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Masterarbeit. Zur Erlangung des akademischen Grades. Master of Arts in Social Sciences (MA)

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Academic year: 2022

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Subjektive Wahrnehmung erwerbstätiger

SozialarbeiterInnen im Gesundheitswesen in Bezug auf die Begriffsthematik der Sozialen Behandlung, Sozialen

Therapie und Sozialen Diagnose

Subjective perception of employed social workers in the health care sector regarding the concept of social

treatment, social therapy and social diagnosis

Masterarbeit

Zur Erlangung des akademischen Grades

Master of Arts in Social Sciences (MA)

der Fachhochschule FH Campus Wien Masterstudiengang Klinischen Sozialen Arbeit

Vorgelegt von:

Danica Anna Görg

Personenkennzeichen:

C1510534020

Erstbegutachterin:

FH-Prof.in Martina Seyer, MA

Zweitbegutachterin:

FH-Prof.in Mag.a Dr.in Elisabeth Steiner

Eingereicht am:

21.11.2017

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Erklärung:

Ich erkläre, dass die vorliegende Bachelorarbeit / Masterarbeit von mir selbst verfasst wurde und ich keine anderen als die angeführten Behelfe verwendet bzw. mich auch sonst keiner unerlaubter Hilfe bedient habe.

Ich versichere, dass ich diese Bachelorarbeit / Masterarbeit bisher weder im In- noch im Ausland (einer Beurteilerin/einem Beurteiler zur Begutachtung) in irgendeiner Form als Prüfungsarbeit vorgelegt habe.

Weiters versichere ich, dass die von mir eingereichten Exemplare (ausgedruckt und elektronisch) identisch sind.

Datum: ... Unterschrift ………...

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Kurzfassung

Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Fragestellung, wie SozialarbeiterInnen im Gesundheitswesen die vorrangig klinisch sozialarbeiterischen Begriffe wahrnehmen, welche in terminologischer Anlehnung zur Medizin und Psychologie stehen. Die Bezeichnungen der Sozialen Behandlung, Sozialen Therapie und der Sozialen Diagnostik bilden dabei den Fokus der Untersuchung.

Begriffe stellen keine inhaltsleeren Konstrukte dar und müssen immer in einem spezifisch eingebetteten Kontext betrachten werden, um Aussagen darüber zu ermöglichen. Es wurden drei theoretische Achsen behandelt. Erstens muss das Anwendungsfeld in dem ein Begriff zum Ausdruck kommt gewählt werden. Dafür wurden die Methoden und Aufgaben (Klinischer) Sozialer Arbeit im Gesundheitswesen ausformuliert. Da genannte Begriffe nicht unbedingt als neue Erscheinungen in der Sozialen Arbeit gelten wurde der historische Kontext, sowie der aktuelle sozialwissenschaftliche Diskurs zu genannter Begriffstriade beleuchtet. Die dritte theoretische Achse bildet die damit einhergehende Frage nach der Identität der (Klinischen) Sozialen Arbeit im beruflichen Kontext.

Die Forschungsergebnisse weisen einen übermäßig großen Anteil der Wahrnehmung von Kommunikation und dem Stellenwert der Profession im multiprofessionellen Team auf. In diesem Sinne wird die Verwendung der Termini im beruflichen Umfeld zwar aktuell eher nicht angewandt, dennoch würden die Fachkräfte eine sprachliche Anlehnung klinischer Begriffe befürworten. Im Zentrum des Interesses steht dabei tendenziell eher die Aufwertung der Profession. Weitere Ergebnisse zeigten negative wahrgenommene Aspekte der Begriffe, sowie den Unterschied in der Identifikation von sozialtherapeutischen Arbeitsweisen zwischen SozialarbeiterInnen im psychiatrischen und allgemeinen Versorgungsbereich.

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Abstract

The thesis at hands deals with the question how social workers in the field of health care perceive clinical terms, whose meaning stands in close relation to terms that stem from medicine and psychology. The terms of social treatment, social therapy and social diagnosis make up the primarily focus of the analysis.

Terms as such are in no way constructs without content but are to be seen as embedded within specific contexts in order to make assumptions or conclusions about them. For that matter, the theoretical part of this thesis puts its grounds on three measurements. Firstly, fields of application, in which certain terms are used, have to be chosen. For this measurement, (clinical) social work within the health care system has been explained in terms of methods and content. As a number of terms mentioned, are not entirely seen as new vocabulary within the field of social work, the analysis then examines the historical context, as well as the current socially scientific discourse in relation to those measurements. The third measurement is made up of the closely related question of the identity of (clinical) social work, as this is a criterion that is tightly linked to the use of language as such.

The results of the research show an excessive share of the perception of communication and profession, or the (social) standing of the profession in a team of multiple professions. In this respect, the terms analyzed are not currently applied and used in the professional surroundings, but nevertheless favored when stemming from clinical terms.

The focus of interest tends to be the profession´s enhancement as such. Further results show perceived negative connotations of some terms, and further reveal differences of the identification of socially therapeutically working methods between social workers in the provision of psychiatric and general care.

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Abkürzungsverzeichnis

OBDS Österreichsicher Berufsverband der Sozialen Arbeit FSA Feinstrukturanalyse

SBG V Sozialgesetzbuch Fünf StvG Strafvollzugsgesetz

WHO Weltgesundheitsorganisation

ZKS Zentralstelle für Klinische Sozialarbeit

(6)

Inhaltsverzeichnis

I Einleitung ... 1

1.1. Ausgangslage ... 1

1.2. Themenüberblick ... 3

II Theoretischer Teil ... 5

2.1. (Klinische) Soziale Arbeit im Gesundheitswesen ... 5

2.1.1. Definition Soziale Arbeit ... 5

2.1.2. Handlungsfeld Gesundheit und Relevanz der Klinischen Sozialen Arbeit ... 6

2.1.3. Methoden und Aufgaben (Klinischer) Sozialer Arbeit im Krankenhaus ... 9

2.2. Begriffsdiskussion ... 14

2.2.1. Warum braucht es Soziale Behandlung? ... 14

2.2.2. Soziale Therapie - Ein Konzept mit Lücken ... 19

2.2.3. Soziale Diagnose – zwischen Kritik und Forschung ... 29

2.3. Identitätsfragen der (Klinischen) Sozialen Arbeit ... 37

2.3.1. Berufsidentität im Krankenhaus – Forschungsstand ... 38

2.3.2. Allgemeine Entwicklungshürden einer Profession ... 40

2.3.3. Ausbildungsformen und -geschichte Österreich ... 44

III Empirischer Teil ... 46

3.1. Methodenauswahl ... 46

3.1.1. Interpretative Sozialforschung ... 46

3.2. Erhebung ... 48

3.2.1. Methodische Vorüberlegungen ... 48

3.2.2. Einstieg ins Feld ... 52

3.3. Das Auswertungsverfahren ... 55

3.3.1. Feinstrukturanalyse – Theorie und Durchführung ... 55

3.3.2. Themenanalyse – Theorie und Durchführung ... 58

3.4. Ergebnisdarstellung ... 65

3.4.1. Subjektive Wahrnehmung zum beruflichen Stellenwert im multiprofessionellen Team ... 66

3.4.2. Subjektive Begriffswahrnehmung im Kontext der Profession/en ... 69

3.4.3. Pathologisierung durch Begriffe ... 74

3.4.4. Subjektive Begriffswahrnehmung in Bezug auf das eigene Handeln ... 74

IV Schlussteil ... 78

4.1. Resümee und Beantwortung der Forschungsfrage ... 78

4.1.1. Reflexion ... 84

(7)

4.1.2. Ausblick ... 86

Literaturverzeichnis……….……….88

Tabellenverzeichnis……….………....94

Anhang………...…………...95

(8)

I Einleitung

Im Interesse der hier vorliegenden Untersuchung steht die individuelle Auffassung erwerbstätiger SozialarbeiterInnen im Gesundheitswesen, hinsichtlich spezifischer Begriffe der (Klinischen) Sozialen Arbeit. Vor allem die Klinische Fachrichtung setzt sich in Praxis, Forschung und Lehre intensiv mit den hier im Vordergrund stehenden Begrifflichkeiten der

• Sozialen Behandlung

• Sozialen Therapie und

• Sozialen Diagnostik

methodisch und theoretisch auseinander. Obwohl die Fachrichtung neue Tendenzen in der Professionsentwicklung aufweist, sind die Terminologien schon seit Beginn des 20.Jahrunderts in der Sozialen Arbeit verankert, wie die Werke von Mary Richmond

„social diagnosis“ (1917) und Alice Salomon und Siddy Wronsky „Soziale Therapie“

(1926) nahelegen (vgl. Mühlum/Gahleitner 2010).

1.1. Ausgangslage

Die Themenfindung der hier vorliegenden Arbeit entstand aus diversen Erfahrungen der vorangegangenen Studienlaufzeit an der Fachhochschule Campus Wien, der Master- Studienrichtung „Klinische und Sozialraumorientierte Soziale Arbeit.“ In einer der ersten Vorlesungen „Klinisch und sozialräumliche Propädeutik“ wurde die Klinische Soziale Arbeit als sozial behandelnde Tätigkeit vorgestellt. Dieser Beschreibung wurde Nachdruck verliehen, indem die Berechtigung des Begriffes „Soziale Behandlung“

hervorgehoben wurde. Wäre dieser Ausdruck von den Studierenden möglicherweise gar nicht in Frage gestellt worden, entstand ein erster Eindruck einer Profession mit Definitionsfragen.

