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Markt für Architektenleistungen

Im Dokument Die Bauherren-Architekten-Beziehung (Seite 174-178)

Kostenfeststellung nach DIN 276

5.1 First-best Lösung

5.1.1 Markt für Architektenleistungen

Als optimale Lösung aus dem Dilemma der Verhaltensunsicherheit wird inner-halb der Prinzipal-Agenten-Theorie die Marktbenutzung diskutiert. Es wird da-von ausgegangen, dass der Markt bzw. die anderen Marktteilnehmer die not-wendigen Informationen zur Verfügung stellen. Dies setzt voraus, dass ein Markt existiert, die bei der Benutzung des Marktes entstehenden Transaktions-kosten nicht prohibitiv hoch sind und der Markt informationseffizient ist.674

Ein Markt für Architektenleistungen existiert insofern, dass es mehrere poten-tielle Bauherren als Nachfrager sowie mehrere Architekten als Anbieter dieser Leistungen gibt. Aufgrund der hohen Plastizität von Architektenleistungen und der großen Anzahl externer Einflüsse auf das Marktgeschehen muss jedoch von hohen Transaktionskosten seiner Benutzung ausgegangen werden.

Dar-674 Spremann, Information, S. 568.

über hinaus ist der Markt für Architektenleistungen in starkem Maße durch In-formationsineffizienzen gekennzeichnet, die im folgenden kurz dargestellt wer-den.

Ein wesentliches Kennzeichen informationseffizienter Märkte besteht darin, dass von den Preisen hinreichend genau auf die Qualität der gehandelten Leistungen geschlossen werden kann.675 Auf dem Markt für Architektenleistun-gen hingeArchitektenleistun-gen lässt die Reglementierung des Architektenhonorars durch die geltende Honorarordnung eine Differenzierung des Honorars nach Leistungs-qualität nicht zu.676 Architekten, die sich nicht weiterbilden, denen vermehrt Fehler unterlaufen und deren Kreativität nur mittelmäßig ist, erhalten das selbe Honorar wie technisch versierte, hochkreative und engagierte Architekten, so-fern sie für eine identische Bauaufgabe beauftragt wurden. Für den Bauherrn ist dadurch ein Rückschluss vom Honorar des Architekten auf den Wert der von diesem geleisteten Arbeit nicht möglich, und der Preis als Bewertungsmaßstab für die Leistungsfähigkeit des einzelnen Architekten entfällt.

Der Freiberuflerstatus der Architekten bedingt, dass diese untereinander in ei-nen reiei-nen Leistungswettbewerb treten und allein mit dem Ergebnis ihrer Arbeit überzeugen sollen.677 Dem Bauherrn werden daher die bereits errichteten Ge-bäude, Wettbewerbsentwürfe und Veröffentlichungen in Fachzeitschriften als Vergleichsmaßstab angeboten. Für diesen ergeben sich hier jedoch die bereits besprochenen Probleme der Qualitätsunsicherheit.678 Der Bauherr kann in der Regel aus einem ihm vorgelegten Entwurf bzw. einer Gebäudebesichtigung keine Rückschlüsse auf für ihn wesentliche Kriterien, wie Kosten- und Terminsi-cherheit der Architektenplanungen oder den technischen Sachverstand des Ar-chitekten schließen. Selbst bei eigenen Projekten wird eine Bewertung der Leistung durch den Bauherrn erst nach Vertragsschluss und hinsichtlich

techni-675 Spremann, Information, S. 568.

676 Janicki, Bauen, S. 11. Vgl. Ausführungen zur Honorarermittlung in Abschnitt 3.2.3.3.

677 Europäischer Architektenrat (Hrsg.), Zukunft, S. 65; Bundesarchitektenkammer et al.

(Hrsg.), Zukunft, S. 5. Wustlich hält dagegen, dass die These, ein Architekt werbe mit sei-nem Werk, so schlagkräftig ist wie die, dass die Post mit ihren Briefmarken werbe.

Wustlich, Markt, S. 46.

