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Bestimmung der Bauzeit nach dem Landesinstitut für Bauwesen und ange- ange-wandte Bauschadensforschung NRW

3 Organisation in der Bauwirtschaft

3.2 Organisation von Bauprojekten

3.2.6 Aufwandswerte und bestehende Verfahren zur Bestimmung der Bauzeit

3.2.6.2.2 Bestimmung der Bauzeit nach dem Landesinstitut für Bauwesen und ange- ange-wandte Bauschadensforschung NRW

Darstellung

Das Landesinstitut für Bauwesen und angewandte Bauschadensforschung (LBB) des Landes Nordrhein-Westfalen beauftragte das Ingenieurbüro Bernsdorff-Diehl-Klein (BDK) mit der Ent-wicklung des Handbuches Terminplanung. Ziel war die Bereitstellung eines Hilfsmittels für die Terminplanung auf Seiten des Bauherren oder Auftraggebers, da zum gegebenen Zeitpunkt noch kein geeignetes Instrument für die Terminplanung in frühen Projektphasen zur Verfügung stand.354 Das bisherige Verfahren zur Terminplanung bestand aus persönlichen Schätzwerten oder Zeitwerten für die Baupreisermittlung und genügte den Anforderungen an eine Terminpla-nung für den Auftraggeber nicht. Daher hat sich die Untersuchung die Erarbeitung von Zeitwer-ten für Bauelemente und für Teilleistungen sowie die Zurverfügungstellung von Standardablauf-plänen zur Aufgabe gemacht. Das Ziel der Untersuchung war es, mit Zeitwerten für Bauelemen-te eine „zuverlässige Terminplanung“ schon während der Planungsphase eines ProjekBauelemen-tes zu ermöglichen. Zu diesem Zeitpunkt liegen keine detaillierten Angaben vor, sondern allenfalls Informationen über Mengen und Beschaffenheiten der Bauelemente.355

Die Grundlage dieser Untersuchung sind Veröffentlichungen von Baubetriebsdaten. Diese wur-den gesammelt, ausgewertet, vergleichbar gemacht und anschließend mit wur-den jeweiligen Min-dest-, Mittel- und Höchstwerten sowie der prozentualen Abweichung vom Mindestwert und dem Streubereich dargestellt. Die Zeitbedarfswerte für Bauelemente werden für die Leistungsberei-che in der Strukturierung nach dem Standardleistungsbuch in Tabelle 3-10 bestimmt.

353 Vgl. Huber, Gernot; Leitner, Wolfgang; Mauerhofer, Gottfried: Handbuch der Ablaufplanung. Grundlagen, Darstel-lungsmethoden, Ressourcenplanung, SiGe-Planung. Norderstedt. 2005, S. 21.

354 Vgl. Landesinstitut für Bauwesen und angewandte Bauschadensforschung LBB des Landes Nordrhein-Westfalen:

Terminplanung. Zeitbedarfswerte für Bauleistungen im Hochbau. Heft 13. Aachen. 1989.

355 Vgl. ebenda.

Gebäudetyp Verhältnis Gesamtbauzeit/Rohbauzeit

Wohngebäude 1,5 - 1,8

Verwaltungsgebäude 2,0 - 2,2

Krankenhäuser 3,0 - 3,5

Tabelle 3-10: Leistungsbereiche zur Anwendung der Zeitwerte nach Standardleistungsbuch356

Abbildung 3-9 zeigt die Zeitwerte für Bauelemente beispielhaft für Ortbetonstützen. Sie sind als

„erstes und einfaches Hilfsmittel“357 für die Terminplanung zu sehen, wobei bei jedem Projekt die Gegebenheiten mit denen des Vergleichsobjektes gegenüberzustellen sind.

Abbildung 3-9: Beispiel für Zeitwerte für Bauelemente358

Die Zeitbedarfswerte für Teilleistungen werden für die Leistungsbereiche aus Tabelle 3-10 so-wie für folgende betriebstechnische Anlagen in Tabelle 3-11 ermittelt:

Tabelle 3-11: Leistungsbereiche betriebstechnische Anlagen359

Bei der Bestimmung der Zeitbedarfswerte für Teilleistungen wurden nicht nur Werte verglichen und analysiert, sondern auch die Abhängigkeiten verschiedener Leistungen untereinander be-wertet.

356 Vgl. Landesinstitut für Bauwesen und angewandte Bauschadensforschung LBB des Landes Nordrhein-Westfalen:

Terminplanung. Zeitbedarfswerte für Bauleistungen im Hochbau. Heft 13. Aachen. 1989.

