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I . Mittheilnngen über die neueste historische Literatur der Qstseeprovinzen

Im Dokument Das Inland Eine Wochenschrift (Seite 151-155)

Wenn Ncf. in einem frühern, ähnlichen Artikel dieser Blätter 51L44 Nr. 33 u. 39) sich nicht enthalten konnte zu bedauern, daß die literarischen Leistungen der Ostsee-' Provinzen im „ I n l a n d e " so wenig besprochen würden, so nimmt cr jetzt mit großer Freude wahr, daß seitdem eine Aenderung hierin - eingetreten ist. Wichtige puristische und historische Schriften, die neuesten Hefte des lettischen Maga-zin's, und mchre andere literarische Erscheinungen haben ihre Vcurtheiler gefunden. Wenn auch ganze Zweige der Literatur dabei noch leer ausgegangen sind, obgleich dahin gehöriges Material vorhanden ist, so ist doch zu hoffen, daß sich weiter entwickeln werde, was eben erst begonnen hat*). Nef. will daher, bis ein mehr dazu berufener Kri-tiker an seine Stelle tritt, seine Mitteilungen über die historische Literatur der Ostseeprovmzcn, fortsetzen, wozu er sich um so mehr gedrungen suhlt, als ihm hierbei Gelegen-heit werden wird, die rege Thätigkeit in diesem Fache anzuerkennen.

Vor allem zieht eine Schrift des Dr. A. H a n s e n ,

„ B e i t r ä g e z u r Geschichte der V ö l k e r w a n d e r u n g , erste A b t h e i l u n g : O s t - E u r o p a nach H e r o d o t m i t E r g ä n z u n g e n a u s H i p p o k r a t e s , " (Dorpat. Otto Model. 1844. 179 S . 95 Cop. S-) - die Aufmerksam-keit des Geschichtsforschers auf sich. Es bedarf aber zu deren Veurtheilung eines Gelehrten von Fach, und Nef.

sieht sich daher genöthigt, sich auf eine bloße Mitteilung, über den Inhalt des Werkes zu beschränken. Wie Hero-dot den Skythen zutheilt, so viel ihm von Ost-Europa be-kanni war, — das heißt die Gegenden nördlich vom schwar-zen Meer bis höchstens gegen Moscau hinauf, und östlich

' ) So dürste eine Mitteilung über, G Eckers Trauerspiel I o -caste, das sich der Anerkennung des Honigs von Preußen zu erfreuen hatte, interessant sein.

bis gegen den Ural, — so beschäftigt sich die Schrift des Dr.

H. eigentlich nur mit diesen. Sie behandelt zuerst Herv-dots Quellen über Skpthicn, gicbt nach ihm eine ausführ-liche Geographie des Landes, verbreitet sich sodann über die Sitten, die politischen Verhältnisse, den Götterglauben und die Sprachen der Skythen, und betrachtet endlich die Nachbarn,, derselben. Den Schluß macht die "Geschichte der Skythen. Als Anhang ist cme Abhandlung „über die Na-tionalität der Skythen und ihrer Nachbaren," beigefügt.

A^'.s jeder Seite dieser gehaltreichen Schrift, geht die große Vorsicht, die strenge Kritik hervor, mit der der Verf.

seinen Gegenstand behandelt. Er ist allen Hypothesen ab-hold, die nicht einigermaaßen festen Boden für sich ha-ben, — eine in jetziger Zeit seltene Tugend, die ihn vor vielen gelehrten Forschern auszeichnet. J a , Nef. hätte zu-weilen gewünscht mehr Deutungen und Erklärungen zu finden, da alles was in, der Art vorkömmt, von dem Scharf-blick des Verf. zeugt. Geschieht auf diese Weise bei An-deren auch so oft ein Mißgriff, so findet sich doch darunter zuweilen ein Goldkörnchcn, das weiter bearbeitet, über-raschende Resultate giebt. Die etymologischen „Spielereien"

haben mitunter ihren großen, Nutzen gehabt und werden, besonders jeyt, wo man sie streng zu überwachen anfängt, wenig schaden. — Desto sicherer begründet erscheinen aber die Punkte, wo.Hcrodots mangelhafte oder verwirrte Mit-teilungen in ein helleres Licht gestellt werden. Dahin ge-hören die geographischen Abschnitte und die Völkerverthei-lung. Dr. H . hat besonders in der ersten Beziehung den Angaben des alten Griechen eine Klarheit verliehen, die an innerer Wahrheit und Einfachheit alles übertrifft, was darin bisher geleistet ist. Die Abschnitte über die Sitten, die politischen Verhältnisse, besonders die Sprache, den Göttcrglauben und was damit zusammenhängt, geben dage-gen wenig anderes, als was sich in der Quelle vorfand.

