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Konzept und Durchführung des Studierendensurveys

Angebote 1) zur Unterstützung beim Übergang an die Hochschule und zur Studien- Studien-einführung und ihre Teilnahme 2) durch die Studierenden (WS 2012/13)

3 Studium, Fachidentifikation und Studierendenstatus

3.3 Studierendenstatus zwischen Vollzeit- und Teilzeitstudium

Der Studierendenstatus bemisst sich hauptsächlich am Zeitaufwand für das Studium und am zeitlichen Aufwand bei vorhandener Erwerbsarbeit neben dem Studium. Da-nach erfolgt eine Unterteilung Da-nach Vollzeit- und Teilzeitstudierenden mit geringer oder hoher Erwerbsbelastung (vgl. Lesczcensky 1993, Isserstedt u.a. 2010).

Der Studierendenstatus kann aber ebenso durch die Studierenden selbst einge-schätzt werden, indem sie sich als Vollzeitstudierende, als Teilzeitstudierende oder als Pro-forma-Studierende einstufen (vgl. Ramm u.a. 2011). Dies ermöglicht es, zu über-prüfen, in welcher Weise eine solche subjektive Einstufung mit den objektiven Maßen des Zeitaufwandes für Studium und Erwerb übereinstimmen kann (vgl. Bargel/Bargel 2013).

Deutlicher Rückgang an „Teilzeitstudierenden“

An den deutschen Hochschulen gelten Vollzeitstudierende nach wie vor als Normal-fall, während Teilzeitstudierende eher als Notlösung und Ausnahme angesehen wer-den. Dabei ist weithin unbekannt, wie sich der Anteil an Teilzeitstudierenden entwi-ckelt hat, wie deren Profil sich darstellt und welche Folgen für den Studienerfolg da-mit einhergehen.

Folgt man der eigenen Einstufung der Studierenden, hat der Anteil der Teilzeitstu-dierenden in den letzten zwölf Jahren kontinuierlich abgenommen: von 26% im Jahr 2001 auf 18% im WS 2012/13. Während in den Jahren 2004 bis 2010 jeweils eine gerin-ge Abnahme eingerin-getreten ist, setzte sich dieser Trend zwischen 2010 und 2013 verstärkt fort. Hinzu kommen jeweils 2% bis 3%, die sich selbst als Pro-forma-Studierende ein-schätzen (vgl. Tabelle 17).

STUDIUM, FACHIDENTIFIKATION UND STUDIERENDENSTATUS 127

Tabelle 17

Studierendenstatus nach subjektiver Einschätzung: Vollzeit-, Teilzeit- und pro-forma-Studierende (2001 - 2013)

(Angaben in Prozent)

Studierendenstatus 2001 2004 2007 2010 2013

Pro-forma-Studierende 3 2 2 2 3

Teilzeitstudierende 26 24 23 22 18

Vollzeitstudierende 71 74 75 76 79

Quelle: Studierendensurvey 1983 - 2013, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Entsprechend hat sich der Anteil Vollzeitstudierender im betrachteten Zeitraum von 2001 bis 2013 von 71% auf 79% in beträchtlichem Ausmaße erhöht. Die Gründe für den kontinuierlichen Rückgang an Teilzeitstudierenden um acht Prozentpunkte seit 2001 und die entsprechende Zunahme an Vollzeitstudierenden kann durchaus mit der Etablierung der neuen Studienstrukturen und einer besseren Studierbarkeit der Angebote und Studienorganisation zusammenhängen.

Mehr Teilzeitstudierende neuerdings an den Fachhochschulen

An den beiden Hochschularten ist die Entwicklung des Studierendenstatus zwischen Teilzeit und Vollzeit in der letzten Dekade unterschiedlich verlaufen. Noch 2001 wa-ren die jeweiligen Anteile an beiden Hochschularten nahezu gleich: An den Universi-täten studierten der eigenen Einstufung nach 71%, an den Fachhochschulen 70% in Vollzeit. Danach stieg der Anteil an Vollzeitstudierenden bei den Universitäten stärker an als den Fachhochschulen, so dass sich an ihnen 2013 insgesamt 81% als Vollzeitstu-dierende einstufen, an den Fachhochschulen 75% (vgl. Abbildung 16).

