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Organisation der Kooptation:

Artifi cial Intelligence Jack McDevitt

6.2 Organisation der Kooptation:

Die Crowd-Plattform als Sourcing-Partner der Unternehmen Die Anbindung der Peers an die Wertschöpfungskette vollzieht sich vor allem durch die Verwendung von Plattformen: Diese kann man sich als virtuellen Arbeitsräume vorstel-len, welche die verschiedenen Peers miteinander verknüpfen, den Austausch von Informa-tionen und Arbeitsinhalten ermöglichen und die Arbeit der Peers durch verschiedene Al-gorithmen und Prozeduren regeln. Da Unternehmen sowohl die Kostensenkung (Exploit) als die Innovationen (Explore) suchen, haben sich hier konsequenterweise verschiedene Arten von Crowd-Plattformen entwickelt. Im Gegensatz zu den P2P-Plattformen kam es bei diesen ‚kommerzialisierten’ Plattformen natürlich zu maßgeblichen Änderungen für die beteiligten Peers, welche dann auch zu Crowdworkern mutierten, die

• für ihre Tätigkeiten auch entlohnt werden, zumindest bei einem Zuschlag (Gewinn einer Ausschreibung) oder wenn ein vordefi niertes Ziel erfüllt wird (z.B. Finden eines Softwarefehlers);

• nicht mehr gemeinsam mit anderen selbstgesteuert an Aufgabenstellungen arbeiten, sondern eher durch die Prozeduren bzw. Algorithmen der kommerziellen Plattform eingeteilt, gesteuert und entlohnt werden: Selbststeuerung wird zurückgedrängt und ist nur mehr innerhalb eng umrissener Arbeitsschritte möglich, was wiederum zu einer Machtasymmetrie zulasten der Crowdworker führt;

• ein Plattformunternehmen als Intermediär zwischen dem Auftraggeber und dem Peer/

Crowdworker vorfi nden (Al-Ani/Stumpp 2015: 10).

Folgende Typen von Plattformen lassen sich beobachten:

6.2.1 Effi zienzplattformen (Microtasks)

Bei dieser Art des Sourcings werden vor allem kleinteilige Aufgaben an die Peers der Crowd übergeben, die diese ohne große Vorkenntnisse und zumeist isoliert abarbeiten können. Hierzu zählen etwa Assistenzfunktionen (Micro-Tasking), einfache Testfälle im Softwareentwicklungsbereich und natürlich die einfachen operativen Aufgaben für Unter-nehmen im Rahmen der Amazon Mechanical Turk-Plattform (Al-Ani 2015: 11). Generell werden diese Aufgaben im Rahmen von spezialisierten kommerziellen Plattformen der je-weils angeschlossen Crowd angeboten. Die Crowdworker suchen sich Tätigkeiten aus und werden für diese Arbeit entlohnt. Eindrücklich wird hier erkennbar, wie die Algorithmen der Plattform den Arbeitseinsatz determinieren: Wer, wann welchen Zuschlag erhält und wie viel abgerechnet werden kann, wird über diese Protokolle festgelegt. Effi zienzvorteile für das Unternehmen entstehen bei dieser Art des Crowdsourcing vor allem durch das Einsparen von internen Ressourcen, die dann in ‚wertschöpfendere‘ Tätigkeiten umgelei-tet werden können.

Tabelle 1 Beispiele für Effi zienzvorteile durch Crowdsourcing. Quelle: Al-Ani (2015: 11) Crowdsourcer Aufgabe der Crowd

Effi zienzvorteile

Tennis Point Der Online-Versandhändler Tennis-Point.de lässt von der Crowd suchmaschinen-optimierte Artikelbeschreibungen für die Sportprodukte im Sortiment der eigenen Website verfassen.

Webbosaurus GmbH Mithilfe der Crowd ist die Webbosaurus GmbH in der Lage, Datenanalysen und Datenauswertungen im Rahmen von Social Media Monitorings für die eigenen Kunden durch-führen zu lassen.

GetYourGuide GetYourGuide.de verkauft Tickets für Sehenswürdigkeiten auf der ganzen Welt. Die Crowd unterstützt das Unterneh-men bei der umfassenden Fehleranalyse auf der Website.

Man kann aufgrund jüngster Entwicklungen vermuten, dass solche Effi zienzplattformen sich aus dem Bereich der einfachen Aufgaben weiterentwickeln und auch komplexe und hochqualitative Aufgaben übernehmen werden. Beispiele zeigen etwa, dass mit diesen Arbeitslogiken etwa auch Studienarbeiten begutachtet und ärztliche Gutachten erstellt werden können.154

154 Zu den ärztlichen (Zweit-) Gutachten über Plattformen vgl. Schultze/Hibbeler (2011). Für die Korrektur von Studienarbeiten auf der Plattform Udacity vgl. Knowledge@Wharton (2015).

