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4 Standardisierung zur detaillierten Festlegung des Bauinhalts

4.2 Entwicklung von Standardräumen

4.2.4 Übergeordneter Standardräume

4.2.4.5 Gebäudehülle

Die Gebäudehülle kann in die Fassade und das Dach unterteilt werden. Die Fassade bildet da-bei i. d. R. den vertikalen und seitlichen Gebäudeabschluss zur Umwelt, das Dach i. d. R. den horizontalen und obersten Abschluss. Sowohl an der Fassade als auch auf dem Dach sind die Blitzschutzanlagen anzubringen und an den Fundamenterder anzuschließen.642 Die Abbildung 4-22 zeigt farblich markiert die Bestandteile der Gebäudehülle, das Dach und die Fassade.

642 Vgl. Bohne, Dirk: Technischer Ausbau von Gebäuden. 10. akt. Aufl. Springer Vieweg. Wiesbaden. 2014, S. 515-520.

Länge

Breite

Länge

Abbildung 4-22: Schematischer Überblick über die nutzungsspezifischen und übergeordneten Standard-räume in einem Gebäude - Gebäudehülle

4.2.4.5.1 Fassade

Die Fassade eines Gebäudes hat neben der ästhetischen und gestalterischen Wirkung auch diverse Funktionen wie zum einen Schutzfunktionen, wie z. B. der Schutz vor Sonneneinstrah-lung, Temperaturen, Luftfeuchtigkeit, Niederschlag, Wind, Schall, Emissionen, mechanischer Beanspruchung oder zum anderen auch regelbare bzw. steuerbare Funktionen zu übernehmen.

Zu den regelbaren Funktionen einer Fassade zählen die durch die Nutzer direkt zu steuernden Maßnahmen bspw. zum Wärme-, Sonnen-, Blend- und Sichtschutz, das Öffnen von Fens-tern.643 Die Fassade kann sowohl transparente Elemente, wie Fenster oder Glasfassaden, als auch opake, d. h. nicht durchsichtige Elemente besitzen.

Es wird zwischen verschiedenen Fassadentypen unterschieden. Abhängig von den Anforde-rungen an die Nutzung, den Schall-, Wärme-, Feuchte- und Brandschutz sowie der Konstrukti-onsart des Rohbaus (z. B. Massivbau oder Skelettkonstruktion) kann ein tragender bzw. nicht tragender, ein- bzw. mehrschaliger oder ein- bzw. mehrschichtiger Fassadenaufbau, eine Pfos-ten-Riegel-Fassade oder eine Elementfassade gewählt werden.644 Für die Gestaltung der Fas-sade können unterschiedlichste Materialien zum Einsatz kommen. Neben Naturstein, Beton, Holz, Metall, Glas und Kunststoff gibt es viele weitere Materialien, die entsprechend der Anfor-derungen und der Einsatzbereiche ausgewählt werden können. Für weitere Details wird an die-ser Stelle auf BEINHAUER645 und HERZOG ET AL.646 verwiesen.

643 Vgl. Herzog, Thomas; Krippner, Roland; Lang, Werner et al.: Fassaden Atlas. Inst. f. int. Architektur-Dokumentation. München. 2004, S. 9-26.

644 Vgl. ebenda, S. 53-59.

645 Vgl. Beinhauer, Peter: Standard-Detail-Sammlung Neubau. 4. überarb. und erw. Aufl. Verlagsgesellschaft Rudolf Müller GmbH & Co. KG. Köln. 2014, S. 94-104.

646 Vgl. Herzog, Thomas; Krippner, Roland; Lang, Werner et al.: Fassaden Atlas. Inst. f. int. Architektur-Dokumentation. München. 2004.

