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Konzept und Durchführung des Studierendensurveys

Angebote 1) zur Unterstützung beim Übergang an die Hochschule und zur Studien- Studien-einführung und ihre Teilnahme 2) durch die Studierenden (WS 2012/13)

4 Anforderungen und Studierbarkeit

4.4 Ansprüche an das Lernen

Unter die vielfältigen Anforderungen, die ein Fachbereich an seine Studierenden stellt, fallen auch Ansprüche an das Lernen. Dies sind zum einen Anforderungen an den Erwerb von Faktenwissen und zum anderen Ansprüche an die Arbeitsintensität, also möglichst viel und intensiv für das Studium zu arbeiten, um regelmäßige Leistungs-nachweise erbringen zu können. Schließlich fallen darunter auch inhaltliche Ansprü-che, wie zugrundliegende Prinzipien zu verstehen und sich mit Theorien oder theore-tischen Systemen auseinander zu setzen.

Die Anforderungen an den Faktenerwerb werden an Universitäten von knapp der Hälfte der Studierenden als im Umfang gerade richtig bezeichnet. Jedoch fühlt sich etwas mehr als ein Drittel der Studierenden mit dem Wissenserwerb überfordert, während nur 13% berichten, dass die Ansprüche ihnen zu gering sind, sie sich also unterfordert fühlen. An Fachhochschulen sind die Ansprüche an das Faktenwissen ausgewogener als an Universitäten, denn 61% der Studierenden halten sie für ausge-glichen, während jeweils etwa ein Sechstel der Studierenden sie für zu hoch bzw. zu gering hält (vgl. Abbildung 22).

Die erforderliche Arbeitsintensität erscheint den Studierenden häufiger als über-zogen. Die erfahrene Anforderung, viel und intensiv für das Studium zu arbeiten, be-zeichnet die Hälfte der Studierenden an Universitäten als zu hoch. Sie fühlen sich damit überfordert. Dagegen stehen 37%, die den Anspruch als passend ansehen. An

Fachhochschulen hält knapp die Hälfte der Studierenden die geforderte Arbeitsinten-sität für gerade richtig, und etwa jeder dritte fühlt sich überfordert.

Abbildung 22

Anforderungen an das Lernen an Universitäten und Fachhochschulen (WS 2012/13)

(Skala von 1 = viel zu wenig bis 5 = viel zu viel; Angaben in Prozent für Kategorien: 1-2 = zu wenig, 3 = gerade richtig, 4-5 = zu viel, 6 = kann ich

kann ich nicht beurteilen

Darauf legt mein Fachbereich Wert

Universitäten

viel und intensiv zu arbeiten sich mit Theorien auseinander zu

Quelle: Studierendensurvey 1983 - 2013, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Besser ausgewogen ist nach Ansicht der Studierenden die Anforderung, regelmäßig Leistungsnachweise zu erbringen. An beiden Hochschularten hält über die Hälfte der Studierenden das Ausmaß für richtig. Zu viel Wert darauf legen die Fachbereiche für mehr als ein Drittel der Studierenden an Universitäten und für knapp ein Drittel an Fachhochschulen.

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Recht angemessen erscheint den Studierenden der Wert, der dem Verstehen von zugrunde liegenden Prinzipien beigemessen wird. Rund zwei Drittel halten den An-spruch für gerade richtig. Überfordert sind damit kaum Studierende, aber jeder vierte an Universitäten und jeder fünfte an Fachhochschulen ist der Ansicht, dass die Fach-bereiche darauf zu wenig Wert legen. Ein Teil der Studierenden vermisst damit eine tiefere Einsicht in das Gelernte.

Hinsichtlich der Anforderung, sich mit Theorien auseinander zu setzen, ist etwa je-der zweite Studierende zufrieden. An Universitäten fühlen sich etwas mehr Studieren-de damit über- als unterforStudieren-dert, an Fachhochschulen ist das Verhältnis umgekehrt.

Nach Ansicht der Studierenden wird an Universitäten häufiger als an Fachhoch-schulen großer Wert auf den Faktenerwerb, auf intensives Arbeiten und theoretische Kenntnisse gelegt. Gleichzeitig sind für viele Studierende an Universitäten diese An-sprüche häufiger überzogen. Somit lässt sich festhalten, dass an den Universitäten ein höheres Anforderungsniveau besteht, das einigen Studierenden Probleme bereitet.