Der Verf. fand das Gebotene zu dürftig, um daraus

Ne-239 260 sultate zu ziehen, oder Schlüsse darauf zu bauen.

Hero-dot's Geschichte der Skythen wird wieder einer schärferen Kritik unterworfen und durch dieselbe von manchen Schlak-ken gereinigt. M i t der meisten Liebe scheint der Verf.

den Anhang „über die Nationalität der Skythen und ihrer Nachbaren" bearbeitet zu haben. Es zeigt sich in der grö-ßern Wärme der Argumentation, daß er hier vollkommen mit sich einig war. Auch tritt er hier einer fremden An-sicht, der von Zeuß vertheidigten medisch-persischen Abstam-mung der Skythen, entgegen, wie es Nef. scheint, mit.'gro-ßem Erfolg. Sonst fehlt in dem Werke alle Polemik ge-gen die bisherige-gen Theorieen, die überhaupt nur selten be-rührt werden. Der Verf. selbst stellt die Skythen als mongolischen Stammes dar, wie Niebuhr, aber aus andern Gründen. Hier benutzt er, was sich bei Herodot über die Lebensweise der Skythen findet, und zeigt, oft sehr treffend, die große Uebereinftimmung mit dem, was Hammer und Pallas von den Mongolen erzählen. Am schlagendsten wäre der Beweis jedoch, wenn die einzelnen Skvthischen Worte, deren Bedeutung Herodot angtebt, sich aus dem Mongolischen erklären ließen, was der Verf. nicht entschei-den konnte. — Die westlichen, ackerbautreibenentschei-den Skythen Herodot's, trennt Vr. H. von den nomadischen und hält sie nach Lebensweise und Sitten für Slaven. Dahin gehören ihm Kalli-piden, Aclazonen, Neurcn u. s. w. Finnische Elemente findet er in ihren nördlichen Nachbaren, den Argippaien und Melanch-lainen. Besonders interessant war es für Ref. zu finden, daß v r . Hansen die letztern östlich von Moscau nach dem Ural zu setzt, was im Herodot vollkommen begründet scheint, wäh-rend andere Meinungen in ihnen zu voreilig die Ehsten sahen. Dem wird hier dlrett widersprochen, doch findet er in einer Stelle des Polybius M - 16 13. oüit. ster.) Me-laneimonen, (ebenfalls Schwarzröcke) erwähnt, die von jenen der Lage nach verschieden sind, die Ostseeländer bewohnt zu haben scheinen, und weit eher für identisch mit unsern Ehften gehalten werden können.

Diese Andeutungen über den Inhalt des Buches wer<

den genügen, um dessen Gehalt anzuzeigen, der es jedem Geschichtsforscher sehr beachtnngswerth macht. — Was nun die Form desselben betrifft, so hätte Ref. sie etwas'anders gewünscht. Die einzelnen Abschnitte, oder vielmehr Meber-fchriften, sind nicht alle coordinirt, sondern hätten unter Hauptabtheilungen, etwa Geographie, Kulturzustand und Geschichte, gebracht werden können, wodurch die Uebersicht erleichtert worden wäre, die durch den gänzlichen Mangel einer Inhaltsangabe und eines Registers noch schwieriger wird. Auch vermißt man ungern eine Karte. Vielleicht hat aber d n Verf. beides einer folgenden Abcheilung vor-behalten. — F^ner scheint die Darstellungsweise zu sehr für den Gelehrten berechnet. I m Allgemeinen sind

über-all Herodot's Worte in der Ursprache vorausgeschickt, wor-auf dann Erklärungen folgen. Fließender und auch dem gebildeten Geschichtsfreunde genießbarer wäre das Ganze geworden, wenn der Verf. Übersetzungen gegeben und den Tert in die Noten verwiesen hätte. Auch wünscht man beim Lesen oft näheres Eingehen auf fremde Ansichten, die selten angeführt, dann aber nur kurz angedeutet und als bekannt vorausgesetzt werden, was sie doch vollständig nur Männern von Fach sein können. Der Belehrung Suchende muß also, will er Einseitigkeit vermeiden und tiefer eindringen, oft andere Werke zur Hand haben, was mindestens unbequem ist. Etwas mehr Ausführlichkeit in dieser Beziehung würde gewiß den Kreis der Leser bedeutend vermehrt haben, was doch jedem Schriftsteller nur erwünscht sein kann.