Im Masterstudium an Fachhochschulen viele Teilzeitstudierende

Anhand des Vergleichs zum Studierendenstatus nach der Studienstufe (Bachelor oder Master) wird ersichtlich, warum der Umfang an Teilzeitstudierenden an den Fach-hochschulen höher ausfällt; es liegt vor allem an den Besucher/innen des Masterstu-diums, unter denen überproportional viele Absolventen Teilzeitstudierende sind:

• Im Masterstudium an den Fachhochschulen befinden sich 38% Teilzeit- und 57%

Vollzeitstudierende.

• Im Masterstudium an den Universitäten studieren dagegen nur 20% der Studieren-den in Teilzeit, aber 78% in Vollzeit.

Abbildung 16

Studierendenstatus nach eigener Einschätzung: Vollzeit-, Teilzeit- und Pro-forma-Studierende an Universitäten und Fachhochschulen (2001 - 2013)

(Angaben in Prozent)

Pro-forma Universitäten Fachhochschulen 75

17

22 3

2010 2013

2007

2004

2001

81 2

Vollzeit Teilzeit Studierendenstatus:

77 21 2

73 24 3

75 23 2

73 24 3

75 23 2

71 26 3

71 26 3

70 27 3

Quelle: Studierendensurvey 1983 - 2013, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Solche Differenzen zwischen Universitäten und Fachhochschulen beim Master-studium im Hinblick auf den Studierendenstatus bestanden bereits in ähnlicher Grö-ßenordnung in den vorherigen Erhebungen von 2007 und 2010. Das Teilzeitstudium in der Masterphase, öfters berufsbegleitend und an der Fachhochschule angesiedelt, hat sich seit mehreren Jahren entwickelt und dort weithin etabliert (vgl. Tabelle 18).

Im Bachelorstudium sind die Anteile an Vollzeit- und Teilzeitstudierenden an den Universitäten und Fachhochschulen ähnlich gelagert. 2013 studieren in Teilzeit im Bachelorstudium an Universitäten 16%, an den Fachhochschulen 20%. In der

Erhe-STUDIUM, FACHIDENTIFIKATION UND STUDIERENDENSTATUS 129

bung davor betrug die Differenz, auf etwas höherem Niveau, ebenfalls vier Prozent-punkte: 18% an Universitäten und 22% an Fachhochschulen.

Tabelle 18

Subjektiver Studierendenstatus und Hochschulart (2007 - 2013)

(Angaben in Prozent)

(Vollzeit, Teilzeit und Pro-forma) nach Studienstufe

Universitäten Bachelor Master Staatsexamen Fachhochschulen

Quelle: Studierendensurvey 1983 - 2013, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Offenbar wird an den Fachhochschulen das Masterstudium anders als an den Uni-versitäten seltener als „konsekutive“ Studienform belegt, sondern eher berufsbeglei-tend besucht. Das Studium neben dem Beruf, öfters in den Wirtschafts- und Ingeni-eurwissenschaften, wird dann häufiger in Teilzeit absolviert. Diese unterschiedliche Entwicklung an Universitäten und Fachhochschulen beim Studierendenstatus (Teil-zeit) und dem Setting (berufsbegleitend) bedarf der weiteren Aufklärung.

