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5. Feindbilder und Motivationen „von unten“

5.1. Militärhistorischer Hintergrund

5.1.3. Beteiligte Einheiten und Verluste

Die folgenden deutschen und sowjetischen Verbände waren an der Schlacht um Stalingrad beteiligt (Stand: November - Dezember 1942):

Wehrmacht

Die 6. Armee unter Oberbefehlshaber General der Panzertruppen Paulus (Chef des Generalstabs: Generalmajor Schmidt) schloss die folgenden Einheiten ein: die 51. und 53.

Werferregimenter, 2. sowie 30. Nebelwerferregimenter, 4., 46., 64. und 70. Artillerieregimenter, 54., 616., 627. und 849. Artilleriebataillone, 49., 101., 733. schwere Artilleriebataillone sowie 6.

und 41. Pionierbataillone.

Das IV. Armeekorps unter General der Pioniere Jaenecke bestand aus der 29. motorisierten Infanteriedivision, der 297. und der 371. Infanteriedivisionen.

Das VIII. Armeekorps unter General der Artillerie Heitz schloss die 76. und 113.

Infanteriedivisionen. Das XI. Armeekorps unter Generalleutnant Strecker bestand aus der 44., 376. und 384. Infanteriedivision.

Die 3. und 60. motorisierten Infanteriedivisionen mit der 16. Panzerdivision bildeten das XIV.

Panzerkorps unter General der Panzertruppe Hube.

Das LI. Armeekorps unter General der Artillerie von Seydlitz-Kurzbach bestand aus 71., 79., 94., 295., 305. und 389. Infanteriedivisionen und 100. Jägerdivision unter Generalleutnant Sanne, dazu gehörten zudem die 14. und 24. Panzerdivisionen.

Rote Armee

Als Vertreter der STAWKA (Hauptquartier des Obersten Befehlshabers der Sowjetunion) leiteten die militärischen Operationen in Stalingrad Armeegeneral G.K.¬ukow, Generaloberst der Artillerie N.N. Woronow und Generaloberst Wassilevskij.

Die Stalingradfront unterstand Generaloberst A.I. Jeremenko und schloss die 62., 64., 57. 51 und 28. Armee ein.

Die 62. Armee unter General V.I. Tschuikow bestand aus der 13. Garde, 37. Garde, 39. Garde, 45., 95., 112., 138., 193., 244., 284. sowie der 308. Schützendivisionen und der 10. NKWD-Schützendivision; ausserdem waren es 42. Marineinfanterie-Brigade, 42., 115., 124., 149. und 160. Sonderbrigaden sowie 84., 137. und 189. Panzerbrigaden.

Die 64. Armee unter General M.S. Schumilow bestand aus 36. Garde, 29., 38., 157. und 204.

Schützendivisionen und 154. Marineinfanterie-Brigade.

Die 57. Armee unter General F.I. Tolbuchin, Armeeeinheiten: 169. und 422.

Schützendivisionen, die 143. Sonderbrigade, 90. und 235. Panzerbrigaden, das XIII.

mechanisierte Korps.

Die 51. Armee unter General N.I. Trufanow, 15. Garde, 91., 126., 302. Schützendivisionen, 38.

Sonderbrigade, 254. Panzerbrigade, das IV. mechanisierte Korps, das IV. Kavalleriekorps.

Die 28. Armee bestand aus 34. Garde und 248. Schützendivisionen, 52., 152., 159.

Sonderbrigaden, 6. Garde, Stalingradfrontreserven: 330. Schützendivision, 85. Panzerbrigade.

Zur Stalingradfront gehörte auch die 8. Luftarmee unter General T.T. Schrjukin.

Zur Donfront unter Generaloberst K.K. Rokossowskij gehörten die 66., 24. und 65. Armee und die 16. Luftarmee unter Generalmajor S.I. Rudenko. Die 66. Armee unter Generalmajor A.S.

Schadow und bestand aus der 64., 99., 116., 226., 299., 343. Schützendivisionen und der 58.

Panzerbrigade; die 24. Armee unter General I.V. Galanin schloss die 29., 84., 120., 173., 233., 260. und 273. Schützendivisionen, 10. Panzerbrigade und XVI. Panzerkorps ein. Die 65. Armee unter Generalleutnant P.I. Batow bestand aus der 4. Garde, 27. Garde, 40. Garde, 23., 24., 252., 304. und 321. Schützendivisionen und 121. Panzerbrigade. Dur Donfront gehörte zudem die 16. Luftarmee unter Generalmajor S.I. Rudenko. Die Südwestfront unterstand General N. F.

Watutin und bestand aus der 21. Armee, 5. Panzerarmee, 1. Gardearmee sowie 2. und 17.

Luftarmeen.

Die 21. Armee unter General I.M. Christjakow schloss die 63., 76., 96., 277., 293 und 333.

Schützendivisionen, die 1., 2., und 4. Garde Panzerregimenter sowie das IV. Panzerkorps und das III. Gardekavalleriekorps ein.

