4 Standardisierung zur detaillierten Festlegung des Bauinhalts
4.2 Entwicklung von Standardräumen
4.2.4 Übergeordneter Standardräume
4.2.4.7 Technische Ausrüstung
4.2.4.7.2 Vertikale Versorgung mit Medien
Die Räume und Geschosse in Gebäuden werden mit Medien, wie Wasser, Wärme, Strom, Lüf-tung etc. versorgt. Der Hausanschluss der Medieneinführung in das Gebäude befindet sich i. d. R. im Untergeschoss. Zur Versorgung der einzelnen Geschosse ist eine geschossübergrei-fende Medienver- und -entsorgung notwendig, um dann innerhalb eines Geschosses weiter die einzelnen Räume anzubinden. Daher werden nachfolgend Prinzipskizzen und Schemata der vertikalen und geschossübergreifenden Leitungsführung der Medien vorgestellt, die die Grund-lage für die Festlegung der Standardräume für die vertikale Versorgung in Schächten und Schlitzen darstellen. Die Schächte können dabei jeweils nur ein Medium oder aber eine Kombi-nation verschiedener Medien führen. So können bspw. die Leitungen für Strom und diverser Fernmeldeanlagen (Telefon, Rundfunk/Fernsehen etc.) in einem Schacht bzw. Schlitz verlegt werden, nicht aber elektrische Leitungen mit wasserführenden Rohrleitungen.660 Unabhängig davon, welche Medien zusammen in einem Schacht geführt werden, bilden die nachfolgenden Schemata der vertikalen und geschossübergreifenden Medienführung die Grundlage für die Festlegung der Standardräume der vertikalen Versorgung. Weitere prinzipielle Anordnungen und Medienführungen sind in der Praxis geläufig und denkbar. Sie können durch entsprechen-de Erweiterung und Änentsprechen-derung entsprechen-der Standardraumstrukturen eingepflegt werentsprechen-den und sind daher nicht Bestandteil der weiteren Betrachtung. Für den weiteren Verlauf der Arbeit werden die Längen, Breiten und die Anzahl der Schächte bzw. Schlitze auf Grundlage der Literatur661 und der Auswertung realisierter Projekte festgelegt (vgl. Tabelle 4-3). Pro 150 m² Geschossfläche wird ein Installationsschacht bzw. -schlitz angenommen. Eine Anpassung dieser Annahmen kann projektspezifisch erfolgen.
655 Vgl. Bohne, Dirk: Technischer Ausbau von Gebäuden. 10. akt. Aufl. Springer Vieweg. Wiesbaden. 2014.
656 Vgl. ebenda, S. 75-184.
657 Vgl. ebenda.
658 Vgl. Pistohl, Wolfram: Handbuch der Gebäudetechnik. Allgemeines, Sanitär, Elektro, Gas. Band 1. 7., neu bearb.
und erw. Aufl. Werner Verlag. Köln. 2009.
659 Vgl. Pistohl, Wolfram; Rechenauer, Christian; Scheuerer, Birgit: Handbuch der Gebäudetechnik. Heizung, Lüf-tung, BeleuchLüf-tung, Energiesparen. Band 2. 8., neu bearb. und erw. Aufl. Werner Verlag. Köln. 2013.
660 Vgl. Bohne, Dirk: Technische Gebäudeausrüstung. In: Albert, Andrej (Hrsg.); Heisel, Joachim P. (Hrsg.) et al.:
Schneider Bautabellen für Architekten. 21. Aufl. Köln. 2014, S. 5.58.