SR 1 SR 2 SR 4

Bodenplatte

SR 5 SR 6 SR 8

Decke Dach

Fassade

Versorgung horizontal Versorgung horizontal

Versorgung vertikal

Versorgung vertikal

Nutzungsspezifischer Standardraum Stützen

Fassade

Stützen

FassadeFassade

Wand

Wand

Stützen

Stützen Grundleitungen, Blitzschutz

Aufzug

Aufzugsschacht SR 3 SR 7 Aufzug

Aufzugsschacht

Die übergeordneten Standardräume, die dem Bereich Fassade zugeordnet werden können, beinhalten neben den Abklebungen und Dämmschichten für ein Untergeschoss, jeweils Natur-stein- und Wärme-Dämm-Verbund-System-Fassaden für das Erdgeschoss und ein Oberge-schoss sowie eine Pfosten-Riegel-Fassade. Die geOberge-schossweise Aufteilung der Fassade hat den Vorteil, dass Öffnungen, d. h. Fenster und Türen, sich in Anzahl und Größe insbesondere vom Erdgeschoss zu den anderen Obergeschossen unterscheiden. Da die Fassade als eigenständi-ger Standardraum betrachtet wird, muss entweder die genaue Fensteranzahl und Größe über die Anordnung der nutzungsspezifischen Standardräume bestimmt werden oder alternativ eine Bestimmung der Anzahl über den Fensterflächenanteil und einer durchschnittlichen Fenster-größe vorgenommen werden. Im Sinne eines standardisierten Vorgehens wird die Bestimmung über den Anteil der Öffnungsflächen in den Außenwänden gewählt. Die Fenster und Türen in den Außenwänden werden mit den zugehörigen inneren und äußeren Abdichtungen, Dichtbän-dern sowie den innen- und außenliegenden Fensterbänken geschossweise in den jeweiligen übergeordneten Standardräumen für die Fassade berücksichtigt. Je nach Erfordernissen sind ein Sonnen- oder Blendschutz zu ergänzen.

4.2.4.5.2 Dach

Das Dach als i. d. R. horizontaler und oberster Abschluss eines Gebäudes hat eine ähnliche Schutzfunktion wie die Fassade gegen die Umwelt. Dächer schützen ein Gebäude vor Witte-rung, wie Niederschlag, Sonneneinstrahlung, Wind, etc. Sie haben auch die Funktion zum Schutz vor Schall, Wärme, Feuchte, Brand sowie mechanischer Beanspruchung. Dächer kön-nen sowohl als geneigte als auch als flache Dächer ausgeführt werden. Je nach Wahl der Mate-rialität, können bspw. im Fall der Verwendung von Glas transparente Bereiche oder komplett transparente Dächer entstehen.

Bei den geneigten Dächern wird zwischen verschiedenen Dachformen, wie z. B. dem Sattel-, Pult-, Shed-, Zelt-, Walm-, Mansard- oder Tonnendach, differenziert. Geneigte Dächer bestehen aus mehreren Elementen und Schichten, wie dem Tragwerk oder bauphysikalisch erforderli-chen Dachschichten.647 Sowohl für das Tragwerk als auch die darüber bzw. darunterliegenden Schichten können aus den unterschiedlichsten Materialien bestehen, angefangen von Holz, Beton, Stahl, Metall, Ziegel, Bitumen, Schiefer und Faserzement bis hin zu Glas, Dämmstoffen, Stein oder Kunststoff.648 Abhängig von den bauphysikalischen aber auch statischen Anforde-rungen und Erfordernissen sind Materialien und Tragkonstruktion zu wählen. Für eine detaillier-te Betrachtung wird auf SCHUNCK ET AL.649 und BEINHAUER650 verwiesen.

Ein Flachdach ist eine Dachkonstruktion ohne bzw. nur mit geringer Dachneigung. Dächer bis zu einer Neigung von 10° bzw. etwa 18 Prozent werden als Flachdach bezeichnet. Um den Ab-lauf von Niederschlagswasser zu gewährleisten, ist eine Neigung von mindestens 3° sinnvoll.