Diese Bemerkungen drängten sich Nef. bei dem Lesen des Buches, das ihm viele Belehrung geboten hat, auf; — er theilt sie mit, nicht um mit ihnen die Neihe der Veur-theilungen zn eröffnen, die der Verf. wünscht und gern be-nutzen will ( S . 179.), sondern um besonders Lehrer, und Lernende der höheren Schulklassen auf ein Buch aufmerke sam zu machen, das die gediegensten Nachrichten über ein Volk giebt, das in Nnßland'S Geschichte eine große Rolle spielt, und von dem die Lehrbücher bisher so verschiedene und widersprechende Angaben enthalten.

I n einem zweiten Thell soll die Zeit nach Herodot, bis etwa auf Constant. Porphyrog., in derselben Weise be-handelt werden, ein dritter dann eine übersichtliche Dar-stellung der Völkerwanderung bis auf die Mongolen-zeit liefern. Möge der Verf. darin auch die Oststeprovine zen naher berücksichtigen und mit seiner Arbeit nicht zu.

lange zögern!

Die Gesellschaft für Geschichte und Altcrthmnskunbc der russischen Ostseeprovinzen, hat das zweite Heft des dritten Bandes ihter „ M i t t h e i l u n g e n aus, dem Ge-b i e t e der Geschichte L i v - , Esth- und C u r l a n d s . "

(Riga. 5844. Kymmel. S . 1 8 3 - 3 9 8 ) * ) erscheinen lassen.

M a n darf es mit Recht reichhaltig nennen. Die Neide der Abhandlungen eröffnet: „die Ermordung des ersten Livl. Ordensmeisters, Herrn Vinno," von H. v. Vrackcl.

Sie ist mit Sorgfalt und Fleiß gearbeitet, und die gewon-nenen Resultate über Zeit und Ort derThat, sowie über die Bestrafung des Mörders, sind gut begründet. Die. Anfüh-rung der späternQuellen mit ihren eigenen Worten ist vielleicht überflüssig, da sie sich immer auf. eine der beiden ältesten zurückführen lassen. So hat der Verf. ( S . 211 ff.) nicht bemerkt, daß Brandis gar nichts Abweichendes, sondern ') Obgleich dieses Heft' der Mitteilungen bereits in Nr. 9 des Inlandes angezeigt worden ist, so hielt die Redaktion es dennoch für Pflicht, auch diese Beurteilung mitaufzunehmen.

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nur eine Umschreibung des Alnpeke, die sich Zeile um Zeile verfolgen läßt, glcbt. Die Altersschwäche Wigbert's hat er aus den Versen: „do den got erloste, das er nicht mer mochte, und dem Lande tochte" genommen, und als Ort Wenden angegeben, weil Alnpeke keine Entfernung des Mörders von dem Schlosse ausdrücklich ausspricht. — Ein Irrthum ist es wenn S.229 behauptet wird, Heinrich der Lette sage: der Mörder sei aus seinem Hause in die Ka-pelle entsprungen. Arndt übersetzt zwar so, allein das Ori-ginal (ell. Grub. S . 61.) hat nur „? »Iowa," wie Berg-mann richtig gelesen hat. — Daß der Verf. die Streitig-keiten zwischen dem Orden und Bischof mit dem Morde in Verbindung bringt und gar ( S . 187) sagt „dem Anfange des Streites entsproß das blutige Scheusal des Mordes, dem der würdige O> M . Vinno zum Opfer fiel," ist zu viel. Die Quellen wissen nichts davon, sondern geben nur persönlichen Haß als,Grund an; — auch datiren sich jene Streitigkeiten, so viel wir wissen, erst vom Jahre 1209 oder 1210; bis dahin war der Bischof noch zu sehr Herr des Ordens, um zu solcher Hinterlist seine'Zusiucht nehmen zu dürfen. — Hr. StaatSrath von Busse, ein thätiger M i t -arbeiter an den „Mitteilungen," hat dieses M a l geliefert:

