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bestehende Angebote und interdisziplinäre Zusammenarbeit

Übergewicht und Adipositas (7-11 J., w&m) Internationaler Vergleich

7. Darstellung der Forschungsergebnisse

7.9. bestehende Angebote und interdisziplinäre Zusammenarbeit

Die DiätologInnen bieten verschiedene Behandlungen an und führen Elterngespräche durch. Dies ist insofern für die DiätologInnen wichtig, da die Eltern für die Kinder einkaufen gehen und das Essen zur Verfügung stellen. Beim Erstgespräch werden Medikamente, Blutbild und bisherige Erkrankungen und Therapien der Kinder erfragt. Die DiätologInnen bieten auch Workshops in Schulen und Kindergärten an. Typische Themen dieser Workshops sind gesunde Ernährung, Inhaltsstoffe und Zuckergehalt der verschiedenen Lebensmittel und die Ernährungspyramide. Oft kommen Mütter zu den Diätologinnen die sich Sorgen machen, wenn das Kind dicker ist. Überweisungen von KinderärztInnen finden eher selten statt.

Im Landesklinikum St. Pölten finden verschiedene Projekte statt, an denen ein multiprofessionelles Team vertreten ist. Das Team besteht aus ÄrztInnen, SozialpädagogInnen, PsychiaterInnen, Physiotherapeutinnen, PsychologInnen, SozialarbeiterInnen, DiätologInnen, LogopädInnen, ErgotherapeutInnen, PflegerInnen und LabormitarbeiterInnen.

Hier wird besonders der bio-psycho-soziale Ansatz angesprochen. Wichtig ist es einen Blick auf das Familiensystem, das Umfeld des Kindes und die psychologischen Hintergründe zu werfen, und nicht nur auf die Ernährung und Bewegung zu achten. Die Sozialpädagogin hat in diesem Team eine Spezialausbildung in Psychosomatik und beschäftigt sich speziell mit dem Körperbewusstsein und dem Selbstwertgefühl der Kinder. In ihrer Arbeit geht sie

gezielt auf die bio-psycho-sozialen Zusammenhänge ein. Es gibt immer unbewusste Gründe, wieso jemand zu viel isst, da Essen oft als Kompensation für ein anderes oder tieferliegendes Problem fungiert. Deswegen ist es besonders wichtig, dass die PatientInnen auch psychologische Beratung bekommen.

„Das ist ja das, ich bringe ihnen das Kind für kurze Zeit oder für längere Zeit, egal wie lange sie brauchen, aber bitte geben sie ihn schlank wieder zurück. Und das funktioniert nicht. Eventuell könnt ihr es mir geben und ich gebe ihm noch Tabletten. Das würden sie auch noch machen. Aber das funktioniert nicht. Und da brauchen wir ein Verständnis von allen Seiten her. Das man eben jetzt nicht nur wie weit bewegt es sich oder was isst es, sondern wirklich die andere Seite. Weil es ist ein Grund dahinter. Sicher gibt es Veranlagungen, aber wenn ich heute eine Veranlagung habe dann muss ich ein wenig mehr aufpassen, aber das massive Übergewicht ist jetzt nicht nur Veranlagung“ (Gertrude Bauer).

Im Klinikum wird auch das Projekt „ durch dick und dünn“ angeboten, das allerdings nur für Schulkinder zugänglich ist. Es finden Eltern und Kindergespräche und Kochkurse für die Eltern als auch Kinder statt. Die Kinder stellen den Speiseplan zusammen und gehen auch teilweise selbst Einkaufen. Das Projekt zieht sich über 1 Jahr, findet 1 mal in der Woche statt und wird laut Aussagen der Expertinnen sehr gut angenommen. Ambulant wird am Klinikum St. Pölten für jüngere PatientInnen eine ärztliche Untersuchung angeboten und Ernährungsberatung.

Die Klinik berät auch, um Plätze im niedergelassenen Bereich zu finden, da es die Aufgabe der Akutversorgung hat. Die Empfehlung ins Landesklinikum zu einer Untersuchung zu kommen wird von den Schulen angesprochen oder es erfolgt eine Überweisung von KinderarztInnen die starkes Übergewicht oder Adipositas bei den Kindern feststellen. In vielen Fällen sind es auch die Eltern, die den Erstkontakt aufnehmen.