Im Rahmen einer weiteren Lehrveranstaltung „Exkursionen und Hospitationen“ wurden die Studierenden dazu aufgefordert verschiedene soziale Institutionen, darunter Gesundheitseinrichtungen zu besuchen. In den Gesprächen mit den Sozialarbeiterinnen vor Ort, ergaben sich weitere Fragen zu genannter Begriffsthematik. Die im Krankenhaus tätigen Fachkräfte äußerten sich teils kontrovers zu den Bezeichnungen Sozialer Diagnostik und Sozialer Behandlung. Dahingehend wurde eine Verunsicherung oder zumindest Uneinigkeit bezüglich der sprachlichen Anwendung bemerkbar.

Die hier fokussierte Begriffstriade kann also in Anlehnung an dem medizinischen und psychologischen Sprachgebrauch betrachtet werden, welchen sich die (Klinische) Soziale

(9)

Arbeit in Bezug auf Lösungsansätze im sozialen Bereich nutzbar gemacht hat. Und tatsächlich, ein Jahrhundert rückblickend kann der Ursprung der Sozialen Diagnose von Richmond, der Begründerin der sozialen Einzelfallhilfe, in Verbindung mit dem medizinischen Kontext gebracht werden. Ihre Bezugnahme zu psychologischen und medizinischen Konzepten könnten durch den Einfluss lehrender (männlicher) Ärzte der John-Hopinks-Universität in Baltimore entstammen, welche als Berater der Charity Organization Society, deren Richmond als Generalsekretärin beiwohnte, fungierten (vgl.

Deloie 2011:25,67;Galuske 2013:117). Ein Gemeinsames bilden die genannten Professionen (einschließlich der Klinischen Sozialen Arbeit) in ihrer gesundheitsbezogenen Fachlichkeit, (noch) nicht jedoch in der Anwendung klinischer Terminologien, so die Annahme.

Nach weiterer literarischer Recherche fiel auf, dass auch innerhalb der Sozialwissenschaft eine Debatte bezüglich dieser medizinisch angelehnten Begriffe in der (Klinischen) Sozialen Arbeit vorliegt, wie an folgendem Beispiel deutlich wird:

„Bislang haben sich nur wenige Autorinnen und Autoren aus der Sozialen Arbeit selbst oder aus benachbarten Wissenschaften zu der Frage geäußert, was Sozialtherapie überhaupt sein kann. Die zum Ausdruck kommenden definitorischen Fassungen unterscheiden sich erheblich und konvergieren nicht einmal in Bezug auf Gesundheit bzw. Krankheit.“ (Ortmann/Röh 2014:72)

Eine breite Auslegungsform des Begriffes wird angesprochen. Vor allem zur Sozialen Therapie und Sozialen Diagnostik existiert ein Vielfach an Diskussionsbeiträgen (vgl.

Butter 2014:35-48;Galuske 2013:131-142;Lutz 2016:749-766;Nock 2008:93ff).

In der folgenden Arbeit möchte ich mich nun diesen Begriffsdiskussionen widmen, die durch die Klinische Soziale Arbeit wieder Einzug in eine Methodendebatte erhielt (vgl.

Gahleitner et al. 2014:8f). Wir Studierenden werden ermutigt in unserer (späteren) Arbeit jene Begriffe anzuwenden und das Tätigsein als solches zu definieren. Immer noch, so ist die hier vorliegende Annahme, fällt es den SozialarbeiterInnen schwer sich mit diesen Fachausdrücken anzufreunden. Aus diesen Überlegungen und Recherchetätigkeiten heraus wurde eine Forschungsfrage formuliert:

Wie stehen berufstätige SozialarbeiterInnen im Gesundheitswesen zu den Begriffen der Sozialen Behandlung, Sozialen Therapie und Sozialen Diagnostik und nehmen sie diese als Teil ihrer beruflichen Tätigkeit wahr?

Aus dieser Fragestellung heraus ergeben sich drei Achsen, die es zu beleuchten gibt.

Diese bilden den Theorieteil der Arbeit.

(10)

1.2. Themenüberblick

Beschäftigt man sich mit der Frage nach Begriffen, so müssen weitere Determinanten berücksichtigt werden. Ein erstes Kriterium sind die Anwendungsfelder in denen Begriffe platziert werden. Hierfür wurden Institutionen des Gesundheitswesens gewählt. Erstens legen die persönlichen Beobachtungen (aus Exkursionen) diese Auswahl nahe und zweitens wird im klinischen Setting bereits in ähnlichen Begriffen durch benachbarte Disziplinen gesprochen (Bsp.: medizinische Diagnostik, Ergo,- Musik-, Psychotherapie usw.). Dies könnte einen spannenden Einfluss auf die Begriffswahrnehmung offenlegen.

Drittens und letztens stellen die KlientInnen der Klinischen Sozialen Arbeit Menschen in psycho-sozialen Problemlagen dar, welche besonders im psychiatrischen Bereich anzutreffen sind. Somit wird als Anwendungsfeld, die Institution (allgemeines und psychiatrisches) Krankenhaus in der stationären Versorgung und die darin etablierten (klinisch) sozialarbeiterischen Methoden aufgezeigt. Diese Aspekte werden im Kapitel 2.1

„Klinische Soziale Arbeit im Gesundheitswesen“ genauer ausgeführt.

Weiter ist festzuhalten, Begriffe sind keine inhaltsleeren Konstrukte. In Kapitel 2.2.

„Begriffsdiskussion“ wird auf Kritikpunkte eingegangen und Einsicht in die Entwicklungsgeschichte und Konzepte gegeben. Wobei ersichtlich werden wird, dass eine konkrete Abgrenzung der Begriffe nicht immer möglich sein wird, da sie in Literatur und Praxis ineinanderfließen.

Die dritte Achse fokussiert „Identitätsfragen der (Klinischen) Sozialen Arbeit“ des Faches im Kontext von gesundheitsbezogenen Institutionen. Da durch die persönlichen Beobachtungen und der Literaturrecherche von einer Verunsicherung bezüglich der Begriffe seitens Fachkräfte ausgegangen wird, muss auch Bezug auf die Berufsidentität und in Folge auf die Profession genommen werden. So meint auch Sommerfeld die (Klinische) Soziale Arbeit hätte in diversen Arbeitsbereichen immer noch eine marginale Rolle, zugleich jedoch ein enormes Potenzial, dessen Ausschöpfung durch eine andauernde Identitätsfrage leider beschränkt bleibt. Diese stünde einer Weiterentwicklung als vollständig handlungstheoretischen Fachdisziplin im Weg (Sommerfeld et al. 2016:1f).

Diese stellt natürlich keine neue Entwicklung dar. Scheinbar unzählige Literatur zum Thema Profession und Identität der Sozialen Arbeit wie Beiträge von Wolf Rainer Wendt (2009), Mechthild Seithe (2012), Silvia Staub-Bernasconi (1995, 2010), Carl Wolfgang Müller (2010) (um nur einige zu nennen) beschäftigen sich mit genau dieser Frage, der professionellen Identität. In diesem Zusammenhang werden die Entwicklungshürden und Diskussionsbeiträge verschiedener AutorInnen in Kapitel 3.3. dargelegt. Aktuelle

(11)

Untersuchungsprojekte zur Identität und Wahrnehmungen der (Klinischen) Sozialen Arbeit in der Institution Krankenhaus werden ebenfalls im Theorieteil aufgezeigt. Eine gezieltere Auseinandersetzung mit speziell der Klinischen Sozialen Arbeit, die sich für eine wissenschaftliche Weiterentwicklung ausspricht, geben Albert Mühlum und Silke Gahleitner (2013), Peter Sommerfeld et al. (2016), und Helmut Pauls (2013) in verschiedenen Publikationen wieder.

Festzuhalten ist, dass die Forschungsfrage die Begriffswahrnehmung und nicht Anwendung spezifischer Methoden fokussiert. Somit fallen SozialarbeiterInnen mit unterschiedlichen österreichischen Abschlüssen in die Zielgruppe. Es sollen nicht erlernte Inhalte überprüft werden, sondern die Auffassung zu aktuellen Begriffsdebatten steht im Mittelpunkt der Befragung.

Wird nun in der hier vorliegenden Arbeit von „(Klinisch) Sozialer Arbeit“ gesprochen, so sind sowohl die generalistische als auch die fachspezifische Profession gemeint. Explizit wird der Klinischen Fachrichtung genug Raum im Theorieteil geboten, um ihre Ansätze und Konzepte verstärkt hervorzuheben.

Im Anschluss an theoretische Hintergründe wird die Untersuchung selbst dargestellt. Im Zuge des Forschungsprojektes wurden erwerbstätige SozialarbeiterInnen im Gesundheitswesen aufgesucht und deren individuelle Wahrnehmung zu genannten Begriffen, im Kontext ihrer jeweiligen Tätigkeit in einem qualitativen Forschungssetting eingeholt. Nach einer detaillierten Methodenbeschreibung werden die Ergebnisse dargestellt und abschließend, in Hinblick auf die theoretischen Aspekte, diskutiert.

