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4. Die Szenische Interpretation von Musiktheater im Modell

4.5. Erprobung des Modells „Junge Oper“ in sieben Produktionen (Modell- (Modell-versuchen)

4.5.7. Expedition zur Erde von Bernhard König 1. Beschreibung des Werks und Uraufführung

4.5.6.6. Ergebnisse, Konfliktlinien, Interpretation (F4)

Die Öffnung des Produktionsprozess für Schüler in Form von Probenbesuchen ging in dieser Produktion am weitesten.

Die Ausweitung des Probenzeitraums durch die Vorschaltung eines Workshops an dem der Laien-Projekt-Chor und die Solisten gleichermaßen beteiligt waren, ermög-lichte es, auch mit Fragestellungen aus dem Spielkonzept zur Szenischen Interpreta-tion von Musiktheater zu arbeiten. Der Workshop selbst lag zeitlich wiederum zu nah am Probenbeginn, so dass die Perspektiven der beteiligten Sänger und der Jugendli-chen auf das Werk nicht wirklich in die konzeptionelle Umsetzung integriert wurden.

Der Aspekt der Rollenarbeit, wie man sie aus Theaterproduktionen kennt, wurde wie in Kapitel 4.5.6.4. beschrieben, in die Opernarbeit integriert, was im Effekt die Ju-gendlichen wirklich in der Produktion in der Rolle „leben“ ließ.

Die Konfliktlinien bezogen sich erneut auf die Fragestellung, wie der Anspruch „pro-fessionelle künstlerische Arbeit und die Perspektiven von Jugendlichen auf das Werk durchdringen sich“ von Opernpädagogik auf der einen Seite und dem Produktions-team auf der anderen interpretiert wurde und in den Produktionen umgesetzt werden sollte (siehe insbesondere Kapitel 4.5.2.6). Das Thesenpapier zur eigenständigen Ästhetik der Jungen Oper (siehe Kapitel 4.6.1.) war zu diesem Zeitpunkt bereits for-muliert, wurde aber nicht abschließend diskutiert und entschieden.

4.5.7. Expedition zur Erde von Bernhard König

2). Die nächste Expedition zur Erde bringt Bilder auf den Planeten Lyra, die die Wis-senschaftler versuchen nachzustellen. Dies hat wiederum keinen Erfolg (Szene 3).

Von der nächsten Expedition bringen die Wissenschaftler Tonträger und Abspielge-räte mit. Diese Dinge werden zu einer Medizin verrührt und gegessen. Doch auch dieser Versuch beantwortet die Frage nicht, was Musik sei (Szene 4). In der letzten Szene ist es die Hofnärrin, die durch einen Schlag auf ein Kelchglas inspiriert ein Klanglabor bespielt. Von der Hofnärrin angeführt entdecken die Wissenschaftler den Gesang (Szene 5). Im Epilog dann berichtet die Hofnärrin, dass König Ludus nun unterwegs sei, um anderen von „Musik“ zu erzählen.

An diesen ersten Teil schließt sich im zweiten Teil eine musikalische Expedition an, auf die die Lyresen und die Orchestermusiker zusammen mit dem Publikum gehen.

Die Zuschauer begeben sich auf eine Expedition in sieben Klangräume, in denen sie aktiv klanglich, musikalisch tätig sein können.

Im dritten Teil dann kommt das Publikum mit den Sängern und dem Orchester von der Expedition in den Theaterraum zurück und eine musikalische Improvisation, mit dem Expeditionsmaterial beginnt.

Der erste Teil des intergalaktischen Musiktheaters wurde am 1. Dezember 1995 am Hans Otto Theater Potsdam uraufgeführt. Die Kombination aus erstem und zweitem Teil wurde am 12. November 2000 und die Kombination aus den Teilen 1-3 am 7.

Juli 2001 in der "Jungen Oper der Staatsoper Stuttgart" uraufgeführt.

4.5.7.2. Produktionszeitraum in der Jungen Oper der Staatsoper Stuttgart und Besonderheiten der Produktion

Die siebte Produktion der Jungen Oper der Staatsoper Stuttgart wurde in der ersten Fassung im Zeitraum 10. September bis 12. November 2000 und in der zweiten Fas-sung im Mai bis Juli 2001 realisiert. Das Publikum sollte in dieser Produktion inter-aktiv in das Geschehen integriert werden. Dazu wurden um den Aufführungsraum herum 7 Klangräume als Erfahrungsstationen in Kooperation mit dem Kindermuse-um exploratotiKindermuse-um konzipiert. Diese KlangräKindermuse-ume wurden zKindermuse-um Teil von Kindern ge-meinsam mit Künstlern realisiert. In der zweiten Fassung der Jungen Oper der Staatsoper Stuttgart wurden die Klangräume so modifiziert, dass die Zuschauer von der Expedition Material in den Theaterraum mitbrachten und sich dann eine musika-lische Improvisation an die Expedition anschloss. Erst in dieser 2. Fassung wurde der 3. Teil umgesetzt.