«Leo Savicha, litthauischer Großkanzler, und Großfeldherr, dargestellt vorzüglich mit Hinsicht auf seine Wirksamkeit in Livland." Die Hauptquelle war Kognowicki's Leben Leo's Sapieba in Vobrowicz Sammlung älterer Biographien ausgezeichneter Polen. (Neue Auflage Lcipz. 1837.) Ob-gleich der Gegenstand nicht erschöpfend behandelt und neben-bei nur noch Hiärn und Geyer (Geschichte Schwedens) be-nutzt worden sind, so wird die Arbeit doch einem künftigen Geschichtschreiber unserer Provinzen sehr nützlich sein, da die in polnischer Sprache abgefaßte Hauptquelle sich auf zahlreiche Urkunden gründet und Manchem nicht zugänglich sein möchte. Am Ausführlichsten ist der schwedisch-polnische Krieg in Livland von 4623—4626 dargestellt. Die Bei-lagen geben sechs Briefe Sigismund I I I . an Sapicha, die mehr polnische Verhältnisse berühren, und drei Briefe Her-zog Friedrich's »über die Einnahme Mitau's im Jahre 162t," oder vielmehr über die Bestrafung des damaligen Commendanteu dieser Stadt, welcher der Vcrrätherci be-schuldigt wird. — I n de» „Misccllen" gicbt I)r. Napierökv die erfreuliche Nachricht, daß ein reicher, unsere Provinzen betreffender Urkundenschatz, von dem ein Theil sich früher in Krakau befand, (verl. Mitthl. 3, Heft t . S . 6 1 - 9 1 . ) in der öffentlichen Haiserl. Bibliothek zu S t . Petersburg vorhanden ist, und der Gesellschaft zugänglich werden wird.

I n demselben wurde auch das Original des vlclbcstrittenen Investitur-Diploms Bischof Albert's angetroffen, das hier als Faksimile beigefügt ist. — Aus einem Manuscrlpt der-selben Bibliothek liefert Staatsrath v. Busse zehn

Arten-stücke zur Geschichte des Herzogs Magnus, aus den Jah-ren 1382 und 1883. — Besonders interessant sind Auszüge aus dem eigenhändigen Familienbuche des bekannten Gra-fen von Münm'ch, dessen Original sich im Besitze des Hrn.

Barons v. Nolcken auf Luma befindet. Sie sind jedoch für Livland nicht von Wichtigkeit. — Den Schluß dieser Abtheilung macht eine Nachricht von einem Vurgwalk bei Allazkiwwi im Dorptschen. — Angehängt ist noch eine Mitthellung über die Geschichte der Gesellschaft, der die Necrologe des Superintendenten M . Thiel, des Akademi-kers PH. Krug und des livl. Gouv-Procureurs I . G . Pe-tersen beigefügt sind.

Die Leistungen dieses Hefts und unserer Historiker überhaupt bewegen sich hauptsächlich auf dem Gebiete kri-tischer Forschung — und wer wollte leugnen, daß diese unserer Geschichte ganz besonders Noth thut? Erfreulich ist es aber, wenn mitunter eine Frucht derselben, eine pragmatische Bearbeitung, wenn auch nur eines gesonder-ten Verhältnisses oder Zeitabschnittes, auftaucht und

»einen Vorgeschmack von dem giebt, was im Ganzen erreicht werden muß. Ref. griff daher mit Freude nach B u n g e ' s Archiv f ü r d i e Geschichte L i v - , Esth- u.

Curlands, Bd. 3. Heft 2. (Dorpat. Fr. Kluge. 1 6 ^ . <H.

tt3—22H, 80 Cop. S.) * ) , indem er hier eine derartige Ab?

Handlung: „die politische Stellung der livl. Städte im Mittelalter, von Georg von Brevern," fand. Obgleich h i e r f ü r die Einleitung der Arbeit geliefert ist, also noch kein Urtheil über dieselbe ausgesprochen werden kann, so zeigt der Verf. doch was er leisten will, und erregt Er-wartungen, die er zu erfüllen wohl befähigt fein dürfte.

