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Commnnicationen in Zivland

Im Dokument Das Inland Eine Wochenschrift (Seite 109-113)

Wir haben in Nr 1 u. 2 dieser Wochenschrift Mitthcilun-gen über diesen GeMitthcilun-genstand aus der Provinz Curland er-halten, und es wird vielleicht nicht uninteressant sein, Aehn-lichcs aus Livland damit zu vergleichen.

Livland wird in allen Richtungen von wohlcrhaltenen Post-, Land- und Communications - Straßen durchzogen, welche diese Provinz mit den angrenzenden Gouverne-ments Curland, Witebsk, Pleskau, Ingermanland und Esthland, so wie mit den Seehäfen Narva, Neval, Pernau und Riga, und mit den bedeutendsten Städten der Provinz i n , Verbindung setzen.

Außerdem zieht sich über die ganze Provinz ein Netz wohlerhaltener Wege, nämlich die sogenannten Kirchen-und Kirchen-Communications-Wege, wovon erstere von jedem Hofe zur eigenen Kirche, und letztere von Kirche zu Kirche führen. Innerhalb dieses Netzes breitet sich ein zwntes aus, die sogenannten Dorfs- oder Kirchen-Neben-wege, welche von den Wohnungen der Bauern zu ihrer Kirche wie auch zu ihren Höfen führen. Letztere brauchen nur insoweit fahrbar erhalten zu werden, daß ein Vaucr-wagen, auch mit zwei Pferden bespannt, ungehindert durch-kommen kann, um nicht allein den Bauern Kirche und Hof zugänglich, sondern es auch dem Prediger möglich zu machen, erforderlichen Falls jede Vauerwohnung besuchen zu können.

Sämmtlichc Straßen stehen unter Iurisdiction der Ordnungsgm'chte; sammtliche Kirchenwege, als zur Kirchcn-polizei gehörig, unter Iurisdiction der Kirchenvorsteher und unter Controlle der Ober-Kirchenvorstehcr.

Auffallend ist es, daß die Dorfs- oder,Kirchen-Neben-wege am meisten in Verfall gerathen, wenn sie nicht ge-h ö r i g beaufsicge-htigt werden, obgleicge-h es zunäcge-hst im

Inter-esse d n Bauern liegt, diese von ihnen fast ausschließlich benutztei Wege in Ordnung zu erhalten, und ihre Verluste an Zeit, an vergeudeter Kraft der Zugthiere, an Verdcrb-niß der Wagen und Geräthe, bei schlechter Beschaffenheit dieser Wege, nicht zu berechnen sind. Ein Beweis, daß der eigene Vortheil nicht immer ausreicht, Trägheit und Sorglosigkeit zu überwinden, und daß es den Bauern noch nicht sehr schwierig werden muß, sich Gerächeholz i n überflüßher Menge zu verschaffen, was freilich oft genug auf uncilaubtcm Wege geschieht. Daher sind auch bis jetzt noch bei weitem nicht alle Bauern mit regelmäßig gemachten und cisenbeschlagenen Rädern versehen, wenn es ihnen gleich an Gelegenheit dazu nicht fehlt, — und selbst dann nicht, wenn man ihnen solche geflissentlich verschafft, und die Anschaffung möglichst bequem und wohlfeil ge-macht hat.

Was den Wegebau betrifft, so zeigt sich eine wesentliche Verschiedenheit bei dieser Leistung in Curland und in Livland.

I n Curland bauen durchweg nur die Güter die Wege, durch deren Grenzen sie gehen, und mit Recht verdient diese Weise vorgezogen zu werden, wenn es gleich auf den er-sten Anblick nicht so erscheint; in Livland sind die Straßen nach Contmgcnten auf alle Güter vertheilt, wodurch crstcre oft weit entfernt von den Wegebauenden abliegen, was natürlicherweise viele verlorne Zeit und Kraft im Gefolge hat. — Diese Verschiedenheit in Zuteilung des Wege-baues verdient näher erörtert und die darüber obschwe-benden Ansichten berichtigt zu werden. Es ist ganz außer Zweifel, daß die Arbeit des Wegebau's in den eigenen Grenzen unter Äugender nächsten Vorgesetzten im eigenen nächsten Interesse besser bewerkstelligt und sorgfältiger beauf-sichtigt werden muß, als in anderer Weise; es ist eben so gewiß, baß das H i n - und Herziehen der Wegebauer zu entfernten Contingenlen einen ganz verlornen großen Auf-wand an Zeit und Kraft verursacht, und das Bestreben,