678 Vgl. die Ausführungen zur Qualitätsunsicherheit unter Punkt 4.2.1.1.

scher Fehlplanungen sogar erst nach Jahren möglich.679 Darüber hinaus lässt sich die Qualität der reinen Entwurfsleistung als geistig kreatives Produkt vom Bauherrn nur schwer messen.680 Vor allem die relativ bessere Leistung im Ver-gleich zu anderen Anbietern von Architektenleistungen kann über das Leis-tungsprodukt Gebäude bzw. Entwurf nur schwer transportiert werden.

Eine weitere Möglichkeit der ex ante - Beurteilung der Architekten und ihres Leistungsangebotes ergibt sich über die Differenzierung nach der Größe der Architekturbüros. Diese lässt sich als quantitative Maßzahl z.B. über die zu-ständige Architektenkammer bzw. die jeweiligen Internetauftritte der Büros rela-tiv leicht ermitteln. Fraglich ist hierbei, inwieweit ein qualitarela-tiver Rückschluss aus einer quantitativen Kennzahl möglich ist, und in welchem Umfang dieser das Risiko der Verhaltensunsicherheit des Prinzipalen minimiert. Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass ein großes Büro bereits umfangreiche Projekte bearbeitet hat und eine entsprechend große Erfahrung insbesondere im Projektmanagement besitzt. Aus der Größe des Architekturbüros können demnach bedingt Informationen zur Verringerung der Qualitätsunsicherheit ge-wonnen werden. Auch das Risiko des Moral Hazard und Hold Up kann bei ei-nem größeren Architekturbüro mit der Argumentation geringer eingeschätzt werden, dass es seine Marktposition nicht gefährden möchte. Dem kann jedoch entgegengesetzt werden, dass gerade junge und kleine Büros daran interes-siert sind, sich auf dem Markt zu etablieren und daher sehr ambitioniert tätig werden. Darüber hinaus steigt mit zunehmender Bürogröße die Komplexität der Abläufe und damit wiederum das Risiko des Moral Hazard.

Die Größe eines Büros ist in der Regel eng verbunden mit dessen Bekannt-heitsgrad. Dieser richtet sich nach den Veröffentlichungen in architektonischen Fachzeitschriften und den Feuilletons überregionaler Zeitungen sowie eigenen Publikationen. Qualitative Rankings, wie sie auf anderen Märkten existieren, werden von den Architekten mit dem Hinweis auf die Unvergleichbarkeit ihrer

679 Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Hrsg.), Dritter Bericht, S.

30f.

680 Hild, Gesetz, S. 502f.

Leistungen abgelehnt.681 Ein hoher Bekanntheitsgrad sowie eine hohe Reputa-tion in der Architektenschaft und in den Kreisen der Architekturkritiker haben jedoch mit den Bedürfnissen gewerblicher Bauherren nicht viel gemein. Die hier angelegten Beurteilungskriterien zielen vor allem auf die architektonische Ge-stalt des Gebäudes und damit auf die reine Entwurfsleistung des Architekten ab. Viele bekannte Architekten, wie Daniel Libeskind,682 wurden berühmt, bevor sie ihre ersten Projekte verwirklichen konnten.683 Ihre Entwürfe sind oftmals nicht umsetzbar bzw. nur mit einem extrem hohen Aufwand.684 In den von den Architekten zunehmend selbst publizierten Monographien, die sie als Akquisi-tionsbroschüren verwenden, sind oftmals bis zu 90% der dargestellten Werke nicht realisiert worden.685 Darüber hinaus neigen die Medien dazu, nur das Ausgefallene und Besondere darzustellen.686 Nicht jeder bekannte Architekt ist somit gleichzeitig ein guter Architekt.687 Dies kann durch zahlreiche Beispiele von Baumängeln an Gebäuden bekannter Architekten belegt werden.688 Ein als Stararchitekt herausgestellter Baumeister könnte für den Bauherrn sogar der teuerste sein, weil weder kosten- noch terminbewusst, und damit die

