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Die Begriffsbestimmung von Engagement fällt im deutschen Sprachraum nicht leicht.

Es sind zahlreiche Begriffe im Umlauf, die sich jedoch deutlich unterscheiden (soziale Partizipation, extracurriculare Aktivitäten, ehrenamtliches Engagement, gemeinnützige Tätigkeit, Freiwilligenarbeit). Der populärste Begriff ist ehrenamt-liches Engagement. Mit ihm ist allerdings eine Beschränkung auf ein Amt verbunden.

In dieser Arbeit wird daher nur der Begriff Engagement verwendet. Engagement ist demnach

eine Aktivität, die

in der Freizeit (neben Unterricht und Beruf) stattfindet,

nicht auf materiellen Gewinn ausgerichtet ist (für die Ehre)

und mittel- oder unmittelbar eine Steigerung des Gemeinwohls zum Ziel hat.

Engagement lässt sich in Arten (z.B. musikalisches oder politisches Engagement) und Formen (z.B. Vereinsvorsitzender, Schatzmeister) differenzieren.

Theoretische Grundlagen

Der Forschung zu Wirkungen von Engagement ist eine mangelt es vielfach an theore-tischer Fundierung. Lediglich die Theorien zum Aufbau von sozialem Kapital und zum informellen Lernen werden häufiger herangezogen.

Soziales Kapital entsteht durch Beziehungen zwischen Menschen und durch Mitgliedschaften in sozialen Netzwerken oder Strukturen. Die so organisierten Menschen sind es auch, die die Quelle für eventuelle Vorteile oder Gewinne darstellen, nicht der Einzelne selbst. In der Forschung zu sozialem Kapital gibt es zwei Richtungen. Die eine steht in der Tradition von Alexis de Tocquville und beschäftigt sich vornehmlich mit der Wirkung von sozialem Kapital auf die Gesellschaft. Die andere Richtung untersucht insbesondere den Nutzen sozialer Netzwerke für den Einzelnen.

Informelles Lernen geschieht spontan während der alltäglichen Arbeit. Es bedarf eines externen oder internen Anstoßes. Es ist dem Lernenden nur bedingt bewusst, zufällig oder durch den Zufall beeinflusst, ein kontinuier-licher Kreis aus Reflektion über das eigene Handeln und erneutem Handeln und eng verbunden mit dem Lernen anderer. Es wird vermutet, dass Engagement reich ist an derartigen Lerngelegenheiten.

Empirische Erkenntnisse

Empirische Erkenntnisse zu Engagement liegen in unterschiedlicher Zahl und Güte für gesellschaftliche Aspekte, für entwicklungspsychologische Fragestellungen, für den Kontext der beruflichen Entwicklung und für die Bedeutung für

Bildungseinrich-tungen vor.

Die gesellschaftlichen Aspekte gliedern sich in die Erkenntnisse zur gesellschaft-lichen Bedeutung, zum Umfang und zur wirtschaftgesellschaft-lichen Bedeutung des Engage-ments.

Die gesellschaftliche Bedeutung von Engagement liegt darin, dass es bei einer Vielzahl von sozialen Fragestellungen (Integration von Randgruppen, Gesundheitsvorsorge, Umweltschutz) positive Beiträge liefert. Darüber hinaus trägt es ganz allgemein zu einem besseren Funktionieren der Gesellschaft bei.

Diese Erkenntnisse bleiben aber durchwegs nicht unwidersprochen stehen, sodass die Wirkungen nicht als gesichert angesehen werden können.

Die Messung des Umfangs von Engagement krankt an der schwierigen begrifflichen Fassung von Engagement. Die neueste Studie zum Engagement in Deutschland berichtet dass sich 36 Prozent der Bundesbürger engagieren.

Diese Zahl schwankt stark, wenn man nach Geschlecht, Alter oder Bildungsgrad differenziert. Im internationalen Vergleich liegt der Anteil engagierter Bürger in Deutschland je nach Studie meist im unteren Mittelfeld.

Die Einschätzung der gesamtwirtschaftlichen Bedeutung ist auf Grund von Bewertungsproblemen der Arbeit der Engagierten schwierig. Verlässliche und aktuelle Zahlen liegen dafür kaum vor. Kaum besser steht es um Daten zu Gewinnen bei einzelwirtschaftlichen Projekten.

Studien zu entwicklungspsychologischen Wirkungen von Engagement auf Jugend-liche untersuchen vor allem die Entwicklung der akademischen Leistung, der sozialen Kompetenz, der Initiative, der Psyche, ethisch-moralischer Werte und des Umfangs von sozialem Kapital. Die überwiegende Zahl der Studien stammt dabei aus den USA.