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bald möglichst wieder heimkehren zu können, manche Fahr-läßigkelten veranlassen muß, die nicht sogleich bemerkt Werden können. Muß vollends nicht bloß ber Wegcauf-seher, sondern die ganze wegebauende Mannschaft das visi-tirende Glied des Ordnungsgerichts an Ort und Stelle erwarten, um etwaniges Versäumte sogleich nachzuholen, so ist der Zeitverlust, oft in der wichtigsten landwirtschaft-lichen Arbeitszeit, um so größer und nachtheiliger.

Es bleibt also als angeblicher Vortheil der Vcr-theilung der Wege unter alle Güter nach Contingeuter, nur die vermeinte gleiche Vertheilung dieser Last übrig, was aber ganz und gar illusorisch ist.

Es ist offenbar eine falsche Ansicht, Lasten und I n -commoda, die an Localitäten geknüpft sind, und daher schon' seit sehr langer Zeit dauern, ausgleichen zu woller, schon deswegen, weil insgemein Incommoda gewisse Commoda im 'Gefolge haben, wie z. V.. beim Wegebau der Vortheil der Schenkerei; es ist aber außerdem und hauptsächlich des-wegen unstatthaft, weil dergleichen Lasten oder Inconve-nienzen längst im Werthe solcher Grundstücke abgerechnet, und diese damit überkommen sind. Eine ausreichende Vertheilung solcher Lasten auf andere Grundstücke, die bei ihrer Erwerbung nicht damit behaftet gewesen sind, ist also vielmehr eine Ungerechtigkeit gegen letztere, als eine Gerechtigkeit gegen erstere.

Und das gilt nicht bloß vom Wegebau, sondern noch von vielen anderen, nachtheilig scheinenden, aber, (wie eben gezeigt) schon bei der Erwerbung vorhanden gewesenen, mithin bei der Werthbestimmung solcher Grundstücke in An-schlag gebrachten Locallasten oder Unbequemlichkeiten, die oft durch eigene Schuld der sie Tragenden vergrößert wor-den sind. I n neuerer Zeit sind häusig solche ungegründete Ansprüche auf Ersatz und Gleichstellung laut geworden, die auch bisweilen, ohne auf die wahre Bcschassmbeit der Sache gründlich einzugehen. Gehör haben finden wollen.

Die curländische Einrichtung des Wegebaues wird also gewiß ohne die Vetheiligten wirklich zu beein-trächtigen und zum großen Vortheil der Wege fortbestehen können. I n Livland ist es anders, und die Straßen sind seit langer Zeit nach Eontingentcn auf alle Güter vertheilt, daher sich auch hier nicht füglich mehr n der

be-stehenden Einrichtung etwas ändern läßt.

Die Kirchenwege, die Kirchen - Communicalionswege und die Dorfs- oder Kirchen-Nebenwege wurden 5is in die neuere Zeit auch in Livland von jedem Gute iz eigener Grenze gemacht; von letzteren gilt es auch noch durchweg.

Bei. crsteren beiden Wegegattungen ist es sehr bedauerlich, daß man seit einigen Decennien von dem alten guten Ge-brauch abgewichen ist, und häusig auf Vermessung und

Vertheilung auch dieser Wege nach Contingenten mit Erfolg angetragen hat, was nach oben angeführten Aus-einandersetzungen weder in irgend einem Recht, noch in wahrer Billigkeit gegründet ist, und am allerwenigsten den Wegen ersprießlich sein kann.