schlech-681 Im Oktober 1997 wurde in der Architektenzeitschrift „Bauwelt" erstmals eine Rankingliste veröffentlicht. Vgl. Pohl, Architekten-Ranking, S. 2118f. Die Redaktion der „Bauwelt" wurde daraufhin vom Präsidenten der Bundesarchitektenkammer, Peter Erler, scharf kritisiert, der dieser „Machtmissbrauch" und „Größenwahn" etc. vorwarf. Durch das Ranking befürchtete er u.a. eine „Manipulation künftiger Auftragslager von Büros". Erler, Architekten-Ranking, S. 2263. Ähnlich äußerte sich auch der Geschäftsführer des BDA Hamburg, Volker Roscher, in einer Diskussion über Sinn oder Unsinn des Architekten-Rankings im Deutschen Architekturzentrum Berlin. Vgl. Voermanek, Architektur, S. 2.

682 Der weltberühmte Architekt Daniel Libeskind konnte erst mit dem Jüdischen Museum in Berlin sein erstes Haus vollenden. Bekannt geworden ist er durch seine Gedanken zur Ar-chitektur. Vgl. Wefing, Libeskind, S. 50.

683 Rösel, Baumanagement, S. 236f.; Meyhöfer, Helden, S. 40f. Allgemein üblich ist es auch, dass berühmte Architekten die Aufträge an Partnerbüros übergeben, die dann die Leis-tungserstellung selbständig übernehmen. So Hans Jörg Duvigneau, als Vertreter der Berliner Wohnungsbaugesellschaft GSW, in einem Gespräch mit dem Deutschen Architektenblatt. Vgl. Schultz-Coulon, Bauherren, S. 564.

684 Schilder, Turbulenzen, S. B 1.

685 Kieren, Firmitas, S. 795.

686 Ko II hoff, Architektur, S. 913; Sack, Utopie, S. 1570; Dechau, Presse, S. 12. So auch Christoph Mäckler in einem Interview mit dem Spiegel. Vgl. Beyer, Sieg, S. 40.

687 Bächer, Richter, S. 1246.

688 Stirlings Bibliothek in Cambridge wird aufgrund des undichten Glasdaches sowie weiterer eklatanter Mängel in wesentlichen Bauteilen als abbruchreif diskutiert. Steinhilber/Weis, Zukunft, S. 338. Zum Teil erhebliche Mängel bei der Planung bzw. der Bauausführung beim Reichstags-Umbau von Norman Foster führten dazu, dass die Bundesbaugesell-schaft als verantwortlicher Bauherr vier Millionen Mark bis zur Beseitigung der Schäden zu-rückhält. Vgl. o. V., Streit, S. 1. Weitere Beispiele bei Markovic, Götzendämmerung, S.

493.

teste Lösung.689 Zudem muss der Bauherr aufgrund der starken Position des Architekten mit vermehrt auftretenden Zielkonflikten rechnen. Der Bekannt-heitsgrad kann damit weder hinsichtlich der Qualitätsunsicherheit noch in Sicht auf Moral Hazard und Hold Up die Unsicherheit des Bauherrn verringern. Den-noch kann er gewisse Vorteile daraus ziehen. So kann die Zusammenarbeit mit einem Star-Architekten zu einer erheblichen Erleichterung des Genehmigungs-verfahrens690 sowie zu einer Steigerung des „Marktwertes" der Immobilie

beitra-Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die vom Bauherrn benötigten Informationen für die Entscheidung für einen bestimmten Architekten nur müh-sam, lückenhaft und nicht kostenfrei besorgt werden können. Die Auswahl des richtigen Architekten ist somit derzeit weit von einer rationalen Wahl entfernt.692

Aufgrund der mangelnden Informationseffizienz des Marktes entscheidet sich daher die überwiegende Zahl der Bauherren auf Empfehlungen von Geschäfts-partnern bzw. eigene Erfahrungen für einen bestimmten Architekten.693 Bevor-zugt werden Architekten, mit denen der Bauherr bereits gearbeitet hat, die er kennt und denen er vertraut.694

5.1.2 Architekten Wettbewerb als künstlicher Markt für

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