Die 5. Panzerarmee unter General P.I. Romanenko bestand aus der 14. Garde, 47. Garde und 50. Garde Schützendivisionen sowie der 119., 159. und 346 Schützendivisionen. Zur 5.

Panzerarmee gehörten zudem das I. und XXVI. Panzerkorps und das VIII. Kavalleriekorps.

Zur I. Gardearmee unter General D.D. Leljuschenko gehörten die 1., 153., 197., 203., 266. und 278. Schützendivisionen, und das I. mechanische Gardekorps als Frontreserve. Ausserdem wurde die Südwestfront durch die 2. und 17. Luftarmeen verstärkt.20

Einen Überblick über die Intensität und das Ausmass der militärischen Operationen von Stalingrad vermitteln die Angaben über die Menschenverluste auf beiden Seiten. In der Operation „Uranus“, welche die Rote Armee vom 19. bis 30. November 1942 durchgeführt hat, betrugen deutsche Verluste ca. 80 000 tote Soldaten und Offiziere und 65 000 Gefangene, sowjetische Verluste machten dabei 79 400 Soldaten und Offiziere aus.21

Im Dezember 1942 standen in Stalingrad folgende deutsche und russische Kräfte gegenüber:22

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Menschenkräfte Rote Armee Wehrmacht Verhältnis und Kampfgeräte

Divisionen 36 27 1,3:1

Stärke (Tsd.) 425,5 459 1:1,1

Panzer 1431 600 2,4:1

Geschütze und 5024 6228 1:1,2

Minenwerfer

Flugzeuge 552 560-580 ca. 1:1

Die Gesamtverluste der beteiligten Einheiten im Laufe der militärischen Operationen von Staingrad betrugen auf der deutschen Seite ca. 1 500 000 tote und gefangene Soldaten und Offiziere, die Rote Armee verlor ca. 1 130 000 Soldaten und Offiziere.23

20 Quelle: Beevor, Antony, Stalingrad, München 1999, S.493-499; Zolotarev, V., Sevostjanov, G., Velikaja OteÝestvennaja vojna 1941-1945. Kniga 2 „Perelom“ (Der Grosse Vaterländische Krieg 1941-1945, Band 2 „Die Wende“, Moskau 1998, S. 52-73.

21Quelle: Zolotarev, V., Sevostjanov, G., Velikaja OteÝestvennaja vojna 1941-1945, S. 71.

22Ebenda, S. 83-84.

In bezug auf die militärische Stärke der eingekesselten Wehrmachteinheiten in Stalingrad nennen unterschiedliche Autoren unterschiedliche Zahlen; die Einschätzungen liegen zwischen 210 und 280 000 Soldaten und Offiziere im Kessel.24

Die Verschiedenheit der Zahlen, die für die Stärke der eingekesselten 6. Armee genannt werden, erfordert zumindest den Versuch einer Klärung. Schätzungen hinsichtlich der Stärke der 6. Armee innerhalb des Kessels am 19. November 1942 differieren sehr stark, und dies war scheinbar hauptsächlich der Fall, weil es so viele sowjetische Bürger in den Rängen der Sechsten Armee gab, dass diese mit berücksichtigt wurden bei der auf der Grundlage von Verpflegungsbezugsscheine festgelegten Zahl der Kämpfer auf deutscher Seite und nicht separat genannt wurden. Einige der Zahlen von Manfred Kehrig, dem Autor von „Stalingrad:

Analyse und Dokumentation einer Schlacht“, sind kürzlich von Rüdiger Overmans angezweifelt worden.25 Overmans, der hauptsächlich auf der Grundlage von zurückblickenden Schätzungen der Wehrmacht arbeitet, schätzt die Zahl der eingekesselten Deutschen sehr niedrig mit 195 000, die der Hilfswilligen mit 50 000, die der Rumänen mit 5 000 und kommt auf diese Weise zu einer Gesamtschätzung von etwa 250 000.26 Kehrig dagegen nannte die folgenden Zahlen: 232 000 Deutsche, 52 000 Hiwis und 10 000 Rumänen, also insgesamt etwa 294 000.27

Das am 6. Dezember 1942 vom Oberquartiermeister der Sechsten Armee verfasste Dokument über „die Rationsstärke der Sechsten Armee im Kessel“ nannte eine Gesamtzahl von 275 000 Soldaten, darunter 20 3000 Hiwis und 11 000 Rumänen (rumänische Armeequellen bestätigen, dass es 12 600 rumänische Soldaten im Kessel gab. Es befanden sich dort auch einige hundert Italiener). Wenn man zu diesen Zahlen jene 15 000 Mann hinzufügt, die man „nur innerhalb des Kessels“ zwischen dem 21. November 1942und dem 6. Dezember verloren hat, dann kommt Beevor zu dem Schluss, dass am 22. November 1942 ca. 290 000 Soldaten und Offiziere im Kessel ‘festsassen’.28

23 Grif sekretnosti snjat: Poteri vooruÌennych sil SSSR v vojnach, boevach dejstvijach i voennych konfliktach (Vermerk „Geheimsache“ aufgehoben: Menschenverluste der Streitkräfte der UdSSR in Kriegen, Kampfhandlungen und militärischen Konflikten), Moskau 1993, S. 179, 182.