Teilzeitstudierende nach Fächergruppen: wenige im Medizinstudium

Zwischen den Fachrichtungen ergeben sich unterschiedliche Anteile nach dem Stu-dierendenstatus. Vier Stufen der Verteilung zwischen Vollzeit- und Teilzeitstudieren-den lassen sich erkennen:

• Stufe 1: Sehr hohe Vollzeit- und sehr niedrige Teilzeitquote:

95% zu 5% - Medizin an Universitäten

• Stufe 2: Hohe Vollzeit- und niedrige Teilzeitquote:

87% zu 11% - Naturwissenschaften an Universitäten 82% zu 15% - Ingenieurwissenschaften an Fachhochschulen 81% zu 16% - Ingenieurwissenschaften an Universitäten

• Stufe 3: Mittlere Vollzeit- und Teilzeitquote:

79% zu 19% - Rechtswissenschaften an Universitäten 77% zu 20% - Wirtschaftswissenschaften an Universitäten 75% zu 20% - Kultur-/Sprachwissenschaften an Universitäten 74% zu 24% - Sozialwissenschaften an Universitäten

73% zu 24% - Wirtschaftswissenschaften an Fachhochschulen

• Stufe 4: Niedrige Vollzeit- und hohe Teilzeitquote:

67% zu 30% - Sozialwesen/Sozialarbeit an Fachhochschulen.

Die Spannweite in den Quoten an Teilzeitstudierenden zwischen den Fachrich-tungen ist erheblich: Sie reicht von nur 5% Teilzeitstudierenden in der Medizin bis zu 30% Teilzeitstudierenden im Sozialwesen/Sozialarbeit an den Fachhochschulen. Of-fenbar ist es in manchen Studiengängen eher möglich, sie informell in Teilzeit zu ab-solvieren, während diese Studierform in anderen Studiengängen weniger möglich er-scheint: Neben der Medizin sind dazu vor allem die Naturwissenschaften zu zählen, mit gewissen Einschränkungen auch die Ingenieurwissenschaften.

Studierendenstatus und Zeitaufwand für Studium und Erwerbsarbeit

Eine naheliegende Frage bezieht sich darauf, inwieweit die Selbsteinstufung der Stu-dierenden zu ihrem StuStu-dierendenstatus mit den objektiven Angaben zum Zeitauf-wand für Studium und Erwerbstätigkeit übereinstimmt.

Als Maße werden die jeweiligen Mittelwerte für den zeitlichen Aufwand in einer Semesterwoche herangezogen, ergänzt um den quantitativen Umfang, der sich durch Anlegen der gebräuchlichen Kriterien für ein „Teilzeitstudium“ (höchstens 25 Std. in der Semesterwoche) und für eine „umfängliche Erwerbsarbeit“ (16 und mehr Std. in der Semesterwoche) ergeben (vgl. Isserstedt 2010, Bargel/Bargel 2014).

Es ergibt sich bei diesen Maßen eine klare Trennung zwischen den „Vollzeitstudie-renden“ (dem eigenen Verständnis nach) auf der einen Seite und den „Teilzeitstudie-renden“ sowie den „Pro-forma-Studie„Teilzeitstudie-renden“ auf der anderen Seite. Dies wird bereits anhand der Mittelwerte für den zeitlichen Aufwand deutlich: Vollzeitstudierende wenden für das Studium insgesamt pro Woche im Semester 34,5 Stunden auf, Studie-rende in Teilzeit dagegen nur 23,9 Stunden und die Pro-forma StudieStudie-renden mit 21,2 Stunden noch etwas weniger (vgl. Tabelle 19).

STUDIUM, FACHIDENTIFIKATION UND STUDIERENDENSTATUS 131

Tabelle 19

Studierendenstatus als Vollzeit- und Teilzeitstudierende und Studium und Erwerbsarbeit (WS 2012/13)

(Mittelwerte und Angaben in Prozent für angeführte Kategoriengruppen)

zeitlicher Aufwand für

Zeitlicher Aufwand … 1) für Studium

höchstens 25 Stunden Mittelwerte

Quelle: Studierendensurvey 1983 - 2013, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

1) Zeitaufwand für Studium umfasst den Besuch von Lehrveranstaltungen, Arbeitsgruppen, Selbststudium, andere Studientätigkeiten studienbezogenen Aufwand insgesamt

und

Bei der zeitlichen Belastung durch Erwerbsarbeit pro Semesterwoche ergeben sich analoge Stufungen: Wer in Vollzeit studiert, geht im Schnitt nur für 5,2 Stunden in der Semesterwoche einer Erwerbsarbeit nach. Bei den Teilzeitstudierenden steigt dieser Schnitt erheblich auf 12,9 Stunden und erhöht sich bei den Pro-forma-Studierenden noch weiter auf 13,2 Stunden.