661 Vgl. Bohne, Dirk: Technischer Ausbau von Gebäuden. 10. akt. Aufl. Springer Vieweg. Wiesbaden. 2014.
Tabelle 4-3: Festlegung der Länge, Breite und Anzahl der Installationsschächte und -schlitze
Die Wärmeverteilung innerhalb eines Gebäudes erfolgt von der individuellen Wärmeerzeugung (Fernwärme, Heizsystem mit Gas- oder Öl-Befeuerung etc.), die i. d. R. in den Technikräumen der Untergeschosse angeordnet ist, über vertikale Steigleitungen. Von diesen vertikalen Stei-gleitungen werden die einzelnen Geschosse angeschlossen (siehe Abbildung 4-23). Für die Wärmeverteilung wird jeweils eine Vorlauf- und Rücklaufleitung verwendet.662
Abbildung 4-23: Schema der vertikalen Wärmeverteilung in einem Gebäude663
Die vertikale Wasserversorgung wird als geschossübergreifende Steigleitung in einem Schacht geführt (vgl. Abbildung 4-24). Sie setzt sich jeweils aus einer Leitung für Warmwasser (TWW - Trinkwasser warm) und Kaltwasser (TW - Trinkwasser kalt) sowie einer Zirkulationsleitung (TWZ - Trinkwasser-Zirkulation) zusammen, an die jedes Geschoss angeschlossen ist.664 Zirku-lationsleitungen dienen der sofortigen Warmwasserentnahme auch bei größerer Distanz von Entnahmestelle und zentraler Warmwasserbereitungsanlage.665, 666
662 Vgl. Pistohl, Wolfram; Rechenauer, Christian; Scheuerer, Birgit: Handbuch der Gebäudetechnik. Heizung, Lüf-tung, BeleuchLüf-tung, Energiesparen. Band 2. 8., neu bearb. und erw. Aufl. Werner Verlag. Köln. 2013, S. H 1 - H 290.
663 Vgl. ebenda, S. H 61.
664 Vgl. Pistohl, Wolfram: Handbuch der Gebäudetechnik. Allgemeines, Sanitär, Elektro, Gas. Band 1. 7., neu bearb.
und erw. Aufl. Werner Verlag. Köln. 2009, S. B 1 - B 113.
665 Vgl. ebenda, S. B 62.
666 Vgl. Krimmling, Jörn (Hrsg.); Deutschmann, Jens Uwe; Preuß, André; Renner, Eberhard: Atlas Gebäudetechnik.
2., überarb. und erw. Aufl.. Verlagsgesellschaft Rudolf Müller. Köln. 2014, S. 247-248.
Bezeichnung Länge Breite Anzahl Schächte/Schlitze pro 150 m² Geschossfläche
Installationsschacht Elektro 1,00 m 0,50 m 1,000
Installationsschlitz Elektro 0,20 m 0,10 m 1,000
Installationsschacht Heizung - Sanitär 1,20 m 0,70 m 1,000
Installationsschacht Lüftung 1,70 m 1,20 m 1,000
Schacht
Vorlauf Rücklauf
Abbildung 4-24: Schema der vertikalen Wasserversorgung in einem Gebäude667
Die Abwasserentsorgung wird in die Entsorgung von Regenwasser und Schmutzwasser unter-schieden. Die Entsorgung von Regenwasser verläuft über Regenwasser-Fallrohre, die außen an der Fassade des Gebäudes angebracht sind. Das Schmutzwasser wird über Fallleitungen innerhalb des Gebäudes gesammelt und anschließend dem Kanal zugeführt. Jedes Geschoss wird jeweils an die Schmutzwasser-Fallleitung angeschlossen (vgl. Abbildung 4-25). Oberhalb der letzten Zuleitung in die Fallleitung wird die Fallleitung als Lüftungsleitung über das Dach hinaus geführt und dient hier als Be- und Entlüftung.668, 669
667 Vgl. Pistohl, Wolfram; Rechenauer, Christian; Scheuerer, Birgit: Handbuch der Gebäudetechnik. Allgemeines, Sanitär, Elektro, Gas. Band 1. 8., neu bearb. und erw. Aufl. Werner Verlag. Köln. 2013, S. B 108.
668 Vgl. Pistohl, Wolfram: Handbuch der Gebäudetechnik. Allgemeines, Sanitär, Elektro, Gas. Band 1. 7., neu bearb.
und erw. Aufl. Werner Verlag. Köln. 2009, S. C 13.
