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Masterarbeit. Zur Erlangung des akademischen Grades. Master of Arts in Social Scienes

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Academic year: 2022

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Präventions- und

Interventionsmöglichkeiten der Klinischen Sozialen Arbeit zur Vermeidung von Übergewicht und Adipositas bei

Kindern bis zum Schuleintritt.

Prevention and intervention possibilities to be offered be clinical-social work to avoid overweigt and adiposity of

children up to the age of school entry.

Masterarbeit

Zur Erlangung des akademischen Grades

Master of Arts in Social Scienes

der Fachhochschule FH Campus Wien

Masterlehrgang: Sozialraumorientierte und Klinische Soziale Arbeit

Vorgelegt von:

Isabella Zandermann

Personenkennzeichen:

1310534087

ErstbetreuerIn:

FH-Prof.in Mag.a Judith Haberhauer

ZweitbetreuerIn:

Andrea Kuntner, MA

Eingereicht am:

12. 09. 2018

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Erklärung:

Ich erkläre, dass die

Ich erkläre, dass die vorliegende Masterarbeit von mir selbst verfasst wurde, und ich keine anderen als die angeführten Behelfe verwendet bzw. mich auch sonst keiner unerlaubten Hilfe bedient habe.

Ich versichere, dass ich diese Masterabeit bisher weder im In- noch im Ausland (einer Beurteilerin/ einem Beurteiler zur Begutachtung) in irgendeiner Form als Prüfungsarbeit vorgelegt habe.

Weiters versichere ich, dass die von mir eingereichten Exemplare (ausgedruckt und elektronisch) identisch sind.

Datum……… Unterschrift:………

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DANKSAGUNG

Ich möchte mich hiermit bei allen Personen bedanken, die mich bei meiner Masterarbeit unterstützt haben.

Ganz besonders möchte ich mich bei FH-Prof.in Mag.a Judith Haberhauer und Andrea Kuntner, MA für die Betreuung und die Unterstützung bei meiner Arbeit bedanken.

Weiters möchte ich mich bei allen InterviewpartnerInnen bedanken die sich bereit erklärt haben mich bei meiner Forschung zu unterstützen.

Auch möchte ich mich bei meiner Familie und meinen Freunden bedanken, die mich mental während der Erstellung meiner Masterarbeit unterstützt haben.

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ii

KURZFASSUNG

Übergewicht, das sich in weiterer Folge zu Adipositas entwickelt, zählt zu einem der am schnellsten wachsenden Gesundheitsrisiken in der westlichen Gesellschaft. Ein immer größerer Teil an SchulanfängerInnen ist von Übergewicht und Adipositas betroffen.

Adipositas ist eine multifaktorielle Erkrankung. Ausschlaggebend ob ein Kind zu Übergewicht und Adipositas tendiert, kann wenig körperliche Bewegung, die Nutzung neuer Medien, genetische Faktoren, der Bildungsstatus der Eltern, die kulturelle Herkunft eines Kindes, das Geschlecht und falsches Ernährungsverhalten sein.

Aus übergewichtigen Kindern, werden adipöse Jugendliche und Erwachsene. In weiterer Folge kommt es bereits bei Kindern aufgrund von Adipositas zu Folgekrankheiten wie Diabetes mellitus Typ 2 und orthopädischen Erkrankungen. Des Weiteren können die betroffenen Kinder an sozialen, emotionalen und psychischen Folgeerscheinungen erkranken, die sie in ihrem weiteren Leben beeinflussen.

Die Ergebnisse der Forschung zeigen die fehlenden Präventionsangebote für Kleinkinder die bereits an Übergewicht leiden, und die fehlenden Interventionsmöglichkeiten für Kleinkinder die bereits von Adipositas betroffen sind. Basierend auf diesen Forschungsergebnissen werden verschiedene Möglichkeiten aufgeschlüsselt, um ein neues Arbeitsgebiet für die Klinische Soziale Arbeit zu etablieren.

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ABSTRACT

Overweight and adiposity are counted among the fastest growing health risks today.

Especially an always larger part of school starters is affected by overweight and adiposity.

Adiposity is a multifactorial disease, which means that several factors trigger its cause.

Minimal exercise, the use of new media, genetic factors, the parents’ education, the cultural origin of a child, its gender and wrong eating behaviour may affect if a child tends to overweight and adiposity.

Overweight children grow to adipose teenagers and adults, as adiposity does not disappear with a child growing. Due to that, already children suffer from secondary diseases like diabetes mellitus typ 2 and orthopaedic diseases. Furthermore, children may be affected by social, emotional and psychological consequences that influence them in their later life.

The results of the empirical research show clearly the missing prevention and intervention possibilities for small children that already suffer from overweight or adiposity. Based on these findings, various possibilities are shown to establish a new field of work for the clinical social work.

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iv

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

AGA Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter

BMI Body Maß Index

COSI- Studie Childhood Obesity Surveillance Initiative

ICD10 Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme

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SCHLÜSSELBEGRIFFE

Adipositas

Bio-psycho-soziales Modell

Case Management

Gesundheitsförderung

Klinische Soziale Arbeit

Person in der Situation Ansatz

Prävention

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vi

Inhaltsverzeichnis

DANKSAGUNG I

KURZFASSUNG II

ABSTRACT III

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS IV

SCHLÜSSELBEGRIFFE V

1. EINLEITUNG 1

2. ENTWICKLUNG UND STEUERUNG DES ESSVERHALTENS BEI KINDERN UND

JUGENDLICHEN 3

2.1. Genetische Süßpräferenz 3

2.2. Aversionsbildungen gegen bestimmte Speisen 4

2.3. „Mere Exposure Effekt“ und „Spezifisch-sensorische Sättigung“: 6 2.4. Steuerung des Essverhaltens (drei Komponenten Modell) 6

2.5. Definition von Hunger und Appetit 7

2.6. Abweichendes Essverhalten bei Adipositas 8

2.7. Sättigungs-Kaskade 9

2.8. Energiezufuhr und Energieverbrauch 10

3. KLINISCHES STÖRUNGSBILD DER ADIPOSITAS 12

3.1. Überblick der Essstörungen 12

3.1.1. Magersucht (Anorexia nervosa) 13

3.1.2. Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa) 14

3.2. Körperbild bei Adipositas 14

3.3. Klassifikation und Messmethoden bei Kindern 15

3.4. Klassifikation und Messmethoden bei Erwachsenen 18

3.5. Epidemiologie und Prävalenz bei Kindern und Jugendlichen 19

3.5.1. Danone Nutrition Studie 2005/06 20

3.5.2. COSI- Studie 2017 21

3.5.3. SIPCAN Studie 2017 22

3.5.4. Adipositas im internationalen Vergleich 23

3.6. Komorbidität und Mortalitätsrisiko 24

3.7. Adipogenes Umfeld 28

(10)

3.7.1. Erziehung & Information 29

3.7.2. Familie 30

3.7.3. Energiereiche Lebensmittel 32

3.7.4. Sport & Freizeit 33

4. ANGEBOTE ZUR GESUNDHEITSFÖRDERUNG IN ÖSTERREICH 35

4.1. Prävention im Gesundheitsbereich 35

4.1.1. Mutter-Kind-Pass 36

4.1.2. frühe Hilfen 36

4.1.3. Richtig Essen von Anfang an (REVAN) 38

4.1.4. »Gesunder Kindergarten« 39

4.1.5. Salzburg together against obesity (SALTO) 40

4.1.6. »Bewegte Klasse« Land NÖ Tut Gut 40

4.1.7. "Cooles Essen - Coole Kids" 41

4.1.8. Fortbildung zum klein und gesund Trainer 41

4.2. Interventionen im Gesundheitsbereich 42

4.2.1. DiätologInnen 42

4.2.2. Landeskliniken durch Dick und Dünn 42

4.2.3. Starke Freunde 43

4.2.4. "Enorm in Form" 44

4.2.5. Down & Up 44

4.2.6. Fortbildung zur Adipositas TrainerIn für Kinder und Jugendliche 44

4.2.7. Diätferien 45

5. KLINISCHE SOZIALE ARBEIT 47

5.1. Bio-psycho-soziale Perspektive von Krankheit und Gesundheit 48

5.2. Person in der Situation Ansatz 49

5.3. Case Management 50

6. EMPIRIE 52

6.1. Forschungsgebiet und Forschungsfragen 52

6.2. Leitfadeninterviews als Erhebungmethodik 53

6.3. Informationen über die ExpertInnengruppe und die Interviewsituationen 53

6.4. Auswertungen der Interviews 57

7. DARSTELLUNG DER FORSCHUNGSERGEBNISSE 58

7.1. Individuelle Definitionen von Übergewicht und Adipositas 58 7.2. Entwicklungen von Übergewicht und Adipositas bei Kindergartenkindern 58 7.3. Ernährungsverhalten und Vorlieben für bestimmte Lebensmittel 59

