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2. Analyse der Ausgangslage

2.2 Potenzialfaktoren für eine nachhaltige Entwicklung des Landes Sachsen-Anhalt

2.2.2 Humankapital

Der Qualifikation der Erwerbstätigen kommt im internationalen und regionalen Wettbewerb und für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung einer Region eine immer stärkere Bedeutung zu. Qualifizierte Arbeitnehmer sind eine Voraussetzung für die erfolgreiche Entwicklung, Pro-duktion und Vermarktung von Gütern und Dienstleistungen und stellen daher einen der wich-tigsten Standortfaktoren dar.

Tabelle 2.11 gibt anhand der formalen Bildungsabschlüsse Hinweise auf die Qualifikation der Beschäftigten. Dieser Indikator lässt für Sachsen-Anhalt derzeit noch eine vergleichsweise günstige Ausstattung mit Humankapital erkennen. Der Anteil von Beschäftigten ohne abge-schlossene Berufsausbildung ist geringer als im Bundesdurchschnitt. Der Anteil der sozial-versicherungspflichtig Beschäftigten (am Arbeitsort) mit Hoch- und Fachhochschulabschluss entspricht noch in etwa dem Bundesdurchschnitt. Zu beachten ist jedoch, dass er entgegen dem bundesdeutschen Trend in den letzten Jahren gesunken ist.

7 Die Bevölkerungsprognose des Statistischen Landesamtes reicht bis ins Jahr 2020 und ist die verbindliche Planungsgrundlage für die Landesentwicklung in Sachsen-Anhalt. Sie zeigt, dass auch nach dem Ende der Förderperiode mit einem anhaltenden Bevölkerungsrückgang zu rechnen ist. Für die im Rahmen des EFRE vorgesehenen Investitionen – insbesondere im Bereich der Infrastruktur – ist die Beachtung der

demografi-Der Anteil der weiblichen Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung oder Fach-hochschul- bzw. Hochschulausbildung liegt in Sachsen-Anhalt mit 88,5 % über dem der Männer (86,6 %) und deutlich über dem entsprechenden Anteilswert im Bundesdurchschnitt (79,5 %). Einen etwas unterdurchschnittlichen Anteilswert weisen lediglich die Frauen mit Hochschulbildung in Sachsen-Anhalt auf.

Tabelle 2.11

Qualifikation der Beschäftigten und betriebliche Weiterbildung

Sachsen-Anhalt Deutschland

Insgesamt Frauen Insgesamt Frauen SV-Beschäftigte nach Art der Ausbildung im

Jahr 2006 (in %)

- Ohne abgeschlossene Berufsausbildung 9,4 8,3 15,4 15,3

- mit abgeschlossener Berufsausbildung 77,9 80,1 70,1 69,9

- mit Abschluss an einer Fachhochschule 3,6 3,8 3,6 2,7

- mit Abschluss an einer Hochschule 5,1 4,6 6,1 6,9

Lebenslanges Lernen

Anteil der Teilnehmer/innen an betrieblichen Weiterbildungsmaßnahmen an den Beschäftig-ten aller Betriebe im Jahr 2005 in %

23 21

Quelle: Statistisches Bundesamt, EUROSTAT, iab Betriebspanel.

Ein wichtiger Baustein für die Ausweitung und Aufrechterhaltung des Humankapitals ist das lebenslange Lernen. Lebenslanges Lernen bezieht sich auf die Beteiligung an Bildungs- oder Ausbildungsmaßnahmen jeglicher Art. Dabei trägt die betriebliche Weiterbildung in besonde-rer Weise zum Erhalt und zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Beschäftigten und Unternehmen bei. Im Rahmen des IAB-Betriebspanels wird der Anteil der Teilnehmer/innen an betrieblichen Weiterbildungsmaßnahmen an den Beschäftigten aller Betriebe erhoben.

Tabelle 2.11 zeigt, dass Sachsen-Anhalt mit 23 % eine Weiterbildungsquote ausweist, die leicht über dem Bundesdurchschnitt liegt.