Der zeitliche Aufwand für Studium und Erwerbsarbeit dient den Studierenden in starkem Maße als Orientierung für ihre subjektive Einstufung ihres Studierendensta-tus in Vollzeit oder Teilzeit, ist aber nicht allein maßgeblich für ihr Selbstverständnis.

So bezeichnen sich 25% als Vollzeitstudierende, obwohl sie weniger als 26 Stunden für das Studium in der Semesterwoche aufwenden; auf der anderen Seite stufen sich 40%

als Teilzeitstudierende ein, obwohl sie mehr als 25 Stunden in der Woche für das Stu-dium aufbringen. Unter denen, die sich selbst als Teilzeitstudierende sehen, liegt zwar bei 35% eine erhöhte Erwerbstätigkeit vor, zugleich haben aber 65% keine solche Be-lastung. In ihren Fällen müssen andere Gründe für die Selbsteinstufung als Teilzeit-studierender maßgeblich sein.

Profil und Zusammensetzung der Teilzeitstudierenden

In der Regel wird das Teilzeitstudium als angemessen oder als nötig für verschiedene Gruppierungen unter den Studierenden angesehen, abhängig von deren Lebenssitua-tion. Diese Zusammenhänge zwischen studentischen Lebensbedingungen und dem

zugeschriebenen Status als Vollzeit- oder als Teilzeitstudierender werden an drei be-deutsamen Bespielen aufgezeigt: der Studienfinanzierung, dem Vorhandensein von Kindern sowie einer Behinderung bzw. chronischen Erkrankung.

Erwerbstätigkeit zur Studienfinanzierung

Auf den Zusammenhang zur Erwerbstätigkeit neben dem Studium wurde bereits häufiger hingewiesen (zuletzt Isserstedt u.a. 2010). Darüber hinaus ist die Art und Wei-se der Studienfinanzierung ebenso wichtig: Geschieht sie überwiegend durch die El-tern, wird sie über BAföG erreicht oder hauptsächlich durch eigene Erwerbsarbeit bestritten?

Die Studienfinanzierung der Vollzeitstudierenden erfolgt hauptsächlich durch das Elternhaus: Nahezu die Hälfte von ihnen (46%) kann sich hauptsächlich darauf verlas-sen. Teilzeitstudierende ebenso wie die Pro-forma-Studierenden haben jeweils nur zu etwa einem Viertel (24% bzw. 26%) die Möglichkeit, sich auf diese elterliche rungsquelle hauptsächlich zu stützen. Sie sind also weit mehr auf andere Finanzie-rungsquellen angewiesen (vgl. Tabelle 20).

Tabelle 20

Studierendenstatus (WS 2012/13)

( Angaben in Prozent)

als Vollzeit- und Teilzeitstudierende und Studienfinanzierung

Studienfinanzierung durch … Unterstützung der Eltern teilweise

hauptsächlich zusammen BAföG teilweise hauptsächlich zusammen

eigene Arbeit im Semester teilweise

hauptsächlich zusammen

Quelle: Studierendensurvey 1983 - 2013, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

STUDIUM, FACHIDENTIFIKATION UND STUDIERENDENSTATUS 133

In der Tat gehen Teilzeit- wie Pro-forma-Studierende weit häufiger einer Arbeit im Semester nach, um dadurch ihr Studium zu finanzieren. Jedenfalls bestreiten unter den Teilzeitstudierenden 44% ihre Studienfinanzierung hauptsächlich durch Erwerbs-tätigkeit im Semester, unter den Vollzeitstudierenden dagegen nur 15%. Wird das Stu-dium hauptsächlich durch eigene Erwerbsarbeit im Semester finanziert, dann läuft das sehr häufig auf einen Umfang von 15 und mehr Wochenstunden hinaus. Eine solche Belastung wirkt sich nahezu durchweg verlängernd auf die Studienzeit aus.

