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Thomasio nostro proxime scripsi, et quid mihi videatur pluribus exposui. 2

Chronologisches Briefverzeichnis

Falknern 8 dienstlich zugrüßen ich recommendire meinen sohn zum besten undt ver- ver-bleibe unter Christi schutz

D. Thomasio nostro proxime scripsi, et quid mihi videatur pluribus exposui. 2

[Utrecht, ca. Anfang 1687]

Claudia Neumann für ihre Hinweise, s. dazu den Kommentar zu Thomasius’ Schreiben an Spener vom 5.11.1686.

2 Dass es sich hierbei um eine Erwiderung Speners auf die Gegenargumente handelte, mit denen Thomasius seinerseits auf Speners Anmerkungen zu seinen „Institutiones Jurisprudentiae Divinae“

reagiert hatte (s. das Schreiben von Thomasius an Spener vom 10.11.1686), geht aus dem genann-ten Schreiben von Spener an Rechenberg vom 26.11.1686 hervor. In einem weiteren Brief bekun-dete Spener seine Freude darüber, dass Thomasius seine Einwendungen positiv aufgenommen habe und es nicht auf einen Konflikt ankommen lassen wolle, s. das Schreiben Speners an Rechenberg vom 14.12.1686, in: UB Leipzig, Ms 0337, Bl. 24r.

34 Gottfried Thomasius

1

an Christian Thomasius [Utrecht, ca. Anfang 1687]

2

Bezeugt: Brief von Thomasius an Johann Georg Graevius vom 23.3.1687

Gottfried Thomasius, der sich seit einigen Jahren auf Reisen in den Niederlanden und England befindet, berichtet von seiner finanziellen Notlage: Er schuldet seinen Gläubi-gern 800 Reichstaler und bittet seinen älteren Bruder um Hilfe.

1 Gottfried Thomasius, der jüngere Bruder von Christian Thomasius, war nach dem Abschluss seines Studiums der Philosophie mit dem Magistergrad 1678 sowie nach einigen weiteren Jahren, die er mit medizinischen Studien und eigener Lehrtätigkeit an der Universität Leipzig zugebracht hatte, im Frühjahr 1684 zu einer ausgedehnten Reise in die Niederlande und nach England aufgebrochen.

Erst Anfang 1688 kehrte er nach Leipzig zurück.

2 Dieser Brief von Gottfried Thomasius an seinen Bruder wird im Referenzschreiben von Christian Thomasius an Johann Georg Graevius vom 23.3.1687 erwähnt. Es ist nicht auszuschließen, dass Gottfrieds Schreiben Graevius’ Brief von Anfang/Mitte März 1687 beilag und damit ebenfalls auf etwa Anfang März 1687 zu datieren wäre. Allerdings scheint Graevius’ Brief bereits eine Reaktion auf eine (weiter nicht belegte und daher hier nicht eigens aufgenommene) Antwort von Christian Thomasius an Gottfried gewesen zu sein, in der er dessen Bitte um finanzielle Unterstützung ab-lehnte; vgl. die Schreiben von Graevius an Thomasius von Anfang/Mitte März 1687 und von Thomasius an Graevius vom 23.3.1687.

35 Thomasius an Samuel Pufendorf [Leipzig], 1. Februar 1687

Bezeugt: Schreiben von Pufendorf an Thomasius vom 9.4.1687

Thomasius teilt Pufendorf ausführliche Einzelheiten über den Inhalt seines geplantes Werkes „Institutiones Jurisprudentiae Divinae“ mit. Offenbar kündigt er an, dass er darin auch gegen Valentin Albertis christliche Naturrechtslehre argumentieren werde.

Rathaus und Markt in Leipzig. Kupferstich von Gabriel Bodenehr d. Ä. (1673–1765), ca. 1720. Thomasius wohnte seit seiner Heirat 1680 im Haus seiner Schwiegermutter Rosina Elisabeth Heyland, geb. Schreiner, das 1694 in den Besitz seiner Frau Auguste Christine überging. Es befand sich schräg gegenüber vom Rathaus, hier auf der linken Marktseite das Haus vor dem markanten, hell hervorspringenden Streifen der Giebelwand des fol- genden Hauses, wo das Barfußgäßchen von links auf den Markt führte.

[Utrecht, evtl. Anfang/Mitte März 1687]

36 Johann Georg Graevius

1

an Thomasius [Utrecht, evtl. Anfang/Mitte März 1687]

2

Bezeugt: Brief von Thomasius an Graevius vom 23.3.1687

Graevius setzt sich bei Christian Thomasius dafür ein, dass dieser seinen Bruder Gottfried während dessen Aufenthalt in den Niederlanden finanziell unterstützen möge,

3

und ver-weist auf das Vertrauen, das Gottfried von seinen dortigen Freunden entgegengebracht werde.