I n den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts gab die erste Veranlassung zu diesem Ansuchen der Umstand, daß ein Gut im Pernauschen Kreise nicht allein seinen Kirchenweg auf sehr bedeutende Strecken durch schwierigen Boden zu machen hatte, sondern dieser Weg plötzlich zu einer Commum'catt'ons-Straße nach Pernau erhoben, und nunmehr auch ein noch sorgfältigerer Bau und fleißigere Reparatur des Weges gefordert wurde, was denn unter solchen Umständen, an dem Orte,- allerdings einigen Grund zu solchem Ansuchen gab, der aber bei anderen Kirchen-wegen durchaus nicht stattfand. Unterdessen hat dieses Beispiel viele Kirchspiele, ohne den gleichen Grund anfüh-ren zu können, und ohne die Sache gehörig zu beleuchten, zur Nachahmung gereizt, während dort, wo die erste Ver-anlassung zu diesem Verfahren stattfand, der damals vor-handene Grund längst weggefallen und jener Weg schon seit geraumer Zeit wieder aufgehört hat Communications-Straße zu sein, mithin in die Kathcgon'e der Kirchenwege zurückgefallen ist.

Damals als durch das eben bezeichnete Beispiel die Vertheilung auch der Kirchenwege nach Contingenten, zur Sprache gebracht wurde, erging von der Gouvernements-Regierung eine Aufforderung an die Kirchspiele, sich dar-über zu erklären, ob sie bei dem früheren Gebrauch zu bleiben, oder eine neue Vertheilung der Wege nach Con-tingcnten zu haben wünschten. Viele Kirchspiele erklärten damals, bei dem früheren Gebrauch bleiben zu wollen;

später ist dennoch auch in solchen Kirchspielen eine Wege-vcrthcilung, oft auf Antrag eines Einzigen, angeordnet worden, welcher Unbestand in dieser Sache zu vielen Strei-tigkeiten und Unzufriedenheiten Veranlassung gegeben hat.

Schlimme Beispiele wirken gewöhnlich mehr und schneller als gute; wahr aber bleibt es, daß sich Alles am besten befindet, wo ein jeder vor seiner eigenen Thüre fegt. — Was die Wasser-Commum'cationen in Livland betrifft, so ist auch hier bis jetzt nichts zu Stande gekommen, und vielleicht werden auch im Ganzen dergleichen Anlagen in dieser Provinz wenig von der Natur begünstigt. Von e i n e r solchen Verbindung ist aus der ältesten Zeiten her bis auf die neueste häusig die Rede gewesen*), nämlich von ') Vergl. auch das I n l . l839 Nr. 4«, den schätzenswerten Aufsatz:

Ueber die in Livlanb möglichen Wasser-Communications-Straßen, — welcher folgende in Vorschlag gebrachte Wasser-Verbindungen aufzählt:

I ) Eine Verbindung zwischen dem Peipus-See und dem Aafluß ver' mittelst der Schwarzbach, zweier Landseen und des Wooflusses, und sodann eine Verbindung des Aaflusses mit Riga durch den weißen See?

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einer Wasserverbindung zwischen Dorpat und Pernau, ver-mittelst des Embachs zum Würzjerw, und von da durch den Fellinschcn See zum Pernaustrom. Daß dieser Wasser-weg von vielfachem Nutzen sein würde, ist wohl außer Zweifel, da oberhalb Dorpats der Embach mit dem Peivus-see, also auch mit Pleskau in Verbindung setzt, und seit kurzem auf dem Peipus schon Dampfböte fahren. Die Spuren davon, daß ehemals eine solche Wasserverbindnng wirklich stattgefunden hal> gehen bis in die älteste Zeit hinauf, und ziehen sich durch die ganze schwedische und rus-sische Regieruugszeit hindurch bis auf die ncüefteZeit, wor-über von Unterzeichnetem bereits im Jahre 48l4, im 3ten Stücke des 2. Vds. des neueren ökonomischen Reperto-riums für Livland, eine damals auf höhere Veranlassung entstandene Zusammenstellung der für diese Annahme spre-chenden Umstände und Nachrichten, und was dem anhängig, geliefert worden ist; auch findet sich in der Geschichte Pe-ters des Großen von Bergmann, die Angabe, daß schon dieser väterlich gesinnte Monarch Befehl ertheilt hatte, die Wasserverbindung zwischen Dorftat und Pernau h e r z u -stellen. H e i n r i c h A u g u s t v. Vock.

I N . Vtede Sr. Gxcellenz des livl. Herrn Landraths C a r l A x e l Christ. B a r o n B r u i n i n g k , gehalten bei Eröffnung des Allerhöchst bestätigten livländ. Vereins zur Beför-derung der Landwirthschaft und des Gcwerbflcisses.