Eine Betrachtung der Ergebnisse der schulischen Bildung und der Hochschulbildung gibt wichtige Aufschlüsse über die zukünftige Humankapitalausstattung des Landes. Dabei ist zusammenfassend auf folgende Punkte hinzuweisen (vgl. Tabelle 2.12): Die Ergebnisse der PISA-Studie machen deutlich, dass fast 25 % der Schülerinnen und Schüler in den erfassten Bereichen (Mathematik, Naturwissenschaften und Lesen) in Sachsen-Anhalt zu den Risiko-schülern gehören und daher kaum in der Lage sein werden, eine Berufsausbildung erfolg-reich abzuschließen. In Bezug auf die Startvoraussetzungen für die weitere berufliche Aus-bildung und die späteren Lebens- und Karrierechancen ist ferner der hohe Anteil der Schul-entlassenen ohne Hauptschulabschluss (gemessen an der Zahl der Abgängern/innen bzw.

Absolventen/innen des jeweiligen Schuljahres insgesamt) als problematisch einzuschätzen.

Ihr Anteil lag 2004 mit 14 % deutlich über dem Bundesdurchschnitt (8,3 %). Für 2005 ist zwar eine positive Entwicklung erkennbar (12 %) gleichwohl ist das Niveau immer noch inak-zeptabel hoch.

Bei einer geschlechtsspezifischen Betrachtung wird deutlich, dass in Sachsen-Anhalt wie auch bundesweit weitaus mehr Jungen als Mädchen betroffen sind. Der Anteil der Jungen an den Abgängern/innen ohne Schulabschluss lag 2005 in Sachsen-Anhalt bei fast zwei Dritteln und im Bundesdurchschnitt bei 63,7 %.

Die unbefriedigende Situation im Bereich der schulischen Bildung zeigt sich auch an anderen Indikatoren. Spiegelbildlich zur hohen Schulabbrecherquote liegt die Studienberechtigtenquote deutlich unter dem Bundesdurchschnitt: Während der Anteil der Absolventen allgemein bildender und berufsbildender Schulen mit allgemeiner oder Fachhochschulreife an der gleichaltrigen Wohnbevölkerung im Jahr 2005 in Sachsen-Anhalt 35,0 % betrug, lag der Bundesdurchschnitt bei 42,5 %.

Mit 20,9 Studierenden je Einwohner liegt Sachsen-Anhalt im bundesweiten Vergleich im letz-ten Drittel. Dabei lag der Anteil der Studentinnen im Wintersemester 05/06 bei gut 50 %. Im Vergleich dazu betrug er im Bundesdurchschnitt 46,4 %. Die Absolventenquote (bezogen auf den Altersjahrgang) ist mit 13 % im Jahr 2003 - wie in ganz Deutschland - inakzeptabel nied-rig. Darüber hinaus ist zu beobachten, dass Sachsen-Anhalt, wie alle Bundesländer, von einer schwachen und sinkenden Inanspruchnahme des Studiums der natur- und ingenieur-wissenschaftlicher Fächer mit erheblichen Auswirkungen auf die Befriedigung des Ersatzbe-darfs des Arbeitsmarkts leidet. Hier sind künftig stärker die Möglichkeiten auszuschöpfen, die sich durch Aktivitäten an der Schnittstelle von Schule und Hochschule im Rahmen eines An-satzes wissensbasierter Stadtentwicklung ergeben (Interesse für naturwissenschaftliche Fä-cher wecken, Schulen durch Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft unterstützen).

Tabelle 2.12

Indikatoren zur schulischen Bildung und Hochschulbildung

Sachsen-Anhalt Deutschland

Schulabbrecherquote 2005 in % a) 12,0 8,2

Schulabbrecherquote 2005 männlich in % a) 15,1 10,2

Studienberechtigtenquote 2005 in % b) 35,0 42,5

Studienberichtigtenquote 2005 weibl. in % b) 41,5 45,6

Studierende im Wintersemester 05/06 je

1.000 Einwohner 20,9 23,7

Studentinnen in % der Studierenden im Wintersemester

05/06 50,2 46,4

Bestandene Prüfungen im Wintersemester je 1.000

Ein-wohner 04/05 1,8 2,7

a) Schulabgänger von allgemein bildenden Schulen ohne Hauptschulabschluss als Anteil der Absolventen/innen bzw. Abgänger)innen des Schuljahresb) Absolventen allgemein bildender und berufsbildender Schulen mit all-gemeiner oder Fachhochschulreife als Anteil der gleichaltrigen Wohnbevölkerung

Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistisches Landesamt

Die Bevölkerungs- und Studierenden-Prognosen geben ferner deutliche Hinweise darauf, dass in Deutschland ab Mitte des kommenden Jahrzehnts mit einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften gerechnet werden muss. Der vergleichsweise starke Bevölkerungsrückgang deutet wie auch die oben genannten Indikatoren für die zukünftige Humankapitalausstattung

darauf hin, dass Sachsen-Anhalt die damit verbundenen Probleme noch früher und stärker zu spüren bekommen wird als andere Bundesländer.