Außerdem wurde im Vorfeld der zweiten Aufführungsserie eine 14-tägige Ausstel-lung „Ganz-Ohr“ vom Kindermuseum exploratorium in den Räumen des Kammer-theaters realisiert. Diese Ausstellung wurde unter anderem auch für die

musiktheaterpädagogische Projektarbeit genutzt (siehe Kapitel 4.4.3.).

Im Zeitraum vom 12. November bis 15. Dezember 2000 wurden 19 Vorstellungen und vom 7. bis 21. Juli 2001 14 Vorstellungen realisiert.

4.5.7.3. Beteiligungsformen der Kinder und Jugendlichen in der Produktion (F1)

In der folgenden Übersicht werden die Bereiche in denen Kinder und Jugendliche in der Produktion mitwirkten, die Anzahl der Beteiligten und die Kooperationspartner der Produktion benannt.

Bereiche Anzahl der beteiligten Jugendlichen

Kooperationspartner (In-stitutionen)

Bühnenbild/Klangräume 25 Volkshochschule,

Jugend-kunstschulen, Kindermuse-um exploratoriKindermuse-um

Kostümproduktion Ca. 10 Ausbildungswerkstätten

der Staatsoper Stuttgart Kinder und Jugendliche hatten in dieser Produktion die Möglichkeit an der Probe des 2. Teils, der Expedition des Publikums in die Klangräume, aktiv teilzunehmen. Da die Sänger und Orchestermusiker keine Erfahrung in der Interaktion mit dem Publi-kum hatten, wurden Kinder in zwei Proben eingeladen, das PubliPubli-kum zu „spielen“

und so den Künstlern die Gelegenheit zu geben, die Expedition zu proben.

4.5.7.4. Rolle der Szenischen Interpretation in der Produktion (F2)

Die Szenische Interpretation spielte in dieser Produktion keine Rolle. Wohl aber auf die vielfältigste Weise in den begleitenden Projekten (siehe Kapitel 4.4.3.).

4.5.7.5.Abgleich mit den Kriterien A 1, A 2 und A 3 aus Kapitel 4.5.

(A1) Die enge Verknüpfung zwischen Projekt und Produktion lag erneut darin, dass Schüler ab der 3. Produktionswoche Proben besuchen konnten, nachdem sie die Oper szenisch interpretiert hatten. Das Spielkonzept wurde unabhängig von der Inszenie-rung entwickelt.

(A 2) Im Bereich der klanglichen Erfahrungsräume fanden Objekte, die von Kindern gestaltet wurden, Eingang in die Produktion.

(A 3) Kinder und Jugendliche waren im komponierten Teil nicht an der Produktion beteiligt.

Die Beteiligung bezog sich in dieser Produktion, wie unter 4.5.7.1. dargestellt, auf die Mitwirkung in der Vorstellung selbst. Diese Form des Musiktheaters ist wesent-lich vom Mitspieltheaterproduktionen des MOKs Theaters/Bremen inspiriert.

4.5.7.6. Ergebnisse, Konfliktlinien, Interpretation (F4)

Die Produktion war in ihren Ausmaßen (Theaterraum und 7 Klangräumen) die auf-wendigste Produktion. In ihr wurde erstmals in der Jungen Oper der Staatsoper Stutt-gart versucht zu einer Art Mitwirkung des Publikums in einer

Musiktheateraufführung zu kommen. Dies ist für das Theater keine neue, für das Musiktheater an Opernhäusern aber sehr wohl eine neue Entwicklung.

Die Produktionsweise des komponierten Teils orientierte sich an der klassischen In-szenierungsarbeit und den herkömmlichen Produktionsabläufen eines Opernhauses.

In dieser Hinsicht fand in der siebten Produktion eine Verlagerung des Fokus statt.

Die Aufführung selbst sollte Aspekte des Erfahrungslernens beinhalten ohne dabei didaktisch zu werden.