7.4. Besonderheiten in der motorischen Entwicklung 60

7.5. Bewegungsfreude und sportliche Betätigung bei Kindern mit Übergewicht und

Adipositas 61

7.6. Zeitliche Nutzung elektronischer Medien 62

(11)

viii 7.7. Kinder mit Übergewicht und Adipositas in der Gruppe 64 7.8. Übergewicht und Adipositas in einem bestimmten sozialen und/oder kulturellen

Umfeld 65

7.9. Bestehende Angebote und interdisziplinäre Zusammenarbeit 66 7.10. Unterstützungswünsche und fehlende Präventions- und

Interventionsmöglichkeiten 69

7.11. Folgeerkrankungen aufgrund von Adipositas 71

7.12. Beitrag der Klinischen Sozialen Arbeit 72

7.13. Sensible Themen 73

7.14. Resümee der Interviews 74

8. FAZIT – BEANTWORTUNG DER FORSCHUNGSFRAGE 75

9. QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS 77

9.1. Einzelwerke: 77

9.2. Sammelbände: 79

9.3. Internetquellen: 81

9.4. Abbildungsverzeichnis 85

10. ANHANG 87

10.1. Interviewleitfaden 88

10.2. Transkriptauszug 90

(12)

1. EINLEITUNG

An dieser Stelle soll ein Überblick über das Thema der Masterarbeit, die Gliederung und über die Relevanz des Themas für die Klinische Soziale Arbeit gegeben werden.

„In den letzten Jahren kam es zu einer stark ansteigenden Prävalenz von Übergewicht und Adipositas in allen Altersstufen“ (Logue: 1995: 30).

Laut einer aktuellen Studie der Gesundheitsinitiative SALTO – „Salzburg together against obesity“ – häufen sich die Fälle von kindlichem Übergewicht bzw.

Adipositas in den letzten Jahren, gerade auch in Österreich. SALTO hat im Rahmen einer Pilotstudie die Ernährungs- und Bewegungspräferenzen sowie die motorische Fitness und das Körpergewicht und die Größe von knapp 200 Kindergartenkindern der Stadt Salzburg erhoben. Dabei zeigte sich, dass von diesen bereits jedes vierte Kind übergewichtig oder adipös war“ (Salto: 2018).

Adipositas ist eine moderne Zivilisationskrankheit, die sich erst entwickelt hat als Menschen im Stande waren Lebensmittel länger frisch zu halten, -und zu verarbeiten. Unser Geschmackssystem und unsere Geschmackspräferenzen haben sich vor langer Zeit gebildet. Aus dieser Zeit stammt unser Verlangen Kalorienreiche Nahrung zu bevorzugen.

Damals war unsere Präferenz für Süßes und Salziges ein wichtiger Faktor um das Überleben zu sichern. Heute dagegen leben wir in den industrialisierten Ländern im Schlaraffenland indem jegliche Nahrungsmittel im Überfluss vorhanden sind. Deshalb ist es nicht überraschend dass durch übermäßige Nahrungsaufnahme immer mehr Menschen an Übergewicht und Adipositas erkranken (vgl. Logue 1995: 301ff).

Bereits im Kleinkindalter gibt es immer mehr übergewichtige und von Adipositas betroffene Kinder. Weltweit sind bereits 22 Millionen Kinder im Vorschulbereich übergewichtig oder bereits adipös (vgl. Kiess 2009: 21f). Das sind 23% in der Altersgruppe der 5-7 jährigen Kinder. In der Pubertät steigt die Anzahl der übergewichtigen Jugendlichen bereits auf 40%.

Die WHO sieht daher Adipositas im Kindheitsalter als eines der größten Gesundheitsprobleme in Industrieländern an (vgl. Heseker: 2005: 25f).

Bei der Beschäftigung mit der Thematik ergaben sich zwei Forschungsfragen:

Welche Präventionsmöglichkeiten kann die Klinische Soziale Arbeit anbieten, um Übergewicht bei Kindern bis zum Schuleintritt einzudämmen?

Welche Interventionsmöglichkeiten kann die Klinische Soziale Arbeit anbieten um die weitere Entwicklung von Übergewicht zu Adipostas bei Kindern zu verhindern?

Die Arbeit stellt den aktuellen Forschungsstand zum Thema Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter dar. Der Schwerpunkt der emperischen Forschung liegt auf der Altersgruppe von Kleinkindern bis zum Schuleintritt in Niederösterreich.

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2

Zu Beginn der Arbeit wird im zweiten Kapitel auf die Entwicklung des Essverhaltens bei Kindern- und Jugendlichen eingegangen und die körperlichen Vorgänge bei der Entstehung des Sättigungsgefühls und des Energieverbrauchs beschrieben.

Im dritten Kapitel wird ein kurzer Überblick der Essstörungen gegeben und auf die Messmethoden bei Adipositas näher eingegangen. Danach wird die Epidemiologie und Prävalenz der Adipositas bei Kindern- und Jugendlichen in Österreich und im internationalen Vergleich vorgestellt. Für die Klinische Soziale Arbeit besonders wichtig ist das adipogene Umfeld das in diesem Kapitel behandelt wird.

Kapitel vier behandelt die verschiedenen Angebote zur Gesundheitsförderung in Österreich. Diese sind in Präventions- und Interventionsangebote untergliedert. Die Präventionsangebote beziehen sich auf allgemeine Punkte der Gesundheitsförderung und eine Fortbildung zu diesen Themen. Im Bereich der Interventionen werden verschiedene Programme für Kinder- und Jugendliche die von Adipositas betroffen sind und eine Fortbildung zur Adipositas TrainerIn für Kinder- und Jugendliche vorgestellt.

Im fünften Kapitel wird auf die Klinische Soziale Arbeit unter der besonderen Berücksichtigung der bio-psycho-sozialen Perspektive von Krankheit und Gesundheit und der Person in der Situation Ansatz eingegangen und die Methoden des Case Management vorgestellt.

Der empirische Teil der Arbeit wird im sechsten Kapitel behandelt. Mittels Leitfadeninterviews werden ExpertInnen mit verschiedenen beruflichen Hintergründen die mit Kindern bis zum Schuleintritt in Niederösterreich arbeiten interviewt. Der Interviews werden anschließend mittels der qualitativen Inhaltsanalyse nach Philipp Mayring ausgewertet.

Im siebten Kapitel findet anhand der erstellten Kategorien die Darstellung der Forschungsergebnisse statt. Die Arbeit schließt mit einem Fazit ab, welche die Forschungsfragen beantwortet und anhand der Forschungsergebnisse Möglichkeiten zeigt um ein neues Arbeitsgebiet für die Klinische Soziale Arbeit zu etablieren.

(14)

2. ENTWICKLUNG UND STEUERUNG DES ESSVERHALTENS BEI KINDERN UND JUGENDLICHEN

Den ersten Kontakt mit verschiedenen Geschmacksrichtungen hat der Säugling bereits im Mutterleib durch die Ernährung der Mutter, und erwirbt so bereits erste Vorlieben für bestimmte Geschmacksrichtungen. Hier kommt der „mere exposure effect“ oder die

„spezifisch sensorische Sättigung“ als evolutionsbedingtes Konzept zum tragen. Weitere Vorlieben und Abneigungen des Kindes werden durch einen sozio-kulturellen Lernprozess ausgeformt (vgl. Kersting 2009: 66ff).

Dieser soziokulturelle Lernprozess wird vor allem in der Familie durch soziale Rahmenbedingungen die die Familie vorgibt gesteuert, und durch die jeweils vorliegenden kulturellen Voraussetzungen. Durch Erziehungsmaßnahmen wird das Essverhalten in erster Instanz von den Eltern beeinflusst, wobei später Bildungseinrichtungen wie Kindergarten und Schule innerhalb ihrer Grenzen versuchen das Ernährungsverhalten der Kinder zu beeinflussen (vgl. Kersting 2009: 66ff).

Anhand der folgenden Abbildung wird ein Überblick über die Entwicklung des Essverhaltens vom Säugling bis zum Erwachsenen dargestellt.

Abbildung 1 Zentrale Einflussfaktoren auf die Entwicklung des Essverhaltens (Kersting 2009: 67)

2.1. Genetische Süßpräferenz

Die Geschmacksqualität süß ist allen Menschen angeboren, deshalb lehnen Säuglinge den Geschmack von sauren, salzigen und bitteren Lebensmitteln ab. Paul Rozin sieht das als

„Sicherheitsgeschmack der Evolution“, da es nichts Süßes auf der Welt gibt das gleichzeitig giftig ist (vgl. Kersting 2009: 67f). Rozin der sich hier sehr stark auf die Evolution bezieht, sieht darin einen Überlebensmechanismus, da ein bitterer Geschmack von Lebensmitteln mit riskanten Lebensmitteln verbunden ist. Als sichere und schnelle Energiequelle werden

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4

süße Nahrungsmitteln gesehen, welche von allen Säuglingen bevorzugt werden (vgl.