Die meisten Studien zu akademischer Leistung berichten von positiven Zusammenhängen mit Engagement. Lediglich bei sportlichen Aktivitäten ist das Bild uneinheitlich.

Auch die Entwicklung sozialer Kompetenzen (z.B. Führungs- und Entschei-dungskompetenz, Kommunikationsfähigkeit, Eignung für Gruppenarbeit) profitiert von Engagement. Die Freiwilligkeit des Engagements scheint dabei nur eine untergeordnete Rolle zu spielen.

Die Entwicklung von Initiative (eigenständige Motivation, ein herausfor-derndes Ziel anzustreben) profitiert ebenfalls von Engagement.

Bei der psychischen Entwicklung liegt das Hauptaugenmerk auf der Entwicklung des Selbstbewusstseins und des Selbstwertgefühls sowie auf der Vermeidung von Depressionen. Für alle drei Kategorien finden sich positive Studien. Langfristig hat Engagement diesbezüglich aber keine positiven Folgen.

Bei der Erforschung von Wirkungen von Engagement auf die Entwicklung eines ethisch-moralischen Wertesystems gibt es widersprüchliche Ergebnisse.

Lediglich zur politischen Beteiligungsbereitschaft gibt es umfangreichere

positive Wirkungen zu berichten. Insgesamt ist die Forschungslage in diesem Bereich jedoch kaum zufriedenstellend.

Studien zur Entwicklung von sozialem Kapital zeigen fast einhellig, dass Engagierte mehr soziales Kapital besitzen als ihre nicht engagierten Altersge-nossen.

Mit Blick auf die berufliche Entwicklung wird Engagement vor allem auf seine Zusammenhänge mit dem Berufseinstieg, dem Gehalt und dem hierarchischen Aufstieg untersucht.

Die Zahl der Studien, die die Bedeutung von Engagement auf den Berufsein-stieg beleuchten ist gering. In Deutschland messen Personalverantwortliche Engagement nur eine geringe Bedeutung beim Bewerbungsverfahren zu.

Studien zu Engagement und Gehalt sind zahlreicher. Die Ergebnisse von einigen Langzeitstudien zeigen, dass ehemals Engagierte mit deutlichem Abstand zum Schulabschluss mehr verdienen als ihre ehedem nichtengagierten Altersgenossen. Die meisten gesamtwirtschaftlichen Studien berichten, dass zum Erhebungszeitpunkt Engagierte teilweise deutlich mehr verdienen als Nichtengagierte.

Zum hierarchischen Aufstieg gibt nur eine Langzeitstudie Auskunft. Demnach haben Funktionsträger in der Schulzeit 12 Jahre nach Abschluss der Schule eher einen Arbeitsplatz mit Managementverantwortung inne als diejenigen, die in der Schulzeit keine Funktion übernommen hatten.

Die Bedeutung von Engagement für Bildungseinrichtungen ist ein Bereich, der bislang nur sporadisch und im Hinblick auf wenige Belange umfassend untersucht worden ist. Dabei stellt sich die Situation für schulische Einrichtungen besser dar als für universitäre.

Im schulischen Umfeld ist vor allem der Zusammenhang von Engagement mit dem Schulabbruch und der Einstellung zur Schule untersucht worden. Für beide Kategorien zeigen zahlreiche Studien positive Zusammenhänge mit Engagement.

Für die Forschung zu den Wirkungen von Engagement auf universitäre Belange gibt es lediglich einige erste Ansätze. Forscher, die sich mit den Charakteristika von exzellenten Universitäten beschäftigen, zählen vielfältige Möglichkeiten zum extracurricularen Engagement zu wichtigen Kriterien für Exzellenz. Zusätzlich lässt sich mit dem Engagement von Studenten die Beziehung zwischen einer Universität und ihrer Heimatgemeinde verbessern.

3 Studienerfolg

Als im Zuge der Anstrengungen zur Reform des deutschen Hochschulwesens 1998 mit der Novelle des Hochschulrahmengesetzes den Hochschulen erstmals das Recht einge-räumt wurde, einen kleinen Teil ihrer Studenten selbst auszuwählen, verbanden sich damit große Erwartungen. Nicht wenige versprechen sich davon die Chance, über die Auswahl der Besten aus den Studienbewerbern Anschluss zu finden an die interna-tional renommierten anglo-amerikanischen Spitzenuniversitäten (Dierkes & Merkens, 2002). Das kann jedoch nur bei einer optimalen Nutzung der neuen Möglichkeiten gelingen. Dafür bedarf es einer Diskussion, was Studienerfolg ist, welche Vorausset-zungen Studienbewerber dafür mitbringen müssen, wie man Studienerfolg vorhersagt und wie man mit diesem Wissen dann ein geeignetes Auswahlverfahren konzipiert.