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Wesentliche Ergebnisse des Arbeitstreffens „Let’s work with opera!“ 11 Der Evaluationsbericht von Renee Smithens stellt die Details des Ablaufs, die

Frage 2: In allen Workshops machten den nachhaltigsten Eindruck die vielfältigen, abwechslungsreichen und unterschiedlichen Methoden, die persönlichen Erfahrungen

5.5. Internationales Arbeitstreffen: “Let’s work with opera!”

5.5.5 Wesentliche Ergebnisse des Arbeitstreffens „Let’s work with opera!“ 11 Der Evaluationsbericht von Renee Smithens stellt die Details des Ablaufs, die

Er-gebnisse der Diskussionen und die Analyse der Befragung ausführlich dar (2. Band Kapitel 2.9 Seiten S 1 – S 33).

Alain Kerlan von der Universität Lyon geht in seinem Kommentar und seinen Beo-bachtungen auf das Spannungsverhältnis „Kreativität versus Rezepte“ ein. Alle drei Konzepte bewegen sich in diesem Spannungsfeld und legen unterschiedliche Schwerpunkte. Er setzt auch die Art und den Stil des jeweiligen Konzepts in den kulturellen Kontext.

Zum Schluss verweist er auf die Schlüsselrolle des Spielleiters für das Gelingen des Workshops. Zu den Qualifikationen gehören für ihn die Persönlichkeit, das Metho-denrepertoire aber vor allem das Fachwissen als Musiker und Künstler.

Markus Kosuch stellt Gemeinsamkeiten und Unterschiede der drei Ansätze heraus.

Zu den Gemeinsamkeiten gehört, dass in allen drei Methoden der Spielleiter Prozes-se initiiert, in denen Kreativität, Kommunikation und integrative GruppenprozesProzes-se von zentraler Bedeutung sind. Um diese Prozesse in Gang zu bringen, werden Übun-gen aus dem breiten Feld der Theaterpädagogik und des Theatertrainings benutzt.

Diese Übungen ähneln sich oft, werden aber in unterschiedlichen Kontexten und mit unterschiedlicher Zielsetzung benutzt.

Die Teilnehmer lernen durch praktische Partizipation und Erfahrungen. In allen drei Konzepten gibt es prozessorientierte und produktorientierte Phasen. Die Gewichtung dieser Phasen ist in den drei Konzepten sehr unterschiedlich. Unter dem Blickwinkel der musikpädagogischen Theorie kann festgestellt werden, dass alle drei Konzepte im Kern handlungsorientierte sind. Da in Phase sechs und sieben des Belgischen Konzepts „Repertoire und Kreativität“ (Kapitel 5.5.3.1 S.178) auch die Auswertung und Verarbeitung der Erlebnisse vorgesehen ist, kann hier im weiteren Sinne auch von einem erfahrungsbezogenen Konzept gesprochen werden.

Die drei Konzepte unterscheiden sich ganz wesentlich in ihren Zielen, ihren Wur-zeln, ihrer Terminologie und der Gewichtung, die sie dem Prozess bzw. dem Produkt zuweisen.

In einer Übersichtstabelle, die im wesentlichen der englischen Fassung folgt, werden die Unterschiede in Stichworten schematisch dargestellt (2. Band Kapitel 2.9 S. 35):

11 Einzelheiten in 2.9 von Band 2

Unterschiede Repertoire und Kreativi-tät (B)

Szenische Interpretation von Musiktheater (D)

Eine Opernszene im Klassenraum (GB) Zielsetzung Einen kreativen Prozess

initiieren

Die Kreativität fördern mit dem Ziel, dass diese Kreativität die pädago-gische Arbeit befruchtet

Einen Lernprozess über eine Oper des Reper-toire zu initiieren und dabei Kreativität und die Erfahrungen der TN zu nutzen

Eine Bedeutung in/ eine Interpretation der Oper zu finden, durch hand-lungsorientierte Arbeit mit Musik, Text und Rollen

Eine „kleine“ Oper zu produzieren, mit dem Ziel, die kreativen Fä-higkeiten der TN zu fördern und etwas über Oper im allgemeinen zu lernen.