Das häufige Ausbleiben der elterlichen Studienfinanzierung wird bei den Teilzeit-studierenden keineswegs durch den Erhalt von BAföG kompensiert, im Gegenteil. Der Status „Teilzeitstudierender“ führt oftmals zu einer beträchtlichen Reduzierung des BAföG-Erhalts. Nach eigenen Angaben finanzieren 30% der Vollzeitstudierenden hauptsächlich oder teilweise ihr Studium über BAföG, während es unter den Teilzeit- und Pro-Forma-Studierenden nur knapp ein Fünftel ist (vgl. Tabelle 20).

Familienstand und Kinderbetreuung

Öfters wurde darauf hingewiesen, dass Studierende, vor allem Studentinnen mit Kind stärkere Unterstützung bei der Bewältigung des Studiums benötigen: sei es durch Be-treuungseinrichtungen an der Hochschule oder mehr Flexibilität im Studienverlauf und in der Lehrorganisation (vgl. Ramm/Bargel 2005; Dippelhofer-Stiem 2012).

Die Befunde des Studierendensurveys 2013 bestätigen die unterschiedliche Aus-gangslage im Familienstand je nach Studierendenstatus eindrücklich. Unter den Teil-zeit- wie unter den Pro-forma-Studierenden sind (oder waren) jeweils 12% verheiratet, unter den Vollzeitstudierenden nicht mehr als 4%.

Noch größer sind die Differenzen bei der Kinderzahl und der damit anfallenden Betreuungsleistung. Keine Kinder haben 95% der Vollzeitstudierenden; ein Kind (3%) oder zwei Kinder und mehr (2%) haben sie demnach nur selten. Unter den Teilzeitstu-dierenden haben aber 14% ein oder mehrere Kinder, und zwar 8% ein Kind und 6%

mindestens zwei Kinder. Diese Anteile mit Kindern unter den Teilzeitstudierenden, auch unter den Pro-forma-Studierenden in fast gleicher Größenordnung, sind so um-fänglich, dass in der Tat mehr Unterstützung bei der Studienbewältigung zu leisten wäre, was auch durch bessere und flexiblere Teilzeitmodelle im Studium erreicht werden könnte (vgl. Bargel/ Bargel 2014).

Gesundheitliche Beeinträchtigungen

Unter den befragten Studierenden geben 9% eine chronische Erkrankung und 3% eine Behinderung an. Erkrankung oder Behinderung können einen unterschiedlichen Schweregrad aufweisen und in unterschiedlichem Maße das Studium beeinträchtigen.

Unabhängig davon sei geprüft, ob Behinderung und Krankheit unter den Teilzeit- und Vollzeitstudierenden unterschiedlich vertreten sind.

Nach den Befunden des Studierendensurveys besteht kein ausgeprägter Zusam-menhang zwischen gesundheitlichen Beeinträchtigungen und Studierendenstatus.

Unter den Vollzeitstudierenden geben mit 11% nur etwas weniger Studierende eine Behinderung oder chronische Erkrankung an als mit 13% unter den Teilzeit- und auch den Pro-forma-Studierenden. Offenbar führt eine Krankheit oder Behinderung kaum zu einer Veränderung im subjektiven Studierendenstatus, d.h. zu einem Wechsel von Vollzeit- zum Teilzeitstudierenden im eigenen Verständnis.