Meine Herren! Als vor4 Jahren der Vorschlag gemacht wurde, einen Verein zur Beförderung der Landwirtschaft und des Gewerdfieißes zu stiften, fand diee Idee einen solchen Beifall, daß sogleich mehr als achtzig Personen ihren Zutritt zu dem Verein erklärten, und eine Conn'tt6e zur Entwerfung der Statuten und zur ferner» Ausführung dieser Angelegenheiten erwählt haben. — Jetzt hat dieser Verein die Allerhöchste Sanction erhalten, und Sie, meine Herren, haben sich hier versammelt, um diesen Verein zu constituiren, um ihn ins Leben treten zu lassen. Vier Jahre sind verflossen seit jener Stiftung des Vereins, — mehre der damals Beigetretenen sind nicht mehr am Leben, — viele jetzt ab-wesend und weit entfernt, — manche leben in andern Verhältnissen, wo das damals für diese Angelegenheit er-regte Interesse nicht mehr cristirt; — es ist also jener Kreis

den Gtintse« und zwei kleine Canale; 2) die Schissbarmachung des Wooflusscs bis zum Peipus-See; 3) die Erleichterung der

Wasser-fahrt von Dorpat nach Narua, besonders durch Umgrabung des Wasser, falls bei Narva, 4) die Eröffnung einer <5ommunication zwischen dem Peipus-See und Reval; 5) die Eröffnung einer zum Wassertrans-port nutzbaren Communication zwischen dem PcipuZ-See und dem Pernaustrom; 6) die Verbindung des ebcngenannten Canals mit Wcissenstein; 7) eine Canal-Verbindung zwischen Lemsal und der Ost-see, durch den,bei Lemsal belegenen Mottfee und dm in die Salis aus-mündenden Bach. D. Red.

der ersten Stifter des Vereins sehr verringert;— aber die große, zeitgemäße Nützlichkeit eines allgemeinen Vereins aller Stände zur Beförderung der Landwirthschaft und des Gewerbfleisses in Livland wird gewiß jetzt nicht weniger als damals allgemeine Anerkennung finden. Daher dür-fen wir uns getrost der Hoffnung überlassen, daß dieser neu gegründete Verein eine rege Thcilnahme, einen zahl-reichen Beitritt finden und für unser Gemeinwohl segens-reich wirken wird.

Wir leben i n dem Zeitalter der Vereine, itt dem Zeitalter der materiellen Interessen. Als Kinder unserer Zeit müssen auch wir in diesem Sinn leben und wirken, wenn wir nicht in Ifolirung zurückstehen sollen.

M i t wendiger Ueberzeugung können wir dem Gebote un-serer'^ eit folgen, — denn was ist der Zweck der Vereine? — Durch vereinigte und dadurch verstärkte Kräfte Vieler zu Stank zu bringen, was die vereinzelten, schwachen Kräfte des Iidividuums nicht vermögen. Bei dem in unserer Zeit stattsiwenden, so erstaunenswcrthen Fortschritte in CuUur, CivlWtion, Wissenschaft, Handel, Gewerbthätigkeit,. erwach-sen stetl neue Intereserwach-sen, vermehren sich die Anregungen und Aufforterungen zur Regsamkeit und thätigen Thellnahme an jeden Einzelnen unablässig, und erzeugen den Wunsch zur Mitthelung, zur Verathung, zur Vereinigung. Durch Ver-einigung der Kräfte Einzelner zu einem großen Zwecke Ha5 ja auch von jeher allein das große Werk der Civilisan'on der Menschheit zu Stande gebracht werden können; was sind Siaat, Kirche, Gememdewcsen, was sind alle An, stalten zur Begründung und Beförderung der öffentlichen Wohlfahrt anders, als Vereine zum Zwecke des Gemein-wohls? Je mannigfaltiger und vielfältiger nun diese Zwecke in unsem Zeiten sind, desto dringend notwendiger stellt sich das Vedürfniß der Vereine dar zur Realisirung dieser Zwecke. Wie viel Gutes und Nützliches haben sie nicht schon gefördert? Darum haben sich auch in unseren Pro-vinzen in neuerer Zeit mancherlei Vereine gebildet, .deren thätiger Wirksamkeit w i r uns erfreuen, denen wir unsere Theiluchme zuwenden.