1 Johann Georg Graevius (1632–1703), in Naumburg geboren, hatte anfänglich Rechtswissenschaft in Leipzig, dann Philologie in Deventer und Amsterdam studiert; 1661 ging er nach Utrecht, wo er an der dortigen Universität Eloquenz, später auch Geschichte und Politik lehrte. Als vielgerühmter Gelehrter verfügte Graevius über eine große Ausstrahlungskraft. So nahm auch Gottfried Thoma-sius – versehen mit einer Empfehlung seines Vaters Jacob – 1684 gleich zu Beginn seiner „Pere-grinatio academica“ in die Niederlande Kontakt zu Graevius auf und kehrte auch in den folgenden Jahren seiner Reise immer wieder in dessen Haus zurück, s. Will: Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon, Tl. 4, 1758, S. 27f.; Panzer (Hg.): Bibliotheca Thomasiana, Bd. 1, 1765, S. IX–XIV. Zu Graevius’ außerordentlicher Wertschätzung für Gottfried Thomasius, den er auch in seinen Freun-deskreis einführte, s. seinen Brief an den Amsterdamer Dichter und Gelehrten Pieter de Frans (1645–1704) vom 29.10.1685, in: Graevius: Praefationes Et Epistolae, 1707, Nr. LXXXVI, S. 484f. Die vielfach in der Literatur zu findende, jedoch nie belegte Behauptung, dass im Jahr 1679 auch Christian Thomasius eine Bildungsreise in die Niederlande unternommen und dabei Graevius besucht habe (s. u. a. Luden: Christian Thomasius, 1805, S. 10; Fleischmann: Christian Thomasius, 1931, S. 14; Schulz-Falkenthal: Christian Thomasius, 1955, S. 536–538; Hammerstein:

Jus und Historie, 1972, S. 47f.), ließ sich bislang nicht bestätigen. Einstweilen ist Thomasius beim Wort zu nehmen, dass er – jedenfalls bis 1687 – „nicht gereiset“ sei (gemeint sind Reisen ins fremdsprachige Ausland), s. den späteren Zusatz zu seinem Programm „Von Nachahmung der Frantzosen“ (1687), in: KTS-I, 1701, S. 53, 65.

2 Sicher ist, dass Thomasius mit seinem Brief an Graevius vom 23.3.1687 auf ein Schreiben von Graevius antwortete. Hinweise auf konkrete Briefdaten finden sich darin nicht; Thomasius erweckt mit seinem Schreiben allerdings den Eindruck, als ob er recht zügig reagiert habe.

3 Vgl. das Schreiben von Gottfried Thomasius an Christian Thomasius von Anfang 1687.

37 Thomasius an Johann Georg Graevius Leipzig, 23. März 1687

Vorlage: Königliche Bibliothek Kopenhagen, Sammlung Thott 1266, o. Pag. (eigenhändig)

Vir Nobilißimè, Amplißime et Excellentißimè

Patrone maximè

Si in nostrâ potestate foret, Fratrem qvoc.

1

modo ex aerumnis in qvas se per culpam

propriam conjecit, eripere, non suppeditassem extrema eius modi consilia.

2

Nunc cum

ex consilijs electionem non habeamus, sumenda quae haberi poßunt. Nobis nullum

Leipzig, 23. März 1687

aliud restat, nisi Tu Vir Excellentißimè, nisi Amici Fratris apud Vos ipsi suppeditent salubriora. Ignosce vero qvod ego aliqvod proponam Tibi. Fuit apud nos D. Tollius, qvi Herrichio

3

nostro persvadere voluit, ut relictâ Lipsia in qvâ exiguo sustentatur sala-rio Amstelodamum petat et munus correctoris in Typographiâ suscipiat. Promisit re-commendationem, promisit qvotannis 500. vel. 600. Imperiales. Audimus hoc munus apud vos honestum eße et Te ipsum olim id subiße.

4

Putamus Te, si velis, Fratri id procurare poße. Putamus hunc eße modum, qvo credito-ribus suis per paucorum annorum spatium satisfacere qveat, si qvotannis centum vel ducentos vel ultrà ipsis solvat. Credimus Amicos eius sine magno damno aut periculo, si eam opinionem de eo, qvam scribis,

5

habent,

6

coram creditoribus eius interim pro ipso cavere poße, praeprimis si singuli vel octo ex ijs pro 100. saltem thaleris caveant (octingentos enim se debere scripsit Frater.)

7

Nam Ego qvidem, qvi succurrere ipsi

8

poßim? Qvi nullo officio ornatus sudore maximo annuos

9

mille imperiales et ultrà ad sustentationem familiae meae procurandos habeo, qviqve vix meipsum ab aere alieno, qvod olim contraxi liberavi.

10

Coeterum deprehendo in Epistolâ fratris vestigia non una desperationem indicantia, qvam

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et Tu Vir Excellentißimè sapienter avertere no-ceris; praeprimis ne ad versus dictatum conscientiae qvid committat frater lucri cuius-dam vel calamitatis temporalis gratiâ. Nam ita neceße erit ut apud nos peßimè audiat, et vos ipsimet de ipso non sentietis benè.

Igitur rogo ut qvantum fieri absqve incommodo tuo poßit, salutem fratris

commenda-tam habeas, qvi rebus sic stantibus ad consilia Tua tq.

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ad sacram confugiet anchoram,

rogo etiam ut commendatum Tibi habeas me, ut Tuae Nobilißimae Excellentiae

cultorem perpetuum