669 Vgl. Krimmling, Jörn (Hrsg.); Deutschmann, Jens Uwe; Preuß, André; Renner, Eberhard: Atlas Gebäudetechnik.
2., überarb. und erw. Aufl.. Verlagsgesellschaft Rudolf Müller. Köln. 2014, S. 266.
Schacht
TW Trinkwasser kalt TWW Trinkwasser warm TWZ Trinkwasser Zirkulation TW
TWM TWZ
Abbildung 4-25: Schema der vertikalen Abwasserentsorgung in einem Gebäude670
Die vertikale Versorgung der einzelnen Geschosse eines Gebäudes mit elektrischer Energie sowie fernmeldetechnischen Anlagen erfolgt sowohl in Schächten als auch in vertikalen Schlit-zen (vgl. Abbildung 4-26). Dabei wird neben der elektrischen Stromversorgung mit Niederspan-nung671 und bei den Fernmeldeanlagen zwischen der Versorgung für Telekommunikation, Rundfunk und Fernsehen, Brandmeldeanlagen, Datenübertragung etc. unterschieden.672 Die vertikale Versorgung der einzelnen Geschosse mit elektrischer Energie erfolgt mit einer Leitung, die jeweils immer nur ein Geschoss versorgt. Die Unterverteilung erfolgt dann in jedem Ge-schoss.673 Die Leitungen für die Versorgung für Telekommunikation, Rundfunk und Fernsehen etc. werden ebenfalls nach diesem Schema verlegt (siehe Abbildung 4-26).674, 675, 676
670 Vgl. Pistohl, Wolfram: Handbuch der Gebäudetechnik. Allgemeines, Sanitär, Elektro, Gas. Band 1. 7., neu bearb.
und erw. Aufl. Werner Verlag. Köln. 2009, S. C 13.
671 Vgl. ebenda, S. E 1 - E 130.
672 Vgl. ebenda, S. F 1 - F 74.
673 Vgl. ebenda, S. E 36.
674 Vgl. Krimmling, Jörn (Hrsg.); Deutschmann, Jens Uwe; Preuß, André; Renner, Eberhard: Atlas Gebäudetechnik.
2., überarb. und erw. Aufl.. Verlagsgesellschaft Rudolf Müller. Köln. 2014, S. 376.
675 Vgl. Pistohl, Wolfram: Handbuch der Gebäudetechnik. Allgemeines, Sanitär, Elektro, Gas. Band 1. 7., neu bearb.
und erw. Aufl. Werner Verlag. Köln. 2009, S. F 44.
676 Vgl. ebenda, S. F 48.
Schacht
Fallleitung Lüftungsleitung
Abbildung 4-26: Schema der vertikalen Versorgung mit Strom, Kommunikations- und Datennetze677
Die vertikale Verteilung der Lüftung im Gebäude erfolgt über eine Zuluft- und Abluftleitung in einem Schacht (vgl. Abbildung 4-27). Die einzelnen Geschosse werden an die Steigleitungen geschossweise angeschlossen. Die dritte Leitung transportiert die Fortluft von der Lüftungszent-rale (hier im untersten Stockwerk angeordnet) über das Dach bis ins Freie.678
Abbildung 4-27: Schema der vertikalen Verteilung der Lüftung im Gebäude679
677 Vgl. Pistohl, Wolfram; Rechenauer, Christian; Scheuerer, Birgit: Handbuch der Gebäudetechnik. Allgemeines, Sanitär, Elektro, Gas. Band 1. 8., neu bearb. und erw. Aufl. Werner Verlag. Köln. 2013, S. E 36.
678 Vgl. Pistohl, Wolfram; Rechenauer, Christian; Scheuerer, Birgit: Handbuch der Gebäudetechnik. Heizung, Lüf-tung, BeleuchLüf-tung, Energiesparen. Band 2. 8., neu bearb. und erw. Aufl. Werner Verlag. Köln. 2013, S. L 1 - L 152.
679 Vgl. ebenda, S. L 147.
Schacht
Strom, Rundfunk/
Fernsehen etc.
Schacht
Lüftungsze ntr ale Abluft
Zuluft Fortluft