Der Gesichtspunkt für den Gegenstand ist mit Schärfe und Gründlichkeit aufgefaßt, mit Klarheit dargelegt; — ent-spricht die Ausführung dem Plane, so hat unsere Ge-schichte viel gewonnen. Wenn aber der Verf. die Aufgabe der livländischcn Geschichtschreibung im Allgemeinen dahin stellt, daß sie: ..Die allmählige Gestaltung und die Schick-sale der ständischen Verfassungsverhältnisse in ihrem Zusam-menhange mit der Ausbildung der Neichsideen und Nechts-institute zu entwickeln suchen müsse," ( S . 132) so können wir ihm dann nicht unbedingt beistimmen. Zwar beschränkt er diesen Grundsatz ein wenig, indem er die angegebene Richtung als die „hauptsächlichste" bezeichnet; — wenn abcr auch jene Entwlckclung der Verfassung in unserer Ge-schichte besonders hervorleuchtet, was nicht in Abrede ge-stellt werden kann, so muß es doch nothwendig, zur Einsei-tigkeit führen, wenn der Geschlchtschrciber sie auch nur

„hauptsächlich" verfolgt. Es ist ihm ein höherer Gesichts-punkt gestellt, der den angegebenen subsumirt, und ihn eben so veranlassen wird die politische Entwicklung i n allen.

') Dieselbe Anmerkung wie auf Sp. 240.

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Phasen vollständig durchzuführen, als er ihn davon abhal-ten muß, jede andere, deren Dasein doch nicht geläugnet werden kann, zu übersehen. — Den übrigen Theil des vorliegenden Heftes füllen: „Vier politische Gedichte, Liv-land in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts betref-fend, mitgetheilt und erläutert durch Eduard Pabst," von denen die drei ersten im Inil. coi^,. Kist. üipi. unter N r . 3199, 3270 und 3276 aufgeführt sind, das vierte sich im Revalschen Rathsarchiv vorfand. Die sprachlichen und ge-schichtlichen Bemerkungen des Herausgebers machen den Tert hinlänglich verständlich, nur ist es unbequem, daß die letztern erst am Ende eines jedeuGedichts folgen, und in diesem überdem gar nicht auf sie hingewiesen wird. — Den Schluß macht eine Miscelle, die eine Urkunde über Heuschrecten-Schwärme an der Düna im Jahre 1345 liefert. — Ref.

wünscht dem „Archiv" um seines gediegenen Inhaltes wil-len, guten und raschen Fortgang, kann sich aber, einge-schreckt durch das tragische Ende des 2. Bandes*) einer kleinen Bangigkeit nicht erwehren, wenn er bedenkt, daß die im ersten Heft versprochene Fortsetzung der AbHand-, lung über die Anfänge der deutschen Herrschaft von E.

Pabst hier nicht geliefert, vielmehr eine neue begonnen und wieder abgebrochen ist. Eben so vergeblich sucht man eine von Dr. Napiersky eingesandte Erwiderung auf Dr. Han-sen's „Berichtigung" (Heft 1 . S . 110.) welche nach zwei von-Ersterem in Beziehung darauf herausgegebenen Pro-grammen, in diesem Hefte zu erwarten stand. Die lctztern, (zum 81sten Geburtsfeste des Staatsrachs Dr. I o h . Fr.

von Necke und zum Amts-Iubelftste des Probstes Dr. Gir-gensohn erschienen) enthalten den Abdruck dreier Urkunden (Inä. N r . 18 und 492), und möchten, obgleich nicht in den Buchhandel gekommen, jedem, der sich für den Gegenstand interessirt, leicht zugänglich sein.

(Schluß folgt.)

31. Bemerkungen zu einigen in diesem Jahre im „ I n l a n d " erschienenenArtikeln

(Fortsetzung.)