Soziale Herkunft und Geschlecht ohne größere Auswirkungen

Zwei soziale Merkmale werden öfters mit dem Studierendenstatus in Verbindung ge-bracht: zum einen das Geschlecht (gender) der Studierenden, zum anderen die soziale Herkunft, d.h. die Qualifikation im Elternhaus. In beiden Fällen ergeben sich nach den Befunden des Studierendensurveys keine ausgeprägten Zusammenhänge mit dem Studierendenstatus.

Studentinnen sind unter den Teilzeitstudierenden zwar etwas häufiger vertreten, aber die Differenz zum Anteil männlicher Studierender kann nicht als groß bezeichnet werden: Unter den Teilzeitstudierenden sind 62% weiblichen Geschlechts, bei den Vollzeitstudierenden 58%; demnach liegt keine größere proportionale Verschiebung vor. Im Vergleich dazu sind Studentinnen unter den Pro-forma-Studierenden mit 48%

deutlich seltener zu finden. Der etwas höhere Anteil an Studentinnen unter den Teil-zeitstudierenden kann in erster Linie auf ihre stärkere Einbindung in die Betreuung von Kindern zurückgeführt werden.

Die erworbene Qualifikationsstufe der Eltern zeigt keine größere Variation mit dem Studierendenstatus. Die Eltern von Vollzeitstudierenden haben etwas häufiger als die von Teilzeitstudierenden einen Hochschulabschluss vorzuweisen, und zwar im Verhältnis von 45% zu 39% (zumindest ein Elternteil). Diese Differenz nach dem

Stu-STUDIUM, FACHIDENTIFIKATION UND STUDIERENDENSTATUS 135

dierendenstatus fällt aber geringer aus und ist außerdem weniger folgenreich im Ver-gleich zu den Unterschieden bei der Studienfinanzierung.

Studienrelevanz und Fachidentifikation nach Studierendenstatus

Trifft die Annahme zu, dass sich mit dem Teilzeitstatus die Bedeutung von Studium und Wissenschaft sowie die Identifikation mit Fach und Studium verringern? Wenn der reduzierte zeitliche Studieraufwand auch zu einer nachlassenden Studienrelevanz und Fachidentifikation führt, dann geht mit der Verringerung von zeitlicher Präsenz an der Hochschule zugleich ein innerer Abschied vom Studium einher.

Geringere Relevanz von Studium und Wissenschaft bei Teilzeitstudierenden Weit weniger Teilzeit- als Vollzeitstudierende schreiben „Hochschule und Studium“

eine hohe Wichtigkeit zu: Unter den Vollzeitstudierenden nimmt für 61% dieser Le-bensbereich einen zentralen Stellenwert ein, unter den Teilzeitstudierenden sind es nur 38%. Für die Teilzeitstudierenden ist demnach neben der erheblichen Reduzie-rung im zeitlichen Studieraufwand auch eine nachlassende Relevanz von Studium und Hochschule zu verzeichnen, ein Verlust an innerer Bindung an diesen Lebensbe-reich ist bei ihnen offenbar eingetreten (vgl. Tabelle 21).

Tabelle 21

Studierendenstatus als Vollzeit- und Teilzeitstudierende und Relevanz von schule und Studium“ sowie „Wissenschaft und Forschung“ (WS 2012/13)

( Angaben in Prozent )

„Hoch-Relevanz der Lebensbereiche von … Hochschule und Studium

gar nicht/wenig wichtig eher wichtig

sehr wichtig Insgesamt

Wissenschaft und Forschung gar nicht/wenig wichtig eher wichtig

Quelle: Studierendensurvey 1983 - 2013, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Begeisterung für Wissenschaft und Forschung äußern nur 12% der Teilzeitstudie-renden; unter den Vollzeitstudierenden ist mit 22% dieser Anteil immerhin fast dop-pelt so groß. Demnach ist das Interesse an Wissenschaft und Forschung bei ihnen deutlich geringer ausgeprägt; damit haben sie vermehrt eine wichtige Sinnstiftung für ein Studium verloren.

