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2. Analyse der Ausgangslage

2.1 Sozio-ökonomische und umweltbezogene Ausgangslage und Entwicklung

2.1.4 Erwerbstätigkeit

In Sachsen-Anhalt waren im Jahr 2005 988.075 Personen erwerbstätig. Die Erwerbstätigkeit ging – nachdem sie vor allem Anfang der neunziger Jahren bereits deutlich abnahm – auch zwischen 2000 und 2006 zurück (-6,1 %, vgl. Tabelle 2.5). Die Verluste waren in etwa so stark wie im Durchschnitt der neuen Länder (-5,5 %) und damit erheblich größer als im Bun-desdurchschnitt (-0,1 %). In der EU-25 kam es im Unterschied zur Landes- und Bundesebe-ne im Zeitraum 2000 bis 2005 zu eiBundesebe-ner Zunahme der Erwerbstätigkeit um 3,3 %.

Hauptursache für die ungünstige Entwicklung der Erwerbstätigkeit in Sachsen-Anhalt war der starke Beschäftigungsrückgang im Baugewerbe (-41,6 % zwischen 2000 und 2005). Auch in der Land- und Forstwirtschaft (-17,4 %), im Produzierenden Gewerbe ohne Bausektor (-2,8

%), sowie im Sektor „Handel, Gastgewerbe und Verkehr“ (-7,6 %) ging die Erwerbstätigkeit zurück. In den anderen Sektoren nahm die Erwerbstätigkeit zu oder blieb konstant. Darüber hinaus haben die vergleichsweise geringen Wachstumsraten sowie das Zurückfahren ar-beitsmarktpolitischer Maßnahmen zum Rückgang der Erwerbstätigkeit beigetragen.

Infolge der starken Arbeitsplatzverluste weist Sachsen-Anhalt eine der geringsten Erwerbstä-tigenquoten, definiert als Anteil der 15- bis 64-Jährigen Erwerbstätigen an der gleichaltrigen Bevölkerung, in Deutschland auf. Sie lag in 2005 mit 60,5 % deutlich unter dem Bundes-durchschnitt (65,4 %). Im Hinblick auf die mit dem Lissabon-Prozess angestrebte Zielmarke von 67 % im Jahr 2005 besteht somit erheblicher Handlungsbedarf. Gemessen an der Ziel-marke für die Beschäftigungsquote im Jahr 2010 (70 %) fehlen in Sachsen-Anhalt ca.

200.000 Arbeitsplätze.

Die Erwerbstätigenquote der Männer lag im Jahr 2005 bei 63,6 %, war damit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt und besonders weit vom Lissabon-Ziel (77 %)5 entfernt. Ursächlich hierfür die in den vergangenen Jahren überproportionale Schrumpfung von Sektoren, in de-nen Männer überdurchschnittlich beschäftigt sind. Hierzu zählen insbesondere das Produzie-rende Gewerbe und das Baugewerbe.

Die Erwerbstätigenquote der Frauen lag in 2005 bei 57,3 % und damit ebenfalls unter dem Bundesdurchschnitt. Sie trifft aber das Lissabon-Ziel für das Jahr 2005 (57 %). Bei der Be-wertung der Erwerbstätigenquote der Frauen ist zu beachteten, dass ein großer Teil der Frauenarbeitsplätze keine Vollzeitstellen sind: So entfällt z.B. über 80 % der Teilzeitbeschäf-tigung in Sachsen-Anhalt auf Frauen. Die Teilzeitquote der Frauen beträgt ein Drittel, die der Männer nicht einmal 10 %.

Tabelle 2.5

Indikatoren zur Erwerbstätigkeit

Sachsen-Anhalt Deutschland

Veränderung der Erwerbstätigkeit in % (2000-2006) -6,1 -0,1

Erwerbstätigenquote insgesamt a) 2005 60,5 65,4

- Erwerbstätigenquote der Frauen in % (2005) 57,3 59,5

- Erwerbstätigenquote der Männer in % (2005) 63,6 71,2

Altersstrukturb) in % (2005) 68,8 66,9

Erwerbsbeteiligungc) in % (2005) 75,7 73,7

Anteil der Selbständigen an den Erwerbstätigen in % (2005) 9,4 11,2 Anteil der selbständigen Frauen an den weiblichen

Erwerbstätigen in % (2005)

6,7 7,4

Veränderung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in % (2000-2006)

-13,4 -5,3

Anteil der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten an den

Erwerbstätigen in % (2006) 72,9 67,4

a) Erwerbstätigenquote: Erwerbstätige im Alter von 15 bis unter 65 Jahren / Gleichaltrige Bevölkerung. b) Alters-struktur: Bevölkerung im Alter von 15 bis unter 65 Jahren / Gesamtbevölkerung. c) Erwerbsbeteiligung: Er-werbspersonen / Bevölkerung jeweils im Alter von 15 bis unter 65 Jahren.

Quelle: VGR der Länder, Statistisches Bundesamt, Berechnungen der Staatskanzlei Sachsen-Anhalt.