Aber soll denn nur immer für materielle Interessen gewirkt werden? — Wo bleibt die Thcilnahme für die hö-hern, geistigcns Solcher Tadel entspringt nur aus einer falschen Ansicht der wichtigsten Angelegenheiten derMensch-heit. Wenn die Bestrebungen unserer Zeit allerdillgs vor-zugsweise auf den Erwerb, die Industrie, die Beförderung des Verkehrs gerichtet erscheinen, — so gehört zu ihrer Erreichung der Aufschwung der größten und edelsten mensch-lichen Geistesthätigkeitcn. Das Ziel eints, dauernden, ge<

sicherten materiellen Wohlseins der bürgerlichen Gesellschaft ann nur da erreicht werden, wo gute Gesetze und

Gerech-tigkeit gehandhtbt werden, — wo gute und feste

gesellschaft-159 160 liche Ordnung Statt findet, wo Wissenschaft und Kenntnisse

Verbreitet sind, wo das Unterrichtswefen zweckmäßig einge-richtet ist, wo Religion, im Geist und in der Wahrheit, in den Herzen ist. Haben denn nicht die größten Angelegenheiten der civilisirten Menschheit eine materielle Form, wie unser Geist sie in unserm Körper hat? Ackerbau, Handel, Schiff-fahrt, Gewerbe werden nur da die Entwickelung der schön-sten Blüthe erreichen, wo sie ernährt und belebt werden vom denkenden und wissenschaftlichen Geiste des Menschen.

Während wir unter den Segnungen eines langen Friedens, der Europa beglückt, die erstaunenswerthen, nie geahne-ten Fortschritte des Handels, der Industrie, des Verkehrs gewahren, sehen wir Wissenschaft, Gelehrsamkeit, Künste in schönster Vlüthc: ertönen uns nicht selbst viele Gc'ängc lyrischer Dichter in diesen Zeiten, wo die Bestrebungen pro-saisch erscheinen. Wenn also bei der Förderung, bei dem unglaublichen Umschwung der materiellen Interessen, auch die höhern geistigen Thätigkeiten der Menschen ausg«bildet werden, so wird dadurch das Gebot Gottes erfüllt, diß der Mensch in und durch Arbeit leben soll. Dies Gesetz ist die herrliche, große, beglückende Gabe, welche Gott den Men-schen verlieh, daß sie dadurch jede den MenMen-schen nwoh-<

nende Kraft und Thätigkeit zum rechten und allgeneinen Wohl entwickeln und wirksam machen sollen. DurchArbcit schafft der Staatsmann, der Gelehrte, der Künstle:, der Handelsmann, der Gewerbetreibende, der Ackerbauer.

Arbeit ist der Segen, ist die Glückseligkeit der Menschen, und nur da ein Fluch, wo Thorheit, Sittenlosigkeit, will-kürliche Eigenmacht, statt Vernunft, Gottesfurcht und

ge-setzlicher Ordnung walten.

Gewiß sind diese Rücksichten und Behcrzigmgen im Allgemeine» wichtig und groß, um die Bildung wn Ver-einen zur Beförderung der Landwirthschaft und?es Ge-werbfieißes anzuempfehlen, nicht minder sind sie es für unsere besondern, eigentümlichen Verhältnisse. Wer von uns hat nicht vielfältige, — ich möchte sagen tägliche Verattassung, für die Förderung unserer gemeinsamen gewerblichen I n -teressen — und dadurch auch für die größte und nichtigste Angelegenheit unserer öffentlichen Wohlfahrt — ich inü-zutheilen, zu berathen. Wer hegt nicht die Hossnmg, daß dadurch große und wichtige Angelegenheiten, weche den Einzelnen unausführbare Wünsche scheinen, realisirt,— un-übersteiglich scheinende Hindernisse hinweggeräumt,—Großes, Gutes, Segensreiches bewirkt werden kann!

Einen solchen Verein zu stiften und zu begründen, ^»

zum öffentlichen Wohl uns zu verbinden, sind wirmnmehr durch.die Huld unserer Staatsregierung, durch die Gnade

S r . Kaiserlichen Majestät authon'sirt worden.

