommen.

7.1 Methode der Datenerhebung, Aufbereitung und Erhebungsinstrument

156 Transkriptionszeichen

(?) unverständliche Äußerung(en)

, Anzeige Sprachrhythmus oder Trennung Satzteile . Pause ca. 1 Sekunde

.. Pause ca. 2 Sekunden

… Pause ca. 3 Sekunden (5) Pause, Dauer in Sekunden (…) Auslassung im Transkript

Neben einigen nonverbalen Aufzeichnungen (wie z. B. deutliches Lachen), wurde der Fokus

vorwiegend auf verbal geäußerte Aspekte gelegt. Begründet ist dies darin, dass die inhaltlich-thematische Ebene von besonderem Interesse war und das Material v. a. Dingen

inhaltsanalytisch ausgewertet werden sollte. Sowohl äußere Merkmale der Interviewsituation als auch non- oder paraverbale Äußerungen, wie Hüsteln oder Veränderungen der Stimmlage, wurden nicht erfasst. Personenidentifizierbare Äußerungen wurden im Material anonymisiert, so dass Rückschlüsse nicht möglich sind. Auf die Anonymisierung von Ort- und Zeitangaben wurde dann verzichtet, insofern sie nicht personenidentifizierend sein könnten. Für jedes Interview wurde in deskriptiver Form eine kurze Fallbeschreibung angefertigt. Hierbei wurden die soziodemographischen Merkmale wie Alter, Geschlecht, Kinderanzahl und (ehemaliger) Beruf dargestellt. (Die Interviewtranskripte sind dem Anhang E zu entnehmen). Die digitalen Transkripte wurden zur computergestützten Auswertung des Datenmaterials in das Computerprogramm MAXQDA 11 importiert und mit dieser Software analysiert.

Als Auswertungsmethode wurde die zusammenfassende qualitative Inhaltsanalyse verwendet (Mayring 2015; 2002). Der Vorteil dieser Grundform des Interpretierens ist die Berücksichtigung des gesamten Materials und die systematische Reduktion des Textmaterials.

Die vorgenommene Kategorienentwicklung im Rahmen der qualitativen Inhaltsanalyse folgte nach Mayrings (2015) systematischem Ablaufmodell. In Anlehnung an dieses wurde die Richtung der Analyse und das Selektionskriterium bzw. die theoretische Fragestellung differenziert (Mayring 2015). Bei dieser reduzierenden Analyse, die eine Form der induktiven Kategorienbildung darstellt, werden nur vorab nach einem Definitionskriterium festgelegte Bestandteile berücksichtigt (Mayring 2015). Hierfür bedarf es der Festlegung eines Selektionskriteriums und des Abstraktionsniveaus, um das Interviewmaterial systematisch zu strukturieren und zu reduzieren. Das Selektionskriterium ergibt sich in dieser Studie aus den Forschungsfragen, die dem qualitativen Forschungsteil vorangestellt waren (vgl. auch Mayring 2015). Die Identifikation des Indikatoren-Sets

7.1 Methode der Datenerhebung, Aufbereitung und Erhebungsinstrument

157 erfolgte anhand der Orientierung an Bedürfnissen71. Demnach sollten z. B. förderliche Faktoren für

das „gelingende“ Altern sowie relevante Entscheidungs- und Handlungsfreiheiten bzw. -möglichkeiten und entsprechende Fähigkeiten in Bezug auf das Wohlergehen bestimmt

werden mit der Bezugnahme auf die Grundannahmen des Verwirklichungschancen-Ansatzes. Anders als beim induktiven Vorgehen eingefordert (siehe Mayring 2015), ohne jegliche theoretische Vorannahmen die Kategorienbildung vorzunehmen, wurde bei der Auswertung bereits auf das theoretische Rahmengerüst des Verwirklichungschancen-Ansatzes Bezug genommen.

Umwandlungsfaktoren als bedingende Faktoren für die Erreichung von Verwirklichungschancen waren durch theoretische Arbeiten und Überlegungen zwar vage bekannt, diese wurden jedoch anhand des Materials empirisch kategorisiert, so dass eine induktive, kategorienbildende Vorgehensweise vorliegt. Umwandlungsfaktoren und Verwirklichungschancen wurden parallel (und nicht zeitlich versetzt) ausgewertet.

Die Festlegung des Abstraktionsniveaus lag beim ersten Analysedurchgang sehr nah am Material und wurde beim zweiten Durchgang weiter angehoben und weitere Oberkategorien gebildet (Subsumption) (vgl. auch Mayring 2015).

Für eine zusammenfassende inhaltsanalytische Auswertung wurden zudem die Analyseeinheiten definiert (Mayring 2015). Diese bestehen aus der Kodier-, Kontext- und Auswertungseinheit. Nach Mayring (2015) ergeben sich folgende definitorische Abgrenzungen der Einheiten: Die Kodiereinheit beschreibt den kleinstmöglichen Materialbestandteil, der unter eine Kategorie fällt. Dies kann minimal ein Wort sein, welches inhaltlich zur Kategorie gehört. Als exemplarisches Beispiel aus dem Interviewmaterial ergibt sich hierfür „Frischluftzufuhr“ (GD, Z.: 476) zur Beschreibung der Kategorie Umwelt/Ökologie/Natur). Die Kontexteinheit ergibt sich aus der Festlegung des größtmöglichen Textbestandteils, der unter eine Kategorie fallen kann. Hierunter wurden diejenigen Passagen gefasst, die notwendig sind, um die Textstellen inhaltlich zu verstehen. Dies konnte unter Umständen auch das Hinzuziehen der Fragestellung durch die Interviewerin beinhalten. Die nachfolgend exemplarisch angeführte Fundstelle ist ein Beispiel für die maximal umfassende Kontexteinheit einer Kategorie:

„I: Und welche Beweggründe haben Sie dafür gesehen oder welchen Ansporn?