Volker, Westenhöfer 1998: 40f).

Eine weitere mögliche Erklärung für die genetische Süßpräferenz kann sein, dass auch die Muttermilch durch ihren Laktosegehalt einen leicht süßlichen Geschmack hat. Lebensmittel die eine hohe Energiedichte aufweisen, gehen oft mit einem süßen Geschmack einher (vgl.

Kersting 2009: 67f). Bereits Babys essen von sehr süßer Babynahrung mehr als von weniger süß schmeckender Nahrung. Somit gewöhnen sich die hochsensiblen Geschmacksknospen bereits an stark übersüße Nahrung. Diese Ernährung hat zur Folge dass der Säugling eher eine Präferenz für stark zuckerhaltige Lebensmittel entwickelt.

Somit wird der Grundstein für gesunde oder ungesunde Ernährung bereits in den ersten Lebensmonaten gelegt (vgl. Fehrmann 2009: 24ff).

Für die genetische Determination der Vorliebe für süße Lebensmittel und Getränke wurden Forschungen über die Mimik bei Babys die mit verschiedenen Geschmacksreizen konfrontiert wurden verwendet. Jacob E. Steiner hat in seiner Forschung belegt, dass Babys die vor dem Stillen oder ihrer Flaschennahrung getestet wurden anhand ihres Gesichtsausdruckes deutlich zu süßerer Nahrung tendierten (vgl. Logue 1995: 128f).

2.2. Aversionsbildungen gegen bestimmte Speisen

Aus evolutionsbiologischer Sicht erscheint eine Aversion aller Neugeborenen gegen bittere Lebensmittel sinnvoll, da bitter der natürliche Geschmack von Giftstoffen ist. Die Geschmacksqualität salzig wird von Neugeborenen nur in geringen Konzentrationen akzeptiert (vgl. Kersting 2009: 67f). Die ersten positiven Reaktionen im Kleinkind- und Grundschulalter auf die Geschmacksrichtung salzig und bitter werden auf erfahrungsbedingtes Verhalten durch Nachahmung und Anpassung an das Ernährungsverhalten in der Familie zurückgeführt (vgl. Volker, Westenhöfer 1998: 40f).

Abbildung 2 Kindliche Aversion gegen bestimmte Nahrungsmittel (Logue 1995: 123)

(16)

Unter Aversion wird eine starke Abneigung gegen etwas bestimmtes, in diesem Fall die gegen bestimmte Lebensmittel verstanden. Diese sind bei vielen Menschen zu finden, und können verschiedene Ursachen haben:

Eine Möglichkeit wäre das ein bestimmtes Lebensmittel während einer Krankheit konsumiert wurde und die PatientIn sich wegen dieser Krankheit übergeben musste. Durch eine Falschkoppelung zwischen der Nahrung und der gleichzeitig unangenehmen Erfahrung wurde eine Aversion gegen das Nahrungsmittel entwickelt, die zwar in einem zeitlichen Zusammenhang steht, aber nicht ursächlich ist, da der Geschmack der Speise gleichzeitig an negative körperliche Erfahrungen gebunden wurde (vgl. Kersting 2009: 69f).

Die unangenehme Erfahrung kann auch durch den Verzehr eines verdorbenen Lebensmittels ausgelöst werden. Da dies mit unangenehmen körperlicher Erfahrungen verknüpft wurde kann eine Aversion dagegen ausgelöst werden. Als Beispiel kann man ein Kind nennen das verdorbenen Fisch gegessen hat, und daraufhin keinen Fisch mehr essen möchte. Die in beiden Fällen resultierende aversive Besetzung gegen die konsumierte Speise soll den Menschen vor einer wiederholten unangenehmen und im schlimmsten Fall lebensgefährlichen Konsequenz schützen (vgl. Kersting 2009: 69f). Dadurch erklärt sich auch das Ekelgefühl vor bestimmten Lebensmitteln oder Speisen, die oft bis ins Erwachsenenalter bestehen, obwohl der Grund der Abneigung oft bereits vergessen wurde, aber das Gefühl der Ablehnung der Speise weiterhin vorhanden blieb (vgl. Fehrmann 2009:

42ff).

Zu einer Aversion gegen bestimmte Lebensmittel kann es des Weiteren kommen wenn eine bestimmte Nahrung immer wieder in zu kurzen Abständen verzehrt wird (vgl. Kersting 2009:

69f).

Aversionen der Eltern können auf Kinder übertragen werden, da die Eltern bestimmte Gerichte ablehnen und dadurch kein Kontaktlernen stattfindet. Dieses Kontaktlernen ist in der Familie sehr wichtig, da Kinder sich an Lebensmittel gewöhnen die gemeinsam mit der Familie verzehrt werden. Durch das Fehlen dieses Kontaktlernens entfällt auch der „mere exposure effect“, auf den im nächsten Punkt genauer eingegangen wird (vgl. Fehrmann 2009: 24ff).

Menschen haben oft ein Ekelpotenzial gegen Nahrungsmittel mit einer schleimigen, dunkelfarbigen Konsistenz und sehr stark zerkleinerten Speisen, die sie nicht genau identifizieren können. Durch dieses Ekelpotenzial gegen bestimmte Lebensmittel und Konsistenzen konnten sich unsere Vorfahren vor suspekten und ungenießbaren Lebensmitteln schützen (vgl. Fehrmann 2009: 44f).

(17)

6

2.3. „Mere Exposure Effekt“ und „Spezifisch-sensorische Sättigung“:

Der „Mere Exposure Effekt“ entsteht, wenn der Säugling wiederholten Kontakt mit einer Speise hat. Umso öfter einem Säugling eine bestimmte Speise angeboten wird umso eher kommt es zu einem Gewöhnungseffekt, und es bilden sich bestimmte Nahrungsmittelvorlieben. Dies erklärt auch dass bestimmte Lebensmittel in verschiedenen Kulturen bevorzugt gegessen werden. Dieser Vorliebe für bekannte Speisen liegt ein zentrales biologisches Sicherheitsprinzip zugrunde. Speisen die sich positiv auf die Person auswirken identifizieren sich als sichere und gute Erfahrungen, und werden gerne wieder verzehrt (vgl. Kersting 2009: 66ff).

Leann L. Birch und ihre Kollegen untersuchten in einem Experiment die Wirkung neuartiger Früchte auf Kinder in der Altersgruppe von 2-5 Jahren. Die verschiedenen Früchte wurden den Kindern einige Male gezeigt. Bei anderen Früchten durften die Kinder sie ansehen und kosten. Die Kinder beurteilten danach die Früchte nach Geschmack und Aussehen getrennt. Die Kinder schätzen die Früchte am besten ein die sie am öftesten gesehen und gekostet hatten. Der Geschmack wurde nur in stärkerem Maße bevorzugt wenn die Kinder die Frucht gekostet hatten. Die Folgerung der ForscherInnen war, dass sich die Geschmackspräferenz für eine Speise nur dann verstärkt, wenn die ProbandInnen tatsächlich wussten wie dieses Lebensmittel schmeckt. Das Experiment zeigt, dass es durch bloßen Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln zu deren Bevorzugung kommt (vgl.

Logue 1995: 156ff).

Die „Spezifisch-sensorische Sättigung“ wirkt als evolutionsbedingtes Konzept dem „Mere Exposure Effekt“ entgegen. Hierbei kommt es bei einem ständig wiederholten Nahrungsmittel zu einer Abneigung gegen dieses Lebensmittel, und somit wird das Risiko eines Nährstoffmangels minimiert. Diese beiden biologischen Prinzipien führen also dazu, dass bekannte Lebensmittel eher gegessen werden, es aber nicht zu Vitamin- und Nährstoffmagel führt, da sich beide Prinzipien gegenseitig regulieren (vgl. Kersting 2009:

67ff).

VerhaltenswissenschaftlerInnen gehen davon aus, dass ein Säugling bis zum Ende der Stillzeit genau weiß wie viel Nahrung er benötigt und die nötigen Kompetenzen dazu hat.

Nach dem Abstillen beginnt der soziokulturelle Lernprozess der durch die Familie und gemeinsame Mahlzeiten gesteuert wird (vgl. Volker, Westenhöfer 1998: 38f).

2.4. Steuerung des Essverhaltens (drei Komponenten Modell)

Um zu beschreiben wie sich das Essverhalten des Menschen vom Säugling bis zum Erwachsenen entwickelt und verändert wird nun das „drei Komponenten Modell“ vorgestellt das aus der innen-, außen- und der kognitiven Steuerung besteht.

Die Innensteuerung wird auch als biologische Regulation bezeichnet, da ein Hungergefühl im Kopf entsteht. Zu Beginn unseres Lebens ist die biologische Regulation dafür zuständig, dass ein Baby ein Hungergefühl verspürt und so auf seine Bedürfnisse aufmerksam macht.