Fach- und Studienidentifikation: unter Teilzeitstudierenden geringer Die Fach- und Studienidentifikation sind bei den Teilzeitstudierenden zwar schwä-cher als bei den Vollzeitstudierenden ausgeprägt, aber die Differenz zwischen ihnen ist weit geringer als gegenüber den Pro-forma-Studierenden.

Die Pro-forma-Studierenden haben besonders selten eine Fachidentifikation auf-recht erhalten (nur 39%). Bei den Teilzeitstudierenden sind es dagegen mit 73% weit mehr, die sich erneut für ihr Fach entscheiden. Und bei den Vollzeitstudierenden ist diese Quote derjenigen, die sich mit dem Studienfach identifizieren, mit 83% am höchsten. Die Wertschätzung für das gewählte Studienfach ist bei Vollzeitstudieren-den gegenüber TeilzeitstudierenVollzeitstudieren-den nur wenig größer ausgeprägt (vgl. Abbildung 17).

Abbildung 17

Status als Vollzeit- und Teilzeitstudierende und Fach- oder Studienidentifikation (WS 2012/13)

(Angaben in Prozent)

Vollzeit- 83

studierende 12

Teilzeit-studierende

Pro forma

Fach Studium

5

andere Ausbildung Identifikation mit…

73 19 8

39 39 22

Quelle: Studierendensurvey 1983 - 2013, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

STUDIUM, FACHIDENTIFIKATION UND STUDIERENDENSTATUS 137

Die geringere Fachidentifikation, die eine Neigung zum Fachwechsel impliziert, wird von den Teilzeitstudierenden weitgehend durch stärkeres Beharren auf einem Studium ausgeglichen. Trotz anderer Fachpräferenzen wollen sie sogar häufiger als Vollzeitstudierende das Studium fortsetzen: Eine starke Studienidentifikation zeigen bei ihnen 19%, bei den Vollzeitstudierenden 12%.

Es kann nicht unterstellt werden, dass Teilzeitstudierende sich vom Studium ver-abschiedet haben. Sie wollen vielmehr möglichst daran festhalten, auch wenn sie, oft wegen Erwerbsarbeit oder Kinderbetreuung, den zeitlichen Aufwand dafür stärker eingeschränkt haben. Aufgrund dieser Lebenssituation wäre es angebracht, Teilzeit-studierende mehr zu unterstützen und ihnen im Studienverlauf und in der Lehrorga-nisation durch mehr flexible Angebote entgegenzukommen.

Teilzeitstudierende: viel größere Unsicherheit bei Studienaufnahme

In der Sicherheit, ein Studium aufzunehmen unterscheiden sich die Studierenden je nach Status erheblich. Von den Vollzeitstudierenden waren sich 56% gänzlich sicher über die Studienaufnahme, von den Teilzeitstudierenden 43% und von den Pro-for-ma-Studierenden mit 39% noch etwas weniger. Studierende, die zunächst nicht stu-dieren wollten oder lange Zeit über eine Studienaufnahme unsicher blieben, befinden sich weit öfters unter den Teilzeitstudierenden (23%) als unter denen im Vollzeitstudi-um (16%); bei den Pro-forma-Studierenden sind es sogar 32%.

Studierendenstatus und Studienerfolg

Es liegt auf der Hand, dass aus einem Teilzeitstudium und dem damit reduzierten Stu-dieraufwand einige Folgen für den Studienverlauf erwachsen. Es ist daher zu fragen:

Inwieweit wirkt sich der Status als „Teilzeitstudierender“ auf den Studienerfolg aus, d.h. auf die Leistungszufriedenheit, die Studiendauer, den potentiellen Fachwechsel oder Studienabbruch?