Vergleichsweise günstig ist die Lage auf dem Ausbildungsmarkt: Die Ausbildungsplatzdichte, d. h. die Zahl der Ausbildungsplätze je 100 Ausbildungsnachfragen, ist zwar von 99,6 im Jahr 1995 auf 97,2 im Jahr 2003 gefallen. Allerdings liegt die Quote damit immer noch höher als im Bundesdurchschnitt (96,6 im Jahr 2003). Auch die Zahl der Berufsschüler ohne Aus-bildungsvertrag liegt in Sachsen-Anhalt mit 9,3 % der gesamten Berufsschüler unter dem Wert für Deutschland (11,9 %).

Im Vergleich mit den anderen ostdeutschen Flächenländern konnten in Sachsen-Anhalt be-reits seit mehreren Jahren die höchsten Werte bei der Ausbildungsbeteiligung von Unterneh-men erreicht werden. Im Durchschnitt stellt über die Hälfte der ausbildungsberechtigten Be-triebe Ausbildungsplätze zur Verfügung. Insgesamt gab es Mitte 2004 in Sachsen-Anhalt rd.

53.000 Auszubildende. Dies entspricht einer Auszubildendenquote von rund 6 %. Die große Mehrheit der Auszubildenden lernt in Betrieben und Einrichtungen des Dienstleistungssek-tors. Auf das Verarbeitende Gewerbe entfallen 15 % aller Auszubildenden in Sachsen-Anhalt, auf das Baugewerbe mittlerweile nur noch 9 %. Die Übernahmequote von Auszubil-denden nach abgeschlossener Ausbildung in ein Arbeitsverhältnis desselben Betriebes schwankt nach den Ergebnissen des Betriebspanels stark von Jahr zu Jahr.

Der Anteil der betrieblichen Ausbildung in Sachsen-Anhalt lag mit 68,2 % deutlich niedriger als im Bundesdurchschnitt (91,8 %). Außerbetriebliche Ausbildung hat in Sachsen-Anhalt damit einen sehr viel höheren Stellenwert als in Deutschland. Aufgrund der vergleichsweise vielen außerbetrieblichen Ausbildungsverhältnisse, bei denen ohnehin keine Übernahme erfolgen kann, ist die Übernahmequote in Ostdeutschland und in Sachsen-Anhalt 2005 mit 37 % bzw. 36 % deutlich geringer als in Westdeutschland mit 55 %. Das macht verstärkte Anstrengungen an der so genannten „zweiten Schwelle“ erforderlich. Auch ist die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze im Vergleich zu den noch nicht vermittelten Bewerbern um ein Mehrfaches niedriger als im Bundesvergleich. Auf eine noch nicht besetzte Stelle kom-men in Sachsen-Anhalt gut 7 Bewerber, während es in Deutschland insgesamt 3 Bewerber sind. Auch hierin zeigt sich die Bedeutung der außerbetrieblichen Ausbildung, um jungen Erwachsenen einen guten Start in das Berufsleben zu ermöglichen.

Tabelle 2.13

Der Ausbildungsmarkt in Sachsen-Anhalt im Jahr 2005

Sachsen-Anhalt Deutschland

Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge 17.848 550.180

Davon:

Betriebliche Ausbildungsverhältnisse, in % 68,2 91,8

Außerbetriebliche Ausbildungsverhältnisse, in % 31,8 8,2

Unbesetzte Ausbildungsplätze 101 12.636

Quelle: BMBF (2006), Berufsbildungsbericht 2006. Stand der Erhebung: 30.9.2005; MWA (2006) Berufsbildungs-bericht 2005 für das Land Sachsen-Anhalt