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Der Säugling nimmt solange Nahrung zu sich bis er satt ist (vgl. Volker, Westenhöfer 1998:

46ff). Die ersten Körperwahrnehmungen des Säuglings entstehen durch das Gefühl des Hungers und der darauffolgende Sättigung (vgl. Volker, Westenhöfer 1998: 38f). Daher verläuft das Verhalten des Säuglings in dieser Lebensphase in erster Linie instinktiv und reflektorisch ohne eine bewusste Steuerung (vgl. Diedrichsen 1990: 19f). Mit zunehmendem Lebensalter beginnt immer mehr die Außensteuerung auf das Kind einzuwirken.

Die Außensteuerung wird als das Ergebnis des kulturell-familiären Verhaltenstrainings definiert. Dieses familiäre Verhaltenstraining zeigt sich z.B. in drei Mahlzeiten am Tag (vgl.

Volker, Westenhöfer 1998: 46ff). Ein weiterer Punkt sind die verschiedenen familiären Erziehungsformen, die sich auf die kindliche Ernährung auswirken (vgl. Diedrichsen 1990:

21f).

Unter der kognitiven Kontrolle versteht man alle bewusst vorgenommenen Maßnahmen zur Steuerung des eigenen Ernährungsverhaltens. Hierbei geht es um die gezielte Auswahl von kalorienarmen Lebensmitteln oder die Durchführung von Diäten. Die kognitive Variante dient dazu Zielvorstellungen über die Ernährung zu erreichen um als Erwachsener seine Gewichtsvorstellungen umzusetzen (vgl. Volker, Westenhöfer 1998: 46ff).

Die Wechselwirkung dieser drei Komponenten über das Lebensalter wird in dieser Abbildung schematisch dargestellt.

Abbildung 3 Wechselwirkung der drei Komponenten (Volker, Westenhöfer 1998: 47)

2.5. Definition von Hunger und Appetit

Die Regulation der Nahrungsaufnahme ist ein sehr komplexer psychophysiologischer Prozess auf den in diesem Kapitel genauer eingegangen wird.

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8

Mit den Begriffen Appetit, Hunger und Sättigung werden Wahrnehmungen des Körpers bezeichnet die das Essverhalten steuern und regulieren. Im Sinn eines Startsignales um Lebensmittel zu sich zu nehmen kann man Hunger und Appetit nennen, die zur Nahrungsmittelaufnahme führen. Sobald sich ein Sättigungsgefühl einstellt sollte es zu einer Einstellung der Nahrungsaufnahme kommen.

Allerdings sind Menschen in der Lage aus vielfältigen Gründen zu essen, ohne an Hunger zu leiden. Menschen haben die Möglichkeit zu fasten und Nahrung zu verweigern, obwohl sie ein Hungergefühl verspüren. Als Appetit wird ein Essverhalten bezeichnet das auf ein bestimmtes Lebensmittel abzielt. Bei diesen Lebensmitteln handelt es sich sehr oft um bestimmte Süßspeisen oder salzige Snacks, wobei eine lustvolle Motivation besteht diese zu verspeisen. Wenn ein Mensch ein Hungergefühl verspürt stellt sich ein unbehagliches Gefühl ein. Das Verlangen der Nahrungsaufnahme bezieht sich zumeist nicht auf ein bestimmtes Lebensmittel, sondern darauf das Hungergefühl zu beseitigen (vgl. Volker, Westenhöfer 1998: 85f).

Das Experiment mit einem Trickteller das an freiwilligen Versuchspersonen durchgeführt wurde zeigt, dass Personen die an Adipositas erkrankt sind ca. 70% mehr essen wenn ein Teller sich kontinuierlich mit Suppe füllt. Selbst wenn die ProbandInnen darüber informiert wurden dass der Teller automatisch befüllt bleibt tendieren Adipöse dazu mehr Nahrung zu sich zu nehmen als in einer Vergleichssituation mit einem normalen Teller, wo die Möglichkeit besteht aus dem Suppentopf nachzunehmen bis ein Sättigungsgefühl eintritt.

(vgl. Volker, Westenhöfer 1998: 138).

Abbildung 4 Trickteller (Volker, Westenhöfer 1998: 138)

2.6. Abweichendes Essverhalten bei Adipositas

Bei Menschen die an Übergewicht und Adipositas leiden zeigt sich oft ein abweichendes Essverhalten. Unterscheiden kann man zwischen dem kontinuierlichen Mehressen, dem Nachtessen und dem Rausch/Stressessen.

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Die kontinuierlichen MehresserInnen zählen zur größten Gruppe, da sie über 80% mehr an Nahrung zu sich nehmen als der Körper benötigen würde. Die NachtesserInnen bestehen zum überwiegenden Teil aus Frauen, die abends und nachts zu Heisshungeranfällen neigen und am Morgen an Appetitlosigkeit leiden. Als Rausch- oder StressesserInnen werden Personen beschrieben die in kürzester Zeit große Nahrungsmengen zu sich nehmen, wobei es zu richtigen Fressorgien kommt. Nach diesen Fressanfällen entwickeln die betroffenen Personen oft Schamgefühle für ihr Verhalten. Auslöser dafür können Gefühle innerer Leere, Langeweile, Angst Verlassenheitsgefühle, aber auch Spannungs,- und Konfliktsituationen sein (vgl. Stahr 1995: 44f). Insbesonders dieses kompensatorische Essen in verschiedensten Stresssituationen wird adipösen- und übergewichtigen Personen immer wieder zur Last gelegt (vgl. Fehrmann 2009: 64f).

Als „Stresshungerer“ hingegen werden Menschen bezeichnet die in seelisch belastenden Situationen wenig oder keinen Appetit verspüren. Meist reagieren diese Menschen schon seit ihrer Kindheit so auf Stress und große Anspannung. Bei Kindern wurde beobachtet, dass diese in für sie stark belastenden Situationen zu psychosomatischen Erscheinungen wie Erbrechen tendieren können. Weiters reagiert der Körper bei Überlastungen des Abwehrsystems oder Krankheiten oft mit Appetitlosigkeit. In verschiedenen Lebensphasen können Stressesser zu Stresshungerern und umgekehrt werden. (vgl. Fehrmann 2009:

65ff).

2.7. Sättigungs-Kaskade

Als Sättigungskaskade werden die verschiedenen Mechanismen bezeichnet die zum Sättigungsprozess des Menschen beitragen. Das Modell von Blundell beschreibt die 4 Phasen des Sättigungsmechanismus.

Er umschreibt diese 4 Phasen als den „sensorischen Prozess“, den „kognitiven Prozess“, den „postingestionalen“ und den „postresorptiven Prozess“. Bei diesen verschiedenen Prozessen kommt es zu einer Überschneidung in ihrer zeitlichen Wirkung. Dadurch kommt es zu einem kombinierten Sättigungsprozess wobei die verschiedenen Komponenten durch Lernprozesse integriert werden.

Abbildung 5 Sättigungs-Kaskade (Volker, Westenhöfer 1998: 86)

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1. sensorischer Prozess

Hier kommen die Eigenschaften der gegessenen Nahrung zum Tragen, die sich offensichtlich durch das Aussehen der Nahrung, den Geruch und den Geschmack zeigen.

Gegessen wird, da die Nahrung als wohlriechend und wohlschmeckend und optisch ansprechend wahrgenommen wird.

Es hat sich gezeigt, dass die meisten Menschen mehr von einer wohlschmeckenden Nahrung als von einem eintönigen Essen zu sich nehmen, somit kann ein mehrgängiges Menü zu einer höheren Nahrungsaufnahme führen, Erklärt wird das dadurch dass die Sättigungswirkung bei einer ansprechenden Nahrung nur in abgeschwächter Form oder sehr verzögert eintritt.

Le Magnene beschreibt dies sehr gut indem er erklärt, dass nach dem Essen eines bestimmten Nahrungsmittels eine Sättigung einsetzt und dadurch das Essen dieser Nahrung beendet wird. Werden jedoch Nahrungsmittel mit anderen sensorischen Qualitäten wie z.B. eine Nachspeise angeboten wird weitergegessen.

2. kognitiver Prozess

Bei den kognitiven Prozessen geht es um die Einstellung verschiedener Menschen zu einem bestimmten Lebensmittel. Von einer bestimmten Speise wird z.B. mehr gegessen da diese als gesund und kalorienarm gilt. In Versuchen konnte gezeigt werden, dass bei gezügelten EsserInnen der vermutete Kaloriengehalt der Speise einen Einfluss auf die gegessene Menge hatte.

3. postingestionale Effekte

Hiermit werden die verschiedenen Effekte umschrieben die nach der Nahrungsaufnahme einsetzen. Durch diese Effekte wird ein Völlegefühl im Magen erzeugt und es kommt durch die Nahrungsaufnahme zu einer Magendehnung. Weitere Effekte sind die Ausschüttung von gastrointestinalen Hormonen und die Stimulation von Rezeptoren im Magen und oberen Dünndarmabschnitt.