Überlastung geht leicht zurück

Im Zeitvergleich sind die Ansprüche an das Lernen für die Studierenden etwas ange-messener geworden. Etwas weniger Studierende berichten 2013 von Überlastungen und etwas mehr Studierende halten die Anforderungen für gerade richtig als drei Jah-re zuvor. Deutliche Verbesserungen erleben die StudieJah-renden an Fachhochschulen hinsichtlich der Arbeitsintensität und den Leistungsnachweisen. Hier berichten etwa um zehn Prozentpunkte weniger Studierende von zu hohen Anforderungen. Damit haben vor allem die Fachhochschulen in jüngster Zeit diesen Bereich der Studierbar-keit erkennbar verbessert. Ihre erfolgreichen Bemühungen um die Verbesserung der Studienbedingungen werden von den Studierenden wahrgenommen und anerkannt.

Häufige Überlastung bei Staatsexamensstudierenden

Die Anforderungen an den Faktenerwerb sind insbesondere in Studiengängen mit Staatsexamen für die Studierenden zu hoch. 57% dieser Studierenden fühlen sich bei diesem Anspruch überfordert. Nur jeder dritte Studierende hält das Ausmaß für an-gemessen. Bei den neuen Studienabschlüssen scheinen die Anforderungen an das Faktenlernen weit besser abgestimmt, im Masterstudium noch etwas besser als im Bachelorstudium.

Auch die Arbeitsintensität wird in den Fächern mit Staatsexamen mehrheitlich als überzogen beurteilt, 59% der Studierenden fühlen sich damit überfordert. Im Bache-lorstudium ist an den Universitäten jeder zweite Studierende der Ansicht, dass die Fachbereiche zu viel Wert darauf legen, viel und intensiv für das Studium zu arbeiten.

Etwas seltener fühlen sich die Masterstudierenden überfordert. An Fachhochschulen fallen kaum Unterschiede in den Anforderungen auf, jeweils ein Drittel der Studieren-den fühlt sich mit der geforderten Arbeitsleistung überlastet (vgl. Tabelle 38).

Tabelle 38

Anforderungen an das Lernen an Universitäten und Fachhochschulen nach Abschlussart (WS 2012/13)

(Skala von 1 = viel zu wenig bis 5 = viel zu viel; Angaben in Prozent für Kategorien: 3 = gerade richtig, 4-5 = zu viel)

Anforderung Bachelor

Faktenwissen erwerben

gerade richtig 51

zu viel 30

viel und intensiv arbeiten

gerade richtig 37

zu viel 49

regelm. Leistungsnachweise

gerade richtig 54

zu viel 33

Prinzipien verstehen

gerade richtig 68

zu viel 7

mit Theorien auseinandersetzen

gerade richtig 49

zu viel 30 Bachelor Master

59 68

Quelle: Studierendensurvey 1983 - 2013, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

Auf regelmäßige Leistungsnachweise wird nach Ansicht der Universitätsstudieren-den am häufigsten im Masterstudium und bei StaatsexamensstudierenUniversitätsstudieren-den zu viel Wert gelegt. Zwei Fünftel der Studierenden halten die Ansprüche daran für überzogen.

Im Bachelorstudium berichtet im Vergleich dazu ein Drittel von zu häufigen Leis-tungsnachweisen. An Fachhochschulen erfahren Studierende beider Abschlussarten eine vergleichbare Situation, knapp ein Drittel fühlt sich damit überfordert, aber drei Fünftel halten sie für akzeptabel.

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Die Anforderungen an das Verständnis von zugrundeliegenden Prinzipien wird bei allen Studienabschlüssen ähnlich ausgewogen beurteilt, nur wenige Studierende füh-len sich damit überfordert. Studierende mit Staatsexamensabschluss halten die An-sprüche allerdings seltener als andere für angemessen.

Die Auseinandersetzung mit Theorien erscheint den Studierenden in Studiengän-gen zum Staatsexamen selten angemessen, nur zwei Fünftel beurteilen das Ausmaß als gerade richtig, während dies in den Studiengängen zum Bachelor und Master wenigs-tens jeder zweite Studierende bestätigt. Damit überfordert fühlt sich an Universitäten rund jeder vierte Studierende. An Fachhochschulen sind die Bachelorstudierenden häufiger mit den theoretischen Ansprüchen zufrieden als die Masterstudierenden und sie fühlen sich seltener dadurch überfordert (vgl. Tabelle 38).