Hinsichtlich der Stellung im Beruf ergibt sich das folgende Bild: Die Selbständigenquote lag 2005 mit 9,4 % unter dem Bundesdurchschnitt von 11,2 %. Positiv ist jedoch hervorzuheben, dass im Zeitraum 2000-2005 eine deutliche Zunahme der Selbständigenquote von 6,6 % auf 9,4 % und damit eine Annäherung an das bundesdeutsche Niveau erreicht wurde. Über-durchschnittlich deutlich stieg die Zahl der selbständigen Frauen um 48,8 % auf 32.000 (männliche Selbständige: +33,7 % auf 65.100). Im Vergleich dazu ist die bundesweite Er-werbstätigkeit selbständiger Frauen um „nur“ 21,3 % (männliche Selbständige: + 8,4%) ge-stiegen. Gleichwohl liegt auch die Selbständigenquote der Frauen in Sachsen-Anhalt (6,7 %) noch immer unter dem Bundesdurchschnitt (7,4 %) und ist geringer als die Selbständigen-quote insgesamt (vgl. Tabelle 2.5).

5 Die Lissabon-Strategie der EU sieht ein explizites Ziel für die Erwerbstätigenquote der Männer nicht vor. Die Zielquote von 77 % für das Jahr 2005 ergibt sich jedoch indirekt unter der Annahme, dass die Zielwerte ins-gesamt (67 %) und für Frauen (57 %) erreicht werden und je die Hälfte der Bevölkerung im erwerbsfähigen

In Bezug auf die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (SV-Beschäftigte) in Sachsen-Anhalt verlief die Arbeitsmarktentwicklung in den letzten Jahren vergleichsweise ungünstig.

Im Jahr 2006 betrug die Zahl der SV-Beschäftigten in Sachsen-Anhalt rd. 725.000, dies sind 13,4 % weniger als im Jahr 2000. Im Vergleich dazu hat sich die Zahl der SV-Beschäftigten im gesamten Bundesgebiet um 5,3 % verringert. Der Anteil sozialversicherungspflichtig Be-schäftigter an den Erwerbstätigen liegt in Sachsen-Anhalt bei etwa 73 %. Von 2000-2006 ist der Anteil der Teilzeitbeschäftigten von 11,6 % auf 15,7 % gestiegen.

In rund 8 % aller Betriebe in Sachsen-Anhalt gibt es Maßnahmen zur Förderung der Chan-cengleichheit von Frauen und Männern sowie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Nach Angaben des Betriebspanels Sachsen-Anhalt wird etwa jeder dritte Betrieb bzw. jede dritte Dienststelle in Sachsen-Anhalt von einer Frau geleitet, wobei der Anteil von Frauen in Füh-rungspositionen mit steigender Betriebsgröße zurückgeht (Stand: 30.6.2004).

Tabelle 2.6

Sektorale und geschlechtsspezifische der sozialversichungspflichtigen (SV) Beschäftigung

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei und Fischzucht 20.647 -27,1 30,0

Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe 139.851 -2,4 28,1

Baugewerbe 60.418 -45,4 10,7

Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen und Gebrauchsgütern

95.667 -16,1 58,1

Gastgewerbe 18.080 -11,3 66,1

Verkehr und Nachrichtenübermittlung 45.785 -17,6 27,9

Kredit- und Versicherungsgewerbe 13.259 -11,1 70,8

Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung 83.469 11,5 48,2

Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung 71.378 -24,7 69,9

Erziehung und Unterricht 55.445 -0,5 64,5

Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen 85.327 1,1 83,8

Erbringung von sonstigen öffentlichen und persönlichen Dienstleistungen, Private Haushalte mit Hauspersonal

35.402 -11,8 61,1

Insgesamt 724.769 -13,4 49,8

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt.

Tabelle 2.6 zeigt die sektoralen und geschlechtspezifischen Beschäftigungsstrukturen in Sachsen-Anhalt. Überdurchschnittliche Beschäftigungsverluste fanden in den Jahren 2000-2006 im Baugewerbe, der Land- und Forstwirtschaft, der Öffentlichen Verwaltung, im Handel sowie im Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung statt. Mit Ausnahme des Handels und der Öffentlichen Verwaltung sind dies Sektoren mit einem hohen Männeranteil an den Beschäftigten. Deutlich günstiger als der Durchschnitt entwickelte sich die Beschäftigung im Produzierenden Gewerbe, im Grundstücks- und Wohnungswesen, im Sektor Erziehung und Unterricht sowie im Gesundheits- und Sozialwesen. Im Produzierenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) sind die fernabsatzorientierten Unternehmen konzentriert, deren Entwicklung für den Abbau der nach wie vor hohen Transferabhängigkeit des Landes von besonderer

Bedeutung ist. Trotz erheblicher Produktivitätssteigerung kam es hier nur zu relativ geringen Beschäftigungsverlusten, 2006 sogar zu einem geringen Anstieg der Beschäftigung. Insge-samt ist der Frauenanteil an den Beschäftigten in den Sektoren der gewerblichen Wirtschaft mit knapp 40 % unterdurchschnittlich und in den direkt durch innerdeutsche Transfers ge-stützten Sektoren Öffentliche Verwaltung, Erziehung und Unterricht sowie Gesundheits- und Sozialwesen mit ca. 75 % deutlich überdurchschnittlich.

Sachsen-Anhalt weist ferner im Jahr 2006 einen negativen Pendlersaldo von 78.595 Be-schäftigten auf: 48.877 Einpendlern standen im Vergleichszeitpunkt 127.472 Auspendler gegenüber. Die Einpendlerquote, definiert als die Zahl der Einpendler im Verhältnis zur Ge-samtbeschäftigung am Arbeitsort Sachsen-Anhalt, betrug 6,7 %. Die Auspendlerquote, d.h.

die Zahl der Auspendler im Vergleich zu den in Sachsen-Anhalt wohnenden SV-Beschäftigten, betrug 15,9 %.