4. postresorptiver Prozess

Zu den „postresorptiven Prozessen“ werden alle Punkte der Sättigung zusammengefasst, die durch die Aufnahme der Nährstoffe und durch ihre Stoffwechselprodukte ausgelöst werden. Dazu gehört die Wirkung von Glukose und verschiedenen Aminosäuren die direkt im Gehirn eine Rolle spielen, nachdem sie die Blut-Hirn-Schranke überwunden haben (vgl.

Volker, Westenhöfer 1998: 86ff).

2.8. Energiezufuhr und Energieverbrauch

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„Die biologische Komponente spielt eine wichtige Rolle. Hierbei handelt es sich, um das Verhältnis von Energiezufuhr zum Energieverbrauch. Demnach kommt es zu einem erhöhten Körperfettanteil, wenn zu viel Energie zugeführt wird, gleichzeitig jedoch kein Verbrauch vorliegt. Nahrung wird im Körper zu Energie umgewandelt und verbrannt, um ohne aktives Zutun wichtige Körperfunktionen aufrecht zu erhalten. Dabei handelt es sich, um den Grundumsatz und die Thermogenese“ (Warschburger, Petermann 2008: 27).

Durch jede Bewegung des Körpers kommt es zu einer vermehrten Muskelaktivität. Durch diese kommt es zu einer Erhöhung des Grundumsatzes und damit steigt der Energieverbrauch. Umso mehr Muskelaktivität durch Bewegung und Sport entsteht umso stärker wird der Energieverbrauch im Körper angekurbelt (vgl. Warschburger, Petermann:

2008: 27f).

Wenn diese Faktoren bekannt sind ist es dadurch bereits möglich Adipositas vorzubeugen indem der Energieverbrauch im Körper durch Sport erhöht wird. Bei Kindern muss der Energieverbrauch der durch das Wachstum des Körpers entsteht mit berechnet werden (vgl. Petermann 2007: 6f). Durch zu wenig Bewegung im Alltag und durch fehlenden Sport entwickeln immer mehr Kinder- und Jugendliche Übergewicht und können dadurch in weiterer Folge an Adipositas erkranken.

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3. KLINISCHES STÖRUNGSBILD DER ADIPOSITAS

Als eine der verbreitetsten Formen von Essstörung gilt die Hyperphagie (vgl. Edwald, Mahnkopf 2000: 472f). Darunter versteht man eine eine unphysiologisch gesteigerte Nahrungsaufnahme die durch ein übermäßiges Hungergefühl ausgelöst wird (vgl.

Hyperphagie: 2018).

Dadurch kommt es in weiterer Folge zu starkem Übergewicht und Adipositas führt (vgl.

Edwald, Mahnkopf 2000: 472f). Von Adipositas spricht man bei einer über das zuträgliche Maß gehenden Vermehrung des Körperfetts. Damit einher geht eine Gesundheitsgefährdung, die das verstärkte Risiko für Folgeerkrankungen in sich birgt (vgl.

Wirth 2008: 10ff).

Die Begriffe Übergewicht, Adipositas, Fettleibigkeit und Fettsucht werden oft in der Literatur noch immer gleichbedeutend verwendet obwohl sie in verschiedene Kategorien fallen.

Bestimmte Bezeichnungen werden von Betroffenen von Adipositas als diskriminierend wahrgenommen (vgl. Warschburger, Petermann 2008: 1f). Oft wird auch wenn ein massives Übergewicht besteht von Adipositas gesprochen (vgl. Pudel, Westenhöfer 1998:

121f). Yvonne Döring und Annekatrin Hudjetz bezeichnen Adipositas als eine chronische Erkrankung wobei es zu einem stark erhöhten Körpergewicht kommt das bereits in einem gesundheitsgefährdendem Ausmaß für den Betroffenen ist, wobei es bei diesem zu einer erhöhten Ansammlung von Fettgewebe kommt (vgl. Warschburger, Peterman 2008: 14f).

3.1. Überblick der Essstörungen

„Essstörungen im Sinne der psychiatrisch-psychotherapeutischen Diagnostik sind definitionsgemäß seelische bzw. psychische Störungen, die sich vorrangig in Form eines auffälligen Essverhaltens manifestieren“ (Cuntz, Hillert: 2008: 47).

In den westlichen Industrienationen lässt sich durch die leichte Verfügbarkeit jeglicher Nahrungsmittel eine hohe Häufigkeitszunahme von Essstörungen beobachten (vgl.

Edwald, Mahnkopf 2000: 472f).

Als allgemeine und verbindliche Diagnosekriterien wurde von der Weltgesundheitsorganisation als Diagnosemanual die internationale Klassifikation psychischer Störungen herausgebracht die unter ICD10 bekannt ist (vgl. Cuntz, Hillert:

2008: 47f). Die klassischen Essstörungen werden im ICD10 unter F50 codiert.

„F50.0 Anorexia nervosa

F50.1 artypische Anorexia nervosa

F50.2 Bulimie nervosa

F50.3 artypische Bulimie nervosa

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F50.4 Essattacken bei sonstigen psychischen Störungen

F50.5 Erbrechen bei psychischen Störungen

F50.8 sonstige Essstörungen

F50.9 nicht näher bezeichnete Essstörungen“ (Dillinger: 2015: 243ff)

Auffällig ist das Adipositas unter E66 codiert wird (vgl. Dillinger: 2015: 243ff), da alle anderen Essstörungen unter F50 codiert sind.

„E66.0 Adipositas durch übermäßige Kalorienzufuhr

E66.1 Arzneimittelinduzierte Adipositas

E66.2 Übermäßige Adipositas mit alveolärer Hypoventilation

E66.8 Sonstige Adipositas

E66.9 Adipositas, nicht näher bezeichnet“ (E66: 2018)

Zu den häufigsten Essstörungen zählen Anorexia nervosa, Bulimie nervosa und Adipositas (vgl. Spegg, Erfurt 2013: 178ff).

3.1.1. Magersucht (Anorexia nervosa)

Die Erkrankung Anorexia nervosa die umgangssprachlich auch als Magersucht bezeichnet wird ist eine komplexe psychosomatische Krankheit. Das hervorstechendste Merkmal dieser Erkrankung ist die bewusste Nahrungsverweigerung (vgl. Spegg, Erfurt 2013: 179f).

Diese Nahrungsverweigerung führt ab einer gewissen dauer zu einer Unterernährung der betroffenen Personen. Durch die starke Gewichtsabnahme kommt es bei Personen die von dieser Krankheit betroffen sind in sekundärer Folge zu metabolischen und endokrinen Veränderungen und körperlichen Funktionsstörungen. Bei Mädchen in der Pubertät und jungen Frauen kommt Anorexia nervosa am häufigsten vor, Jungen in der Pubertät, jugendliche Männer sowie Kinder und ältere Frauen sind wesentlich seltener davon betroffen (vgl. Dillinger 2015: 243ff).

Menschen die von dieser Erkrankung betroffen sind haben einen Body Maß Index unter 17,5 wobei dieser bei Normalgewichtigen zwischen 20 und 27 liegt, sie wiegen also mindesten 15% weniger als ein Mensch mit Normalgewicht. Durch ihr gestörtes Selbst- und Körperbild nehmen sich diese Menschen auch bei starkem Untergewicht als zu dick wahr.

Durch die Nahrungsverweigerung fühlen sich die Betroffenen als BeherrscherInnen ihres Körpers, da sie es schaffen die Nahrungsaufnahme zu unterdrücken (vgl. Spegg, Erfurt 2013: 178ff). Bei Personen die an Anorexia nervosa erkranken spielen unspezifische psychologische Mechanismen, die Vulnerabilität der Persönlichkeit, biologische und soziokulturelle Faktoren eine Rolle (vgl. Dillinger: 2015: 243ff).

Durch die Mangelernährung der AnorektikerInnen kommt es zu verschiedenen Mangelerscheinungen in der Vitamin- und Mineralstoffversorgung der Betroffenen, und bei Frauen zum Ausbleiben der Menstruation. Weiters sinken der Blutdruck und die

(25)

14

Körpertemperatur und der Puls verlangsamt sich. Äußerlich sichtbar ist der Verlust des Fettgewebes durch den starken Gewichtsverlust (vgl. Spegg, Erfurt 2013: 178ff).

3.1.2. Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa)

Bulimia nervosa die auch als Ess-Brech-Sucht bezeichnet wird manifestiert sich als pathologisches Essverhalten. Charakteristisch sind wiederholte Anfälle von Heißhunger und dass Verschlingen riesiger Nahrungsmengen, die danach wieder erbrochen werden.

Typisch bei den Betroffenen dieser Krankheit ist eine übertrieben starke Beschäftigung mit der Kontrolle des Körpergewichts. Damit es nicht zu einer Gewichtszunahme kommt versuchen die von Bulimia nervosa erkrankten Personen durch extreme sportliche Betätigung, Laxanzien oder Diuretika den dickmachenden Effekt der zuvor gegessenen Nahrung zu mildern (vgl. Spegg, Erfurt 2013: 178ff).