Wurzeln Vor dem Hintergrund der künstlerischen Aus-bildung entstanden

Entstand aus dem „Er-fahrungsbezogenen Ler-nen“ aus der

Schulpädagogik

Vor dem Hintergrund der künstlerischen Aus-bildung entstanden

Künstleri-scher Schwer-punkt

Musik (und Drama) Musik (und Drama) Drama, Musik, Bilden-de Kunst sind gleichbe-rechtigt

Methode/

Workshop-konzeption

Elementare Struktur des Workshops ohne “Re-zepte” wird ausgegeben

Hintergrundinformation zur Oper ist Teil der Konzeption

detailliert ausgearbeite-te und beschriebene Workshopkonzeption für Lehrer. Beinhaltet Schülermaterial, um den Transfer in die Schule zu erleichtern.

detailliert ausgearbeite-te und beschriebene Workshopkonzeption mit vielen praktischen Tipps für den Schul-gebrauch.

Schüler-material Es gibt Material für Schüler

Material speziell für Schüler ausgearbeitet, um im „normalen“ Un-terricht damit zu arbei-ten

Kein spezielles Materi-al für die Schüler (die Schüler entwickeln alles Material selbst, da kein Bezug zum Repertoire besteht).

Beziehung zum Reper-toire

Eine leichte Verbindung zum Repertoire. Das Repertoire ist lediglich ein „Futter“ für den kre-ativen Prozess der TN

Eine enge Verbindung zum Repertoire. Alle Übungen und Inhalte stehen im Verbindung mit der jeweiligen Oper

Keine Verbindung zum Repertoire (diese Ver-bindung ist grundsätz-lich möggrundsätz-lich, indem das Thema einer Repertoire-Oper als Impuls für die kreative Arbeit genutzt wird.)

Rolle des Workshop-Leiters

Moderator und Gestalter einer kreativen Erkun-dung

Moderator eines Lern-prozesses

Moderator, der den kreativen Prozess anlei-tet und steuert. Anima-teur, der kreative Impulse gibt.

Transfer in die

Arbeit Mit dem kreativen Pro-zess des Workshops

„hoffen wir, dass die Lehrer sehen können, wie sie ihre Erfahrun-gen in ihre Lehrmetho-den integrieren können“12

Ein Werkzeugkasten mit Übungen wird an-geboten, um den Pro-zess der Szenische Interpretation von Mu-siktheater zu strukturie-ren, mit speziellem Material für Schüler

Unzählige Tipps wer-den im Workshopkon-zept gegeben, um den Transfer in die Schule zu unterstützen.

Die Unterschiede lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:

12 zitiert aus dem Handout-Material vom Theatre de la Monnaie

1. Repertoire und Kreativität ist ein Konzept, um Kreativität im allgemeinen zu fördern. Dabei werden musikalische und szenische Elemente genutzt, die mit ei-ner Oper des Repertoires verbunden sein können.

2. Szenische Interpretation von Musiktheater ist ein erfahrungsbezogenes Konzept, die ursprünglich für die Schule entwickelt wurde, um an der Interpretation einer Oper des Repertoires zu arbeiten.

3. Eine Opernszene im Klassenraum entwickeln ist ein Konzept, um die Produktion einer Oper(n-szene) zu initiieren, die Elemente von Musik, Drama und Kunst beinhalten.

Der Transfer dieser Konzepte in die Schule hängt im wesentlichen vom Schulsystem der verschieden Länder, den Zielen der jeweiligen opernpädagogischen Abteilung, sowie persönlichen Präferenzen der Lehrer und Mitarbeiter der Opernhäuser ab. Er hängt auch vom kulturpolitischen Hintergrund und insbesondere der Operntradition ab. Der Stellenwert der Oper ist in den europäischen Ländern sehr unterschiedlich.

Auch der kulturpolitische Auftrag der Opernhäuser variiert stark. In Deutschland sind Opernhäuser Orte der Kunstproduktion. Sie haben keinen bildungspolitischen Auftrag, der sie verpflichtet opernpädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendli-chen zu maJugendli-chen. Im Gegensatz dazu ist in Großbritannien seit der Regierung von Tony Blair der künstlerische Etat eines Opernhauses an den Etat für bildungspoliti-sche Aufgaben gekoppelt ist. „Education“/ Bildung ist also mittlerweile eine der zentralen Aufgaben der Institution Oper, und die Institution ist verpflichtet opernpä-dagogische Arbeit mit Schulen und im Gemeinwesen zu leisten.

