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Konzept und Durchführung des Studierendensurveys

2 Studienentscheidung, Fachwahl und Studienmotive

2.3 Erwartungen an den Nutzen eines Studiums

Die Erwartungen der Studierenden an den Nutzen eines Studiums sind im Allgemei-nen sehr hoch. Neben der Möglichkeit, eine interessante Arbeit zu haben und fundier-tes Wissen über das Fachgebiet zu erlangen, spielen das Interesse an einer wissen-schaftlichen Ausbildung sowie das zu erwartende Einkommen eine große Rolle. Dabei haben sich die Prioritäten der Studierenden in den letzten Jahren kaum verändert.

STUDIENENTSCHEIDUNG, FACHWAHL UND STUDIENMOTIVE 93

Interessante Arbeit besonders wichtig

Als größten Nutzen erwarten die Studierenden von ihrem Studium die Aussicht auf eine interessante Arbeit. Fast vier Fünftel der Studierenden an Universitäten und Fachhochschulen hoffen, dies mit einem abgeschlossenen Studium zu erreichen (vgl.

Abbildung 9).

Abbildung 9

Nutzenerwartungen an ein Hochschulstudium (WS 2012/13)

(Skala von 0 = nicht nützlich bis 6 = sehr nützlich; Angaben in Prozent für Kategorien: 5-6 = sehr nützlich

79 75

später eine interessante Arbeit haben

mehr über das gewählte Fachgebiet erfahren

mir ein gutes Einkommen sichern eine gute wissenschaftliche Ausbildung erhalten

meine Vorstellungen und Ideen entwickeln eine allgemein gebildete Persönlichkeit werden zur Verbesserung der Gesellschaft beitragen

67 58 56 51 43

anderen Leuten später

besser helfen können 40

eine hohe soziale

Position erreichen 31

Berufsanfang möglichst lange hinausschieben 8

Quelle: Studierendensurvey 1983 - 2013, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

An zweiter Stelle folgt der Nutzen, mehr über das gewählte Fach zu erfahren. Drei Viertel der Studierenden erwarten von ihrem Studium vertiefte Kenntnisse über das gewählte Fachgebiet.

Für insgesamt 67% der Studierenden ist es besonders wichtig, eine gute wissen-schaftliche Ausbildung zu erhalten, erst danach kommt die Aussicht auf ein gutes

Einkommen nach Studienabschluss (58%). Für ihre persönliche Entwicklung sehen die Studierenden ebenfalls einigen Nutzen: 56% halten ein Studium für sehr nützlich, um ihre Ideen und Vorstellungen zu entwickeln, und etwas mehr als die Hälfte geht davon aus, durch das Studium eine allgemein gebildete Persönlichkeit zu werden.

Weniger bedeutend ist für die Studierenden die Option, zur Verbesserung der Ge-sellschaft beizutragen: 43% der Befragten halten dafür den Nutzen eines Studiums für besonders hoch. Noch etwas weniger, nämlich 40%, hoffen, nach einem Studium an-deren besser helfen zu können. Auch hinsichtlich der Möglichkeit, durch das Studium eine hohe soziale Position zu erreichen, sehen nur 31% der Studierenden einen sehr hohen Nutzen.

Um den Eintritt in das Arbeitsleben hinauszuzögern wird in heutiger Zeit aller-dings kaum mehr studiert; nur 8% der Studierenden sehen hier einen sehr großen Nutzen für sich. Dies entspricht auch der Studienplanung vieler Studierenden, die das Studium möglichst schnell und gut abschließen möchten (vgl. Kapitel 5).

Erwartungen an den Nutzen des Studiums nehmen weiter zu

Die Erwartungen, die an den Nutzen eines Hochschulstudiums geknüpft werden, bleiben seit der Einführung der gestuften Studienstruktur mit den Bachelor- und Masterabschlüssen konstant hoch bzw. nehmen sogar zu (vgl. Tabelle 11).

Seit der Erhebung 2001 haben zwei Erwartungen besonders stark zugenommen, die auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen können. Zum einen ist es die Aus-sicht auf ein gutes Einkommen mit einer Zunahme um 16 Prozentpunkte, zum ande-ren die Absicht, nach einem Studium zur Verbesserung der Gesellschaft beitragen zu können, mit einer Zunahme um 17 Prozentpunkte.

Während 2001 lediglich 26% der Studierenden einen sehr großen Nutzen in der Chance sahen, zur gesellschaftlichen Verbesserung beitragen zu können, so sind dies im Jahr 2013 immerhin 43%. Diese Entwicklung widerspricht Annahmen, dass die Bereitschaft zur öffentlichen Verantwortung unter den Studierenden in den letzten Jahren zurück gegangen sei. Sie bestätigt aber, dass für die Studierenden heute öfters materielle Aspekte (Einkommen) und ideelle Aspekte (gesellschaftliche Verbesserung) nicht gegensätzlich sind, sondern gleichermaßen wichtig genommen werden.