Bei der Bulimia nervosa besteht ein Leidensdruck für die erkrankten Personen, der aber häufig von den Betroffenen gut verborgen wird, da die Essanfälle verheimlicht werden. Oft sind Frauen betroffen die sich nach außen Selbstbewusst geben, aber an Depressionen leiden und denen das Urteil der Menschen in ihrem Umkreis sehr wichtig ist.

Bei den Betroffenen kommt es durch häufiges Erbrechen zu Schädigungen an den Zähnen, am Zahnschmelz, und zu Verletzungen der Speiseröhre. Durch das Erbrechen fehlenden Erkrankten oft verschiedene Mineralstoffe wie Kalium, und bei starker Gewichtsabnahme kommt es zu einer Störung des Menstruationszyklusses (vgl. Spegg, Erfurt 2013: 178ff).

Adipöse oder an Essstörung erkrankte Menschen die ihr Gewicht reduzieren möchten beschäftigen sich intensiv mit ihrem Gewicht und ihrer Figur (vgl. Rytz, Wiesmann 2013:

23). Eine Gemeinsamkeit aller Essstörungen ist die Körperschematastörung der Betroffenen, die die Fähigkeit den Körperumfang und das eigene Gewicht richtig einzuschätzen vermissen lässt (vgl. Stahr 1995: 45ff).

3.2. Körperbild bei Adipositas

In der Literatur wird die verzerrte Wahrnehmung des eigenen Körpers als Körperschematastörung bezeichnet. Dieser Begriff der ursprünglich aus der Neurophysiologie stammt wurde allerdings uneinheitlich verwendet, deswegen rückte seit den 1990er- Jahren das Körperbild immer mehr in den Blickpunkt des akademischen Interesses (vgl. Rytz, Wiesmann 2013: 25).

„Körperbilder beziehen sich auf Wahrnehmungen, Gedanken, Gefühle und Beurteilungen bezüglich des eigenen Körpers sowie auf Verhaltensweisen, Erinnerungen und Erfahrungen mit dem eigenen Körper. Sie beinhalten das gesamte Verhältnis des Menschen zu seinem Körper und sind Teil seiner Identität“

(Rytz, Wiesmann 2013: 25).

(26)

Wenn wir starke Emotionen empfinden verändert sich unserer Körperwahrnehmung. Dies wird nicht als pathologischer Vorgang gesehen sondern ist völlig normal (vgl. Rytz, Wiesmann 2013: 26). Problematisch ist dies nur in Fällen in denen Menschen die eine Körperbildstörung entwickelt haben weitere emotionale Probleme haben. In dieser Situation kann es passieren, dass das Gewicht für sämtliche emotionale Probleme verantwortlich gemacht wird (vgl. Salter 1999: 278). Adipöse Menschen die abnehmen möchten erleben verschieden Gefühle und diffuse Ängste während ihrer Gedanken kreisen. Ihre Gefühle erstrecken sich von unsicher und angespannt über traurig bis wütend. Sie erleben sich selbst oft als nervös und erschöpft. Bei konkreter Nachfrage erleben sie ihren Körper als

„Fett“ oder „gar nicht“, und schämen sich für ihrer Figur oder hassen sich (vgl. Rytz, Wiesmann 2013: 26).

Gravierende Körperbildstörungen treten meistens bei Personen auf die bereits in der Kindheit und Jugend fettleibig waren. Wenn die Bezugspersonen eine negative Einstellung gegenüber dem Kind aufgrund dessen Gewichtes zeigen, so entwickeln die Kinder- und Jugendlichen negative Gefühle wie Ekel und Abscheu gegenüber sich selbst. Durch diese Gefühle sind sie kaum motiviert an ihrer Situation etwas zu ändern (vgl. Salter 1999: 278).

In dieser Situation ist es schwierig den Körper als Quelle des Wohlbefindens zu erleben und eine positive Verbindung zum Körper aufzubauen. Einige der übergewichtige Kinder und Erwachsenen können es nicht ertragen in den Spiegel zu sehen. Wenn sie es doch schaffen ziehen sie häufig den Bauch ein und halten die Luft an um ihr Erscheinungsbild zu verändern (vgl. Rytz, Wiesmann 2013: 177). Selbst nach einer Gewichtsreduktion der von Adipositas betroffenen Personen auf Normalgewicht konnten adipöse Klientinnen ihre Figur oft nicht realistisch einschätzen (vgl. Stahr 1995: 45ff). Wenn Kinder allerdings in einer Familie aufwachsen in der mehr Gewicht geschätzt wird, und noch mit positiven Attributen wie Stärke und Gesundheit besetzt wird entwickelt sich scheinbar keine Körperbildstörung bei den Kindern (vgl. Salter 1999: 278).

Um festzustellen ob ein Kind von Übergewicht oder Adipositas betroffen ist wird bei Kindern eine spezielle Messmethode angewendet. Diese Messmethode ist im Kindesalter die Perzentilkurve. KinderärztInnen tragen hier geschlechts- und altersspezifisch das Gewicht der Kinder ein.

3.3. Klassifikation und Messmethoden bei Kindern

Kinder durchlaufen innerhalb ihres Wachstums verschiedene Entwicklungsphasen. Bereits im 1. Lebensjahr kann sich starkes Übergewicht manifestieren. In der weiteren Entwicklungsphase zwischen dem 4. und 11. Lebensjahr des Kindes kann es zu einem vermehrten Auftreten von Adipositas kommen (vgl. Wirth 2008: 13). In der normalen kindlichen Entwicklung steigt das Körpergewicht bei allen Säuglingen in den ersten Lebensmonaten an, wobei es später wieder zu einem Abfall kommt, mit einem Minimum zwischen dem 4. und 5. Lebensjahr. Nach dem 5. Lebensjahr steigt der Body Maß Index, bei Kindern wieder an. Bei übergewichtigen und adipösen Kindern ist zu beobachten, dass dieses Rebound-Phänomen früher stattfindet. Umso früher in der Entwicklung dies geschieht erhöht sich das Risiko für die Kinder später adipös zu werden (vgl. Lengerke 2007: 107f).

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16

Wissenschaftlich gesehen liegt Adipositas im Kinder und Jugendalter vor, wenn der Körperfettanteil der Gesamtkörpermasse dem Alter und dem Geschlecht des Kindes entsprechend pathologisch erhöht ist. Im Kindesalter werden BMI Referenzkurven angewendet um den allgemeinen Gewichtstatus der Kinder festzustellen. Mit dieser Referenzkurve wird Geschlecht- und altersabhängig angezeigt ob ein Kind untergewichtig, normalgewichtig, übergewichtig oder adipös ist (vgl. Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter: 2018).

Bei Kindern wird als Messmethode üblicherweise die Perzentilkurve verwendet. Damit es zu einer einheitlichen Definition von Übergewicht und Adipositas kommen kann, hat sich die Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA) dazu entschlossen die BMI-Kategorien über Perzentilen zu definieren. Ab einer BMI-Perzentile von 90 – 97%

spricht man bei Kindern von Übergewicht. Ab einem BMI von 97-99,5% liegt Adipositas bei den betroffenen Kindern vor. Wenn sich diese weiter steigert, spricht man ab einer BMI- Perzentile von 99,5% von extremer Adipositas (vgl. Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter: 2018).

In den nächsten beiden Grafiken sind die Perzentilkurven von Jungen und Mädchen bildlich dargestellt, um einen genauen Überblick über die Gewichtsverteilung in den verschiedenen Altersstufen zu haben. Die dick gezeichnete schwarze Linie zeigt das Normalgewicht des Kindes in dieser Altersstufe an.

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Perzentilkurven für den Body Maß Index (Mädchen 0 - 18 Jahre)

Abbildung 6 Perzentilkurve für Mädchen (Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter: 2018) mit Vermerk in Hauschild, Wabitsch, Kunze: Monatsschrift Kinderheilkunde 2001: 807ff

Perzentilkurven für den Body Maß Index (Buben 0 - 18 Jahre)

Abbildung 7 Abb. 7 Perzentilkurve für Buben (Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter:

2018) mit Vermerk in Hauschild, Wabitsch, Kunze: Monatsschrift Kinderheilkunde 2001: 807ff

Auf diesen beiden Abbildungen ist ersichtlich dass die Perzentile 50 dem Normalgewicht eines Kindes in der entsprechenden Altersstufe entspricht. Ab P70 ist ein Kind übergewichtig und ab P97 leidet ein Kind an Adipositas. Extreme Adipositas wird ab einer

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18

Perzentile von 99,5 gerechnet. Als untergewichtig zählt ein Kind ab einer Perzentile von P10, und ab P3 als extrem untergewichtig.

In der nächsten Abbildung erkennt man im Vergleich von Jungen und Mädchen anhand der BMI-Perzentile die Unterschiede von Adipositas zu extremer Adipositas.