Ziel ist es, mittels des Forschungsprojekts zunächst einmal die subjektiven Einschätzungen in der Praxis wiederzugeben, indem untersucht wird, wie die genannten Begriffe seitens der befragten Personen wahrgenommen werden und ob eine berufliche Identifikation dieser im praktischen Tun angenommen werden kann. Es soll erforscht werden, ob diese mit einer Identitätsfrage der Sozialen Arbeit verwoben ist. Aus welchen Gründen die genannten Fachbegriffe in der beruflichen Tätigkeit von SozialarbeiterInnen eventuell noch nicht implementiert wurden, gilt für von besonderem Interesse, daher könnten durch diese Arbeit eben jene Gründe aufgedeckt werden, die zu einer eher ablehnenden oder befürwortenden Haltung bezüglich der Sozialen Therapie, Sozialen Behandlung und Sozialen Diagnostik bei den Betroffenen, sowie in den sozialwissenschaftlichen Debatten, führen. Um im Anschluss einen Ausblick über mögliche Ansätze zu geben, die zu einer Assimilierung und somit auch ein Stück weit zur Einheitlichkeit und Stärkung einer allgemeinen „Fachsprache“ und zu mehr Solidarität in der (Klinischen) Sozialen Arbeit beitragen könnte.

(12)

II Theoretischer Teil

Begriffe stellen keine inhaltsleeren Konstrukte dar und sind immer in spezifisch eingebetteten Kontext zu betrachten, um Aussagen darüber zu ermöglichen. Im Folgenden werden die theoretischen Bezüge zur Thematik hergestellt.

2.1. (Klinische) Soziale Arbeit im Gesundheitswesen

Gesundheit wird als eines unter vielen Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit gereiht und ist bereits seit den 1920er Jahren in diesem Fach verankert. Im Zuge der ersten Professionalisierungsschübe durch Mary Richmonds „social diagnosis“ (1917) und Alice Salomon und Siddy Wronksys „Soziale Therapie“ (1926) hielten die Begriffe Einzug in die Soziale Arbeit (vgl. Mühlum/Gahleitner 2010: 98) und orientieren sich stark am gesundheitsspezifischen Tätigkeitsfeld, der Medizin. Wie die soziale und gesundheitliche Dimension sich gegenseitig beeinflussen und besonders eine Klinische Soziale Arbeit gefordert ist, soll im Folgenden geklärt werden. Nach der Beschreibung allgemeiner Methoden der (Klinischen) Sozialen Arbeit im Krankenhaus, werden die damit in Verbindung stehenden Begriffe im nächsten Kapitel diskutiert.

2.1.1. Definition Soziale Arbeit

Grundsätzlich ist zu sagen, dass die Definition professioneller Sozialer Arbeit als dynamisch anzusehen ist und ständig weiterentwickelt wird. Aufgrund einer Vielfalt von Bestimmungsversuchen ist zu erwähnen, dass kein Anspruch auf Vollständigkeit besteht.

Die IFSW - International Federation of Social Workers und die IASSW – International Associations of Schools of Social Work, erarbeiteten im Juli 2014 eine neue, gemeinsame, globale Definition von Sozialer Arbeit:

"Social work is a practice-based profession and an academic discipline that promotes social change and development, social cohesion, and the empowerment and liberation of people. Principles of social justice, human rights, collective responsibility and respect for diversities are central to social work. Underpinned by theories of social work, social sciences, humanities and indigenous knowledge, social work engages people and structures to address life challenges and enhance wellbeing.” (OBDS Internationale Definition 2017)

Der Fokus liegt demnach auf individuellen sozialen, aber auch auf sozial verursachten Problemen, womit eine gesellschaftliche Verantwortung angesprochen wird (vgl.

Deller/Brake 2014:18). Zusätzlich fokussiert werden die ethischen Richtlinien,

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Menschenrechte und ein wissenschaftlicher Anspruch einer praxisbasierten Profession.

Diese müssen als zusätzliche Kriterien zu einem aktuellen Verständnis von Sozialer Arbeit ihre Erwähnung finden.

2.1.2. Handlungsfeld Gesundheit und Relevanz der Klinischen Sozialen Arbeit Die im Gesundheitswesen für die Soziale Arbeit relevanten Einrichtungen umfassen den stationären Versorgungsbereich, extramurale Einrichtungen (wie Wohngemeinschaften, Pflegeheime, Rehabilitationszentren), sowie Selbsthilfeinitiativen, beispielsweise für Angehörige psychisch erkrankter Menschen (vgl. OBDS – Handlungsfeld Gesundheit 2004).

In der Liste der österreichischen Krankenanstalten sind derzeit 272 Institutionen eingetragen (vgl. Ministerium für Frauen und Gesundheit – Stand 18.10.2017). In ihrer 7.

Ausgabe der Broschüre „Krankenanstalten in Österreich/Hospitals in Austria“ gibt das BMGFJ – Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend (2008) einen Überblick. Der Versorgungsbereich umfasst österreichweit folgende Bereiche:

Allgemeinversorgung: Inkludiert alle Krankenanstalten, die ein breites Leistungsspektrum aufweisen, zumindest aber Leistungen im Bereich der Inneren Medizin und der Allgemeinchirurgie erbringen.

Spezialversorgung: meint Psychiatrische Krankenhäuser, Reha-Einrichtungen, für bestimmte Altersgruppen oder andere Zwecke, wie z.B. Heeresspitäler (vgl. ebd.).

Die Forderung des Österreichischen Berufsverbandes der Soziale Arbeit lautet: Soziale Arbeit muss in beiden Versorgungsbereichen durch das Bundeskrankenanstaltsgesetz verankert sein. (vgl. OBDS – Handlungsfeld Gesundheit 2004). Eine Soziale Behandlung, Soziale Diagnostik, sowie die Soziale Therapie können in stationären Einrichtungen, sowohl im Bereich der Allgemein-, als auch der Spezialversorgung durch die (Klinische) Soziale Arbeit implementiert werden. Folglich ist das (klinisch) sozialarbeiterische Handlungsfeld höchst relevant im Gesundheitsbereich.

„Im klinischen Bereich werden SozialarbeiterInnen mit Menschen konfrontiert, die bereits vor Ausbruch ihrer psychischen oder neurologischen Erkrankung oder Krise soziale Probleme hatten oder deren Krankheit soziale Probleme verursacht.“

(ebd.:7)

Die in der oben angeführten Definition angesprochenen sozialen Probleme als Expertise der (Klinischen) Sozialen Arbeit werden hier speziell in Zusammenhang mit Gesundheit

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und Krankheit beobachtet. Demnach sind nicht alle Erkrankungen für die (Klinische) Soziale Arbeit relevant, sondern jene, die mit sozialen Konsequenzen einhergehen und den Heilungsverlauf mitbeeinflussen. Die Zielgruppe bildet dann PatientInnen in Krankenhäusern (und alle psychiatrischen Bereiche), Menschen mit geistig, körperlichen und/oder sinnesbeeinträchtigen Behinderungen, Suchterkrankungen, geriatrische PatientInnen, Jugendliche und Kinder, sowie Angehörige (vgl. ebd.:8;Ansen et al.

2014:13). An den Leitlinien der Weltgesundheitsorganisation orientiert sich auch die (Klinische) Soziale Arbeit in ihrem Verständnis von Gesundheit. Die in der 1986 verfassten Ottawa-Charta erklärte Forderung lautet:

„Um ein umfassendes körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden zu erlangen, ist es notwendig, dass sowohl einzelne als auch Gruppen ihre Bedürfnisse befriedigen, ihre Wünsche und Hoffnungen wahrnehmen und verwirklichen sowie ihre Umwelt meistern bzw. verändern können.“ (WHO 1986:1) Auch Soziale Lebensumstände beeinflussen – und dies in hohem Ausmaß - psychische sowie körperliche Gesundheit. Durch die Berücksichtigung der Komplexität von bio- psycho-sozialen Prozessen in Hinblick auf die Gesundheitsförderung, fordert die WHO die soziale Dimension als gleichwertige Behandlungsform neben der medizinischen und der psychologischen (vgl. Pauls 2010:89,91; WHO Soziale Determinanten von Gesundheit 2004). Das Ziel dabei ist es den Menschen ein „(…) höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen.“ (WHO 1986: 1) Nach Siegrist gibt es vier Ebenen von sozialen Einflüssen, die sich auf die Gesundheit auswirken können:

• Das Gesundheitswesen, welche die Teilhabe- und Zugangschancen einer Gesellschaft zum Versorgungssystem festlegen.

• Die ökonomische Situation in Bezug auf Einkommen, Wohn- und Arbeitsverhältnissen

• Individuelles Verhalten unter Beachtung des soziokulturellen Kontexts

• Andauernde soziale Belastungszustände (Benachteilig, Ausschluss, Gewalt usw.) (vgl. ebd.: 1998:266ff)

Es wird verdeutlicht, dass durch dieses Verständnis nicht alle Gesellschaftsmitglieder gleichen Zugang und Chancen zu Ressourcen haben und somit die oben geforderte selbstbestimmte Lebensgestaltung sich nicht für alle gleichermaßen umsetzen lässt. (vgl.

Bienz/Reinmann 2004:47). Die Lebenslage, sprich die gemeinsamen Lebensumstände

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von sozialen Gruppen in einem sozialpolitischen Kontext, entscheidet zu einem wesentlichen Teil über Gesundheit und Teilhabechancen. Hier ist die (Klinische) Soziale Arbeit gefordert, indem sie ihre Aufmerksamkeit auf Personen mit besonderen Unterstützungsbedarf, nämlich Menschen mit sozial und gesundheitlich benachteiligten Lebenslagen wie Armut und Arbeitslosigkeit richtet. (vgl. Franzkowiak et al. 2011:125).

Die Relevanz der Klinischen Soziale Arbeit mit ihren spezifischen Ansätzen wird im Folgenden genauer beschreiben.

