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4. Die Szenische Interpretation von Musiktheater im Modell

4.5. Erprobung des Modells „Junge Oper“ in sieben Produktionen (Modell- (Modell-versuchen)

4.5.6. The Jumping Frog von Lukas Foss

In einer Werkkonstruktion unter Beteiligung von Jugendlichen entsteht eine „nicht-hierarchische“ Arbeitsweise. Die Beteiligung der Jugendlichen bei der Werkkon-struktion verändert das Werk selbst und setzt einen „Kreislauf“ in Gang

K om ponist und Librettist

„konstruieren“ eine W erk Idee

K ünstler (S änger, M usiker, Jugendliche und R egie,

D ram aturgie) nutzen, verändern und bereichern das M aterial und erzeugen neues.

Es wurden hier diese Arbeitsweisen miteinander vermischt, was zu Konflikten führt, wie sie oben beschrieben wurden. In Kapitel 4.6. wird dies nochmals im Gesamtzu-sammenhang der "Jungen Oper der Staatsoper Stuttgart" diskutiert werden.

Als kurzer Exkurs soll die Intervention der Jugendlichen, die sich in der Drohung, die Produktion zu verlassen oder Geld zu fordern unter handlungstheoretischem Ge-sichtspunkt betrachtet werden. In der Drohung wird deutlich, dass die Motive und die Ziele der Institution Oper den ihren entgegen liefen. Wenn sie in dem System der Oper nur funktionieren sollten, dann wollten sie bezahlt werden, so wie die professi-onellen Künstler auch. Das Ziel „mitzuwirken“ und den Prozess zu beeinflussen hät-te durch das Ziel „Geld verdienen“ ersetzt werden können. Das setzhät-te die Frage auf Seiten der Leitung und Verantwortlichen der Institution Oper in Gang, ihre Ziele und damit letztendlich ihre Motive offen zu legen: Sollen die Jugendlichen ernst genom-men werden oder sollen die Jugendlichen nur mitmachen (vergleiche auch Kapitel 4.2, S.66: Gründe, Jugendliche in den Produktionen nicht zu bezahlen; und Kapitel 4.6 Interpretation)? Interpretation)?

Der Held der Stadt ist Daniel Webster, ein Frosch mit unerhörtem Sprungvermögen.

Sein Besitzer ist Smiley. Onkel Henry, der Wirt des Saloons, dessen Nichte Lulu und Smiley selbst träumen vom Ruhm des Städtchens. Die Saloontür öffnet sich. Der Fremde betritt den Saloon. Stille! Eine Provokation!

Smiley wettet: “Kein Frosch springt so weit wie der Frosch-Held Daniel Webster!”

Der Fremde steigt auf die Wette ein.

Heimlich lässt der Fremde den Frosch Daniel eine Handvoll Schrot schlucken und ver-führt dann die schöne Lulu ...

Alle Einwohner der Stadt beteiligen sich an der Wette und setzen auf den Frosch-Helden.

Topp, die Wette gilt! Ein eilig herbeigeschaffter Frosch springt kläglich. Daniel Webs-ter gar nicht. Ein Skandal! Höhnend verlässt der Fremde die Stadt mit dem gesamten Wettgeld.

Doch der Betrug wird im letzten Moment entdeckt und der Fremde ohne Geld verjagt.

Lukas Foss hat eine Musik komponiert, die in der Orchestrierung und im Satz mit der Opera buffa des 18. Jahrhunderts kokettiert. Er integriert Elemente des Jazz und der Volksmusik“ (Kosuch, 2000, S. 6)

Uraufgeführt wurde die Oper 1950 an der Indianer University in Bloomington USA.

4.5.6.2. Produktionszeitraum in der Jungen Oper der Staatsoper Stuttgart und Besonderheiten der Produktion

Die sechste Produktion der Jungen Oper der Staatsoper Stuttgart wurde im Zeitraum Anfang Mai – 29. Juni 2000 realisiert. Es fanden im Zeitraum vom 29. Juni bis 25.

Juli 2000 insgesamt 20 Vorstellungen statt.

4.5.6.3. Beteiligungsformen der Kinder und Jugendlichen in der Produktion (F1)

In der folgenden Übersicht werden die Bereiche in denen Kinder und Jugendliche in der Produktion mitwirkten, die Anzahl der Beteiligten und die Kooperationspartner der Produktion benannt.