Abbildung 8 BMI Perzentile: Jungen und Mädchen im Vergleich (Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter: 2018)

Anhand diese Abbildung lässt sich feststellen dass Jungen von Geburt an ein durchschnittliches höheres Körpergewicht als Mädchen haben.

3.4. Klassifikation und Messmethoden bei Erwachsenen

Bei Erwachsenen erfolgt die Messmethode mit anderen Methoden. Da der Fettanteil des Körpers nur mit verschiedenen kostspieligen und aufwendigen Methoden exakt zu bestimmen ist, hat sich die Verwendung des Body Maß Indexes durchgesetzt (vgl.

Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter: 2018). Wobei dieser auch von der nationalen Fachgesellschaft als erstes Screening empfohlen wird (vgl.

Warschburger, Petermann 2008: 1f). Den Body Maß Index abgekürzt BMI berechnet man aus der Formel

(30)

Körpergewicht in Kilogramm

BMI= Körperlänge in Metern x Körperlänge in Metern

Der BMI der Anhand dieser Formel errechnet wird stellt einen Indikator für den Körperfettanteil dar. Er wird als Schätzgröße für das Vorliegen von Adipositas verwendet, da er nicht den Köperfettanteil misst. Diese Messung kann allerdings nicht zwischen Körperfettmasse und fettfreier Masse (z.B. Muskelmasse) unterscheiden. Dieser Index berücksichtigt aber nicht das Alter der von Adipositas betroffenen Personen. Dies wäre wichtig da sich der Körperfettanteil mit dem Alter verändert und auch geschlechtsabhängig ist (vgl. Warschburger, Petermann 2008: 1f). Das durchschnittliche Gewicht eines Menschen steigt mit zunehmenden Lebensalter und nimmt erst im sehr hohen Alter wieder ab. Anhand dieser Daten müsste Adipositas für jede Altersgruppe unterschiedlich berechnet werden was in der Praxis nicht praktikabel wäre. (vgl. Cuntz 2003: 112f)

Abbildung 9 BMI-Tabelle von Mann und Frauen (Gewichtstabelle WHO: 2018)

Um zwischen Untergewicht, Normalgewicht und Adipositas zu unterscheiden werden verschiedene BMI Grenzen angegeben. Liegt der BMI unterhalb der Grenze von 18,5 liegt bei der Person Untergewicht vor. Bei einem BMI zwischen 18,5 und 24,9 spricht man von Normalgewicht und ab einem BMI ab 25 von Übergewicht oder auch Präadipositas. Ab einem BMI von 30 spricht man von Adipositas Grad I die sich weiter steigern kann (vgl.

Lengerke 2007: 121f).

Nicht nur das Körpergewicht sondern auch der Bauch- und Taillenumfang spielen eine wichtige Rolle bei der Bestimmung einiger Krankheitsrisiken. Die Verteilung des Körperfetts ist nämlich ausschlaggebend für metabolische Komplikationen ab einem BMI von 25-35 kg/m2 sollte der Taillenumfang gemessen werden da dieser bei einem Taillenumfang von 102 cm bei Männern und 88 cm bei Frauen ein Risiko darstellt (vgl. Rabast 2010: 87f).

3.5. Epidemiologie und Prävalenz bei Kindern und Jugendlichen

Verschiedene Studien aus Österreich zeigen die Entwicklung von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen in Österreich und im internationalen Vergleich.

(31)

20

3.5.1. Danone Nutrition Studie 2005/06

Die Studie des Danone Nutrition Forums aus dem Schuljahr 2005/06 sammelte Daten über die Gewichtssituation von mehr als 114.000 österreichischen SchülerInnen im Alter von 6 bis 14 Jahren. Die erhobenen Zahlen zeigten das übergewichtigere Kinder eher im Osten Österreichs leben. Im Ballungsraum Wien ist laut Studie der Anteil von übergewichtigen Kindern am höchsten. Beim sozialen Status wurde festgestellt das doppelt so viele Kinder mit starkem Übergewicht und Adipositas SchülerInnen der kooperativen Mittelschulen bzw.

Hauptschule sind.

Abbildung 10 Adipositas bei 6-14 jährigen Kindern in Österreich ("Cooles Essen - Coole Kids": 2018)

(32)

Beim Eintritt in die Volksschule sind bereits 15% der Kinder zu dick sind. Ab diesem Zeitpunkt steigt die Häufigkeit von Übergewicht kontinuierlich an. Laut Studie sind in Österreich 20,2 % der Buben und 17,7 % der Mädchen übergewichtig oder adipös. Bei den 11-Jährigen Jugendlichen sind es bereits 22,2 % der Buben und 19,4 % der Mädchen ("vgl.

Cooles Essen - Coole Kids": 2018).

3.5.2. COSI- Studie 2017

Die Daten der Childhood Obesity Surveillance Initiative (COSI- Studie) stammt aus dem Jahr 2017 an der 2.510 Mädchen und Buben im Alter von sieben bis zehn Jahren aus 97 Volksschulen in ganz Österreich teilnahmen (vgl. COSI-Studie: 2018).

(33)

22 Abbildung 11 Körpergewicht bei Volksschulkindern der 3. Klasse (COSI-Studie: 2018)

Die von der WHO in Auftrag gegeben Studie wurde im Wintersemester 2016/17 durchgeführt. Bei der Auswertung der Studie fiel besonders der regionale Unterschied von 29% übergewichtiger Mädchen im Osten und ca. 21% im Westen/Süden auf. Bei den Buben waren es 30 % die als extrem adipös eingestuft wurden (vgl. COSI-Studie: 2018).

3.5.3. SIPCAN Studie 2017

Die aktuelle Studie mit Daten aus dem Jahr 2017 des vorsorgemedizinischen Instituts SIPCAN wurde an 827 Wiener SchülerInnen der neuen Mittelschulen und Gymnasien

(34)

durchgeführt. Die Ergebnisse der Stichprobe zeigten dass bereits 31,2 % der 10- bis 19 Jährigen Kinder und Jugendlichen starkes Übergewicht haben oder adipös sind. Das sind in einer Klasse mit 24 SchülerInnen durchschnittlich 8 Kinder mit einem zu hohem BMI.

Weiters zeigt sich das Buben deutlich öfter von Übergewicht oder Adipositas betroffen sind.

Im Jahr 2016 wurde von der SIPCAN Studie festgestellt das in Tirol 30 % der 14- bis 15- Jährigen Kinder von Übergewicht und Adipositas betroffen sind. Im Ernährungsbericht aus dem Jahr 2012 zeigte sich das nur 24,0 % der 7- bis 14-Jährigen in Österreich als übergewichtig oder adipös eingestuft wurden (vgl. sipan Gewichtsproblematik: 2018).

3.5.4. Adipositas im internationalen Vergleich

Im internationalen Vergleich liegt Österreich im Mittelfeld. Anhand der nächsten Grafik ist ersichtlich, dass die meisten dicken Kinder in den Mittelmeerländern leben und in den Niederlanden die Problematik von Übergewicht und Adipositas am wenigsten vertreten ist (vgl. Studie zur Erhebung von Prävalenz von Übergewicht und Adipositas bei 7- bis 11 jährigen SchülerInnen: 2018).

Abbildung 12 Prävalenz von Übergewicht im internationalen Vergleich (Studie zur Erhebung von Prävalenz von Übergewicht und Adipositas bei 7- bis 11 jährigen SchülerInnen: 2018)

0 5 10 15 20 25 30 35 40

Niederlande Dänemark Deutschland Polen Tschechien

Ungarn Schw eiz Bulgarien Frankreich Schw eden Griechenland Österreich Zypern England Irland Italien Portugal Kreta Spanien Sizilien Malta

Übergewicht und Adipositas (7-11 J., w&m) Internationaler Vergleich

Übergewicht Adipositas

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24

„Im Jahr 2040 wird jeder zweite Österreicher übergewichtig sein – vorausgesetzt, der jetzige Trend hält an. Den Daten des ersten österreichischen Adipositasbericht zufolge ist die Situation ernst. Schon jetzt ist jede dritte Frau im gebärfähigen Alter übergewichtig“ (Mühlgassner M. Agnes)

(erster Österreichischer Adipositasbericht: 2018).

Dies sind deutlich schlechte Prognosen, da immer mehr Kinder- und Jugendliche übergewichtig und adipös werden. Dadurch kommt es auch zu einer deutlichen Steigerung übergewichtiger und adipöser Erwachsenen. Infolge des Übergewichts entwickeln sich bei Kindern- und Jugendlichen bereits erste Erkrankungen die sich im Erwachsenenalter noch deutlich verstärken.

3.6. Komorbidität und Mortalitätsrisiko

Als Komorbidität wird das Phänomen bezeichnet wenn eine Erkrankung nicht alleine auftritt sondern in Kombination mit anderen psychischen oder medizinischen Erkrankungen (vgl.