Relevanz der Klinische Soziale Arbeit

Der Begriff „klinisch“ (griechisch: kline bedeutet Lager, Bett) wird im Allgemeinen eher mit der Institution des Krankenhauses in Verbindung gebracht. Das „Klinische“ der Sozialen Arbeit wird jedoch, wie in der Klinischen Psychologie, als direkt beratende und behandelnde Tätigkeit verstanden. Somit gibt es terminologisch keine Verweise zu einem rein stationären Krankenhaussetting. Obwohl sich die hier vorliegende Untersuchung auf eben diesen Bereich (stationärer Bereich im Gesundheitswesen) bezieht, ist zu erwähnen, dass die Klinische Soziale Arbeit grundsätzlich an keine Institution gebunden ist, und ihre Arbeitsfelder vielfältig sind (bspw. Betreute Wohnformen, Familienberatungsstellen, Kinder- und Jugendhilfe, Maßregelvollzug, Suchthilfe usw.).

Die gesundheitsbezogene Fachsozialarbeit meint also eine vertiefte, direkt behandelnde Fallarbeit oder ein vertieftes Fallverstehen an KlientInnen (vgl. Bienz/Reinmann 2004:

17;Pauls 2013:16).1 Wieso braucht es nun eine Fachsozialarbeit, die sich in besonderer Weise an AdressatInnen orientiert?

Wie oben bereits erwähnt sind KlientInnen Sozialer Arbeit jene, die sozial und gesundheitlich meist benachteiligt sind und Versorgungssysteme am schlechtesten erreichen können. Die Zunahme von psycho-sozialen Nöten und Krisen stellt eine große Herausforderung für SozialarbeiterInnen dar. Im Wandel der Gesellschaft werden neue Entwicklungen sichtbar. Die Leitgrößen unseres westlichen Zusammenlebens sind von Individualisierungsschüben, psychischen Problemen, Auflösung sozialer Milieus, sowie dem Druck der Leistungsgesellschaft geprägt. Besonders Menschen in unteren sozialen Schichten sind davon betroffen (vgl. Gahleitner/Pauls 2014:64f).

Generell sind Fachkräfte mehr und mehr mit komplexen psycho-sozialen Problemlagen in unterschiedlichen Alters- und Zielgruppen konfrontiert: Die Kinder- und Jugendhilfe an

1 In den österreichischen Krankenanstalten wird der Bereich dennoch mit „Klinischer Sozialarbeit“ auf den Stationen vermerkt, um lediglich auf das klinische Setting zu verweisen.

(16)

der Schnittstelle zur Kinder- und Jugendpsychiatrie, stationäre und teilstationäre Einrichtungen (Wohnformen), Kernfelder der Psychiatrie, ambulante und stationäre Einrichtungen in Suchtberatungen, gerontologische Einrichtungen, um nur einige zu nennen. Zunehmend bilden Menschen mit chronischen Erkrankungen oder Belastungen in vielfältigen Problemsituationen einen erhöhten Anteil sozialarbeiterischen Klientel. Vor allem die Bezeichnung „hard-to-reach“ trifft auf die KlientInnen der Klinischen Sozialen Arbeit zu. Dadurch wird eine besonders multiproblembelastete Lebenssituation von Menschen angesprochen. So sind beispielsweise Personen aus ärmeren Verhältnissen häufiger von gesundheitlichen Problemen betroffen. Diese manifestieren sich eher in psychischen Beeinträchtigungen, schlechtem Ernährungsverhalten, sowie häufigerem Leiden an Erkrankungen und Verletzungen (vgl. Gahleitner/Pauls 2014: 63f).

Die gesellschaftlichen und individuellen Veränderungen stehen für eine verändernde Lebenswelt. Die Klinische Soziale Arbeit als gesundheitsbezogene Soziale Arbeit ist der Versuch, mittels einer sozio-psycho-biologischen Expertise auf Probleme wie den

„fortschreitenden biologischen Reduktionismus in der Psychiatrie und der fortschreitenden Medikalisierung der Psychotherapie (…)“ (ebd.:65) entgegenzuwirken und die psycho-sozialen Belastungen mit zu behandeln.

2.1.3. Methoden und Aufgaben (Klinischer) Sozialer Arbeit im Krankenhaus

„Klinische Sozialarbeit ist zuerst und vor allem Sozialarbeit und lässt sich weder über Arbeitsfelder (z.B. Kliniken) noch über Zielgruppen (z.B. KlientInnen) und auch nicht über Verfahren (z.B. Vorgehensweise) allein definieren.“

(Mühlum/Gahleitner 2010:99)

Damit wird im Zusammenhang mit der vorliegenden Arbeit ein wichtiges Thema angesprochen. Obwohl sich die Klinische Soziale Arbeit besonders durch ihre „(…) Interventionstiefe und Behandlungskompetenz (…)“ (ebd.) und mit einer klinischen Fachlichkeit auszeichnet, ist sie nicht ausschließlich im klinischen Setting vertreten. Im Krankenhaus sind angestellte SozialarbeiterInnen mit diversen Ausbildungsgraden (siehe Kapitel 4.3.) in den gleichen institutionellen Rahmenbedingungen anzutreffen, dem gleichen Klientel verpflichtet, sowie in der Methodik unverkennbar miteinander verknüpft.

Im Folgenden sollen die Aufgaben der generellen Sozialen Arbeit im Krankenhaus kurz aufgezeigt plus jene methodischen Aspekte, welche die Klinische Fachrichtung dort vertritt, hervorgehoben werden.

(17)

Case Management

Die Methode des Case - Managements darf in einer Abhandlung über Handlungsansätze in der (Klinischen) Sozialen Arbeit im Krankenhaus nicht fehlen (vgl. Ansen et.al 2004;

Bienz/Reinmann 2004;Dörr 2005;Sommerfeld et al. 2016). Der Grundsatz genannter Methode meint eine Versorgung von vor allem chronisch erkrankten Menschen, die über eine Krankenhausbehandlung hinausgeht, indem der ambulante Sektor miteinbezogen bzw. Zugang zu geeigneten Versorgungsanbietern geschaffen wird. Zu berücksichtigen ist dabei jedoch, dass es kein einheitliches Modell, sondern mehrere Varianten gibt, die sich durch administrative, pflegerische oder soziale Schwerpunkte unterscheiden. Die Soziale Arbeit richtet sich hier vorwiegend an einem sozial-medizinischen Case- Management aus, welches von den aktuell verfügbaren Ressourcen der PatientInnen ausgeht. Von jenem Standpunkt aus werden Angebote aus Versorgungsmöglichkeiten, in einem kooperativen Prozess mit den AdressatInnen, aufgesucht. Die Phasen des Case- Managements gliedern sich in

• Falleinschätzung (Assessment),

• Hilfeplanung (Service Planing),

• Durchführung (Intervention),

• Kontrolle (Monitoring)

• sowie der Evaluation von Dienstleistungsangeboten

und sind als zirkuläre zu verstehen. Das Konzept des Case-Managements beinhaltet sowohl einen ökonomischen als auch einen lebensweltorientierten Ansatz (vgl. Ansen et al. 2004: 80,82;Dörr 2005:108;Kleve 2006:49-54).

Das klinische/ clinical/ sozialtherapeutische Case-Management:

Das Case Management entwickelte sich aus der Reformierung des Gesundheitssystems in den USA heraus, wobei stationäre Angebote stark reduziert wurden und eine Verlagerung in ambulante Einrichtungen stattfand. Dies gab den Anlass für neue Programme die zur Vernetzungsarbeit durch professionelle Hilfskräfte aufriefen. Die ursprüngliche Klientel stellte demnach Betroffene von chronisch psychischen Erkrankungen dar (vgl. Wendt 2001:14-16).

Die Nähe zum Hard-to-reach Klientel der Klinischen Sozialen Arbeit wird hier deutlich.

Während das Klassische Case Management sich sowohl auf ökonomische, als auch

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Lebensweltorientierte Aspekte in der Fallarbeit bezieht, legt das Klinische oder Clinical Case Management den Fokus mehr noch auf die professionelle Beziehungsarbeit im Rahmen von psycho-sozialer Beratung und Behandlung. Die Kostensenkung spielt demnach hier weniger eine Leitfunktion (vgl. Kleve 2006:40; Wendt 2001:25). Auch Kanter sieht den Fokus des Klinischen Case-managements deutlich auf einem bio- psycho-Sozialen Behandlungsplan im Fallmanagement und spricht sich explizit gegen eine Koordinierung von Versorgungsanbietern durch ein Verwaltungssystem aus (vgl.

Kanter 2010:3).

Sommerfeld benennt die Methode des Case-Managements sogar als Kernmethodik der Klinischen Sozialen Arbeit:

„Weil die Soziale Arbeit die Profession ist, die unmittelbar die psycho-soziale Dynamik als Gegenstand hat, ist sie diejenige Profession, die sachlich am besten platziert ist, diese multiprofessionelle Arbeit zu koordinieren.“ (Sommerfeld et al.

2016:222)

In Zusammensetzung mit klinisch sozialarbeiterischen methodischen Ansätzen, vor allem aber der psycho-sozialen Beratung und der sozialen Netzwerkarbeit gestaltet sich nach Sommerfeld ein dreidimensionales Modell des sozialtherapeutischen Case-Managements als Grundstruktur der klinischen Fachrichtung. Die Stufe des Assessments wird dabei jedoch auf eine Soziale Diagnostik erweitert (vgl. ebd.:221).