6.2.2 Innovationsplattformen

Innovationen sind die eigentliche Kompetenz der P2P-Kollaborationen, die oft aus Aber-tausenden von Kreativen und Wissenden bestehen. Auch hier entstehen schon speziali-sierte kommerzielle Plattformen, welche die Transaktionskosten zur Anbahnung einer solchen Kollaboration zwischen der Crowd und der Unternehmung reduzieren sollen und auch das Management solcher recht komplexer Transaktionen übernehmen (siehe Tabelle 2). Unternehmen stellen hier ihre Aufgabenstellungen oftmals im Zuge von Wettbewerben auf spezialisierte Plattformen ein und laden die Peers zu entsprechenden Einreichungen ein. Den Gewinnern der Wettbewerbe wird in der Regel ein Preisgeld ausbezahlt (Al-Ani 2015: 13). Ähnlich wie bei Effi zienzleistungen ist der einzelne Peer hier eigentlich wieder isoliert: Der P2P-Gedanke wird durch einen Intermediär der Plattform ersetzt, der die Arbeit und auch die Kommunikation der Peers untereinander steuert. Diese stimmen sich nicht mehr untereinander ab, sondern werden über die Plattform und ihre Algorithmen gesteuert.

Tabelle 2 Beispiele Innovationsvorteile durch Crowdsourcing. Quelle: Al-Ani (2015: 12) Crowdsourcer Aufgabe der Crowd

Innovation- svorteile

Jovoto Auf dieser Plattform sind über 50.000 Kreative organ-siert, die für Unternehmen im Rahmen von Wettbewerben (Crowdstorms) Design- und Marketingleistungen erbringen.

InnoCentive Über 350.000 Peers sind auf dieser Plattform zu fi nden, die sich für Unternehmen mit Problemlösungen im Bereich der Technik, Natur- und Sozialwissenschaften beschäftigen.

6.2.3 Ressourcen- und Arbeitsvermittlung

Standen bei den ersten beiden Sourcing-Varianten die Arbeitsergebnisse im Vordergrund und weniger die zu erbringenden Ressourcen – diese waren sogar zumeist im Sinne des meritokratischen Konzeptes ‚irrelevant‘ – so weisen die zur Zeit mächtigsten Crowdsour-cing-Plattformen eher eine reine Vermittlungsfunktion auf (siehe Tabelle 3). Unternehmen können dort die richtigen Mitarbeiter bzw. Skills suchen und Crowdworker fi nden relevan-te Projekrelevan-te für ihre Mitarbeit. In dem Zusammenhang muss man sich deshalb die Frage stellen, ob man in diesem Kontext überhaupt von einem Crowdsourcing-Vorgang sprechen kann. Hier werden ja nicht die Arbeitsergebnisse der Crowdworker abgerufen, sondern ihre potenzielle Arbeitskraft. Über die hierfür spezialisierten Plattformen werden deshalb auch keine Arbeitsergebnisse erstellt wie bei den Kategorien Effi zienz und Innovation, sondern die ausgesuchten Teilnehmer dieser Art von Plattformen werden dann nach einem Matching in der Regel zu ‚freien Mitarbeitern‘ des suchenden Unternehmens. In diesem Zusammenhang haben derartige Vermittlungsplattformen eine ähnliche Funktion wie einschlägige Personalberatungen und -vermittlungen. Es müssen auch keine neuartigen

Rechtsverhältnisse entstehen, da die Crowdworker Dienst- oder Werkverträge mit dem Unternehmen abschließen werden. Auch hier ist ein Beschäftigungseffekt schwer zu er-kennen. In dem Sinne, in dem es nun einfacher wird, externe Mitarbeiter zu fi nden, könnte man spekulativ eine Stärkung dieser Art von Mitarbeiterkategorie vermuten.

Tabelle 3 Beispiele der Ressourcenvermittlung durch Plattformen. Quelle: Al-Ani (2015: 12) ,Crowdsourcing‘-

Plattform Aufgaben und Fähigkeiten der ‚Crowd‘

Beschreibung

Elance Elance existiert bereits seit 1999 und ist eine globale Ver-mittlungsplattform für Freelancer mit Professionen in den Bereichen Web- und App-Programmierung, Design, Text-verfassung und Marketing. Jeder Freelancer hat ein individu-elles Profi l und kann nach Jobs und Auftraggebern suchen, Gebote für Jobs abgeben und im Online-Arbeitsraum mit anderen Freelancern zusammenarbeiten.

oDesk Aufgrund ähnlicher Aufgabenbereiche und einer größeren Community gehört oDesk zu den größten Wettbewerbern von Elance. Die Plattform existiert seit 2005. Während jedoch auf Elance größtenteils nach abgeschlossenen Pro-jekten gezahlt wird, sind auf oDesk die meisten Aufgaben stundenbasiert abgerechnet.

Jomondo Jomondo ist eine deutsche Outsourcing-Plattform. Hier werden auch Tätigkeiten vermittelt, die nicht zwingend am PC erledigt werden müssen, z.B. Promotion-Aktionen und Flyer-Verteilung. Weitere Tätigkeiten liegen in den Berei-chen Datenerfassung, Texten, SEO, RecherBerei-chen online und offl ine, Schreibarbeiten und Dokumentationen.