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Tabelle 11

Nutzenerwartungen an ein Hochschulstudium (2001 - 2013)

(Skala von 0 = nicht nützlich bis 6 = sehr nützlich; Angaben in Prozent für Kategorien 5-6 = sehr nützlich)

Nutzenerwartungen interessante Arbeit Fachausbildung gute wissenschaftliche Ausbildung

eigene Ideen entwickeln Allgemeinbildung gutes Einkommen hohe soziale Position anderen Menschen helfen Gesellschaft verbessern

Quelle: Studierendensurvey 1983 - 2013, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Bei diesen Erwartungen an den Nutzen eines Studiums lassen sich zwischen Stu-dierenden der Universitäten und Fachhochschulen nur geringe Unterschiede feststel-len. Studierende an Universitäten erwarten etwas häufiger eine gute wissenschaftliche Ausbildung und vertiefte Kenntnisse über das von ihnen gewählte Fachgebiet. In sehr geringem Maße erhoffen sich Studierende der Fachhochschulen etwas bessere Ein-kommensaussichten.

Unterschiedliche Erwartungsprofile nach Fächergruppen

Je nach Fächergruppen sind die Erwartungen, die an ein Hochschulstudium gestellt werden, recht unterschiedlich. Allgemein wird der Nutzen eines Studiums als sehr hoch eingeschätzt, um später eine interessante Arbeit zu haben. Besonders hoch wird in dieser Frage der Ertrag von den Studierenden der Medizin eingeschätzt.

Ein gutes Einkommen ist dagegen von unterschiedlicher Bedeutung für die Studie-renden der einzelnen Fächergruppen: An Fachhochschulen erwarten es nur 30% der Studierenden der Sozialwissenschaften gegenüber 79% in den Wirtschaftswissen-schaften. Auch die angehenden Juristen stufen den Nutzen eines Studiums für ein gutes Einkommen überwiegend als sehr gut ein. Ihnen erscheint auch die Möglichkeit, eine hohe soziale Position zu erreichen, verhältnismäßig gut durch ein Studium

vor-bereitet. In diesem Punkt hegen die angehenden Sozialwissenschaftler der Fachhoch-schulen keine besonderen Hoffnungen, nur knapp 22% von ihnen glauben, dass sie durch das Studium ihren sozialen Status verbessern können (vgl. Tabelle 12).

Tabelle 12

Erwartungen an den Nutzen eines Hochschulstudiums nach Fächergruppen (WS 2012/13)

(Skala von 0 = nicht nützlich bis 6 = sehr nützlich; Angaben in Prozent für Kategorien: 5-6 = sehr nützlich)

Nutzen-

Fachhochschulen Soz.- Wirt.- Ing.-

Quelle: Studierendensurvey 1983 - 2013, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Neben einer interessanten Arbeit erwarten die angehenden Naturwissenschaftler, im Vergleich mit Studierenden anderer Fächergruppen, am häufigsten eine gute wis-senschaftliche Ausbildung an der Hochschule. Allerdings sehen darin auch mindes-tens 60% der Studierenden in den übrigen Fächergruppen einen sehr großen Nutzen.

Größere Unterschiede ergeben sich bei der Aussicht, anderen später besser helfen zu können. Hier erhoffen sich die Studierenden der Medizin den größten Nutzen, ebenso die Studierenden der Sozialwissenschaften an Fachhochschulen. Am wenigs-ten nützlich scheint den Studierenden der Wirtschaftswissenschafwenigs-ten ein Studium, um anderen Menschen zu helfen.

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Geringe Unterschiede nach Geschlecht

Im Allgemeinen unterscheiden sich Studentinnen und Studenten nur wenig in ihren Erwartungen über den Nutzen eines Hochschulstudiums. Studenten sehen etwas mehr Nutzen für ein gutes Einkommen nach einem gelungenen Studienabschluss. So erwarten an den Fachhochschulen 69% der männlichen Studierenden ein gutes Ein-kommen nach dem Studium, im Gegensatz zu 53% der weiblichen Studierenden (vgl.

Abbildung 10).

Abbildung 10

Nutzen des Hochschulstudiums nach Geschlecht (WS 2012/13)

(Skala von 0 = nicht nützlich bis 6 = sehr nützlich; Angaben in Prozent für Kategorien 5-6 = sehr nützlich) später eine interessante

Arbeit haben 81

mehr über das gewählte Fachgebiet erfahren eine gute wissenschaftliche Ausbildung erhalten eine hohe soziale Position erreichen

Quelle: Studierendensurvey 1983 - 2013, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Etwas mehr Studenten als Studentinnen halten ein Studium für sehr nützlich, um später eine hohe soziale Position zu erreichen. Studentinnen erwarten dafür häufiger, mit einem Hochschulstudium anderen später helfen zu können. Ebenso wird die Ent-wicklung zu einer allgemein gebildeten Persönlichkeit von ihnen etwas höher einge-schätzt.

Die Erwartungen an den Nutzen eines Studiums differieren stärker mit dem beleg-ten Fach als mit dem Geschlecht. Ein interessanter Bezug sei jedoch vermerkt: In den Ingenieurwissenschaften erhoffen sich eher die Studenten als die Studentinnen, zur Verbesserung der Gesellschaft beitragen zu können. An Universitäten erwarten 42%

der Studenten davon einen sehr hohen Nutzen, von den Studentinnen nur 26%.