Schweiger 2008: 106f). Durch eine immer höher werdende Prävalenz der Adipositas im Kindes- und Jugendalter kommt es zu einer bereits erhöhten Komorbidität im Kindesalter (vgl. Kiess 2009: 107).

Als prämetabolisches Syndrom wird eine Gruppe an Erkrankungen genannt die oft im Zusammenhang mit Adipositas auftritt. Zu diesen Erkrankungen zählen Arterielle Hypertonie, Hypercholesterinämie, Hypertriglyzeridämie und Typ-2-Diabetes (vgl. Kiess 2009: 107). Bei einem genauerem Blick auf die Stoffwechselparameter wird deutlich, dass 25-30% aller Adipösen erhöhtes Serumcholesterin vorweisen. 20-30% haben erhöhte Triglyceride und 35% eine erhöhte Serumharnsäure. Unter Diabetes leiden bereits 15% der Betroffenen und weitere 30% unter Bluthochdruck. Das Risiko für Krankheiten wie verschleißbedingte Gelenkserkrankungen, Schlaganfall, Gallensteine, erhöhten Blutdruck und Herzinfarkt ist dreifach so hoch im Vergleich zur restlichen Bevölkerung. Durch Adipositas erhöht sich des Weiteren das Risiko für einige Krebserkrankungen (vgl. Rabast 2010: 87f).

Um eine bessere Übersicht zu haben sind in der nachfolgenden Grafik die Krankheiten aufgelistet, worin bei Erwachsenen Personen ein erhöhtes Risiko für Adipositas besteht.

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Abbildung 13 Krankheiten in Komorbidität mit Adipositas (Wirth 2008: 47)

Sollte Adipositas bereits in der Kindheit vorliegen, kommt es zu einem erhöhtem Mortalitätsrisiko im späteren Erwachsenenalter (vgl. Kiess 2009: 107f).

„Das Sterblichkeitsrisiko ist bei Übergewichtigen 20-40% und bei Adipösen um das 2- bis 3 fache erhöht“ (vgl. Wirth 2008: 50).

Menschen mit Adipositas sind nicht nur häufiger krank und haben ein erhöhtes Mortalitätsrisiko, sie sind auch in anderen Bereichen in ihrer Lebensqualität eingeschränkt.

(37)

26

Bei einer Umfrage an der 1932 Jugendliche und Erwachsene teilnahmen zeigte sich das Menschen ab einem BMI von 24-30 bereits erste Beeinträchtigungen in vielen Bereichen haben. Ab einem BMI von 30 stiegen die Werte in allen Bereichen um ein vielfaches (vgl.

Wirth 2008: 54f).

Abbildung 14 Beeinträchtigungen von Menschen mit Adipositas (Wirth 2008: 55)

Psychosoziale Folgen:

Adipöse Kinder haben oft ein sehr geringes Selbstwertgefühl und sind deutlich mehreren Belastungsfaktoren als normalgewichtige Kinder ihrer Altersgruppe ausgesetzt da man Adipositas nicht verbergen kann (vgl. Wirth 2008: 55ff). Durch ihre körperliche Erscheinung erleben diese Kinder es oft wegen ihres Gewichtes gehänselt zu werden. Sie haben meist keine oder nur wenige Freunde und leiden unter ihrer sozialen Isolation. Diese psychosozialen Nachteile sind für adipöse Kinder oft gravierender als organische Krankheiten. Es wurde festgestellt, dass ein Fünftel aller adipösen Kinder und Jugendlichen unter sozialen Problemen leiden. Sie sind des Weiteren ängstlicher und öfters depressiv (vgl. Wirth 2008: 55ff).

In der nächsten Abbildung erkennt man, dass die körperlichen und besonders psychosozialen Beeinträchtigungen bei steigendem Gewicht erheblich zunehmen (vgl.

Wirth 2008: 55)

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Abbildung 15 körperliche und psychosoziale Beeinträchtigungen von Menschen mit Adipositas (Wirth 2008:

55)

Da Übergewichtige oft sozial stigmatisiert werden hat dies natürlich Auswirkungen auf das Verhalten der Betroffenen, und diese haben mit vielfältigen Benachteiligungen und Vorurteilen zu kämpfen, wobei die psychischen Folgen für die Betroffenen dadurch noch verstärkt werden (vgl. Stahr 1995: 46f).

„ Ach in meiner Schule, da beim Sport, wo ich mich umgezogen hab…und dann kam aus Versehen mein T-Shirt hoch, und dann haben alle gelacht, weil ich dick war. Das mag ich nicht, deswegen zieh ich mich auch öfters in der Toilette um, wo ich abschließen kann, damit die es nicht sehen“ (Noel 12, übergewichtig)

(Barlösius, Philipps 2011: 195).

Hier beschreibt der Junge wie er sich aus Scham zum Umziehen zurückgezogen hat nachdem er aufgrund seines Gewichtes stigmatisiert wurde (vgl. Barlösius, Philipps 2011:

195). Für die Kinder ist es eine alltäglich Erfahrung als dick wahrgenommen zu werden.

Kritisches Betrachten ihres Körpers, mit dem Finger auf sie zeigen und Anstarren sind Erfahrungen mit denen sie immer wieder konfrontiert werden. Verbal werden sie durch Beschimpfungen wie „Fettsack“ beleidigt oder auch körperlich durch Schlagen, Schubsen und Kneifen bedroht. Selbst die normalgewichtigen Kinder- und Jugendlichen bemerken,

(39)

28

dass übergewichtige Kinder und Jugendliche benachteiligt sind und deswegen weniger Freunde haben (vgl. Barlösius, Philipps 2011: 187ff).

Bei Experimenten wurden Kindern Silhouetten von Kindern mit unterschiedlichen Behinderungen und Übergewicht gezeigt. Bei diesem Experiment sollte untersucht werden ob Kinder eher mit übergewichtigen oder körperlich behinderten Kindern spielen wollten. In diesem Experiment wurden die übergewichtigen Kinder am seltensten als SpielpartnerInnen gewählt (vgl. Cuntz; Hiller 2008: 120f).

Als Jugendliche und Erwachsene müssen Adipöse damit umgehen dass ihnen bestimmte Berufsfelder und Aufstiegsmöglichkeiten aufgrund von Vorurteilen erschwert werden (vgl.

Stahr 1995: 46f).

Psychiatrische Komorbidität:

Adipöse Kinder und Jugendliche gelten als Risikogruppe für die Entwicklung von psychiatrischen Erkrankungen. Sie haben ein erhöhtes Erkrankungsrisiko von affektiven und somatischen sowie Angststörungen (vgl. Wirth 2008: 55ff).

Besonders wichtig ist das soziale Umfeld der Kinder. Bei der entsprechenden Forschungsgruppe ist aufgrund der Altersgruppe die Familie, andere nahe Bezugspersonen und in erweiterter Form der Kindergarten in den Blickpunkt zunehmen.

Bei Kindern und Jugendlichen weitet sich das soziale Umfeld auf Schule und Peergroup aus, die auch das Essverhalten der Kinder und Jugendlichen mit beeinflussen.

3.7. Adipogenes Umfeld

Als adipogenes Umfeld werden die verschiedensten Umweltfaktoren beschrieben die das Risiko für die Entstehung von Übergewicht und Adipositas fördern.

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Abbildung 16 Adipogenes Umfeld (erster Österreichischer Adipositasbericht: 2018)

Das adipogene Umfeld ist grob in vier verschiedene Bereiche gegliedert, wobei es zu Überschneidungen kommt.

3.7.1. Erziehung & Information

Hier wurde der Punkt Erziehung & Information als erster gewählt da bereits im Säuglingsalter erste Grundsteine für richtige Ernährung gelegt werden. Das Schreien eines Babys kann mehrere Gründe haben und nicht nur einem Hungerbedürfnis zugrunde liegen.

Wenn das Schreien eines Säuglings statt mit Zuwendung sofort als Bedürfnis nach Nahrung gesehen wird, lernt der Säugling das Nahrungsaufnahme eine tröstende Funktion hat, selbst wenn ein anderes unerfülltes Bedürfnis dahintersteckt (vgl. Seib 2003: 2).

Somit kann in späterer Folge als Ersatzfunktion bei Frustration, Angst, Langeweile oder Unsicherheit Frustessen entstehen, um Gefühle zu verdrängen und zu kompensieren. Nicht das Bedürfnis der Seele wird gesehen, sondern dies mit der Nahrungsaufnahme verdrängt (vgl. Frustessen: 2018). Ein Baby das statt Zuneigung der Eltern mit sofortiger Nahrungsaufnahme und in späterer Folge als Kind mit Süßigkeiten erzogen wird, lernt dadurch Gefühle zu verdrängen, und seine Körperwahrnehmung nicht mehr richtig zu deuten. Durch die Süßigkeiten entsteht ein körperliches Wohlbefinden, aber die dahinterliegenden Gefühle werden verdrängt (vgl. Kersting 2009: 145ff).

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