„Und im Bereich der ganz jungen Kinder ab Schuleintritt haben wir das hier so installiert, dass es eine Ambulanz gibt diese Berufsgruppen sind alle vertreten und dann gibt es sehr viele Einzelgespräche. Natürlich mit den Müttern, weil oft brauchen auch die Mamas Unterstützung, dass sie ihren Kindern Grenzen setzen können. Wenn das Kind immer naschen möchte dann gibt es Protest, wenn ich es ihm wegnehme, ein wenig Erziehungsberatung aber auch zuschauen, da kommt dieses psychosoziale zu tragen, was hindert die Mama daran welche Erfahrungen hat sie wirklich in ihrem Lebenslauf, dass es nicht möglich ist. Ich finde es immer so wichtig dass Pädagogik und Psychotherapie ineinandergreift. Weil man auch beides in 1 Stunde gut unterbringt“ (Wagner-Simhandl Sabine).

Das Krankenhaus St. Pölten bietet auch das Projekt „frühen Hilfen“ als eine Einrichtung, die auch in die Familie kommt an. Dieses Projekt wird an einigen Landeskliniken durchgeführt. Eine Mitarbeiterin des Landesklinikum St. Pöltens berichtet, dass es hier verschiedene Möglichkeiten und Schwerpunkte gibt um die Eltern zu unterstützen. Diese umfassen von Kinderturnen und Beratung bei einer Diätologin alle Bereiche, die für Eltern mit Kindern von 0-3 Jahren relevant sein können.

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„Frühe Hilfen sind vom Land. Wir haben das auch einmal am Mittwoch hier bei uns das den KollegInnen die wirklich mit den Eltern auch arbeiten was gibt es in ihrem Umfeld für Institutionen und Unterstützungsmöglichkeiten die man mit den Eltern versucht einzuholen die sie auch annehmen können.“ (Wagner-Simhandl Sabine)

Dr. Eggenbauer Heinz bietet in seiner Praxis Ernährungsberatung an. Wobei dies ca. ab dem 5. Monat stattfindet, ab dem Zeitpunkt, wo von Stillen auf Brei umgestellt wird. Ab diesem Monat bekommen die Eltern von ihm einen Ernährungsplan mit einer Ernährungstabelle zur Information mit. Er trägt das Gewicht jedes Kindes vom Säugling bis zum Jugendlichen auf einer Perzentilkurve ein, um zu sehen ob das Kind dem Alter und seiner Größe entsprechend über-, normal,- oder untergewichtig ist.

Als Angebote in den verschiedenen Kindergärten wurde die gesunde Jause genannt, die in allen Landeskindergärten in Niederösterreich angeboten wird. Das heißt, dass alle Kinder, die einen Landeskindergarten besuchen, die Möglichkeit haben, jeden Tag bei der Jause frisches Obst und Gemüse zu essen. Wichtig war auch allen Pädagoginnen, dass die Kinder regelmäßig den Bewegungsraum nutzen und bei Schönwetter den Garten des Kindergartens. Teilweise wurde an Elternabenden über gesunde Ernährung und Bewegungserziehung gesprochen und auch Expertinnen wie DiätologInnen dazu eingeladen.

Die Sonderkindergartenpädagogin bietet Gespräche für Eltern an, deren Kinder bereits an Übergewicht leiden. Die Kindegartenpädagoginnen können auch von sich aus Ideen einbringen, wobei eine Pädagogin mit den Kindern verschiedenes Gemüse und Kräuter angebaut hat, die dann gemeinsam mit den Kindern geerntet werden. Eine andere Pädagogin hat Arbeitsblätter mit den Vorschulkindern über gesunde Lebensmittel gemacht.

Ein Kindergarten nahm an dem 2-Jährigen Projekt „TUT gut“ des Landes Niederösterreich teil.

„Es ist ein 2-Jähriges Projekt, ein Elternabend wird angeboten, es werden immer wieder Angebote an uns geschickt, wo wir uns selbst wieder fortbilden können, wo die Kindergärten mitmachen können, wo auch interessierte Eltern, auch der Essensanbieter bekommt Informationen“ (Frank Anne).