B: Mich sozial zu engagieren?

I: Genau.

B: Ähm...mir ging es in meinem Leben immer, immer recht, recht gut und es ähm es gibt ganz viele Menschen, denen es sich nicht so, so ergangen ist und jetzt im Alter sehr isoliert sind und um die

71Das Verständnis von Bedürfnissen basiert auf den Ausführungen von Quendler (2011, S. 13 f.): „Bedürfnisse sind relativ einfach von Wünschen zu unterscheiden: Das systematische und dauerhafte Nicht-Befriedigen eines Bedürfnisses führt unbedingt zu einem Schaden, das Nicht-Befriedigen eines Wunsches führt im schlimmsten Fall zur Verstimmung oder Frustration…Weil Bedürfnisse notwendigerweise befriedigt werden müssen, sind sie der Motivationsfaktor des menschlichen Handelns.“

7.1 Methode der Datenerhebung, Aufbereitung und Erhebungsinstrument

158 möchte ich mich eigentlich so ein bisschen kümmern.“ (A.-S., Z.: 401-409;zur Beschreibung der Kategorie: Reziprozität).

Diese daraus resultierende große Anzahl an Analyseeinheiten wurde anschließend, entsprechend des zusammenhängenden Bedeutungsinhalts, zusammengefasst und erste Kategorien gebildet sowie das Material demgemäß kodiert und bearbeitet. Nach vier Interviews72 wurden durch Paraphrasierung der Kodier- und Kontexteinheiten die einzelnen Kodes auf eine darüberliegende Abstraktionsebene gebracht mit einem generalistischeren Bedeutungsinhalt. Zur nachfolgenden Reduktion wurden inhaltsgleiche Generalisierungen gestrichen, so dass am Ende dieser Reduktionsphase die jeweiligen zusammengestellten Aussagen eine Kategorie und letztlich insgesamt ein ganzes Kategoriensystem repräsentierten (vgl. auch Mayring 2015). Dieses zusammenfassende Kategoriensystem wurde anschließend nochmals in Anlehnung an Mayrings Ablaufmodell (2015) für das gesamte Interviewmaterial rücküberprüft, indem die Analyseeinheiten paraphrasiert, generalisiert und zur Erreichung des entsprechenden Abstraktionsniveaus reduziert worden sind. Der dokumentierte Durchgang dieser zusammenfassenden Vorgehensweise für die einzelnen Kategorien ist dem Anhang G und H zu entnehmen. In einem folgenden weiteren Durchgang sollte eine weitere Reduktion der identifizierten Kategorien stattfinden, so dass diese unter Zuhilfenahme der theoretischen Grundannahmen des CAs in weitere zusammenfassende Dimensionen strukturiert worden sind.

Einzelne Interviewpassagen konnten dabei mehrere Kategorien beinhalten bzw. einzelne Textstellen wurden dementsprechend mit mehreren Kodes versehen.

Für die Bewertung des qualitativen Forschungsprozesses wurden spezifische inhaltsanalytische Gütekriterien in Anlehnung an Steinke (2007, 2004) und Mayring (2015) überprüft.73 Den Kriterien der Stabilität und Reproduzierbarkeit, welche der Einschätzung der Reliabilität dienen sowie die semantische Gültigkeit, die eine materialorientierte Validität vorgeben soll, wurde v. a. durch die Erstellung eines Kodierleitfadens entsprochen. Auch Mayring (2015) beschreibt dies als sinnvolle Maßnahme zur Verbesserung der intersubjektiven Nachvollziehbarkeit. Der Kodierleitfaden ist im Anhang I zu finden). In diesem Kodierleitfaden wurden Bestimmungsmerkmale und Zuordnungsregeln für die einzelnen Kategorien festgelegt, um neben der Erreichung einer hohen intersubjektiven Nachvollziehbarkeit, eine ausreichende Verfahrensdokumentation zu gewährleisten

72 Mayring (2015, S. 86 f.) empfiehlt nach 10-50 % eine Revision des Materials. Die durchgeführte Rücküberprüfung entspricht demnach der Empfehlung.

73 Mayring (2015, S. 123 ff.) diskutiert die Anwendung der klassischen Gütekriterien für qualitative Auswertungsverfahren selber kritisch und beschreibt Gegenargumente, die es hierfür gibt wie z. B., dass eine hohe Übereinstimmung der Intercoderreliabilität nur bei sehr einfachen Analysen möglich erscheint und geht deshalb auf weitere spezifische inhaltsanalytische Gütekriterien ein.

7.1 Methode der Datenerhebung, Aufbereitung und Erhebungsinstrument

159 (Steinke 2007).74 Je Kategorie bzw. Dimension wurde hierfür eine Definition mit einem Ankerbeispiel und zugehöriger Quelle benannt.

74 Die einzelnen Kriterien von Steinke (2007) wurden im Detail geprüft hinsichtlich ihrer Güte und Angemessenheit in Bezug auf den durchgeführten qualitativen Forschungsprozess. An dieser Stelle werden diese aber nicht im Detail aufgeführt.