Das Flachdach hat eine ähnliche Schutzfunktion wie das geneigte Dach oder die Fassade. Ins-besondere die Dächer müssen neben der Eigenlast und Lasten aus der Umwelt (Wind, Schnee

647 Vgl. Institut für int. Architektur-Dokumentation (Hrsg.); Arbeitsgemeinschaft Ziegeldach im Bundesverband der Deutscher Ziegelindustrie e.V. (Hrsg.); Schunck, Eberhard; Oster, Hans Jochen; Barthel, Rainer; Kießl, Kurt et al.:

Dach Atlas. Geneigte Dächer. 4. neu bearb. Aufl. Birkhäuser - Verlag für Architektur. München und Basel. 2002, S. 11-96.

648 Vgl. ebenda, S. 97-437.

649 Vgl. ebenda.

650 Vgl. Beinhauer, Peter: Standard-Detail-Sammlung Neubau. 4. überarb. und erw. Aufl. Verlagsgesellschaft Rudolf Müller GmbH & Co. KG. Köln. 2014, S. 311-396.

etc.) auch Nutzlasten bspw. aus der Begehbarkeit zur Wartung oder der allgemeinen Nutzung aufnehmen können. Daher muss das Tragsystem auf die Konstruktion und das statische Sys-tem des Gebäudes ausgelegt werden. Ein TragsysSys-tem, mindestens eine Dämmschicht sowie mindestens eine abschließende witterungsbeständige Dachabdichtungsschicht zeichnen ein Flachdach aus. Aus bauphysikalischen Gründen wird das Flachdach in ein belüftetes Dach und ein nicht belüftetes Dach unterteilt. Das belüftete Dach, auch Kaltdach genannt, hat einen belüf-teten Zwischenraum zur Abfuhr von Feuchte. Bei dem nicht belüfbelüf-teten Dach wird weiter zwi-schen einem konventionellen Flachdach und einem Umkehrdach differenziert. Das konventio-nelle Flachdach, auch Warmdach genannt, besitzt eine Dachabdichtung über der Wärmedäm-mung. Beim Umkehrdach als Sonderform der Flachdächer, wird die Dämmebene oberhalb der Dachabdichtung angeordnet.651 Die Tragkonstruktion ist zum einen in unterschiedlichen stati-schen Tragsystemen und zum anderen mit unterschiedlichen Materialien und Baustoffen, wie Stahlbeton, Metall, Holz oder Glas auszubilden. Für die Dämmschichten sind verschiedene Dämmstoffe, wie Mineralwolle, Holzfaser, Polystyrol, Schaumglas, Steinwolle etc. zu verwen-den. Für die Dachabdichtung kommen Bitumen- oder Kunststoffbahnen in ein- oder mehrlagiger Verlegung in Frage. Flachdächer können grundsätzlich begehbar oder auch befahrbar ausge-bildet werden. Hierzu sind entsprechende Maßnahmen und zusätzliche Schichten erforderlich.

Für die extensive oder intensive Begrünung sind so bspw. Drainagen oder Wurzelschutzbahnen notwendig. Begrünte Dächer sind sowohl bei geneigten als auch bei flachen Dächern mög-lich.652 Details der Dachausbildung für Flachdächer sind z. B. in SEDLBAUER ET AL.653 oder BEINHAUER654 zu finden. Für die Nutzungsart Büro werden i. d. R. Flachdächer gewählt, so dass der Fokus im Rahmen dieser Arbeit auf begrünten und unbegrünten Flachdächern liegt.

Das Tragsystem, normalerweise eine Stahlbetondecke, ist über den Standardraum Decke ab-zubilden. Der Standardraum Flachdach beinhaltet somit nur die Dämmschicht und die Dachab-dichtung sowie bei einer Dachbegrünung den weiteren Aufbau mit Trenn-, Wurzelschutz- und Substratschichten und der Bepflanzung.

4.2.4.6 Ausbau

Die Tragstrukturen der Trockenbauwände, die nicht einem nutzungsspezifischen Standardraum direkt zugeordnet sind, werden durch übergeordnete Standardräume beschrieben. Neben Tro-ckenbauwänden mit unterschiedlichen Abmessungen und Anforderungen bspw. an den Feuch-te- oder Feuerschutz, können auch Glastrennwände eingebaut werden (vgl. Kapitel 4.2.3.1.3).