Zu Beginn des Projekts fand ein Elternabend statt, bei dem die Eltern informiert wurden, wieviel Zucker in Getränken enthalten ist, wie viel Obst und Gemüse die Kinder am Tag essen sollen und die Bewegungspyramide wurde vorgestellt. Dieser Elternabend wurde von den Erziehungsberechtigten sehr gut angenommen. Die Kindergartenpädagoginnen wurden durch das Programm dazu animiert, mit den Kindern praktisch zu arbeiten. Zum Beispiel Kräuter, Erbsen und Karotten anzubauen und eine Kartoffel Pyramide anzusetzen, darüber hinaus, wie man Lebensmittel richtig verarbeiten kann. Als Beispiele nannte sie hier, gemeinsam mit den Kindern Aufstriche herstellen oder Kartoffeln braten, und dann im Kindergarten zu verzehren.

Nachdem das Programm abgeschlossen ist, erhält der Kindergarten eine Urkunde und eine Plakette. Die Pädagoginnen werden angehalten, einmal im Jahr die Eltern darauf

aufmerksam zu machen, wie eine gesunde Jause aussieht und erhalten nach Ablauf des Projekts weitere Angebote, an denen Sie teilnehmen können.

Viele übergewichtige und adipöse Kinder leiden auch an anderen Problematiken und werden oft extern von TherapeutInnen unterstützt, die in eigener Praxis oder in einem Ambulatorium tätig sind. Hier wurden unter anderem ErgotherapeutInnen, PhysiotherapeutInnen oder LogopädInnen genannt und eine Zusammenarbeit mit KinderärztInnen.

Als weitere bekannte Angebote die sich mit der Thematik beschäftigen, wurde der Lehrgang zur „klein und gesund TrainerIn“ genannt. Eine externe Ausbildung, die in fünf Modulen stattfindet und sich mit den Themen Übergewicht, Kochen, Sport, Ernährung und Stressbewältigung auseinandersetzt.

„Die Ausbildung zum klein und gesund! ® Trainer/in setzt sich zum Ziel, die Kompetenzen der Teilnehmer/innen für die vier ganzheitlichen Bausteine Ernährung, Bewegung, Entspannung, seelische Gesundheit bei Kindern nachhaltig zu fördern“ (klein und gesund: 2018).

Als stationäre Angebote waren die Übergewichtigen-Lager bekannt, die schon seit längerem angeboten werden. Der offizielle Name, unter dem diese Lager geführt werden, ist „Diätferien“. In Österreich gibt es verschiedene Anbieter von Diätferien, die mit hohen Kosten verbunden sind und sich über mehrere Wochen erstrecken. Von der Krankenkasse Niederösterreich gibt es bei sieben verschiedenen Anbietern die Möglichkeit, nach einer ärztlichen Bewilligung einen Kostenzuschuss zu beantragen (vgl. Diätferien: 2018).

„Ja es gibt Übergewichtigen-Lager, also im Sommer da gibt es in Pressbaum eines. An und für sich war das anno dazumal in Haizendorf der Vorreiter. Es gibt jetzt auch noch ein paar, wo halt auch Erzieher, Sozialpädagogen und Diätologen mit Übergewichtigen arbeiten, wo dann einmal, also wo während dieser 3 Wochen einmal der Arzt hinkommt“ (Gertrude Bauer).

Auf Babys und Kleinstkinder spezialisiert sind die Angebote „Babys erstes Löffelchen – Ernährung in der Stillzeit und im Beikostalter“ das als Prävention an manchen Landeskliniken angeboten wird. Von der NÖ Gebietskrankenkasse wird ein dreistündiger, kostenloser Workshop angeboten und die Fragen der Eltern beantwortet (vgl. richtig essen von Anfang an: 2018).

Soziale Arbeit hat bis jetzt nur einen Platz im Landesklinikum St. Pölten. In dem auch eine klinische SozialarbeiterIn im Team ist, die sehr geschätzt wird, da alle Professionen eine andere Sichtweise haben und andere Informationen einbringen.

7.10. Unterstützungswünsche und fehlende Präventions- und