Zeit genug hätte freilich der Bauer zu diesen wie zu vielen Dingen, und wir entnehmen dieser Thatsache, eine Rüge des 1 . Artikels aus Nr. 7 ; er hat leider zu viel übrige Zeit, er, sein Weib und seine Kinder, besonders nach dem Korndreschcn im Winter und im ersten Frühjahr;

statt sie zu verschlafen, wollen wir den fleißigen Wl'rthen ermuntern, recht vielen Flachs zu bauen, und in vater-ländischem Interesse hoffen, daß diejenigen, welche es bis-her aus Trägheit unterlassen, ihren Vortheil gewahren,

' ') Weder Ref. noch irgend einer der Abonnenten des Inlandes vom I a h « I 8 4 I , aus dem Kreise feiner Bekannten, hat bis jetzt die kehlenden vier V o g ^ des Archivs nachgeliefert erhalten.

welche aber in der Meinung standen, ihr Boden eigne sich nicht für i h n , ihre Kenntnisse über Anbau und Bearbei-tung vermehren, da es nur darin liegt, wenn in Livland nicht überall mit Vortheil Flachs gebaut wird. Auf Vusch-ländereien erndtet man ihn auch nach mehreren Früchten recht gut, und ist sein Anbau in ihnen jedenfalls anzula-chen; gesetzt aber, es wird ihm das Brachfeld eingeräumt, so sind 2 Los Roggen von der Lofstelle die höchste Einbuße, die man durch die Minder-Erndte rechnen und mit Zuschlag des Strohfutters auf 6 R. S . - M . veranschlagen kann; von einer Lofstclle erndtet man durchschnittlich 1 Schiffpfd zu 30 N . S . - M . , obwohl man öfter 40 N . S . dafür erhält;

eine fleißige Magd schwingt 8 s ( , wir berechnen ihr nur 3 O.

täglich, und sehen doch, daß sie mit 80 Wintertagcn diese 30 N . S . erwirbt; wie verhalten sie sich zu den 2 Los Roggen? wird ihr Werth die Stroheinbuße nicht durch Heuankauf ersetzen können? wird der Wirth seinen weib-lichen Hausgenossen eine einträglichere Winter-Arbeit geben können? Die Erndte desselben, obwohl mit den anderen-Feldfrüchten in eine Zeit fallend, unterscheidet sich von ih-nen sehr wesentlich dadurch, daß sie Alle der Trockenheit dazu bedürfen, er aber, da er ohnehin in die Weiche kömmt, auch an Regentagen oder in nebligen Morgenstunden ge-rissen werden kann. Von allen landwirlhschaftlichen Pro-ducten leidet er durch die Aufbewahrung am wenigsten, braucht erst dann bearbeitet zu werden, wenn das Korn gedroschen ist, und sind die Schemen ein nicht zu verach-tendes, im Verein mit Erde und Rasen aber ein sehr brauch, bares Strcumaten'al besonders für Pferde und Schafe.

M a n mag die ohnehin arbeitslosen Wintertage so hoch rechnen als nur möglich, man mag die Zahl der arbeits-fähigen Menschen meines Gesindes nur gesetzmäßig anneh-men, obwohl sie gewöhnlich weit mehr beträgt, — immer bleibt ohne den Flachsbau ein bedeutendes Desicit in der Einnahme und eine Zeitverschwendung, auf deren moralische und öconomische Nachtheile hinzuweisen, hier nicht der O r t ist. Diesen anerkannten Nachtheilen zu begegnen sind wir versucht zu fragen: warum geben die Besitzer zur Verbesse-ihrer Güter nicht mehr Geld in Umlauf, wodurch den Ar-men Arbeit und Vrod zum Vortheil des Landes gewährt und dem so kostspieligen als verderblichen Wohlthätigkeits-System der Ernährung von Müßiggängern gesteuert würde?

Beträchtliche Kormnasscn werden also verausgäbt, als Ge-genstück diene hier das Beispiel eines Gutes, auf welchem durch Eitra - Arbeiten die Bauern nicht nur ihre Abgaben regulirten, sondern auch die Lostreiber im Sommer vor-her den Bedarf der schwersten Wintermonatc erarbeiteten;

es war kein Gut in der Nahe einer Stadt, kein Fabrik-betrieb, nein, zum Besten des eigenen Bodens wurde in Ent, Wässerung und Beurbarung der Felder, in Entmoscn und

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Entwurzeln der Heuschläge dieses Beispiel unter bald voll-ständig errungenem Vertrauen der Gemeine aufgestellt, denn es läßt sich nicht leugnen, daß Manche durch

Entwurzeln der Heuschläge dieses Beispiel unter bald voll-ständig errungenem Vertrauen der Gemeine aufgestellt, denn es läßt sich nicht leugnen, daß Manche durch

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