Bereiche Anzahl der beteiligten Jugendlichen

Kooperationspartner (In-stitutionen)

Chor 22 Projektchor

Praktika Maske/ Licht 7 2 Realschulen (Tübingen

und Leinfelden) 1 Gymna-sium Großraum Stuttgart Hospitanzen: Regie,

Pro-jekt, Bühne, Kostüm

4 Studenten -

Kostümproduktion Ca. 10 Ausbildungswerkstätten der

Staatsoper Stuttgart Der Chor bestand ausschließlich aus Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 25 Jah-ren.

Die Jugendlichen des Chores waren in den sich an jede Aufführung anschließenden Gesprächen mit dem Publikum genauso beteiligt wie die jungen Solisten und künst-lerischen Mitarbeiter der Produktion.

4.5.6.4. Rolle der Szenischen Interpretation in der Produktion (F2)

In der Produktion „Jumping Frog“ wurde mit dem gesamten künstlerischen Team, bestehend aus jugendlichen Laien und jungen Profis in einem einwöchigen Work-shop gearbeitet, der der Probenphase vorgeschaltet war. Hier wurden unter anderem Interpretationsmöglichkeiten unter Benutzung von Elementen der Szenischen

Interpretation von Musiktheater erprobt. Es entstanden zahlreiche Rollenbiographien, die sich zum Teil auch im Programmheft der Produktion wiederfinden (The Jumping Frog, Programmheft S. 10 –13). In diesem Workshop wuchsen die jungen Profis und der Chor aus jugendlichen Laien innerhalb kurzer Zeit zu einem Ensemble zusam-men, was sich in der Kraft und Atmosphäre der Aufführungen widerspiegelte.

4.5.6.5.Abgleich mit den Kriterien A 1, A 2 und A 3 aus Kapitel 4.5.

(A1) In dieser Produktion war der Probenbesuch für Schüler, die die Oper szenisch interpretiert hatten, erstmals ab der ersten Probenwoche möglich. In den sich an die Proben anschließenden Gesprächen, wurden die Künstler ermutigt, sich auch mit Fragen, die sich aus ihrer Perspektive ergeben, an die Schüler zu wenden. Aus den Erfahrungen der ersten Produktionen wurde deutlich, dass auch Künstler aus den Gesprächen mit den Schülern Anregungen und Impulse erhalten können. So wurde die Frageperspektive „Schüler fragen Künstler“ um die Dimension „Künstler fragen Schüler“ erweitert. Das Spielkonzept wurde unabhängig von der Inszenierung entwi-ckelt.

(A 2) Durch die intensive Workshop-Arbeit fanden Haltungen und Sichtweisen punktuell Eingang in die Produktion. Die intensive Rollenarbeit und die Arbeit an Rollenbiografien verstärkten die Identifikation mit den Rollen, insbesondere auf Sei-ten der Jugendlichen im Projektchor.

(A 3) Kinder und Jugendliche waren wie unter 4.5.1.3. angeführt in vielfältiger Wei-se an der Produktion beteiligt.

4.5.6.6. Ergebnisse, Konfliktlinien, Interpretation (F4)

Die Öffnung des Produktionsprozess für Schüler in Form von Probenbesuchen ging in dieser Produktion am weitesten.

Die Ausweitung des Probenzeitraums durch die Vorschaltung eines Workshops an dem der Laien-Projekt-Chor und die Solisten gleichermaßen beteiligt waren, ermög-lichte es, auch mit Fragestellungen aus dem Spielkonzept zur Szenischen Interpreta-tion von Musiktheater zu arbeiten. Der Workshop selbst lag zeitlich wiederum zu nah am Probenbeginn, so dass die Perspektiven der beteiligten Sänger und der Jugendli-chen auf das Werk nicht wirklich in die konzeptionelle Umsetzung integriert wurden.

Der Aspekt der Rollenarbeit, wie man sie aus Theaterproduktionen kennt, wurde wie in Kapitel 4.5.6.4. beschrieben, in die Opernarbeit integriert, was im Effekt die Ju-gendlichen wirklich in der Produktion in der Rolle „leben“ ließ.

Die Konfliktlinien bezogen sich erneut auf die Fragestellung, wie der Anspruch „pro-fessionelle künstlerische Arbeit und die Perspektiven von Jugendlichen auf das Werk durchdringen sich“ von Opernpädagogik auf der einen Seite und dem Produktions-team auf der anderen interpretiert wurde und in den Produktionen umgesetzt werden sollte (siehe insbesondere Kapitel 4.5.2.6). Das Thesenpapier zur eigenständigen Ästhetik der Jungen Oper (siehe Kapitel 4.6.1.) war zu diesem Zeitpunkt bereits for-muliert, wurde aber nicht abschließend diskutiert und entschieden.

4.5.7. Expedition zur Erde von Bernhard König