Beim Arbeitstreffen wurde die enge methodische Führung der Teilnehmer in der Arbeit mit der Szenischen Interpretation von Musiktheater von einigen als hilfreich, von anderen als einschränkend und beengend empfunden. Für manche war die Of-fenheit von Repertoire und Kreativität befreiend, für andere wieder zu chaotisch und ziellos.

„Quality of diversity“ – „Qualität der Unterschiedlichkeit“

„Quality of diversity“ – „Qualität der Unterschiedlichkeit“ ist eines der zentralen Ergebnisse aus der Arbeit der Arbeitsgruppe 2 des Projekts „Why/ how opera educa-tion today?“ und insbesondere des Arbeitstreffens „Let’s work with opera!“.

„Qualitiy of diversity“ ist der zentrale Schlüsselbegriff für Kooperation und zukünf-tige Arbeitstreffen in der Art von „Let’s work with opera!“.

Jedes Konzept hat seine Stärken, Schwächen und Schwerpunkte. Es hängt immer vom Kontext des jeweiligen Projekts ab, mit welchem Konzept es sinnvoll ist zu arbeiten. Es macht diesbezüglich auch keinen Sinn Konzepte gegeneinander auszu-spielen.

Mit dem Arbeitstreffen „Let’s work with opera!“ wurde eine Konferenzstruktur er-folgreich erprobt, die es ermöglicht, in Zukunft auch andere musiktheaterpädagogi-sche Ansätze miteinander zu vergleichen. Die Rückmeldungen zeigen die

Notwendigkeit für Transfer, Ideenaustausch und Impulse von kreativem Lernen und Lehren. Die Lehrer im besonderen haben sehr von diesem Arbeitstreffen und der Begegnung mit Kollegen aus europäischen Ländern profitiert. Dadurch haben sie neue Perspektiven und Ideen für einen kreativen Unterricht erhalten.

Der Wert der Kooperation zwischen Lehrern und Künstlern

Es wurde für die Beteiligten deutlich, wie wichtig es für Lehrer und Schüler ist, sich mit grundlegenden menschlichen Konflikten auseinander zu setzen und sich dabei der multimediale Kunstform Oper zu bedienen, sowie von Zeit zu Zeit die Schule zu verlassen und von Künstlern zu lernen, wie sie Fragen stellen und diese beantworten.

Die Rolle kultureller Institutionen

Es wurde auf dem Arbeitstreffen betont, wie wichtig es für die Europäer ist, dass andere Institutionen als die Schule zur grundlegenden Aufgabe der kulturellen Bil-dung beitragen. Die Kunstform Oper und die Institution „Oper“ kann durch ihr Re-pertoire (Tradition), ihre Praxis (kreatives MethodenreRe-pertoire) und ihre Philosophie (eine Bedeutung in der Welt zu finden) zur kulturellen und ästhetischen Bildung bei-tragen, ohne sich in eine Bildungsinstitution zu verwandeln.

„Human-Kapital“/ Investition

Die vielen Menschen, die nötig sind, um Opernaufführungen zu realisieren, bedeuten hohe Kosten. Diese Kosten können leichter legitimiert werden, wenn sich diese Men-schen nicht nur auf die Produktion von Kunst konzentrieren, sondern ihr Wissen und Können in der kulturellen Bildung einbringen und so mehr Menschen von den inves-tierten Mitteln profitieren können.

Kreative Intelligenz entwickeln

Das Erfahrungslernen und die Kreativität ist für Lehrer, Schüler und die Schule im allgemeinen wichtig. Die Institution Oper kann einen Raum in der Gesellschaft schaffen, wo diese Art des Lernens praktiziert werden kann.

Der Wert der europäischen Zusammenarbeit

Die Qualität der Unterschiedlichkeit (Quality of diversity) ist für Europa wichtig. Da

„Oper“ eine europäische Kunstform mit einem gemeinsamen Repertoire ist, können einzelne Unterschiede Teil einer gemeinsamen, europäischen Identität sein.