(Psycho)-soziale Beratung

Eine soziale Beratung ist zweispurig zu betrachten. Zum einen bezieht sie sich auf Vermittlung und Information bezüglich Sachleistungen (Förderanträge, Reha- Übermittlung, usw.). Zum anderen muss sie die psychische Belastung der KlientInnen berücksichtigen. Anders gesagt stehen soziale und persönliche Probleme, welche mit der spezifischen Erkrankung zusammenhängen, im Mittelpunkt der Sozialen Beratung im Krankenhaus. Da es keine sinnvolle Trennung zwischen Sachproblemen und persönlichen Problemen gibt, muss die Sozialberatung „psychosozial“ tätig werden (vgl.

Ansen et al. 2004: 64;Bienz/Reinmann 2004 31f). Somit wird „(…) das psychosoziale Beratungsgespräch mit der Patientin als methodisches Kernstück der Spitalssozialarbeit“

beschrieben (Beer zit. in Bienz/Reinmann 2004:32). 2

2 „Spitalssozialarbeit“ ist ein gängiger Begriff aus der Schweiz; kann mit der Sozialen Arbeit im Krankenhaus gleichgesetzt werden (vgl. Bienz/Reinmann 2004)

(19)

In der klinischen Fachrichtung wird die psycho-soziale Beratung als „(…) konstitutives Element (…)“ in der psycho-Sozialen Behandlung angegeben (Pauls 2013: 255). Sie versucht gezielt durch methodische Gesprächsführung eine Veränderung der KlientInnen bezüglich seiner/ihrer psychischen und sozialeren Situation zu erwirken. Demnach wird sie als eigene Interventionsform angesehen (vgl. ebd.: 257), die jedoch nicht als einseitige, starre Methode betrachtet werden kann. Eher ist sie als längerfristiger Prozess zu sehen, bestehend aus verschiedenen Phasen. Diese können sich wie folgt gestalten:

• Erstgespräch

• Krisenscreening

• Problemdefinition (In dieser Phase werden Informationen gesammelt. Im Sinne einer Sozialen Diagnostik findet die Ressourcenanalyse statt. Die aktuelle Situation im Kontext der sozialen Umgebung soll betrachtet werden.)

• Formulierung Beratungsziele (Aufgaben, Auftragsklärung, Erwartungen, Zielhierarchie und Zeitstruktur)

• Auftragsklärung und Maßnahmenauswahl

• Durchführung (Sozialtherapeutisch, mit Zwischendiagnose und Zielüberprüfung)

• Abschlussphase

Die Phasen verlaufen jedoch nicht linear, sondern sind aus einem Mix aus Problem-, KlientInnen- und Zielspezifischen Methoden zusammengestellt. Beushausen spricht von einer prozessualen Diagnostik. Nicht die Methode bestimmt den Verlauf, sondern das jeweilige Problem (vgl. Beushausen 2016:123f). In der Klinischen Sozialen Arbeit wird auch von sozialtherapeutischer Beratung gesprochen, welche die strikte Trennung von Therapie und Beratung aufzuheben scheint (vgl. Pauls/Stockmann 2013:16). Bereits hier wird die starke Verwobenheit der Begriffe Therapie, Beratung und Diagnostik, bezogen auf die Soziale Behandlung, verdeutlicht. Ausführlicher wird darauf in Kapitel 2.2.

eingegangen.

Interdisziplinäre Kooperation

Die interdisziplinäre Kooperation meint, bezogen auf die Berufspraxis, die Abstimmung der eigenen Arbeitsweise mit der von anderen Berufsgruppen, um an einem gemeinsamen Ziel zu arbeiten. Synonym dazu wird auch der Begriff der interprofessionellen Zusammenarbeit genannt (vgl. Kälble 2004:38). Dieser bezieht sich terminologisch eher auf die „außerwissenschaftliche“ Praxis und meint:

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„(…), dass Angehörige unterschiedlicher Berufsgruppen mit unterschiedlichen Spezialisierungen, beruflichen Selbst- und Fremdbildern, Kompetenzbereichen, Tätigkeitsfeldern und unterschiedlichem Status im Sinne einer sich ergänzenden, qualitativen hochwertigen, patientenorientierten Versorgung unmittelbar zusammenarbeiten, damit die spezifischen Kompetenzen jedes einzelnen Berufes für den Patienten nutzbar gemacht werden.“ (ebd.:40)

In der hier vorliegenden Arbeit werden beide Ebenen angesprochen und stellen zentrale Faktoren für die Arbeit im Krankenhaus dar. Die (Klinische) Soziale Arbeit gehört innerhalb des klinischen Settings meist mehreren Teams an. Bestehend aus einem internen, sprich nur (Klinische) SozialarbeiterInnen und einem interdisziplinären Team, in welchem verschiedene Professionen, wie Medizin, Pflege, Psychologie und diverse Therapieformen vertreten sind. Eine gute Zusammenarbeit stellt für jede Berufsgruppe eine Herausforderung dar und setzt Toleranz und Wertschätzung voraus. Die im Zentrum des Handelns stehenden PatientInnen profitieren von einer hoch entwickelten interdisziplinären Kommunikations- und Zusammenarbeit, indem sie eine ganzheitliche Versorgung garantieren (vgl. Bienz/Reinmann 2004: 62f). Die Notwendigkeit einer interprofessionellen Kooperation beschreibt die Sozialwissenschaftlerin Cornelia Rüegger sehr treffend:

„Die steigende Anerkennung [der] bio-psycho-sozialen Sichtweise hat auch zu einer wachsenden Berücksichtigung der sozialen Dimension einer psychischen Erkrankung beigetragen. Die (Klinische) Soziale Arbeit in der Psychiatrie ist also an das Funktionssystem Gesundheit gekoppelt. Die grundsätzliche Differenz zwischen den beiden Funktionssystemen (…) besteht darin, dass es in der (Klinischen) Sozialen Arbeit um die Wiederherstellung von Autonomie, Teilnahme und Teilhabe, im medizinisch geprägten Gesundheitssystem um die Wiedererlangung der individuellen Gesundheit geht.“ (ebd. 2012:15f)

Rüegger betont dadurch nicht nur die Expertise der (Klinischen) Sozialen Arbeit, sondern auch die interprofessionelle Zusammenarbeit als notwendige Aufgabe für die Zielerreichung in Hinblick auf die Rehabilitation psychisch erkrankter Menschen. Ihre grundsätzliche Mitbeteiligung im interdisziplinären Behandlungsteam ist gefordert!

Es wurde hier die grundlegende Aufgabe zur Mitgestaltung der (Klinischen) Sozialen Arbeit im Krankenhaus angesprochen. Forschungsbeiträge zur Positionierung im interdisziplinären Team werden in Kapitel 2.3. ausführlicher diskutiert.

(21)

2.2. Begriffsdiskussion

Ein „Begriff“ steht für eine Klassifikation von Objektmengen aufgrund gemeinsamer Merkmale. Jeder Begriff wird mit einem Bedeutungsinhalt im menschlichen Gedächtnis assoziiert und gibt somit Orientierungspunkte im Denken an, die eine gemeinsame Sprache überhaupt erst möglich machen (vgl. Spektrum Enzyklopädie 2000). Im Folgenden soll der Diskurs bezüglich der Begriffe von

• Sozialer Behandlung,

• Sozialer Therapie

• und Sozialer Diagnostik,

aus der Sicht der Sozialarbeitswissenschaft, sowie VertreterInnen der Klinischen Sozialen Arbeit wiedergegeben werden. Es wird dabei ersichtlich, dass keine logische Trennung dieser Begriffstriade möglich ist. Wie eine medizinische Behandlung nicht ohne eine therapeutische Maßnahme wirkt, so kann auch die Behandlung von komplexen psycho-sozialen Problemlagen, nicht ohne Einleitung sozialdiagnostischer Schritte auskommen. Wird eine sozialtherapeutische Maßnahme gefordert, entspricht dies einer Sozialen Behandlung.

"Viele medizinische (...) Kliniken (...) müssten stärker (...) mit SozArb durchsetzt werden, damit die diagnostische und therapeutische Berücksichtigung sozialer Probleme im gleichen Arbeitsgang zusammen mit den rein medizinischen Maßnahmen erfolgen könnte." (Richter 2013:899)

Nicht nur die Verwurzelung der Begriffe, auch eine Gleichwertigkeit der behandelnden Professionen im klinischen Setting wird dadurch hervorgehoben. Da jeder Begriff mit einer Semantik einhergeht, wäre eine Begriffsdiskussion, die inhaltsleer und oberflächig bleibt, für die empirische Untersuchung unbefriedigend. Die vor allem klinisch sozialarbeiterischen Konzepte und theoretischen Hintergründe werden in den anschließenden Kapiteln ebenso berücksichtigt.

2.2.1. Warum braucht es Soziale Behandlung?

Der Begriff der Behandlung stellt generell durch seinen breiten Umfang eine Herausforderung dar. Allgemein meint die Aktion, mit jemanden in einer bestimmten Weise umgehen, verfahren, also im Sinne von Krankheiten heilen, sprich durch einen Heilberuf So wird der Begriff der Behandlung eher den gesundheitsbezogenen Berufsgruppen, vor allem aber der Medizin, der klinischen Psychologie oder der

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Psychotherapie, also dort wo sie auch in den Krankenkassen Vergütung findet, zugesprochen. Die Behandlung wird auch häufig als Synonym für Therapie verwendet (vgl. Duden 2016;Pschyrembel 2011:248). Dieser ist jedoch ebenso offen und unspezifisch gestaltet. Es gibt aktuell keine sozialrechtliche Regelung von Sozialer Behandlung oder Sozialer Therapie. Die Schwierigkeit einer Profilierung sieht Pauls in der Komplexität und Vielfalt der therapeutischen Methoden (wie Musik-, Reit-, Ergo-, Soziale Therapie…) (vgl. Paul 2013:177f). Beushausen sieht die Soziale Behandlung ebenfalls den Tätigkeitsfeldern von psycho-sozialer Beratung sowie der Sozialen Therapie zugeordnet, jedoch im Alltagsgebrauch unangewendet. Allein in der Krankenversicherung vergütete gleiche Leistungen (Rehamaßnahmen) werden je nach Berufsgruppe (Soziale Arbeit oder Psychotherapie) anders betitelt (vgl. Beushausen 2016:91).