Nutzenerwartungen nehmen im Studienverlauf leicht ab

Grundsätzlich bleiben die Nutzenerwartungen an das Studium auf hohem Niveau, auch in einer fortgeschrittenen Studienphase. Dennoch lässt sich im Laufe des Studi-ums ein leichter Rückgang der Erwartungen, die an das Studium gestellt werden, fest-stellen. Im ersten und zweiten Semester halten noch 64% ein Studium für sehr nütz-lich, um ein gutes Einkommen zu erlangen. Im neunten und zehnten Semester sind es nur noch 59%. Gleichzeitig denken 36% der Studierenden am Anfang des Studiums, dass sie daraus einen sehr großen Nutzen zur Erreichung einer hohen sozialen Positi-on ziehen können; bis zum zehnten Semester sind dies nur noch 31%.

Auch die Vorstellung, anderen besser helfen zu können, nimmt mit fortschreiten-dem Studium um 10 Prozentpunkte ab; von 47% im zweiten Semester bis auf 37% im 10. Semester. Hinsichtlich ihrer Allgemeinbildung sehen die Studienanfänger einen großen persönlichen Nutzen. Hier schwinden die Erwartungen im Laufe des Studiums ebenfalls. In der Anfangsphase sehen 55% der Studierenden einen sehr hohen Nutzen, durch das Studium zu einer allgemein gebildeten Persönlichkeit zu werden, zum Ende hin sind es noch 49%.

Nutzenerwartungen und Studiersicherheit

Studierende, die sich von vornherein sicher waren, dass sie ein Studium aufnehmen werden, haben höhere Erwartungen an dessen Nutzen. Am auffälligsten sind die Dif-ferenzen in der Erwartung an eine gute wissenschaftliche Ausbildung. Von denjenigen Studierenden, die eigentlich nicht studieren wollten, erwarten 54%, eine gute wissen-schaftliche Ausbildung zu erhalten.

Mit wachsender Studiersicherheit steigt die Erwartung an die wissenschaftliche Ausbildung, denn von den Studierenden, die sich schon lange auf ein Studium festge-legt hatten, erwarten 72% einen sehr großen Nutzen hinsichtlich der Wissenschaft-lichkeit ihrer Ausbildung, eine Differenz von beachtlichen 18 Prozentpunkten.

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Von ihrer Hochschulausbildung erhoffen sich die Studierenden am häufigsten, später eine interessante Arbeit zu erhalten, und zwar unabhängig davon, ob sie sich früh für ein Studium entschieden haben oder nicht. Bei sehr hoher Studiersicherheit gehen allerdings 83% der befragten Studierenden davon aus, später einer spannenden Tätigkeit nachzugehen. Ihre Kommilitonen, die ursprünglich eigentlich nicht studie-ren wollten, erwarten dies nur zu 69%.

Bei der Möglichkeit, ein größeres Fachwissen zu erwerben oder eigene Ideen zu entwickeln, ist eine Differenz von 13 Prozentpunkten erkennbar zwischen denjenigen mit sehr sicherer gegenüber denen mit unsicherer Studienabsicht. Das Erreichen einer hohen sozialen Position erwarten 24% derjenigen, die eigentlich nicht studieren woll-ten, doch 36% derjenigen, die sich schon sehr lange sicher waren, ein Hochschulstudi-um aufzunehmen.

Viele Studierende erwarten ein gutes Einkommen nach dem Studium. Jedoch gibt es auch hier eine Differenz von 11 Prozentpunkten zwischen denjenigen, die nicht studieren wollten und denjenigen, für die ein Studium von vornherein feststand. Ge-ringere Unterschiede in den Nutzenerwartungen zwischen den „sicheren“ und den

„unsicheren“ Studierenden bestehen in der Option, anderen mit einem Hochschulstu-dium besser helfen zu können oder etwa die Zeiten der Berufstätigkeit etwas hinaus-zuschieben.

Die Nutzenerwartungen an ein Studium sind insgesamt hoch und haben in den letzten Jahren noch zugenommen. Dabei steht als erwarteter Ertrag vor allem die Hoffnung auf eine interessante Arbeit im Vordergrund. Ebenfalls einen hohen Stel-lenwert hat die Möglichkeit, mehr über das gewählte Fach zu erfahren. Die wissen-schaftliche Ausbildung steht an der dritten Stelle. Das zu erwartende Einkommen und die soziale Position nehmen in der Bedeutung nicht die obersten Stellen der studenti-schen Erwartungen ein.

Dass die Erwartungen der Studierenden an den Nutzen eines Studiums hoch aus-fallen und tendenziell noch angestiegen sind, entspricht dem allgemeinen Trend, dass ein Studium in der Wissensgesellschaft immer wichtiger wird. Darin ist auch begrün-det, dass immer mehr junge Menschen sich für ein Studium entscheiden, ungeachtet mancher Kritik im Einzelnen, die nach der Umstellung auf die gestuften Studienstruk-turen geäußert wurde.