357 Ebenda.

358 Vgl. ebenda.

359 Vgl. ebenda.

000 Baustelleneinrichtung 023 Putz- und Stuckarbeiten

001 Gerüstarbeiten 024 Fliesen- und Plattenarbeiten

006 Verbau-, Ramm- und Einpreßarbeiten 025 Estricharbeiten

008 Wasserhaltungsarbeiten 027 Tischlerarbeiten

012 Mauerarbeiten 028 Parkettarbeiten, Holzpflasterarbeiten

013 Beton- und Stahlbetonarbeiten 029 Beschlagarbeiten

015 Betonwerksteinarbeiten 030 Rolladenarbeiten

016 Zimmer- und Holzbauarbeiten 031 Metallbauarbeiten, Schlosserarbeiten

017 Stahlbauarbeiten 032 Verglasungsarbeiten

018 Abdichtungen gegen drückendes Wasser 034 Anstricharbeiten

019 Abdichtungen gegen nichtdrückendes Wasser 035 Korrosionsschutzarbeiten an Stahl- und Aluminiumkonstruktionen

020 Dachdeckungsarbeiten 036 Bodenbelagarbeiten

021 Dachabdichtungsarbeiten 037 Tapezierarbeiten

022 Klempnerarbeiten 039 Trockenbauarbeiten

Beschreibung Zeit Bezugsgröße:

Konstr./Material/Abmessung/bes. Eigensch. h/m m Länge der Stütze ab OK

Fundament bis OK Decke Ausführungsart 1 Betonstützen (Normale Eigenschaften) 3,50

Ortbeton Streuungsbereich 100 % LB 013 Beton- und

Stahlbetonarbeiten 7-10 % Beton 10-40 % Bewehrung 2,94-4,50 55-85 % Schalung 3.1.2.1.2 Außenstützen

Abwasseranlagen Anlagen für Gase und sonstige Medien

Wasseranlagen Elektrische Starkstromanlagen

Heizungsanlegen Fernmeldeanlagen

Förderanlagen Raumlufttechnische Anlagen

Zu den Abhängigkeiten zählen bspw.:360

 „Abhängigkeit des Zeitwertes vom Steinformat beim Mauerwerk

 das Verhältnis von Ort- und Transportbeton

 die Abhängigkeit des Zeitwertes beim Bodenaushub von der Bodenklasse und der Aus-hubtiefe“

Um aus den Zeitwerten Vorgangsdauern eines Bauelementes zu ermitteln, sind folgende Schrit-te notwendig:361

 Mengenermittlung des Bauelementes, wie bspw. Bedarf an Schalung, Stahl und Beton, Abmessungen

 Bestimmung der Manntage über die Multiplikation des Zeitwertes des Bauelements mit den Mengen pro Arbeitszeit

 Aufteilung der Manntage auf die prozentuale Verteilung der Leistungsbereiche unter Be-rücksichtigung der Anzahl der Arbeitskräfte

 Addition der Dauern der Leistungsbereiche

Das LBB stellt als Hilfestellung sogenannte Kapazitätswerte zur Verfügung, die für die ver-schiedenen Leistungsbereiche zum einen die sinnvolle Kolonnenstärke, d. h. die Anzahl an Ar-beitskräften und zum anderen den Grenzsatz für den Einsatz eines weiteren Betriebes ange-ben. Weiter werden Bemerkungen die Randbedingungen oder den Maschineneinsatz betref-fend gemacht.362

Die Erstellung eines Standardablaufplanes ist der dritte Punkt in der Untersuchung zur Termin-planung des LBB. Diese Standardablaufpläne sind als Unterlage für die Erarbeitung von Ter-minplänen bestimmt, sofern ähnliche Projekte mit nur geringen Modifikationen betreut werden.

Die Standardpläne sind als „Baukasten-System“363 mit einem Generalnetz aus Vorgangsknoten konzipiert. Über die Vorgangsknoten gelangt man zu den detaillierteren Ablaufplänen, wie z. B.

für Rohbau- oder Ausbauarbeiten.364

Kritische Würdigung

Das Verfahren zur Terminplanung des Landesinstituts für Bauwesen und angewandte Bauschadensforschung NRW erhebt die Daten auf der Grundlage von Literaturwerten bzw.