Verständnis von Gesundheit und Krankheit aus Sicht der Klinischen Sozialen Arbeit Es soll deutlich werden, dass eine ganzheitliche Perspektive (die soziale miteingeschlossen) von Gesundheit und Krankheit die bestehende Gesundheitsversorgung bereichern kann. Empirische Untersuchungen haben gezeigt, dass soziale Ungleichheit in Gesellschaften den Gesundheitszustand der Bevölkerung maßgeblich beeinflussen. Die Studie „Soziale Ungleichheit und Gesundheit“ im Auftrag des Bundesministeriums für soziale Sicherheit und Generationen in Österreich (2002) erhob, dass ein niedriger sozioökonomischer Status auch bis ins hohe Lebensalter hinaus an einem schlechteren Gesundheitszustand betroffener Personen beteiligt ist. Das bedeutet, die Lebenssituation wird im Alter in hohem Maß von der Lebensbiographie bestimmt. Grundsätzlich lässt sich bei Anbetracht der Ergebnisdarstellung sagen, dass arme Personen in Österreich - unter Außerachtlassung von Randgruppen der Gesellschaft wie Wohnungslose - vom Gesundheitssystem nicht schlechter versorgt werden. Dennoch fühlen sich sozial benachteiligte Personen subjektiv kränker und weisen zum Teil ein geringeres Inanspruchnahmeverhalten in Bezug auf die angebotenen Gesundheitsleistungen auf Für die Nicht-Inanspruchnahme von medizinischer Versorgung sprechen meist Ursachen wie mangelndes Wissen, die Scheu Begünstigungen anzunehmen und Angst vor anfallenden Behandlungskosten (vgl.

Pochobradsky et al. 2002:4-8).

Auch andere Studie zeigen, je ungleicher eine Gesellschaft in ihrer Einkommensverteilung ist, desto mehr gesundheitliche und soziale Probleme entstehen.

Ebenso im Bereich von psychischen Problemen wird diese Ungleichheit deutlich. So

(23)

reichen die Raten, in welcher Menschen jährlich psychische Probleme angeben, von 8%

in sehr (sozial-ökonomisch) gleichen Gesellschaften bis zu einer Rate von 25% in sehr ungleichen Gesellschaften, wie ein internationaler Vergleich der WHO zeigt (vgl.

Wilkinson 2009:16). Des Weiteren wird ersichtlich, dass ungleiche Gesellschaften nicht nur den ärmsten 10%, sondern in Summe der ganzen Bevölkerung schadet. So sind von Armut betroffene Menschen deutlich mehr Stress, Ängsten und Sorgen ausgesetzt, was tendenziell zu mehr Misstrauen und Spannungsaufbau in Gesellschaften führen kann.

Auf die Bedrohung eines sozialen Status reagieren Menschen besonders sensibel.

Umgekehrt wird die Lebensqualität nicht durch materielle Güter, sondern durch soziale Beziehungen gesteigert, diese existieren mehr in gerechteren Gesellschaften, in denen mehr vertrauen herrscht (vgl. Wilkinson 2009:14-19).

Doch nicht nur der Blick auf die soziale Ungleichheit macht die (Klinische) Soziale Arbeit zu einem notwendigen Mit-Behandler von Erkrankungen. Die Perspektive wird weiter von einem bio-psycho-sozialen Modell getragen. Engels formulierte bereits in den 70er Jahren in seinem Krankheitsmodell die psycho-sozialen Einflüsse (neben den rein somatischen) auf krankheitsbedingte Faktoren. Da alle drei Dimensionen miteinander in Wechselbeziehung stehen, wird folglich auch der soziale Faktor als Erklärung für die Entstehung von Krankheiten genannt:

„Psychische und soziale Faktoren sind bei Entstehung, Verlauf und Heilung von Erkrankungen von entscheidender Bedeutung, so dass auch die Diagnostik und die Behandlung diese Dimensionen mit einbeziehen muss.“ (Pauls 2013:99)

Der Klinischen Sozialen Arbeit wird eine Kooperationskompetenz abverlangt. Die Perspektive insistiert dadurch, in Bezug auf die psycho-sozialen Interventionen alle drei Ebenen zu berücksichtigen und so gut sie kann Zuständigkeiten abzuklären, denn die vielfältigen Formen sozialer Unterstützung und sozialer Netzwerke stellen die besten Schutzfaktoren körperlicher und psychischer Erkrankungen dar und gelten auch bei bereits bestehenden Problemlagen als eines der besten Heilmittel (vgl. Pauls 2013:109).

Im Konkreten bedeutet dies, Entstehung und Verlauf von Gesundheitsstörungen stehen in Zusammenhang mit sozialen Belastungsereignissen, wie Wohnungsverlust, Arbeitslosigkeit, Tod einer nahestehenden Person usw.

„Gesundheitliche Problemlagen lassen sich danach physiologischen, psychischen und sozialen Systemebenen zuordnen, die miteinander kommunizieren und durch Auf- und Abwärtsbewegungen untrennbar biopsychosozial verwoben sind.“

(Ortmann/Röh 2012:232)

(24)

Diese Systemebenen sind somit als gleichrangig zu verstehen, wobei die Klinische Soziale Arbeit sich bezüglich soziale Dimension als Spezialist ausweisen kann. In dieser Funktion widmet sie sich vor allem den sozialen Ressourcen, welche für die sozialarbeiterische Tätigkeit bei der Sozialen Behandlung von Krankheit und Gesundheit wesentlich sind.

Die Bedeutung von sozialen Ressourcen werden in der Salutogenese-Theorie nach Antonovsky (1997) ersichtlich. Wobei die individuellen Wiederstandsressourcen als ausschlaggeben für den Verlauf von psychischer Erkrankung und Genesung gelten (vgl.

Ortmann/Röh 2012:230f). Der Soziologe präsentierte der Welt eine salutgenetische Sichtweise, welche eine unhinterfragte pathologische Perspektive ablösen sollte. Damit wird das Abweichen von Gesundheit als normaler Zustand, in einem sich ständig verändernden Gesundheits-Krankheitskontinuum, zur Kenntnis gebracht. Antonovsky gibt eine neue Sichtweise auf das Krankheitskonzept: Die Welt und die in ihr lebenden Organismen tendieren zu einer sich wiederholenden Unordnung (Entropie). Dadurch wird eine gesundheitliche Abweichung als normales Ereignis verstanden. Der Blick richtet sich nicht ausschließlich auf die Bekämpfung krankmachender Einflüsse. Vielmehr geht es um die Stärkung von Ressourcen und darum den Organismus von schwächenden Einflüssen widerstandsfähiger zu machen. Die Salutogenese sucht nach Bewältigungsfähigkeiten und Copingmechanismen, die direkt der Gesundheit zugutekommen. Die jeweilige Positionierung im Gesundheits-Krankheitskontinuum ist abhängig vom individuellen Umgang mit Belastungen und dem Kohärenzgefühl. Dieses setzt sich aus drei Komponenten zusammen:

1. Sinnhaftigkeit (künftige Ereignisse stellen sinnvolle Aufgaben dar)

2. Handhabbarkeit (optimistisches Vertrauen, dass Schwierigkeiten lösbar sind) 3. Verstehbarkeit (vorhersehbare Ereignisse sind einzuordnen und zu klären)

Im Sinne eines positiven Kohärenzgefühls wird die Person befähigt neue Herausforderungen und Belastungen im Leben anzunehmen, ihr Handeln selbst zu bestimmen und die Konsequenzen davon auch wahrnehmen zu können. Die Belastungen selbst jedoch sind in diesem Theorieansatz als dem Leben zugehörig zu verstehen und nicht als etwas, dass es grundlegend zu vermeiden gilt (vgl. Pauls 2013:102-107).

Die sozialen Ressourcen umfassen soziale Netzwerke (z.B. Freunde, Familie, KollegInnen, Nachbarschaften, oder kulturelle Gemeinschaften), als auch die darin enthaltenen Unterstützungsleistungen. Wie oben bereits verdeutlicht ergaben Untersuchungen, dass soziale Belastungen im Umfeld auch krankheitsfördernd wirken

(25)

können. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn zu wenig soziale Unterstützung verfügbar ist. Vorhandene soziale Ressourcen im Umfeld jedoch können schützend für die Gesundheit wirken. Im Konzept des social support werden die

• Emotionale Unterstützung

• Instrumentelle bzw. praktische Unterstützung

• Informative Unterstützung

• Interpretative bzw. bewertende Unterstützung

als positive Effekte von Gesundheitsförderung ausgewiesen (vgl. Weinhold/Nestmann 2012:55;Ortmann/Röh 2012:231f).

In diesem Sinn reichen die rein somatischen und psychotherapeutischen Krankenbehandlungen im Gesundheitssystem nicht aus und müssen durch die Soziale Behandlung der (Klinischen) Sozialen Arbeit ergänzt werden, da

1.) die soziale Ungleichheit zur Entstehung von gesundheitlichen Ungleichheiten beiträgt,

2.) soziale Faktoren den Verlauf von gesundheitlichen Störungen im Sinne eines systemischen bio-psycho-sozialen Modells beeinflussen und

3.) soziale Ressourcen und Netzwerke sich positiv auf Gesundheit und Krankheit auswirken.