Insgesamt sind die Anforderungen an das Lernen am seltensten in Studiengängen mit Staatsexamen ausgewogen und angemessen, sondern werden von vielen Studie-renden als überzogen erlebt. Diese StudieStudie-renden sind deutlich mehr belastet als Ba-chelorstudierende, die ihrerseits etwas häufiger Überforderungen als die Masterstu-dierenden erfahren.

Hohe, aber unausgeglichene Ansprüche in der Medizin

In den verschiedenen Fächergruppen sind die Anforderungen an das Lernen sehr unterschiedlich. Die höchsten Leistungserwartungen werden an die Studierenden der Medizin gestellt. Vor allem die Ansprüche an den Erwerb eines umfangreichen Fak-tenwissens und an die Arbeitsintensität hält eine Mehrheit von zwei Dritteln der Stu-dierenden für überzogen. Aber auch mit den regelmäßigen Leistungsnachweisen fühlt sich noch die Hälfte der Studierenden sehr beansprucht. Auffällig ist in der Medizin außerdem, dass die Studierenden viel seltener als ihre Kommilitonen angemessene Ansprüche an das Verständnis von zugrundeliegenden Prinzipien oder an die Beschäf-tigung mit Theorien erleben. Die Medizinstudierenden sehen sich in ihrem Studium einseitig hohen Arbeitsanforderungen gegenüber, die nicht durch ein entsprechendes Grundlagenverständnis gestützt werden (vgl. Tabelle 39).

Auch die Studierenden der Rechtswissenschaften berichten relativ häufig von Überforderungen, insbesondere hinsichtlich des Anspruches, viel und intensiv für das Studium zu arbeiten, während sie eher seltener durch regelmäßige

Leistungsnachwei-se gefordert sind. Im Vergleich zur Medizin wird bei ihnen aber viel häufiger ein gutes Prinzipienverständnis gefördert.

Tabelle 39

Anforderungen an das Lernen nach Fächergruppen (WS 2012/13)

(Skala von 1 = viel zu wenig bis 5 = viel zu viel; Angaben in Prozent für Kategorien: 3 = gerade richtig, 4-5 = zu viel)

Universitäten Anforderung Kult. Soz.

wiss. wiss.

Fachhochschulen Soz.- Wirt.- Ing.-

Quelle: Studierendensurvey 1983 - 2013, AG Hochschulforschung, Universität Konstanz.

In den Wirtschafts-, Natur- und Ingenieurwissenschaften hält mehr als die Hälfte der Studierenden die Arbeitsintensität für zu hoch, jeder dritte fühlt sich durch die Leistungsnachweise überfordert. Die Wirtschaftswissenschaften heben sich allerdings von den anderen beiden Fächergruppen dadurch ab, dass sie häufiger einen zu großen Faktenerwerb bemängeln und sich am häufigsten insgesamt durch zu hohe Ansprü-che an den Theorieerwerb überfordert fühlen.

In den Kultur- und Sozialwissenschaften sind die Ansprüche an das Lernen für die Studierenden vergleichsweise angemessener, in den Kulturwissenschaften noch häu-figer als in den Sozialwissenschaften. Vor allem die Arbeitsintensität fällt ausgewoge-ner aus als in anderen Fächergruppen, während Fakteausgewoge-nerwerb und Leistungsnachwei-se vergleichbar zu den Natur- und IngenieurwisLeistungsnachwei-senschaften gehandhabt werden. Hin-sichtlich des Theorieverständnisses haben allerdings die Studierenden der

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senschaften deutlich höhere Ansprüche in ihrem Studium zu erfüllen als ihre Kommi-litonen in den Kulturwissenschaften.

An den Fachhochschulen berichten die Studierenden der Wirtschaftswissenschaf-ten am selWirtschaftswissenschaf-tensWirtschaftswissenschaf-ten von angemessenen Ansprüchen an das Lernen. Überfordert fühlen sich beim Faktenerwerb und der Arbeitsintensität am wenigsten die Studierenden der Sozialwissenschaften, hinsichtlich des Theorieverständnisses die Studierenden der Ingenieurwissenschaften.