Mit den bisher erreichten Studienleistungen hat der Studierendenstatus offenbar wenig zu tun, zumindest unterscheiden sich Teilzeit- und Vollzeitstudierende kaum in der Stärke ihrer Zufriedenheit über die bisher erhaltenen Noten. Von den Vollzeitstu-dierenden zeigen sich 31%, von den TeilzeitstuVollzeitstu-dierenden 28% damit sehr zufrieden.

Entsprechend sind 25% der Vollzeitstudierenden gegenüber 28% der Teilzeitstudie-renden mit ihren bisherigen Leistungen wenig zufrieden (vgl. Tabelle 22).

Tabelle 22

Studierendenstatus

(Angaben in Prozent) und Indikatoren zum Studienerfolg (WS 2012/13)

Zufriedenheit mit Studienleistung wenig zufrieden

eher zufrieden sehr zufrieden Insgesamt

Verzug in der Studienplanung 2) kein

gering (1 Sem.) größer (2 Sem. u. mehr) Insgesamt

Erwägen von Fachwechsel 3) gar nicht

gering ernsthafter Insgesamt

Erwägen von Studienabbruch 3) gar nicht

Quelle: Studierendensurvey 1983 - 2013, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

1) Zufriedenheit mit Studienleistung: Skala von 0 = unzufrieden bis 6 = völlig zufrieden; Angaben in Prozent für Kategorien: 0–2 = wenig, 3-4 = eher, 5-6 = sehr zufrieden;

2) Verzug in der Studienplanung: ordinale Kategorien in Prozent;

3) Erwägen von Fachwechsel und Studienabbruch: Skala von 0 = gar nicht bis 6 = ernsthaft; Angaben in Prozent für Kategorien: 0 = gar nicht, 1-2 = gering, 3–6 = ernsthafter.

Stärkere Verzögerung der Studiendauer bei Teilzeitstudierenden

Teilzeitstudierende sind weit öfter als Vollzeitstudierende mit dem Studienverlauf in zeitlichem Verzug. Von den Vollzeitstudierenden verneinen zwei Drittel (67%) hinter ihrer eigenen Studienplanung zurück zu liegen, unter den Teilzeitstudierenden sind es nur 48%; bei den Pro-forma Studierenden ist dieser Anteil ohne Zeitverzug mit 28%

noch erheblich kleiner. Dies entspricht der Erwartung, dass mit einem reduzierten Studieraufwand bei den Teilzeitstudierenden eine entsprechende Verlängerung der Studiendauer einhergeht.

STUDIUM, FACHIDENTIFIKATION UND STUDIERENDENSTATUS 139

In der Erhebung 2013 denken Voll- wie Teilzeitstudierende nahezu gleich häufig an einen Fachwechsel: In ernsthafterer Weise sind es unter den Vollzeitstudierenden 6%, unter den Teilzeitstudierenden 7%. Entsprechend schließen einen Fachwechsel von den Vollzeitstudierenden 85%, von den Teilzeitstudierenden 84% im Grunde völ-lig aus. Deutlich anders sieht es bei den Pro-forma-Studierenden im Hinblick auf ei-nen Fachwechsel aus: Sie erwägen ihn nur zu zwei Drittel gar nicht (69%), aber 26%

denken ernsthaft darüber nach (vgl. Tabelle 22).

Studienabbruch ist für Teilzeitstudierende öfters ein Thema

Die Aufgabe des Studiums ist für Teilzeitstudierende deutlich häufiger ein Thema als für Vollzeitstudierende. Immerhin 11%, die sich als Teilzeitstudierende einstufen, er-wägen den Studienabbruch ernsthafter; unter den Vollzeitstudierenden dagegen nur 4%. So steht für 84% der Vollzeit-, aber nur für 75% der Teilzeitstudierenden ein Studi-enabbruch gegenwärtig gänzlich außerhalb ihrer Überlegungen.

Der Übergang in den Status als Teilzeitstudierender kann im Bachelorstudium

Der Übergang in den Status als Teilzeitstudierender kann im Bachelorstudium