Se. Kaiserliche Majestät haben die Statuten des liv-ländischen Vereins zur Beförderung der öanowirthschaft

und des Gewerbfleißes Allerhöchst bestätigt, und das hohe Ministerium der Reichs-Domainen hat zum Zusammentritt des Vereines aufgefordert, und es soll der Verein den Statuten gemäß, permanent in Dorpat sein. Wenn wir uns nicht verhehlen können, daß für den Verein die große Handelsstadt Riga einen größern und würdigern Schauplatz zur Wirksamkeit darbietet, so muß es für uns Aufforderung sein, unsere Thätigkeit und Wirksamkeit zum Nutzen von Livland auszubreiten und uns die Theilnahme und M i t -wirkung aller Stände, nicht nur unserer Stadt und unseres Bezirks, sondern der ganzen Provinz, der Städte und des Lan, des zuerbitten; denn für Livland ist unser Verein gestiftet wor-den, Livland soll er Nutzen schaffen. Hier aber in Dorpat, dem Sitz der Universität, diesem Heerde der Wissenschaft, dieser Bildungsstätte unserer Kinder, diesem Vereinigungs-Ort durch Gelehrsamkeit und Wissenschaft hochgebildeter Männer, dieser freundlichen, blühenden Stadt, wo Empfäng-lichkeit und Sinn für Gutes ;md Großes in so vielen bie»

dem Herzen der Einwohner aller Stände schlägt — hier möge eine innige Vereinigung von Personen aller Stände Statt finden, um dem Sinne des Vereins gemäß für Be-förderung der Landwirthschaft und Gewerbthätigkeit in Liv-land — und dadurch fürs Gemeinwohl im weitesten Sinne wirksam zu sein. Indem wir unsere Sorgfalt den unmit-telbaren Gegenständen unserer Wirksamkeit zuwenden — sei uns kein höheres menschliches Interesse, — kein Gegen-stand, der zur Beförderung des Gemeinwohls abzwcckt, — und wo zu helfen in unserer Macht ist, fremd! Wollen wir uns für die uns Allerhöchst ertheilten Rechte dadurch dankbar erweisen, daß wir den Zweck unseres Vereins zu erfüllen rastlos bemüht sind!

Was die Gegenstände unserer Wirksamkeit, Landwirth-schaft und Gewerbe, betrifft, so ist bei uns für Belebung und Verbesserung der erstercn viel, für letztere wenig oder nichts geschehen. Die livl. ökonomische und gemeinnützige Societät hat seit 30 Jahren unablässig durch Wort und That für den Fortschritt in der Landwirtschaft gewirkt; — Vieles ist geleistet worden von denkenden und thätigcn Landwirthen.

Der Fruchtwechsel, die Mrmozucht wurden bei uns ein-heimisch; verbesserte Wicsencultur, Nindviehzucht und Forstwirtschaft, Entwässerungen, Holz ersparende Einrich-tungen, richtigere Benutzung der Arbeitskräfte, Einführung zweckmäßiger landwirtschaftlicher Werkzeuge und Maschinen u. s. w. sind Gegenstände der eifrigsten Bestrebung sehr vieler thätiger Landwirthe. Vieles ist geschehen! Dennoch muß man bekennen, daß noch wenig von dem gethan ist, was gethan werden muß, was durch den regen Eifer vieler zusammenwirkender Kräfte vollbracht werden könnte, — und so bietet die livländische Landwirthschaft dem Verein

Der Fruchtwechsel, die Mrmozucht wurden bei uns ein-heimisch; verbesserte Wicsencultur, Nindviehzucht und Forstwirtschaft, Entwässerungen, Holz ersparende Einrich-tungen, richtigere Benutzung der Arbeitskräfte, Einführung zweckmäßiger landwirtschaftlicher Werkzeuge und Maschinen u. s. w. sind Gegenstände der eifrigsten Bestrebung sehr vieler thätiger Landwirthe. Vieles ist geschehen! Dennoch muß man bekennen, daß noch wenig von dem gethan ist, was gethan werden muß, was durch den regen Eifer vieler zusammenwirkender Kräfte vollbracht werden könnte, — und so bietet die livländische Landwirthschaft dem Verein

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