Außer ihr ist keine andere Profession für die Bearbeitung an sozialen Problematiken ausreichend ausgestattet (vgl. Ortmann/Röh 2012:234). Folglich sieht sich das Fach als sozial behandelnde Profession. Obwohl VertreterInnen wie Helmut Pauls diese Begriffsverwendung selbst als ungewöhnlich sieht, verweist er auf die bedingte methodisch fundierte Vorgehensweise, wie sie als solche Mary Richmond bereits in der ersten Hälfte des 20 Jahrhunderts betonte. Die Begründerin der Einzelfallhilfe verwendete den Begriff „social treatment“ (Richmond 1917:230) in Bezug auf das methodisch angeleitete sozialarbeiterische Vorgehen. Darunter betont sie das Heranziehen von Quellen, das Studieren des sozialen Umfelds und dem darin eingebetteten Individuum als notwendigen Schritt bevor die planmäßigen sozialarbeiterischen Methoden zum Einsatz kommen können (vgl. social diagnosis 1917).

Die vor hundert Jahren angelegte Schrift Richmonds besitzt somit Aktualität. So definiert heute Helmut Pauls, Vorreiter der Klinischen Sozialen Arbeit und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des ZKS-Verlags (Zentralstelle für Klinische Soziale Arbeit) eine Soziale Behandlung als „(…) zielgerichtetes, planmäßiges und methodisches Handeln (treatment).“ (Pauls 2013:177)

(26)

Die Soziale Behandlung steht synonym zum Begriff der Intervention und berücksichtigt immer den „Kontext des beruflichen Selbstverständnisses und der institutionellen Rahmenbedingungen.“ (Stimmer zit. In Pauls 2013:177) Je nach Einrichtung und dem Verständnis von sozialarbeiterischer Tätigkeit kann also Soziale Behandlung stattfinden.

Genauer gesagt: Eine Soziale Behandlung umfasst sozialtherapeutische, beratende und unterstützende Maßnahmen, die in einer professionellen Beziehungsarbeit angewandt werden sollen. Ziel ist eine weitgehendst herbeigeführte Unabhängigkeit der Lebenslage und Lebensweise. Die Soziale Behandlung ist demnach für die Bearbeitung psycho- sozialer Belastung dort zuständig, wo (psycho-)soziale Faktoren das Leidensgeschehen mitbedingt haben (Pauls 2013:183f,179).

Es wurde deutlich, dass ganz im Sinne einer medizinischen Krankenbehandlung der Begriff der Sozialen Behandlung mit einer Sozialen Therapie einhergeht. So würden ÄrtztInnen oder PsychotherapeutInnen eine Therapie ohne Behandlung ablehnen und umgekehrt. Diese Verwobenheit der Begriffe stellt trotz ihrer Logik, eine Erschwernis für die Klinische Soziale Arbeit dar. Da diese auf der einen Seite im medizinischen oder psychotherapeutischen Sprachgebrauch dominieren und auf der anderen Seite das Fach selbst seit je her mit seinen Begriffen und Methoden viel Kritik ertragen musste. Dazu mehr in Kapitel 3.2. Im Folgenden wird nun der Begriff der Sozialen Therapie als Methode der Klinischen Sozialen Arbeit diskutiert.

2.2.2. Soziale Therapie - Ein Konzept mit Lücken

Obwohl dem sozialtherapeutischen Konzept im psychiatrischen Bereich und vor allem in der Klinischen Sozialen Arbeit ein besonderer Stellenwert zukommt, besteht aktuell in den Sozialwissenschaften erhöhter Bedarf an theoretischer und methodischer Fundierung zu jenem komplexen Begriff der Sozialen Therapie. Aufgrund seiner "(...) merkwürdig unscharf[en] (...)" Bezeichnung (Geißler Piltz et al. 2010:8), sowie bis dato fehlenden Etablierung in der Praxis, bleibt die Forderung nach einem einheitlichen Gebilde für die Profession bestehen (vgl. Pauls 2013: 193,293). Bezeichnend dafür würden nach Meinung einiger SozialwissenschaftlerInnen die aktuelle Standespolitik, machtpolitische Interessen seitens Bezugsdisziplinen, sowie falsche Sparmaßnahmen im Gesundheitsbereich stehen (vgl. Beushausen 2016:92; Geißler-Piltz et al. 2005:109).

Im Folgenden sollen verschiedene Anschauungen bezüglich sozialtherapeutischer Überlegungen kritisch diskutiert, Lücken aufgezeigt, aber vor allem das aktuelle Verständnis der Sozialen Therapie für die Klinische Fachrichtung vermittelt werden, um Erstens auf die durch vielfältige Auslegungsformen, entstehenden Probleme aufmerksam

(27)

zu machen und Zweitens, auf die Notwendigkeit eines einheitlichen sozialtherapeutischen Konzepts zu drängen, die einer "Verwässerung der sozialarbeiterischen Kontur(...)" (Nock 2008:95) entgegenwirkt.

Geschichtliche Entwicklungen

Historisch betrachtet wurde, wie bereits mehrmals in der hier vorliegenden Arbeit geschildert, der Begriff der „social therapy“ schon in den Anfängen der sozialen Einzelfallarbeit eingeführt (vgl. Deloie 2011:25) und später durch Salomon und Wronsky (1926) ins Deutsche übersetzt und weiterentwickelt. Durch die Ereignisse im dritten Reich gerieten die methodischen Überlegungen jedoch wieder in den Hintergrund sozialarbeiterischen Handelns. Der Begriff blühte erst in den 70er Jahren, durch die methodischen Importe aus den USA, im deutschsprachigen Raum wieder auf Galuske beschreibt die zunehmende therapeutische Adaption als Antwort auf die Verunsicherung des „(…) methodischen Selbstbewusstseins (…)“ (Galuske 2013:135) der jungen Sozialen Arbeit. Der Vorwurf galt vor allem der fehlenden theoretischen Fundierung von Methoden und somit fehlender Anerkennung der Sozialen Arbeit als eigenständige akademische Disziplin. Ebenso bemängelt wurde ein individualisierter Ansatz. Soziale Arbeit hätte den Fokus zu stark auf den Problemen bzw. Störungen von KlientInnen.

Leitbegriff und Kernpunkt dieser Kritik war jener der Pathologisierung. Bestehende Notlagen der KlientInnen würden als selbstverschuldete Fehlleistungen wahrgenommen, Lebenslage und -bedingungen ausgeklammert, die gesellschaftliche Kontexte unberücksichtigt bleiben und somit die Profession in einer unpolitischen Haltung erstarren (vgl. ebd.:115ff). Der Begriff der Therapie wurde somit einer politischen Sozialen Arbeit entgegengestellt. Erst in den letzten Jahrzenten, im Zuge der Debatte um eine Soziale Diagnostik fand auch die Soziale Therapie wieder Einzug in den sozialarbeiterischen Diskurs (vgl. Mühlum/Gahleitner 2010:105).

Definition und Diskussion des sozialtherapeutischen Begriffs

Um den Begriff der Sozialen Therapie jedoch für die weitere Diskussion zugänglich zu machen, bedarf es zuerst einer inhaltlichen Klärung, da die unterschiedlichen Bezeichnungen von Soziotherapie, Sozialtherapie, sozialtherapeutische Beratung bis hin zur sozialen Psychotherapie auch unterschiedliche Ansätze mit sich bringen (vgl.

Beushausen 2016;Deloie 2011;Pauls 2013). Eine explizite Ausdifferenzierung wird mit, auf dieser Arbeit liegendem Schwerpunkt, wohl nicht gelingen. Nichts desto trotz sollen

(28)

überblicksartig ausgewählte Ansätze angeführt werden, um ein dichteres Gebilde der Diskurse darzulegen.

Therapie leitet sich vom griechischen therapeía ab, meint eigentlich das Dienen und wird als Heilung oder Heilbehandlung übersetzt. Ursprünglich wird der Begriff in der Medizin, in Zusammenhang mit symptomreduzierender, medizinischer Behandlung angewandt, hat sich aber mittlerweile auf andere Bereiche, wie Tanz-, Reit-, Hypno-, oder Maltherapie, weiter ausgedehnt (vgl. Pschyrembel Klinisches Wörterbuch 2012:2073;Galuske 2013:135).

Gernot Hahn definiert im Fachlexikon der Sozialen Arbeit die „Sozialtherapie“ als: „(…) Verfahren der fachlich-gezielten Einflussnahme und Intervention auf pathogene Faktoren in der sozialen Umgebung bzw. in den sozialen Beziehungen (…) von Klient/innen.“

(Hahn 2017: 852) Der klassische Therapie-Begriff der Heilung wird also nun auf die soziale Dimension hingeleitet, indem eine Behandlung der "krankmachenden Faktoren", also der psychosozialen Belastungen angestrebt wird. Im weiteren Verständnis der

„Sozialtherapie“ kann diese in Abgrenzung zu einer medizinischen Körpertherapie, sowie der Psychotherapie (orientiert an der seelischen Einwirkung von Personen) verstanden werden. Eine Behandlung des Sozialen, sprich der Lebensumwelt von KlientInnen entspricht somit der Hilfeleistungen durch SozialarbeiterInnen (vgl. ebd.). Es wird ein erstes Abgrenzungsmerkmal zu anderen gesundheitsbezogenen Professionen ersichtlich. Die methodische und theoretische Eigenständigkeit der Sozialen Therapie stellt dahingehend eine Notwendigkeit und gleichzeitig eine Erschwernis dar. Weiter uneinig scheint man sich schon angesichts der Begrifflichkeiten zu sein. Diese werden im Rahmen dieser Arbeit einer genauen Ausdifferenzierung schuldig bleiben müssen. Vor allem eine oft unklare Trennung der Begriffe, verzögert eine einheitliche Konzeptdarstellung. So schreiben auch Pauls und Stockmann (2013:13): „Unter den Begriffen Sozialtherapie, Soziale Therapie und Soziotherapie findet sich eine ganze Bandbreite von Auffassungen zu sozialtherapeutischen Handeln (…).“

In diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesen werden, dass in Deutschland sozial therapeutische Konzepte sich in institutionell verankerten Aufgabenfeldern wiederfinden.