Kalkulationshandbüchern verschiedener Verbände sowie der eigenen Sammlung. Im Bereich des Rohbaus ist die Anzahl an Literatur deutlich höher als in den Bereichen des Ausbaus oder der technischen Gebäudeausrüstung, in denen maximal zwei bis vier Werke zum Zeitpunkt der Datenerhebung zur Verfügung standen. Hinzu kommt, dass gerade in diesen letzten beiden Bereichen die Grundlage aus Kalkulationshandbüchern besteht, die in erster Linie für die Kos-ten- und Preiskalkulation und nicht für die Terminplanung gedacht sind. Weiter befasst sich kein Werk mit allen Leistungsbereichen, sondern nur mit einigen ausgewählten Gewerken. So ist der Umfang der Daten ebenfalls sehr unterschiedlich, da die Verfasser jeweils einen eigenen Schwerpunkt legen. Für die Betrachtung der Zeitbedarfswerte für die Bauelemente fehlen

360 Landesinstitut für Bauwesen und angewandte Bauschadensforschung LBB des Landes Nordrhein-Westfalen:

Terminplanung. Zeitbedarfswerte für Bauleistungen im Hochbau. Heft 13. Aachen. 1989.

361 Vgl. ebenda.

362 Ebenda.

363 Ebenda.

364 Vgl. ebenda.

gaben für einige Bereiche des Ausbaus und der Technischen Ausrüstung. Somit kann keine ganzheitliche Betrachtung eines Gebäudes, wie bspw. eines schlüsselfertigen Gebäudes, erfol-gen. Wie andere vorgestellte Verfahren dieses Kapitels, betrachtet dieses Verfahren auch ein-zelne Vorgänge in zeitlicher Hinsicht. Die Betrachtung und Beurteilung der Anordnungsbezie-hungen untereinander sowie der Verlauf des kritischen Weges müssen vom Anwender zusätz-lich vorgenommen werden. Hierzu stehen allerdings Standardablaufpläne zur Verfügung.

3.2.6.3 Zwischenfazit

Die Abbildung 3-10 zeigt zusammenfassend eine Gegenüberstellung der betrachteten Auf-wandswerte und Verfahren, die je nach Projekt und Gewerk eine überschlägige und grobe Schätzung der Bauzeit bzw. der Dauern einzelner Vorgänge herbeiführen können. Einige Ver-fahren und Aufwandswerte bieten die Anwendung in nur einem bestimmten Bereich, wie bspw.

der Gebäudetechnik, dem Ausbau oder dem Rohbau. Ein Anwendungsverfahren bezogen auf die gesamte Bauzeit ist mit Ausnahme und entsprechenden Einschränkungen nur beim Landes-institut für Bauwesen und angewandte Bauschadensforschung NRW (LBB) zu finden, das so-wohl Aufwandswerte vorgibt als auch den Ansatz eines Verfahrens darstellt. Allen Ansätzen gemein ist die Berücksichtigung nur weniger Einflussfaktoren. Somit können „Standardprojekte“

bzw. „Standardvorgänge“ mit möglichst einheitlichen Umgebungs- und Einflussbedingungen näherungsweise bauzeitlich bestimmt werden. Bei dem Verfahren des LBB sind alle genannten Kriterien voll ausgeprägt mit Ausnahme der Betrachtung der Dauern der Planungsphase. Die Dauern der Planungsphase berücksichtigt keiner der vorgestellten Verfahren. Das Verfahren des Landesinstituts betrachtet die gesamte Bauzeit, jedoch ist die Berechnung der Gesamtbau-zeit über die Bestimmung von Dauern für einzelne Bauelemente und die anschließende Kombi-nation dieser Vorgänge über Anordnungsbeziehungen aufwändig und für den Betrachtungszeit-punkt vergleichsweise detailliert.

Abbildung 3-10: Abgrenzung zu relevanten Forschungsansätzen zur Bestimmung von Dauern von Baupro-jekten

Betrachtung von einem bzw. wenigen Leistungsbereichen

Betrachtungsobjekt

Kriterium teilweise ausgeprägt Kriterium voll ausgeprägt Legende

Kriterium nicht ausgeprägt

Aufwandswerte

Dauern während der Bauaushrungsphase Betrachtung von nur einzelnen Tätigkeiten oder Prozessen Gewerkespezifische Betrachtung Betrachtung aller Leistungsbereiche / Gesamtbauzeit während der Planungs- phase

Dauern während der Planungsphase Zeitpunkt der Betrachtung zur Realisierungs- entscheidung

Greiner et al. 2009 - Ausbau Zeitbedarfswerte (diverse) - Rohbau Greiner et al. 2009 - TGA Zeitbedarfswerte (diverse) - Ausbau Verfahren Huber et al. 2005 Landesinstitut Bauwesen NRW 1989

3.3 Netzplantechnik und Anordnungsbeziehungen