24 Jacobsen erwähnt z.B. 260 000, siehe Jacobsen H., 1939-1945. Der Zweite Weltkrieg in Chronik und Dokumenten, Darmstadt 1961, S. 365. Siehe dazu auch Paulus, Friedrich, Ich stehe hier auf Befehl, Frankfurt/M. 1960, S. 222ff, sowie Zolotarev, V., Sevostjanov, G., Velikaja OteÝestvennaja vojna 1941-1945, S. 66ff.

25Beevor, Antony, Stalingrad, Anhang B „Die statistische Debatte: Die Stärke der Sechsten Armee im Kessel“, S. 404-405; Overmans, Rüdiger, Das andere Gesicht des Krieges: Leben und Sterben der 6. Armee, in: Förster (Hrsg.), S. 442ff.

26 Beevor, Antony, Stalingrad, Anhang B, S. 404.

27 Ebenda.

28 Ebenda, S. 405.

Alle Autoren stimmen darin überein, dass ungefähr 25 000 Verwundete und Spezialisten ausgeflogen wurden, aber es gibt wenig Gewissheit über die Zahlen der Gefallenen und der Gefangenen. Die Wahrheit wird angesichts des nach dem sowjetischen Angriff am 10. Januar 1943 mit dem Ziel der Zerschlagung des Kessels ausgebrochenen Chaos niemals bekannt werden. Es kann nur davon ausgegangen werden, dass zwischen dem 22. November 1942 und dem 7. Januar 1943 etwas weniger als 52 000 Angehörige der 6. Armee den Tod gefunden haben, doch ist es nicht klar, wie viele Hiwis sich unter diesen Menschen befanden. Die sowjetischen Angaben im Hinblick auf die Kriegsgefangenen, die zwischen dem 19. November und dem 31. Januar in die Hände der Roten Armee fielen - 111 465 sowie ausserdem 8 928 in Lazaretten, - drücken nicht spezifisch aus, wie viele davon Deutsche waren, geschweige denn, wie viele zu den eingekreisten Truppen gehörten im Gegensatz zu jenen, die während der Operationen „Wintergewitter“ und „Kleiner Saturn“ gefangengenommen wurden.29

Der Sowjetangriff im Rahmen der „Operation Ring“ am 10. Januar 1943 steigerte die Auswirkungen von Krankheiten, Kälte, Hunger und Erschöpfung, was die Annahme nahelegt, dass die Verluste sich erhöhten. Sie mögen sich sehr wohl, schätzt Beevor, einschliesslich der Hiwis, auf ungefähr 100 000 verdoppelt haben.

Nicht nur die Angaben über die Menschenverluste, sondern auch ein Überblick über die Intensität der Artillerie- und Bombenangriffe können zeigen, wie hoch die körperliche und psychische Belastung der Soldaten in der Schlacht um Stalingrad war. Über die schockierende psychologische Wirkung eines intensiven Artillerieangriffes berichteten viele Soldaten, wie z.B.

die Aussage eines gefangenen deutschen Soldaten der 170. Infanteriedivision, der im Januar 1943 starke sowjetische Artillerieangriffe beim Durchbruch der Leningrad-Blokade erlebt hat, wo insgesamt 4 500 Geschütze und Minenwerfer an der ganzen Front eingesetzt waren: „Ich kann bis heute die Eindrücke vom vernichtenden Feuer der russischen Kanonen nicht loswerden.

Wenn ich mich an dieses höllische Gepolter und die Explosionen von Granaten und Mienen erinnere, überläuft mich immer wieder ein Schauer.“30

Die Dichte des Artilleriefeuers in der Schlacht um Stalingrad Ende Januar 1943 betrug ca. 1000 Geschütze und Minenwerfer auf einem 6 km langen Frontabschnitt, was 170 Geschütze und Minenwerfer pro Kilometer der Front ausmacht; im Operationsgebiet der 27. Garde Schützendivision waren es sogar 338 Geschütze und Minenwerfer pro Kilometer der Front, was

29 Beevor, Antony, Stalingrad, Anhang B, ebenda.

30 OÝerki istorii Leningrada: Period Velikoj OteÝestvennoj vojny Sowetskogo sojuza 1941-1945 (Essays zur Geschichte Leningrads: Zeitraum des Grossen Vaterländischen Krieges der Sowjetunion 1941-1945), Leningrad 1967, S. 24, eigene (reziproke) Übersetzung.

eine enorme Intensität des Artilleriefeuers und somit eine enorme körperliche und psychische Belastung der Militärangehörigen bedeutete.31