Staatlich definierte sozialtherapeutische Maßnahmen in Deutschland

Im Unterschied zu österreichischen Standards wurde die Inanspruchnahme einer Soziotherapie/ Sozialtherapie in einigen, wenn auch wenigen und unzureichenden, Bereichen staatlich ausgebaut.

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Gemäß §37a SGB V existiert - seit dem Jahre 2000 - eine gesetzliche Grundlage, die jene Maßnahme der Soziotherapie, durch ambulante Betreuung, als Krankenkassenleistung sicherstellt. Davon profitiert allerdings nur eine sehr kleine Anzahl von psychisch erkrankten Personen (vgl. Pauls/Stockmann 2013:12f).

Ein weiterer, jedoch unterschiedlicher Ansatz für sozialtherapeutische Maßnahmen ist im Handlungsfeld von Straffälligkeit zu verordnen. So besteht seit dem 1. Januar 2003, nach § 9 Absatz 1 des Strafvollzugsgesetzes eine, unter bestimmten Bedingungen, gesetzlich vorgeschriebene Verlegung sexueller Straftäter in sozialtherapeutische Anstalten (vgl. ebd.:13).

Zusätzlich können SozialarbeiterInnen in Deutschland, im Rahmen der Suchthilfe eine

„sozialtherapeutische“ Ausbildung absolvieren (vgl. Bethel 2017). Andere sozialtherapeutische Weiterbildungen gibt es im Bereich der Altenpflege oder der Gesundheitskrankenpflege. Ebenso vom Europäischen Institut für Berufsbildung wird im Rahmen einer achtmonatigen Studiendauer die Sozialtherapie „(…) als Grundlage für sozial orientierte Beratungen und soziale Betreuung (…)“ (Europäisches Institut für Berufsbildung: 2017) angeboten. Es gibt zahlreiche weitere Ausbildungsformen, die hier nicht genannt wurden.

Das Paradoxe der Sozialtherapie spiegelt sich in den Formen der Ausbildungsstätten wieder. Während das Konzept im Masterlehrgang der Klinischen Sozialen Arbeit als Vertiefungsrichtung gelehrt wird, beschreibt es im Falle des europäischen Berufsbildungsinstituts Inhalte einer Grundausbildung. Im Gegensatz dazu wird deutlich, dass in Österreich der sozialtherapeutische Begriff so gut wie gar nicht in der Praxis etabliert zu sein scheint.

Häufig wird auch von sozialtherapeutischer Beratung gesprochen, da die sozialtherapeutischen Unterstützungsleistungen auch immer beratende Kernelemente beinhalten. Soziale Therapie (oder sozialtherapeutische Beratung) ist dort nötig, wo gesundheitliche Faktoren als Folge von psycho-sozialen Problemen identifiziert werden.

Das bedeutet die Problemdefinition und der institutionelle Kontext bestimmen die Form der Therapie. Sie ist also kontextbezogen (vgl. Beushausen 2016:87;Pauls/Stockmann 2013:15).

Horst-Eberhard Richter führt weiter aus:

„Grundsätzlich wird jede Individualtherapie bereits zur [Sozialtherapie] in dem Augenblick, in dem die Krankheit oder das Leiden eines Menschen nicht mehr ausschließlich als seine persönliche Angelegenheit behandelt wird, sondern als

(30)

ein Ereignis, dass ihn mit Personen und Umständen einer sozialen Umwelt verbindet, die der Therapieplan mit einbezieht.“ (Richter 2013:898)

Die unterschiedlichen Bezeichnungen von Therapie sieht Beushausen jedoch als Folge einer bestehenden sinnbefreiten Separation von Koppelungssystemen. Körper, Seele und Soziales in Bezug auf Problemlagen sowie entsprechende Therapieformen sind immer ganzheitlich zu verstehen. Diese stehen in Beziehung zu einander und dürfen auch in der Behandlung nicht starr voneinander getrennt werden. Folglich sollten in einer bio-psycho-sozialen Perspektive auch die Tätigkeiten als fließend verstanden werden (vgl. Beushausen 2016:91f).

„Dies beinhaltet, dass die Begriffe Sozialtherapie, Psychotherapie oder Körpertherapie jeweils eine nicht sinnvolle Einschränkung beinhalten, da sie eine Separation vornehmen, die der praktischen Wirklichkeit nicht entspricht.“

(Beushausen 2016:91)

Die Unterschiede liegen demnach nicht so sehr im inhaltlichen, sondern am Kontext, nämlich dem, der das Interesse von berufsständischen Professionen berücksichtigt. Die institutionellen Rahmenbedingungen sind jedoch wandelbar, Beushausen fordert eine

„(…) Entkrampfung der Verhältnisse von sozialer Beratung bzw. Sozialer Therapie und Psychotherapie (…)“ (ebd.:91). Je nach Problemdefinition und Rahmenbedingungen (Finanzierung) ist die eine oder andere Therapie gefordert.

Es wurde deutlich, dass Begriffe auch kontextabhängig zu betrachten sind. Ob die Bauchschmerzen eines Kindes mit Schulängsten, Magenproblemen oder Autoritätsmissbrauch durch Lehrer in Verbindung gebracht werden, bestimmt in weiterer Folge die therapeutische Maßnahme im jeweiligen Funktionssystem (medizinisch, sozialarbeiterisch, psychotherapeutisch) (Beushausen ebd.:89). Angedeutet wird die Auflösung starrer Begriffstrennungen, um der bestehenden Vielfalt an unterschiedlichen Begriffen und die damit einhergehende Verwässerung der Konzepte entgegenzuwirken.

Obwohl die Forderung Beushausens eine ganzheitliche Sichtweise inkludiert, stellt diese doch einer Professionalisierung der (Klinischen) Sozialen Arbeit entgegen. In den angesprochenen berufsständischen Professionen muss die Soziale Arbeit noch um eine gleichrangige Position kämpfen (siehe Kapitel 2.3.). Dies gelingt nur mit ausgewiesenen theoretisch begründbaren Methoden und einer klaren Definition ihrer erbrachten Leistung.

(31)

Soziale Therapie in Kritik: Individualisierung und Professionsaufwertung

Der Begriff der Sozialen Therapie wird in besonderer Weise in Zusammenhang mit einer Pathologisierung und Individualisierungskritik verstärkt wahrgenommen.

Richter hebt hervor, Sozialtherapie darf und soll nicht bei einer klassischen Individualtherapie stehen bleiben, vielmehr muss sie gesellschaftliche Zusammenhänge anvisieren, welche Chancen für psycho-soziales Wohlbefinden behindern können. Die reine Fokussierung auf das Individuum stellt sich nicht den realen Umweltbedingungen.

Durch soziale Ungerechtigkeiten und ungleichen Zugängen zu gesellschaftlichen Systemen findet psychische Erkrankung erst statt. Somit muss in einem sozialtherapeutischen Ansatz auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam gemacht werden (vgl. Richter 2013: 898f). Auch Galuske warnt vor einem individualistischen Ansatz:

„Die Verlagerung von materiellen zu psycho-sozialen Notständen und der damit einhergehenden Pathologisierung des Klientels erweist sich vor diesem Hintergrund als professionspolitisch funktional-wenn auch gesellschaftstheoretisch bedenklich.“ (2013:118)

Als professionspolitisch beschreibt Galuske die Anlehnung an ein erfolgreiches medizinisches Paradigma. Als bedenklich verweist er auf kritische Stimmen, welche die Ursache von „sozialer Erkrankung“ im Individuum sucht, bzw. dem Individuum zuschreiben möchte und somit gesellschaftliche Prozesse außer Acht lassen würden (vgl.

ebd.).

In der Bandreihe "Perspektiven kritischer Sozialer Arbeit" setzen sich AutorInnen in der aktuellen Ausgabe mit der Therapeutisierung gesellschaftlicher sowie professionsinterner Verhältnisse auseinander. Diskutiert wird unter anderem das in der klinischen Fachrichtung beanspruchte sozialtherapeutische Konzept. Vor dem Hintergrund der Individualisierungsdebatte und dem "Psycho-Boom" in den 70er und 80er Jahren in der Sozialen Arbeit besteht ein immer noch wahrzunehmendes Spannungsverhältnis zwischen BefürworterInnen von „therapeutsierenden“ Konzepten und der Profession im Allgemeinen. Und das, obwohl sich die Klinische Soziale Arbeit klar von einer rein individualisierenden Praxis, einer klassischen Einzelfallhilfe distanziert und die sozialen Verhältnisse betont. Lutz sieht in diesen Entwicklungen lediglich den Versuch einer Professionsaufwertung (vgl. Lutz 2016:749ff).

Daran anknüpfend spricht sich auch Luckas Nock, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften und Absolvent im Masterstudiengang

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